Charaktervorstellung CiraThomasen: Guinevere Sherborne
Name: Guinevere „Gwen“, Lady of Sherborne
Im Ausweis: Guinevere Sherborne
Alter: 19
Aussehen:
Guinevere ist 1.65m gross und ist eher zierlich gebaut. Sie hat eine helle Haut, braune, lange Haare und funkelnde, braune Augen, eine kleine Nase und einen vollen Mund mit rötlichen Lippen.
Sie trägt (vor allen bei Festen, diplomatischen Besuche, oder auf dem Markt) schöne Kleider. Auf Streifzügen setzt sie auf ihre Räuberrobe, welche aus ledernen Hosen und Oberteil, mit Umhang und Kapuze besteht. Als Schmuck trägt Guinevere seit sie in Parsifal ist eine schlichte Kette, an welcher der Siegelring ihres “Liebhabers” hängt (siehe Geschichte).
Rasse: Mensch - Europäer
Beruf: Räuberin / Tarnung: Schreiberin
Religion: ehemals Christentum
Wohnhaft: In einer einsamen Burg, südlich von Lohengrin (ist im Aufbau)
Charaktereigenschaften:
Guinevere wirkt auf den ersten Blick freundlich, charmant, unschuldig und hilflos. Jedoch ist sie manipulativ und wickelt fast jeden um ihren Finger. Tief in ihrem Inneren ist sie jedoch ein Familienmensch und würde für ihre Familie sterben. Früher galt die junge Lady in ihrer Heimat als freundlich, hilfsbereit, zuvorkommend.
Stärken:
Den Umgang mit dem Schwert oder dem Bogen lernte sie heimlich von ihren Brüdern. Am Bogen ist sie ein Naturtalent und trifft jedes Ziel. Mit dem Schwert kann sie gut umgehen, doch bevorzugt sie den Dolch. So kann sie sich hervorragend vor Feinden oder anderen Räubern verteidigen. Durch ihre Grösse ist sie ausserdem sehr flink und schnell.
Durch ihre Erziehung weist sie diplomatisches Geschick auf, hegt diplomatische Beziehungen und kann sich sehr gut aus aussichtslosen Situationen herausreden.
Ihre Mutter bildete sie in der Literatur und schreibt sehr gerne, und das auch sehr gut.
Da sie vor ihrer Ankunft in Parsifal lange gereist war, versteht sie die Kunst der Tarnung. Egal ob als einfach Bäuerin, Bäckerin, Magd, Adelstochter: Sie kann sich vor jedem Verstecken, solange er oder sie Gwen nicht an äusserlichen, nicht veränderbaren Merkmalen erkennt.
Schwächen:
Ihre grösste Schwäche ist die Familie. Egal, ob der zukünftige Ehemann & Kinder oder ob Freunde: sollten diese bedroht werden, würde sie alles tun: Auch für sie sterben.
Durch ihre Vergangenheit meidet sie grosse Menschenansammlungen, da sie panische Angst bekommt. Daher lebt sie recht zurückgezogen. Durch ihre Vergangenheit hat sie auch eine Klaustrophobie entwickelt. Aufenthalte in zu engen Räumen (wie Kerker) sind eine Qual und lassen sie durchdrehen.
Seit ihrer Kindheit leidet Guinevere an allergischem Asthma. Während der Frühlings- & Sommerzeit, wenn alles blüht, meldet sich ihre Pollenallergie. Dadurch ist sie wesentlich geschwächt und kann nicht lange rennen, ohne in Atemnot zu geraten. Im Herbst und vor allem im Winter merkt man von ihrem allergischen Asthma nichts.
Stammbaum von Guinevere:
Geschichte:
Leichtfüssig lief eine junge Dame an den kargen Feldern von Sherborne entlang. Die Sonne hing tief, die Wolken hatten schon längst eine orangene Farbe angenommen. Endlich war dieser elendig lange Sommer vorüber und sie konnte wieder unbeschwert in Sherborne herumlaufen. Sherborne war ein kleines, malerisches Dorf im Süden von England. Es gab einfache Häuser, zum Teil noch mit Strohdächern, endlose Felder und eine kleine Steinburg, in der die Lordfamilie von Sherborne hauste. Die Einwohner waren zufrieden und jeder liebte Lord Edward II. und seine Kinder. Es waren eigentlich immer friedliche Zeiten in Sherborne gewesen. Als jedoch seine jüngste Tochter, Guinevere, 10 wurde, verstarb Lady Elizabeth, die Frau von Lord Edward. Es war seine zweite Ehe gewesen, da seine erste Frau, Lady Maria, bei der Geburt seines 2. Kindes verstarb. Die beiden Kinder, Edward III. und Harry, verstarben im Laufe ihrer Kindheit an einer Grippe. Nur 2 Jahre nach dem Tod seiner Frau, heiratete Lord Edward II. die junge Elisabeth. Die gebar ihm 2 Kinder: Henry und Guinevere. Nach dem Tod seiner beiden ältesten, hätte Henry seinen Lordtitel geerbt.
