Charaktervorstellung: Georg von Westerstein

Name:

Georg “Jörg” von Westerstein

Alter:

48 Jahre

Rasse/Kultur:

Mensch / Europäer

Religion/Glaube:

Früher Christentum, jetzt Poseidon
(griechische Mythologie, die alten Götter)

Wohnort:

Wolfswacht

Aussehen und Merkmale:

rotblonde Haare,
blaue Augen,
schlank gebaut.
Tätowierung am Hals

Charaktereigenschaften:

Georg ist die Ruhe selbst und lässt sich nicht aus der Fassung bringen. Manchmal ist er vielleicht auch etwas übereifrig.

Stärken:

kochen, Fernkampf (Speer und Bogen), treu

Schwächen:

Überschätzt sich oft, Körperlich schwach wenn es um den Nahkampf geht, neugierig, was ihn manchmal in unberechenbare Situationen bringt

Beruf:

Koch



Bildnis von Georg von Westerstein:

Neelix-Georg

Vorwort

Geschichten sind die Erinnerungen an die Vergangenheit. Dies ist meine Geschichte, die Geschichte meines bisherigen Lebens. Ich kann mich leider nicht mehr an alles erinnern. Doch das woran ich mich erinnere, möchte ich hier zu Papier bringen.

Mit meinen 48 Jahren habe ich schon so einiges erlebt. Und doch ist es nun so, das ich das Gefühl habe zweimal zu leben. In der Vergangenheit und in der Gegenwart hier auf Parsifal. Wie sagte mein Vater immer “Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.”

Es mag sein,das es den einen oder anderen langweilen könnte. Doch schreibe ich das alles für mich nieder und auch für die, welche sich vielleicht dafür interessieren. So lernt aus meinem Leben wie ich davon gelernt habe. Und sollte es Euch gefallen, so könnt ihr allen davon berichten. Sie alle sollen davon erfahren und damit meine ich nicht nur uns Menschen. Denn das habe ich inzwischen gelernt. Wir sind nicht allein…!


Vergangenheit
Kapitel 01:

Aus der Kindheit

Vor vielen, vielen Jahren stand irgendwo in Deutschland die Burg Westerstein. Es war keine
sehr große Burg, aber sie war gut gesichert, hatte zwei Türme, ein Tor mit Zugbrücke und
Fallgitter und war umgeben von einer hohen Mauer und einem Wassergraben.

Durch das Tor kam man zunächst in die Vorburg. Dort standen Wirtschaftsgebäude,
Scheunen und Ställe für Kühe, Schafe, Schweine und Hühner. Hier waren auch Wohnungen
für Mitarbeiter.
Ein zweites Tor führte dann von der Vorburg in die Hauptburg mit dem Wohnhaus für den
Ritter und seine Familie, der Burgkapelle und dem Bergfried. In einem weiteren Gebäude
befanden sich Küche, Speisesaal und Unterkünfte für Mitarbeiter.

Die Burg gehörte dem Ritter Heinrich von Westerstein und seiner Frau Mathilde. Sie hatten
fünf Kinder. Ältester war der Sohn Georg, von dem diese Geschichte handelt. Er wurde
von allen aber nur „Jörg“ genannt.
Als er klein war, spielte er den ganzen Tag auf dem Burghof und in den Ställen, lief hinter
den Erwachsenen her, schaute zu, was sie machten und versuchte, es ihnen nachzutun. Einer der Knechte, der ihn gut leiden konnten, schnitzte ihm ein hölzernes Schwert.
Darauf war Jörg sehr stolz. Ein anderer machte ihm einen Bogen und Pfeile, und der
kleine Junge übte nun das Schießen auf irgendein Ziel.

Als es einmal mehrere Tage regnete, saß Jörg im Zimmer und bastelte sich aus allem, was er finden konnte, eine kleine Ritterrüstung. Sein Vater schenkte ihm einen alten Helm. Doch
der war viel zu groß für seinen kleinen Kopf. Aber seine Mutter sagte: „Setze doch einfach
deine dicke Wollmütze auf und stülpe den Helm darüber!"
Das war ein guter Vorschlag, und nun hatte Jörg auch einen Helm zu seiner Rüstung.
Angetan mit Rüstung, Helm und Schwert ging er nun zu den kleinen Lämmern, mit denen er
immer gerne spielte. Aber die erkannten ihn nicht, erschraken vor dieser Gestalt und liefen
weg. Erst als Jörg den Helm abnahm und die Lämmer rief, erkannten sie ihn und kamen, um
sich streicheln zu lassen.

Eines Tages spielte Jörg mit seinen Geschwistern Verstecken. Dabei versteckte Jörg sich in
einem der Türme. Etwas unheimlich war es ihm, denn es war schon ziemlich dunkel, aber es
war ein so schönes Versteck, und hier würde ihn sicher niemand finden.
Während er so zusammengekauert in einer Ecke des Turmes saß, hörte er hoch über sich ein Geräusch. Erschrocken blickte er hoch, und was er sah, versetzte ihn in große Angst: dort oben in der Spitze des Turmes hockte ein Gespenst! Es bewegte sich, drehte den Kopf hin und her und schaute ihn mit großen Augen an. Jörg dachte an die Gespenstergeschichten, die die Magd Lisa immer so gerne erzählte. Nun saß er hier in einer Ecke des Turmes, und über ihm ein schreckliches Gespenst mit Furcht erregenden Augen, die ihn anblickten. Gleich würde es sich auf ihn stürzen, um ihn zu fangen und ihn weg zu schleppen in eine Höhle tief im Wald, wo nie die Sonne schien und ihn keiner finden würde!
Jörg hielt es nicht mehr aus. Er sprang auf und rannte mit einem fürchterlichen Geschrei hinaus auf den Burghof. Einer der Knechte kam angerannt, seine Mutter eilte aus der Küche herbei, und die Geschwister standen hilflos um den Bruder herum, der immer nur rief: „Ein Gespenst! Ein ganz großes Gespenst! Es wollte mich fangen und wegschleppen!"

Die Mutter schüttelte ärgerlich den Kopf, und der Knecht nahm ihn bei der Hand, ging mit ihm in den Turm und sagte: „So, Jörg, nun zeige mir mal das Gespenst!" Jörg wies mit der Hand nach oben: „Da sitzt es doch!"
Der Knecht nahm Jörg auf den Arm und sagte: „Jörg, das ist kein Gespenst, das ist eine große Eule! Die wohnt hier. Nachts fliegt sie herum und sucht nach Mäusen und anderer Beute, und tagsüber sitzt sie hier im Turm und schläft viel. Du hast sie gestört, und sie hat sich erschrocken. Vor der Eule brauchst du doch keine Angst zu haben!" Und die Mutter sagte später zu der Magd Lisa: „Du sollst den Kindern nicht so viele Gespenstergeschichten erzählen! Du weißt doch genau, dass es keine Gespenster gibt. Du machst den Kindern nur Angst!"

Einmal half Jörg dem Knecht Jan, die Kühe auf die Weide zu treiben. Unterwegs sagte er: „Jan, setz mich doch mal auf eine Kuh, ich möchte reiten!" Jan brummte: „Blödsinn! Auf einer Kuh kann man nicht reiten!" „Doch, ich kann das aber!" beharrte Jörg. Jan ließ sich erweichen und setzte Jörg auf den Rücken einer Kuh. Doch die erschrak und rannte im Galopp los. Jörg konnte sich gerade noch an den Hörnern festhalten, und dann ging es auch schon über Stock und Stein, dass dem Jungen Hören und Sehen verging. Er dachte immer nur: „Wie komme ich hier bloß runter? Hätte ich doch auf Jan gehört!"
Dann plötzlich schlug die Kuh in vollem Galopp einen Haken. Jörg konnte sich nicht mehr halten und
fiel in hohem Bogen herunter. Er schloss die Augen und dachte: „Jetzt bin ich tot!"
Doch er hatte Glück und landete weich in einem Heuhaufen. Jan eilte schnell herbei und befürchtete Schlimmes, doch er konnte erleichtert aufatmen. Das war noch einmal gut gegangen!

Kapitel 02:

Ausbildung

Als Jörg größer wurde, durfte er nicht immer nur spielen, sondern musste vieles lernen. Eine Schule gab es zwar noch nicht, aber er musste alles lernen, was man zum praktischen Leben braucht.
Wenn er Zeit hatte, besuchte Jörg gerne mal den Burgkaplan. Dieser konnte lesen und schreiben, was Jörg sehr bewunderte. Manchmal las der Kaplan ihm etwas aus den Büchern vor, und manchmal durfte er ihm beim Schreiben zuschauen. Jörgs Vater konnte selbst nicht lesen und schreiben. Wenn ein Brief kam, musste der Kaplan diesen dem Ritter vorlesen, und der Kaplan musste auch nach den Angaben des Ritters die Briefe schreiben, die dieser verschicken wollte.

Jörg imponierte das sehr. Auch er wollte gerne lesen und schreiben lernen. Doch der Vater war nicht dafür. Für einen echten Ritter gäbe es wohl wichtigere Dinge, brummte er vor sich hin. Doch die Mutter machte ihm deutlich, dass es doch gut sei, wenn ein Ritter diese Künste selbst beherrschte und nicht darauf angewiesen war, dass ihm jemand vorlas oder für ihn Briefe schrieb. Der Vater ließ sich überzeugen, und so durfte Jörg mit großer Begeisterung beim Kaplan das Lesen und Schreiben lernen.

Doch es war auch noch Zeit zum Spielen da. Einmal stöberte Jörg mit seinem Bruder Hartmut im Burgkeller herum. Etwas unheimlich war ihnen dabei. Sie entdeckten einen dunklen Gang und gingen in diesen hinein, obwohl sie etwas Angst hatten. Sie mussten doch sehen, wohin dieser Gang führte!
Der Gang war ziemlich niedrig. Sie mussten geduckt gehen. Trotzdem stießen sie sich manchmal den Kopf an den Steinen. Dann standen sie auf einmal vor einer Tür.
Sie drückten dagegen, die Tür öffnete sich, sie gingen hindurch, und zu ihrem Erstaunen standen sie jetzt im Freien auf einem schmalen Landstreifen zwischen der Burgmauer, die hoch über ihnen aufragte, und dem mit Wasser gefüllten Burggraben. Sie hatten einen geheimen Fluchtweg entdeckt, von dem ihnen noch niemand erzählt hatte!
Doch dann gab es ein großes Erschrecken: sie hatten die Tür hinter sich zufallen lassen und mussten nun feststellen, dass die Tür sich nur von innen öffnen ließ. So standen sie nun und konnten nicht wieder in die Burg hinein. Die hohe Mauer konnten sie nicht erklettern. Blieb nur die Möglichkeit, über den Burggraben zu schwimmen. Doch es war Frühjahr, und das Wasser war noch recht kalt. Geschehen musste aber etwas, denn es wurde schon langsam dunkel, und Hunger bekamen sie auch.
„Wir müssen rein ins kalte Wasser!", sagte Hartmut. Jörg fragte den kleineren Bruder: „Kannst du denn überhaupt schwimmen?“ „Ich glaube, es wird gehen, ich habe es schon mal versucht, im vorigen Sommer, dort im See hinter dem Wald!"
So zogen die beiden Jungen sich aus und hüpften ins kalte Wasser. Sie bekamen eine Gänsehaut vor Kälte, schafften es aber, über den Graben hinüberzuschwimmen.

Jetzt waren sie außerhalb des Burgbereichs und mussten durch das große Burgtor wieder in den Burghof hinein. Jörg blickte besorgt zur untergehenden Sonne: „Wir müssen uns beeilen! Das Tor wird bei Sonnenuntergang geschlossen!" Schrecklicher Gedanke: dann hätten sie vielleicht die Nacht ohne Kleidung draußen zubringen müssen! So schnell sie konnten, liefen sie am Burggraben entlang zum Tor, und sie hatten Glück: Der Wächter wollte gerade die Zugbrücke hochziehen, als er die beiden nassen und nackten Jungen heraneilen sah.
So kamen sie gerade noch in die Burg hinein und wurden von Eltern und Geschwistern fröhlich in Empfang genommen. Man hatte sie schon vermisst und sich einige Sorgen gemacht.

Kapitel 03:

Jörg wird Knappe auf Burg Lindenfels

Als Jörg 15 Jahre alt geworden war, sagte sein Vater eines Tages zu seiner Mutter: „Es wird jetzt Zeit, dass Jörg zur weiteren Ausbildung auf eine andere Burg kommt!" Frau Mathilde erschrak zunächst. Sie hatte es kommen sehen, aber jetzt tat es ihr doch weh, dass sie sich von ihrem ältesten Sohn trennen sollte. „Kann das nicht noch etwas warten?", fragte sie ihren Mann. Doch dieser blieb hart: „Nein, es muss jetzt wirklich sein. Ich habe schon mit dem Grafen Ulrich von Lindenfels gesprochen. Er hat einen Platz frei. Wir können Jörg in den nächsten Tagen hinbringen."

So begann dann das Packen, und der Tag des Abschieds kam. Jörg durfte sein eigenes Pferd mitnehmen, das sein Vater ihm geschenkt hatte, als er 14 Jahre alt wurde. Dieses Pferd liebte er sehr. Er hatte ihm den Namen „Falke“ gegeben, weil es so schnell laufen konnte.

Der Vater begleitete ihn nach Lindenfels. Jörg war sehr gespannt, was nun auf ihn zukommen würde. Unterwegs gab der Vater ihm noch so manchen guten Ratschlag, aber Jörg konnte gar nicht richtig zuhören. Nachdem sie einige Stunden geritten waren, tauchte die Burg Lindenfels vor ihnen auf. Jörg war zunächst überwältigt von der Größe und Pracht dieser Burg. Bisher kannte er nur einige kleine Ritterburgen in der Nachbarschaft, aber Lindenfels war viel größer und schöner. Die Burgmauer war viel höher und dicker als in Westerstein, und die beiden Türme waren viel höher.

Sie ritten zunächst durch die Vorburg mit Ställen, Werkstätten und Wohnungen. War die Vorburg schon groß und hatte einen Hof, der ihm riesig erschien, so schaute er erst recht mit großen erstaunten Augen um sich, als sie in die Hauptburg kamen. Einen so großen Burghof hatte er sich gar nicht vorstellen können! Und dann erst die Gebäude! Drei Stockwerke waren sie hoch, hatten lange Fensterreihen und hohe spitze Dächer. In einem der Gebäude sah er im Erdgeschoss einen großen Pferdestall. Der interessierte ihn im Augenblick am meisten. Dort würde er wohl auch seinen „Falke“ unterbringen können.

