Charaktervorstellung von Wiktor Pratschuflufka (Babricka)

Name:
Wiktor Pratschuflufka


Alter:
27


Rasse:
Mensch/ Europäer


Religion:
christlich


Beschäftigung:
ehemaliger Bauer/Musiker;

aktuell Hauptmann/Ordensmarschall Greifensteins und Stadtherr Sturmhafens


Wohnort:
Greifenstein / Sturmhafen


Charaktereigenschaften:

  • unfreundlich bei Alkoholangebot
  • misstraut zu Anfang allem - führt deshalb immer einen Flachmann mit Wasser mit
    sich
  • lieb die Musik und Tradition
  • christlich sehr überzeugt - Mitglied des Templerordens

Fähigkeiten:

  • Kann reiten
  • kann lesen
  • kann schreiben
  • ist katastrophal im Kochen
  • spricht fließend polnisch (demnach leichter Akzent beim Sprechen)

Stärken:

  • gut im Kombinieren.
  • gut im Lernen neuer Techniken
  • liebt es, neue Bekanntschaften zu knüpfen
  • führungstalentiert

Schwächen:

  • oft Müde und von Albträumen geplagt
  • große Angst vor Bären aufgrund Traumatisierung
  • fühlt sich schnell angegriffen - auch wenn dies nicht die Absicht des Gegenüber ist
  • fällt es manchmal schwer, Gefühle anderer richtig zu deuten

Gestalt:

Wiktor ist ein Manne von durchschnittlicher Größe (ca. 170cm).
Zwar ist er gewiss nicht der muskulöseste, doch prägt ihn sein athletischer Körperbau. Der Kopf ist von blond-brauner, strubbeliger Haarpracht geschmückt.
Blasse Haut, knochige Finger und Wangen zeichnen ein typisches Bild seiner Herkunft ab. Seine Augen funkeln in hellem Grün, der Grünton unterscheidet sich minimal.


Kleidung & Accessoires:

  • Uniform / Rüstung des Hauptmanns

  • mächtiges Langschwert

  • kleiner Flachmann
  • goldener Ring an linker Hand
  • Schild - rotes Kreuz auf weißem Grund (meist)
  • Helm - passend zur Rüstung (selten)

Wiktorneu Wiktorhelm

Steam Community :: :: Knight of the Order of Santiago


Geschichte: Wiktor (auch Wik genannt) wurde in einem kleinem polnischen Dorf geboren. Er wuchs in einer verarmten Familie mit Vater, Mutter und 3 Geschwistern auf einem Bauernhof mit Vieh und Feldern auf. Schon mit 4 Jahren half er seinem Vater auf dem Feld und erlernte die alten Familientechniken. Doch seine Kindheit war von Schicksalsschlägen geprägt. Im Alter von 5 Jahren verstarb sein Vater in einem Kampf gegen einen Braunbären, worauf hin sich 2 seiner Geschwister vor Wik’s Augen umbrachten. In Polen gehörte Alkohol zum Guten Ton und jeder der es sich leisten konnte, trankt ihn in Massen. Doch nach diesem Unglück wurde Wik’s Mutter stark alkoholabhängig und kümmerte sich nicht mehr um die verbliebene Familie. Er und sein Bruder hatten nun viele Probleme. Sie mussten sich um den Haushalt, Essen und Geld kümmern. Ihnen blieb jedoch nichts anderes über als sich bei fremden Eigentum zu bedienen. Um den Kopf klar zu bekommen begann Wik wie seine Mutter zu trinken. Mit 11 hatte er zwar schon etwas Erfahrung mit Alkohol, jedoch nur in kleinen Mengen. Während sein Bruder anfing den Beruf des Schneiders zu lernen, stürzte Wik immer weiter ab. Sein Alltag Bestand aus trinken, klauen und betteln.

Doch von einem auf den anderen Moment veränderte sich sein ganzes Leben. Als er 14 Jahre alt war, starb seine Mutter am Alkohol und öffnete Wiktor dadurch dir Augen. Er stoppte den Konsum von jetzt auf gleich und schwor sich, nie wieder Alkohol zu trinken. Außerdem beschloss er seinem Leben eine neue Wendung zu geben und entschied sich auszuwandern. Zuerst dachte er sein Bruder würde ihn begleiten jedoch täuschte er sich. Sein Bruder wollte lieber im Dorf bleiben, denn inzwischen hatte er eine kleine Schneiderei aufgemacht. Also machte Wik sich allein auf den Weg ins Unbekannte.

Auf seiner Reise in Richtung Süden lernte er viele neue Kulturen und Landschaften kennen. Er machte neue Bekanntschaften und baute sogar eine dichte Freundschaft mit einem jungen Mann aus Russland namens Wladimir Krasenrow auf, der ebenfalls aus seiner Heimat geflohen war. Zusammen wollten sie nach Schweden, wurden von ihrem Schiff geworfen und strandeten letztendlich an der Küste Greifensteins. Sie siedelten sich im Dorfe vor den Mauern an.

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Hey,

ich finde, dass das sogar als Musterbeispiel (Meine Meinung ^^) für eine Vorstellung eines Menschen genutzt werden kann. Realistisch geschrieben, Absätze gemacht, nicht zu wenig, nicht zu viel etc.

Wäre mal von mir angenommen
LG

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Schön und schlüssig geschrieben :+1:

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Ey, ich bin nicht als schlechtester Communityhelfer bekannt :stuck_out_tongue:

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Teil 1

Das Leben auf dem Dorf Patro

Der Hahn krähte im Schatten des Sonnenaufgangs. Die ersten Sonnenstrahlen fielen über Wald, Felder, und den großen, blau-glänzenden See. Die Vögel zwitscherten in den Bäumen und ein herrenloser Hund trottete die kleine, noch menschenleere Hauptstraße von Patro entlang. Als der Hahn ein zweites Mal krähte, wurde der kleine, 10 Jahre alte Wik, langsam wach. Doch bevor sich der Junge den Schlaf aus den Augen reiben konnte oder sich gar gestreckt hatte, polterte schon jemand die Treppen zu seinem Zimmer im Dachspitz hinauf. Ein Mann mitte 40 klopfte schroff an seiner Tür.


„Wiktor! Aufstehen, die Kühe müssen gemolken werden!“ bellte die Stimme seines Vaters durch die geschlossen Tür.

„Ja bin schon auf dem Weg, ich muss mich noch umziehen!“


Sein Vater war zwar etwas streng, aber er meinte es nur gut. Er wollte eben stolz auf seinen 3. und jüngsten Sohn sein. Wik zog sich so schnell er konnte seine grüne Wollhose und sein weißes Hemd an und streifte sich seine lederne Weste über, die ihm schon etwas zu klein war. Er rannte die knarzende Holztreppe hinunter ins Esszimmer, schnappte sich eine der bereits essfertigen Brotscheiben, legte sich ein Stück Käse drauf und eilte durch den Hintereingang der Hütte auf die Kuhweide. Sein Vater war bereits dabei die Kühe mithilfe des Familienhundes „Bartek“ zusammen zutreiben. Wik half und nachdem dies geschehen war, rannte er in den Kuhweiler, schnappte ich einen Eimer und gabt seinem Vater das Zeichen, die erste Kuh in den Stall zu treiben. Gekonnt presste er die warme Milch aus dem prallen Euter der Kuh aus. Nach zwei Stunden waren 3 Eimer voll und die letzte Kuh gemolken. Während die Kühe wieder zufrieden grasen konnten, wandte Wik sich seiner nächsten Tagesaufgabe zu.

Am nächsten Tage sollte es regnen, die Felder mussten heute komplett geerntet werden und es war schon 8 Uhr morgens. Das hieß er musste sich beeilen um vor Sonnenuntergang fertig zu werden. Er rannte zum Schuppen, nahm sich eine Sense und ein kleinen Dolch mit dem er sich im Gefahrenfall verteidigen konnte, den er sich an den Gürtel klemmte und machte sich auf den Weg zu den großen Feldern. Die goldgelben Weizenpflanzen verbreiteten in Wiktor ein Glücksgefühl. Er liebte die Arbeit auf dem Feld, er liebte das Weizen, den Geruch des Staubes beim Zerschneiden der Weizenhalme, er liebte die Sonne die auf seinen Nacken prallte und den Wind der das ganze Feld zum Rascheln brachte. Eifrig packte er die Sense und machte den ersten Hieb ins trockene Feld. Der Staub kam auf und drang in seine Nase ein. Aus lauter Euphorie nahm er einen tiefen Atemzug um den für ihn wunderbaren Geruch wahrzunehmen wobei der sich hustend verschluckte. Nach einigen Stunden ernten, konnte ihm sein Vater helfen, der davor schon einmal die Hühner gefüttert und die Schafe aus dem Stall auf die Weide gelassen hatte. Nun ging die Arbeit gleich viel schneller und machte in Gesellschaft auch noch deutlich mehr Spaß. Wik war fast schon ein Profi wie sein Vater, denn er hatte schon früh von ihm gelernt. Mit 4 Jahren wurde er von ihm aufs Feld geführt und er erlernte die ersten Techniken. Das war eine Familientradition die Erfahrung der vergangenen Jahrtausende an die nächste Generation weiterzugeben, damit die speziellen Techniken der Familie nicht verloren gehen.

War es schon früher Abend und die Felder waren fast abgeerntet. Wik hatte einen mörderischen Hunger und beeilte sich, um zum Esstisch zu kommen. Dort saßen bereits seine Mutter und seine zwei älteren Brüder. Die beiden Brüder von Wik hatten heute den Tag über die Schafe geschert, die Schweine gefüttert, ein Lamm geschlachtet für den morgigen Tag und die Schafe beim Einbruch der Dunkelheit wieder in den Stall gebracht, um sie vor Wölfen zu schützen. Wik beneidete seine Brüder keineswegs. Er wollte nicht ihre Aufgaben übernehmen wenn er einmal in ihrem Alter sein wird. Er wollte auf keinen Fall ein Tier schlachten. Er hatte als er 6 war ein traumatisches Erlebnis, als ein Schwein für den kommenden Sonntag geschlachtet werden sollte und Wiks Vater entschlossen hatte, dass er bereit sei, so etwas zu erleben. Doch das war Wik noch lange nicht. Seitdem er gesehen hatte wie dem noch sehr junge Schwein durch einen festen Schlag mit der Axt der Kopf abgehackt wurde, als er sah wie das Blut spritzte, wie das Schwein zappelte, wie es nach dem tödlichen Schlag noch ein kurzes quietsch Geräusch gemacht hatte und dann letztendlich tot dalag. Seitdem wollte er keine Tiere töten. Er wusste, er würde das lebensnotwendige Fleisch um zu wachsen brauchen, aber er wollte nichts mit dem Tot des Tieres zu tun haben. Doch das verstand sein Vater nicht. Er meinte es sei die Pflicht eines jeden Mannes mindestens einmal im Leben einem Tier das Leben zu beenden.

