Charaktervorstellung Fraeya Elenwe (Waldmaus_)

Fraeya Elenwe

Name: Fraeya Gaylia Elenwe
Name im Spiel: Waldmaus_

Geschlecht: Weiblich

Rasse: Hochelfe

Aussehen:
Fraeya ist knappe 1,80m groß und eher schlank. Sie hat lange, blonde Haare, die sie sich öfters, besonders zu Anlässen, kunstvoll hochsteckt – eine Angewohnheit noch aus Zul. Ihre Augen erstrahlen in einem Blassgrün.

Fraeya Bild

Bildquelle

. (@cassiansnesta) | Character art, Sketches, Fan art (pinterest.de)

Geburtsdatum: 14.08.1216 – 136 Jahre alt (Stand 1352)

Religion: Gwador – Besonders Nolwe, die Göttin der Strategie, Gerechtigkeit und Weisheit

Herkunft: Zul in Myra, Paeonia

Wohnort: Távaryn

Beruf/Beschäftigung: Sie ist die Heimleiterin des Waisenhauses. Früher wurde sie zum Ratsmitglied in Zul vorbereitet
Clan in Távaryn: Rocco

Fähigkeiten:

  • Lesen und Schreiben
  • Magie wirken
  • Reiten
  • Kochen
  • Tanzen
  • Spielen auf der Flöte, Laute und Harfe
  • Nähen, Sticken
  • Floristik
  • Diplomatie

Magie:

Disziplin Arkanismus

  1. Arkaner Schild:
    Ein Schild aus purer magischer Energie, welcher einen magischen Angriff abwehrt (nur arkane oder Lichtmagie, keine Chaosmagie)

  2. Telepathie:
    Der Anwender kann eine telepathische Nachricht an ein Ziel senden, mit welchem der Anwender Augenkontakt hat. (Der Zauber kostet zwei tägliche Magieanwendungen pro Nachricht)

  3. Cuilanquil (Leben für Leben)/(Made by CiraThomasen)
    Dieser Zauber beinhaltet das wohl edelste Opfer: Man gibt sein Leben für das eines anderen, welcher kurz vor dem Sterben ist oder erst seit wenigen Stunden tot ist. Jedoch ist das Wiederbeleben von längst verstorbenen Personen nicht möglich. (Länger als einen halben Tag)
    (Es wird mit dem Magiewürfel gewürfelt: Bei 1, 11-12 sterben beide. Der Wiederbelebte regeneriert bei 2-4 = 1Lp; bei 5-7 = 2Lp; bei 8-10 volle LP. Nach dem Wirken des Zaubers verstirbt der Anwender)

Stärken:

  • bleibt meistens kühl/klar im Kopf
  • schnelle Auffassungsgabe
  • Entschlossenheit und großer Ehrgeiz; sie gibt nicht auf

Schwächen:

  • Angst um ihre Familie und vor Verlust derer
  • kritisiert viel und ziemlich haltlos
  • scheut sich davor, Leute zu verletzen
  • Angst im Dunkeln alleine zu sein

Charaktereigenschaften:
Fraeya wurde seit Kind auf darauf trainiert, Ratsmitglied in Zul zu werden. Dazu gehörte striktes Gehorchen, Kühlheit und Erhabenheit. Dies ist jedoch eine Maske, die sie im Laufe ihres Lebens die meiste Zeit trug, doch gerne auch abnahm.

Im Grunde ist sie ein freundliches Wesen, das den Gesetzen und Bräuchen der vornehmen Gesellschaft folgt. Sie sorgt sich viel um ihre Schwester Arwen, die als Tári über Távaryn herrscht, und möchte ihr immer mit bestem Rat zur Seite stehen, auch wenn sie dabei bei ihrer Kritik wenig vor den Mund nimmt. Sie benötigt ebenso immer eine gewisse Wichtigkeit oder Bedeutung ihrer Person.

Ansonsten vergeht kein Tag, an dem sie nicht an ihre Kinder Doreah und Ilbryn denkt. Darum ist sie auch sehr kinderfreundlich und setzt sich auch immer für sie ein. Bücher hat sie eher selten zur Hand; Wissen lässt sie sich lieber kurz und mündlich zuliefern, denn Zeit ist kostbares Gut.

Familie:

Familie

(Wenn nicht anders erwähnt, wohnen alle in Zul)
Alter im Jahr: 1352
Mutter: Filauria Taenya Aldaval-Elenwe, 443 Jahre, :female_sign:
Vater: Oribel Paeral Elenwe, 463 Jahre, :male_sign:
Geschwister:

  • Mylaela Nylathria Elenwe-Maertel (verstorben mit 132 Jahren im Jahr 1352), verheiratet mit Círdan Earendil Maertel, :latin_cross: , verstorben mit 125 Jahre, , Tochter: Raenelyra Taenya Maertel, 19 Jahre, :female_sign:, Sohn Raegon Círdan Maertel, 25 Jahre, :male_sign: ; 2. Mal verheiratet mit Jhaax Haleth, Verstorben 1350 mit 131 Jahren :male_sign:; Töchter: Míriel Antheia und Lúthien Astraea Maertel, 2 ½ Jahre :female_sign:
  • Arwen Idril Elenwe-Nhaésal, 120 Jahre alt, :female_sign: , verheiratet mit Paeral Raegal Nhaésal (120 Jahre, :male_sign: ) Kinder: Antheia Gaylia (40 Jahre, :female_sign: ) und Taenya Fraeya (35 Jahre, :female_sign: )

Ehemann: Elrond Ilbryn Gourael ( :latin_cross: verstorben mit 154 Jahren im Jahr 1352)
Kinder: Doraeh Idril (53 Jahre, :female_sign: ) & Ilbryn Oribel (43 Jahre, :male_sign: )

Vorgeschichte

Vorgeschichte

Fraeya stand vor dem Spiegel. Seine Glasfläche war makellos und der Rand aus dunkler Eiche in kunstvollen Rosenmustern handgeschnitzt. Und auf dem Glas bildete sie sich ab. Eine sechszehnjährige Hochelfe, mit aufwendig hochgesteckten Haaren, kritischem Gesichtsausdruck und in einem bodenlangen, weißen Kleid, welches über und über mit Gold verziert war.

Ihre vier Jahre jüngere Schwester Mylaela stand einige Meter dahinter, in einem blauen Kleid – wie es sich Fraeya als Farbe für die Feier gewünscht hatte – und beobachtete sie dabei, wie sie sich streng im Spiegel beobachtete.

„Du siehst perfekt aus!“, meinte Myla zum wiederholten Male. Fraeya beobachtete weiter sich, ihre leicht rot geschminkten Lippen und Wangen und dann die aufwendig gemachten Haare. Ihre Schwester hatte sich zwar angeboten, dies zu machen, doch war ihr eine professionelle Zofe lieber gewesen.

„Vater wird jedes Ratsmitglied eingeladen haben. Ich darf mir keine Fehler erlauben!“, erwiderte sie nur und drehte sich langsam um, „Er wird mich vermutlich versuchen zu verkuppeln.“

Mylaela schien etwas erwidern zu wollen, als just in dem Moment die Tür zu ihrem Raum aufging. Ihre Mutter, aktuell mit einem dritten Kind schwanger, trat ein und strahlte Fraeya an. Fraeya drehte sich vom Spiegel weg und sah zu ihr.

„Die Leute im Saal sind bereit“, sagte sie lächelnd, „bist du soweit?“ Fraeya sah an sich runter und dann wieder in den Spiegel. Mylaela daneben nickte nur lächelnd und meinte an ihrer statt: „Ist sie“. Fraeya atmete dann tief durch und nickte auch. Ihre Mutter strahlte nochmal und führte sie zwei dann gen des Saals.

Sie mussten nur durch wenige Gänge des Elenwe-Anwesens, in welchem sie aufgewachsen war. Und in dieser Kindheit hatte sie alles gelernt, was für sie als zukünftiges Ratsmitglied der Familie Elenwe wichtig war.

Ihr wurde die Diplomatie gelehrt, das Zu- und Überreden von Leuten und das Aufbewahren einer professionellen Maske, durch die sie ihr wahres Wesen verbergen konnte. Auch war ihre Bildung hart gewesen. An der Eliteschule war sehr viel von ihr gefordert worden, aber dank ihrer guten Auffassungsgabe, hatte sie dem gut gerecht werden können.

Ihre Eltern und Lehrer waren zwar enttäuscht gewesen, als sich zeigte, dass Fraeya sich mit der Magie nicht so gut tat, wie die meisten anderen Mitglieder ihrer Familie, doch wussten sie ihren Ehrgeiz und ihre Drang, nie aufzugeben, mit ihrem Pflichtbewusstsein immer zu schätzen.

Schließlich kamen sie an der großen Flügeltür zum Ballsaal an. Ihr Vater Oribel stand wartend davor und stolz lächelnd. Er schaute sie alle einmal an, ehe er gen Fraeya sagte: „Gleich wird es losgehen. Ich möchte, dass du perfekt sein wirst!“

Fraeya nickte eifrig, ehe er ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn gab und der traditionellen Weise nach zu erst nur mit Filauria und Mylaela in den Saal eintrat.

Die Türen schlossen sich wieder für den kurzen Moment und Fraeya atmete tief durch und suchte ihre Ruhe. Sie durfte sich nun keine Fehler erlauben, redete sie sich ein, während sie ihren Vater innen hörte, wie er laut für das zahlreiche Kommen bedankte und ein paar weitere Dinge sagte.

Und dann öffnete sich die Flügeltür erneut. Und nur für sie. Die brennenden Lichter der Kronleuchter leuchteten ihr entgegen, wie auch die strahlenden Gesichter der wirklich vielen Gäste, deren Blicke nur ihr galten.

Sie sah eine Menge Ratsmitglieder, entfernte Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten. Sie alle auch im, von ihr gewünschten, Blau gekleidet und mit strahlenden Gesichtern.

Ihr Vater Oribel, ein Stück hinter ihr, erhob die Stimme: „Am heutigen Tag feiern wir den sechszehnten Geburtstag meiner ältesten Tochter Fraeya Gaylia und gleichzeitig meiner Nachfolgerin im Rat von Zul! Hebt mit mir die Gläser auf sie und heißt sie herzlich willkommen im Kreis der Hochelfen!“

Sie schritt langsam in den Saal hinein. Ihre Blicke glitten über die versammelten Elfen hinweg, an die reichlich geschmückten Wände und die großen Fenster nach draußen. Durch diese schien das Licht der Nachmittagssonne mitten in den Saal und reflektierte sich ein wenig auf dem Fliesenboden.