Die junge Dame seufzte und dachte voller Sehnsucht an ihren Bruder, Lord Henry zurück. Dieser hatte ihr das Kämpfen mit dem Schwert und dem Dolch beigebracht. Aber auch wie man einen Bogen benutzte, zeigte er ihr.
Ihr Bruder und sie hatten ihre Mutter bei einem Reitunfall verloren, da war sie erst 10 gewesen. Und nur 3 Jahre später, als Guinevere 13 war, heiratete ihr Vater noch einmal: Lady Katherine. Im Gegensatz zu ihrer Mutter, welche die beiden Söhne ihrer Vorgängerin genauso liebte wie ihre eigenen Kinder, hasste Lady Katherine Guinevere und ihren Bruder. Sie zeigte dies bei jeder sich bietenden Gelegenheit nur zu deutlich. Doch die Ehe von Lord Edward II., ihrem Vater, und Lady Katherine stand unter keinem guten Stern: Sie hatte bereits 3 Fehlgeburten gehabt. Als dann noch ihr Bruder, Henry, eines Morgens bei einem Markt innerhalb der Stadt tot zusammenbrach, die Menschen aus Angst vor einem Attentat wie wild durcheinander liefen und Guinevere auf dem Boden überrannten, so dass sie sich ihren Arm brach, lag ein dunkler Schatten über Sherborne. Guinevere hatte seit diesem Tag Angst vor Menschenansammlungen. Die neue Lady an der Seite ihres Vaters hatte jedoch kein Erbarmen oder Mitleid mit ihr. Guinevere musste sofort ihren königlichen Pflichten nachkommen, trotz gebrochenen Arm und der Trauer um ihren Bruder. Ab und zu schloss Lady Katherine die junge Guinevere stundenlang in einem Schrank ein. Guinevere durchstand diese Qual nur durch ihren Vater. Und nach dem Tod ihres Bruders war Guinevere nun die Erbin ihres Vaters: Sherborne würde ihr gehören, solange er keinen Sohn bekommen würde.
Und nun lief Guinevere hier an den kargen Feldern entlang und atmete die frische Herbstluft ein. In der Burg waren alle wild durcheinander gelaufen, denn Lady Katherine lag in den Wehen. Mit 17 würde Guinevere eine grosse Schwester werden. Sie hatte nichts einzuwenden gegen eine Schwester, doch war ihr ein Bruder lieber. Denn so wüsste sie nicht eines Tages das Land ihres Vaters erben. Doch war sie sich der Gefahr auch bewusst, dass Lady Katherine sie im Notfall töten würde. Denn auch ihren Bruder hatte die schöne Lady auf dem Gewissen.
Guinevere seufzte und ging Richtung Burg. Doch weit kam sie nicht, denn ihr Mentor und Lehrer kam auf sie zu geritten. Neben ihm galoppierte ein zweites Pferd. „Lady Guinevere! Lady Guinevere!“
Fragend blickte Gwen ihren Mentor an, welcher ohne zu fragen, ohne sich anständig zu verbeugen, ihr einen dunklen Umhang mit Kapuze um die Schultern legte. Sir Reginald war ein ehemaliger Ritter ihres Vaters, welcher durch eine Verletzung nicht mehr kämpfen konnte. Doch er unterrichtete Guinevere in allen Belangen, was eine zukünftige Lady wissen musste. Er und ihre Mutter, als sie noch klein war, lasen ihr viel vor und brachten ihr auch das Schreiben und Lesen bei. Gwen mochte es schon als Kind, sich eigene Geschichten auszudenken.
