Fraeya Elenwe
Name: Fraeya Gaylia Elenwe
Name im Spiel: Waldmaus_
Geschlecht: Weiblich
Rasse: Hochelfe
Aussehen:
Fraeya ist knappe 1,80m groß und eher schlank. Sie hat lange, blonde Haare, die sie sich öfters, besonders zu Anlässen, kunstvoll hochsteckt – eine Angewohnheit noch aus Zul. Ihre Augen erstrahlen in einem Blassgrün.
Geburtsdatum: 14.08.1216 – 136 Jahre alt (Stand 1352)
Religion: Gwador – Besonders Nolwe, die Göttin der Strategie, Gerechtigkeit und Weisheit
Herkunft: Zul in Myra, Paeonia
Wohnort: Távaryn
Beruf/Beschäftigung: Sie ist die Heimleiterin des Waisenhauses. Früher wurde sie zum Ratsmitglied in Zul vorbereitet
Clan in Távaryn: Rocco
Fähigkeiten:
- Lesen und Schreiben
- Magie wirken
- Reiten
- Kochen
- Tanzen
- Spielen auf der Flöte, Laute und Harfe
- Nähen, Sticken
- Floristik
- Diplomatie
Magie:
Disziplin Arkanismus
-
Arkaner Schild:
Ein Schild aus purer magischer Energie, welcher einen magischen Angriff abwehrt (nur arkane oder Lichtmagie, keine Chaosmagie) -
Telepathie:
Der Anwender kann eine telepathische Nachricht an ein Ziel senden, mit welchem der Anwender Augenkontakt hat. (Der Zauber kostet zwei tägliche Magieanwendungen pro Nachricht) -
Cuilanquil (Leben für Leben)/(Made by CiraThomasen)
Dieser Zauber beinhaltet das wohl edelste Opfer: Man gibt sein Leben für das eines anderen, welcher kurz vor dem Sterben ist oder erst seit wenigen Stunden tot ist. Jedoch ist das Wiederbeleben von längst verstorbenen Personen nicht möglich. (Länger als einen halben Tag)
(Es wird mit dem Magiewürfel gewürfelt: Bei 1, 11-12 sterben beide. Der Wiederbelebte regeneriert bei 2-4 = 1Lp; bei 5-7 = 2Lp; bei 8-10 volle LP. Nach dem Wirken des Zaubers verstirbt der Anwender)
Stärken:
- bleibt meistens kühl/klar im Kopf
- schnelle Auffassungsgabe
- Entschlossenheit und großer Ehrgeiz; sie gibt nicht auf
Schwächen:
- Angst um ihre Familie und vor Verlust derer
- kritisiert viel und ziemlich haltlos
- scheut sich davor, Leute zu verletzen
- Angst im Dunkeln alleine zu sein
Charaktereigenschaften:
Fraeya wurde seit Kind auf darauf trainiert, Ratsmitglied in Zul zu werden. Dazu gehörte striktes Gehorchen, Kühlheit und Erhabenheit. Dies ist jedoch eine Maske, die sie im Laufe ihres Lebens die meiste Zeit trug, doch gerne auch abnahm.
Im Grunde ist sie ein freundliches Wesen, das den Gesetzen und Bräuchen der vornehmen Gesellschaft folgt. Sie sorgt sich viel um ihre Schwester Arwen, die als Tári über Távaryn herrscht, und möchte ihr immer mit bestem Rat zur Seite stehen, auch wenn sie dabei bei ihrer Kritik wenig vor den Mund nimmt. Sie benötigt ebenso immer eine gewisse Wichtigkeit oder Bedeutung ihrer Person.
Ansonsten vergeht kein Tag, an dem sie nicht an ihre Kinder Doreah und Ilbryn denkt. Darum ist sie auch sehr kinderfreundlich und setzt sich auch immer für sie ein. Bücher hat sie eher selten zur Hand; Wissen lässt sie sich lieber kurz und mündlich zuliefern, denn Zeit ist kostbares Gut.
