Charaktervorstellung von Iridia Hammertanz

Name: Iridia (Iris) Hammertanz

Geschlecht: weiblich

Alter: 11 Jahre (48 Menschenjahre)

Rasse: Eisenzwerg

Wohnort: Progressus

Herkunft: Ein Dorf in Parsifal

Religion: (nicht praktizierend) Chaos

Aussehen:

Iridia trägt eine Mütze mit einem angenähtem grünen Puschel. Ihre Hände bedeckt sie mit Lederhandschuhen und ihre Füße mit Lederstiefeln. Auffällig ist ihr rotes Halstuch und vor allem ihre Größe. Iridia ist nämlich nur 80cm groß. Sie ist ein kleinwüchsiger Zwerg. Das Mädchen hat türkisblaue Augen und dunkle(!) Haare. Im Winter trägt Iridia lange, gefütterte Hosen. Wenn sie arbeitet, trägt sie oft eine grüne Schürze. Ihre Haut wird im Sommer von der Sonne sehr schnell gebräunt, da sie den ganzen Tag draußen verbringt. Ein weiteres Merkmal ist ihr riesiger Rucksack, den sie überall mit sich trägt.

Charaktereigenschaften:

Iridia wurde wegen ihrem kleinem Körperbau oft gehänselt und unterschätzt. Sie kann große Wesen wie Orks, Elfen und Menschen nicht leiden. Das liegt zum einen daran, dass genau diese sich oft über ihre Größe lustig machen und zum anderen, weil Iridia eifersüchtig ist, weil sie gerne auch größer wäre. Auch unter Zwergen fühlt sie sich nicht immer wohl, weil die meisten sie nicht ernstnehmen. Aus diesem Grund ist lieber allein oder mit Tieren. Iridia ist sehr zielstrebig, vor allem wenn sie ein Bauprojekt hat. Ihr Motto ist “Immer weiter, immer höher”. Sie setzt dass durch, was sie sich als Ziel gesetzt hat, auch wenn sie deswegen öfter mal rücksichtslos wird.

Stärken:

  • kann zwar nicht besonders schnell laufen, dafür aber gut klettern
  • eigenständig
  • erfinderisch/kreativ

Schwächen:

  • sehr schnell gereizt (siehe Anmerkung)
  • schwaches Immunsystem (siehe Anmerkung)
  • naiv

Beruf: Schreinerin

Fähigkeiten:

  • kann sehr gut Fleisch zubereiten
  • kann gut mit Steinschleudern umgehen
  • kann lesen und schreiben

(Magie): keine bzw. unbekannt

Vorgeschichte:

Iridia kam ursprünglich aus einem kleinem Dorf in Parsifal, wo Hochzwerge gelebt hatten. Zusammen mit ihren drei weiteren Geschwistern wurde sie von ihren echten Eltern (Eisenzwergen) in einem Wald ausgesetzt. Die Familie Hammertanz fand zum Glück die vier Waisen rechtzeitig und zog sie bei sich auf, obwohl sie selbst schon sechs Kinder hatten. Iridia war die jüngste der Vier. Jahre später fiel den Eltern auf, dass das Mädchen nicht mehr wuchs. Man dachte sie wäre krank, aber es schien ihr gut zu gehen. Iridia lernte von ihrem Ziehvater den Umgang mit Werkzeugen und Steinschleudern kennen und dieser brachte ihr und ihren Geschwistern vieles über das Bauen bei.

Eines Morgens erwachte die Zwergin und bemerkte dass ihre Finger- und Fußspitzen sich dunkel verfärbt hatten. Sie wusste das mit ihr etwas nicht stimmte. Sie hatte bei anderen Hochzwergen noch nie sowas ähnliches gesehen. Aber um ihren Stiefeltern keine Sorgen zu bereiten und ihren guten Ruf zu wahren, beschloss sie, ihre Hände und Füße niemanden zu zeigen. Ab diesem Zeitpunkt trug sie immer Handschuhe und Stiefel.