An diesem Abend gab es Brot mit etwas Fisch vom Vortag und ein paar frischen Karotten vom Feld. Das Abendessen schmeckte Wik doppelt so gut wie sonst, nachdiesem anstrengenden Tag. Nach dem Abendbrot machte sich der erschöpfte Junge auf den Weg in sein Zimmer, legte sich aufs Bett und schlief sofort tief und fest ein.

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Echt geile Charaktervorstellung!

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Teil 2.

Verluste

Es war ein ganz normaler Tag wie jeder andere auch im Dorf Patro. Etwas verschlafener als sonst erwachte Wik, stolperte etwas tollpatschig die knarzende Holztreppe hinunter und ließ sich geschafft auf die kleine Kücheneckbank fallen.


Seine Mutter kam ins Esszimmer schrie:

“śniadanie jest gotowe”

hinauf ins Dachgeschoss, was so viel bedeutet wie

„Frühstück ist fertig“.


Daraufhin hörte man das Stampfen vom Rest der Familie, die kurz darauf später in der Küche ankamen und sich setzten. Die Mutter stellte eine große Schüssel mit grünem Salat, einen kleinen Korb mit Brotschreiben und ein viertel Rad Käse auf den massiven Holztisch. Dazu brachte Sie einen Tontopf mit Honig auf den Tisch, den sie erst heute Morgen bei der dörflichen Imkerei gekauft hatte. Der Vater riss noch kurzerhand ein Duzend Möhren aus dem Vorgarten und legte sie mit einem grinsenden Gesicht auf den Tisch. Nach dem vorzüglichen Frühstück freute sich Wik schon sehr auf den heutigen Tag. Heute hatte er nämlich den ganzen Tag lang frei. Alle Aufgaben waren erledigt und er könnte sich entspannt auf den großen Strohhaufen im Kuhgehege legen und den Kühen beim Grasen in der Sonne zuschauen. Er ließ sich entspannt ins weiche Stroh fallen und machte ein Nickerchen.

Wik döste etwas vor sich hin und fing schließlich an zu träumen. Doch es war kein guter Traum…Er hatte den schlimmsten Albtraum, an den er sich erinnern konnte. Wik war in einem kalten, dunklen Wald komplett allein, ohne Vater, Mutter, Geschwistern oder gar seinem Hund. Niemand. Da war ein schauriges Knacken aus dem Gebüsch neben ihm. Eine Wolke brachte den Vollmond zum Vorschein. Das Geraschel wurde lauter und lauter. Ein Ast knackste, ein lauter Brüller. Plötzlich sprang etwas Dunkles, etwas Großes, etwas sehr Starkes auf ihn zu. Wik schrie…Und schreckte aus dem Schlaf mit weit aufgerissenen Augen. Schweißgebadet lag er im Stroh und atmete einmal tief durch. Alles nur ein Traum.

Plötzlich hörte Wiktor die schreiende Stimme seiner Mutter und das Kläffen des Familienhundes. Und jetzt sah er, woher das laute Gebrüll aus seinem Schlaf kam. Am Anfang der Felder war sein Vater in der Hand eine Mistgabel und Bartek der lauthals bellte. Vor den beiden hatte sich ein ca. 1 Meter 80 großer Bär mit weit geöffnetem Maul positioniert. Er präsentierte seine spitzen, messerscharfen Zähne und erhob sich zum Strand. Ein weiteres Brüllen ließ die Umgebung erzittern. Der Vater machte einige Laute mit hellem Ton in der Hoffnung den Bären verwirren zu können. Das klappte auch, jedoch nur zum Teil. Der Bär hielt kurz inne, wirkte danach aber noch deutlich aggressiver. Erst jetzt realisierte Wik, dass das hier gerade die Realität ist und er sich nicht mehr in seinem Traum befand. Der Junge rannte so schnell er konnte zu Hilfe und kramte schon seinen kleinen Doch aus der Hosentasche. Doch bevor er am Zauntor der Kuhweide angelangt war, war es schon zu spät. Der Bär machte einen großen Satz, genauso wie aus seinem Traum, auf den Vater zu und rang den Mann zu Boden. Das Monster fauchte ihm ins Gesicht und drückte mit den Pfoten die Arme des Vaters auf den Boden, sodass dieser keine Chance hatte sich zu befreien. Jetzt sprang Bartek an dem Bären hektisch hoch und versuchte ihn von seinem Vorhaben abzuhalten. Der Bär schaute zu dem kleinen Hund hinüber, holte mit der Pfote aus und schlug den „Köter” etwa zwei Meter weit weg, wo dieser reglos liegen blieb.


Wik schrie Laut:

”Nie! to nie może być prawdziwe”

oder auch

„Das kann nicht Wahr sein!”


und wollte schauen, ob es seinem Liebling gut geht doch bevor er reagieren konnte, war der Vater dran. Der Bär biss ihm in den Hals und riss den Kopf ab. Blut strömte in Massen aus der Kehle des Vaters und der staubige Boden wurde braun geträngt. Für Wiktor brach in diesem Moment die Welt zusammen. Er blendete alles aus, alle Geräusche, alle Gerüche…Wiktor sah nur noch den entsetzten Gesichtsausdruck des Vaters, wie er am Boden lag, wie er zum Hilfe gerufen hatte. Dumpf im Hintergrund hörte Wik das Geschrei seiner Mutter, doch es war ihm Egal. Der Bär schnappte sich die zerfetze Leiche des Vaters und rannte in den Wald weg. Bartek lag immer noch am Boden, ohne jegliches Lebenszeichen. Der Junge wollte zu gerne zu seinem verstorbenen Hund rennen um ihm vielleicht noch zu helfen aber er konnte nicht mehr. Er sackte zu Boden und alles wurde schwarz.

Als Wik wieder zu sich kam, wusste er nicht mehr wo er gerade war. Er sah an eine Decke, eine ihm sehr bekannte Decke aus Holz. Schnell drehte Wik sich zur Seite und merkte, dass er in seinem Zimmer war. Alles wie immer, das Nachttischchen, das kleine Fenster, die Kerze auf dem Boden. Alles schien wie immer. Hoffnung stieg in ihm hoch. Alles nur ein Traum? Alles nicht geschehen? Wik strich die Decke von sich und sah sich in seinen nomalen Klamotten. Er schaute zum Himmel, es war früher Abend. Sein Herz fing an zu pochen. Wiktor rappelte sich auf und schlich die Treppe nach unten. Er stand im Flur. Ganz Alleine. Seine Mutter war nicht da, geschweige denn von seinen Brüdern oder dem Vater. Er rannte zu Tür hinaus und bemerkte schon von weitem eine kleine Menschentraube, die sich um den Marktplatz gebildet hatte. Wik trottete hin, obwohl er sich schon denken konnte was dort los war. So etwas hatte er schon einmal Erlebt. Damals war ein kleines Mädchen aus dem Dorf im naheliegenden Fluss ertrunken. Als sich der Junge näherte, machte die Menge Platz und seine Mutter kam ihm mit gläsernen Augen entgegen. Wik wusste was das hieß, sie hatte geheult, viel geheult. Sofort kullerten ihm kleine Tränen aus den Augen und als seine Mutter ihn in dem Arm nahm, konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Wiktor schrie so laut er konnte, er weinte Rotz und Wasser und hörte erst allmählich auf als alle ihne anschauten. Nun kamen auch seine drei Brüder und schlossen ihn und die Mutter in die Arme.


Die Mutter schluchzte kaum hörbar:

„Wszystko będzie dobrze…“ (Alles wird gut).


Doch Wik wollte nichtmehr. Er konnte nichtmehr. Er konnte das nicht fassen, dass der Mann, der wichtigste Mann in meinem Leben, der Mann, der ihm alles beigebracht hatte, die Felder ernten, die Tiere züchten, die Kühe melken. All das war ihm zu verdanken…und dieser Mann war nun vom einen auf den anderen Moment nicht mehr da?..und Wik war schuld…wenn er früher realisiert hatte, dass sein Vater in Gefahr war, wenn er anstatt zu beobachten früher eingegriffen hätte, wäre das nicht passiert. Er hätte seinen Vater retten können. Er, nur er hätte ihn retten können. Aber Wik hatte versagt. Man konnte dem Ermordeten die Angst aus den Augen ablesen.

Nun trat ein anzutragender Mann aus der Gruppe hervor und räusperte sich 2 Mal. Alles wurde still und das Getuschel verstummte.
(auf Polnisch)


„Seit gegrüßt liebe Mitbürger von Patro. Vielen Dank, dass ihr euch alle Zeit genommen habt. Ich muss heute leider eine schreckliche Nachricht verkünden. Der treue Bauer Kavinid Pratschuflufka wurde bedauerlicherweise heute Mittag von einem wild gewordenem Bären getötet.“

Sagte der Anzugträger.

Stille.

