Barador Tevonak

Du betrittst die dunkle Schmiede, von der du auf deinen Reisen nach Lohengrin gehört hast.
Der Zwerg, den du suchst, sitzt bei schwachem Kerzenschein über eine vergilbte Karte gebeugt.
Dicke Rauchschwaden drängen aus der reich verzierten Tabakpfeife, verwirbeln an seinen buschigen Augenbrauen und haben bereits den ganzen Raum gefüllt.
Du möchtest dich nähern, doch als du einen Schritt nach vorne machst, trittst du auf ein herumliegendes Stück Kohle, welches knisternd zerbricht.

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Barzul! Bei Belas dem Schmied! Warum schleichst du dich so an mich heran, Menschling?
ruft er auf seinem Stuhl herumwirbelnd.
Was meinst du, wie es sich anfühlt, wenn meine Axt dir den Schädel spaltet?

Du hebst beschwichtigend die Hände und versuchst ihn zu beruhigen.
Hastig nach Worten ringend erklärst du ihm, dass du dem Rat eines Händlers folgend, welcher dir von den meisterlichen Arbeiten des Zwerges erzählt hat, die Reise in das grüne Tal auf dich genommen hast, um ihn zu bitten, dich als deinen Lehrling aufzunehmen.

Ein Mensch soll die geheime Kunst meines Volkes erlernen? Vrakas! Wofür hältst du dich?
Er spuckt auf den Boden und geht mit seinen schweren eisenbewehrten Stiefeln auf dich zu, um dich hinaus zu werfen.

Als das Licht der wenigen Kerzen sein Antlitz erhellt, siehst du die tiefen Narben, welche sein Gesicht überziehen. Mit Erschrecken stellst du fest, dass dort, wo sein linkes Auge sein sollte, nur eine leere Höhle ist.

Was starrst du mich so an, du Fleischsack? , fragt er wütend.

Du schaust betroffen zu Boden und nuschelst vor dich hin.

Hast du verlernt zu sprechen? Oder hat dich deine Dummheit überrascht?
Er wirkt leicht beschwichtigt und seine Züge werden sanfter.
Was genau führt dich hier her? Was möchtest du von mir?

Du erzählst ihm, dass du in einem kleinen Dorf tief im Norden Fereldens aufgewachsen bist.

Im Norden Fereldens? Dann kennst du Orzammer?

Dich an die alten Geschichten erinnernd, welche von der alten im Frostgipfel-Gebirge verborgenen Zwergenstadt berichten, bejahst du.

Nun. Dann weißt du auch, dass die Stadt nicht mehr existiert. Der Schwarze Tot hat sie geholt.

Der Blick des Zwerges wirkt betrübt.
Nun, da er sich beruhigt zu haben scheint, musterst du ihn genauer.
Du schätzt ihn auf etwa 80, was aber schwer zu sagen ist, da ein dichter brauner Bart den Großteil seines Gesichtes bedeckt.

Der breit gebaute Zwerg - den du auf unter 5 Fuß schätzt, nimmt wieder auf dem Stuhl vor der glühenden Esse platz, stößt dir mit seinem Fuß einen Schemel zu und bedeutet dir dich zu setzen.

Nun gut Junge…
Er mustert dich eindringlich.
Wenn du zu mir in die Lehre gehen möchtest, solltest du erst einmal etwas über mich und meine Arbeit lernen.

Der Zwerg lehnt sich zurück, stopft seine Pfeife und bietet dir einen Zug an, was du dankend ablehnst
Als der Schein des glimmenden Tabaks sein vernarbtes Gesicht erhellt, beginnt er zu erzählen.

Weißt du, Junge, meine drei Geschwister und ich haben die Kunst des Metallverarbeitens von unserem Vater erlernt. Er war Fürst des Eisenclans - den besten Schmieden unseres Volkes. Wir fertigten die edelsten Rüstungen - leicht wie Seide, aber härter als Drachenschuppen. Und unsere Klingen schnitten durch Knochen, wie ein heißes Messer durch Butter.