„Ihr müsst verschwinden. Es ist ein Sohn, dcôch euer Vater hat verfügt, dass ihr dennoch die Erbin seid. Sie schickt bereits nach euch. Sie will euch töten!“, geschockt blickte Gwen ihren Mentor an und blickte zur Burg. Tatsächlich ritten Soldaten los und kamen in ihre Richtung galoppiert. Guinevere schnappte sich die Tasche, den Bogen und den Köcher mit Pfeilen, welche ihr Mentor ihr entgegen hielt. Dann hievte sie sich auf ihr Pferd und bemerkte, dass auch die Satteltaschen reichlich gefüllt waren. Er hatte wohl schon bei den ersten Anzeichen der Wehen für sie gepackt.
„Lebt wohl, Guinevere, Lady of Sherborne!”, mit diesen Worten trieb ihr Mentor ihr Pferd an, welches davon galoppierte. Als sie zurück blickte, sah sie, wie er sein Schwert zog und versuchte, die Ritter von Lady Katherine aufzuhalten. Doch schon bald ritt sie in den Wald und konnte ihn nicht mehr sehen. Sie ritt Tag und Nacht, und erst, als sie völlig verdreckt und nass in einem Dorf ankam, erlaubte sie sich eine Pause. Niemand fragte, wer sie sei. Glücklicherweise hatte ihr Mentor für sie Geldstücke eingepackt, so konnte sie sich eine Nacht in der Taverne leisten.
2 Jahre lang reiste die junge Lady umher. Mal fand sie kurzzeitig eine Anstellung als Magd für eine verwöhnte, aber freundliche, Königstochter. Sie hatte den König vor einem Attentat gerettet. Als sie bei einem Turnier sah, wie ein Mann mit einem Dolch auf den König zuging, rannte sie wie eine Irre auf den Fremden zu und durch ihre Geschwindigkeit konnte sie den Mann umstossen. Sie war eigentlich nur auf Durchreise gewesen und wollte sich das Turnier anschauen, als das passierte. Zur Sicherheit hatte sie ihre Haare schwarz gefärbt. Es fiel ihr zunächst schwer, so eine körperliche Tätigkeit auszuführen, doch mit der Zeit schätzte man ihre Arbeit, welche sie leistete. Der Kronprinz flirtete gern mit der vermeintlich schwarzhaarigen Magd, doch hatte er nie in Betracht gezogen, sie zu heiraten, war sie doch keine Adelige. Niemand ahnte, dass sie selbst die Tochter eines Adeligen war. Doch lange hielt sie sich dort nicht auf, denn bald hörte man am Hofe Gerüchte über eine Lady Guinevere of Sherborne …
In der nächsten Stadt, in der sie sich für längere Zeit aufhielt, half sie der verwitweten Bäckerin aus. Dort lernte sie die Kunst des Backens. Für die Bäckerin stand fest, dass dies ihre zukünftige Schwiegertochter werden würde, wenn ihr Sohn aus dem Krieg zurückkehren würde. Doch bevor es soweit war, machte sich Guinevere mit einigen Broten in ihrer Tasche aus dem Staub.
Im Norden von England, in einem kleinen Dorf, fand sie ein Heim bei einer armen Bauernfamilie, welche über die zusätzliche Hilfe dankbar war. Doch schnell merkte Guinevere, dass die Feldarbeit nichts für sie war. Ihre Allergie machte ihr einen Strich durch die Rechnung und oft fand die Familie sie nach Luft ringend am Boden. So kümmerte sich Guinevere vor allem um die Tiere. Nach nur einem Sommer verliess sie auch dieses Dorf, denn die Gerüchte über die verschwundene Lady machten auch nicht vor diesem Dorf halt.
Doch sie hatte kein Glück mehr: Wochenlang war sie herumgeritten auf ihrem treuen Pferd, ohne etwas zum Essen oder eine Unterkunft zu finden. Ihre Vorräte, welche sie vom Bauern bekam, waren seit Tagen aufgebraucht. Und nur die Beeren vom Wald halfen auch nichts. Da fasste sie sich einen Entschluss: Sie würde klauen müssen, wenn sie überleben wollte. Sie klaute nie mehr, als unbedingt nötig war: mal waren es Brote und Karotten, mal waren es Kleider. Ab und zu liess sie auch einige Goldstücke mitgehen. Guinevere wirkte durch ihre Kleidung hilflos und viele Männer sahen in ihr ein schnelles Opfer, doch wenn sie anfingen, mit ihr zu flirten, konnte Gwen ihnen, ohne dass sie etwas bemerkten, den Geldbeutel entwenden. An anderen Tagen stieg sie durch offene Fenster in die Häuser ein. Wenn sie in Städten war, welche Märkte hatten, stahl sie auch direkt vom Marktstand. Dafür verwickelte sie die Inhaber der Marktstände in ein Gespräch und deutete auf etwas hinter ihnen, während sie das Brot oder das Gemüse vor ihr in ihre Tasche wandern liess. Ab und zu konnte Gwen auch einen Mantel oder andere Kleidungsstücke klauen und fror so in den Nächten unter dem klaren Sternenhimmel nicht.