Wie sie es gelernt hatte, schenkte sie den Leuten ein bezauberndes Lächeln. Hiernach begannen die Musiker leise an zu spielen.

Fraeya fand sich kurz darauf bei ihrem Vater Oribel wieder. Bei ihm stand ein hochgewachsener Elf, mit kürzeren weißen Haaren, der ihr mit einem kühlen Lächeln entgegenlächelte. Fraeya war natürlich klar, was Sache war, und schenkte beiden ebenfalls ein Lächeln.

„Meine liebe Tochter, das ist Ratsmitglied Gourael“, stellte Oribel ihn vor. Derweil ging sie alle Informationen über ihn durch. Er hieß Elrond Ilbryn, war schon mit sechsundzwanzig Jahren Ratsmitglied geworden und nun etwa zweiunddreißig. Kalt wie Schnee, durch eine undurchdrinbare Maske, wie es hieß. „Er bittet um einen Tanz mit dir.“ Elrond blickte sie aus kühlen, blauen Augen an.

„Die Freude liegt auch meinerseits und ich werde gerne annehmen“, antwortete Fraeya ganz formell und in gelerntem Ton. Elrond erwiderte darauf: „Habt Dank, Mylady“ und beugte sich für einen Handkuss runter. Dieser fühlte sich ebenso sehr kalt an, wie es sein Anschein vermittelte.

Als er sich wieder erhob, hielt er weiter ihre Hand und Fraeya folgte ihm langsam auf die Tanzfläche. Es folgten mehrere Tänze mit ihm, weswegen Fraeya ihren Vater auf der anderen Seite des Saales zufrieden lächeln sah. Sie verweilte die Tänze über in seinen kühlen, blauen Augen. Dortdrin suchte sie nach irgendeiner Gefühlsregung. Oder etwas anderem hinter seinen Augen.

Am Ende löste sie sich von ihm, um der Höflichkeit halber den anderen Elfen, die gekommen waren, einen Tanz zu bieten. Doch auch für das Ende fand sie sich bei Ratsmitglied Gourael wieder. Den letzten Tanz schenkte sie – sehr zur Zufriedenheit ihres Vaters – ihm, ehe Oribel dann das Fest für beendet erklärte.

Ratsmitglied Gourael verabschiedete sich wieder mit dem ebenso kalten Handkuss und den Worten „Habt Dank für den Tanz, Lady Fraeya“. Er ging dann, noch ein-zwei Worte mit ihrem Vater wechselnd.

Als er und alle anderen Gäste aus der Tür waren, kam er zu ihr. „Ein wunderbarer Mann. So jung schon ein Ratsmitglied und auch sehr galant, findest du nicht?“ „Wohl wahr“, antwortete sie, „sicher ist er ein toller Mann im Rat.“ Sie schaute zu ihm auf.

Ihr Vater strahlte auf diese Aussage hin: „Sicher auch ein guter Ehemann.“ Er nahm sie vorsichtig am Arm. „Komm. Nun geht es zur Segenshöhle“, sagte er und führte sie hinaus. Sie folgte ihm und stieg dort draußen in die offene Kutsche.

Der Kutscher drehte sich langsam um, fragte der Höflichkeit nach um ihr Wohlergehen und setzte dann mit einem leichten Schlag die Pferde in Bewegung. Die Kutsche bewegte sich sehr langsam und ohne viel zu rütteln über das enge Pflaster.

Die Fahrt ging kurz, vom Elenwe-Anwesen aus bis zur Segenshöhle der Ratsfamilien. Die Sonne ging schon unter und der Himmel wechselte die Farben von rot zu immer dunkler. Der Kutscher hielt, stieg ab und öffnete ihr die Tür. Er hielt ihr die Hand hin und sie ergriff seine Handschuhe, um vorsichtig auszusteigen.

Sie bedankte sich höflich, ehe der Kutscher sich tief verbeugte und sein Gefährt zum Warten bereit machte. Währenddessen schritt Fraeya langsam den Pfad entlang. An den Seiten standen schon ihre nächsten Familienmitglieder – eine Menge – bunt gekleidet in die Farben ihrer auserwählten Götter.

Sie selbst war immer noch in ihr weißes, verziertes Kleid gekleidet, in welchem sie den Weg vorsichtig hochschritt. Etwa zwanzig Schritte vom Höhleneingang entfernt, warteten ihr Vater und ihre Mutter. Fraeya kam bei ihnen an und nahm die, von ihr ausgewählten, Opfergaben entgegen: Ein Kelch mit exzellenten Wein aus Lacarus, ein Büschel gut gezüchteten Königskrauts und zwei weitere Dinge.

Ihre Mutter Filauria merkte ihr die Nervosität an, die durch ihre sonst erhabene Maske schien. Schließlich war es ein einmaliges Ereignis, das ihr ganzes Leben beeinflussen würde. Sie lächelte ihr nur beruhigend zu und meinte: „Keine Sorge. Du legst dich in die Hand der Götter und sie werden gut entscheiden.“

Fraeya nickte und fasste sich schnell wieder. „Hab Dank, Mutter“, erwiderte sie setzte ihren Weg mit den Opfergaben in der Hand fort. Sie duckte sich, als sie durch den bewachsenen Säuleneingang der Höhle trat. Sie schaute sich einen sehr langen Moment um, ehe sie die Abbiegung entlang ging und den Eingang aus den Augen verlor.

Sie schritt vorsichtig über den ziemlich ebenen Steinboden voran, an den Kerzen, die hin und wieder den Gang erleuchteten, vorbei.

Schließlich trat sie in den größeren Raum, wo auch der Altar stand. An den Seitenwänden erschienen in den Stein geschlagene Säulen und die Ranken, die von diesen ausgingen. In der Mitte lag der Altar, auf einer kleinen Insel inmitten eines Sees, der von einem schmalen Übergang zum Altar unterbrochen wurde. Das Licht der Sterne und des Mondes fiel durch eine Öffnung in der Decke hinunter auf den weiß glänzenden Altar.

Fraeya verlor prompt ihre Maske. Ihr Atem wurde unruhig, während sie am Beginn des Raumes stand und den weißen, kerzengekrönten Altar anstarrte. Einige Elfen wurden von keinem Gott auserwählt, hatte sie gehört. Ihr fehlte schon das große Magiepotential, das in ihrer Familie üblich war; was wäre, wenn sie dann nicht mal einen Segen vorzeigen könnte?

Sie blieb weiter angewurzelt dort stehen. Doch was, wenn das die Prüfung war? Wenn sie zukünftig Ratsmitglied werden wollte, durfte sie nicht so stehen bleiben.

Sie atmete tief durch und setzte ihre Maske wieder auf – wenn auch nur teilweise, denn ihr unsicherer Blick schien durch. Sie überquerte den Übergang zu der Insel in der Mitte und dem weißen Altar mit dem seidenen Tuch darauf. Vorsichtig stellte sie den Wein und die anderen Opfergaben ab. Die Kräuter legte sie in die helle Schale in der Mitte.

Dann kniete sie sich ans Wasser und wusch vorsichtig ihre Hände darin. Wieder aufgestanden, zündete sie die Kräuter in der Schale an. Sie wartete, bis der erste kleine Rauch aufsteigen würde. Dann sprach sie die Anfänge des Gebets:

Erhöret mich, o ihr heiligen Götter,
Ihr großartigen Freunde,
Mächtige Stützen der Welt.
Erhört mich, ihr unsterblichen Götter,
Ihr seligen Götter, mag ich nicht aufhören,
Euch Dankbarkeit zu zollen,
Für alles Gute, welches ihr gabt und geben werdet.
Möge ich niemals das Wohl meiner Genossen vernachlässigen,
Soweit es in meiner Macht steht.
Bereitwillig dem Gemeinwohl zu dienen,
Soll auch mir als großer Vorteil gelten.
Möge ich niemals Urheber eines Übels sein,
Das die Elfen trifft,
Sondern von etwas Gutem,
Soweit es mir möglich ist,
Damit auch ich glücklich sein kann,
Indem ich euch ähnlich werde

Sie atmete durch und griff mit ihren Händen nach dem Weinkelch. Sie trank ihn vorsichtig und langsam bis zur Hälfte leer.

Ich erwarte sehnlichst euch und euren Segen,
ich lege mich in deine Hände Iheza,
o ihr heiligen Götter,
soll mir ihre Freundschaft auf ewig gesichert sein

Fraeya wandte sich dann vom Altar ab, als sie fertiggesprochen hatte. Ihr Blick wanderte zum Wasser, in welches sie jetzt hineinsteigen würde. Langsam, einen Fuß nach dem anderen, stieg sie in das kühle Wasser hinein. Es stand ihr hüfttief.

Nach einigen Momenten nahm sie Luft und tauchte komplett unter. Sie schloss dabei ihre Augen und konzentrierte sich komplett auf das, was sie jetzt erwarten würde. Vor der Dunkelheit ihrer geschlossenen Augen flog eine grün gefiederte Eule heran. Sie ließ sich auf einem nicht sichtbaren Boden nieder und wendete ihren Kopf genau zu ihr.

Der Blick der Eule galt ihr. Er war ruhig und konzentriert, in tiefer Ruhe und Geduld. Dieser Anblick meißelte sich für ewig in ihr Gedächtnis, bis sie plötzlich ihren Kopf wieder aus dem Wasser zog und in die kühle Realität zurückkehrte.

Die Eule gehörte Nolwe, das wusste sie. Und sie hatte sie ausgewählt. Um ihre Ruhe, Zuversicht und Mut zu geben. Um ihr die Weisheit zu geben, die Stärke zu geben, ihre Pflichten zu erfüllen, um späterer Zeit ein weises, geduldiges und gerechtes Ratsmitglied zu werten.

Fraeya atmete tief aus und blickte dann zum Spalt in der Höhlendecke. Sie widmete Nolwe ein leises Gebet. Sie dankte, bat um Stärke und Weisheit, für sie selbst und die sie anderen geben könne.

Zum Schluss endete sie an alle Götter gewandt mit:

Seid immer bei uns,
und so verlasst uns nie,
beseitigt die Krankheiten
und verscheucht die Sorgen, welche uns plagen

Sie stieg langsam aus dem Wasser und brachte die letzten Opfer dar. Dann kehrte sie mit strahlendem Lächeln aus der Höhle zurück.