Doch jetzt erregten zwei Männer seine Aufmerksamkeit, die auf sie zukamen. Sein Vater hatte sich für diesen Tag zwar sein bestes Zeug angezogen, aber diese beiden Ritter trugen eine noch viel bessere Kleidung aus edlem Stoff. Der ältere der beiden Ritter begrüßte sie freundlich: „Ihr seid sicher der Ritter Heinrich von Westerstein", so redete er den Vater an, „und du bist dann der Jörg!", wandte er sich an den jungen Mann und betrachtete ihn mit Wohlgefallen, denn Jörg war ein gut aussehender und gut gewachsener Bursche. „Ich heiße euch herzlich willkommen hier in Lindenfels. Ich bin der Graf Ulrich, und dies hier ist der Ritter Johann von Eichberg. Er ist hier in unserer Burg für die Ausbildung der Knappen zuständig!"
Nach dieser freundlichen Begrüßung wurden die beiden Ankömmlinge zu Tisch gebeten, man sprach über dieses und jenes, und danach verabschiedete sich der Vater, um nach Hause zu reiten.

Kapitel 04:

Aus dem Alltag der Knappen

Gleich am nächsten Tag begann die Ausbildung. Außer Jörg hatten noch zwei andere Knappen neu angefangen. Sie hießen Reinhard und Ottomar. Alle drei mussten nun unter der Aufsicht und Anleitung von Ritter Johann viele Dinge lernen: schnelles und sicheres Reiten, Betreuung und Pflege der Pferde, Umgang mit Waffen, Kampfübungen, Pflege der Rüstung und Waffen.
Sie lernten es, sicher mit Pfeil und Bogen zu schießen. Eine fliegende Ente mussten sie treffen. Ottomar entwickelte sich zum sichersten Schützen. Auch mit dem Speer mussten sie gezielt werfen können.
Ebenso wurden sie mit auf die Jagd genommen und mussten das Verhalten der Tiere beobachten.
Doch auch im Stall und in der Landwirtschaft mussten sie mithelfen. Ein angehender Ritter und Burgherr muss sich auch auf diesem Gebiet auskennen.

Ritter Johann schonte sie nicht. Alles mussten sie machen: über Mauern und auf Bäume klettern, durch Gräben schwimmen, sich im Wald lautlos anschleichen und sich nach dem Stand der Sonne und der Sterne orientieren. Auch den Hof mussten sie fegen. Wenn gebaut wurde, mussten sie Steine schleppen. Ihre Muskeln wurden immer stärker. Abends waren sie meistens todmüde. Ottomar schlief einmal beim Essen ein und fiel rückwärts von der Bank, was ein großes Gelächter auslöste. Sie schliefen in einer Kammer neben dem Pferdestall auf einer Schicht Stroh, in Decken gewickelt.

Von der Gräfin Adelheid wurden sie in gutem Benehmen und Tischmanieren unterrichtet. Sie lernten, dass man nicht mit ungewaschenen Händen zu Tisch kommen darf, dass man nicht mit vollem Mund redet und vieles mehr. Täglich mussten sie an den Andachten in der Burgkapelle teilnehmen, wenn der Kaplan aus der Bibel vorlas und Choräle gesungen wurden.
Bei Festlichkeiten mussten sie die Ritter am Tisch bedienen und ihnen Speisen und Getränke zu reichen. Wehe, wenn ihnen dabei Fehler unterliefen! Jörg passierte es einmal, dass er den Wein statt in den Becher dem Ritter über den Kopf goss! Gab das einen Ärger! Zwei Tage wurde er zur Strafe in einem dunklen Verlies eingesperrt!


Hinweis und Dank

Mein Dank geht an Barol für die Hilfe beim Schreiben der CV.
An Arishok/Anubis für das Kontrolllesen des Textes und für das Einfügen der CV ins Forum.
Alleine hab ich das nicht hinbekommen. Ich hab da zwei linke Hände beim formatieren der Texte
. :innocent:

14 „Gefällt mir“
Vergangenheit
Kapitel 05:

Auf Wildschweinjagd

Es gab auch manches kleine Abenteuer. Eines Tages gab Ritter Johann ihnen den Auftrag, in einem großen Wald eine Wildschweinherde zu suchen, die dann am nächsten Tag gejagt werden sollte.
So zogen die drei denn los. Sie trennten sich und durchsuchten jeder für sich ein Waldstück. Sie hatten verabredet, dass derjenige, der auf die Wildschweine stoßen würde, den Ruf einer Eule nachmachen würde. Dann sollten die beiden anderen auch dahin kommen. An Waffen hatten sie jeder einen kurzen Dolch und einen Speer dabei. Jörg war es dann, der nach langem Suchen deutliche Spuren von den Wildschweinen fand. Er stieß den Eulenruf aus, um die beiden anderen herbeizurufen.
Doch der Eulenruf machte eines der Wildschweine stutzig. Vielleicht wusste es, dass Eulen bei Tage solche Rufe nicht ausstoßen, vielleicht hatte es einfach nur schlechte Laune. Auf jeden Fall raste dieses große und starke Wildschwein mit wütendem Grunzen direkt auf Jörg zu. Dieser warf mit dem Speer nach dem Tier, traf es aber nicht.
Mit dem Dolch konnte er nichts ausrichten, und so blieb ihm nur die Flucht. Doch das Wildschwein konnte schneller laufen und kam ihm immer näher. Jörg wusste sich nicht anders zu helfen und kletterte schnell auf den nächsten Baum. Dort war er in Sicherheit.
Das Wildschwein sah zu ihm hinauf, stellte fest, dass es ihn dort nicht erwischen konnte und legte sich erst mal zum Ausruhen unter den Baum. Das schnelle Laufen war doch sehr anstrengend gewesen.

Jörg überlegte, wie es weitergehen sollte. Er rief laut nach Ottomar, denn zu zweit mussten sie es doch wohl schaffen, das Tier zu vertreiben. Ottomar kam bald, sah das Wildschwein zunächst aber nicht, sondern nur den im Baum sitzenden Jörg. Laut lachte er: „Was sitzt du denn da wie ein Affe im Baum!" Jörg rief zurück: „Pass man lieber auf, sonst sitzt du bald daneben!
Kaum hatte er das gesagt, wurde das Wildschwein wieder munter und raste mit wütendem Grunzen auf Ottomar zu. Dieser erschrak fürchterlich, kam gar nicht mehr dazu, mit dem Speer zu werfen, sondern kletterte ganz schnell auf den nächsten Baum.
Einen Augenblick später kam Reinhard. Auch ihm erging es nicht besser. Er wurde vom Wildschwein angegriffen, versuchte noch, mit dem Speer zu werfen, traf aber nicht und musste ganz schnell ebenfalls auf einen Baum klettern.
Das Wildschwein lief zunächst zwischen den Bäumen hin und her, dann legte es sich hin, um auszuruhen. Aber sobald einer von den dreien sich rührte und versuchte, hinabzusteigen, grunzte und schnaubte es wütend und machte deutlich, dass es eine Flucht nicht dulden würde. „Wir brauchen einen langen Speer!", rief Reinhard. „Dann steig doch runter und hole einen, du kluger Junge!", antwortete Ottomar. Doch das wagte Reinhard nicht.
Nach einiger Zeit wurde es dem Wildschwein wohl zu langweilig. Es stand auf, grunzte noch ein paar Mal und trottete dann in den Wald. Die drei Knappen konnten nun von ihren Bäumen hinuntersteigen und zur Burg gehen. Sie haben diese Geschichte niemand erzählt, um nicht ausgelacht zu werden. Aber untereinander haben sie noch oft darüber gelacht.
Immerhin war dieses Abenteuer nicht ganz ungefährlich, denn ein wütendes Wildschwein kann einem Menschen schwere Verletzungen beibringen.

Kapitel 06:

Die Befreiung der gefangenen Kaufleute

Einige Jahre waren vergangen, und ihre Knappenzeit ging dem Ende entgegen. Da sagte Ritter Johann eines Tages zu ihnen: „Ihr habt jetzt schon viel gelernt und seid auch schon mit gewesen auf der Jagd. Jetzt könnt ihr einmal alleine zur Jagd gehen. Die Küche braucht einen Rehbraten. Seht zu, dass ihr ein Rehwild erlegt!"
Die drei Knappen waren von diesem Auftrag begeistert. Sie machten sich sofort daran, ihre Pferde zu satteln und verließen schon bald den Burghof. Als sie schon im Burgtor waren, rief Ritter Johann ihnen noch hinterher: „Aber passt auf, dass euch die Raubritter nicht erwischen! Der Kuno von Drosselstein soll wieder unterwegs sein. Der würde euch wohl gern die Pferde unter dem Hintern wegstehlen! Wird Zeit, dass man ihn der gerechten Bestrafung zu führt!"
„Warum fängt man ihn dann nicht?", fragte Reinhard zurück, worauf Johann antwortete: „Der Kuno ist ein ganz schlauer Fuchs. Der lässt sich nicht fangen! Und auf seiner hochgelegenen Burg sitzt er sicher!"

Schon bald stießen die drei Knappen auf ein Rudel Rehe. Der sicherste Schütze war Ottomar, und es gelang ihm, mit einem gut gezielten Schuss einen alten Bock zu erlegen. Er legte ihn vor sich quer auf den Rücken seines Pferdes, und dann trotteten die drei gemütlich in Richtung Lindenfels zurück. Sie hatten es nicht besonders eilig.
Plötzlich flog direkt vor Jörgs Pferd Falke ein Fasan hoch, der sich im hohen Gras versteckt hatte und nun mit großem Geschrei hoch flog. Dabei streifte er Falke am Kopf. Falke erschrak heftig und sauste in vollem Galopp davon, quer durch den Wald. Jörg hatte Mühe, sich im Sattel zu halten, und erst nach einiger Zeit gelang es ihm, das aufgeregte Pferd wieder in die Gewalt zu bekommen und zu beruhigen.

Als er um sich blickte, stellte er fest, dass Falke ihn in ein ihm bisher unbekanntes Waldstück getragen hatte, und dann sah er etwas, was ihn erstarren ließ: nicht sehr weit von ihm entfernt, auf einer kleinen Lichtung, waren vier Menschen, darunter eine Frau, gefesselt und an Bäume gebunden. Vor ihnen stand ein großer Krieger, der sie bewachte. Zwei der Gefangenen hatten Jörg wahrgenommen und blickten zu ihm hin. Aber der Wachtposten hatte ihn, zum Glück, nicht gesehen. Er war gerade damit beschäftigt, einen Krug Bier in sich hinein zuschütten.
Jörg dachte sofort an die Raubritter, vor denen Johann sie gewarnt hatte. Den Gefangenen musste geholfen werden! Aber alleine konnte er gegen den großen bewaffneten Krieger nichts ausrichten. So machte er sich auf, um seine beiden Freunde zu holen. Der Krieger hatte ihn immer noch nicht ausgemacht.

Er traf bald auf Ottomar und Reinhard und erzählte ihnen seine Beobachtungen. Sofort machten die drei sich voller Tatendrang auf, um die Gefangenen zu befreien. Ritter Johanns Warnung hatten sie vergessen. Sie dachten nicht daran, dass es gefährlich werden könnte. Mit dem einen Wachtposten würden sie ja wohl fertig werden! Aber es kam ihnen nicht in den Sinn, dass die andern Raubritter jederzeit zurückkommen konnten, um die Gefangenen abzuholen, und dann konnte es doch recht kritisch werden. Doch sie hatten Glück: Als sie zu der Lichtung kamen, war alles noch wie vorher. Die Gefangenen waren noch an die Bäume gefesselt und machten einen erschöpften Eindruck. Kein Wunder, in der Mittagshitze hatten sie sicherlich großen Durst.

Der Wachtposten hatte wohl inzwischen zuviel Bier getrunken und war müde geworden. Er hatte sich gemütlich hingesetzt, den Rücken an einen Baum gelehnt, und war eingeschlafen. Er schnarchte so laut, dass die Vögel in den Bäumen erschrocken davon flogen. Während Ottomar bei den Pferden blieb, schlichen Jörg und Reinhard sich lautlos heran und schnitten mit ihren scharfen Dolchen die Fesseln der Gefangenen durch. Diese atmeten zunächst einmal tief durch und reckten die schmerzenden Glieder. Reinhard trieb zur Eile: „Schnell, wir müssen hier weg, bevor der Posten wach wird oder andere Räuber kommen!"
Eilig machten sich die drei Knappen zusammen mit den befreiten Gefangenen auf den Weg zur Burg Lindenfels. Unterwegs erfuhren sie, dass es sich bei dem älteren Mann um einen Kaufmann aus Erfurt handelte. Er war zusammen mit seinem Sohn Burkhard und seiner Tochter Annette in Köln gewesen und hatte dort kostbare Kleiderstoffe gekauft, die auf zwei Wagen verladen wurden und nun auf der alten Handelsstraße nach Erfurt transportiert werden sollten. In den frühen Morgenstunden dieses Tages waren sie auf dem Weg durch die Bärenschlucht von Raubrittern überfallen worden. Von den beiden Kutschern war einer ums Leben gekommen, der andere war auch gefangen genommen worden.
Während der Kaufmann erzählte, betrachtete Reinhard immer wieder die Tochter Annette. Sie schien ihm sehr gut zu gefallen.

In Lindenfels gab es einige Aufregung, als die Kolonne dort ankam. Die drei Knappen mussten dem Grafen ihr Abenteuer erzählen und erhielten von ihm ein großes Lob. Nach dem Abendessen mussten sie dann in der Dürnitz, dem großen Speisesaal, von der Befreiung der Gefangenen berichten, und alle lachten herzlich über den schnarchenden Wachtposten.

Später am Abend rief Ritter Johann die drei dann noch mal zu sich: „Hört mal zu, ihr drei! Der Graf und ich haben eben mit dem Kaufmann ein langes Gespräch gehabt. Er hat uns erzählt, dass die Raubritter morgen wieder einen Überfall planen. Sie haben sich darüber unterhalten und nicht daran gedacht, dass die Gefangenen mithören könnten. Morgen früh wird ein Wagen mit kostbaren Wandteppichen aus dem Orient durch die Bärenschlucht fahren. Im Sonnenaufgang wollen die Raubritter den Wagen überfallen. Diesen Überfall wollen wir verhindern. Außerdem will der Graf den schlauen Ritter Kuno auf frischer Tat ertappen, damit er sich nicht heraus lügen kann. Er muss endlich die gerechte Strafe für seine vielen Übeltaten bekommen."
„Ihr drei", so fuhr Johann fort, „werdet an dem Unternehmen teilnehmen, hat der Graf bestimmt. Legt euch rechtzeitig schlafen, denn wir reiten noch vor dem Morgengrauen los!"

