Blanchefleur - Die Grabräuberin reißt den heiligen Gral an sich!

An den Marktplätzen sämtlicher Städte macht die Nachricht sehr schnell die Runde. Auch wenn die Stadt versucht hat, die Vorkommnisse nicht an die große Glocke zu hängen, so konnte auch sie es trotz allem Einfluss nicht verhindern. Die Stadt fürchtet gar einen Verlust ihres Ansehens, weil die Nachrichten über den Raub die Stadt wehrlos erscheinen lässt. Trotzdem wissen sämtliche Adelshäuser auch, dass ein Besuch von Blanchefleur niemals positiv für die Stadt ausfällt.

„Auch wenn wir es bereits bis zum Friedhof geschafft haben, müssen wir stets leise sein“, flüstert Blanchefleur zu ihrem Team".

Der leise Regen nieselt über die Gräser der umliegenden Steppen, die Laternen flackern im Mondlicht umher und die sterbenden Blätter fliegen auf die Erde. Die Blätter überbringen der blonden Dame die Stimmen aus dem Totenreich, um ihr den direkten Weg zum Objekt ihrer Begierde zu geleiten. Helle Blitze, die den nächtlichen Himmel immer wieder erhellen, Donnergrollen, um die Atmosphäre dieser mystischen Nacht zu garantieren. Ein Unwetter so laut, dass sich festgestampftes Geröll in Bewegung setzt, gleichzeitig hört man die alten Bäume zu flüstern.

Die Zeichen für einen erfolgreichen Raub können wohl kaum besser sein - heute soll die noch junge Grabräuberin den wohl größten Schatz der Menschheitsgeschichte an sich reißen. Nur noch wenige Wachen die Patrouillieren sind übrig. Niemand schöpft verdacht - das Gelände, auf dem sich dieses Ereignis abspielt, ist einfach zu groß, um vollständig überwacht zu werden. Wie sollte auch jemand damit rechnen, überhaupt die Mauern des Bistums zu überwinden?

Blanchefleur ist nicht nur eine sehr geschickte und dreiste Grabräuberin, sondern ist ebenso geübt im Umgang mit dem lautlosen Töten jener, die ihr den Rücken zuwenden. Dolche, vermutlich von Hochzwergen geschmiedet, Tränke, von den Hochelfen gebraut, ergibt Blanchefleur die perfekte Mörderin ab.

Ihr schwarzer Umhang trägt sie durch die Nacht, die Jägerin der Jägerin des Waldes - wie man ihr nachsagt - soll schneller als die Nacht sein. Unmöglich sie zu fassen. Eine abrupte Räuberin, die durch die unendlichen Wälder, nebeligen Täler, undurchquerbare Gebirgsketten oder reißerische Strömungen gleitet, als wären es Kieselsteine.

Und so hat sie auch die stärksten Wächter der Stadt im Handumdrehen kampfunfähig, gar von ihrem Leben erlöst, als wären es Holzstöcke. Jeder Wurf mit dem Dolch macht den Mord zu einem Flüstern. Man sagt, dass die kleinen Briefe, die sie an ihren Dolchen befestigt dazu nutzt, um dem Totenreich Nachrichten zu übermitteln.

Der mittlerweile sintflutartige Regen sorgt dafür, dass sich die Erde auf dem Friedhof von der heiligen Stadt auflockert. „Ein leichtes Spiel, jämmerlich in dieser Art Schätze zu verstecken, vor allem wenn er diesen unermesslichen Wert hat“, lästert sie mit ihrem Team.

Ihre wohl stärkste Waffe ist Einsatzbereit: Schaufel aus Lavagestein, geschmiedet von drei Zwergenkönigen, sicherlich einen großen Preis, den sie dafür zahlen musste. Sie rammt den Sparten in die Erde und findet unmittelbar ein kleines Schlupfloch, in welches sie sich abseilen wird. „Bin bereit, bindet mich fest, wenn ich in drei Minuten nicht wieder hier bin, haut ab, egal ob ich noch da unten bin“.

Sie war richtig in ihrer Annahme, dass die ersten Wachen ihre Kameraden stark verwundet oder gar tot auf den matschigen Pfaden liegen sahen. Die klappernden Rüstungen und das Traben der Pferdehufe, konnte auch das laute Unwetter nicht unhörbar machen.

Sie ergriff prompt die Initiative und richtige ihren Laufweg in Richtung der adeligen Kammern. Ein Blick auf ihre Pläne reichte aus um zu erreichen, dass über ihre Lippen die Worte „Ganz wie es Naraschell mir erklärte, ein Kinderspiel“, gleiten.