Tage später, als sie mit ihrem Vater im Wald Äpfel sammeln war, wurden sie von einem Hochzwerg angegriffen, der in silber schimmernde Rüstung gekleidet war. Vor ihren Augen wurde Iridias Vater brutal ermordet. Voller Verachtung sagte er: Du hast das Chaos unter uns gebracht. Chaos, hallte es in Iridias Kopf. Das war der Moment in dem ihr ein komisches Gefühl durch den ganzen Körper strömte. Ihr war heiß und kalt zugleich. Sie spürte Angst, Verzweiflung, Trauer aber vor allem Zorn. Eine Stimme flüsterte Räche dich. Sie wurde lauter Bring ihn um. Und als hätte jemand einen Schalter betätigt, schwirrten keine Gedanken mehr durch ihren Kopf. Das einzige was sie spürte war Rache. Sie war wie in Trance. Sie zog ihre Schleuder hervor und bevor der Hochzwerg überhaupt reagieren konnte, durchbohrte ihn ein Stein mit solcher Wucht, wie es eigentlich für eine Schleuder nicht möglich war. Als Iridia den Mann verbluten sah, fühlte sie tiefe Zufriedenheit. In der Ferne sah sie jemanden kommen. Also lief sie los. Sie war weiterhin in einem Dämmerzustand, aber ihre Beine trugen sie weiter vorwärts. Sie wusste nicht wie lange sie lief oder wohin, sie war am Rande der Ohnmacht. Dann spürte sie ein Kribbeln im ganzen Körper. Die Luft um sie herum wurde immer feuchter.

Iridia lief durch den Nebel.

Sie erwachte. Sie war an einen Baum gelehnt. Neben ihr lag ein Rucksack voller Äpfel. Wie war sie hierher gekommen? Was war passiert? Sie versuchte sich zu erinnern, aber sobald sie das tat, ergriffen sie furchtbare Kopfschmerzen. Ihr ganzer Körper fühlte sich auf einmal ganz taub und schwach an. Sie schloss die Augen. Irgendwas war anders mit ihr. Aber sie wusste nicht was. Iridia schlief wieder ein.

Ein paar Stunden später schaffte sie es endlich auf die Beine und durchkreuzte die Gegend. Am Horizont sah sie eine Stadt. Progressus.

Anmerkung/Nebeninformation:
Durch dieses “komische Gefühl”(Chaos-Einfluss), welches Ihren Körper durchströmt hatte, ist ihr Eisengehalt im enorm Blut angestiegen, vergleichbar mit einer Mutation, die bei Eisenzwergen üblich ist. Dieser Anstieg hat zu einer Eisenspeicherkrankheit geführt. Das Eisen lagert sich in den Organen und schädigt diese. Das vermindert Iridias Lebenserwartung erheblich. Die Krankheit äußert sich durch Bluthusten und Migräne. Wenn Iridia starke Kopfschmerzen hat, werden diese durch angespannte Konversationen unerträglicher, deswegen vermeidet Iridia Streitigkeiten)

Bildquellen:

https://www.4gamer.net/games/282/G028286/20160421026/

13 „Gefällt mir“

Was meinst du damit genau?

Kann sie Magie, hat sie bloß noch nie angewendet? Oder kann sie wirklich keine? Wird sie es noch lernen bzw. könnte sie es lernen?

Sonst finde ich alles sehr gut :slight_smile:

Iridia gehört als Eisenzwerg zum Chaos dazu, ist also eine Chaosanhängerin, lebt den Glauben im Groben aus, nimmt aber an keinen Ritualen teil, da sie das noch nie früher gelernt und gemacht hat.

Sie ist in der Theorie in der Lage es zu erlernen, ob sie es macht, wird sich dann zeigen, hängt von der Charentwicklung ab.