Kapitel 07:

Der Kampf gegen die Raubritter

Es war noch recht dunkel, als der Trupp sich am nächsten Morgen in Marsch setzte. An der
Spitze ritten Johann und Burkhard, der Kaufmannssohn aus Erfurt. Dieser kannte bei der Bärenschlucht Weg und Steg recht gut. Hinter diesen beiden ritten der Graf mit dem Ritter Edelhard, anschließend die drei Knappen und vier Krieger, und zum Schluss ritten noch zwei weitere Ritter. Gesprochen wurde wenig, die Gruppe ritt schweigend in den auf dämmernden Morgen hinein.

Nach etwa einer Stunde, es war nun doch schon ziemlich hell geworden, hob Burkhard die
Hand zum Zeichen des Anhaltens, stieg vom Pferd und kam zum Grafen: „Ich denke, der Trupp sollte hier halten. Wenn wir weiterreiten, könnten die Raubritter uns sehen. Ich werde auf den Hügel vor uns gehen und alles beobachten. Gebt mir bitte einen Knappen mit, den ich zu euch schicken kann, wenn es losgeht!"
Der Graf gab Jörg ein Zeichen. Dieser sprang sofort vom Pferd und stieg mit Burkhard auf
den Bergrücken. Von hier aus hatte man einen sehr guten Überblick. Die Sonne sandte gerade ihre ersten Strahlen über den Horizont.
Jörg sah die Bärenschlucht vor sich liegen, ein langgestrecktes Tal. Die Straße führte in Längsrichtung hindurch. Links und rechts der Straße war viel Gebüsch, hinter dem sich Räuber verstecken konnten, also ein ideales Gelände für einen Überfall. „Man sollte das Gebüsch beseitigen", ging es Jörg durch den Kopf.
Dann stieß Burkhard ihn an: „Da sind sie!" flüsterte er. Hinter einer dichten Tannengruppe sah Jörg Pferde stehen. Fünf, sechs, sieben, acht, zählte er. Er sah auch Männer, die herumstanden oder auf dem Waldboden saßen. Zwei der Männer standen abseits und beobachteten die Straße, auf der aber von dem Kaufmannswagen noch nichts zu erkennen war.

Burkhard und Jörg durften sich nicht bewegen, um nicht gesehen zu werden. Es war ein
kalter Morgen, und beide fingen an zu frieren. Doch das Frieren verging ihnen, als sie
sahen, dass die Raubritter unruhig wurden und zu ihren Pferden gingen. Und schon sahen
sie auch den Kaufmannswagen kommen. Es war ein großer Wagen mit hohen Rädern,
schwer bepackt und mit einer Plane zugedeckt. Vier starke Pferde zogen den Wagen. Neben dem Kutscher saß ein bewaffneter Mann, ein weiterer ritt vorweg und zwei hinterher. Fünf Mann, gegen die brutale Raubritterbande würden sie keine Chance haben. Burkhard stieß Jörg an: „Lauf, sag dem Grafen, es geht los!" Wie der Blitz rannte Jörg los und überbrachte die Meldung. Der Graf gab ein Zeichen, alle stiegen auf die Pferde und ritten den Bergrücken hinauf.
Der Wagen war inzwischen an dem Tannendickicht, hinter dem die Raubritter sich immer
noch versteckt hielten, vorbeigefahren. Und jetzt galoppierten die Raubritter los, um den Zug von hinten zu überfallen.
Doch gleichzeitig gab der Graf das Zeichen zum Angriff, und im Galopp preschte der ganze Trupp den Hügel hinab, auf die Raubritter zu. Diese erkannten die Angreifer und wendeten die Pferde, um sich zum Kampf zu stellen. An ihrer Spitze ritt ein riesengroßer Ritter mit einem struppigen Bart und einem langen Speer in der Hand. „Das ist Ritter Kuno!" rief Johann. Dem Kuno rief er entgegen: „Stell dich zum Kampf, wenn du es wagst!"

Beide preschten nun in vollem Galopp mit eingelegten Lanzen aufeinander zu. Alle hielten
den Atem an. Bei der ersten Begegnung kamen beide nicht richtig zum zustoßen. Sie ritten
aneinander vorbei, wendeten die Pferde und galoppierten wieder aufeinander los. Diesmal traf Johann seinen Gegner voll mit der Lanze, und Kuno stürzte in hohem Bogen vom Rücken des Pferdes auf den Boden. „Schnell, bindet ihn!" rief Johann den Knappen zu. Jörg und Ottomar sprangen blitzschnell von den Pferden und stürzten sich mit einem Seil auf Kuno, bevor dieser aufstehen und zu seinem Schwert greifen konnte. Es gelang den beiden Knappen, den sich heftig wehrenden Raubritter so zu fesseln, dass er sich nicht mehr rühren konnte. Die anderen Raubritter schlugen sich in der Zwischenzeit noch mit den Männern des Grafen herum. Aber als sie sahen, dass ihr Anführer gefangen war, verloren sie den Mut und ergaben sich. Einer versuchte noch zu entkommen, wurde aber von den Männern des Grafen verfolgt und eingeholt. Von den Raubrittern waren zwei verwundet worden. Einer der Männer des Grafen hatte eine Verletzung am Arm davongetragen.

Reinhard gab Jörg einen Rippenstoß: „Schau mal, da ist der Schnarcher von gestern!" Wirklich, auch dieser befand sich unter den Gefangenen. So schnell hatten sich die Verhältnisse geändert: gestern noch sollte er Gefangene bewachen, heute war er selbst ein
Gefangener!

Der Kaufmann trat hinzu und bedankte sich beim Grafen sehr höflich und ehrerbietig für die
unerwartete Hilfe, wodurch ihr Hab und Gut und vielleicht auch ihr Leben gerettet worden
war. Der Graf schlug dem Kaufmann vor, er möge als Zeichen des Dankes doch eine Summe Geldes spenden für die Benediktinermönche, die das Geld für ihre segensreiche Arbeit sicher gut gebrauchen könnten. Der Kaufmann versprach dies zu tun und man trennte sich sehr freundschaftlich.

Der Graf machte sich dann mit seinen Männern und den Gefangenen auf den Heimweg zur
Burg Lindenfels. Jörg hörte, wie der Graf zu Johann sagte: „Ich werde Kuno und seine Männer zur Burg des Landgrafen bringen lassen. Er kann dann über sie Gericht halten und ihnen die Strafe zukommen lassen, die sie verdient haben!"

Nach der Ankunft in Lindenfels hielt der Graf eine kleine Rede an seine Männer, dankte ihnen für ihren Einsatz und sagte: „Ich bin froh, dass wir diese Banditen geschnappt haben!
Jetzt sind die Straßen bei uns wieder sicher, und die Kaufleute können ihre Waren ohne Angst transportieren!"
Für Jörg, Reinhard und Ottomar war dies ein sehr wichtiger Tag, an den sie noch lange
zurück dachten.

Kapitel 08:

Aus Knappen werden Ritter

Nach einiger Zeit sagte Ritter Johann zu den drei Knappen: „Der Graf hat gesehen, dass ihr
euch bei der Festnahme der Raubritter bewährt habt. Auch eure Leistung bei der Befreiung
der Erfurter Kaufleute wird von ihm anerkannt. Ihr sollt jetzt zu Rittern ernannt werden!"
Die drei freuten sich sehr und warteten mit Spannung auf den großen Tag. Es hieß, dass der Landgraf persönlich kommen würde.

Schon Tage vorher begannen die Vorbereitungen. Der Burghof wurde gefegt, der Festsaal und die Burgkapelle wurden festlich geschmückt. Außerhalb der eigentlichen Burg wurde eine große Wiese als Turnierplatz vorbereitet. Große Zuschauertribünen wurden aufgebaut. Für das Festmahl wurden Wildschweine gejagt. In einer großen Scheune wurde der ganze Fußboden mit einer dicken Schicht Stroh bedeckt, damit die vielen erwarteten Gäste schlafen könnten. Es war Sommer, frieren würde niemand.
Der Graf persönlich ging mit dem Kellermeister in den großen Weinkeller. Dort standen acht
große Fässer mit Wein. Nachdem er die verschiedenen Sorten probiert hatte, bestimmte der
Graf, welcher Wein zum Festmahl ausgeschenkt werden sollte.

Endlich nahte der große Tag. Bereits am Abend vorher kamen viele Gäste. Darunter waren
auch Jörgs Eltern und Geschwister, die von der Burg Westerstein angeritten kamen. Jörg
freute sich sehr. Das gab ein fröhliches Wiedersehen. Man hatte sich lange Zeit nicht gesehen. Auch der Landgraf traf mit seinem ganzen Gefolge bereits am Abend vorher ein. Die Landgräfin war mit vielen Hofdamen dabei, was der Feier einen besonderen Glanz verlieh. Reinhard freute sich besonders, dass auch die Kaufmannsfamilie aus Erfurt mitsamt der Tochter Annette kam. Reinhard und Annette begrüßten sich fröhlich.

Es kamen auch Knappen von anderen Burgen, die an diesem Tag in die Ritterschaft aufgenommen werden sollten. Als alle eingetroffen waren, standen 12 junge Männer etwas
aufgeregt herum. Die Feier begann für sie damit, dass sie am Abend vorher gemeinsam in die Kapelle gingen und dort vor dem Altar nieder knieten, um ein stilles Gebet zu verrichten.

Am nächsten Morgen schon kurz nach Sonnenaufgang stand eine Bläsergruppe auf dem
höchsten Turm der Burg Lindenfels, um mit ihrer Musik die Schläfer aufzuwecken. Jörg, Ottomar und Reinhard waren allerdings schon wach. Sie waren nun doch ziemlich aufgeregt. Für sie war es ein sehr wichtiger Tag. Am Vormittag versammelten sich alle Gäste
in der Kapelle zum Gottesdienst. Der Kaplan hielt eine Predigt, die sich besonders an die 12
Knappen richtete, die heute zu Rittern ernannt werden sollten. Er sagte ihnen, dass sie als „christliche Ritter" leben sollten und erklärte auch, was das bedeutete: ihren Herren treu dienen, die Kirche und den Glauben fördern, niemand Unrecht tun, Frauen und Kinder schützen, Armen, Kranken und Schwachen helfen, die Bösen bekämpfen und stets das Gute tun. Nachdenklich hörten die Knappen zu. Der Gottesdienst endete mit einem schönen Lied, und dann gingen alle in den Burghof.

Auf einer erhöhten Plattform stand der Landgraf, neben ihm Graf Ulrich und Ritter Johann
sowie zwei weitere Ritter. Die anderen Gäste standen in einem großen Kreis um die Plattform herum und reckten die Hälse, um ja alles mitzubekommen.
Die Knappen mussten einzeln vor dem Landgrafen niederknien. Als Jörg an der Reihe war,
waren ihm die Knie doch etwas weich vor Aufregung. Der Landgraf schlug ihm mit der
flachen Seite des Schwertes dreimal auf die Schulter und ernannte ihn zum Ritter. Danach
durfte Jörg aufstehen, der Landgraf drückte ihm fest die Hand und sah ihm freundlich in die
Augen, Ritter Johann trat hinzu und gürtete ihm sein Schwert um, und auch von ihm und Graf Ulrich gab es einen festen Händedruck. Damit war die Zeremonie für Jörg vorbei. Jetzt war er der Ritter Georg von Westerstein, aber von seinen Freunden wurde er weiterhin Jörg genannt.

9 „Gefällt mir“
Vergangenheit
Kapitel 09:

Das festliche Turnier

Als auch der letzte der 12 Knappen zum Ritter geschlagen war, begab sich die ganze Gesellschaft auf den festlich geschmückten Turnierplatz. Auf der mit Girlanden verzierten Tribüne nahmen die Damen Platz, und auch die Herren, die nicht selbst am Turnier teilnahmen, setzten sich auf die Tribünenbänke, während sich die jungen Leute und die Kinder am Rand des Turnierplatzes ins Gras hockten. Die Ritter, die am Turnier teilnehmen wollten, legten, unter Mithilfe ihrer Knappen, ihre Rüstungen an und begaben sich zu ihren Pferden. Durch Trompetenklänge wurden die schwatzenden Gäste zur Ruhe gebracht, und dann gab der Turnierleiter, ein alter ehrwürdiger Ritter mit einem grauen Bart, die Turnierregeln bekannt: Es sollten jeweils zwei Ritter gegeneinander reiten und versuchen, mit der stumpfen Lanze den anderen vom Pferd zu stoßen. Wer am meisten Ritter vom Pferd gestoßen hatte, sollte der Turniersieger sein und den Siegespreis bekommen.

Wieder ertönte ein Trompetensignal, und dann kämpften als erstes Paar Johann von Eichberg und Otfried von Waidenstein gegeneinander. Sie waren beide sehr stark und geschickt und konnten gut reiten, und erst beim vierten Durchgang gelang es Johann, seinen Gegner vom Pferd zu stoßen. Es gab viel Beifall von den Zuschauern. Nachdem noch mehrere Paare gegeneinander gekämpft hatten, rief der Turnierleiter „Ritter
Georg von Westerstein gegen Ritter Ludwig von Graufels!“
Jetzt wurde es Ernst für Jörg! Zum Glück war sein erster Gegner kein erfahrener Turnierreiter, sondern auch einer von den neuen Rittern. Jörg und Ludwig ritten zu den markierten Ausgangspositionen, legten ihre Lanzen ein und setzten die Pferde in Galopp. „Lauf, Falke, lauf!" flüsterte Jörg seinem Pferd ins Ohr. Mit großem Tempo galoppierten die beiden aufeinander zu. Jörg traf Ludwig nicht richtig, aber er selbst bekam einen gewaltigen Stoß von Ludwigs Lanze. Er sah Ringe vor den Augen und konnte sich nur mit Mühe auf dem Pferd halten. Aber immerhin - er war oben geblieben!
Beide wendeten ihre Pferde zum zweiten Durchgang. Jörg passte diesmal besser auf und traf seinen Gegner voll, während er Ludwigs Stoß mühelos mit dem Schild abwehren konnte. Ludwig stürzte aber nicht vom Pferd, und so mussten beide zum dritten Durchgang antreten. Diesmal raste Falke mit mächtigem Tempo auf Ludwig und dessen Pferd zu. Jörg traf Ludwig voll, und dieser stürzte vom Pferd. Passiert war ihm nichts, er konnte sofort wieder aufstehen. Jörg hatte seinen ersten Turniersieg errungen und bekam dafür Beifall von den Zuschauern!