Noch kurz danach wurde ihre Verlobung mit Ratsmitglied Elrond Ilbryn Gourael beschlossen. Elrond war auch in ihren darauffolgenden Treffen immer sehr kühl, doch auch freundlich und der Inbegriff der Ruhe, gewesen. Liebe war jedoch nicht im Spiel, auch sehr zu Fraeyas Bedauern. Doch war sie stolz und überzeugt, ihren Teil auf diese Weise – bis auch sie Ratsmitglied sein würde – beizutragen.

Und dann am sonnigen vierten Juli 1231 war der Tag ihrer Eheschließung soweit. Fraeya lief lächelnd durch den Gang inmitten der vielen anwesenden Gäste, hin vor zum Altar. Sie trug ihr weißes Kleid mit den Farben der Familie Elenwe und der Gouraels, zusammen mit goldenen Verzierungen und Schmuck.

Vorne am Altar stand Elrond Gourael. Er lächelte ebenso wie sie. Daneben die Hohepriesterin, die sie beide unter Meleths Augen trauen würde. Sie kam langsam zu ihnen vor und schenkte ihm ein glückliches Lächeln.

Sie folgten der Zeremonie. Sie umhüllten den Kelch, aus dem sie trinken sollten, mit ihrer gemeinsamen Magie und tranken beide davon. Danach ließen sie sich von der Hohepriesterin die Hände mit einem Tuch zusammenbinden.

Zum Schluss knieten sie sich Hand in Hand vor den Altar und die Hohepriesterin. Sie beteten um Meleths und Naskigas Gunst, für ein langes, harmonisches Leben zu zweit und einer Ehe mit vielen, glücklichen Kindern.

Die Hohepriesterin verkündete zuletzt feierlich: „Einst wart ihr zwei, nun seid ihr eins. Erhebt euch als gemeinsames Ehepaar, Elrond Ilbryn und Fraeya Gaylia Gourael!“

Von diesem Tag an nahm Fraeya traditionell den Doppelnamen ihrer alten und ihrer neuen Familie an: Elenwe-Gourael. Sie zog mit Elrond in das große Gourael-Anwesen, das auf der anderen Seite des Viertels lag. Dennoch konnte und wollte sie Mylaela und ihre kleine neugeborene Schwester Arwen, so oft es ginge, besuchen.


Die Jahre zogen sich dahin. Fraeya unterstützte ihren Mann Elrond, beratschlagte ihn manchmal und begleitete ihn zu Anlässen. Ihre Schwester Mylaela heiratete glücklich das Ratsmitglied Círdan Maertel und pendelte von nun an zwischen Zul und Aleyyn hin und her, durch ihre Arbeit in Silma Riënde. Auch Arwen hatte sich nach langem Ringen glücklich mit Paeral Nhaésal verheiratet und blieb in Zul.

Ebenso hielt sich Fraeyas Vater Oribel im Amt. Dies bedeutete, dass sie noch keine Ratssitzende wurde, sondern weiterhin nur Elronds Ehefrau spielen konnte. Sie hatte also nicht viel zu tun. Mit fünfundachtzig Jahren bekam sie dann ihre erste Tochter Doreah Idril und weitere zehn Jahre später ihren Sohn Ilbryn Oribel.

Sie zog sie liebevoll auf, aber brachte ihnen auch das Leben unter ihren Pflichten in dieser Familie und ihre Masken bei. Ganz wie üblich in ihrer Familie, drillte sie sie zu Bestleistungen, doch ließ sie sie mit ihrer Heirat die Wahl.

Doch zwischendurch suchte sie sich andere Dinge. Sie brachte sich beispielsweise das Spielen auf mehreren verschiedenen Instrumenten bei oder intensivierte ihr Können im Nähen und Sticken. Doch die Sachen schienen sie nicht allzu zu erfüllen. Sie ließ sich von ihrer Floristin in die Floristik einführen. Natürlich nicht offiziell, doch schien das für sie ein angenehmer Zeitvertreib.

Doch eines Tages stand ein Diener in der Tür. Er hielt ein Tablett mit einer Nachricht darauf, mit einem Wachssiegel versiegelt und ihr Name ‚Fraeya‘ oben darauf geschrieben. Sie öffnete ihn, wie jeden Brief, doch war es keine normale Einladung zu einem Festessen.

Fraeya las die Zeilen und ihre Maske brach. Mylaela, ihre erste Schwester, war verschwunden und hatte ihr diese Zeilen hinterlassen. Sie behandelten Dankesworte, ihre Trauer um ihren verschiedenen Mann Círdan und einen Abschied.

Als Fraeya nachfragte, erzählte ihr der Bote, der die Nachricht gebracht hatte, Mylaelas Anwesen in Aleynn sei leer. Sie und auch ihre Kinder Raegon und Raenelyra seien verschwunden.


Die Zeit verging weiter. Fraeya fühlte sich über den Verlust von Myla weniger verloren, doch als ihr eines Tages mitgeteilt wurde, ihre jüngste Schwester Arwen sei ebenfalls verschwunden, war sie am Boden. Ihre Maske war für Tage gebrochen und sie weinte und ließ beinahe ihre gesamte Gourael- und Elenwe-Verwandtschaft nach ihr suchen.

Es kam nichts raus. Weder von der Suche noch von ihrer besten Freundin Nakira, bei der sie zuletzt gewesen sein sollte. Sie gaben es nach zwei Wochen auf, auch wenn Fraeya noch eine dritte anordnen wollte.


Dann eines Tages kam ihr Mann Elrond zu ihr in ihre Räumlichkeiten im Gourael-Anwesen. Sie saß in ihrem gepolsterten Ohrensessel vor dem Kamin, betrachtete wie immer trüb das kleine Porträt mit ihren verschwundenen Schwestern auf dem Sims und ging auf ihrem Schoß dem Sticken eines Tuches nach.

„Meine liebste Frau?“, fragte er, nachdem er durch die Tür war. Fraeya legte ihre Sachen beiseite und stand auf. „Mein liebster Mann?“, erwiderte sie und drehte sich zu ihm um.

Er blieb an der Tür stehen – das waren etwa drei Meter von ihrem Sessel entfernt. „Mein Bruder, unser Sohn Ilbryn und ich gehen raus in die Wälder zur Jagd“, sagte er etwas knapp, „erwarte unser Kommen in drei Tagen wieder.“

Sie musterte ihn. Seine Haare waren wieder kürzer geschnitten; er trug schon sein Leder und die festen Jagdstiefel. Ein Diener hinter ihm hatte schon seinen polierten Jagdbogen samt Köcher und einem silberverzierten Jagdmesser auf den Armen.

Sie nickte und trat um den Sessel herum auf ihn zu. „Dann sei vorsichtig in den Wäldern. Ich werde deine Rückkehr sehnlichst erwarten“, antwortete sie und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Er nickte daraufhin nur und entfernte sich mit lauten Stiefelschritten. Der Diener folgte ihm eifrig auf Schritt.

Fraeya ließ sich dann wieder in ihren Sessel sinken. Die nächsten Tage würde sie wenig zu tun haben. Sämtliche Anlässe und Sitzungen würden abgesagt werden. Sollte sie vielleicht ihre Mutter mal wieder besuchen? Oder mit ihrer Tochter Doreah den Höheren Markt besuchen?

Sie seufzte. Sie würde wohl wieder warten. Wie die vielen einhundertzwanzig Jahre zuvor. Sie wartete darauf, dass ihr Vater starb. Nicht weil sie ihn hasste – sie liebte ihn natürlich, denn er war schließlich ihr Vater! Doch ihr ganzes Leben schon bereitete sie sich vor, Ratsmitglied zu werden. Und sie brannte darauf, es endlich zu werden. Sie seufzte wieder und setzte ihre Arbeit fort.

Der erste Tag der Jagd verlief ereignislos, doch schon am zweiten kehrte ein Diener zu ihr zurück. „Lady Gourael“, begann er mit belegter Stimme, „sie sind von der Jagd zurückgekehrt. Doch gibt es schlechte Neuigkeiten.“

Fraeya sprang von ihrem Sessel auf und rannte fast zur Tür. „Was ist passiert?“, fragte sie hektisch und starrte ihn mit Angst an, „wurde jemand verletzt?“ Der Diener blieb ruhig in der Stimme: „Bitte folgt mir, Lady Gourael.“ Sie hasste solch mangelnde Informationsgabe, doch folgte sie ihm.

Sie folgte ihm zwei Gänge entlang, zu ihrem Erschrecken in Elronds privates Schlafzimmer, das er nur sehr selten aufsuchte. Sie drängte sich am Diener vorbei, der kühler Miene sich am Eingang positionierte und auf irgendwelche Anweisungen wartete.

Im Raum waren die Vorhänge zugezogen und die Sonne schien nur trüb hinein. Elronds Bruder und ihr Sohn Ilbryn standen trauriger Mienen mitten im Raum; ihre Blicke auf sie gerichtet, als sie eintrat. Fraeya blickte sich panisch um und zu dem Bett, das in der Mitte an der Wand stand.

Sie eilte hastig an Ilbryn vorbei an die Seite des Bettes. Darauf lag er, mit geschlossenen Augen, seine schneeweißen Haare ganz ordentlich und sein Körper von einer weißen Decke mit dem Dunkelgrün der Gourael-Familie bedeckt. Sein Gesicht schien sehr friedlich.

Fraeya brach in Tränen aus und ließ sich auf dem Stuhl neben dem Bett nieder. Sie blickte verschwommen zu ihrem Sohn auf. „Was… ist passiert?“, fragte sie leise. Ihr Sohn hatte den Kopf hinuntergeneigt, das blonde Haar fiel ihm ins Gesicht. „Wir verfolgten einen großen, prächtigen Hirsch und seine Herde“, begann er, „Vater traf ihn mit einem Pfeil in der Flanke, doch der Hirsch rannte weiter. Wir… anderen waren zu beschäftigt mit dem Ausnehmen der zwei Hirschkühe.“

Elronds Bruder setzte weiter: „Er sagte, der Hirsch würde nur noch zwanzig Meter weiterlaufen, und ist ihm gefolgt. Wir haben ihn gelassen, aber nach keinen zwei Minuten hörten wir einen Schrei.“ Aber auch er stockte kurz und atmete durch.

„Wir ließen unsere Sachen liegen und rannten dem Schrei hinterher. Wir fanden ihn und den Hirsch dann auf einer Lichtung, aber… Ein großes, geflügeltes Waldwesen war schon dort und… hatte ihn mit seinem Schnabel gepackt… es riss ihn umher.“ Er stoppte und schwieg danach bekümmert.

Fraeya wischte sich derweil mit einem Tuch die Tränen aus den Augen und sah auf sein Gesicht runter. „Bitte ent-… entschuldigt mich“, erwiderte sie und erhob sich von dem Stuhl, „ich brauche etwas Zeit.“ „Natürlich“, sagten beide Männer gleichzeitig und ließen sie durchgehen.