Der Mann fuhr fort:

„Leider wurde die Leiche des guten Bauern vom Bär verschleppt und…ist nicht mehr auffindbar…deshalb wird die Beerdigung nächsten Sonntag nach dem Gottesdienst ohne einen Sarg stattfinden. Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit. So gehet in Frieden.“


Kurz sagte niemand etwas und die meisten schauten nur mitleidsvoll zum Himmel. Dann löste sich die Menschentraube auf. Es wurde viel geflüstert und einige schauten uns an, wie wir völlig aufgelöst als die letzten dastanden. Man sah, dass sie uns wirklich bemitleideten. So etwas wollte wirklich keiner miterleben. Nach einigen Sekunden liefen wir gemeinsam zurück in Richtung Haus. Niemand sprach etwas. Alle gingen auf ihre Zimmer und ließen sich den Rest ihres Tages nicht mehr Blicken. Wiktor hörte aus dem Nebenzimmer das Geflüster von seinen 2 Brüdern, die immer zusammen rumhingen. Der 3. Und älteste Bruder war gerade bei den Schafen. Das Geflüster wurde immer lauten und nach ein paar Minuten nervte es richtig. Wik war wütend. Er wollte sich gerade konzentrieren um seinen heutigen Tagebucheintrag zuschreiben. Mit grimmiger Miene stampfte er in Richtung ihres Zimmers.


Der Junge klopfte energisch an die Tür (auf Polnisch):

„Könnt ihr bitte mal leise sein da drüben!“,


keine Antwort nur etwas Gemurmel aus dem Zimmer. Wik griff die kalte Klinke, drückte sie nach unten und stieß die Türe mit Schwung auf. Was Wiktor hier erblickte konnte er erst nicht glauben. Dort standen seine beiden Brüder, die sich tief in die Augen schauten, jeweils ein scharfes Messer in der Hand, welches auf das Herz des jeweils anderen gerichtet war. Wik wusste sofort bescheid war hier los war. Die beiden Idioten wollten sich gegenseitig das Leben nehmen. Und zwar auf eine „traditionelle“ slawische Art. Eine sehr verpönte Art. Sich absichtlich umzubringen war sehr sehr feige und würde Schande über die Familie bringen. Das darf doch nicht wahr sein. Das darf nicht passieren! Zuerst der Vater und jetzt auch noch die beiden Brüder?


(Auf Polnisch)

„Seid ihr komplett durchgedreht? Ihr habt sie doch nicht mehr alle! Ihr wollt die Familienehre beschmutzen? Und mich und Yessas (3. Großer Bruder) hier mit Mutter allein lassen? Gerade in dieser schweren Zeit? Das könnt ihr nicht ernst meinen…“

Die Brüder schauten sich tief in die Augen und flüsterten gleichzeitig (auf Polnisch):

„Leb wohl Bruder…leb wohl“.


Wik versuchte das Messer der beiden wegzuschlagen, aber es war zu spät. Innerhalb einer Millisekunde stachen die beiden sich das Messer ins Herz des jeweils gegenüberstehenden. Wik schrie, doch die beiden brachen sofort zusammen wie zwei Mehlsäcke, die zu Boden fallen. Das Blut kam. Doch bevor Wik reagieren konnte, fasste ihn eine große Hand an der Schulter und zog ihn zur Seite. Es war Yessas der das Gespräch von ihnen wohl durchs Fenster von draußen gehört hatte. Yessas kniete sich nieder, zog den Dolch aus dem Herz von einem der beiden toten Mehlsäcke und schaute sich das Einstichloch an.


(Auf Polnisch)

„Keine Chance, da ist nichts mehr zu machen.“

Yessas blickte zu Wik.

„Kein Grund um den beiden nachzutrauern. Das haben die Idioci nicht verdient. Sie sind Verräter. Und haben große Schande über unsere Ehre gebracht.“


Innerlich war Wiktor auch traurig aber hauptsächlich war er sauer. Sauer auf seine verräterischen Brüder. Sauer auf ihre letzten Worte zu ihm. Sauer auf ihr egoistisches Verhalten… Weil Wik es nicht übers Herz brachte, beichtete Yessas die schlechte Nachricht zur sowieso schon gekränkten Mutter. Wik schlich sich auf die Treppe und lauschte während Yessas zur Mutter ins Wohnzimmer ging. Kurz hörte man nichts als etwas Geschirr klappern, dann ein Lauter entsetzter Schrei und letztendlich das Heulen der Mutter. Nun wurde es unten lauter.


„Mutter hör auf ihnen nachzuweinen! Sie sind Verräter! Sie haben unsere Familien Ehre ruiniert!“

schimpfte Yessas.

„A- Aber…aber….die beiden würden so was doch nie machen!“

schluchzte die Mutter.

Yessas:

„Ich hätte es nicht gedacht aber es ist so….ich bin sehr enttäuscht von ihnen. Das hatte Vater sicherlich nicht so gewollt.“,

Das ist wohl wahr“,

meinte die nun entschlossene Mutter:

„Wir müssen diese Schande umgehend beim Bürgermeister Melden.“


Und so kam es. Noch an diesem Tag fand die 2. Versammlung am Marktplatz statt. Der Mann im Anzug verkündete dieses Mal, das dem Dorf und Wiks Familie eine Schande vollfahren war, dass sich Wiks Brüder sich auf slawische Weise totgestochen hatten und dass damit die Familienehre zerstört sei. Ein weiterer Mann, dieser in blauem Mantel gehüllt rief eifrig, dass nun die Felder, Tiere und das Haus der Allgemeinheit gehören wird. Die Meute ging zu Wiktors Haus, es wurde ein großes, rotes Banner an das Haus gehängt, wodurch es ab diesen Zeitpunkt allen gehörte. Jetzt mussten sich Wik und Yessas beeilen alle wertvollen Dinge aus dem Haus an sich zunehmen, denn sonst würden es die anderen Bewohner tun. Auch mindestens 3 Mehlsäcke mussten für den Winter gesichert werden.

Seit diesem Tag wurde seine Mutter immer unglücklicher. Sie hatte schließlich ihren Mann, 2 Söhne den Hund sowie ihr ganzes Haus mit ihrem Hab und Gut verloren. Sie wohnte jetzt mit ihren beiden Söhnen verwitwet in einem kleinen Stall mit einer Kuh und einem Schwein zusammen. Die gute Frau hatte keine Idee wie sie sich und ihre Söhne weiter versorgen sollte. Die Mutter hatte noch nie auf dem Feld gearbeitet oder gar die Ernte verkauft. Sie hatte sich davor nur mit dem Haushalt, den Kindern und dem Essenkochen beschäftigt. Und auf einmal hatte sie alle Aufgaben zu tun, die davor der Vater gemacht hatte. Auch für die Söhne wurde das Leben nicht leichter. Schließlich mussten sie sich allein drum kümmern, eine neue Möglichkeit zu finden, Geld zu verdienen. Nun half die ganze Familie beim Geld verdienen und war deshalb sehr erschöpft durch die vielen kurzzeitigen Jobs, die sie tun mussten. Besonders die Mutter traf es sehr hart. Die Söhne waren ja schon an kräftezehrende Arbeit gewöhnt, die sie jetzt anstatt der Ernte machen mussten. Sie hatten so etwas schon oft gemacht. Zum Beispiel die Materialien für den Bau eines neuen Hauses zu transportieren, aber die Mutter hatte stark zu kämpfen. Nach einem harten Tag Arbeit kaufte Wiks Mutter sich meistens von ihrem verdienten Geld einen starken Wodka und trank diesen im Verlauf des Abends ganz allein aus. Trinken war zwar üblich in der Region und gehörte zum guten Ton aber die Mutter trank immer sehr viel über den Durst und von Mal zu Mal immer mehr. Wik machte sich auch etwas Sorgen wegen dem Trinkverhalten seiner Mutter aber er war zu viel mit sich selbst beschäftigt. Er, als jüngster Arbeiter mit gerade mal 12, verdiente am wenigsten und musste selber für sein Essen sorgen, da seine Mutter all ihr Geld selber für den Alkohol ausgab und sein großer Bruder Yessas all sein Geld sparte, weil dieser sich bald einen Traum ermöglichen wollte. Er sparte auf einen eigenen Schneiderei Laden. Die Lehre des Schneiders hatte Yessas bereits vor einem Jahr beim Schneider im Nachtbar Dorf gemacht. Deshalb konnte er Wiktor auch nicht helfen. Mit dem wenig Geld, das Wik hatte, konnte er gerade mal ausreichend Essen bekommen.

Als eines Tages die Gebühr für den Stall gezahlt werden musste, indem sie nun hausten, hatten sie wegen des wenigen Gelds ein Problem. Wiks Mutter hatte schon alles für ihren abendlichen Alkohol ausgegeben, der inzwischen schon 2 Flasche Wodka war. Yessas war nicht bereit sein Erspartes für den Stall zu opfern und Wiks Geld reichte gerade mal für ein Viertel der verlangten Miete. Der Junge musste eine neue Einnahmequelle finden…und die hatte er. Klauen! Nicht nur das es ohnehin schon in seinen Genen veranlagt war, es war auch das Einzige, was ihm übrig blieb. Wik hatte sich eine Strategie zugelegt. Er kletterte auf ein fremdes Haus, sägte ein Loch in das Dach, ließ eine Strickleiter hinunter und schon war er drinnen. Dort schnappte Wiktor sich schnell alles, was er greifen konnte. Von Schmuck, Gold oder sonstige Wertgegenstände war alles dabei. Und ohne dass etwas bemerkt wurde, war Wik schon wieder über die Strickleiter hinaus und hatte das Loch provisorisch verschlossen. Im naheliegenden Fischerdorf konnte Wik das Diebesgut gut dann bei einem Händler verkaufen. Mit diesem Zusatz Kapital war die Miete für die Scheune locker gedeckt und sogar etwas Geld für mehr Alkohol war übrig. Nach mehr als 10 Einbrüchen sprach sich die Einbruchserie jedoch im Dorf herum und Wik bekam Gewissensbisse. Um all das zu verdrängen, nahm er sich ein Beispiel an seiner Mutter und begann zu trinken. Erst mit „harmlosen“ Bieren aber recht bald steigerte der 13 Jährige sich immer höher, sodass nach einigen Wochen mit demselben Wodka anfing wie seine Mutter.

Durch den vielen Alkohol waren die Ausgaben der Familie wieder sehr hoch. So hoch, sodass das Klauen in den Häusern allein nicht mehr ausreichen würde. So saß Wik viel auf der kalten Straße und musste betteln. Es ging immer weiter bergab, doch in seinem versoffenen Kopf war das egal. Alles drehte sich nur noch um Klauen, Trinken und Betteln. Ein halbes Jahr ging das so. Mittlerweile startete der Tag schon mit einem Doppelkorn und wurde danach im Mittagsverlauf mit ein paar Bieren versüßt. Yessas blieb vernünftig und trank nur selten und wenig. Er wollte lieber seine Schneiderei aufbauen. Das Alkoholproblem wurde immer drastischer.