Jetzt kamen erst einmal viele andere Paare, bevor Jörg vom Turnierleiter zu einem zweiten
Kampf aufgerufen wurde. Diesmal hatte er aber einen erfahrenen Ritter vor sich, der schon
viele Siege in Turnieren errungen hatte. Er machte ein etwas hochnäsiges Gesicht, als er mit
Jörg zum Startplatz ritt, so als wollte er sagen: „Das ist für mich doch kein Gegner!"
Jörg wollte sich anstrengen, um nicht gleich besiegt zu werden. Beim ersten Durchgang
gelang es ihm, im entscheidenden Augenblick mit Falke eine kleine Wendung zu machen,
sodass der Stoß des anderen Ritters daneben ging. Er selbst traf seinen Gegner gut. Aber
dieser saß so fest im Sattel, dass ihm Jörgs Stoß nichts ausmachte. Beim zweiten Durchgang wollte Jörg diesen Trick wieder versuchen, aber plötzlich krachte es
gewaltig, Jörg bekam einen furchtbaren Stoß, Falke war unter ihm weg und er fand sich auf
dem Boden wieder! Mühsam stand er auf. Ein Knie tat ihm weh, eine Schulter schmerzte, und auch der Kopf brummte ihm. Aber er biss die Zähne zusammen, machte eine höfliche Verbeugung vor den Zuschauern und ging trotz der Schmerzen flott und gerade vom Platz,
begleitet vom Beifall der Zuschauer. Im weiteren Verlauf des Turniers gelang es ihm dann noch, einen weiteren Ritter vom Pferd zu stoßen. So hatte er an diesem Tag immerhin zweimal gesiegt und war nur einmal besiegt worden. Ein gutes Ergebnis für einen jungen Ritter, der zum ersten Mal an einem Turnier teilnahm! Er war jedenfalls zufrieden damit.

Nach einigen Stunden gab es wieder ein Trompetensignal, und der Turnierleiter erklärte das
Turnier für beendet. Gesamtsieger war Ritter Johann von Eichberg, der fünf Gegner vom
Pferd gestoßen hatte und nun aus der Hand der Landgräfin den Siegeskranz entgegennehmen durfte.

Alle waren jetzt hungrig und durstig und begaben sich in den schön geschmückten Rittersaal
zum großen Festmahl. Es gab Wildschweinbraten mit jungem Gemüse aus dem Burggarten
und dazu Brot. Als Getränk wurde ein köstlicher Wein aus dem Keller des Grafen serviert. Während des Mahles, das einen langen Zeitraum in Anspruch nahm, unterhielten Clowns die Gäste mit ihren Späßen und Darbietungen. Als Höhepunkt trat dann später ein fahrender
Sänger auf, der Lieder zur Laute sang. Bald sangen alle Gäste den Refrain der Lieder mit. Die Stimmung im Festsaal war ausgezeichnet. Als endlich alle mit dem Essen und Trinken fertig waren, kamen die Diener, trugen die Tische aus dem Saal und stellten die Bänke an die Seite, um Platz zu machen für das Tanzen. Drei Musiker spielten zum Tanz auf, einer mit der Flöte, einer mit der Geige und einer mit dem Bass, und bald bewegten Ritter und Damen sich zu den Klängen der Musik.

Auch Jörg tanzte zunächst mit, obwohl seine Knochen noch ziemlich weh taten von dem
Sturz vom Pferd. Außerdem war er müde von dem langen und aufregenden Tag. Er tanzte mit einigen Burgdamen der Landgräfin, aber es war keine dabei, die ihm besonders gefiel. So zog er sich nach einiger Zeit zurück und fiel todmüde auf sein Strohlager. Ottomar hatte
sich auch schon zum Schlafen hingelegt, während Reinhard noch mit seiner Annette tanzte.

Kapitel 10:

Jörg als Kundschafter

Einige Tage darauf kam ein Diener zu Jörg, um ihn zum Landgrafen zu holen. Die meisten
Gäste, die am großen Fest teilgenommen hatten, waren längst abgereist, aber der Landgraf
war noch geblieben, weil er von Lindenfels aus einige Regierungsgeschäfte erledigen wollte.

Er erteilte Jörg den Auftrag, als Kundschafter zur Burg Wolfenstein zu reiten und erläuterte
ihm, dass der Verdacht bestünde, der Ritter Hugo von Wolfenstein sei ein Raubritter. „Er überfällt zwar keine Kaufmannswagen oder Burgen anderer Ritter", erläuterte der Landgraf,
„aber es heißt, dass er Rittern und Bauern Kühe und Schafe stiehlt, und er soll sich auch nicht scheuen, edle Pferde zu stehlen!" Jörg sollte nach Wolfenstein reiten, um herauszufinden, ob Hugo wirklich ein Raubritter war. „Und wenn es so ist, dann werden wir ihn seiner gerechten Strafe zuführen!", fügte der Landgraf mit harter Stimme hinzu.
Dann verabschiedete er Jörg mit der Mahnung, sich ja nicht erwischen zu lassen, denn: „Hugo ist ein gefährlicher Mann!"

Jörg fühlte sich einerseits geehrt durch diesen vertrauensvollen Auftrag des Landgrafen. Er
hatte aber auch einige Bedenken. Es war für einen jungen und noch recht unerfahrenen Ritter keine einfache Sache, als Spion zu einer fremden Burg zu reiten. Aber er konnte den Auftrag nicht ablehnen, denn der Landgraf war sein Landesherr, und er dachte an die Rede des Kaplans, dass Ritter ihren Herren treu dienen müssen.
So sattelte er gleich am nächsten Morgen in der Frühe sein Pferd Falke und machte sich auf
den Weg. Um unauffällig zu sein, hatte er auf die Rüstung verzichtet und einfache Kleidung
angezogen. So war er nicht schon von weitem als Ritter zu erkennen, sondern konnte als Bote oder Knecht gelten. An Waffen hatte er nur einen kurzen Dolch dabei.

Von einem alten Schäfer, der die ganze Umgebung gut kannte, hatte er sich den Weg nach
Wolfenstein erklären lassen. Aber nach einigen Stunden wurde er dann doch unsicher, ob er
noch auf dem richtigen Weg war. Einiges sah anders aus, als er es sich vorgestellt hatte.
Als er dann an eine Wegkreuzung kam, wusste er nicht, welchen der drei Wege er einschlagen sollte. Zum Glück traf er auf einen Reiter, der gerade eine Pause machte. Er saß auf einem Baumstamm und aß sein Mittagbrot. Sein Pferd graste am Wegrand. Jörg ließ sich von ihm den Weg nach Wolfenstein erklären und ritt dann gemächlich in der angegebenen Richtung weiter.

Als er sich nach einigen hundert Metern noch einmal umblickte, sah er, dass der andere Reiter sehr eilig auf sein Pferd stieg und in vollem Galopp in einer anderen Richtung davon preschte. Jörg konnte sich die plötzliche Eile des Mannes nicht erklären, aber er zerbrach sich darüber nicht lange den Kopf.

Nach einiger Zeit sah Jörg dann endlich die Burg Wolfenstein vor sich. Er stieg vom Pferd
und band dieses so an einen Baum, dass es genug Gras zum Fressen fand. Dann aß er etwas von dem mitgenommenen Brot und machte sich zunächst einmal zu Fuß in Richtung Burg auf den Weg.
Vorsichtig pirschte er sich immer näher heran, bis er die Burg aus der Nähe sehen und
vor allem auch die Zugbrücke gut beobachten konnte. Er versteckte sich in einem
dichten Gebüsch und fühlte sich hier recht sicher. Er wurde nach kurzer Zeit etwas müde und hatte Mühe, die Augen offen zu halten. Aber dann sah er etwas, was ihn hellwach machte: einige Männer trieben fünf, sechs, nein sogar acht Kühe und einige Schafe über die Zugbrücke, und hinter ihnen wurden zwei edle Pferde hinüber gezogen. Diese wehrten sich und mussten von den Knechten mit Gewalt durch das Burgtor gezerrt werden.

Für Jörg gab es keinen Zweifel: es waren gestohlene Tiere! Aber ein Beweis war es immer
noch nicht. Hugo würde behaupten, dass es seine eigenen Tiere seien. Jörg überlegte, wie er nun weiter vorgehen sollte, um wirkliche Beweise zu bringen.
Urplötzlich tauchten drei Männer vor ihm auf. Jörg wusste nicht, wo sie hergekommen waren, sie standen einfach da, wie aus dem Boden gewachsen. Viel Zeit zum Nachdenken blieb ihm nicht, denn die drei stürzten sich auf ihn. Er hatte keine Chance zur Gegenwehr, wurde zu Boden geworfen und gefesselt. In einem der Männer erkannte er den Reiter, den er einige Stunden zuvor nach dem Weg gefragt hatte, und ihm wurde klar: er war in eine Falle geraten! „Was suchst du hier?", wurde er von einem der Männer gefragt. Jörg suchte nach einer passenden Ausrede, aber ihm wollte so schnell nichts einfallen. So sagte er lieber gar nichts.
„Du sprichst wohl nicht mit uns?", fuhr einer der Männer ihn an, „macht nichts, wir bringen
dich zur Burg. Ritter Hugo wird dich schon zum Reden bringen!" Ein anderer ergänzte:
„Fremde, die hier herum spionieren - die liebt unser Ritter gar nicht!"
Sie lösten ihm die Fesseln soweit, dass er gehen konnte, und dann brachten sie ihn zur Burg. Unterwegs sagte ihm der Mann, den er an der Kreuzung getroffen hatte: „Dass du es nur weißt: ich bin hier der Burgvogt, und wer mir nicht gehorcht, dem geht es schlecht!"
In der Vorburg banden sie ihn an einen Baum, und der Burgvogt sagte: „So, wir gehen jetzt zum Abendessen, und danach wirst du von uns hören!" Das klang wie eine Drohung, was es sicher auch sein sollte.

Jörg fühlte sich gar nicht gut. Er machte sich nichts vor: dies war für ihn eine sehr bedrohliche Lage. Er würde sich eine sehr glaubwürdige Geschichte ausdenken müssen, um hier überhaupt rauszukommen. Sonst würde er wohl im dunklen Burgverließ landen.
Langsam wurde es dunkel. Die Zugbrücke wurde hochgeklappt und das Burgtor geschlossen. Ein Wächter bezog seinen Posten auf dem Turm über dem Tor. Der Mond ging auf, es schien eine helle Vollmondnacht zu werden. Jörg konnte den Wächter deutlich erkennen und hörte sogar, wenn er hustete oder schniefte.

Als der Wächter gerade einmal zur anderen Seite blickte, hörte Jörg ein ganz leises Knarren
einer Tür und sah im Mondlicht einen schlanken jungen Mann in der Kleidung eines Knechtes auf sich zulaufen, in der Hand ein Messer. Der Knecht flüsterte ihm zu: „Rühr dich nicht!", schnitt mit einer schnellen Bewegung die Fesseln durch und ließ sich zu Boden gleiten, wo er regungslos im Mondschatten liegen blieb, denn der Wächter schaute gerade in ihre Richtung. Beide beobachteten angespannt, wie sich der Wächter weiter verhielt. Dieser schien sich zu langweilen, gähnte so laut, dass sie es hören konnten, und drehte sich dann in eine andere Richtung. „Los! Komm! Schnell!" flüsterte der Knecht Jörg zu, dem erst jetzt auffiel, dass das nicht die Stimme eines Mannes, sondern einer jungen Frau war. Die Sache wurde ihm immer rätselhafter, doch jetzt war keine Zeit zum Nachdenken und Sprechen. Der Knecht bzw. das Mädchen zog ihn eilig mit zu einem Gebäude und schob ihn durch die Tür, die sie dann hinter ihm schloss. Im Gebäude war es stockfinster.

„Pass auf, hier kommt eine Treppe! Es geht nach unten!", flüsterte sie ihm zu. Vorsichtig
tasteten sie sich die Stufen hinunter. Unten angekommen, sagte sie leise zu ihm: „Von hier
aus geht ein unterirdischer Gang unter den Burggraben hindurch. Wir müssen aber kriechen, zum Gehen ist er nicht hoch genug!"
So schnell sie konnten, krochen sie den Gang entlang und waren froh, als sie das andere Ende des Ganges erreicht hatten und wieder ins Freie kamen. Nach der Finsternis im Gang kam das Mondlicht ihnen fast so hell vor wie das Tageslicht.

Jörg stellte fest, dass sie genau an der Stelle aus dem Gang herauskamen, an der er sich am Nachmittag versteckt hatte, und blitzschnell wurde ihm alles klar: Als er an der Wegkreuzung nach dem Weg zur Burg Wolfenstein gefragt hatte, ohne zu ahnen, dass es sich dabei um den Burgvogt handelte, hatte dieser natürlich Verdacht geschöpft. Er war zur Burg galoppiert und war dann mit zwei anderen Männern zusammen durch den Gang gekommen, um Jörg zu fangen. Es war Jörgs Pech, dass er sich ausgerechnet in der Nähe des Ausgangs versteckt hatte und so den drei Männern sogleich in die Hände fiel, ohne dass er von ihrem Kommen etwas gehört oder gesehen hatte!

Das Mädchen ließ ihm keine Zeit: „Schnell! Wo ist dein Pferd?" Es machte Jörg keine Mühe,
im hellen Mondschein die Stelle zu finden, wo er Falke angebunden hatte. Dieser freute sich, ihn zu sehen und wieherte leise. „Kann das Pferd uns beide tragen?", fragte das Mädchen. „Kein Problem! Falke ist ein schnelles und starkes Pferd!", entgegnete Jörg, schwang sich in den Sattel, das Mädchen setzte sich vor ihm aufs Pferd, und dann ritten sie wohl eine Stunde schweigend durch die Nacht.