Sie verließ den Gang mit den Zimmern, die Treppe hinunter ins große Foyer und dann durch die Nebentür in den großen Garten. Sie folgte dem Weg, stillschweigend und in ihre Gedanken.

Er war tot… Über einhundert Jahre hatten sie zusammengelebt und sie ihn zu lieben gelernt. Besonders nach der Geburt ihrer Kinder. Dennoch war es etwas Schlimmeres.

Sie fühlte sich nun bedeutungslos. Die letzten Jahre hatte sie sich damit getröstet, wenigstens auf Festen und Anlässen eine wichtige Rolle zu spielen. Doch dabei blieb sie auch immer nur ‚Lady Gourael‘. Und nun? Sie würde bedeutungslos im Gourael-Anwesen verbleiben müssen, verwitwet und darauf wartend, dass ihr Vater starb und sie endlich Ratsmitglied wurde. Doch nun… war sie unwichtig.

Sie folgte dem sauber gepflasterten Pfad durch die ordentlichen Gärten in das kleine Wäldchen hinein. Dieser wandelte sich mit der Zeit zu einem Trampelpfad, der das kleine Wäldchen der Gouraels durchzog. Sie lief oft hier. Beispielsweise auch nachdem erst Mylaela und dann Arwen verschwunden waren.

Der Weg mündete zu einem gusseisernen Tor, hinter dem der echte Wald anfing. Heute war es mal wieder offen und darum störte sie sich nicht an ihm, sondern folgte ihm weiter. Die Bäume zogen sich mit der Zeit zu und das Licht, das sie hindurchließen, wurde schwacher. Fraeya war so tief in ihren Gedanken verwühlt, dass sie einfach weiterging.

Schließlich verlor sich ihr Pfad im Waldboden und ließ sie orientierungslos und ohne Straße zurück. Sie atmete nur tief durch und beschloss, zu versuchen, den Weg zurückzugehen. Sie drehte sich um und lief den Weg zurück, den sie meinte, gekommen zu sein, doch erschien er ihr nicht wieder.

Sie blieb, wie sie es sich antrainiert hatte, kühl im Kopf und dachte nach. Sie könnte sich am Moos orientieren. Das Gourael-Anwesen lag im oberen, nordwestlichen Zul und ungefähr dort musste sie sich befinden. Das hieß, dass sie dem Moos entgegenlaufen musste. Und das versuchte sie.

Lange lief sie, bis ihr vor Erschöpfung wohl ganz schwummrig vor den Augen wurde. Doch sie zwang sich zum Weitergehen. Doch schließlich meinten sie die Kräfte zu verlassen und ihr schwarz vor Augen zu werden.


Sie wachte um vieles später auf. Sie war gestürzt, ihr Kleid dreckig und ihre hochgesteckten Haare zerzaudert und gelöst. Stöhnend erhob sie sich und wischte sich die Blätter und den Schmutz vom Leib.

Sie bewegte sich ein Stück und kehrte langsam aus dem Wald raus. Ihre Schritte führten sie einen Hügel hinauf und vor ihren Augen erschien an den Hängen des Berges eine unbekannte Stadt. Doch als sie ihren Blick senkte, sah sie noch wen anderes - ihre Schwester Arwen!

Sie befand sich danach in Távaryn, unter ihrer jüngsten Schwester Arwen, der Tári. Und weil ihr alter Name Elenwe-Gourael hier nichts mehr bedeutete, Elrond tot war, ließ sie sich nur noch nach ihrem Mädchennamen Elenwe nennen. Und auch wenn es ihr nicht sonderlich gefiel, plante sie jedoch, ihre Schwester Arwen mit allen Mitteln in ihrer Herrschaft zu unterstützen!

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Ich habe in deiner CV soweit keine Fehler oder falschen Dinge gefunden. Vielen Dank für das schreiben dieser.
Die CV Ware somit von mir angenommen
Nun kann jemand vom @team drüben gucken
LG
~ Luggy

Hallo Waldmaus,

ich schließe mich Luggy an, die Vorstellung ist hiermit angenommen!

Weiterführung Teil 1

Fraeya wurde gut in Távaryn aufgenommen. Im Palast erhielt sie von ihrer Schwester Arwen zwei große Zimmer, in welchen beiden sich auch ein wärmender Kamin fanden. Von ihrer Nichte Raenelyra erhielt sie eine Führung durch die Stadt. Fraeya bewunderte das System der Clans, das ihre Schwester Mylaela erfunden hatte.

Als Lyra ihr das Bachor-Viertel zeigte, kamen sie zum Floristenladen. Schon draußen war die Straße und das Gebäude von reichlich Blumenkästen- und beeten gesäumt. Innen war das Haus von aberhunderten Blumendüften erfüllt und eine Person, die wohl längst nicht mehr hier weilte, hatte an jeder Ecke kunstvolle Sträuße hinterlassen.

Es erinnerte Fraeya an Zul, wo sie sich in ihrem langen Warten das Blumenbinden und die Floristik hatte erklären lassen. An die Zeit, in der sie noch mit Elrond, ihren beiden Schwestern und ihren Kindern zusammengelebt hatte.

Sie seufzte einmal leise, denn sie wollte hier mehr mit ihrer Zeit anfangen. War vielleicht die Floristik das Richtige? Die Chance, mehr tun zu können, als nur die adelige Ehefrau, die sie in Zul gewesen war?

Als sie dann wieder aus dem Laden hinaustrat, hatte sie ihre Überlegungen abgeschlossen.

„Lellig-o nin onóre“, sprach sie ihre Nichte an, „denkst du, es wäre möglich, dass ich mich um diesen Laden kümmere?“

Lyra lächelte sofort und nickte kräftig. „Da bin ich mir sicher. Wenn es dein Wunsch ist, wird Arwen ihn sicher erfüllen.“

Fraeya erwiderte das Lächeln und sah zum Haus zurück. Doch sie wollte nicht nur Floristin sein. Bald – nach ihrer Cilme – sollte die Wahl zu den Yáralil stattfinden. Und es war natürlich ihr Ziel, die Clanführerin der Bachor, eines der größten Clans, zu werden. Und sie würde direkt neben ihrer Schwester im Rat sitzen.


Nur einige Tage später trübte traurige Kunde. Die alte Heimleiterin des Waisenhauses war verstorben und hatte sich in Gurs Arme begeben. Die Beerdigung fand nur kurz später statt.

Es trauerten nur wenige um die alte Frau, doch auch Vilya weinte Tränen vom Himmel. Fraeya leistete ihren Anstandsbesuch – wie sie fand – und gesellte sich zu den wenigen Personen in Schwarz, die sich um das Grab gestellt hatten.

Der offene Sarg war ins Grab bereits eingelassen und die Gesichtszüge der Alten wirkten friedlich, während sie unter einer weißen Decke, mit einer Trauerrose in der Hand, lag. Die letzten Leute und Angehörigen sollten noch Dinge zu ihr sprechen, und das taten sie leise.

Fraeya gesellte sich zu den hinteren Personen und setzte eine sehr bekümmerte Miene auf. Während der Prozess lief, lief ihr Blick von der Frau in dem Sarg über den glatten Grabstein bis zur linken Seite der Besucher. Dort erblickte sie – ebenfalls ganz in schwarz – eine Reihe Kinder, älterer und jüngerer, die nebeneinanderstanden und die Kleineren die Hände der Größeren umklammerten.

Die Waisenkinder, die ihre liebe Heimleiterin verloren hatten – ihre Mutter. Ihnen liefen alle Tränen das Gesicht hinunter, während sie den Worten lauschten und sich vom Gesicht der Alten nicht abwandten. Doch ihre Hände waren zusammen fest verbunden, als würden sie sich alle gegenseitig Trost geben.

Fraeyas Gedanken wichen zu Doreah und Ilbryn. Ihren eigenen Kindern. Sie weilten wohl jetzt noch im weltenfernen Zul. Sie hatte sie vor Augen, als sie noch kleiner waren. Doch auch jetzt würden sie wahrscheinlich Tränen um sie und ihr Verschwinden weinen.

Und so blieb Fraeyas Blick an den Kindern hängen, während das Grab schließlich vorsichtig zugeschaufelt wurde und anschließend der Baum hinter dem Stein emporwuchs. Seine Wurzeln streckten sich sanft um das Grab und den Sarg der alten Frau.

Die Besucher gingen nun langsam und auch Fraeya, die jetzt ihre Zeit allein brauchte.


Schließlich war es so weit und Fraeyas Cilme – die Wahl des Clans – stand bevor. Aus unerfindlichen Gründen waren nur sehr wenige Bürger anwesend, und sie die einzige Initiantin.

Dennoch ließen sie die Cilme stattfinden, nur etwas kürzer. Fraeya strahlte eine Seelenruhe aus, während sie mit Arwen, der Tári, die Gebete aussprach und schließlich aufgerufen wurde. Sie erhob sich langsam von der Initiantenbank und nahm das Ritualmesser entgegen.

Mit diesem in der Rechten nahm sie erst zielstrebige Schritte auf das rote Gefäß der Bachor zu. Doch dann wurden ihre Schritte langsamer. Ihr kamen wieder die Waisenkinder in den Sinn. Sie hatte lange über sie nachdenken müssen und ihr war ihr Anblick kaum aus dem Gedächtnis gewichen.

Sie nahm einen tiefen Atemzug und lief die paar Schritte. Sie nahm die linke Hand hoch und schlitzte sich mit dem Messer den Daumen auf. Das Blut tröpfelte langsam hinab, in das orangene Gefäß – das des Clan Rocco, welchem das Waisenhaus angehörte.


Hiernach sprach sie mit ihrer Schwester. Beinahe kleinlaut fragte sie nach der Leitung des Waisenhauses, welche Arwen ihr natürlich strahlend übergab.

Fraeya ging dann in ihrem frisch geschneiderten, orangenen Kleid – welches sie als Rocco tragen musste – den Pfad zum Waisenhaus hoch. Das Waisenhaus lag ganz am Ende des Rocco-Viertels und die Sonne war schon ein paar Minuten untergegangen.

Sie öffnete das Zauntor und trat hindurch. Auf dem Vorhof lagen noch einige Dinge – ein Ball, ein Steckenpferd und eine Strohpuppe – und von nebenan, dem Hühnerstall, war nur ein leises, schläfriges Gackern zu hören.