Der Mutter ging es in dieser Zeit wieder einmal schlecht. Zwar diesmal nicht wegen Geldproblemen oder Familienkrisen denn diese Probleme hatte sie schon lange weggetrunken. Nein, das war es nicht. Ihr ging es von der Gesundheit her schlecht. Und zwar wegen dem Alkohol. Sie war müde, verkrampft und schon nach leichter Arbeit außer Atem. Sie hatte Husten, konnte sich aufgrund ihrer hohen Gewichtszunahme kaum bewegen. Und eines Morgens musste es kommen…es musste passieren. Wik hatte es sich schon länger gedacht aber immer wieder verdrängt. Wiktor fand seine Mutter tot in ihrem Bett liegen. In der schlaffen Hand eine halbleere Wodkaflasche.

Das öffnete Wik, der schon eine Bierflasche in der Hand hielt die Augen. Er musste aufhören zu trinken. Jetzt! Sofort. Ein eiskalter Entzug. Es wurde ihm klar. Der Tod der Mutter ließ ihn hinweg über seinen Dauerrausch sehen. Er ließ ihn aus seiner Blase treten. Die Blase, die ihn in der Sucht gefesselt hatte. Der Junge trauerte natürlich auch sehr um seine gute Mutter. Seine Mutter…die Frau der er das Leben zu verdanken hatte. Die Frau die ihm Moral beigebracht hatte. Die Frau die ihn am meisten geliebt hatte. Wik rollten die Tränen die Wangen hinunter. Er war erst 13 und hatte schon 4 Familien Mitglieder verloren, darunter auch Vater und Mutter. Sein einziger Verwandter war nun Yessas. Und er war treu. Er hatte sich schon immer mit Wik verstanden. Sein älterer Brüder hatte ihn immer in Schutz genommen vor Stand predigen der Eltern oder Hänseleien der Brüder. Und so war es auch jetzt. Yessas nahm Wik nach der Beerdigung der Mutter neben der Kirche bei sich in der Schneiderei auf und versorgte ihn mit Kleidung und Nahrung. Aber Wik musste schwören nie wieder zu klauen. Und Wik schwor sich zusätzlich noch, nie wieder Alkohol zu trinken, egal was auch passiert.

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Teil 3

Die Flucht:

Wik viel es sehr schwer vom Alkohol loszukommen. Er hatte schließlich mehr als ein Jahr massiv Alkohol konsumiert. Wegen den Entzugserscheinungen war Wiktor in dieser Zeit dauerhaft nervös und musste sich ablenken. Eine gute Lösung für die Ablenkung war das Teegeschäft von Madame Risson. Madame Risson war eine alte, dürre, aber herzensgute Frau aus Frankreich. Sie lebte schon im Dorf seit Wik denken konnte.

Dort verbrachte der Junge in diesen Tagen sehr viel Zeit. Wik fand es nämlich sehr interessant von einem Tisch im Laden aus zu beobachten, welche komische und fremde Gesichter sich in dem Laden blicken ließen. Eines Tages als er mal wieder interessiert aus dem Schaufenster des Ladens die vorbeilaufenden Passanten beeugte, wurde Wik von Madame Risson angesprochen.


„Wikdor me’n gute J’unge! Könnte ich toi gebön une chaud Tass‘e du thé?“

,seuselte die alte Frau mit stark französischem Akzent.

„Gibt es etwas besonderes Heute?“

fragte Wiktor neugierig.

Madame Risson antwortete mit erhobener Stimme:

„Mais oui, natürlisch h’abe ich ein n‘eues thé. Un thé du les vertes Minze. C’est un speciallité nouveau.“

Wik:

„Das klingt gut. Gebet mir eine Tasse von dem guten Trunk.“


Wenige Minuten später tappelte Risson wieder zu seinem Tisch, in der Hand eine große, heiße Tasse Minztee. Wik nahm die Tasse dankend entgegen und legte als Ausgleich drei Taler in die runzelige Hand der Frau. Er nahm einen großen Schluck und verbrannte sich etwas die Zunge, doch der Geschmack des Tees übertöhnte den Schmerz. Der Tee schmeckte wirklich ausgezeichnet gut und war äußerst erfrischend. Wik bestellte 2 weitere und leerte sie anschließend in seinen ledernen Flachmann, den er früher immer mit Alkohol gefüllt hatte. Ab diesem Tag wurde Minztee sein neues Lieblingsgetränk.

Wiktor ging es von Tag zu Tag besser, er hatte die Sucht besiegt. Daber wirklich wohl fühlte er sich nicht mehr in diesem Dorf, das ihn an soviele schlimme Dinge erinnerte. Der Tot seines Vaters, seiner Mutter, der Brüder, seines Hundes, die Alkoholsucht und die Einbrüche. Alldass wollte Wik hinter sich lassen, vergessen…Der Slawe entschloss sich auszuwandern. Weit, weit weg. In ein fernes Land, wo er neue Freunde finden kann, wo er endlich einen Beruf erlernen kann. Für Wik war es selbstverständlich, das sein Bruder ihn unterstützen wurde und mitkommen wurde, doch so war es nicht.

Sein Bruder hatte inzwischen eine erfolgreiche Schneiderrei im Dorf und wollte seinen Kindheitstraum nicht wieder verlassen. Wiktor war zuerst etwas enttäuscht, aber er konnte Yessas’s Entscheidung nachvollziehen. Wik selbst würde auch nicht sein Dorf verlassen, nur um seinen Bruder zu unterschützen, und dafür alles was er sich aufgebaut hatte hinter sich zu lassen. Nein, das ging nicht. Er musste allein auswandern. Wik wusste ungefähr wo er hin wollte. In einem alten Buch auf dem Dachboden seines Elternhauses hatte Wik einmal etwas von Parsifal gelesen. Er wusste, es lag im Westen von seinem Heimatdorf. Vor der Abreise kaufte Wiktor sich einen Leib Brot, etwas Fleisch und eine extragroße Ladung Minztee. Sein Bruder spendierte ihm einen kleinen Sack aus Stoff und Leder aus seiner Schneiderrei. Dazu holte Wik etwas Geld, das er vor langer Zeit dort für schlecht Zeiten angelegt hatte. Letztendlich verabschiedete Wik sich bei allen im Dorf die er möchte. Dem Bäcker, dem Bürgermeister, Madame Risson und natürlich seinen treuen Bruder Yessas. Es fiehl ihm schwer von alldem Abschied zunehmen. Alldass, was er seine Heimat, seine Kindheit nannte. Von seinem Bruder Abschied zu nehmen war besonders schwer. Yessas war so hilfsbereit und jetzt würde Wik ihn wahrscheinlich nie wieder sehen. Wik versprach Yessas monatlich eine Brieftaube zu schicken, falls möglich. Als sie sich ein letztes Mal umarmten, rollte dem Jungen eine kleine Träne die Backe hinunter. Am nächsten Morgen um 4 Uhr striff Wik sich seinen Mantel um, nahm eine Fackel aus einer Laterne im Dorf und machte sich im Schutze der Dunkelheit auf den Weg in ein neues Leben.

Nach 2 Stunden Marsch entlang Wiesen und Wälder in der Dunkelheit, kam die Sonne zum Vorschein. Alles wurde zugleich viel schöner und freundlicher, die Vögel zwitscherten und die wundervolle Natur erschien. Nach weiteren 5 Stunden Marsch legte Wiktor seine erste Pause ein. Er riss ein Stück von seinem Brot ab, dazu ein etwas Käse und einen großen Schluck Minztee. Nach der Rast machte der junge Flüchtige sich wieder auf Richtung Süd-West. Über Hügel, Wälder, Wiesen, Täler immer weiter. Bis die Nacht anbrach. Die Dämmerung begann und Wik wusste was auf ihn zukommen könnte. Die schlimmste Nacht seines Lebens. Er war ganz allein, weit weg von anderen Menschen und…unglücklicher weise war Wikor auch noch mitten in einem gigantischen Wald. Keine Chance dort innerhalb eines Tages hinaus zu gelangen. Augen zu und durch. Wik hatte Angst im dunklen zu sein. Aber daran führte nichts mehr vorbei.

Die Sonne ging unter und der Mond kam zum Vorschein. Es war Vollmond. Der Slawe lief weiter auf dem verwurzelten Trampelpfad. Jetzt wusste Wik auch genau, warum ein Wald bei Nacht immer das Horror Szenario aller Kinder war. Hin und wieder knackte oder raschelte etwas im Gebüsch links oder rechts von ihm, Blätter oder Nüsse flogen unerwartet von den Bäumen und Wiktor zuckte bei jedem kleinsten Geräusch zusammen. Auf einmal blieb Wik geschockt stehen. Er schaute sich vorsichtig um. Der Junge sah einen bemoosten umgefallenen Baumstamm und eine riesige Eiche. Er kannte diesen Ort. Er kannte ihn zu gut. Wiktor war schon einmal hier. Frau Russin, die französische Teeladenbesitzerin von Wiks Heimatdorf, hatte ihm mal etwas von einem „Déja vu“ erzählt.Dort würde man das Gefühl haben, eine Situation schon einmal erlebt zu haben. Aber das war anders…realer. Das konnte nicht sein, er musste sich das alles einbilden, dachte Wik. Alles war genauso wie in dem Traum, den Wiktor hatte, bevor er aufwachte und sein Vater an einem Bären starb. Wik wusste genau was passiert, sobald er die große Eiche erreichen wird. Ein Bär würde aus dem Gebüsch springen.
Und so kam es. Als er hinter der Eiche war, begann es im dem Busch neben Wik an zu rascheln und zu knacken. Mit einem Satz sprang ein riesiger Bär direkt vor Wiks Füße. Aber was jetzt? Sein Traum endete damals an dieser Stelle. Würde er jetzt aufwachen, im Stohhaufen und seinen Vater sehen können? War das alles auch ein Traum?