1 „Gefällt mir“

ok dann würde ich den Char annehmen :slight_smile:

Dankeschön c:

1 „Gefällt mir“

Ein fürchterlicher Albtraum

Iridia öffnete die Augen. Sie blinzelte. Alles um sie herum war dunkel. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an die schlechten Lichtverhältnisse. Umrisse wurden erkennbar. Sie sah Formen von Bäumen. Sie war in einem Wald. Die Baumkronen verdeckten den Himmel und dadurch war die Umgebung sehr düster. Die Gegend war von dichtem, feuchtem Nebel umschlossen.

Wo war sie? Iridia schaute sich um. Obwohl sie fast nichts erkennen konnte, kam ihr das ganze irgendwie bekannt vor.

Etwas raschelte und sie sah, wie etwas kleines, rotes auf sie zurollte. Sie erkannte, dass es ein Apfel war. Er kullerte bis vor ihre Füße und stoppte. Iridia ging in die Knie und hob die Frucht auf. Stumm inspizierte sie diesen. Er war schön rot. Nur an einer Stelle war er bräunlich verfärbt. Er sah trotzdem sehr köstlich aus, deswegen biss sie rein. Aber sie schmeckte nichts.

Hinter sich, hörte Iridia ein Lachen. Es war ein lautes, furchterregendes Lachen. Die Zwergin zuckte zusammen. Vorsichtig drehte sie sich um. Als sie die lachende Person erkannte, überlief sie ein Schauer. Ein Zwerg in silber schimmernder Rüstung stand vor ihr. Es war ein Hochzwerg. Er war mehr als doppelt so groß wie sie selbst. Mit einem verachtenden Blick schaute er auf sie herab. Dann bemerkte Iridia seine Hände. Sie waren blutverschmiert. Eine Hand hielt eine riesige Axt mit einem flachen Blatt und einer scharfen Schneide, von der ebenfalls Blut tropfte. Mit der anderen Hand hielt er einen riesigen Sack, den er sich über die Schulter geworfen hat.

In Iridias Kopf ratterte es. Sie kannte ihn. Wer? Woher? Sie schloss ihre Augen, versuchte ihre Gedanken zu ordnen.

“Euer Chaos hat unsere Rasse besudelt”, zischte der Hochzwerg und ließ den Sack zwischen ihnen zu Boden fallen. Ein lautes Knacken war zu hören. Iridia fuhr hoch. Erschrocken starrte sie den Sack an. Der Hochzwerg sah ihre Angst und lächelte niederträchtig. Mit zwei Schritten war er bei ihr und griff nach der Hand der Zwergin. Iridia stolperte nach hinten, aber der Hochzwerg hatte sie schon gepackt. Panisch versuchte die Kleine sich aus seinem Griff herauszufinden. Sie schaffte es aber nicht. Sie war zu schwach. Der Zwerg legte seine Axt ab und zerrte Iridias Handschuhe von ihren Händen. Zu Vorschein kamen ihre schwarzen Finger und Handflächen.

“Abschaum” knirschte er und warf das Mädchen zu Boden.

“Widerlicher Abschaum” fauchte er. Dann wandte er sich zu Sack und kramte etwas heraus.

“Weißt du” sagte er, in einem nun etwas ruhigerem Ton. “Weißt du, was mit Abschaum wie dir passiert?”

Bevor Iridia die Frage verarbeiten konnte, zog er das Etwas aus dem Sack hervor.

Die Augen der Zwergin weiteten sich.

“Nein”, hauchte sie. Das konnte nicht wahr sein.

“Frau…” ihre Stimme brach ab.

“Siehst du, was das Chaos mit seinen Anhängern macht.”

Der Hochzwerg lachte bitter. “Das Chaos frisst seine eigenen Kinder”

Iridia erzitterte. Vor ihr hing Frau Baris’ Kopf - abgetrennt vom Rest des Körpers. Die Augen der Toten waren leer und die Lippen blau. Ihr ganzes Gesicht war weiß wie Schnee und jegliche Wärme war gewichen.