Fraeya trat langsam durch die Tür ins Haus ein und blickte nach rechts, wo der Schlafsaal lag. Auf den Betten saßen alle anwesenden Kinder. Sie blickten sie aus großen, teils noch geröteten, Augen an und Fraeya entwich ein Lächeln offenen Herzens. Die Kinder schienen sofort zu verstehen.

Sie lief dann langsam durch den Schlafsaal und ließ sich an dessen Ende nieder. Die Kinder rückten zu ihr vor und Fraeya fühlte, wie sie ihre neuen Schützlinge – ihre neuen Kinder – sofort ins Herz schloss.

Fraeya Waisenkinder Bild

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OOC

Änderungen am Charakter:
Beruf/Beschäftigung: Heimleiterin des Waisenhauses
Clan in Távaryn: Rocco

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Weiterführung Teil 2

Kommt mit ein wenig Verspätung.

Teil 1

Es war ein normaler kühler Abend. Fraeya machte in Lohengrin ein paar Käufe, um danach in die Taverne der Stadt einzukehren. Es war nur, um ein paar Schlucke zu trinken, gewesen.

Sie trat durch die Tür in die am heutigen Tage spärlich gefüllte Taverne ein. Ein leises Schluchzen erreichte sofort ihr Ohr. Fraeya blickte sich nach links um. Am Tisch in der Ecke saß ein etwa elf- oder zwölfjähriges Mädchen.

Es hatte sich die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, doch konnte die Schrammen unter ihrer zerissenen Kleidung nicht verdecken. Fraeya kam sofort auf sie zu und musterte sie mit besorgtem Blick. Sie mochte sich nicht ausmalen, was ihr womöglich geschehen war.

„Hab keine Angst vor mir“, sagte Fraeya sanft, als sie sich langsam auf die andere Seite des Tisches setzte. Sie lächelte sie ganz kurz beruhigend an. Erneut ließ sie besorgt ihren Blick über ihre Kleidung und die tiefen Schrammen gleiten.

„Was … ist dir geschehen?“, fragte sie mit gesenkter Stimme. Das junge Mädchen blickte zu ihr auf. Es öffnete den Mund – doch es verließen es keine Worte. Es rutschte ein wenig weiter fort. Fraeya hörte ihren Magen leise knurren.

Sie hielt sich an ihrer Ecke des Tisches und winkte dem Wirt zu, der hinten an einem der anderen Tische seiner Arbeit nachging. Er verstand, nickte, verschwand in den Hinterräumen und kehrte mit einem Glas Wasser und einem kleinen Korb mit zwei Äpfeln zurück.

Fraeya wandte sich wieder dem Mädchen zu, das weiterhin keinen Ton von sich gegeben hatte. Es blickte nur bedrückt zu Fraeya, während sie warteten. Diese schob ihr daraufhin von ihrer Ecke des Tisches das Glas und den Flechtkorb zu.

Das Mädchen blickte sie etwas ängstlich an, streckte dann jedoch ihre Hände aus. Langsam und immer schneller werdend aß es den einen Apfel und trank die Hälfte des Glases mit Wasser.

Ein ganz, ganz leises „Danke“ löste sich nun von ihren Lippen und sie blickte wieder nach unten. Fraeya lächelte über den Erfolg. „Wo kommst du her?“ Es blickte wieder auf und deutete nach draußen. Erneut löste sich kein Wort aus ihrem zu sprechen versuchendem Mund.

Fraeya seufzte erneut leise in sich hinein. Sie legte ihre Hand sanft auf die des Mädchens. Es zog sie nicht zurück.

Sie blickte sie wieder beruhigend lächelnd an. Wäre es vielleicht besser, mit ihr nach draußen zu gehen? Aus der miefigen Taverne hinaus. Bei ihnen Elfen half das. Doch … was war sie?

Fraeya blickte wieder in ihre Kapuze, doch konnte die Spitzen ihrer Ohren nicht erkennen. Doch einen Versuch war es wert. „Möchtest du mit mir nach draußen gehen?“, fragte sie sanft und umschloss ihre Hand ein wenig fester.

Es nickte langsam und machte Anstalten, vom Tisch aufzustehen. Fraeya behielt ihre Hand fest und kam ebenfalls von der Bank auf. Sie führte ihre Hand über den Tisch und die erloschenen Kerzen darauf herum und langsam hinaus. Das Mädchen folgte langsam.

Durch die Tür getreten, umfing sie draußen die frische Nachtluft. Für die Hochelfe war der Gegensatz zur miefigen Taverne befreiend. Auch das Mädchen lächelte ein wenig, doch mehr nicht. Sie suchte einen besseren Ort auf.

Fraeya hielt ihre Hand immer noch sanft und führte sie die Steinstraße an der Gerichtslinde vorbei und über den Steinbogen, der zum großen Baum führte, der auf dem Hügel über der Stadt thronte. Am Fuße des Baumes lag eine Wiese mit einer verlassenen Decke.

Im Gras, direkt neben der Decke, ließen sie sich nieder. Sie hatten einen wunderbaren Blick hinunter auf die dunkle Stadt und den stillen Hafen. Es war mittlerweile kühl und das Mädchen schmiegte sich an sie. Fraeya blieb einen Moment still und hielt sie im Arm. Dann fragte sie: „Erinnerst du dich an deinen Namen?“

Es schüttelte langsam den Kopf, schluchzte und begann leise zu weinen. Es weinte direkt auf Fraeyas hochwertiges Kleid, doch sie sah darüber hinweg. Sie hielt es weiter fest in den Armen und wartete, bis sie langsam stiller wurde und aufhörte.

Die Kapuze rutschte ein wenig an ihrem Hinterkopf herab, als sie den Kopf wieder hob. Zwei spitze Elfenohren lagen darunter verborgen. Fraeya lächelte vor Glück und das junge Mädchen erwiderte es. Sie war eine Elfe. Fraeya war so erleichtert!

Sie deutete zum Hafen auf die Falmarin, das große, zweimastige Passagierschiff aus Távaryn. „Dieses Schiff dort unten … Es bringt uns nach Távaryn. Dort leite ich das Waisenhaus. Und mit einer großen Familie.“

Das Mädchen blickte sie an. „J-ja, ja … ich möchte mit dir!“, erwiderte es diesmal lauter. Fraeya nickte. „Dann machen wir es so.“ Es schmiegte sich wieder an Fraeya an. Ihre Äuglein schlossen sich plötzlich.

Fraeya blickte lächelnd auf sie runter. Sie blieb noch einen Moment mit dem kleinen Mädchen im Arm dort sitzen, ehe sie sie vorsichtig hochhob und hinunter zum Hafen trug. Sie ging an Bord und legte sie im Bett ihrer Kajüte ab. Ein wenig darauf läuteten die Glocken und das Schiff legte ab.


Teil 2

Dieser Teil behandelt eine Entführung.


Das Schiff fuhr im Hafen ein. Die Seeleute riefen laut und freudig. Ihre Stimmen drangen in die geräumige Kajüte ein, in der Fraeya und das namenlose Mädchen die Fahrt verbracht hatten. Das Mädchen schlief und wurde erst durch Fraeyas Hand geweckt, die ihr über die Stirn strich. „Wir sind da“, flüsterte sie.

Es nickte verschlafen und kam nach einigen Momenten hoch. Sie schien dennoch recht erholt. Die Schlafplätze in Távaryns Schiffen waren wohl besser als die auf der Straße…

Sie ergriffen sich wieder gegenseitig an der Hand und traten hinauf ins Sonnenlicht an Deck. Es herrschte einiges Treiben, denn die Falmarin würde gleich wieder auslaufen. Mit den wenigen anderen Passagieren verließen sie das Schiff.

Sie brachte sie über den Steg zum Tor und von dort hinauf in die Stadt. Das Mädchen hatte sichtlich Anstrengungen beim Hinaufweg. Es waren ihre Schrammen und Blessuren. Den weiten Weg durchs Rocco-Viertel sollte sie nicht wagen.

Sie brachte sie stattdessen ins Hospital nahe des Ratshauses. Sie traten durch die Tür und blickten sich um. Der vielbeschäftigte Medikus war wieder nicht da. Fraeya schloss die Tür wieder und brachte das Mädchen zu einem der Krankenbetten. Es legte sich hin und Fraeya deckte sie vorsichtig bis zur Hälfte zu.

Es konnte lange dauern, bis der Medikus zurückkäme. Solange müsste sie sich kümmern. Und sie auf keinen Fall alleine lassen.

Sie seufzte leise und blickte sich im Raum um, ehe sie ein paar Tücher ergriff und in den Wassereimer tunkte. Sie sogen sich mit Wasser voll und nachdem sie sie rauszog, wrang sie sie locker aus. Sie kehrte zum Bett zurück und legte sie vorsichtig auf die Wunden. Was konnte sie sonst tun?

Sie stellte ein Glas Wasser auf den Nachttisch, als ihr der Gedanke einfiel. Am Hafen wurden Kräuter verkauft. Heilende Kräuter, vielleicht helfende. Sie blickte wieder zum Mädchen, das gerade das Wasser trank.

„Ich muss schnell zum Hafen hinuntergehen. Ich werde gleich sofort zurück sein!“, versprach sie. Das Mädchen blickte sie ängstlich an. „B-bleib bei mir“, flüsterte es stockend. Fraeya strich ihr sanft über den Kopf. „Ich werde gleich wieder da sein. Sicher!“

Das Mädchen blickte nach unten und nickte traurig. Es ließ den Kopf langsam ins Kissen sinken. Fraeya deckte sie noch sanft zu, dann machte sie sich schnell auf zum Hafen – ein Fehler …


Eine kurze Weile später befand sie sich wieder unten am Hafen. Sie wartete. Sehr unruhig. Die Falmarin, das letzte Schiff, war bereits ausgefahren und der Hafen leerte sich zunehmend. Sie stand vor dem leeren Kräuterstand und wartete und betete, dass der Händler doch noch käme. Doch er kam nicht.

Nervös machte sie an ihrer Tasche rum. Sie wollte ihm wenigstens noch ein bisschen Zeit geben. Doch sie bemerkte das ungeplant einfahrende Schiff nicht. Auch die ungewöhnlichen Stimmen, die vom Schiff her klangen, nicht.

Erst bemerkte sie es, als schwere Schritte von Deck stampften und die Holzplanken unter ihnen zum Leiden brachten. Fraeya drehte sich abrupt um und erschrak. Leise hatte sie vor Entsetzen aufgeschrien.

Solche Ungetüme hatte sie noch nie gesehen! Unzählige Köpfe ragten sie höher in die Luft und ihre grüngrauen Körper schienen breiter als Felsen. Schwere Waffen hingen an ihren Seiten und Rücken, und aus ihren Mündern ragten gigantische Hauer.