Aber Wiktor wachte nicht auf. Es war kein Traum. Der Bär stellte sich auf die Hinterbeine und war nun etwa doppelt sogroß wie der Junge. Wik zog seinen Dolch vom Gürtel und hielt ihn mit zitternden Händen in richtung des Bären. Mit Leichtigkeit rammte ihn der Bär zu Boden und fixierte Wiks Hände mit seinen Pranken…genauso wie beim Kampf seines Vaters. Der braune Gigant brüllte laut und präsentierte seine großen Zähne. War es nun vorbei mit ihm? Würde er dam selben Schicksal wie sein Vater nachgehen?

Wiktor dachte sogut nach, wie es in dieser Situation nur möglich war. Und er hatte die Idee! Er brauchte nur Zeit und musste ruhig bleiben. Der Bär hatte sicherlich Hunger, was sonst könnte er von Wik wollen? Doch Wiks essen war im Rucksack und dieser lag neben ihm, er hatte ihn im Sturz verloren. Während sein Kopf immer weiter in den schlammigen Boden gepresst wurde, versuchte Wiktor an seinen Proviantsack zu gelangen, um diesen auf den Bären zu werfen. Doch das haarige Tier presste den Unterarm von Wik so auf den Boden, dass er diesen nur Zentimeter bewegen konnte. Aber dies reichte gerade so nicht, um den Sack zu erreichen. Aber einen kleinen Stein konnte der Junge greifen. Die Ideale Ablenkung! Er griff den Stein und schleuderte ihn aus dem Handgelenk hinter den Bären. Dieser drehte sich um und lockerte den Klammergriff um Wiktor Hand etwas… Jetzt ging alles blitzschnell. Wik packte den Rucksack, schmiss ihn in die selbe Richtung wie der Stein und der Bär stürtzte sich auf den duftenden Sack. Wik war frei! Es hatte geklappt. Der Slawe rappelte sich auf und rannte, er rannte so lange und so schnell er nur konnte.

Nach 20 Minuten im Dauerspint hatte Wik das Seitenstechen der Vergältung und den Bären abgehängt. Er lief noch einmal 10 Minuten weiter und buddelte sich anschließend eifrig eine Grube in die er gerade so hineinpassen wurde, Wiktoe war ja schließlich nicht sonderlich groß. Der junge Slawe nahm sich einige Äste, Blätter, Moos und legte alldas wie eine Decke über sich. Wik lauschte noch einige Minuten, bis sein Adrinalin wieder zurück gesunken war und er draußen nichts mehr hören konnte. Wik schlief schnell und erstaunlicher weise ohne einen Albtraum ein.

Am nächsten morgen wurde er wieder von den Vöglen und der Sonne geweckt. Anschließend wanderte Wiktor tagsüber weiter und und baute sich Nachts seine standart Schutzkuhle. Zum essen hatte er die Bären im Wald oder er jagte sich einen Hasen mit einem Stock den Wik danach am Feuer rösten konnte. So verliefen die nächsten 2 Monate. Die Landschaft veränderte sich, der Tagesablauf blieb gleich. Der Flüchtige war nun schon in einer viel wärmeren Region als in Patro. Es war Wik sogar fast schon zu warm. Wiktor war es gewöhnt in kalter Umgebung klarzukommen, aber als er sich an die Wärme gewöhnt hatte, wollte er nicht mehr zurück.

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Teil 4

Die Reise geht weiter

Wiktor war nun fast 3 Monate ein Reisender, ohne Heimat, ohne einen Menschen zu sehen. Doch eines Mittags, als der junge Pole auf einen Hügel ging, wurde ihm ein wundervoller Anblick bereitet. Ein kleines Dorf, vielleicht 10 Hütten und ein paar Felder dazu eine Kapelle, erstreckte sich vor seinen Augen. Endlich! Nach so einer langen Zeit wieder die Zivilisation sehen zu können, bereitete Wik große Freude. Als Wiktor wenige Minuten später am Dorf angekommen war, erkannte er genauere Einzelheiten. Es gab eine Gaststätte „Diki Tschesnok“ die offenbar einem Slawen gehören musste, eine Bäckerei, eine gelbe Kapelle die gerade mal Platz für 10 Menschen bot und einen verlassenen Bauernhof, der einige Löcher im Dach, eingestürzte Wände, zahlreichen Spinnenweben und Staub zu bieten hatte. Das Dorf war zwar fast dreimal so klein wie sein Heimat Dorf aber alles war sehr gemütlich und einladend. Wiktor machte sich auf um einen Bürgermeister zu finden, aber es gab kein Rathaus. Der Wirt des Gasthauses konnte ihm ebenfalls nicht viel weiterhelfen. Er nuschelte Wik etwas auf slawisch zu. Der Wirt hatte einen fürchterlichen Akzent, anscheinend kam er aus einer anderen Region als Wiktor, jedenfalls meinte dieser er würde keinen Dorfherrn kennen. Daraus schloss Wik, das dieses Dorf niemanden hatte der das Recht hat etwas zu entscheiden.

Der 16 Jährige beschloss den verlassenen Bauernhof zu renovieren und seine eigene Farm auf zu machen. Über die nächsten Wochen hinweg befreite er das Bauernhaus von Spinnenweben, reparierte das Dach provisorisch und nagelte die Löcher in der Steinmauer mit Holzbrettern zu. Nun hatte er einen eigenen Bauernhof und müsste sich nur noch Vieh und Felder zulegen. Die Felder waren schnell bestellt, Wiktor hatte ja von seinem Vater gut gelernt, und das Vieh lieh er sich bei einem Bauern vom Dorf, der sowieso zu viele Tiere für seinen Stall hatte. Ab jetzt war der Slawe kein Reisender mehr, der nur mit Glück in der Wildnis überleben konnte, sondern er war ein wohlhabender Bürger von seinem Dorf, ging regelmäßig in die Kirche und freundete sich mit den anderen Einwohnern schnell an.

5 Jahre verstrichen und Wik war rundum glücklich. Ein eigener Hof und ein Leben in einem zierlichen Dorf. Nur mit der Ernte war er nicht zufrieden. Der Boden war einfach nicht geeignet für den Ackerbau. Kein Wunder, dass es im Dorf kaum Landwirte gab. Alles war sandig und deshalb nicht gut für seine geliebte Weizenfelder. Wiktor wollte schauen, ob dieser Boden im gesamten Dorf so sandig war oder ob es auch noch guten Boden gäbe. Er nahm seine Schaufel und buddelte rund ums Dorf kleine Löcher. Aber überall war es gleich. Trocken, sandig, nährstoffarm. Frustriert schlenderte Wik zurück in Richtung seines Hofes. Auf dem Weg kaufte Wiktor sich zur Aufmunterung eine Tasse Minztee im Gasthaus. Er nahm gerade einen großen Schluck des milden Gebräus, da sah er wie ein offensichtlich fremder Junge, etwa seines alters, mit müden Augen aus „Diki Tschesnok“ tappte. Der Fremde war groß und trug einen dicken Wintermantel mit einer russischen Uschanka auf dem Kopf. Wik selbst hatte solch eine Mütze in seinem Kleiderschrank in Patro liegen. Eine sehr warme und besonders bequeme Mütze, die sein Vater ihm einmal von einer Reise aus dem Osten mitgebracht hatte. Wiktor lief schnellen Schrittes auf den Russen zu und begrüßte ihn auf slawisch. Der Fremde wirkte verdutzt aber erwiderte die Begrüßung.


„Ich sehe schon. Du kommst aus dem Osten, genau wie ich. Wie heißt du?“

fragte Wik.

„Mein Name ist Wladimir Krasenrow. Wie kommt ein Slawe wie du so weit in den Westen?“

antwortete Wladimir mit einem starken Akzent.


Wiktor offenbarte Wlad seine Geschichte. Über seine Schicksalsschläge, seine Flucht, seine Begegnung mit dem Bären, die Ankunft im Dorf und so weiter und so weiter. Von Wlad, der wie sich später herausstellte gar nicht weit von Patros gelebt hatte, erfuhr Wik, dass er ebenfalls von zuhause geflohen war. Wladimir lebte in einer sehr armen Familie und hielt es irgendwann nicht mehr aus und floh. Die Beiden verstanden sich äußerst gut und Wik beschloss Wlad einmal das Dorf vorzustellen. Als sie bei Wiks Bauernhof angekommen waren, meinte Wiktor, er suche schon länger einen Gehilfen und würde Wlad gerne einstellen, falls dieser hier bleiben wollen würde. Dieses Angebot nahm sein neuer Freund dankend an und war für diese Zeit Wiks Handlanger. Mit der Zeit wurden Sie immer bessere Freunde und nannten sich nach knapp 3 Jahren Arbeit zusammen Blutsbrüder.

Doch obwohl das Leben nun viel besser war, als das Frühere der Beiden, waren sie irgendwann nicht mehr zufrieden und wollten eine Abwechslung. Auch der unfruchtbare Boden war wirklich nicht optimal für ihren Traum der Landwirtschaft. Also machten sich der 24 jährige Wiktor Pratschuflufka und der etwas jüngere Wladimir Krasenrow wieder auf den Weg. Vom Wirt der Gaststätte erfuhren sie, dass in einer großen Hafenstadt westlich vom Dorf einmal in der Woche ein Schiff in Richtung eines fernen Landes fährt – Schweden. Das weckte das Interesse der Slawen und sie beschlossen, gleich noch heute aufzubrechen. Hektisch packte Wiktor alles Wichtige aus dem Bauernhof in einen Rucksack, den er im verstaubten Keller gefunden hatte. Ein Messer, ein Beil, eine Karte, ein Kompass und noch einiges mehr. Währenddessen kümmerte Wladimir sich um die Lebensmittelversorgung. In der Abenddämmerung verabschiedeten sie sich bei den netten Dorfbewohnern, welche den Jungs eine gute Reise wünschten. Die Sonne küsste den Horizont. Gezielt marschierten die Beiden Richtung der untergehenden Sonne. Das Dorf wurde immer kleiner, bis es nach einigen Minuten hinter ihnen von der Dunkelheit verschluckt wurde.