Einige Zeit später sagte das Mädchen: „So, ich glaube, jetzt ist die größte Gefahr vorüber. Wir können eine Pause machen!" Sie aßen Brot, das Jörg in der Satteltasche mitgehabt hatte, und dann erzählte das Mädchen ganz kurz, was eigentlich los war:
„Ich bin Katharina von Ahornberg. Meine Eltern haben mich nach Wolfenstein gegeben, weil
ich dort alles lernen sollte, was eine Burgdame wissen und können muss. Dass Ritter Hugo
ein brutaler Räuber ist, haben meine Eltern nicht gewusst. Ich habe es bald gemerkt und
wollte fliehen, aber man ließ mich nicht raus. Die anderen Mädchen und ich wurden wie
Gefangene gehalten. Auch Hugos Frau Dina, die mit dem räuberischen Tun ihres Mannes
nicht einverstanden ist, durfte die Burg nicht verlassen. Hugo befürchtet wohl, dass etwas
über sein Tun und Treiben bekannt werden könnte. Vor einigen Tagen hörte ich zufällig von
dem unterirdischen Gang. Seither stand für mich fest, dass ich so schnell wie möglich durch
diesen Gang die Burg verlassen würde!"

Katharina machte eine Pause und fuhr dann fort: „Beim Abendessen hörte ich heute, wie
Hugo und der Burgvogt leise über dich redeten und beschlossen, dich umzubringen. Gegen
Mitternacht, wenn alles schlafen würde, wollte man dir einen schweren Stein um den Hals
hängen und dich an einer tiefen Stelle in den Burggraben werfen!" Jörg musste tief
durchatmen: „Du hast mir das Leben gerettet! Dank sei dir dafür!"
Katharina erzählte weiter: „Ich habe mich an ein Fenster geschlichen und sah dich dort am
Baum gefesselt stehen. Ich fand es sehr traurig, dass man einen so jungen und gut
aussehenden Ritter einfach umbringen wollte und überlegte ganz eilig, wie ich dir helfen
könnte. Und wie du siehst, hat alles gut geklappt!" Jörg erwiderte anerkennend: „Du bist ein sehr tapferes und tüchtiges Mädchen!"
Doch allzu lange durften sie die Pause nicht ausdehnen, denn es war durchaus möglich, dass man inzwischen ihr Verschwinden entdeckt hatte und schon dabei war, sie zu verfolgen. So stiegen sie bald wieder aufs Pferd und ritten weiter in Richtung Lindenfels. Sie erreichten die Burg am frühen Morgen und wurden gleich zum Landgrafen geführt, der sich ihren Bericht interessiert anhörte. Er lobte die beiden und sagte: „Dann ist nun ja alles klar: Hugo ist ein Räuber, und es ist unsere Pflicht, ihn an der Fortsetzung seines bösen Tuns zu hindern. Nächste Woche brechen wir auf, um ihn zu fangen. Ich lasse aber erst von der
Landgrafenburg eine Kanone und eine Steinschleuder herbeischaffen, denn Wolfenstein ist
eine stark befestigte Burg!"

Jörg bekam runde Augen: eine Kanone! Er hatte zwar schon von diesen neumodischen
Dingern gehört, aber gesehen hatte er noch nie eine. Man erzählte wundersame Dinge von
diesen Kanonen. Die von ihnen abgeschossenen Kugeln sollten eine noch viel größere Kraft
haben als von einer Steinschleuder. Er war neugierig, wie das wohl alles ablaufen würde.

Kapitel 11:

Die Raubritterburg wird gestürmt

Am Dienstag der kommenden Woche ging es los. Es war ein langer Zug, der sich in Richtung Wolfenstein in Bewegung setzte. Die schwere Kanone wurde von sechs Pferden gezogen, und auch die Steinschleuder benötigte sechs Pferde, um vorwärtszukommen. Von je zwei Pferden gezogen wurden die Wagen mit den Steinkugeln, mit denen geschossen werden sollte. Eine ganze Reihe von Rittern und Kriegsmannen ritten im Zug mit, darunter natürlich auch Jörg, Reinhard und Ottomar, und auch 20 Männer zur Bedienung der Kanone und der Steinschleuder marschierten mit. Das Kommando führte wieder einmal der Ritter Johann von Eichberg.
Kurz nach Mittag traf der Zug vor der Burg Wolfenstein ein. Dort hatte man das Herannahen
des Zuges natürlich längst bemerkt, und Wehrgänge und Türme waren mit Kriegern besetzt.
Diese begannen sofort, auf die Ankommenden mit Pfeilen zu schießen. Aber die Entfernung
war zu groß, und es wurde niemand verletzt.

Ritter Johann ließ die Kanone und die Steinschleuder in Stellung bringen und schussbereit
machen. Zu den Kanonenmännern sagte er: „Zielt genau auf den Torturm. Aber zielt genau!
Gleich der erste Schuss muss sitzen! Die da drüben sollen Angst bekommen vor uns!"
Als alles fertig war, stellte Johann sich an den Rand des Burggrabens und rief in Richtung Burg hinüber: „Ritter Hugo, ergebt euch! Ihr habt keine Chance! Wir sind stärker als ihr!"

Als Antwort erhob sich ein großes Gebrüll der Wut auf den Mauern und Türmen, und es
wurden viele Pfeile auf Johann abgeschossen. Die meisten gingen vorbei, zwei konnte er mit dem Schild abfangen, und einer prallte am Helm ab. Johann gab den Männern an der Kanone ein Zeichen. Einer hielt die brennende Lunte an das Pulver, und es gab gleichzeitig einen gewaltigen Knall und einen mächtigen Feuerblitz, und aus dem Rohr der Kanone zischte eine Kugel hinüber zur Burg und schlug im Torturm ein, von dem eine ganze Ecke weg brach. „Gut gezielt!", lobte Johann die Kanonenmänner. Einen Augenblick waren die Verteidiger still, bevor sie wieder begannen, mit Gebrüll ihre Pfeile auf die Angreifer abzuschießen.
„Und jetzt die Steinschleuder!", befahl Johann, und schon sauste ein großer Stein hinüber
und schlug ein Loch in ein Hausdach. So ging es weiter, Kanone und Steinschleuder
schossen abwechselnd.
Jörg konnte beobachten, dass die mit der Steinschleuder abgeschossenen Steine dicke Mauern nicht zerschlagen konnten, während die Kanonenkugeln größere Zerstörungen anrichteten. Diesem Ansturm würden die Verteidiger nicht lange standhalten können.

Jörg fiel etwas ein, und er schlug Johann vor: „Wir sollten den Ausgang des unterirdischen
Ganges im Auge behalten! Vielleicht versucht Hugo, dadurch zu entkommen!" „Das ist ein
guter Gedanke!", antwortete Johann und beauftragte sofort eine Gruppe von Rittern,
zusammen mit Jörg den Gangausgang zu bewachen. Es dauerte auch gar nicht lange: kurz
nachdem wieder einmal eine gut gezielte Kanonenkugel eingeschlagen war und ein Stück der Burgmauer zerstört hatte, regte es sich im Gang, und nacheinander tauchten Ritter Hugo, der Burgvogt und noch drei weitere Männer auf. Sie wurden sofort gefangen genommen und gefesselt.
Als die Verteidiger auf den Mauern und Türmen merkten, dass ihre Anführer verschwunden
waren, verloren sie den Mut und ergaben sich. Die Zugbrücke wurde heruntergelassen, und
Ritter Johann und seine Männer betraten den Burghof. Als erstes ging Johann zu Frau Dina,
die mit ihren Kindern und Burgdamen verängstigt in der Kemenate hockte und sich freute,
dass nun alles vorbei war.
Wegen der hereinbrechenden Dunkelheit übernachteten alle in Wolfenstein, und am nächsten Morgen bewegte sich der Zug, in dem viele Gefangene mitgeführt wurden, in Richtung Lindenfels.
Der Landgraf freute sich, dass die Sache so gut abgelaufen war und dankte allen, die an der
Aktion beteiligt waren. Ein Räubernest war ausgehoben und Ruhe und Ordnung waren wieder hergestellt. Die Hauptschuldigen, Ritter Hugo, der Burgvogt und drei weitere Anführer, wurden in den Kerker gesperrt, wo sie bis zum Urteil eingesperrt blieben.

Jörg und Katharina fanden Gefallen aneinander und wollten heiraten. Aber zuvor wollte
Katharina zu ihren Eltern nach Ahornberg und dann auf einer anderen Burg ihre Ausbildung
weitermachen. Jörg wollte noch einige Zeit durch die Welt reisen, um weitere Abenteuer zu erleben und um Erfahrungen zu sammeln, und nach seiner Rückkehr sollte dann die Hochzeit sein.

Kapitel 12:

Der lange Ritt in den Norden

Nach all diesen Erlebnissen saßen Jörg, Reinhard und Ottomar eines Abends in der Dürnitz
der Burg Lindenfels gemütlich zusammen und überlegten, was sie nun unternehmen wollten. Eines stand fest: Sie wollten noch einige Zeit zusammen bleiben und einige Abenteuer
erleben. Während sie einen Becher des guten Weines von den sonnigen Abhängen am Fluss Unstrut leerten, kamen sie auf den Gedanken, einmal eine Reise in den Norden, an das große Meer, zu unternehmen. Der Gedanke begeisterte sie, und sie beschlossen, schon in den nächsten Tagen aufzubrechen.
In der Nacht darauf träumte Jörg sehr lebhaft: er sah das große Meer vor sich mit riesigen
Wellen und Schaumkronen, er sah stolze Schiffe, die mit geblähten Segeln durch das Wasser pflügten, und am Ufer sah er Städte und Burgen. Er war ganz aufgeregt, als er wach wurde, und er konnte die Zeit bis zur Abreise gar nicht abwarten.

Einige Tage darauf verließen die drei jungen Ritter zusammen mit den von ihnen angeworbenen Knechten Alfred und Anton die Burg Lindenfels. Außer ihren Reitpferden führten sie noch zwei Packpferde mit, auf denen das ganze Gepäck einschließlich der drei
Ritterrüstungen festgeschnallt war. Auch ein Zelt war auf einem der Packpferde festgebunden.
Der Ritt dauerte viele Tage. Nachts schliefen sie meist auf einer Burg. Jeder Burgherr nahm
gerne Gäste auf. Die sieben Pferde fanden einen Platz in den großen Stallungen der Burg und wurden dort mit Futter versorgt, während die Ritter abends an der Tafel des Burgherren
verwöhnt wurden und nach dem Essen den Burgbewohnern von ihren Reiseerlebnissen und sonstigen Abenteuern erzählten. Die Burgbewohner waren über eine solche Abwechslung in dem oft etwas eintönigen Burgleben erfreut, und der Burgherr ließ gerne einen Becher guten Weines aus seinem Weinkeller auftragen.

Eines Abends, als keine Burg an ihrem Wege lag, schlugen sie an einem Waldrand ihr Zelt
auf. Es war ein schöner Sommerabend. Ottomar, der sichere Bogenschütze, ging auf die Jagd, und es gelang ihm in kurzer Zeit, zwei Fasanen und zwei Rebhühner zu erlegen. Von dem geschickten Knecht Anton wurden diese zerlegt und am Lagerfeuer gebraten.
Nach dem Essen saßen sie noch lange zusammen, beobachteten den schönen Sonnen-
untergang, unterhielten sich und sangen auch ein Lied, das sie von einem fahrenden Sänger
auf Lindenfels gelernt hatten. Von tapferen Rittern und schönen Damen war in diesem Lied
die Rede. Jörg dachte dabei an Katharina, während Reinhards Gedanken zu Annette flogen.

Bevor sie sich im Zelt zum Schlafen niederlegten, hängten sie das eine Rebhuhn, das sie nicht mehr essen konnten, an einem niedrigen Baumast auf, um es für den nächsten Tag
aufzuheben. In der Nacht sollte einer von ihnen abwechselnd wachen, denn man kann ja nie wissen…
Mitten in der Nacht wachte Jörg auf, weil ihn jemand am Fuß zupfte. Er war zunächst vom
tiefen Schlaf ganz benommen, richtete sich dann aber schnell auf und hörte, wie Anton, der
gerade Wachdienst hatte, ihm zu flüsterte: „Ritter Jörg, es ist ein Dieb da, der um das Zelt
schleicht und stehlen will!" „Nimm einen Knüppel und jage ihn weg und lass mich
weiterschlafen! Mit einem Dieb wirst du wohl fertig werden!", brummte Jörg. „Nein, Ritter,
das geht nicht", erwiderte Anton, „denn man sieht ihn nicht! Er schleicht überall herum, man
hört ihn, aber man kann ihn nicht sehen! Vielleicht sind es auch mehrere!" Jörg brummte ärgerlich über die nächtliche Störung, aber dann krabbelte er doch aus dem Zelt, um der Sache auf den Grund zu gehen. Es war eine helle Sommernacht. Nachdem seine Augen sich gewöhnt hatten, konnte er das Umfeld gut erkennen. Von den Räubern war nichts zu sehen und zu hören.

Alles war ganz still.

Schon pflaumte er Anton an: „Du hast wohl Gespenster gesehen!", da hörte auch er das
Geräusch der sich anschleichenden Räuber. Und dann sah er sie auch! Es waren zwei Füchse, die von dem appetitlichen Geruch des gebratenen Rebhuhns angelockt wurden. Jörg und Anton sahen, wie die Füchse hoch sprangen und versuchten, das am Ast hängende Rebhuhn zu erwischen, was ihnen dann auch gelang. Einer der Füchse schnappte das Huhn, und die beiden verschwanden schnell wieder im Dunkel des Waldes, wo sie auch hergekommen waren.
Jörg und Anton lachten. „Die beiden Räuber sind wir los, und das Huhn auch! Für den Rest
der Nacht werden wir bestimmt Ruhe haben", sagte Jörg und legte sich wieder schlafen.

Die Reise führte sie das Werratal entlang, dann ein Stück die Weser abwärts, und danach, als sie die Mittelgebirgslandschaft hinter sich gelassen hatten, bogen sie in nördlicher Richtung ab und zogen durch ein weites ebenes Land, in dem außer Kiefern, Heide und Wacholder nicht viel wuchs. Auch Burgen gab es hier wenig, und sie mussten manche Nacht im Zelt schlafen.

Wenn sie mit Menschen zusammentrafen, gab es einige sprachliche Probleme, denn hier
wurde eine andere Sprache gesprochen, das Niederdeutsch. Wie gut das der Knecht Alfred als junger Mann auf einer norddeutschen Burg gedient hatte und die hiesige Sprache
beherrschte. So konnte er als Dolmetscher fungieren.