Familie:
Familie
(Wenn nicht anders erwähnt, wohnen alle in Zul)
Alter im Jahr: 1352
Mutter: Filauria Taenya Aldaval-Elenwe, 443 Jahre,
Vater: Oribel Paeral Elenwe, 463 Jahre,
Geschwister:
- Mylaela Nylathria Elenwe-Maertel (verstorben mit 132 Jahren im Jahr 1352), verheiratet mit Círdan Earendil Maertel,
, verstorben mit 125 Jahre, , Tochter: Raenelyra Taenya Maertel, 19 Jahre,
, Sohn Raegon Círdan Maertel, 25 Jahre,
; 2. Mal verheiratet mit Jhaax Haleth, Verstorben 1350 mit 131 Jahren
; Töchter: Míriel Antheia und Lúthien Astraea Maertel, 2 ½ Jahre
- Arwen Idril Elenwe-Nhaésal, 120 Jahre alt,
, verheiratet mit Paeral Raegal Nhaésal (120 Jahre,
) Kinder: Antheia Gaylia (40 Jahre,
) und Taenya Fraeya (35 Jahre,
)
Ehemann: Elrond Ilbryn Gourael ( verstorben mit 154 Jahren im Jahr 1352)
Kinder: Doraeh Idril (53 Jahre, ) & Ilbryn Oribel (43 Jahre,
)
Vorgeschichte
Vorgeschichte
Fraeya stand vor dem Spiegel. Seine Glasfläche war makellos und der Rand aus dunkler Eiche in kunstvollen Rosenmustern handgeschnitzt. Und auf dem Glas bildete sie sich ab. Eine sechszehnjährige Hochelfe, mit aufwendig hochgesteckten Haaren, kritischem Gesichtsausdruck und in einem bodenlangen, weißen Kleid, welches über und über mit Gold verziert war.
Ihre vier Jahre jüngere Schwester Mylaela stand einige Meter dahinter, in einem blauen Kleid – wie es sich Fraeya als Farbe für die Feier gewünscht hatte – und beobachtete sie dabei, wie sie sich streng im Spiegel beobachtete.
„Du siehst perfekt aus!“, meinte Myla zum wiederholten Male. Fraeya beobachtete weiter sich, ihre leicht rot geschminkten Lippen und Wangen und dann die aufwendig gemachten Haare. Ihre Schwester hatte sich zwar angeboten, dies zu machen, doch war ihr eine professionelle Zofe lieber gewesen.
„Vater wird jedes Ratsmitglied eingeladen haben. Ich darf mir keine Fehler erlauben!“, erwiderte sie nur und drehte sich langsam um, „Er wird mich vermutlich versuchen zu verkuppeln.“
Mylaela schien etwas erwidern zu wollen, als just in dem Moment die Tür zu ihrem Raum aufging. Ihre Mutter, aktuell mit einem dritten Kind schwanger, trat ein und strahlte Fraeya an. Fraeya drehte sich vom Spiegel weg und sah zu ihr.
„Die Leute im Saal sind bereit“, sagte sie lächelnd, „bist du soweit?“ Fraeya sah an sich runter und dann wieder in den Spiegel. Mylaela daneben nickte nur lächelnd und meinte an ihrer statt: „Ist sie“. Fraeya atmete dann tief durch und nickte auch. Ihre Mutter strahlte nochmal und führte sie zwei dann gen des Saals.
Sie mussten nur durch wenige Gänge des Elenwe-Anwesens, in welchem sie aufgewachsen war. Und in dieser Kindheit hatte sie alles gelernt, was für sie als zukünftiges Ratsmitglied der Familie Elenwe wichtig war.
Ihr wurde die Diplomatie gelehrt, das Zu- und Überreden von Leuten und das Aufbewahren einer professionellen Maske, durch die sie ihr wahres Wesen verbergen konnte. Auch war ihre Bildung hart gewesen. An der Eliteschule war sehr viel von ihr gefordert worden, aber dank ihrer guten Auffassungsgabe, hatte sie dem gut gerecht werden können.
Ihre Eltern und Lehrer waren zwar enttäuscht gewesen, als sich zeigte, dass Fraeya sich mit der Magie nicht so gut tat, wie die meisten anderen Mitglieder ihrer Familie, doch wussten sie ihren Ehrgeiz und ihre Drang, nie aufzugeben, mit ihrem Pflichtbewusstsein immer zu schätzen.
Schließlich kamen sie an der großen Flügeltür zum Ballsaal an. Ihr Vater Oribel stand wartend davor und stolz lächelnd. Er schaute sie alle einmal an, ehe er gen Fraeya sagte: „Gleich wird es losgehen. Ich möchte, dass du perfekt sein wirst!“
Fraeya nickte eifrig, ehe er ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn gab und der traditionellen Weise nach zu erst nur mit Filauria und Mylaela in den Saal eintrat.