Tränen bahnten sich einen Weg über die Wangen des kleinen Kindes. Der Hochzwerg lachte und ließ den Kopf los.

Ohne nachzudenken, ließ sie den Apfel fallen, den sie zuvor verkrampft festgehalten hat, sprang vor und fing den Kopf mit ihren Händen, bevor er auf den Boden aufkommen konnte.

Als Iridia in Frau Baris’ leblosen Augen schaute, fing es an in ihr zu kochen.

Voller Wut und Schmerz schrie sie auf.

“Wessen Waffe wurde denn in Wirklichkeit gegen sie erhoben?”

Unter Tränen schaute sie den Zwerg an, der in der Zwischenzeit seine Axt ergriffen hatte.

“Es war die Schneide deiner Axt.”

Mit den Daumen streichte sie über Frau Baris’ Wange.

“Nicht das Chaos hat diesen Tod zu verantworten!”

Mit den Fingern deutete sie auf den Zwerg. “Sondern ihr, Ihr Hochzwerge!”

Dieser sagte nicht, sondern verzog das Gesicht - gereizt, aber irgendwie auch hinterhältig.

Mit seiner Axt hackte er in den Apfel, spuckte Iridia vor die Füße und verschwand mit einem bösartigen Lächeln im Nebel.

Aus den Kernen quoll eine grüne Flüssigkeit hervor. Im selben Moment spürte Iridia ein Gefühl der Übelkeit in ihr aufkommen. Sie merkte, wie sich ihr Mund mit Schaum füllte, alles begann sich zu drehen und alle Glieder schmerzten unerträglich. Gift.

Sie brach auf dem Boden zusammen.

Plötzlich hörte sie ein Flüstern neben sich. In Ihrer Angst konnte sie die Wörter nicht hören. Mit aller Kraft wandte sie ihren Kopf in die Richtung, von der sie die Stimme hörte. Wenige Zentimeter vor ihr lag Frau Baris’ Kopf und starrte die kleine Zwergin mit aufgerissenen Augen an. Ihre blauen Lippen bewegten sich leicht und formten Worte.

Trotz der Verzweiflung und des Schreckens versuchte Iridia sich auf ihren Gehörsinn zu konzentrieren. Dann konnte sie es hören.

“Äpfel, die verräterischsten aller Früchte”

Iridia wachte schweißgebadet auf und setzte sich am Bettrand hin. Sie atmete ein paar mal tief ein und aus. Dieser Albtraum war ihr so echt vorgekommen. Auf dem Nachttisch entdeckte sie einen Teller mit Äpfeln. Früher hätte sie ohne auch zu zögern nach einen von ihnen gegriffen, aber nach diesem Traum…

Neben dem Teller fand sie einen Zettel. Anscheinend befand sie sich in Frau Xanells Höhle.

Iridia sprang vom Bett. Sie brauchte frische Luft.

Unerwartete Entdeckung

Die Zwergin stieg die Leiter herunter und setzte sich auf Frau Baris’ Bett. Sie zog zum zigsten mal den Brief hervor, den sie am Ende der Siegesfeier von einer ihr fremden Person bekommen hatte. Sie öffnete den Umschlag und zog ein recht kleines Stück Papier heraus.

Sie faltete es auf.

Frau Baris’ Handschrift.

Sie überflog abermals die Zeilen.

Iridias Hände fingen an zu zittern. Sie fing an zu weinen. Sie vermisste ihre Frau Baris’ sehr. Sie war wie eine Mutter für sie gewesen. Die Gewissheit, dass Frau Baris’ selbst in Gefangenschaft an sie gedacht und für sie einen Breif verfasst hatte, rührte Iridia zu Tränen. Nun hatte sie erneut einen Teil ihrer Familie verloren.