Fraeya wich einige Schritte rückwärts vor den gigantischen Orks. Deren kleine Augen hatten sie jedoch im Blick und ihre groben Nasen schnüffelten in der Luft.

„FLEEEEEISCH!“

Der Schrei einer kleineren Kreatur riss Fraeyas Blick von den Ungetümen weg zu deren Beinen. Eine winzige, genauso ungetümartige Kreatur sprang zwischen den riesigen Orkbeinen hin und her. Sie gab komische Geräusche und Gekreische von sich, ehe das Orkweibchen ihm einen Tritt gab.

Einer brachte wieder die Aufmerksamkeit auf sich, indem er mit großen Schritten auf Fraeya zu stampfte. Scheinbar der Anführer. Er blickte zu ihr runter und schnüffelte wieder. „Wo sind wir hier, Weib?“, brüllte er laut, „wir wollten zu den stinkenden Elfen!“

Fraeya blieb nur kurz die Sprache weg. Sie musste sich zur Ruhe zwingen und biss sich die ganze Zeit auf die Zunge, um ruhig zu bleiben. „Ihr seid in Távaryn angekommen“, erwiderte sie so kühl es ihr möglich war und wich dennoch weiter Richtung Stadt zurück.

Im selbigen Moment rissen der andere Ork und der Goblin die Aufmerksamkeit auf sich. Der Ork hatte das kleine Goblinwesen gepackt und hochgenommen, welches vor seinen Füßen rumgetanzt hatte.
Mit einem „Schnauze!“ schmiss er den Goblin in direktem Flug gegen die Schiffswand. Das kleine Wesen rutschte am Holz hinab und landete mit einem Platschen ins Wasser, wo er noch mehr und panischer platschte.

Der Anführerork, der sich umgewandt hatte, grunzte den großen Ork an und der grunzte etwas zurück. Er und das Orkweibchen bückten sich und zogen das kleine grüne Wesen aus dem Wasser.

Derweil hatte sich Fraeya mit langsamen und unauffälligen Schritten immer weiter zu entfernen versucht. Es wäre nicht weit bis zum Wachhaus und den Wachen oder dem Stadttor über ihnen gewesen. Hätte sie die Beine früher in die Hand genommen, hätte sie es geschafft.

Der Orkanführer wandte sich jedoch früh genug wieder zu ihr. „Das ist doch eine Stadt der Elfen?! Ein reiches Volk, unter eurer stinkenden Göttin! Habt ihr nichts zu essen?!“ Er brüllte es beinahe und Fraeya musste sich alles zusammennehmen, was sie gelernt hatte. Es war nur ein großes, grobes Monster … das brüllte.

Sie nahm einen tiefen Atemzug, ehe sie erwiderte: „Hier sind die Götter Gwadors. Und ihr solltet- …“
„Wo gibt’sn was zu mampfen?“

Der Ork trampelte los. Sie sprang einen Satz zurück, ehe er ihr die Füße beinahe zerquetscht hätte. Er erklomm die Treppe und stapfte zu der bleichen Wache am Ende hoch. Fraeya blickte ihm nach, und ehe sie reagieren konnte, erfasste sie ein plötzlicher Schwung.

Die Welt drehte sich einmal. Sie schrak laut auf, als ihr Kopf und ihre Füße plötzlich in der Luft schwebten. Eine große, feste Hand hielt sie eisern fest. „Die nehm ich schonmal für später mit“, sprach der, der sie unter seinem Arm festhielt. Er folgt seinen Anführer.

Fraeya brauchte einen Moment, um es klar zu realisieren. Sie begann zu strampeln und auf seinen Rücken zu trommeln, doch den kräftigen Ork interessierte das wenig. Hinter ihm die Treppe hinauf lief das Orkweibchen, welches ihr einen kräftigen Kinnhaken versetzte. Es ließ sie sich beinahe die Zunge abbeißen, doch unterbrach nur kurz ihre Wehrversuche.

Sie schlug erneut auf seinen Rücken und Nacken ein, als er sie plötzlich fallen ließ.
Niemand unternahm etwas, während die Hochelfe nach hinten fiel und die gesamte Treppe runterpolterte. Sie blieb am Fuße liegen. Der Schmerz fuhr ihr durch den gesamten Körper und ihr entglitt nichts als ein Stöhnen.

„Flieg und sieg!“, ertönte es als lauter Ruf und keine Sekunde später krachte etwas Schweres auf sie drauf. Diesmal schrie sie vor Schmerz auf und krümmte sich, während das grässliche Angesicht des Goblins reine Belustigung zeigte. Er kicherte und schlug ihr ein erneutes Mal ins Gesicht, ehe er von dem großen Ork fortgeschubst wurde und Fraeya wieder unsanft unter den Arm geklemmt. Sie schrie wieder laut auf, als er sie zusammendrückte.

„Gehen wir! Ich bin mit der Ausbeute zufrieden!“, brüllte er zum Anführerork hinauf. Dieser thronte über der bewusstlos geschlagenen Wache und nickte.

Fraeya bemerkte nur am Rande des Bewusstseins, wie sie mit groben Tauen am Rücken des Orkes festgebunden wurde. Zuletzt noch, wie sie wieder auf das Schiff stiegen, ehe ein weiterer Schlag ihr wieder das Bewusstsein raubte.


Ihre Sinne fanden mit der Zeit wieder zu ihr. Sie spürte rauen Steinboden unter sich. Danach die Hitze, die von ihm ausging. Die Sandkörner, die ihn teilweise bedeckten. Das schwache Lichtschein, der durch das Fenster hineinschien, und dann das Gebrüll draußen.

Sie setzte sich auf. Ihr gesamter Körper schmerzte und sie zischte leise auf, als sie sich in die Ecke zog. Die Erinnerung kam nur nach Minuten zurück. Sie drehte ihren Kopf und versuchte weiter aufrecht zu rutschen. Sie zischte wieder vor Schmerz. Zu laut.

Die schwere Tür schwang auf und gleißendes, grelles Licht fiel in ihre Kammer hinein und blendete sie. Sie musste den Blick abdrehen und die Hand vor Augen heben, ehe ein dunkler, massiger Körper sich dazwischenschob und durch die Tür quetschte. Die Tür knallte wieder zu.

Fraeya, noch halb blind, blickte zu dem Ungetüm auf, das sie entführt hatte. Der Ork stellte sich dicht vor sie und drängte sie in ihre kleine Ecke. Er quetschte seinen Kopf zwischen die Schultern und die tiefe Decke und blickte auf sie herab.

„Erzählt mir von Euch… Was habe ich heute erworben?“, fragte er und begann sie eingehend zu mustern. Zu eingehend.

Fraeya erwiderte nichts.

„Schüchtern geworden?“

Er riss grob ihre Hand an sich und musterte sie. Blutig, verkrustet, aufgeschürft, staubtrocken. Mehr war sie nicht.

„Seid Ihr als Sklavin zu gebrauchen?“

Trotz ihres geistigen Dämmerzustands war dies für sie nicht hinnehmbar. Sie war eine Hochadlige! Die Schwester der Tári!

Ihr entfuhren die wütenden Worte: „Schämt Euch dieser Worte, Ihr Bas-…!“

Schallend knallte seine Ohrfeige ihren Kopf gegen die Wand. Während sie sich vom Schock erholte, griff er sie am Hals und drehte ihr Gesicht zu sich. Er blickte sie aus seinen kleinen Augen weiter an.

Sie sagte nichts. Dann holte seine Faust wieder aus und schlug ihr auf den Kopf.


Später wachte sie wieder auf, immer noch in derselben Kammer. Doch der Rest geschah ihr nur noch unbewusst, oder verschwamm in ihren Erinnerungen. Sie wurde geschlagen, sie wurde über den Fußboden gezerrt, in den Sand geworfen. Trockenheit, Durst, die vergebliche Hoffnung. Eine Wanne Wasser über ihren Kopf. Schließlich endeten auch diese Erinnerungen mit einem harten Schlag auf den Kopf.


Teil 3

Ihre nächsten Erinnerungen begannen in Ilmare. Im Hospital, wo sie von der Medika versorgt wurde. Ihre zahlreichen Wunden wurden verarztet, ihre gebrochenen Knochen versorgt. Die Medika pflegte sie mit der Zeit wieder gesund.

Zwischendurch erfuhr sie, was geschehen war. Eine Reisekutsche war vor den Toren der Stadt angekommen – jedoch ohne Kutscher. Als die Elfen und anderen Bewohner Ilmares im Inneren der Kutsche nachsahen, lag dort die geschundene Hochelfe gefesselt auf dem Kutschenboden. Mit einer Drohungsbotschaft an den Beinen.

Die Orks waren Ilmare bekannt gewesen. Beide Städte, Ilmare und Távaryn, hielten nun nach ihnen die Augen offen.

Bald darauf besuchte ihre Schwester sie als erstes. Und nachdem sie wieder einigermaßen laufen konnte und die Medika sie aus ihrem Hospital entließ, konnten sie nach Távaryn zurückkehren.

Fraeyas Waisenkinder und sie selbst weinten bei ihrer Rückkehr. Doch Fraeya nicht vor Freude. Das Mädchen war weg. Niemand hatte es gesehen, seit sie es im Hospital zurückgelassen hatte. Sie gab sich die Schuld dafür – doch würde nicht aufhören, nach ihr zu suchen.


Wenige Wochen später waren Fraeyas Verletzungen und Brüche wieder gut genug verheilt, dass sie ihre Schwester und den Rat von Távaryn zum Weltenrat begleiten konnte. Sie schlugen ihre Zelte ein wenig vorher dort auf. Den einen Abend saß Fraeya alleine in ihrem Zelt. Der Rest schlief bereits oder hielt sich in der benachbarten Stadt Lohengrin auf.

Sie lag schweigend und aufrecht auf ihrem Schlafplatz. Ihre Gedanken schwebten wie jeden Abend bei dem Mädchen. Sie hatte den Rat in Kenntnis gesetzt, die Stadtwache und mit Helfern und Freunden die gesamte Stadt durchsucht. Sie war fort.

Sie fragte sich, wo sie wohl war. Ob jemand sie gefunden hatte, und sie vor einem warmen Kaminfeuer saß.

Oder ob … sie allein in einer tropfenden Kanalisation saß und sich ihre zerrissenen Kleider um den Leib zog. Oder ob sie in der Wildnis war, auf einem Baum oder in einer Höhle schlief und vor den Gefahren davonrannte. Oder ob … das Mädchen bereits tot war.