Die Türen schlossen sich wieder für den kurzen Moment und Fraeya atmete tief durch und suchte ihre Ruhe. Sie durfte sich nun keine Fehler erlauben, redete sie sich ein, während sie ihren Vater innen hörte, wie er laut für das zahlreiche Kommen bedankte und ein paar weitere Dinge sagte.
Und dann öffnete sich die Flügeltür erneut. Und nur für sie. Die brennenden Lichter der Kronleuchter leuchteten ihr entgegen, wie auch die strahlenden Gesichter der wirklich vielen Gäste, deren Blicke nur ihr galten.
Sie sah eine Menge Ratsmitglieder, entfernte Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten. Sie alle auch im, von ihr gewünschten, Blau gekleidet und mit strahlenden Gesichtern.
Ihr Vater Oribel, ein Stück hinter ihr, erhob die Stimme: „Am heutigen Tag feiern wir den sechszehnten Geburtstag meiner ältesten Tochter Fraeya Gaylia und gleichzeitig meiner Nachfolgerin im Rat von Zul! Hebt mit mir die Gläser auf sie und heißt sie herzlich willkommen im Kreis der Hochelfen!“
Sie schritt langsam in den Saal hinein. Ihre Blicke glitten über die versammelten Elfen hinweg, an die reichlich geschmückten Wände und die großen Fenster nach draußen. Durch diese schien das Licht der Nachmittagssonne mitten in den Saal und reflektierte sich ein wenig auf dem Fliesenboden.
Wie sie es gelernt hatte, schenkte sie den Leuten ein bezauberndes Lächeln. Hiernach begannen die Musiker leise an zu spielen.
Fraeya fand sich kurz darauf bei ihrem Vater Oribel wieder. Bei ihm stand ein hochgewachsener Elf, mit kürzeren weißen Haaren, der ihr mit einem kühlen Lächeln entgegenlächelte. Fraeya war natürlich klar, was Sache war, und schenkte beiden ebenfalls ein Lächeln.
„Meine liebe Tochter, das ist Ratsmitglied Gourael“, stellte Oribel ihn vor. Derweil ging sie alle Informationen über ihn durch. Er hieß Elrond Ilbryn, war schon mit sechsundzwanzig Jahren Ratsmitglied geworden und nun etwa zweiunddreißig. Kalt wie Schnee, durch eine undurchdrinbare Maske, wie es hieß. „Er bittet um einen Tanz mit dir.“ Elrond blickte sie aus kühlen, blauen Augen an.
„Die Freude liegt auch meinerseits und ich werde gerne annehmen“, antwortete Fraeya ganz formell und in gelerntem Ton. Elrond erwiderte darauf: „Habt Dank, Mylady“ und beugte sich für einen Handkuss runter. Dieser fühlte sich ebenso sehr kalt an, wie es sein Anschein vermittelte.
Als er sich wieder erhob, hielt er weiter ihre Hand und Fraeya folgte ihm langsam auf die Tanzfläche. Es folgten mehrere Tänze mit ihm, weswegen Fraeya ihren Vater auf der anderen Seite des Saales zufrieden lächeln sah. Sie verweilte die Tänze über in seinen kühlen, blauen Augen. Dortdrin suchte sie nach irgendeiner Gefühlsregung. Oder etwas anderem hinter seinen Augen.
Am Ende löste sie sich von ihm, um der Höflichkeit halber den anderen Elfen, die gekommen waren, einen Tanz zu bieten. Doch auch für das Ende fand sie sich bei Ratsmitglied Gourael wieder. Den letzten Tanz schenkte sie – sehr zur Zufriedenheit ihres Vaters – ihm, ehe Oribel dann das Fest für beendet erklärte.
Ratsmitglied Gourael verabschiedete sich wieder mit dem ebenso kalten Handkuss und den Worten „Habt Dank für den Tanz, Lady Fraeya“. Er ging dann, noch ein-zwei Worte mit ihrem Vater wechselnd.
Als er und alle anderen Gäste aus der Tür waren, kam er zu ihr. „Ein wunderbarer Mann. So jung schon ein Ratsmitglied und auch sehr galant, findest du nicht?“ „Wohl wahr“, antwortete sie, „sicher ist er ein toller Mann im Rat.“ Sie schaute zu ihm auf.
Ihr Vater strahlte auf diese Aussage hin: „Sicher auch ein guter Ehemann.“ Er nahm sie vorsichtig am Arm. „Komm. Nun geht es zur Segenshöhle“, sagte er und führte sie hinaus. Sie folgte ihm und stieg dort draußen in die offene Kutsche.