9 „Gefällt mir“
Vergangenheit
Kapitel 13:

Rettung in höchster Gefahr

Eines späten Abends stießen sie auf eine Wasserburg. Es war ein ungemütlicher, regnerischer Tag, und es war keine verlockende Aussicht, im Zelt zu schlafen. So beschlossen sie, in der Burg um Quartier zu bitten, was ihnen auch gewährt wurde.
Vom Burgtor aus kamen sie zunächst durch eine große Vorburg mit Stallungen für Kühe,
Pferde, Schweine und Schafe. Hier gab es reichlich Platz für die Unterbringung der sieben
Pferde der Gruppe.
Die Hauptburg war verhältnismäßig klein im Grundriss, aber vier Stockwerke hoch, eine
sogenannte „Turmburg“. Die Gebäude wirkten alle etwas ungepflegt. Die Dächer zeigten Schäden, und auch an den Mauern bröckelte es hier und da. Wir sind hier eben in einer armen Gegend, dachte Jörg, die Leute werden kein Geld haben für diese Reparaturen.

Der Burgherr war freundlich zu den Gästen. Es gab im Rittersaal ein gutes und reichliches
Abendessen, und danach unterhielt man sich wie üblich mit den Burgbewohnern. Während Reinhard gerade ein lustiges Lied vorsang, über das alle sehr lachen mussten, trat
Alfred von hinten ganz leise an Jörg heran und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich muss dich
sprechen, Ritter Jörg!", und dann verschwand er gleich wieder. Als Reinhard sein Lied
beendet hatte, erhob Jörg sich und ging aus dem Saal mit der Entschuldigung, er müsse mal
den Abtritt aufsuchen.
In einer dunklen Ecke im Treppenhaus konnte er dann mit Alfred flüstern: „Was ist los,
Alfred?" „Ritter Jörg, man will uns alle umbringen! Man vermutet, dass ihr größere Geldbeträge bei euch habt, und auch auf die Waffen, Rüstungen und besonders auf die
schönen Pferde ist man scharf!" flüsterte Alfred ihm aufgeregt zu. „Und woher weißt du das?"
„Wir haben in der Dürnitz zusammen mit den Burgknechten gegessen. Da kam der Burgvogt
und hat den Knechten in niederdeutscher Sprache Befehle erteilt. Niemand hatte natürlich
eine Ahnung davon, dass ich diese Sprache verstehe, und so konnte ich alles mithören." „Los, erzähl weiter, wir haben nicht viel Zeit, ich muss gleich wieder in den Saal", drängte Jörg.
Alfred berichtete: „Man will euch eine abgelegene Schlafkammer hoch im Turm zuweisen,
aus der ihr nicht durch das Fenster fliehen könnt. Der Raum wird von außen verschlossen, und kurz nach Mitternacht, wenn ihr im tiefen Schlaf liegt, soll der Überfall dann losgehen. Und Anton und mich sollen die Knechte erledigen!“ Jörg überlegte blitzschnell. Sie mussten hier so schnell wie möglich raus. Bis Mitternacht waren es noch knapp drei Stunden. Er schickte Alfred los mit dem Auftrag, sich zusammen mit Anton im Pferdestall bereitzuhalten und alles für eine schnelle Flucht vorzubereiten. Dann ging er in den Saal zurück. Dort wurde noch geredet und gelacht. Im Vorbeigehen flüsterte er seinen beiden Freunden zu: „Wir müssen gleich gehen!", setzte sich wieder auf seinen Platz und versuchte, trotz der großen Aufregung seine Gedanken zu ordnen und einen Plan auszudenken.

Als eine Gesprächspause eintrat, erhob er sich und teilte dem Burgherren höflich mit, dass es zwar sehr schön sei hier im Saal, dass die drei reisenden Ritter aber wegen des anstrengenden Tages jetzt doch lieber schlafen gehen würden, wofür der Burgherr volles Verständnis zeigte.
Jörg hatte sich im Saal umgesehen und festgestellt, dass außer dem Burgherren und dem Vogt noch fünf weitere Ritter im Saale saßen, außerdem noch zwei Knappen und weitere
Bedienstete. Jörg und seine Freunde waren also deutlich in der Minderzahl. Mit Gewalt war
nichts zu machen, Rettung war nur mit List möglich.

Der Burgherr beauftragte den Hausmeister und einen Diener, die drei Gäste zu ihrem
Schlafgemach zu geleiten und wünschte ihnen freundlich eine angenehme Nachtruhe.
Wirklich ein toller Schauspieler, der Burgherr, ging es Jörg durch den Kopf, aber es gelang
ihm, sich zu beherrschen und gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Sie stiegen hinter dem Hausmeister und dem Diener, der ein Licht trug, die drei Treppen zum Schlafgemach im Turm hinauf. Unterwegs konnte Jörg seinen Freunden im Flüsterton verständlich machen, was hier gespielt wurde, und dann waren sie auch schon im Schlafraum angelangt.
Jetzt musste alles ganz schnell gehen, was Jörg sich ausgedacht und den Freunden zugeflüstert hatte. Jörg und Reinhard packten die beiden Männer ganz fest und hielten ihnen den Mund zu. Ottomar schnitt mit seinem Dolch lange Streifen aus einem Betttuch. Damit wurden die beiden Männer so fest gefesselt, dass sie sich nicht rühren konnten. Auch der Mund wurde ihnen verbunden. Die drei Freunde löschten das Licht, verließen den Raum und schlossen die Tür von außen zu. Reinhard steckte den Schlüssel in die Tasche.

Dann tasteten sie sich über die dunkle Turmtreppe hinunter. Als sie an der Tür des
Rittersaales vorbeikamen, konnte Reinhard es sich nicht verkneifen, die Tür einen Spalt zu
öffnen und vorsichtig hindurch zu spähen. Der Burgherr und seine Männer waren eng
zusammengerückt und diskutierten lauthals. Reinhard konnte einiges verstehen: „… die sitzen in der Mausefalle und kommen da nicht wieder raus! Wir werden reiche Beute machen!" Reinhard machte den Männern eine lange Nase (was diese natürlich nicht sehen konnten), und dann verließen die Ritter den Palas und eilten zum inneren Tor zwischen Hauptburg und Vorburg. Das große Tor war zwar geschlossen, aber das „Nadelöhr" (so nannte man damals das kleine Tor für Fußgänger neben dem großen Tor für Wagen und Pferde) war offen, so dass sie ungehindert in die Vorburg gelangen konnten.

Eilig rannten sie in den Pferdestall. Alfred und Anton hatten schon die Pferde gesattelt und
die Packpferde beladen. Jörg entdeckte, dass einer der Burgknechte regungslos im Stroh lag. „Was ist mit dem?" fragte er, und Alfred antwortete grinsend: „Der war zu neugierig. Er wollte unbedingt wissen, warum wir die Pferde satteln. Da habe ich ihm eins auf die Nase gegeben. Nun schläft er erstmal!" Jörg betrachtete die starken Fäuste Alfreds und musste lächeln. Der hatte ganz schön zugeschlagen, und der Burgknecht würde nach seinem Erwachen wohl noch einige Zeit Kopfschmerzen haben!

„Wenn wir jetzt mit den Pferden auf den gepflasterten Hof hinauskommen, wird es laut. Das
Klappern der Hufe auf den Steinen wird man weit hören", gab Reinhard zu bedenken, „Wir
sollten vorsorglich unsere Rüstungen anlegen. Vielleicht kommt es zum Kampf!"
Gesagt - getan. In aller Eile wurden die Rüstungen angelegt, und dann betraten sie mit den
Pferden den Burghof und strebten schnell in Richtung des Haupttores. Der Wächter am
Tor wurde auf sie aufmerksam, und ein zweiter bewaffneter Krieger kam ihm zur Hilfe
geeilt.
Jörg, Anton und Alfred gingen mit den Pferden direkt auf das Tor zu. Reinhard und
Ottomar pirschten sich im Dunkeln seitlich an die beiden Wächter heran. Diese waren von
dem Angriff überrascht und konnten schnell überwältigt und gefesselt werden. Ottomar
hatte zu diesem Zweck vorsorglich einige feste Stricke aus dem Pferdestall mitgenommen.
Alfred zog die Riegel vom großen Tor zurück, beide Torflügel wurden geöffnet, und dann gab
es eine unangenehme Überraschung: sie hatten in der Eile ganz vergessen, dass sie in einer Wasserburg waren, die von einem tiefen und breiten Graben umgeben war - und die
Zugbrücke war hochgezogen!
Die beiden Gefangenen weigerten sich, die Zugbrücke zu bedienen. Der geschickte Anton sah sich die Sache an und meinte: „Ich glaube, ich schaffe es!" Er entriegelte das große Handrad und begann, dieses langsam und vorsichtig rückwärts zu drehen, wobei Ottomar ihm schnell zu Hilfe kam. Und siehe da - es klappte! Langsam begann die Brücke sich zu senken und lag bald sicher über dem Wassergraben!
Die Pferde wurden eilig am Zügel über die Brücke geführt, dann stiegen sie auf die Pferde
und ritten auf einem Weg in nördlicher Richtung. Zum Glück war es eine sternenklare Nacht,
sodass sie die Himmelsrichtung anhand der Sternbilder feststellen konnten. Das hatten sie
als Knappen bei Ritter Johann in der Ausbildung gelernt.

Die beiden Gefangen nahmen sie ein Stück mit, damit diese nicht Alarm schlagen und eine
Verfolgungsjagd auslösen konnten. Erst nach einer Stunde ließ man die beiden laufen, die
sich eilig in Richtung Burg auf den Weg machten. Doch Gefahr drohte der Gruppe nicht
mehr. Sie hatten jetzt einen so großen Vorsprung, dass Verfolger sie nicht mehr einholen
konnten.

Während sie so dahin ritten, begann Reinhard plötzlich laut zu lachen. „Was ist denn mit dir
los?" fragte Ottomar. Reinhard antwortete: „Ich habe mir gerade das dumme Gesicht vorgestellt, das der Burgherr und der Vogt machen, wenn sie in die Schlafkammer kommen,
um uns umzubringen, und wenn sie dann nicht uns, sondern ihre eigenen Leute dort gefesselt vorfinden! Und die Tür müssen sie vorher auch noch aufbrechen, denn den Schlüssel habe ich in der Tasche!"
Jetzt mussten die anderen auch lachen. Aber dann sagte Jörg nachdenklich, und alle wurden wieder ernst: „Wie gut, dass Alfred so aufmerksam war und aus dem Gespräch in der Dürnitz die bösen Absichten unserer Gastgeber herausgehört hat!", und Ottomar ergänzte: „Und wie gut, dass Anton mit der Zugbrücke umgehen konnte! Wenn wir Alfred und Anton nicht hätten, säßen wir jetzt in der Mausefalle und wären vielleicht schon alle tot!"

Selbst dem immer vergnügten Reinhard lief bei diesem Gedanken ein Schauder den Rücken
hinunter. Die drei Ritter bedankten sich herzlich bei Alfred und Anton, und dann ritt man in
guter Stimmung weiter in Richtung Norden. Auf Schlaf verzichtete man in dieser Nacht. Man
wollte lieber erst einen größeren Abstand zur Räuberburg gewinnen.

Kapitel 14:

Weiter Richtung Norden

In der nächsten Nacht schliefen die Reisenden im Zelt, und am Tag darauf gelangten sie an
einen breiten Fluss. Von Anwohnern erfuhren sie, dass dies die Elbe sei und dass es ein Stück flussaufwärts einen Fährmann gäbe, von dem sie sich übersetzen lassen könnten.
Den Fährmann fanden sie schnell und wurden mit ihm handelseinig. Sie bezahlten die Gebühr für das Übersetzen, und dann sollte es losgehen. Doch das war nicht ganz so einfach, denn Falke und ein anderes Pferd hatten Angst und wollten nicht auf das schwankende Schiff steigen. Sie blieben am Ufer stehen und bewegten sich keinen Schritt vorwärts. Erst nachdem alle anderen Pferde auf der Fähre waren und Jörg und Reinhard den beiden ängstlichen Tieren gut zugeredet hatten, gingen diese ganz vorsichtig unter ängstlichem Wiehern an Bord, und die Fahrt konnte losgehen.
Sechs Ruderer, drei auf jeder Seite, bewegten das Fährschiff vorwärts. Sie mussten sich
anstrengen, denn die Strömung war stark und wollte das Schiff wegtreiben. Doch sie kamen
gut ans andere Ufer, und kaum hatte das Schiff angelegt, sprang Falke auch schon mit einem gewaltigen Satz auf das feste Land, offensichtlich froh, die wackelige Fahrt überstanden zu haben.

Auch jenseits der Elbe fanden sie Burgen mit gastfreien Burgherren, die bereit waren, sie als
Gäste für eine Nacht aufzunehmen. Seit dem Erlebnis auf der Räuberburg waren sie etwas
vorsichtiger geworden, aber so etwas geschah ihnen nicht noch einmal.
Nach drei weiteren Tagen näherten sie sich ihrem Ziel. Nachdem sie längere Zeit am Fluss Treene entlang geritten waren, sahen sie eine Burg vor sich, die am Ufer des Flusses auf einem künstlich aufgeworfenen Hügel errichtet worden war. Die Einheimischen bezeichneten diese Hügel als „Warften". Der Burgvogt dieser Burg war ein Onkel von Ottomar, der als junger Ritter auf Wanderschaft gegangen und dann hier hängen geblieben war.

Das gab eine freudige Überraschung bei dem Onkel, Ritter Berthold von Mühlenberg, und
seiner Frau Anna. Beide freuten sich sehr ihren Neffen, den sie bisher nur einmal als
kleinen Jungen gesehen hatten, in die Arme schließen zu können. Die Gruppe wurde herzlich begrüßt und eingeladen, für mehrere Tage Gast in der Burg zu sein.

Den drei Rittern wurde ein heißes Bad in einer großen Holzwanne angeboten, worüber sie
nach der langen und staubigen Reise sehr erfreut waren. Anschließend wollte Ritter Berthold sie in ihr Gästezimmer bringen. Unterwegs blickte Reinhard zufällig auf den Fluss und stieß einen erstaunten Ruf aus: „Wo ist denn das ganze Wasser geblieben?" Auch Jörg und Ottomar wunderten sich, dass jetzt viel weniger Wasser in der Treene war als einige Stunden zuvor. Ritter Berthold lächelte: „Ja, das kennt ihr Leute aus dem Mittelgebirge nicht! Das ist der Wechsel von Ebbe und Flut, der direkt an der Nordsee noch viel stärker ist als hier bei uns im Fluss. Sechs Stunden steigt das Wasser - dann ist Flut - und danach fällt es sechs Stunden lang, bis der Niedrigstand, die Ebbe, erreicht ist!"
„Ich glaube, wir Leute aus dem Binnenland müssen wohl noch einiges lernen hier an der
Küste!", meinte Reinhard sehr richtig und alle lachten.