Sie wollte diesen Gedanken nicht weiter zuhören. Sie schüttelte kräftig den Kopf, um ihn davonzujagen und lauschte danach angestrengt nach draußen. Es dauerte einen Moment, ehe sie sich konzentrierte. Es war still. Nichts außer das leise Rascheln der Bäume und der rauschenden Wellen des Meeres.

Sie strengte sich lange auf die Geräusche an, ehe sie ihre Decke zurückschlug, in ihre Stiefel schlüpfte und zum Zeltausgang ging. Es war beinahe pechschwarz draußen. Die Lampen im Lager waren bereits von den Schlafenden gelöscht worden und die Gestirne leuchteten in dieser Nacht nur dämmrig auf die Welt hinab. Die Kerze in ihrer Hand machte das einzige Licht.

Sie versuchte hinauszugehen, doch sie widerstrebte sich. Ihr Blick blieb einfach in der Dunkelheit hängen, in der sie nichts sehen konnte.

Was wenn sie aus ihrem Zelt heraustrat? Was wenn sich gleich wieder zwei große, feste Hände um sie schlossen? Was wenn dort versteckt etwas lauerte? Wenn sie dort lauerten? Es wäre niemand da, um ihr zu helfen.

Das Kerzenlicht in ihrer Hand flackerte. Vorsichtig unternahm sie einen weiteren Schritt nach dem anderen. Sie war einen ganzen Meter aus ihrem Zelt herausgetreten, als sie ein leises Poltern hörte.
Sie wimmerte leise auf und erwartete drei grobe, grässliche Angesichter, als sie dem Kopf rumriss. Sie blickte in Richtung eines Stapels Fässer. Wieder ertönte ein leiser Laut.

Fraeya blieb weiter wie erstarrt stehen. Die Kerze in ihren Händen leuchtete hell auf und machte sie deutlich zu erkennen. Die Geräusche näherten sich. Eine hohe Stimme versuchte zu sprechen. Eine Kinderstimme. Eine Mädchenstimme.

Fraeya regte sich wieder und lief darauf zu. Sie fand sie. Die Quelle der Stimme … Sie war es wirklich!


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+Schwäche: Angst im Dunkeln alleine zu sein

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Weiterführung Teil 3

Es war früh abends. Draußen war es noch nicht dunkel, doch im Waisenhaus leuchteten bereits die Kerzen.

Im Hungersaal saßen gerade die sechs Waisenkinder und aßen. Es gab heiße Gemüsebrühe, die jedes Kind begierig runterschlang. Unter den wachsamen Augen und Mahnungen von Fraeya. Sie versuchte ihnen ein manierlicheres Verhalten anzugewöhnen.

Die eine Hälfte der Kinder saß am Tisch vor dem Kamin; Fraeya nicht an ihrem eigenen Tisch, sondern am zweiten Tisch bei den Kindern. Sie verhielten sich recht gut. Fraeya war stolz.

Neben ihr saß fröhlich Löffel um Löffel in sich hineinschiebend das junge Mädchen, das sie am Weltenrat wiedergefunden hatte. Soora hatten sie sie nun genannt. Taure trug sie als Nachnamen – wie jedes Waisenkind.


Es klopfte an der Tür und die Schritte der Person klangen durch den Flur. Ein Elf erschien im Türrahmen. Sechs junge und ein erwachsenes Augenpaar blickten ihn aus dem Hungersaal entgegen. Fraeya stand auf; die Waisen zu ihrem Verdruss nicht.

Es war ein hochgewachsener Palastdiener. In seinen Händen ruhte eine Schriftrolle.
Fraeya nickte ihm begrüßend zu. „Maer Gwein. Was können wir für Euch tun?“

Auch die Kinder fanden ihre Manieren. „Maer Gwein“, riefen sie im Chor. Fraeya lächelte.

Der Palastdiener verneigte sich und erwiderte erst zu Fraeya und dann zu den Kindern denselben Gruß. Dann blickte er wieder Fraeya an und hielt ihr die Rolle hin. „Dies ist für Euch, Aradî Elenwe.“ Er verneigte sich abermals und deutete, gehen zu wollen. Mit einem Nicken verabschiedete sie ihn.

Während er wieder ging, rollte Fraeya das Pergament aus. Was sie las, ließ sie vor Freude stocken … und erneut lesen.

Als sie das Pergament wieder einrollte, zitterte sie fast vor Freude. Wie lange hatte sie sehnlichst auf diese Nachricht gehofft? Ob es wahr war?

Dennoch rollte sie das Pergament ganz wieder zusammen und steckte es ein. Sie blickte zu ihren Kindern, die sie fragend anblickten. Erstmal sollten sie zu ende essen, dachte sie sich.

Fraeya lächelte nur, wie als sei nichts gewesen, und setzte sich wieder zurück an den Tisch. Auch die Kinder wandten sich wieder ihren Gesprächen und den halb gefüllten Schüsseln zu. Fraeya aß jedoch schneller als gewöhnlich und besaß Mühen darin, ihre Spannung zu verbergen.

Sie löffelte langsam ihre Brühe aus und wartete geduldig, bis die Kinder auch alle ihre Schüsseln auf den Tischen gestapelt hatten. Fraeya brachte sie zügig in die Küche, ehe sie zu den Kindern sprach: „Ich vertraue euch, dass ihr selbstständig schlafen geht und nicht zu viel Unsinn macht! Im Laufe des Abends werde ich wieder zurück sein.“

Elfas und Loke – die zwei Ältesten – nickten brav. „Das werden wir“, antworteten sie. Sie hoffte, dass es tatsächlich so war.

Fraeya verließ in eiligen Schritten das Haus, um das Hospital noch vor endgültigem Sonnenuntergang zu erreichen. Die Straßen in der Stadt waren gut beleuchtet, doch nicht die im Rocco-Viertel.

Sie hastete die Treppen zum Hospital hinauf und traf drinnen zwei Pfleger. Sie warteten vor der Tür zum Krankensaal.

Als Fraeya ankam verbeugten sie sich zur Begrüßung. Fraeya erwiderte ein Nicken. „Wann wurden sie gefunden?“, fragte sie prompt, als sie die Tür hinter sich schloss.

„Vor nicht mal einer Stunde, Aradînya“, erwiderte einer der Pfleger, „wir hielten es für besser, Euch sofort herzuholen.“

Fraeya nickte dankend und fragte erneut. „Wo wurden sie gefunden?“

„Im Gewässer nahe dem Hafen“, erwiderte der andere Pfleger, „ein Schiff fand sie im Wasser treibend und zog sie raus. Anhand der Ähnlichkeit ließen wir Euch rufen.“

Fraeya nickte erneut und sah dann zur Tür in den Krankensaal.

„Sie sind noch nicht wach, doch Ihr könnt schon nach ihnen sehen, wenn Ihr wollt, Aradînya.“

Die zwei Elfen öffneten ihr die Tür in den Krankensaal. Fraeya nahm einen tiefen Atemzug und trat hinein. Die Pfleger schlossen die Tür hinter ihr wieder.

Sie blickte sich im Licht der Laternen um. Auf dem ersten Bett vor ihr lag ein erwachsener Mann. Er war in eine feine Robe gekleidet, die jedoch genauso wie er klatschnass war. Seine mittellangen, blondweißen Haare klebten ihm im Gesicht, doch sie verbargen nicht dieselben Züge seines Vaters darin. Unter den geschlossenen Lidern ruhten auch dieselben Augen.

Fraeya lächelte und blickte zum Bett gegenüber. Die Hochelfe, die dort lag, war in eine Militäruniform aus Gorak gekleidet und ebenso triefend nass. Trotz des Wassers erkannte sie ihre blonden Haare. Auch ihr Gesicht zeigte gleich viel von Fraeya wie ihr jüngerer Bruder von ihrem gemeinsamen Vater.

Fraeya lachte vor Glück auf und ihr rannen die Tränen in die Augen. Sie strich der Elfe sanft über den Kopf. Doreah schlug die Augen auf. „Mutter?“

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Weiterführung Teil 4

„Familie oder Pflicht? Oder ist beides dasselbe?“

Es war bereits früher Abend. Ihre Schwester hatte sehr viel zu tun, weshalb sie Fraeya erst um diese Uhrzeit zu sich bat. Sie folgte der langen Wendeltreppe hinauf in die obere Etage des Palasts und an den königlichen Gemächern vorbei zu Arwens Arbeitszimmer.

An der großen Tür aus dunkler Eiche angekommen, klopfte Fraeya leise mit dem Fingerknöchel.

„Herein“, ertönte die Stimme ihrer jüngeren Schwester von innen. Fraeya öffnete leise die Tür und blickte sich im sonst leeren Raum um. Nur ihre Schwester war dort, sie stand vorne am Regal, mit dem Rücken zu ihr gedreht.

„Du wolltest mich sehen, Onóre?“

Fraeya näherte sich ihr und schritt über den türkisen Teppich am Boden. Ihre Schwester wandte sich um.

„Verzeih mir, ich war in Gedanken“, erwiderte Arwen und lächelte. „Ich muss etwas mit dir besprechen.“ Sie deutete auf die Stühle und humpelte mit der Krücke, die sie aufgrund ihres Beines mit sich führte, zu einem der beiden los, die vor dem Schreibtisch standen. Sie nahmen nebeneinander Platz und blickten sich gegenseitig an.

Fraeya atmete tief aus und beobachtete sorgenvoll die Miene ihrer Schwester, welche sie nicht recht zu deuten wusste.

Arwen sprach erst nach einem Moment. „Ich habe mir lange Gedanken gemacht“, begann sie. „Um Távaryn, unsere Familie, unsere Zukunft.“

Sie lächelte sanft, doch Fraeya nickte stumm mit unveränderter Miene. Arwen fuhr nach einem Augenblick fort.

„Ich plane zwei Hochzeiten … nebst meiner. Von unserer Nichte, Raenelyra, … als auch dir.“

Fraeya nickte langsam. Ihre Augen glitten für lange Momente nachdenklich zur Seite, ehe sie wieder aufblickte und die Stimme erhob.

„Und wer wird es für mich sein?“

„Vincent Amsee von Wolfswacht.“ Arwen musterte sie ruhig. „Ein bedeutender Stadtherr, ein edler Mann. Er könnte dir ein guter Ehegatte sein.“

Fraeya nickte erneut langsam. Sie kannte den Stadtherrn – einen Menschen. Ein paar Male hatte sie ihn bereits getroffen. Doch ein unbehagliches Gefühl baute sich in ihr auf.