Der Kutscher drehte sich langsam um, fragte der Höflichkeit nach um ihr Wohlergehen und setzte dann mit einem leichten Schlag die Pferde in Bewegung. Die Kutsche bewegte sich sehr langsam und ohne viel zu rütteln über das enge Pflaster.
Die Fahrt ging kurz, vom Elenwe-Anwesen aus bis zur Segenshöhle der Ratsfamilien. Die Sonne ging schon unter und der Himmel wechselte die Farben von rot zu immer dunkler. Der Kutscher hielt, stieg ab und öffnete ihr die Tür. Er hielt ihr die Hand hin und sie ergriff seine Handschuhe, um vorsichtig auszusteigen.
Sie bedankte sich höflich, ehe der Kutscher sich tief verbeugte und sein Gefährt zum Warten bereit machte. Währenddessen schritt Fraeya langsam den Pfad entlang. An den Seiten standen schon ihre nächsten Familienmitglieder – eine Menge – bunt gekleidet in die Farben ihrer auserwählten Götter.
Sie selbst war immer noch in ihr weißes, verziertes Kleid gekleidet, in welchem sie den Weg vorsichtig hochschritt. Etwa zwanzig Schritte vom Höhleneingang entfernt, warteten ihr Vater und ihre Mutter. Fraeya kam bei ihnen an und nahm die, von ihr ausgewählten, Opfergaben entgegen: Ein Kelch mit exzellenten Wein aus Lacarus, ein Büschel gut gezüchteten Königskrauts und zwei weitere Dinge.
Ihre Mutter Filauria merkte ihr die Nervosität an, die durch ihre sonst erhabene Maske schien. Schließlich war es ein einmaliges Ereignis, das ihr ganzes Leben beeinflussen würde. Sie lächelte ihr nur beruhigend zu und meinte: „Keine Sorge. Du legst dich in die Hand der Götter und sie werden gut entscheiden.“
Fraeya nickte und fasste sich schnell wieder. „Hab Dank, Mutter“, erwiderte sie setzte ihren Weg mit den Opfergaben in der Hand fort. Sie duckte sich, als sie durch den bewachsenen Säuleneingang der Höhle trat. Sie schaute sich einen sehr langen Moment um, ehe sie die Abbiegung entlang ging und den Eingang aus den Augen verlor.
Sie schritt vorsichtig über den ziemlich ebenen Steinboden voran, an den Kerzen, die hin und wieder den Gang erleuchteten, vorbei.
Schließlich trat sie in den größeren Raum, wo auch der Altar stand. An den Seitenwänden erschienen in den Stein geschlagene Säulen und die Ranken, die von diesen ausgingen. In der Mitte lag der Altar, auf einer kleinen Insel inmitten eines Sees, der von einem schmalen Übergang zum Altar unterbrochen wurde. Das Licht der Sterne und des Mondes fiel durch eine Öffnung in der Decke hinunter auf den weiß glänzenden Altar.
Fraeya verlor prompt ihre Maske. Ihr Atem wurde unruhig, während sie am Beginn des Raumes stand und den weißen, kerzengekrönten Altar anstarrte. Einige Elfen wurden von keinem Gott auserwählt, hatte sie gehört. Ihr fehlte schon das große Magiepotential, das in ihrer Familie üblich war; was wäre, wenn sie dann nicht mal einen Segen vorzeigen könnte?
Sie blieb weiter angewurzelt dort stehen. Doch was, wenn das die Prüfung war? Wenn sie zukünftig Ratsmitglied werden wollte, durfte sie nicht so stehen bleiben.
Sie atmete tief durch und setzte ihre Maske wieder auf – wenn auch nur teilweise, denn ihr unsicherer Blick schien durch. Sie überquerte den Übergang zu der Insel in der Mitte und dem weißen Altar mit dem seidenen Tuch darauf. Vorsichtig stellte sie den Wein und die anderen Opfergaben ab. Die Kräuter legte sie in die helle Schale in der Mitte.
Dann kniete sie sich ans Wasser und wusch vorsichtig ihre Hände darin. Wieder aufgestanden, zündete sie die Kräuter in der Schale an. Sie wartete, bis der erste kleine Rauch aufsteigen würde. Dann sprach sie die Anfänge des Gebets:
„Erhöret mich, o ihr heiligen Götter,
Ihr großartigen Freunde,
Mächtige Stützen der Welt.