Der Zwerg schwelgt in Erinnerungen und sein verbliebenes Auge glänzt.

Und Orzammer… ich wünschte du hättest die prächtigen Hallen und tiefen Gänge gesehen, Junge… Bis tief an die Wurzeln der Berge ersteckten sich Paläste aus Stein.
Und die Mienen! Erze glänzten und Edelsteine erleuchteten die ewige Nacht unter den Felsen

Bis sie kamen…

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Sein Blick verfinstert sich und er umgreift die Lehne seines Stuhls so fest, dass das Holz zu knarren beginnt.

Diese Bàrakuz! Wilde Nordlinge. Sie wollten unseren Schatz. Unseren Schatz, Junge! Stelle dich niemals zwischen einen Zwerg und sein Gold…
Sie waren dumm. Kämpften aber wie Teufel. Ein besonders fetter Fleischklops hat mir das hier verabreicht

Er zeigt wie nebensächlich auf die leere Augenhöhle.

War etwas langsam… Das Bier am Vorabend war zu gut. Aber Schädelspalter hat ihm den Garaus gemacht

Fast liebevoll tätschelt er die mächtige Axt, die gegen seinen Stuhl gelehnt steht.

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Naja. Wir haben gesiegt. Dachten wir…
Nicht lange, nachdem wir die letzten Toten verbrand hatten, brach eine seltsame Krankheit aus. Wir nannten sie den Schwarzen Tod, denn die Gliedmaßen der Betroffenen verfärbten sich faulig schwarz.
Selbst die Gelehrten mit ihren Büchern und Schriften wussten kein Heilmittel.

Und so starb einer nach dem anderen. Bis nur noch wenige übrig waren.
Wir verließen die Berge und machten uns auf den Weg zu unseren Brüdern im Süden. Die Reise war lang. Aber wir Zwerge sind hart im Nehmen.

Viele Monate wanderten wir. Der Norden entfernte sich immer weiter und Wehmut befiel mich. Wann immer wir rasteten, suchte ich die Einsamkeit und ging auf die Jagd. Ein Zwerg kann von Wurzeln und Beeren allein nicht leben. Am meisten fehlte mir jedoch das gute Dunkelbier, welches in Orzammer gebraut wurde. Was hätte ich für einen großen Humpen davon gegeben.

Der Zwerg leckt sich über die Lippen.

Südlich der Stadt Lohengrin erblickten wir hohe Berge. Endlich wieder fester Fels unter den Stiefeln… Auf einem meiner Streifzüge durch die steilen Gipfel übermannten mich die Strapazen der Reise und ich geriet ins Straucheln. Ich versuchte mich festzuhalten, aber es gelang mir nicht. Und so stürzte ich in die Tiefe einer schmalen, von Wasser ausgehöhlten Schlucht. Belas sei Dank floss an ihrem Boden ein Bach, sodass ich mit dem Leben davon kam.
Bewusstlos und schwer verletzt trieb ich dem Tal entgegen, wo sich der Bach in einen See ergoss.

Und dort fand mich ein Wesen, von dem ich am wenigsten erwartet hätte, dass es sich meiner annimmt.
Als ich wieder wach wurde, lag ich in einer hellen, lichtdurchfluteten Kammer. In einem weichen Bett. Ich weiß nicht wie lange ich in keinem mehr gelegen habe. Und an dessen Fußende stand ein Elf. Hoch gewachsen und mit blondem Haar.
Verdammtes Spitzohr, dachte ich. Was hatte er mir angetan?
Doch er erklärte mir, was passiert ist und wo ich war.
Ich befand mich in Lamondin, dem großen Königreich der Elfen. Und der Elf? Nun. Es war Oriondis höchst persönlich. Der Fürst der Aldmer.

Du blickst erstaunt auf. Es gibt nicht viele Geschichten über den Elfenfürsten und du hörst weiterhin gebannt zu.