Als sie eines Tages an einem Hafen ankam, witterte sie eine Chance: Sie könnte nach Spanien mitsegeln und dort ein neues Leben beginnen. Sie könnte vielleicht einen etwas reicheren Bürgerlichen heiraten und sich eine neue Existenz aufbauen. Niemand musste wissen, dass sie Lady Guinevere of Sherborne war. So bequatschte sie einen spanischen Kapitän, welcher die wunderschöne Maid vor ihm nur zu gerne mitnahm.
Sie bekam von ihm eine eigene Kajüte auf dem Schiff und neue, seetaugliche, blaue Gewänder. Er verbot sogar seiner Mannschaft, sich der jungen Dame zu nähern. Die Reise sollte erst in einigen Tagen losgehen, dennoch verbrachte der junge Kapitän viel Zeit mit der jungen Bürgerlichen. Sie sagte nur, ihr Name sei Gwen. Und er? Seinen Namen verriet er nie, er meinte nur, sie solle ihn Raphael nennen: Kapitän Raphael. Mit seinen schulterlangen, braunen Haaren, der kräftigen Statur, der Kapitänskluft und einem Siegelring am kleinen, rechten Finger sah er gut aus. Oft bat er sie zu sich zu seinem Quartier und speiste mit ihr. Die Abende waren lang und oft lachten die beiden zusammen, während sie die Weinflaschen leerten. Langsam fand Guinevere Interesse an diesem charmanten, jungen Kapitän. Sie hatte sich eigentlich vorgenommen, mit ihm nur zu flirten, damit er sie auf seiner Reise mitnahm. Doch nun verliebte sie sich langsam aber sicher in ihn. Die Reise von England nach Spanien ging nur wenige Tage und das auch nur, weil der Wind gegen sie arbeitete. Raphael zeigte tagsüber der jungen Frau einige Kniffel der Seefahrt und brachte ihr kurzerhand das Orientieren mit Hilfe der Sterne bei.
Doch auf der kurzen Seefahrt geriet das Schiff mitten in der Nacht in einen Sturm. Die Wellen waren so hoch, dass sie in kurzen Abständen über das Schiff hinweg brachen und es flutete. Blitze zuckten am Himmel und weckten Gwen. Sie hörte, wie der sympathische Kapitän Befehle auf spanisch rief und wie andere Frauen und Kinder schrien. Das Schiff schwankte gefährlich, als Gwen aus ihrer Kajüte auf das Deck trat. Einige Male war sie fast gestürzt, doch sie dachte nur daran, dass sie überleben musste. Als sie endlich auf dem Deck ankam, peitschte ihr der Regen ins Gesicht. Die schwarze Farbe ihren gefärbten Haare lief ihr in die Augen und liessen sie tränen. Doch Gwen suchte sich ihren Weg durch die Mannschaft und hielt auf den Kapitän zu. Da erblickte sie Felsen, welche aus dem Meer herausragen. Sie sah, wie der Kapitän versuchte, das Schiff von den Felsen wegzudrehen, doch der Wind und die Wellen trieben das Schiff immer schneller auf die Felsen zu.
“Festhalten!”, schrie der Kapitän plötzlich, dabei blickte er Gwen in die Augen und formte ein paar Wörter mit seinen Lippen: “Ich Liebe Dich”, schien er sagen zu wollen. Gwen wandte sich ab und blickte sich gehetzt um. Sie hetzte auf den mittleren Mast des Schiffes zu. Ein Blitz schlug ein. Der Maste kippte. Das Schiff kollidierte mit den Felsen.
Guinevere dachte schon, sie müsse sterben. Als der Mast auf sie fiel, wurde ihr die Luft aus der Lunge gepresst. Sie hörte ein ohrenbetäubendes Krachen und dann stürzte sie schon ins Wasser. Einige Male konnte sie noch an die Wasseroberfläche schwimmen, doch die Strömung drückte sie immer weiter runter. Sie hatte keine Kraft mehr und sank immer weiter Richtung Meeresboden. Über ihr sah sie eine Gestalt nach ihr Tauchen: Es war Raphael, ihr Kapitän. Und dann verlor Gwen das Bewusstsein.