Erhört mich, ihr unsterblichen Götter,
Ihr seligen Götter, mag ich nicht aufhören,
Euch Dankbarkeit zu zollen,
Für alles Gute, welches ihr gabt und geben werdet.
Möge ich niemals das Wohl meiner Genossen vernachlässigen,
Soweit es in meiner Macht steht.
Bereitwillig dem Gemeinwohl zu dienen,
Soll auch mir als großer Vorteil gelten.
Möge ich niemals Urheber eines Übels sein,
Das die Elfen trifft,
Sondern von etwas Gutem,
Soweit es mir möglich ist,
Damit auch ich glücklich sein kann,
Indem ich euch ähnlich werde“
Sie atmete durch und griff mit ihren Händen nach dem Weinkelch. Sie trank ihn vorsichtig und langsam bis zur Hälfte leer.
„Ich erwarte sehnlichst euch und euren Segen,
ich lege mich in deine Hände Iheza,
o ihr heiligen Götter,
soll mir ihre Freundschaft auf ewig gesichert sein“
Fraeya wandte sich dann vom Altar ab, als sie fertiggesprochen hatte. Ihr Blick wanderte zum Wasser, in welches sie jetzt hineinsteigen würde. Langsam, einen Fuß nach dem anderen, stieg sie in das kühle Wasser hinein. Es stand ihr hüfttief.
Nach einigen Momenten nahm sie Luft und tauchte komplett unter. Sie schloss dabei ihre Augen und konzentrierte sich komplett auf das, was sie jetzt erwarten würde. Vor der Dunkelheit ihrer geschlossenen Augen flog eine grün gefiederte Eule heran. Sie ließ sich auf einem nicht sichtbaren Boden nieder und wendete ihren Kopf genau zu ihr.
Der Blick der Eule galt ihr. Er war ruhig und konzentriert, in tiefer Ruhe und Geduld. Dieser Anblick meißelte sich für ewig in ihr Gedächtnis, bis sie plötzlich ihren Kopf wieder aus dem Wasser zog und in die kühle Realität zurückkehrte.
Die Eule gehörte Nolwe, das wusste sie. Und sie hatte sie ausgewählt. Um ihre Ruhe, Zuversicht und Mut zu geben. Um ihr die Weisheit zu geben, die Stärke zu geben, ihre Pflichten zu erfüllen, um späterer Zeit ein weises, geduldiges und gerechtes Ratsmitglied zu werten.
Fraeya atmete tief aus und blickte dann zum Spalt in der Höhlendecke. Sie widmete Nolwe ein leises Gebet. Sie dankte, bat um Stärke und Weisheit, für sie selbst und die sie anderen geben könne.
Zum Schluss endete sie an alle Götter gewandt mit:
„Seid immer bei uns,
und so verlasst uns nie,
beseitigt die Krankheiten
und verscheucht die Sorgen, welche uns plagen“
Sie stieg langsam aus dem Wasser und brachte die letzten Opfer dar. Dann kehrte sie mit strahlendem Lächeln aus der Höhle zurück.
Noch kurz danach wurde ihre Verlobung mit Ratsmitglied Elrond Ilbryn Gourael beschlossen. Elrond war auch in ihren darauffolgenden Treffen immer sehr kühl, doch auch freundlich und der Inbegriff der Ruhe, gewesen. Liebe war jedoch nicht im Spiel, auch sehr zu Fraeyas Bedauern. Doch war sie stolz und überzeugt, ihren Teil auf diese Weise – bis auch sie Ratsmitglied sein würde – beizutragen.
Und dann am sonnigen vierten Juli 1231 war der Tag ihrer Eheschließung soweit. Fraeya lief lächelnd durch den Gang inmitten der vielen anwesenden Gäste, hin vor zum Altar. Sie trug ihr weißes Kleid mit den Farben der Familie Elenwe und der Gouraels, zusammen mit goldenen Verzierungen und Schmuck.
Vorne am Altar stand Elrond Gourael. Er lächelte ebenso wie sie. Daneben die Hohepriesterin, die sie beide unter Meleths Augen trauen würde. Sie kam langsam zu ihnen vor und schenkte ihm ein glückliches Lächeln.
Sie folgten der Zeremonie. Sie umhüllten den Kelch, aus dem sie trinken sollten, mit ihrer gemeinsamen Magie und tranken beide davon. Danach ließen sie sich von der Hohepriesterin die Hände mit einem Tuch zusammenbinden.