Zur Burg gehörte auch ein Hafen, in dem ein Kriegsschiff, einige Frachtschiffe und mehrere
Fischerboote lagen. Berthold erklärte ihnen, dass die Treene ein wichtiger Handelsweg sei.
Die von der Nordsee kommenden Frachtschiffe fuhren Treene aufwärts bis zum Ende der
Schiffbarkeit des Flusses, und dann wurden die Waren auf dem Landweg bis Schleswig
transportiert, dort wieder auf Schiffe verladen und über die Ostsee in manche Länder wie
Schweden, Dänemark und Russland gebracht. Früher hatte es gegenüber von Schleswig an
der Schlei eine Wikingerstadt namens Haithabu gegeben, die aber bereits vor längerer Zeit
zerstört war. Nur noch der große Ringwall war erhalten.
Dies alles erzählte Berthold den jungen Gästen, während sie zum Abendessen in den
Rittersaal gingen. Dort wurden sie vom Burgherren, einem älteren Grafen, begrüßt und
eingeladen, an seinem Tisch Platz zu nehmen. Während des Essens entschuldigte er sich, dass zur Mahlzeit kein Wein angeboten werden konnte. „Es war ein Schiff mit Weinfässern für uns unterwegs", erzählte der Burgherr, „aber den Wein haben die Seeräuber unterwegs
gestohlen!"
Seeräuber? Davon hatten die jungen Ritter aus dem Binnenland noch nie etwas gehört. Der
Burgherr forderte den mit am Tisch sitzenden Kapitän des im Hafen liegenden Kriegsschiffes, Niels Petersen, auf, etwas darüber zu erzählen. Und so erfuhren Jörg, Reinhard und Ottomar von dem Kapitän, dass es nicht nur auf der Nordsee, sondern sogar hier auf dem Fluss Seeräuber gab, die Frachtschiffe überfielen und ausraubten.

Ein Stück flussaufwärts hatten sie sich in einer Schleife des Flusses einen kleinen Hafen
geschaffen, der als Schlupfwinkel diente. Man vermutete, dass dort größere Mengen an
Raubgut zwischengelagert wurden, die dann später von den Piraten auf dem Landweg
fortgeschafft und verkauft wurden. „Unser Kriegsschiff hat einen zu großen Tiefgang und ist auch viel zu schwerfällig", erklärte Kapitän Petersen, „wir können in diese Seeräuberbucht nicht eindringen, sondern würden auf Grund laufen."
Ritter Berthold setzte hinzu: „Die Piraten verfügen über ein schnelles Schiff mit einem
geringen Tiefgang. Es kann bei ungünstigem Wind auch gerudert werden." „Wir brauchen ein schnelles, flaches Schiff, wie es die Piraten haben", betonte der Burgherr, „aber dafür ist kein Geld vorhanden!"
„Und warum versucht man nicht, die Seeräuberbucht von der Landseite aus anzugreifen
und zu zerstören?", fragte Reinhard. „Auch das ist schon versucht worden, aber ohne Erfolg", erzählte der Burgherr, „wir haben zu wenig Soldaten und vor allem keinen erfahrenen Krieger, der die Führung eines solchen Angriffs übernehmen könnte. Berthold und ich sind beide schon zu alt für ein solches Unternehmen."

Er sah die drei jungen Ritter an: „Aber ihr seid doch erfahrene Krieger! Wie wär’s,
wenn ihr euch der Sache annehmen würdet? Ich würde euch eine gute Belohnung
geben!" Die drei Freunde blickten sich an, und Ottomar sagte: „Wir werden uns das alles
einmal ansehen und überlegen!"

Kapitel 15:

Erste Begegnung mit den Seeräubern

Gleich am nächsten Morgen brachen die drei auf und ritten flussaufwärts. Im Dorf vor der
Seeräuberbucht ließen sie ihre Pferde stehen und gingen zu Fuß weiter. Sie trugen keine
Rüstungen, und als Waffe führten sie jeder wieder nur einen Dolch mit sich.
Einen Bauern, der auf dem Feld arbeitete, fragten sie nach dem Weg zur Seeräuberbucht. Der Bauer sah sie mit einem langen Blick an und sagte: „Da wäre ich doch sehr vorsichtig! Die Seeräuber verstehen keinen Spaß. Wenn sie euch schnappen, ist euer Leben zu Ende. Es sind ganz böse und gefährliche Menschen. Wir hier im Dorf haben alle Angst vor ihnen!"

Doch die drei ließen sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen, und schließlich erklärte
der Bauer sich bereit, sie zu begleiten und ihnen den Weg zu zeigen. Die Pferde ließen sie im Dorf und gingen zunächst ein Stück am Fluss entlang, wobei der Bauer die Umgebung scharf beobachtete. Nach einiger Zeit sagte er: „Seht, da kommt ein Frachtschiff gefahren! Lasst uns mal beobachten, was jetzt geschieht!“

Das Frachtschiff war nicht allzu groß. Es fuhr unter Segeln, denn der Wind war günstig. Drei
Männer waren auf dem Schiff, das mit Ballen und Kisten beladen war. Plötzlich schoss
seitlich aus dem Schilf ein Schiff hervor. Den Freunden stockte der Atem: das Piratenschiff!
Es hatte keine Segel gesetzt, kam aber trotzdem schnell vorwärts, denn eine Anzahl von
Ruderern legte sich kräftig in die Ruder. An Bord des Piratenschiffes konnten sie eine Anzahl von Männern erkennen, die mit Speeren und Knüppeln bewaffnet waren.
Das Piratenschiff ging längsseits am Frachtschiff, und fünf oder sechs der Piraten sprangen
hinüber. Einer der drei Seeleute des Frachtschiffes - es war wohl der Kapitän - versuchte, sich den Piraten entgegenzustellen. Aber er wurde kurzerhand niedergeschlagen und über Bord gestoßen. Die anderen beiden Seeleute sprangen vor Angst ebenfalls ins Wasser und
schwammen ans Ufer. Die Piraten befestigten ein dickes Tau und schleppten dann das ganze Frachtschiff hinter ihrem Piratenschiff her in die verborgene Bucht.

Reinhard, Jörg und Ottomar hatten den Vorgang mit aufgerissenen Augen verfolgt. Der Bauer erklärte ihnen: „So geht das mindestens einmal in der Woche. Die Piraten sind so dreist, man glaubt es kaum!" Inzwischen waren die beiden Seeleute am Ufer angelangt und stiegen mit triefender Kleidung aus dem Wasser. Einer zeigte aufgeregt auf den Fluss: „Da kommt unser Kapitän! Er ist verletzt und kann kaum noch schwimmen!"
Ottomar war ein besonders guter Schwimmer. Er legte seine Oberbekleidung ab, sprang
sofort ins Wasser, schwamm zu dem Verwundeten und half ihm, an Land zu kommen.
Dieser atmete tief durch und sagte: „Das war Hilfe in letzter Minute! Ich konnte nicht
mehr!" Er war zum Glück nicht besonders schwer verletzt. Der Schlag des Piraten hatte
seine Schulter getroffen, sodass er den linken Arm nur unter großen Schmerzen bewegen
konnte.

Während alle um den verletzten Kapitän herumstanden und sich mit ihm beschäftigten, hatte
man es versäumt, die Umgebung zu beobachten. So kam es völlig überraschend, dass
plötzlich fünf Männer mit dicken Knüppeln in der Hand vor ihnen standen. Der Anführer
hatte einen besonders struppigen Bart und sah sehr gefährlich aus. Er sagte zu der Gruppe:

„Die drei Seeleute sind unsere Gefangenen! Die nehmen wir mit. Dafür wollen wir Lösegeld
haben. Und ihr anderen", wandte er sich an die drei Freunde und den Bauern, „ihr
verschwindet blitzschnell, sonst passiert euch ein Unglück!" Jörg antwortete ganz ruhig: „Die drei Seeleute bekommt ihr nicht! Die nehmen wir mit! Und wann wir verschwinden, das bestimmen wir selbst und lassen uns das von euch nicht vorschreiben!"
Der Anführer der Piraten wandte sich an seine Kollegen: „Habt ihr das gehört? Der Bursche
wird frech! Wir werden ihn mal untersuchen! Vielleicht hat er Geld bei sich!" Er streckte die
Hand aus, um Jörg zu packen. Doch dieser hatte blitzschnell den Dolch gezogen und hielt ihn dem Piraten direkt vor die Nase: „Rühr mich nicht an!" Der Pirat wich erschrocken zurück, fasste sich dann aber schnell und rief seinen Kollegen zu: „Das lassen wir uns nicht gefallen! Mit den Bürschlein werden wir leicht fertig! Los, ran!", und mit erhobenen Knüppeln wollten sie auf die Ritter eindringen.
Doch inzwischen hatten auch Reinhard und Ottomar ihre Dolche gezogen, und alle drei
standen bereit zum Kampf. „Wer nur einen Schritt näher kommt, hat ein Loch im Bauch!"
schrie Ottomar, und Reinhard fügte hinzu: „Und jetzt verschwindet! Wir wollen euch hier
nicht mehr sehen!"
Die Piraten bekamen es jetzt mit der Angst zu tun und zogen sich langsam zurück. Aus
sicherer Entfernung rief der Anführer noch: „Lasst euch hier nicht noch einmal sehen! Dann
geht es euch schlecht!" „Verlasst euch drauf, wir lassen uns hier bestimmt noch einmal sehen!" rief Jörg zurück, und dann machten sie sich zusammen mit den geretteten Seeleuten auf in Richtung Burg.

Kapitel 16:

Der Kampf mit den Seeräubern beginnt

Der Burgherr und der Vogt lauschten gespannt dem Bericht der drei Ritter, und anschließend
sagte der Burgherr dann nachdenklich: „Es muss etwas geschehen. Seefahrt und Handel
kommen zum Erliegen, wenn es nicht gelingt, die Piraten zu fangen oder zu vertreiben!"
Jörg machte sich zum Sprecher der drei und erklärte dem Burgherrn, dass sie bereit wären, die Sache in die Hand zu nehmen. Der Burgherr atmete auf, ernannte Jörg, den ältesten der drei Ritter, zum Hauptmann und erteilte ihm alle Vollmachten, um das Unternehmen durchzuführen. Noch am gleichen Nachmittag machten Jörg und Reinhard (Ottomar wollte bei seinem Onkel und seiner Tante bleiben) sich auf den Weg, um den Schlupfwinkel der Seeräuber zu erkunden.

Sie stellten fest, dass diese sich ein geradezu ideales Versteck gewählt hatten. Von einer
Schleife des Flusses zweigte eine kleine Bucht ab, die rundherum von Wald umgeben war.
Jörg und Reinhard pirschten sich im Schutze des Unterholzes soweit wie möglich an die
Bucht heran und konnten dann von ihrem Versteck aus beobachten, dass die Piraten dort zwei einfache, strohgedeckte Häuser gebaut hatten, in denen sie wohnten. Daneben befand sich der Lagerplatz, auf dem Kisten, Ballen und Fässer in großer Zahl gestapelt waren - offensichtlich alles von den überfallenen Schiffen geraubt. Viele Männer waren am Arbeiten, um das gestern geraubte Frachtschiff zu entladen, andere waren zum Wachdienst eingeteilt und beobachteten aufmerksam die Umgebung.
Jörg und Reinhard hatten sich im Gebüsch gut versteckt und glaubten, dass man sie nicht
entdeckt hatte. Doch das war ein Irrtum. Plötzlich hörten sie hinter sich eine Stimme: „Na, ihr
neugierigen Kerle, was sucht ihr denn hier?" Die beiden fuhren herum und sahen hinter sich drei der Piraten, große, starke Männer, mit dicken Knüppeln in den Händen.

Die beiden Ritter erschraken zunächst, reagierten dann aber blitzschnell und rannten weg. Auf einen Kampf wollten sie sich nicht einlassen. Die drei Piraten rannten brüllend hinter ihnen her. Doch Reinhard und Jörg waren sportlich viel besser drauf als die schwerfälligen Piraten, und so konnten sie ihre Verfolger bald abschütteln.
Als diese nicht mehr zu sehen waren, keuchte Reinhard: „Das war mal wieder knapp!" Sie wussten nun, woran sie waren, und sie wussten auch, dass es nicht leicht werden würde,
die Seeräuber zu besiegen. Jörg, der Hauptmann, entwarf nun zusammen mit seinen beiden Freunden einen Angriffsplan. Sie wollten versuchen, sich mit ihrer Kampfgruppe in der Nacht im Wald zu verstecken, um dann im ersten Morgengrauen die Wachen zu überwältigen und das Lager zu überfallen.

Es war eine bunt zusammengewürfelte Gruppe, die zwei Tage später im Schutze der
Dunkelheit loszog. Außer Jörg, Reinhard und Ottomar waren nur wenig Männer mit
Kampferfahrung dabei. Es waren Bauern, Fischer, Seeleute und Burgknechte, und auch der
Koch, der Kellermeister und einige Diener der Burg zogen mit. Alle wollten sie dabei sein,
wenn es den verhassten Seeräubern an den Kragen ging. Bewaffnet waren die meisten mit
Knüppeln oder Heugabeln. Jörg hatte große Bedenken, ob es mit dieser Gruppe wohl gelingen würde, die Seeräuber zu besiegen, aber alle Männer waren wild entschlossen, gegen die Piraten zu kämpfen.

Versteckt im Wald erwartete man den Anbruch der Morgendämmerung. Jörg und Ottomar
hatten sich etwas weiter nach vorne geschlichen. Ihnen gegenüber stand ein Pirat als Wache, der sich ein kleines Feuer angemacht hatte, um sich zu wärmen. Ottomar legte einen Pfeil auf, und es gelang ihm, mit einem gut gezielten Schuss den Posten außer Gefecht zu setzen. „So, das wäre geschafft," sagte Jörg aufatmend, „etwas heller muss es noch werden, dann gebe ich das Zeichen zum Angriff! Die schlafenden Piraten werden sich wundern!“ Doch es kam ganz anders. Plötzlich sprang der Kellermeister auf, der im anbrechenden Morgenlicht auf dem Lagerplatz einen großen Stapel von Weinfässern entdeckt hatte. „Da liegt unser kostbarer Wein, den die Banditen geklaut haben!" rief er laut, „den holen wir uns jetzt!" Mit hoch erhobenem Knüppel sprang er auf und rannte los.