Sie schaute nochmal auf den Brief. Da bemerkte sie etwas, dass sie die vorherigen male nicht gemerkt hatte. Jeder Satz fing mit in einer neuen Zeile an. Das war untypisch für Frau Baris. Sie machte in der Regel nie Absätze. Der Anfangsbuchstabe jedes Satzes war groß geschrieben. Nur aus Neugier verband sie die Anfangsbuchstaben jedes neuen Satzes uns schrieb sie auf den Umschlag.

Ungläubig schaute sie auf das Wort- nein den Namen, der sich nun ergab.

Tief in Iridia entfachte etwas, was sie vor langer Zeit schon einmal gespürt hatte.

Wut.

Zorn.

Und Chaos.

Sie musste schleunigst den Brief Frau Xanell zeigen.

OOC:

Hier findet ihr Informationen, wie der Brief geschrieben wurde und wie er zu Iridia kam.
Hintergrundgeschichte vom Brief

6 „Gefällt mir“

Der Groll eines jungen Herzens

Seit dem Tod von Frau Baris hatte sich Iridia verändert.

Das heitere Kind, das Äpfel über alles geliebt hatte, das Kind, das ihre Berufung so leidenschaftlich ausübte wie kein anderer, schien immer weiter in den Hintergrund zu geraten. Sie war nicht mehr dieselbe.

Jede Nacht, als sie in ihrem Bett lag, starrte sie an die Decke und versuchte den stechenden Schmerz in ihrer Brust zu ignorieren. Der Verlust von Frau Baris hatte sie hart getroffen und obwohl der Vorfall schon mehrere Monate zurück reichte, konnte Iridia immer noch nicht damit abschließen.

Sie musste irgendetwas tun, irgendwas, was sie von ihrem trauerndem Herz ablenken konnte.

Erlösung fand Iridia zum einen im Trinken von “besserem Wasser”. In dem Rausch konnte sie für einen Moment ihre Sorgen und Gedanken vergessen. Doch wenn der Alkohol ihren Körper und Geist allmählich verließ, kam alles wieder zurück. Wie ein Schlag, der sie zurück in die Realität versetzte.

Zum anderen beschwichtigte sie der Hass auf die Hochzwerge. Sie spürte innere Zufriedenheit, wenn sie diese verachten konnte.

Es schien das einzige zu sein, was sie noch durch den Tag trug.

Und da kam ihr ein Gedanke auf. Was wäre, wenn man diesen räudigen Zwergen aus Gabil Gathol etwas nehmen würde, was ihnen recht wichtig ist?

Sie erfuhr von einem Buch, dass den Hochzwergen heilig ist - das Buch des Grolls.

Schon allein die Vorstellung dieses Buch zu klauen, brachte sie zum schmunzeln.

Und so brach sie auf. Sie zog sich einen Mantel an und streifte sich die Kapuze übers Gesicht - niemand sollte sie erkennen.

In Gabil Gathol war recht viel los, überall huschten Zwerge herum und Iridia spürte wie die Verachtung ihnen gegenüber wuchs.

Ständig auf der Hut, suchte die kleine Zwergin nach dem Buch des Grolls.

Ihre Suche war erfolgreich. In einer großen Halle fand sie das Buch vor. Sie versteckte sich mit klopfenden Herzen hinter einer großen Säule und kauerte sich nieder. Sie holte ein unbeschriebenes Buch hervor und verfasste eine kurze Drohung. Darauf bedacht, dass sie niemand entdeckte, huschte sie zu dem Pult, auf dem das Buch des Grolls lag. Sie tauschte die Bücher aus. Als sie das Buch der Hochzwerge in ihren Fingern hielt, konnte sie nicht anders als schelmisch zu lächeln. Jetzt musste sie nur schnell wieder raus.

Auf Zehenspitzen schlich Iridia durch die großen Gänge, versteckte sich gegebenenfalls hinter großen Pfeilern und lugte vorsichtig um jede Ecke. Das Leben meinte es gut mit ihr und schließlich gelang es ihr unbemerkt aus Gabil Gathol wieder zu verschwinden.