Zum Schluss knieten sie sich Hand in Hand vor den Altar und die Hohepriesterin. Sie beteten um Meleths und Naskigas Gunst, für ein langes, harmonisches Leben zu zweit und einer Ehe mit vielen, glücklichen Kindern.
Die Hohepriesterin verkündete zuletzt feierlich: „Einst wart ihr zwei, nun seid ihr eins. Erhebt euch als gemeinsames Ehepaar, Elrond Ilbryn und Fraeya Gaylia Gourael!“
Von diesem Tag an nahm Fraeya traditionell den Doppelnamen ihrer alten und ihrer neuen Familie an: Elenwe-Gourael. Sie zog mit Elrond in das große Gourael-Anwesen, das auf der anderen Seite des Viertels lag. Dennoch konnte und wollte sie Mylaela und ihre kleine neugeborene Schwester Arwen, so oft es ginge, besuchen.
Die Jahre zogen sich dahin. Fraeya unterstützte ihren Mann Elrond, beratschlagte ihn manchmal und begleitete ihn zu Anlässen. Ihre Schwester Mylaela heiratete glücklich das Ratsmitglied Círdan Maertel und pendelte von nun an zwischen Zul und Aleyyn hin und her, durch ihre Arbeit in Silma Riënde. Auch Arwen hatte sich nach langem Ringen glücklich mit Paeral Nhaésal verheiratet und blieb in Zul.
Ebenso hielt sich Fraeyas Vater Oribel im Amt. Dies bedeutete, dass sie noch keine Ratssitzende wurde, sondern weiterhin nur Elronds Ehefrau spielen konnte. Sie hatte also nicht viel zu tun. Mit fünfundachtzig Jahren bekam sie dann ihre erste Tochter Doreah Idril und weitere zehn Jahre später ihren Sohn Ilbryn Oribel.
Sie zog sie liebevoll auf, aber brachte ihnen auch das Leben unter ihren Pflichten in dieser Familie und ihre Masken bei. Ganz wie üblich in ihrer Familie, drillte sie sie zu Bestleistungen, doch ließ sie sie mit ihrer Heirat die Wahl.
Doch zwischendurch suchte sie sich andere Dinge. Sie brachte sich beispielsweise das Spielen auf mehreren verschiedenen Instrumenten bei oder intensivierte ihr Können im Nähen und Sticken. Doch die Sachen schienen sie nicht allzu zu erfüllen. Sie ließ sich von ihrer Floristin in die Floristik einführen. Natürlich nicht offiziell, doch schien das für sie ein angenehmer Zeitvertreib.
Doch eines Tages stand ein Diener in der Tür. Er hielt ein Tablett mit einer Nachricht darauf, mit einem Wachssiegel versiegelt und ihr Name ‚Fraeya‘ oben darauf geschrieben. Sie öffnete ihn, wie jeden Brief, doch war es keine normale Einladung zu einem Festessen.
Fraeya las die Zeilen und ihre Maske brach. Mylaela, ihre erste Schwester, war verschwunden und hatte ihr diese Zeilen hinterlassen. Sie behandelten Dankesworte, ihre Trauer um ihren verschiedenen Mann Círdan und einen Abschied.
Als Fraeya nachfragte, erzählte ihr der Bote, der die Nachricht gebracht hatte, Mylaelas Anwesen in Aleynn sei leer. Sie und auch ihre Kinder Raegon und Raenelyra seien verschwunden.
Die Zeit verging weiter. Fraeya fühlte sich über den Verlust von Myla weniger verloren, doch als ihr eines Tages mitgeteilt wurde, ihre jüngste Schwester Arwen sei ebenfalls verschwunden, war sie am Boden. Ihre Maske war für Tage gebrochen und sie weinte und ließ beinahe ihre gesamte Gourael- und Elenwe-Verwandtschaft nach ihr suchen.
Es kam nichts raus. Weder von der Suche noch von ihrer besten Freundin Nakira, bei der sie zuletzt gewesen sein sollte. Sie gaben es nach zwei Wochen auf, auch wenn Fraeya noch eine dritte anordnen wollte.
Dann eines Tages kam ihr Mann Elrond zu ihr in ihre Räumlichkeiten im Gourael-Anwesen. Sie saß in ihrem gepolsterten Ohrensessel vor dem Kamin, betrachtete wie immer trüb das kleine Porträt mit ihren verschwundenen Schwestern auf dem Sims und ging auf ihrem Schoß dem Sticken eines Tuches nach.