„Was … ist mit meinen Kindern?“, fragte sie nach einigen Momenten laut. „Meinen Waisen.“

Arwen entgegnete ein sanftes Lächeln. „Du wirst weiterhin für sie sorgen können. Wir könnten eine Vertretung suchen.“

Ihr wurde weiter unwohl bei dem Gedanken. Sie müsste ihre Kinder verlassen, um dieser Pflicht zu folgen. Ihre Familie im Stich lassen. Doch … es war ihre Pflicht. Sie musste ihr folgen.

Fraeya holte leise tief Luft, ehe sie nickte und laut zustimmte. „Wenn es das Beste für Távaryn ist … werde ich Aradîr Amsee heiraten.“

Arwen lächelte sanft. „Ich danke dir. Ich werde gleich das Schreiben aufsetzen.“


Eine Woche später trafen sie sich mit Vincent Amsee von Wolfswacht in dessen Stadt. Er zeigte sich freundlich, höflich und galant; führte Fraeya in seiner Stadt umher und brachte sie einige Male zum Lächeln.

Am Schluss des Abends machte er Fraeya an einem unter der Wasseroberfläche liegenden Ort den formellen Antrag. Er steckte ihr sanft einen silbernen Ring mit einem funkelnden Stein an den Finger.

Sie machte sich danach viele Gedanken. War es möglich, dass es sich bei Familie und Pflicht um dasselbe handelte? Wenn sie ihre Familie schützte, indem sie der ihr auferlegten Pflicht folgte?

Sie wurde sich langsam sicher, sie könnte Vincent Amsee und diese Pflicht eines Tages womöglich lieben. Wie damals, bei Elrond.


Wenige Monate später ließ man überall im Land einen Aushang ans Schwarze Brett bringen. Hoch oben wurde es angenagelt, damit jeder es erblicken konnte.

Die Hochzeit war festgelegt. Doch aufgrund der Religionsunterschiede sollten zwei Trauungen stattfinden. Die eine war die öffentliche, welche an besagtem vierten März in Távaryn stattfinden sollte, unter den Augen und dem Schutze Gwadors.

Einen Tag zuvor fand in Wolfswacht – im kleinen Kreis Vincent Amsees, seiner Tochter Phoiebe und Fraeyas – die Trauung nach griechischer Wolfswachter Tradition statt.

Hierzu reiste Fraeya mit dem Schiff, der Narmeldis, nach Wolfswacht, wo sie ihr Verlobter und seine Tochter am Hafen abholten. Fraeya war in ein traditionell griechisches Gewand mit den türkisen Farben ihrer Stadt gekleidet, welches die elfischen Schneider in Zusammenarbeit mit den Wolfswachtern gefertigt hatten. Auf ihrem Kopf ruhte ein in Wolfswachts Sonne glänzender Bronzereif.

Es war ein herzlicher Empfang. Auf dem Weg zum Tempel, an welchem sie getraut würden, würde Fraeya von ihrem Verlobten auf einem Pferd geführt werden – es sollte die sichere Führung durch das gemeinsame Leben symbolisieren. Vincent half ihr auf das prächtige, weiße Pferd hinauf und nahm anschließend die Leine.

Sie führten sie den geräumten Hafenweg entlang und um die Bucht herum, wo das Grün schließlich dem hellen Sand wich. Abseits der Stadt, mit Blick aufs Meer, fand sich ein aus Sandstein errichteter Tempel, vor welchem sie Halt machten. Fraeya ließ sich von Vincent hinunterhelfen und sie betraten das Tempelinnere.

Alles war aus feinem Sandstein gefertigt. An den Seiten plätscherten leise große Wasserbecken. Im entzwei geteilten, erhöhten Mittelweg trieben blühende Seerosen. Auf jeder Seite von den Seerosen wanderte das Brautpaar nach vorne, wo die Priesterin sie erwartete. Es war Vincents Tochter, Phoiebe-Antaya Amsee, welche die Zeremonie führte.

Sie lächelte ihnen beiden zu, ehe sie nach einigen Worten aus den Becken zwei Schalen mit Wasser schöpfte. Vincent ging in die Knie und deutete Fraeya, dasselbe zu tun. Phoiebe stellte beide Schalen vor ihnen ab.

„Nun“, sprach sie, „um allen Schmutz eurer Vergangenheit abzuwaschen, bitte ich euch, eure Hände nun in diesem heiligen Wasser zu reinigen, sodass ihr rein und ohne Schuld in die Ehe einfahren könnt.“

Vincent nickte Fraeya sanft zu und zeitgleich tauchten sie ihre Hände in den Schalen unter. Einige Momente ließen sie sie im kühlen Wasser ruhen, ehe sie sie bedächtig zu waschen begannen.

Phoiebe holte ein weißes, seidenes Tuch hervor und hielt es vor sie, sodass sie ihre Hände abtrocknen konnten. Beide hoben ihre Hände vorsichtig aus dem Wasser und trockneten sie im Tuch.

Sie deutete ihnen beiden, sich aus dem Knien wieder zu erheben. Dann sprach sie wieder: „Nun, da wir um den Segen der Göttin gebeten haben und eure Hände gewaschen sind, würde ich euch bitten, mit hinaus zu kommen, ans Meerwasser, um dem Gott des Meeres, Poseidon, zu danken.“

Vincent nickte und reichte Fraeya seinen Arm. Lächelnd begleitete sie ihn und Phoiebe nach draußen. Außerhalb des Tempels blieben sie stehen. Phoiebe schritt die Treppe hinab, welche direkt hinunter in die Wellen des Meeres führte, und stellte sich fußtief in das rauschende Wasser.

Vincent und Fraeya folgten ihr, nachdem sie unten angekommen war, und stellten sich ebenfalls fußtief ins Wellen schlagende Wasser.

Phoiebe erhob wieder die Stimme: „Nun als Letztes, möchten wir Poseidon, dem Gott der Meere, danken, für die Sicherheit Wolfswachts und ebenso die Wacht über uns alle.“

Sie deutete ihnen mit der Hand, tiefer ins Wasser zu steigen. Vincent ließ Fraeyas Arm los und schritt vor ihr hinein. Fraeya kostete es einige Momente der Überwindung, ehe sie einen Schritt nach dem anderen ins Wasser wagte. Bei Vincent angekommen, stand das Wasser ihnen hüfttief, außer die Wellen schlugen ihnen höher gegen den Rücken.

Phoiebe lächelte und bückte sich. Sie schöpfte mit den Händen etwas Meerwasser und deutete ihnen, die Köpfe zu senken. Sie ließ es über ihrer beiden Häupter tropfen. Fröhlich und feierlich sprach sie:

„Somit seid ihr von Poseidon gesegnet und er wird über euren gemeinsamen Weg, zusammen mit Hera, wachen!“


Im Anschluss stiegen sie wieder aus dem Wasser. Fraeya fror. Phoiebe-Antaya, somit Fraeyas neue Ziehtochter, teilte jedem ein Glas Apfelwein aus, mit welchem sie die Zeremonie besiegelten. Wieder zu Pferd führte Vincent Fraeya zurück zum Schiff, wo das griechisch getraute Paar voneinander Abschied nahm. Die Narmeldis stach wieder in See, um die Braut der gwadorischen Hochzeit zurück nach Távaryn zu bringen.

Das Schiff hielt Kurs auf Lohengrin. Einige Besorgungen in der Stadt wären noch nötig, damit die Hochzeit morgen stattfinden könnte. Während Fraeya sich am Markt bei der Gerichtslinde aufhielt, erreichte sie eine Taube. Die Dienerin einer alten Bekannten bat um ein Treffen, um einige Schriftwerke zu veräußern, welche Fraeya vor langem für ihre Waisen zu kaufen gedachte.

Von der Narmeldis borgte sich Fraeya Feder und Tinte und schrieb die Antwort, sie würde sich in Lohengrin aufhalten. Die Taube kehrte zurück. Sie sollte sie im Gasthof „Zur Linde“ treffen, südöstlich der Stadt.

Der Ritt dorthin sollte nicht zu lange dauern und die Straßen nahe der Hauptstadt waren stets gepflastert und vielbereist. Fraeya sattelte Aris, den weißen Hengst, welchen sie von ihrer Nichte erhalten hatte, und ritt zu besagtem Ort.

Der Gasthof erschien nach kurzer Reisezeit am Wegesrand. Ein naturüberwachsenes, menschliches Gebäude. Fraeya stieg ab und brachte den Hengst ins Pferdegehege. Nur ein weiteres Reittier graste dort. Sie umrundete das Gebäude erneut und trat in den Schankraum ein.

Das Licht war spärlich und auf den ersten Blick schien nur ein einsamer, müder Gastwirt zugegen. Fraeya trat weiter in den Raum hinein und nickte dem Wirt zur Begrüßung zu. Beim erneuten Umherschauen bemerkte sie in einer dunklen Ecke die einzig andere anwesende Gestalt.

Vorsichtig näherte sie sich der Ecke. Der Schein von Fraeyas Handlaterne, welche sie mit sich führte, erhellte das bekannte Gesicht. Zwei gefüllte Humpen standen bereit auf dem Tisch.

Sie kamen direkt zum Geschäftlichen. Ihre Gesprächspartnerin trank, doch Fraeya misstraute dem Getränk. Allerhöchstens setzte sie den Humpen nur an die Lippen, ohne jemals einen Schluck zu nehmen. Schnell kamen sie zu einer Einigung.

Fraeya erhob sich vom Tisch und verabschiedete sich höflich, um mit eiligen Schritten aus der Taverne zu eilen. Am Himmel setzte bereits die Dunkelheit ein, wegen welcher sie schleunigst zurück in die sichere Stadt wollte.

Sie begab sich um die Ecke herum zum Pferdegehege, wo weiterhin zwei Pferde grasten. Doch das alte Zaungatter klemmte und ließ sich nicht öffnen. Angesichts der fortschreitenden Dunkelheit werkelte und zerrte die Elfe immer panischer und heftiger am Gatter, dass sie die leisen Schritte hinter sich übertönte.

Ein dumpfer, plötzlicher Schlag streckte sie zu Boden.


OOC

Fraeya wird hiermit fürs erste eingefroren, solange sie sich in Gefangenschaft befindet. RPlich gilt sie weiterhin als vermisst. Sobald das RP um sie weitergeführt werden kann, wird sie zurückgeholt. Mit dem Team ist das so abgesprochen.
Die CV bitte nicht schließen!

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Solange sich Fraeya in Gefangenschaft befindet, wird sie auf dem Zweitaccount Zsuera gespielt. Anschließend wird sie wieder auf den Hauptaccount gewechselt.

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