Mit der Dunkelheit kam auch die Kälte…und die Angst. Doch dieses Mal waren sie zu zweit und wussten sich zu verteidigen. Nach einer Stunde tauchte vor den Jungs ein Nadelwald auf, der sich über eine riesige Fläche erstreckte.


„Wlad, halt an! Wir müssen hier unsere Nachtstätte aufschlagen.“,

meinte Wik mahnend.

Wlad erwiderte einstimmig:

„Stimmt. Nicht, dass es uns so erfährt wie dir.“


Es war mitten in der Nacht als die Reisenden vor dem Wald ein kleines Lagerfeuer errichteten. Aus kleinen Stöcken und trockenen Blättern zündete Wlad mit seinem Feuerstein eine Flamme, die sich sofort in ein loderndes Feuer verwandelte. Die Beiden wärmten sich an den gelb-roten Flammen und legten sich anschließend auf den Grasboden. Wik zog seine kleine Harfe aus dem Rucksack, welche er immer bei sich hatte. Er drehte sich auf den Rücken und blickte gen Himmel. Die abertausenden Sterne funkelten am matt-schwarzen Himmelszelt um die Wette. Vorsichtig nahm Wik die Harfe in die Hände und begann ein paar Seiten anzuspielen. Es hatte eine beruhigende Wirkung. Wladimir fing an im Takt mit einem Stein auf einen Stock zu klopfen. Das ging eine Weile so. Wiktor liebte die Musik. Seit seiner frühen Kindheit hatte er schon immer Interesse an der Kunst des Musizierens. Im kleinen Patro beobachtete der Junge immer mit großen Augen den reisenden Musikern stundenlang. Sein Traum, eines Tages ebenfalls von der Musik zu leben, konnte er nicht mehr vergessen. Wik zupfte die letzten Seiten und legte die Harfe beiseite. Seine Augenlieder fielen schnell zu. Mit Wlad und dem Feuer fühlte er sich sicher und konnte gut schlafen.

Am nächsten Morgen wachte Wik aufgrund seines knurrenden Magens auf. Schließlich hatte er seit einem Tag nichts mehr im Magen gehabt. Während Wlad noch schlief, brachte Wiktor den rauchenden Aschehaufen vom Lagerfeuer wieder zum Brennen und röstete dort ein Stück von Wlads gekauftem Fleisch an einem Stock. Mit der Zeit erwachte auch Wladimir und die beiden aßen zu Frühstück. Nach ihrer ersten Mahlzeit machten sich die Jungs wieder auf, durchquerten den großen Wald, wo Wladimir ein paar Pilze pflückte und marschierten den Rest des Tages entlang Wiesen und Felder. In den nächsten Wochen passierte nichts weiter besonderes: Es gab ein Gewitter, Wlad machte sich eine Pilzsuppe, vergiftete sich dabei fast und Wik lief eine Katze zu, die er Momo taufte. Zu zweit machte das Reisen viel mehr Spaß sodass die Zeit verflog. Nach knapp 4 Monaten, die sich angefühlt hatten wir eine Woche, war der Tag gekommen, wo die beiden Blutsbrüder die angepriesene Hafenstadt erreichen sollten.

Es regnete. Mehr als 6 Wochen war alles staubtrocken und der Feldboden hatte schon Risse. Doch jetzt wo es einmal regnete, regnete es richtig. Es prasselten traubengroße Tropfen auf Wiktors strubbeliges Haar. Wlad hatte es gut. Als es plötzlich zu regnen angefangen hatte, hatte dieser zuerst laut Russisch geflucht, und sich anschließend grummelnd seine Uschanka und den Wintermantel übergestreift. Wik aber hatte nur einen mittlerweile völlig durchnässten Schafspelz als Regenschutz dabei. Als Wlad Wik gerade auslachte, dass dieser klitsch nass sei, offenbarte sich vor den Beiden eine Holzhütte, umhüllt von einer Nebelwand. Wladimir verstummte und sie liefen weiter. Mit jeden paar schritten kam ein neues und neues Haus zum Vorschein. Der Feldweg mündete auf eine Straße, links und rechts waren Häuserreihen und in etwas Entfernung ein gigantischer Kirchturm.

Die Beiden staunten nicht schlecht als sie auf dem großen Marktplatz mit Dom, Rathaus und einem prächtig plätschernden Brunnen angekommen waren. Es musste das angepriesene Fischerdorf sein. Wobei man hier ehr von einer Stadt sprechen sollte. Die Straßen waren belebt und den Slawen liefen einige komische Gestalten entgegen. Die Häuser dort waren ungewöhnlich abwechslungsreich doch eins war in der gesamten Stadt gleich. Es stank bestialisch nach Fisch. Wiktor wusste nicht genau wie oder warum, aber es war kaum auszuhalten. Als Wik und Wlad mit zugehaltener Nase am Hafen ankamen, sahen sie ein beeindruckendes Schaubild. Hunderte große, kleine, dicke, dünne Schiffe, manche uralt, einige mit Fischernetzen an der Reling. Am Hafen wuselten die Bewohner auf und ab. Ein reges gebrabbel war in der Luft und hin und wieder ertönte eine Laute Glocke oder ein Ruf eines Fischers. Doch trotz der vielen Boote und Menschen, fiel eines sofort ins Auge. Das größte und majestätischste Schiff. Es war ein Dreimaster aus pechschwarzem Holz. Er war wirklich riesig im Vergleich zu den anderen Bötchen. Das musste das Schiff nach Schweden sein. Die Beiden gingen näher, bis sie direkt davor standen.


Am Steg zum Schiff stand ein muskulöser Mann in Uniform, neben ihm ein Banner mit dem Schriftzug:

Abfahrt Heute Abend, Ziel: Schweden

Wik runzelte die Stirn und raunte zu Wlad:

„Und was kostet der Spaß?.“

Wlad schüttelte nur den Kopf und trat zum Mann in Uniform:

„Werter Mann, saget mir den Preis für die Fahrt.“

Der Uniformierte machte einen Schritt auf Wlad zu sodass sie nun Kopf an Kopf standen:

„Ihr armes Gesindel könnt euch niemals eine Schiffsfahrt mit der royalen Georgia leisten und nun macht euch auf bevor ich euch helfe!“

Nun trat Wik vor und sagte freundlich:

„Nun nennet uns den Preis der Reise zum fernen Schweden. Ich bin mir sicher, wir können ein Kompromiss machen.“

Die Wache blickte wütend beim Anblick des Jungens.

Mit zusammen gebissenen Zähnen schnauzte der Mann:

„Nun gut…es kostet 50 Taler pro Nase! Und für euch freches Gesindel 100!“

„Das ist ein Wucher!“,

schrie Wik


Doch der Mann fing an zu grinsen. Er rief etwas unverständliches Richtung zwei weiterer Wachen auf der Reling des Schiffes, welche schnurstracks anmarschiert kamen. Sie packten die Beiden Jungs grob und schubsten sie nach hinten. Die Flüchtigen zogen sich zurück und berieten sich.


Wlad:

„Davaj…wenn wir nicht offiziell auf das Schiff kommen, müssen wir es auf andere Weise tun! Ich habe auch schon einen Plan.“

Er schaute sich kurz um und flüsterte Wik seinen Plan ins Ohr. Dieser nickte grinsend.


Eine halbe Stunde später liefen die Blutsbrüder, nicht wieder zuerkennend, auf das Schiff zu. Wik war in eine Lederkutte und einen Schäfermantel gehüllt, dazu eine Fischermütze und einen falschen Vollbart. Wlad war ähnlich unauffällig gekleidet. Als sie 3 Meter von der Wache entfernt waren, kreuzte Wiktor 2 Finger an seiner herunter hängenden Hand. Nun ging es schnell. Ein alter, bärtiger Mann rannte von rechts auf die Wachen zu und berichtete keuchend, dass es beim Fischmarkt eine Massenschlägerei gäbe und dass eingegriffen werden müsse. Die Wachen blickten erst misstrauisch aber danach eilten sie durch die Menschentrauben in Richtung Fischmarkt. Der Plan ging auf. Das Schiff war unbewacht, die Slawenjungen konnten unbemerkt auf die Georgia gelangen und versteckten sich in einer der Schiffskajüten. Angespannt schritt Wik die nächste halbe Stunde in ihrer Kabine auf und ab, mit der Angst doch noch erwischt zu werden. Doch alles lief nach Plan. Nach weiteren 15 Minuten fingen die Passanten am Hafen an zu jubeln, ein lauter Schrei vom Kapitän und das Schiff legte ab. An einem kleinem Bullauge sah man das bewegte Meer, die spritzende Gischt und brausende Schaumkronen. Glücksgefühle kamen auf.


„Wir haben es geschafft Brat! Wir sind auf dem Schiff.“,

jubelte Wik euphorisch.

Wlad:

„Auf nach Schweden, auf in eine neue Welt, auf…in ein neues LEBEN!“


Fortsetzung folgt ^^

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OOC

FoRtSeTzUnG fOlGt

bissel spät…hatte nicht erwartet, dass es erst gut ein Jahr später weiter geht ^^’
Aber da ich in Zukunft hier bisschen weiter schreiben werde, muss ich die Vorgeschichte ja erstmal beenden :slight_smile: Habe bei Gelegenheit paar Sachen bei der CV oben abgeändert, damit sie jetzt wieder aktuell ist…ist ja mit der Zeit viel passiert

Teil 5

Die Ankunft

Die erste Nacht auf dem Schiff verlief äußerst komfortabel. 2 gemütliche Betten in der Kajüte und auch der Wellengang war nicht sonderlich stark. Es war schließlich auch ein riesiges Schiff der Reichen.
Der nächste Tag war ruhig, wenig war los. Sogar zu wenig für Wik*s Geschmack. Die letzten Jahre hatte er nie wirklich viel freie Zeit und plötzlich war da ein ganzer, langer Tag, der irgendwie verbracht werden musste.
Wladimir ließ sich aufs Bett fallen und zog ein kleines Messer und einen Holzklotz aus seinen Taschen. Im Nu fing Wlad an zu schnitzen. Da Wiktor sich nach einiger Zeit langweilte, zog er eine Rolle Pergament und Feder aus der Schublade eines Tisches. Er hatte damals beim Verlassen seines Heimatdorfs versprochen, seinem Bruder Yessas regelmäßig Briefe zu schreiben. Der letzte Brief war schon gut 5 Wochen her. Daher nahm Wik auf dem Stuhl beim Tische platz und begann. Sein Bruder selbst hatte ihm das Schreiben beigebracht, da dieser die Universität besuchen durfte. Wik war kein guter Schreiber, aber die Grundlagen beherrschte er problemlos.