Es gab jetzt ein großes Durcheinander. Einige der Männer sprangen auf und wollten mit dem
Kellermeister angreifen, andere warteten noch. Reinhard versuchte vergeblich, Ordnung in
das Durcheinander zu bringen. Jörg sah mit besorgten Blicken, dass viele der Piraten aus den Häusern kamen und sich zum Kampf fertig machten. Sie waren durch das laute Rufen des Kellermeisters aufgeschreckt worden. Jörg sah auch, dass auf dem am Eingang der Bucht festgemachten Piratenschiff einige Männer sich an den Kanonen zu schaffen machten, und es dauerte nicht lange, da gab es einen lauten Knall, und eine Kanonenkugel sauste heran. Es wurde zwar niemand getroffen, aber die kampfunerfahrenen Männer erschraken heftig, und als kurz darauf eine zweite Kugel heran heulte, gab es kein Halten mehr: Die Männer begannen zu fliehen, und am Ende standen Jörg, Reinhard und Ottomar allein im Wald und sahen, wie etwa 20 bewaffnete Piraten auf sie zustürmten. Denen konnten sie keinen Widerstand leisten, und so mussten sie nun zum zweiten Mal vor den Piraten davonlaufen.

Kapitel 17:

Der entscheidende Kampf mit den Seeräubern

Dieses Unternehmen war fehlgeschlagen. Es hatte sich gezeigt, dass man mit kampf-
unerfahrenen Männern einen solchen Angriff nicht durchführen konnte. Ein neuer Plan
musste entworfen werden. Die drei Freunde dachten lange nach, bis sie die Lösung fanden: das Piratenschiff musste aus der Seeräuberbucht herausgelockt werden, damit es dann im tiefen Wasser vom Kriegsschiff der Burg bekämpft werden konnte! Mit den in der Bucht verbleibenden Piraten konnte man dann wohl fertig werden. Diesmal gelang es, von den umliegenden Burgen, einige Ritter mit Kampferfahrung anzuwerben.

Nach gründlicher Vorbereitung wurde dann der Tag für dieses Unternehmen festgelegt. Am
Abend zuvor versammelten sich alle Beteiligten im Rittersaal der Burg und Jörg erklärte
noch einmal den Plan. Jeder wusste nun, was er zu tun hatte, und alle brannten sie darauf, die räuberischen Taten der Seeräuber zu beenden.
Am nächsten Morgen in aller Frühe machten sich Reinhard und Ottomar mit zehn weiteren
Rittern und Kriegsmannen auf den Weg in Richtung Seeräuberbucht. Sie versteckten sich im
Wald in der Nähe des Lagers und hatten zunächst nichts weiter zu tun als zu warten. Ihre
Aufgabe war es, die im Lager verbleibenden Piraten zu überfallen und gefangen zu nehmen,
wenn das Piratenschiff ausgelaufen war. Jörg dagegen hatte die Aufgabe übernommen, das Piratenschiff aus der Bucht und ins offene Wasser des Flusses herauszulocken, damit das Kriegsschiff dann angreifen konnte.
Dazu hatte Jörg sich eine List ausgedacht: Im Hafen der Burg wurde ein Frachtschiff mit großen Kisten beladen. Doch die Kisten waren alle leer und sollten nur dazu dienen, den Seeräubern vorzutäuschen, dass hier reiche Beute zu holen sei.
Außer Jörg waren noch zwei Seeleute und der Steuermann an Bord. Außerdem was man
aber nicht sehen konnte - hatten sich auf dem Boden des Schiffes acht starke Männer
versteckt, die später das Schiff rudern sollten. Das Schiff hatte Segel gesetzt und fuhr nun ganz langsam von dem Burghafen aus flussaufwärts.
Jörg beobachtete angespannt alles. Ob die List wohl gelingen würde? Würden die
Piraten sich durch die Kisten aus ihrem Versteck herauslocken lassen?

Und tatsächlich: Da kam das Piratenschiff durch den Schilfgürtel hindurch gefahren, auf das
Frachtschiff zu! Vorwärts bewegt wurde es durch zehn Ruderer und an Bord befanden sich
wohl etwa zehn weitere Piraten, um das Frachtschiff zu überfallen.
Jetzt musste es schnell gehen! Jörg gab die Kommandos: „Segel einholen! Schiff wenden!
Rudern!" Alles klappte: Die beiden Seeleute holten die Segel ein, während der Steuermann
durch ein geschicktes Manöver das Schiff in die entgegengesetzte Fahrtrichtung brachte. Die Ruderer tauchten aus ihren Verstecken auf, um das Schiff in Fahrt zu bringen.
Die Seeräuber beobachteten das Ganze und konnten sich nicht erklären, was hier vor sich
ging. Das konnte man aus ihren erstaunten Rufen heraushören. Aber dann wurden die Ruderer auf dem Piratenschiff zur Eile angetrieben, und das Piratenschiff nahm die Verfolgung auf. Diese fette Beute wollte man sich wohl nicht entgehen lassen!

Jörg atmete erleichtert auf: soweit lief ja alles nach Wunsch! Jetzt ging es nur noch darum,
das Piratenschiff dem im Burghafen wartenden Kriegsschiff vor die Kanonen zu locken. Und auch dieses schien zu gelingen. Das Piratenschiff war aber etwas schneller als das Frachtschiff und kam langsam näher. Jemand rief vom Piratenschiff herüber: „Anhalten! Anhalten! Sonst schießen wir!", und Jörg sah, wie sich einige Männer an den Kanonen zu schaffen machten.
Er rief dem Steuermann zu: „Aufpassen! Wir fahren gleich eine Wende nach Steuerbord!" Als er dann sah, dass die Männer auf dem Piratenschiff die Lunte an die Kanonen legen wollten, gab er das Kommando: „Jetzt!"
Der tüchtige Steuermann reagierte sofort und legte das Steuer hart herum, sodass das
Frachtschiff fast einen rechten Winkel fuhr. Dann hörte man auch schon das Donnern von Kanonen, und die Kugeln schlugen auf dem Deck ein. Vom Piratenschiff hörte man Jubelschreie.

Das Frachtschiff zerbrach in mehrere Teile. Schreie waren zu hören… Feuer und das zerbrochene Schiff zu sehen… Jörg klammerte sich an einen Holzbalken fest und versuchte in dem Chaos etwas zu erkennen.
Weiterer Kanonendonner waren zu hören und Jörg traf ein anderer Holzbalken am Kopf. Und während er im Wasser nach unten sank, hätte er schwören können, das er ein helles Licht am Boden gesehen hatte. Doch ihm wurde rasch schwarz vor den Augen, so das er nicht weiter darüber nachdenken konnte und er verlor das Bewusstsein.

8 „Gefällt mir“
Gegenwart
Kapitel 18:

Ein neues Leben

Wie lange ich mich an dem Balken geklammert hatte, wusste ich später nicht mehr. Ich kam wieder zu mir, weil mir jemand mehrmals kräftig gegen den Oberkörper stupste. Und als ich langsam die Augen aufmachte, sah ich noch etwas verschwommen, dass ein unbekannter kleiner, dicker Mann mit Vollbart neben mir stand und mich wiederholt antippte.

Noch immer benommen versuchte ich von dem Unbekannten weg zu rücken und ich fragte ihn wo ich sei. Der Unbekannte sprach aber in einer mir nicht bekannten Sprache und sagte etwas das sich nach “Parsifal” anhörte. Der kleine Mann zeigte auf sich und sagte Barol, ich ging damals davon aus, dass es sein Name sein könnte.
Ich versuchte mich langsam weiter zu erheben, so das ich sitzen konnte und blickte mich um.
Alles sah fremd aus. ich wusste damals nur nicht wieso. Die Bäume und Berge sahen wie daheim aus und doch wieder anders. Ich rieb meinen Kopf wegen den Schmerzen und dann die Augen. Ich war glaube ich sehr verwirrt und dann noch der kleine, seltsam aussehende Mann neben mir, das war alles zuviel.
Ich war mir nicht sicher was er wollte und so hielt ich dem Fremden nur meine leicht zittrige Hand hin und sagte leise “Ich bin Jörg”. Der Fremde lachte und nahm meine Hand in die seine und schüttelte sie. Ich weiß noch, ich war etwas arg überrascht wie stark der Griff des kleine Mannes war und da ich mich eh kaum wehren konnte, lehnte ich mich nur zurück und schloss die Augen, während der kleine Mann die Hand wie verrückt schüttelte und seltsame Worte zu mir sprach. Dann aber schein ich wieder das Bewusstsein verloren zu haben. Denn ich kam erst wieder zu mir, als mir jemand kaltes Wasser in mein Gesicht spritzte.

Erschrocken öffnete ich wieder Augen und es blickten mir mehrere Gesichter, alle klein rund und mit Vollbart, entgegen. Ich gebe zu, ich war etwas ängstlich und noch immer verwirrt, und so winkte ich nur mit der Hand. Die seltsamen Wesen sprachen alle wild durcheinander und noch immer verstand ich nicht was sie sagten und dennoch fragte ich, wohl noch immer leicht unter Schock “Wo bin ich? Wer seid ihr? Was ist mit den Männern vom Schiff passiert? Leben sie noch?” Fragen über Fragen sprudelten plötzlich aus mir heraus als ich an die anderen dachte. Die kleinen Männer und Frauen, ich glaubte jedenfalls das es Frauen waren, auch wenn sie Vollbärte trugen, sahen mich an und plabberten in der fremden Sprache weiter wild durch einander. Und plötzlich vernahm ich eine Sprache, welche ich verstand. “Lasst mich durch!” rief die Stimme, dann wieder kamen seltsame Worte und dann wieder “Ich sagte lasst mich durch!”.

Mein Blick ging in die Richtung aus der die Stimme kam und ich bemerkte einen Mann. Größer als die anderen um ihn herum der auf mich zu kam. Der Fremde hatte auch einen Bart. Aber nicht so lang wie die Bärte der anderen kleinen Gestalten. Er trug eine Augenklappe und es schien als wenn er eine Uniform an hätte. Mit einem Lächeln auf den Lippen hatte er sich durch die Menge gekämpft und blickt nun auf mich herab. Auf mich, der wie ein Schluck Wasser da hockte und nicht wusste was los sei.

“Nun wie geht es uns denn?” fragt er und es hatte den Anschein als wenn der Fremde mich musterte. “Lass uns raten, du kommst nicht von hier.” Er lachte und setzte sich neben mich. “Man nennt uns Vincent” sprach er damals zu mir. Und ich nickt nur und murmelt “Georg… aber meine Freunde nennen mich Jörg.” Der Fremde, Vincent, erzählte mir dann wo ich sei und viele weitere teils unglaubliche Geschichte. Von einer Welt namens Parsifal, von Zwergen, Elfen, Orks und anderen Kreaturen. Und das die Menschen auf unterschiedlichen Wegen hierher gekommen sind und niemand genau weiß wie und warum. Ich brauchte eine lange Zeit um mich an alles zu gewöhnen. Aber ich wurde auch herzlichst aufgenommen und das machte alles viel leichter.

Und nun bin ich jetzt schon eine Weile hier und habe inzwischen die Sprache der Zwerge und Elfen erlernt.Vielleicht nicht komplett, aber es langt um sich zu verständigen.
Es war alles nicht einfach, aber ich wollte es schaffen.
Und wie ich auch erfuhr, hatte mich Barol damals am Ufer der Berge vom Silberbruch Gebirge, im Wasser treibend, gefunden. Ich glaube ich schulde ihm recht viel, auch wenn er es immer wieder abstreitet. Doch ohne ihn… wer weiß wo ich sonst wäre.
Und so versuche ich mich hier an das Neue, was ich jeden Tag erlebe und entdecke, zu gewöhnen. Immer wieder denke ich meine Familie und Freunde und hoffe das es ihnen gut geht und das man sich vielleicht irgendwann wieder sieht.

Von meinem christlichen Glauben bin ich inzwischen abgekommen. Ein Gott der nicht verhindert das Menschen sterben, ist kein Gott an den ich glauben will. Als ich in Wolfswacht, der Stadt wo ich nun lebe, aufgenommen wurde, erzählte man mir auch die Geschichte von Wolfswacht und den alte Göttern. Poseidon ist ihr Hauptgott und ich denke, nein ich glaube, das er mich hierher gebracht hat um mich zu retten. Und so habe ich mich entschlossen dem Christentum abzusagen und mich dem Glauben an die alten Götter zu öffnen. Mögen Poseidon, Zeus und die anderen Götter über uns wachen und uns beschützen.

9 „Gefällt mir“

Vielen Dank für das schreiben deiner Cv, es gibt allerdings noch etwas zu verbessern.
Als erstes zum Steckbrief,
du brauchst mindestens 3 Stärken und Schwächen

Dann zur Geschichte
Als erstes mal echt Respekt für diese Lange und gut gelungene Geschichte.
Nun den etwas indirekt, als Ritter gehört dein Char zwar zur untersten der untitulierte Adelsschicht an, aber gehört dennoch zum Adel weshalb deshalb brauchst du einen Stammbaum
Ansonsten ist mir an deiner Geschichte nichts aufgefallen außer das sie recht gigantische Ausmaße angenommen hat. Das muss man auch erst mal hinbekommen
Ich wünsche dem @team viel Spaß dabei sich diese kleinen Roman durchzulesen
von mir wäre die CV angenommen wenn du die 2 Punkte oben noch änderst

4 „Gefällt mir“

Hallo Neelix,

ich empfehle dir für zukünftige Charaktere eine kurze Geschichte zu schreiben. Deine Erzählungen sind sehr im klein klein ausgeartet. Für spätere Ergänzungen deiner Geschichte ist es natürlich sehr schön solch umfangreiche Texte zu lesen aber bei der Vorgeschichte sollte noch ein angenehmes Maß gefunden werden. Ansonsten natürlich meinen Respekt für so viel Arbeit.

Vielen Dank also, für das Schreiben einer Vorstellung zu deinem Charakter.
In dieser sind alle nötigen Angaben enthalten und sie entspricht der Lore unseres Servers.

Damit ist deine Vorstellung hiermit angenommen.

1 „Gefällt mir“