Als sie wieder zu Bewusstsein kam, lag sie an einem Strand. Alleine. Sie richtete sich schnell auf und blickte sich um. Um sie herum lagen einige Trümmerteile des Schiffes. Im Sand glitzerte etwas. Sie bückte sich danach und hielt daraufhin den Siegelring von Raphael in ihrer Hand. Sie wusste nichts von diesem Mann, ausser dass er sehr charmant war und sie anscheinend liebte. Doch hiess er wirklich Raphael? Sie schnappte sich ihren nassen Mantel und zog sich den Siegelring über ihren rechten Zeigefinger. Doch der Ring war viel zu gross. Sobald sie eine Kette fand, würde sie den Ring um ihren Hals tragen.
Sie erkannte den Ort nicht an dem sie sich befand, doch kämpfte sie sich einen kleinen Weg hoch. Oben angekommen, lief sie an den Klippen entlang. Die Klippen lagen über einem Fluss, welcher ins Meer führte. Oberhalb der Klippen thronte eine alte, verlassene, heruntergekommene Burg. Man erkannte die 3 Wachtürme und einen Hauptturm. An einigen Stellen war die Mauer kaputt. Rechts daneben schien ein alter Garten mit einem Teich zu sein. Links erkannte Gwen den Anfang eines Brunnens. Anscheinend gab es unter ihr eine Wasserquelle. Guinevere ging langsam, hungrig und durstig, auf die Ruine zu und hielt Ausschau nach anderen Menschen. Wer weis, wer hier sein Lager aufgeschlagen hatte.
Guinevere ging durch das eine grössere Öffnung in der Mauer. Rechts und links waren verrotete Baustämme.Vermutlich war dies das Eingangstor. “Hier könnte man wohl ein Tor errichten lassen”,überlegte Gwen. Der Eingang zum grossen Hauptturm war direkt vor ihr. Rechts von ihr war eine kleinere, bereits eingestürzte Mauer. “Man könnte hier gut einige Tierställe errichten und eine kleine Werkstatt” überlegte Gwen weiter. In der Burg brannte zwar kein Feuer und sie hörte auch nichts. Aber vielleicht lauerte jemand in der Burg?
Zögerlich schwang sie die knarzende, verrostete Tür auf und trat ein. Sie erblickte kaputte Holzmöbel, einen Herd und eine bereits kaputte Steintreppe nach oben. Wieder lauschte sie, ob jemand in der Burg war. Doch wiederum hörte sie nichts. So besichtigte sie die restliche Burg. in einigen Truhen und Kisten fand sie noch alte Kleidungsstücke wie Umhänge und Hosen. Aber auch altes, hartes Brot. So hatte sie zumindest etwas zu essen und durch den Brunnen vor dem Haus auch etwas zu trinken.
Schicksal oder nicht: Guinevere würde hier bleiben. Sie würde hier siedeln und die Burg neu errichten. Und sie würde das Leben einer Räuberin weiterführen. Doch das ging nur unter einer Tarnung. Die Tarnung als adlige Schreiberin. Einer der Räume, welche man durch den Hauptturm erreichte, bestand aus verrotteten Holzwänden. Doch würde man das Holz austauschen und neue Glasscheiben einsetzen, so wäre das ein wunderschöner Raum. Gleich daneben gab es einen leeren Raum, der sich als kleine Bibliothek eignen würde. Doch zuerst musste sie sich unter die Menschen wagen und Kontakte knüpfen. Vielleicht fand sie einige Helfer, welche ihr beim Wiederaufbau der Burg halfen? Doch ihre Hoffnung war gering.
Denn was sich in den letzten Jahren gezeigt hatte, war, dass Menschen nur an sich dachten. Keiner kannte mehr die Nächstenliebe, keiner würde ohne eine Gegenleistung sich für jemanden einsetzen. Die Reichen wurde immer reicher, während die Armen verhungern mussten. Oder man verliebte sich und die Person verschwand plötzlich aus ihrem Leben. Sie machte sich keine Hoffnungen: Raphael war wohl tot. Guinevere wollte dieses System der Ausbeutung nicht unterstützen. Sie wollte das zurück haben, was man ihr genommen hatte: Ein angenehmes Leben. Und das würde sie nur erreichen, wenn sie es den Reichen nahm.
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