Den Rest des Tages überlegten die Jungs, wie sie sich wieder vom Schiff schleichen konnten, sobald sie in Schweden angekommen waren. Es wurde dunkel und sie beschlossen, sich schlafen zu legen. Morgen Abend würden sie ankommen und mussten bis dahin Kräfte sparen. In dieser Nacht träumte Wik wieder schlecht. Eine riesige Bestie, rote Augen, ätzende Tentakel, brachiale Zähne. Gerade als der junge Pole versuchte vor dem Ungetüm zu entkommen, tippte ihn das Monster an der Schulter an.


„Wik! Wik, wach auf, schnell!“,

schrie ihn das Wesen an


Er rannte weiter, doch plötzlich schlug ihm eine eiskalte Hand auf die Wange. Er schreckte hoch und sah vor ihm seinen Kollegen.


So rieb er sich die Wange und lallte etwas verschlafen

„Oszalałeś!? Was schlägst du mi. . .“

„Schhhhht! Wir haben ein Problem….ein ganz großes.“,

unterbrach ihn Wlad flüsternd und ernst.


Doch bevor sein Kumpel fortführen konnte, wurde dieser von einer kräftigen Hand zurück gezogen. Die Hand gehörte einer uniformierten Wache…eine Wache, die Wik bekannt vorkam……
Es war der Mann, der sie am Anfang nicht einlassen wollte.


„Na? Wen haben wir denn da? Euch Ratten kenne ich doch! Ihr habt euch auf‘s Schiff geschlichen!“,

meinte der Uniformierte heimtückisch.


Wik wollte widersprechen, doch es machte keinen Sinn. Der Wachmann hatte sie auf frischer Tat ertappt. Er trat zurück und schaute die beiden gehässig an. Zwei weitere Wachen erschienen in der Tür. Wiktor wurde klar, jetzt musste gehandelt werden, sonst würden sie festgenommen und eingekerkert werden.

Wik blickte zu Wlad und huschte mit den beiden Augen blitzschnell zum Fenster hinter ihnen. Dieser Verstand sofort was er vorhatte. Gerade als die Wachen anstand machten die Jungs festzunehmen, drehte Wiktor sich nach hinten zum Fenster über dem Schreibtisch um und Schlug dieses mit einem kräftigen hieb ein. Wladimir packte den Stuhl vor dem Tisch und schleuderte ihn in Richtung der Wachen. Während diese von dem Geschoss abgelenkt waren sprang Wik im Hohen durch das Fenster ins Meer.

Er tauchte Kopf voraus in das wellige Wasser ein und spürte eine wahnsinnig eisige Kälte am ganzen Körper. Es war sehr trüb und Wiktor versuchte so schnell wie möglich an die Oberfläche zu gelangen. Keuchend tauchte er auf. Rechts neben ihm war das Schiff. Er sah gerade so, wie Wladimir mit einem großen Sprung aus dem Fenster flog. Als er neben Wiktor eintauchte, bemerkte er ein kleines Beiboot, befestigt am großen Schiff. Es war ein Ein-Mann Boot. Mit einem Tau war es an der Reling befestigt. Als Wlad ebenfalls aufgetaucht war, schwammen die Beiden mit Mühe zum Beiboot, während man von ihrer ehemaligen Kajüte aus Gefluche hören konnte.

Wlad war der erste am Boot und zog sich mit aller Kraft hoch. Erschwert wurde dies besonders durch die durchnässte Kleidung. Oben angekommen, zog er sein Messer aus der Tasche und zerschnitt mit 2 hieben das Tau. Wik folgte ihm kurz darauf auf den wackeligen Kahn. Die Überladung, war deutlich zu spüren. Das Boot war sehr instabil auf dem Wasser, so instabil, die Slawen wären beinahe nur wenige Sekunden nach dem Einstieg gekentert. Wlad ergriff mit höchster Konzentration die beiden Ruder und gab sein Bestes, loszufahren, während Wiktor noch damit beschäftigt war, seine langen Beine irgendwie im Boot zu verstauen.

Während sie wie eine Nussschale in den hohen Wellen dümpelten, schwamm die große Georgia zügig weiter. Bald war sie nur noch ein kleiner Punkt am Horizont.
Doch nicht nur Georgia bewegte sich, nein. Auch der kleine Kahn trieb mit den Wellen weiter ab. Da eigenes Paddeln nicht von Nutze gewesen wäre und noch dazu viel zu viel Energie verbrauchen würde, entschlossen die Beiden, sich einfach mit den Wellen treiben zu lassen.
Die Hoffnung, je nach Schweden zu finden, sank von Stunde zu Stunde.

Wiktor spürte seinen Bauch, der das täglich Brot einforderte. Doch weitaus schlimmer… eine trockene Kehle machte sich bei ihm bemerkbar. Nicht verwunderlich, schon lange hatte er kein Wasser zu sich genommen. Die Dämmerung brach ein und mit ihr erschienen die Sterne. Wiktor blickte verzweifelt gen Himmel, die vielen Punkte im Visier. Er hatte schon oft gehört, man könne sich nach diesen orientieren. Schon immer bewunderte er die vielen kleinen Lichter. Die seine Position daraus abzulesen hatte er jedoch nie beherrscht. Während Wladimir versuchte, kyrillische Schriftzeichen in eines der Paddel zu ritzen, nickte Wik ein.


So verstrichen 2 Tage, geplagt von Langerweile, Hunger, Durst und Verzweiflung.

Es war heiß. Viel zu heiß für die Jahreszeit. Wiktor schwitzte im Zenit der Sonne vor sich hin. Sein Körper schien immer wärmer zu werden. Ein Gefühl von Schwindel und Übelkeit brach von jetzt auf gleich über ihn hinein. Den ganzen Tag über hatte er sich schon erschöpft gefühlt, doch dieses hier war anders. Das merkte er sofort.
Was ist nur los mit mir?!

Wik griff sich sachte an die Stirn, wie erwartet, kochend heiß. Als er die Hand wieder senkte um geradeweg seinem Blutsbruder von seinem Befinden zu erzählen, zentralisierte sich sein Körper. Nichts war zu hören, kein knarzen der Paddel, kein Winde, nicht einmal das rauschen der Wellen. Einzig und allein sein Herzschlag vernahm er, im gleichen Abstand, immer wieder…und wieder…. Seine Sicht wurde glasig, die Augenlieder klappten langsam zu.
Nein, nein das kann nicht sein! Reiß dich zusammen …reiß dich zusammen!, so sprach sein Kopf zu ihm. Doch dafür war es bereits zu spät. Auch die Stimme in seinem Kopf erlosch. Stattdessen vernahm er nur noch einen harten Schlag auf den Hinterkopf.
Sofort war alles dunkel. Nur der Herzschlag, langsam und gleichmäßig…nahezu zu langsam…?



Grelles Licht traf auf sein linkes Auge.

„Seine Pupille zieht sich noch zusammen. Wundersamerweise ist das ein Zeichen von Hoffnung“,

so eine fremde, tiefe Stimme.

„Nur wenn er bewusstlos war, verliert er den Verstand. Und ein Manne ohne Verstand, ist es des Lebens nicht wert.“,

die selbe unbekannte Stimme.


Er spürte wie eine kalte Pranke seine Hand umfasste,

„Wik…du schaffst es…und wenn nicht dann…?“,

eine bekannte Stimme zu seiner Linken.


Vorsichtig schlug Wiktor sein rechtes Auge auf. Strahlendes Sonnenlicht fiel in seine, für den Moment, lichtempfindlichen Augen, sodass er für einige Sekunden nichts erkennen konnte. Nachdem sich seine Augen an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt haben, ist es ihm das erste Mal binnen Tagen möglich, wieder etwas zu erblicken. Vor ihm steht ein Mann mit braunem Schnurrbart und halbkahlem Kopfe. Sein weißes Gewand ist mit einem großen, rotem Tatzenkreuz versehen, um seinen Hals eine Kette mit silbernem Asklepiosstab, dem Zeichen der Heilkunst.
Ebenfalls im Raum ein altbekanntes Gesicht – Wladimir. Allesamt mit weit geöffnetem Munde schauten sie ihn an.


Für den Moment herrschte Stille, welche durch laute Freudenschreie seines Blutbruders durchbrochen wurde.

„Wik! Du lebst! Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, mój brat!“


Wie sich später herausstellte, war Wiktor durch den großen Wassermangel an Bord bewusstlos geworden. Nur durch die Tatsache, dass Wlad wenige Zeit später Land sichtete und den Kahn sicher zu Ufer bringen konnte, war es Wik möglich, zu überleben. Bewohner der Ostküste konnten den gestrandeten schnell mit Wasser und Nahrung aushelfen.
Nun befand sich Wiktor in der Templerstadt Greifenstein, um genau zu sein im Hospital. Man habe ihn dort hin befördert, um eine bestmögliche, medizinische Versorgung sicherstellen zu können.

Folgende Wochen waren für Wiktor ein großer Schock, als er von der neuen Welt und dessen Wesen erfuhr. Aufgrund der guten Veranlagung aus vergangenen Tagen seiner Kindheit, belegte er ein Haus im kleinen Dorfe vor den Mauern der Hochburg der Christen und nahm den Beruf des Bauern an.

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Ein Tropfen. Noch einer. War das dort in der ferne das Grollen eines Donners?

Windböen peitschten auf ihn und sein Pferd ein. Am Horizont neigte sich die Sonne dem Walde zu und besprenkelte den Himmel mit orangenen Farben.

Bis Sonnenuntergang, sprach er zu ihr, sei er wieder zurück. Er musste sich beeilen, man werde sich noch Sorgen machen.

Weitere Tropfen. Kalt fuhr es ihm den Rücken hinunter, als ihm ein traubengroßer Wasserball auf seinen Nacken traf und dort im Stoff versickerte.