Sie kletterte in eine Kiste, die auf die Kutsche nach Lohengrin beladen wurde und fuhr zurück nach Hause.

In Progressus angekommen, trottete sie müde zu ihrem Haus. Sie setzte sich aufs Bett und betrachtete das Buch des Grolls in ihren Händen.

Iridia begann zu lachen. Sie hatte es geschafft!

Sie hätte nicht gedacht, dass ihr dieser kleine Raubzug so viel Spaß machen konnte.

In ihr entflammte der Wunsch, den jämmerlichen Hochzwergen mehr als nur ihr Buch zu nehmen…

3 „Gefällt mir“

Eine schwere Bürde

“Ihr Ketzer, ihr habt unser Buch des Grolls gestohlen. Dafür werden eure Ländereien büßen und eure Bewohner Hungern. Ihr werdet sehen, solch eine Tat wird nicht ungeschoren bleiben.”

gez. Hochzwerge

Als Iridia das las, wurde ihr kalt und heiß zugleich. Sie schaute zu Frau Mori, die ihr den Brief gegeben hatte und sich sichtlich Sorgen machte.

Iridia musste schlucken. Sie wusste, dass die Hochzwerge auf ihr Handeln reagieren würden, aber es war nicht ihre Intention gewesen, ihre ganze Stadt da mit reinzuziehen.

An diesem Abend überlegte sie krampfhaft wie sie den Groll von Progressus abwenden konnte. Es würde sicherlich reichen, wenn diese intelligenz-resistenten Hochzwerge ihr dämliches Buch zurückbekommen würden, dachte sich Iridia. Deswegen fasste sie den Beschluss, das Buch zurückzugeben. Nur wie?

Iridia zog sich um, sie färbte ihre Haare mit Kohle und stopfte ihre Schuhe mit Stoff, damit sie in ihnen etwas größer aussah. Sie betrachtete sich in einem Spiegel. Iridia sah nun wie ein jugendlicher Eisenzwerg oder ein kleines Menschenkind aus.

Zufrieden betrachtete sie ihr Ebenbild. Das Äußere hatte sie also schon.

Zum Schluss verfasste die Eisenzwergin eine Nachricht, die sie fürs erste identifizieren sollte. Das Schreiben informierte den Leser darüber, dass der Junge, der in Wirklichkeit Iridia war, stumm war und deswegen nicht sprechen konnte. Sie würde nur durch Zeichen- und Schriftsprache kommunizieren können. Eine weitere Sache, die sie in den Brief schrieb, war eine fälschliche Spur, um die Hochzwerge auf den falschen Pfad zu bringen. Ziel war es, dass ihr Fokus nicht mehr auf Progressus liegen sollte.

Am Morgengrauen begab sich Iridia getarnt wieder nach Gabil Gathol und traf auf Marent Gorin, der das verpackte Buch als auch das Schreiben entgegennahm.

Sofort als das Buch in seinen Händen war, verschwand die maskierte Iridia so schnell, wie sie gekommen war. Der Plan ging auf!

5 „Gefällt mir“

Eine prägende Begegnung

Iridia ließ den Blick über die Stadt schweifen.

Hier und da tuckerten einzelne Luftschiffe durch die Luft, Zahnräder verzahnten sich in weitere Zahnräder mit klackernden, klirrenden Geräuschen. Aus den Schornsteinen der vielen Dächer stiegen qualmende Wolken empor.

Die Zwergin saß auf einem Baum, der in der Mitte des Friedhofs stand. Dort hatte sie sich vor einiger Zeit einen kleinen Ausguck gebaut und verbrachte da seither viele Abende. Es war ein Ort der Stille, hier konnte sie einfach mal abschalten oder in Ruhe ihre vielen Gedankengänge spinnen.

Auch an diesem Tage dachte sie lange nach.