Er war auf einem Ausritt mit seinem Gefolge, als er mich fand und ließ mich in die Häuser der Heilung bringen.
Ich dürfe solang bleiben, wie es benötigt, mich zu erholen. Und während meiner Heilung besuchte er mich oft und wir unterhielten uns viel. Und ich fand Gefallen an diesem Ort… auch, wenn Spitzohren ihn errichtet hatten.
Ich musste mich erst an sie gewöhnen. Mit ihren feinen Gewändern und Harfen… Und für eine ordentliche Rauferei waren sie auch nicht zu begeistern.

Der Zwerg lacht tief und brummend

Ich blieb. Und nach einigen Jahren machte mich Oriondis - dem ich mittlerweile so sehr vertraute, wie niemand anderem - zur Hand des Königs. Kannst du dir das vorstellen, Junge? Ein Zwerg. Als Berater eines Elfen? Verrückte Zeiten!
Ich baute eine Schmiede. Hatte wieder eine Aufgabe…
Was uns zum heutigen Tag führt, Junge.
Bist du dir sicher, dass du diese harte Arbeit auf dich nehmen möchtest? Nicht, dass deine kleinen Fingerchen unter den Hammer geraten.

Erneut kommt ein kehliges Lachen aus dem Mund des Zwerges.
Du nickst hektisch und versprichst alles zu tun, um den Meister stolz zu machen und ihn nicht zu enttäuschen.

Nun gut.

Der Zwerg stützt sich auf und erhebt sich schwerfällig von seinem Stuhl.

Deine Ausbildung beginnt morgen. Dort hinten liegen Decken und Strohmatten. Du schläfst hier in der Schmiede.

Er geht zur Tür und bevor er die Tür hinter sich geschlossen hast, fragst du, wie du ihn nennen darfst.
Er nimmt die Pfeife in die Hand und sagt:

Barador. Barador Tevonak. Für dich Fleischsack aber immer noch Meister

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Wie jeden morgen betrittst du die dunkle Schmiede, aber diesmal hörst du nicht den Klang, vom eisernen Hämmer, welcher auf den Amboss trifft. Verwundert blickst du dich in der Schmiede um und siehst den Zwerg, wie er mit seiner Pfeife im Mund wohl auf dem Stuhl einschlief. Vorsichtig läufst du auf ihn zu, um ihn aufzuwecken, doch bleibst stehen, als Rauchschwaden aus der verzierten Pfeife emporsteigt.

Du bist zu spät, wiedermal. Du weißt, dass wir genügend Arbeit vor uns haben.
ruft er genervt, ehe er sich vom Stuhl erhob und Richtung des Ambosses ging.

Du läufst ihm nach, bis er dir den Hammer in die Hand drückt.

Zeig mir was ich dir bisher lehrte. Schließlich bist du deswegen hier.
spricht er erwartungsvoll, ehe er wenige Schritte Abstand nimmt und dir zusieht.

Deine Blicke schweifen von ihm, hinüber zum glühenden Eisen. Bis du mit mühe anfängst aus dem jenem Eisen, die Klinge eines Dolches zu formen, welcher dir der Zwerg an den ersten Tagen zeigte.

Er nickt leicht, bevor er mit einem nachdenklichen Blick, hinaus zur Stadt schaut.
Hör zu Junge, wie es scheint, wird der König nicht mehr zurückkehren. Die Stadt wird immer ruhiger und die Spitzohren verschwinden auch schon, wir sollten uns vermutlich ranhalten und demnächst auch aufbrechen, ehe Räuber und Banditen vor den Toren stehen.

Du schaust ihn besorgt an und fragst, wo ihr sonst unterkommen sollt.

Der Zwerg dreht sich langsam zu dir, ehe er antwortet.
Wir reisen in den Norden, zu meinen Artgenossen. Dort werde ich dir das Schmieden leichter beibringen können, da die zwergischen Schmieden um einiges effektiver sind, als dieser Schrott, den wir hier haben.

Du nickst bloß zustimmend, bevor du deinen Rucksack packst und mit dem Zwerg in Richtung Khazad-Gathol reist.

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