Niemals würde er es schaffen bis die Sonne versinken wird.

Er presste seine Fersen etwas mehr in den Bauch des weißen Rosses. Ein erschöpftes Stöhnen des Pferdes. Dennoch strömte Wind in Wiktors Haare - Das Ross begann zu galoppieren. Immer größer und kälter wurde der Regen und dessen Tropfen, sodass seine Haare bald durchnässt an der Kopfhaut klebten. Ein Donnerschlag, gefolgt von einem grellem Blitze.

Wie leichtsinnig er doch war! Warum war er auch nur auf die Idee gekommen, zu später Stund – bei solch massiven Wolken einen Ausflug zu machen?

Mit dem Schein des Blitzes funkelte seine linke Hand auf – sein goldener Ring.


Analepse

„Wollt ihr nicht die Suppe kosten?“

„Ihr habt für mich gekocht? Das wäre gewiss nicht von Nöten gewesen. Sehr gerne!“, antwortete Wiktor verlegen.


Unfassbar, wieviel sich geändert hatte in den letzten Jahren. Angefangen beim gestrandeten Bauern, ohne Geld und Zukunftsausblicke. Ewigkeiten lang musste er sich abrackern um mit ein paar wenigen weiteren Bauern die riesigen Felder zu ernten, alles für seine damals neue Heimat – Greifenstein. Dann, folgend dem Klang der Musik in seinem Herzen, die Gründung Slawistans zusammen mit seinem treuen Freund und Blutsbruder, Wladimir. Als professioneller Musiker wurden sie gebucht und reisten durch ganz Parsifal, um Feten und Feierlichkeiten mit ihrer Musik aufzuwerten. Bis jetzt trauere er dieser Zeit noch nach. Doch hat sein Schicksal einen anderen Weg für ihn eingeschlagen, womöglich den Besten den er nur hätte gehen können. Von einer Stadtwache bis hin zum Ordensmarschall. Anschließend die Unterstützung der Lady Cheresar von Greifenstein als rechte Hand und nun…auch noch - . . .


„Ich bin begeistert, die Suppe schmeckt gar wie bei Mutter. Woher habt ihr so ausgezeichnet Kochen gelernt?“


Ein so perfektes Fräulein, womit nur habe er das verdient? Sitzend auf einer gelben Decke; eine warme Suppe in den Händen und….diese Augen. Verträumt blieb er wie so oft auf ihren leuchtenden, hellblauen Augen hängen.


rot angelaufen kicherte sie:

„Wiktor. .Ihr schmeichelt mir. . .Rezepte meiner Mutter. .“


Des Hauptmanns Herz machte einen Satz. Ein Gefühl von großer Freude und doch, als läge ein schwerer Stein auf seiner Brust. Was war nur los mit ihm, empfinde er etwa tatsächlich Gefühle für das Fräulein? Und dabei kannten sie sich nicht einmal all zu lange. Er erinnerte sich noch als wäre es erst vor einigen Tagen gewesen - doch die Realität besage anderes. Knapp zwei Monate war ihre erste Begegnung nun her :




Bei einem routinemäßigem Ritt um die Stadtmauer stach ihm ein treibendes Ruderboot ins Auge, darauf sich befindend, eine leblose Gestalt in Rüstung. In Eile näherte er sich dem Boot, vielleicht war er noch nicht zu spät…vielleicht lebe der Manne noch? Bei näherem Betrachten schauderte es ihm - offenbar handelte es sich um einen Ritter des Ordens, ein Templer.


In besorgter Tonlage, die Hand an der Schulter des Fremden rüttelnd,

„Beim Herrn, hört ihr mich? Seid ihr am Leben?“


Tatsächlich zeigten Wiktors Maßnahmen Wirkung. Wenige Sekunden dauerte es, bis die eingeknickte Gestalt langsam den Kopf anhob, als wenn diese gerade von einem langen und anstrengendem Winterschlaf erwacht sei. So wenn der Blick auf Wiktor viel, wie er dort stand – in weißer Uniform, geschmückt von roten Kreuzen - sprang die Person etwas taumelnd und sichtlich panisch auf. . . die Hand schnellte Richtung Scheide. Entgegen des Ritters Erwartungen war dort keine Spur eines Schwertes.


„Ruhig…ruhig…, es gib keinen Grund zur Angst! Ich habe mir sorgen um euer Wohlbefinden gemacht, lediglich helfen möchte ich euch.“

„Ich glaube euch kein Wort! Hinterlistig wollt ihr mich in die Falle locken!“,

erwiderte, zu Wiktors Überraschung, eine hohe, weibliche Stimme.


Eine Frau in der Rüstung der Templer? Welch seltener Anblick.

Vorerst unterdrückte der Hauptmann seine große Überraschung. Essenziell war es zunächst, die Person zu beruhigen, ehe er über den Anblick einer weiblichen Kriegerin erstaunt sein könne.


„Seht her, wie ihr, so bin auch ich im Auftrag des Herrn. Die gleichen Symbole sind fixiert auf unseren Rüstungen.“


Nach einigen Minuten konnte Wiktor die Unbekannte besänftigen. Wie sich herausstellte, war sie einst eine Templerin in ihrer Heimat. Da dort weibliche Krieger nicht gestattet wurden, musste sie sich tarnen. Als ihre Tarnung entpuppt wurde, war sie gezwungen zu fliehen. Ein Ruderboot als letzte Rettung, der Bestrafung ihrer Sünde zu entkommen. Mehrere Tage war sie auf offenem Meer, letzten Endes und zu des Ihren Lebens Wohl, mit letzter Kraft und ohne Bewusstsein bei Greifenstein gestrandet.
Ihr Name- Mailisa Nyström – und er würde in den nächsten Wochen viel mit ihr zu tun haben. Mehr, als Wik es jemals erwartet hätte.

Um der Glaubens-Gleichgesinnten eine Möglichkeit bieten zu können, sich für einige Tage zu erholen, bot ihr Wiktor Obdach und Versorgung mit Speis und Trank in Bill’s Theke an.

In den Wochen darauf traf Wiktor sehr oft auf Fräulein Nyström. Zahlreiche Abende plauderten die Beiden über Gott und die Welt. Wiktor hatte solch hohes Redebedürfnis sonst nie in diesem Ausmaß. Nein. Da war etwas. Etwas, das Wiktor selbst nicht ganz wusste. Aus unbekanntem Grunde wurde er von dieser Frau regelrecht in den Bann gezogen.




Wie weich die gelbe Decke tatsächlich war, auf der die Beiden saßen, bemerkte Wiktor erst, als sie sich darauf legten, um den sternklaren Himmel im Mondschein zu beobachten. Nahezu unbeabsichtigt sank Wiktors Hand neben ihre und berührte sie dabei. Ohne zu realisieren, was er tat, ergriff er sachte ihre Hand. Sofort erwiderte Mailisa den Handkontakt. Die Wärme ihrer Hand, warm wie die eben verspeiste Suppe, durchströmte seinen Körper.
Allmählich wurde er sich sicherer. Natürlich hatte er Gefühle für sie.


Sein Herz täuschte ihn nicht. Er hatte alles perfekt vorbereitet. Es konnte gar nicht schiefgehen. Die Taube würde zu ihm fliegen, die Ringe am Beine und er wird den Antrag machen können. Sie wird „Ja“ „sagen. Natürlich wird sie es. Oder?

Wiktor überkam Unsicherheit. Dort stand er nun, am Felde, den Blick gerichtet zur Templerstadt Greifenstein. Die letzten Tage war er sich ganz sicher - die Zeit war reif. Doch in diesem Moment kollabierte all seine Sicherheit der letzten Tage, wie ein Wehrturm, dem das Fundament genommen wird.
Was ist, wenn sie nein sagt? Wenn sie weg ren - . . .

Seine Gedanken wurden durch ein sanftes Tippen auf seine Schulter unterbrochen.


„Nicht erschrecken!!“ kicherte sie, nachdem sie sich so leise wie möglich angepirscht hatte.

„Ihr seid aber flink, ich habe die Taube doch eben erst vor einigen Minuten entsendet? Ich freue mich sehr euch wieder zu sehen, Mailisa.“

„Die Freude ist ganz bei mir. Die letzten Tage haben wir uns kaum zu Gesicht bekommen.“

„Leider gab es viel stress, dem ich mich beugen musste…“


Das war eine Lüge.
Es gab kein Stress, noch Probleme von beruflichem Ursprung.
Einzig und allein musste er sich Zeit nehmen um den Antrag zu planen. Und nun war der Moment gekommen. Während die beiden etwas weiter redeten wurde Wiktor etwas unruhig.
Wann kommt denn nur die Taube?

Doch allzu lange musste der Hauptmann nicht mehr auf den ersehnten Vogel warten. Mit einer kleinen Schachtel am Bein landete diese elegant vor den beiden. Scheinheilig beugte sich Wiktor zum Vogel hinunter um ihn von ihrer Schachtel zu befreien.


„Hier, für euch Mailisa. Hier steht es geschrieben.“,

versuchte er in möglichst ruhigem und normalen Tonfall zu sagen, während er ihr die grüne Schachtel mit ihrem Namen überreichte.


Als sie die Schachtel neugierig öffnete und den goldenen Ring erblickte, saß Wiktor schon kniend vor ihr, einen zweiten Ring auf flacher Hand ausgestreckt. Ihm wurde heiß und kalt. Alles kribbelte, als er ihre Antwort auf seine Frage:
„Mailisa, wollt ihr mich zu eurem Manne nehmen“, abwartete.

Mit Freudentränen in den Augen fiel sie ihm um den Hals.

„Ja“

Analepse - Ende

Die leuchtende Reflexion des Blitzes im Ring verschwand wieder. Abertausende Wassertropfen prasselten auf seine Kopfhaut. Weiterer Donnerschlag, dieses Mal, deutlich lauter. Der Hauptmann duckte sich und vergrub sein Gesicht dabei etwas in der Mähne des Rosses. Wasserperlen tropften ihm durch die Augenbrauen und erschwerten die Sicht.
Mit glasigem Blick konnte er final die hellen Lichter zweier Wachtürme des Haupttors erkennen.

„Barmherziger Vater, ich danke dir!“

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