Die Flammen der Rache loderten weiterhin in ihr und es tat schon fast weh, sie einzudämmen. Aber wenn sie sich nicht zurückhalten würde, könnte Progressus Schaden nehmen. Dieses Risiko würde sie nicht eingehen - zum Wohle der Stadt.

Aber… sie spürte, dass diese ganze Wut, die sich in ihr aufstaute, sie in naher Zukunft von Innen auffressen würde. Diese Hilflosigkeit, die sich in Anbetracht dessen in ihr verbreitete, drückte sie wie ein schwerer Stein zu Boden. Sie seufzte.

In der Ferne hörte sie das Galoppieren von zahllosen Pferden und das aufgeregte Brüllen vieler Männer. Alarmiert blickte sie in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Es kam aus der Richtung von Lohengrin.

Mit aufgerissenen Augen betrachtete sie das Spektakel. Iridia versuchte die Situation zu begreifen und kam zum Schluss, dass die Reiter jemanden verfolgen mussten. Aus ihrem Rucksack holte sie ein Fernrohr hervor, um zu sehen wer verfolgt wurde. Sie sah eine Person in einer dunklen Robe, die auf den Friedhof zulief. Iridia schwenkte das Fernrohr zu den Verfolgern. Sie zischte, als sie erkannte, dass es eine Truppe von Menschen und Zwergen mit langen weißen Bärten war. Wer wohl die verfolgte Person war?

Es war ein Mensch. Er kam gerade an dem Friedhof an.

Ohne darüber nachzudenken, schwang sich Iridia vom Baum und winkte der fremden Person zu.

“Hierher”

Der Unbekannte erschrickte kurz, weil er nicht mitbekommen hatte, wie die Zwergin sich abgeseilt hatte, kam aber nach kurzer Überlegung näher.

“Danke”, sagte er leise mit tiefer Stimme.

Iridias Mundwinkel zuckten zu einem Lächeln ehe sie geschwind wieder hoch kletterte, der Mann folgte ihr.

In der Baumkrone angekommen pustete das Zwergenmädchen hastig die Flamme ihrer Laterne aus und zog das Seil hoch. Zusammen mit den Fremden kauerten sie sich nieder. Das Schnauben und das Klappern der Hufe wurde lauter. Die Truppe war nun auch beim Friedhof. Sie stiegen von ihren Pferden ab und schauten sich um.

“Ist er hier rein?”

“Ich glaube schon”

“Raus mit dir, du kleiner Bengel!”

“Er muss hier sein”

“Ich schwör, wenn ich ihn in die Finger bekomm’, dann…”

“Ist er vielleicht auf dem Baum?”

Iridia hielt den Atem an. Pause.

“Das kann nicht sein, wie hätte er denn hier mit dem Diebesgut hochkommen sollen?”

“Stimmt”

Iridia knöpfte vorsichtig eine Tasche in ihrem Rucksack auf und zog einen kleinen Apfel hervor. Der Mann neben ihr beobachtete jede ihrer Bewegungen. Er dachte wohl, sie würde jetzt anfangen zu essen. Aber das hatte sie nicht vor. Aus ihrer Hosentasche kramte sie eine kleine Schleuder hervor und legte in deren Ausbuchtung den Apfel rein. Sie spannte an und…ließ los. Der Apfel schoss durch die Luft und landete schlussendlich in einem Gebüsch. Bei der Landung raschelten die Blätter und knacksten die Äste. Die Männer schreckten auf.

“DA! DA IST ER”

“Schnell, er rennt sicherlich weg!”

“Hinterher!”

Sofort setzen sie sich wieder in die Sättel und stürmten davon.

Das Brüllen verschwand allmählich aus der Hörreichweite und die Stille kehrte wieder ein. Für einen Moment blieb das so, doch dann fing an Iridia zu kichern.

Der Mann neben ihr begann ebenfalls an zu schmunzeln, dann streckte er ihr die Hand aus.