Sie bindet sich vom Seil los und rennt los. Zwei Schwenker, links und rechts an den maroden Säulen vorbei, Hechtsprünge über die eher mickrigen Fallen, die sie bereits unzählige Male in anderen Städten austrickste. Ein Blick in Richtung der Grabsteine, wo die adeligen und Kreuzritter begraben sind.

„Das muss es sein, schrie sie euphorisch“. Der Schall, war auf den Mauern zu hören. Und die gesamte Stadt kam aus ihrem Tiefschlaf und wird in helle Aufruhr versetzt.

Tiefe, männliche und kräftige Stimmen riefen über das massive Mauerwerk hinweg: „Eindringlinge, sofort alle Soldaten ausrücken, die Tore bewachen, die Wälder absuchen und eine Einheit auf den Friedhof“.

Das Team rund um die tapfere Blume lief die Zeit davon. Bereits zwei Minuten waren vergangen, doch das helle Licht der Laterne, welches man von oben bis zur Grabkammer erblicken kann, kam näher.

„Alles klar, zieht mich wieder hoch, schnell weg hier.“

„Hast du das gute Stü…“

„Was verdammt verstehst du nicht?!, weg hier!“


© Brennan Liu

Die dreiköpfige Bande zögerte keinen weiteren Augenblick, und rannte in Richtung Süden, wo sie ihre Pferde zunächst abstellten. Die fehlenden Rüstungen der Bande wie auch das leichte Gepäck hatte nun endlich seine Wirkung gezeigt. Während die Soldaten des christlichen Fürstentums mit Matsch auf den Wegen, in den Steppen und im Wald zu kämpfen hatten und sich ungünstiger Weise die eisernen Verkleidungen der Streitmacht mit Wasser vollsogen, konnte die weiße Blume schneller entkommen, als den Wachen lieb war. Ihre Pferde fand man später an einem kleinen Waldstück, nicht weit vom Friedhof - darauf lässt sich schließen, dass sie die weiteste Strecke per Fuß überwinden konnten.

Einige Tage ging man tatsächlich davon aus, dass sie mit ihrem Umhang magische Kräfte oder das Fliegen angewendet hat. Bis ein aufrichtiger Bürger schließlich auf den Grund der schnellen Flucht kam - ein kleines Loch, welches unter der Mauer hindurchführt, muss die Diebin unbemerkt in die Stadt und aus der Stadt geholfen haben.

Dennoch weiß man von dem offenen Geheimnis: Die abenteuerliche Schatzjägerin soll tatsächlich über Tränke, der besten Braukunst verfügen, wodurch ihre Fähigkeiten, um Diebstähle zu vollstrecken, an die Grenzen der Logik gehen.

Blanchefleur, passend zu ihrem Namen auch einfach „die weiße Blume“ genannt, hat es tatsächlich geschafft nach einem langjährigen Plan, den heiligen Gral aus der Grabkammer von Greifenstein zu entwenden.

© Darren Tan

Die wenigsten wissen es, doch der Kelch, welchen der Erlöser Jesus Christus selbst zum letzten Abendmahl nutze, soll jenem, der daraus trinkt, mit dem ewigen Leben belohnen. Dabei ging es den Christen niemals um Macht, sondern einfach um die Wertschätzung aller, für dieses Objekt.

Bereits seit mehr als 1000 Jahren suchen die Menschen in der realen Welt nach diesem Objekt, bis heute erfolglos. Solange das so ist, ist es für die christliche Welt der Beweis, dass der Kelch, den es in Greifenstein gab, echt sein muss.

Fragt sich niemand, wie der Kelch nach Parsifal gelangt ist? Es war der Ritter, der erste Mensch selbst, welcher den Kelch mit in die heiligen Landen von Parsifal brachte und auch aus diesem Grund wird ihm nachgesagt, solange im Kampf standhaft gewesen zu sein. Der Ritter lebt, denn er erhielt das ewige Leben, weil er den lieblichen weißen Wein der Elfen daraus verkostet hat, bevor er in die Schlacht gezogen ist.

Dieses Ereignis ist jedoch nur der Vorgeschmack zu dem, was sich in naher Zukunft in Parsifal ereignet. Die Grabwächter und Wachen wissen nicht recht, wie sie es dem Fürstenhaus von Greifenstein mitteilen sollen. Das wohl wichtigste Relikt für das christliche Leben in Parsifal, wurde entwendetd und samt seines Diebes verschollen.

Wer ist diese Frau und woher wusste sie so gut über die Stadt bescheid? Diese Fragen werden die Völker in Parsifal schon sehr bald erfahren können.

22 „Gefällt mir“