„Meine liebste Frau?“, fragte er, nachdem er durch die Tür war. Fraeya legte ihre Sachen beiseite und stand auf. „Mein liebster Mann?“, erwiderte sie und drehte sich zu ihm um.
Er blieb an der Tür stehen – das waren etwa drei Meter von ihrem Sessel entfernt. „Mein Bruder, unser Sohn Ilbryn und ich gehen raus in die Wälder zur Jagd“, sagte er etwas knapp, „erwarte unser Kommen in drei Tagen wieder.“
Sie musterte ihn. Seine Haare waren wieder kürzer geschnitten; er trug schon sein Leder und die festen Jagdstiefel. Ein Diener hinter ihm hatte schon seinen polierten Jagdbogen samt Köcher und einem silberverzierten Jagdmesser auf den Armen.
Sie nickte und trat um den Sessel herum auf ihn zu. „Dann sei vorsichtig in den Wäldern. Ich werde deine Rückkehr sehnlichst erwarten“, antwortete sie und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Er nickte daraufhin nur und entfernte sich mit lauten Stiefelschritten. Der Diener folgte ihm eifrig auf Schritt.
Fraeya ließ sich dann wieder in ihren Sessel sinken. Die nächsten Tage würde sie wenig zu tun haben. Sämtliche Anlässe und Sitzungen würden abgesagt werden. Sollte sie vielleicht ihre Mutter mal wieder besuchen? Oder mit ihrer Tochter Doreah den Höheren Markt besuchen?
Sie seufzte. Sie würde wohl wieder warten. Wie die vielen einhundertzwanzig Jahre zuvor. Sie wartete darauf, dass ihr Vater starb. Nicht weil sie ihn hasste – sie liebte ihn natürlich, denn er war schließlich ihr Vater! Doch ihr ganzes Leben schon bereitete sie sich vor, Ratsmitglied zu werden. Und sie brannte darauf, es endlich zu werden. Sie seufzte wieder und setzte ihre Arbeit fort.
Der erste Tag der Jagd verlief ereignislos, doch schon am zweiten kehrte ein Diener zu ihr zurück. „Lady Gourael“, begann er mit belegter Stimme, „sie sind von der Jagd zurückgekehrt. Doch gibt es schlechte Neuigkeiten.“
Fraeya sprang von ihrem Sessel auf und rannte fast zur Tür. „Was ist passiert?“, fragte sie hektisch und starrte ihn mit Angst an, „wurde jemand verletzt?“ Der Diener blieb ruhig in der Stimme: „Bitte folgt mir, Lady Gourael.“ Sie hasste solch mangelnde Informationsgabe, doch folgte sie ihm.
Sie folgte ihm zwei Gänge entlang, zu ihrem Erschrecken in Elronds privates Schlafzimmer, das er nur sehr selten aufsuchte. Sie drängte sich am Diener vorbei, der kühler Miene sich am Eingang positionierte und auf irgendwelche Anweisungen wartete.
Im Raum waren die Vorhänge zugezogen und die Sonne schien nur trüb hinein. Elronds Bruder und ihr Sohn Ilbryn standen trauriger Mienen mitten im Raum; ihre Blicke auf sie gerichtet, als sie eintrat. Fraeya blickte sich panisch um und zu dem Bett, das in der Mitte an der Wand stand.
Sie eilte hastig an Ilbryn vorbei an die Seite des Bettes. Darauf lag er, mit geschlossenen Augen, seine schneeweißen Haare ganz ordentlich und sein Körper von einer weißen Decke mit dem Dunkelgrün der Gourael-Familie bedeckt. Sein Gesicht schien sehr friedlich.
Fraeya brach in Tränen aus und ließ sich auf dem Stuhl neben dem Bett nieder. Sie blickte verschwommen zu ihrem Sohn auf. „Was… ist passiert?“, fragte sie leise. Ihr Sohn hatte den Kopf hinuntergeneigt, das blonde Haar fiel ihm ins Gesicht. „Wir verfolgten einen großen, prächtigen Hirsch und seine Herde“, begann er, „Vater traf ihn mit einem Pfeil in der Flanke, doch der Hirsch rannte weiter. Wir… anderen waren zu beschäftigt mit dem Ausnehmen der zwei Hirschkühe.“
Elronds Bruder setzte weiter: „Er sagte, der Hirsch würde nur noch zwanzig Meter weiterlaufen, und ist ihm gefolgt. Wir haben ihn gelassen, aber nach keinen zwei Minuten hörten wir einen Schrei.“ Aber auch er stockte kurz und atmete durch.