“Seid gegrüßt, dürfte ich den Namen meiner Retterin erfahren?”

Iridia überlegte kurz, dann erwiderte sie den Handschlag.

“Iris, mein Name ist Iris. Und Ihrer?”

“Ich heiße Arian”

Arian räusperte sich.

“Nun, Iris, ich danke Euch, dass Ihr mir hierbei ausgeholfen habt. Zudem wollte ich anmerken, dass Ihr eine ausgezeichnete Kletterin seid.”

“Dankeschön und Ihr…”

Sie schaut auf den Sack, der neben dem Mann liegt.

“…seid ein guter Dieb? Nun ja, was das Abhauen angeht, da ist doch noch sehr viel Luft nach oben”

Iridia lachte leicht, der Mann stimmte mit ein und nickte.

“Da habt Ihr wohl recht.”

Sie stiegen vom Baum runter. Unten angekommen betrachtete die Zwergin den Mann von der Seite.

“Wie ist es so, Räuber zu sein?”

Arian schaute sie belustigt an.

“Diese Frage habe ich schon lange nicht mehr gehört. Hmmm… es ist, wie soll ich sagen… interessant. Ein einfacher Weg, es anderen heimzuzahlen”

“Macht es Spaß?”, fragte Iridia unbeirrt.

Arian stutzte erst, dann breitete sich auf seinem Gesicht ein Grinsen aus.

“Finde es selbst heraus”, sagte er und verschwand plötzlich in der Dunkelheit.

Iridia schaute sich verwirrt um, sie konnte ihn nicht mehr sehen.

“Warte”

Ihre Augen suchten die Gegend ab.

“Wie soll ich es herausfinden? Wo?”

Sie wollte es wirklich wissen.

Da raunte ihr eine tiefe Stimme ins Ohr.

“In Barracuda”

5 „Gefällt mir“

Eine neue Identität

Im Kerzenschein schrieb Iridia die letzten Worte an die Bewohner ihrer geliebten Stadt.

Als sie fertig war, verpackte sie die Briefe in Umschläge und legte sie zur Seite. Sie griff nach der Schere uns stellte sich vor den Spiegel. Eine Haarsträhne nach der anderen fiel zu Boden. Iridia wuschelte sich durch die Haare. Sie waren nun um einiges kürzer als davor, aber um einiges leichter. Daran könnte sie sich gewöhnen.

Sie klopfte sich die Hose ab und zupfte an ihrem Oberteil.

Die Zwergin betrachtete ihr Spiegelbild. Sie musste ihre Kleidung ändern.

Vorsichtig band sie ihr rotes Halstuch auf und legte es auf ihre Werkbank. Sie streifte sich ihre Kleidung vom Körper und suchte in einem Schrank nach etwas weniger… auffälligen. Sie fand, was sie suchte und zog sich ein Hemd und eine Hose an, so erinnerte sie an einen Schiffsjungen. Aber etwas passte nicht. Irgendetwas an ihr war noch auffällig. Sie brauchte nicht lange, da wusste sie schon wo es hackte.

Sie tüftelte eine Zeit lang daran, aber dann war ihr Werk fertig.

Vorsichtig zog sich Iridia die neuen Schuhe an und lief in ihnen einmal durchs ganze Haus.

Dann kehrte sie ein letztes mal zum Spiegel zurück und sah sich ein letztes mal im Spiegel an. Jetzt war sie groß genug.

“Dein Name ist nicht mehr Iridia”

Sie setzte sich den Hut auf.

“Du bist jetzt Iris - eine Hochstaplerin”

Sie lächelte ihrem Ebenbild listig zu, packte ihre Tasche und verließ die Mauern ihrer Stadt.

Auf Wiedersehen, sagte sie in Gedanken ehe sie sich nach Baracuda begab.

Quelle

https://twitter.com/redmakuzawa/status/1198078043752812545

6 „Gefällt mir“