„Wir ließen unsere Sachen liegen und rannten dem Schrei hinterher. Wir fanden ihn und den Hirsch dann auf einer Lichtung, aber… Ein großes, geflügeltes Waldwesen war schon dort und… hatte ihn mit seinem Schnabel gepackt… es riss ihn umher.“ Er stoppte und schwieg danach bekümmert.
Fraeya wischte sich derweil mit einem Tuch die Tränen aus den Augen und sah auf sein Gesicht runter. „Bitte ent-… entschuldigt mich“, erwiderte sie und erhob sich von dem Stuhl, „ich brauche etwas Zeit.“ „Natürlich“, sagten beide Männer gleichzeitig und ließen sie durchgehen.
Sie verließ den Gang mit den Zimmern, die Treppe hinunter ins große Foyer und dann durch die Nebentür in den großen Garten. Sie folgte dem Weg, stillschweigend und in ihre Gedanken.
Er war tot… Über einhundert Jahre hatten sie zusammengelebt und sie ihn zu lieben gelernt. Besonders nach der Geburt ihrer Kinder. Dennoch war es etwas Schlimmeres.
Sie fühlte sich nun bedeutungslos. Die letzten Jahre hatte sie sich damit getröstet, wenigstens auf Festen und Anlässen eine wichtige Rolle zu spielen. Doch dabei blieb sie auch immer nur ‚Lady Gourael‘. Und nun? Sie würde bedeutungslos im Gourael-Anwesen verbleiben müssen, verwitwet und darauf wartend, dass ihr Vater starb und sie endlich Ratsmitglied wurde. Doch nun… war sie unwichtig.
Sie folgte dem sauber gepflasterten Pfad durch die ordentlichen Gärten in das kleine Wäldchen hinein. Dieser wandelte sich mit der Zeit zu einem Trampelpfad, der das kleine Wäldchen der Gouraels durchzog. Sie lief oft hier. Beispielsweise auch nachdem erst Mylaela und dann Arwen verschwunden waren.
Der Weg mündete zu einem gusseisernen Tor, hinter dem der echte Wald anfing. Heute war es mal wieder offen und darum störte sie sich nicht an ihm, sondern folgte ihm weiter. Die Bäume zogen sich mit der Zeit zu und das Licht, das sie hindurchließen, wurde schwacher. Fraeya war so tief in ihren Gedanken verwühlt, dass sie einfach weiterging.
Schließlich verlor sich ihr Pfad im Waldboden und ließ sie orientierungslos und ohne Straße zurück. Sie atmete nur tief durch und beschloss, zu versuchen, den Weg zurückzugehen. Sie drehte sich um und lief den Weg zurück, den sie meinte, gekommen zu sein, doch erschien er ihr nicht wieder.
Sie blieb, wie sie es sich antrainiert hatte, kühl im Kopf und dachte nach. Sie könnte sich am Moos orientieren. Das Gourael-Anwesen lag im oberen, nordwestlichen Zul und ungefähr dort musste sie sich befinden. Das hieß, dass sie dem Moos entgegenlaufen musste. Und das versuchte sie.
Lange lief sie, bis ihr vor Erschöpfung wohl ganz schwummrig vor den Augen wurde. Doch sie zwang sich zum Weitergehen. Doch schließlich meinten sie die Kräfte zu verlassen und ihr schwarz vor Augen zu werden.
Sie wachte um vieles später auf. Sie war gestürzt, ihr Kleid dreckig und ihre hochgesteckten Haare zerzaudert und gelöst. Stöhnend erhob sie sich und wischte sich die Blätter und den Schmutz vom Leib.
Sie bewegte sich ein Stück und kehrte langsam aus dem Wald raus. Ihre Schritte führten sie einen Hügel hinauf und vor ihren Augen erschien an den Hängen des Berges eine unbekannte Stadt. Doch als sie ihren Blick senkte, sah sie noch wen anderes - ihre Schwester Arwen!
Sie befand sich danach in Távaryn, unter ihrer jüngsten Schwester Arwen, der Tári. Und weil ihr alter Name Elenwe-Gourael hier nichts mehr bedeutete, Elrond tot war, ließ sie sich nur noch nach ihrem Mädchennamen Elenwe nennen. Und auch wenn es ihr nicht sonderlich gefiel, plante sie jedoch, ihre Schwester Arwen mit allen Mitteln in ihrer Herrschaft zu unterstützen!