Die Göttin Niavag

Die Göttin Niavag

Laêr, das Fest der Sommersonnenwende, war ein geselliges Fest in ganz Távaryn. Auf dem Festplatz würden die volljährigen Elfen sich treffen und einige Gläser guten Elfenwein trinken, während unter ihnen ein grosses Feuer brannte. Die jüngeren Elfen spielten um das Feuer umher, sangen und tanzten. Und dann gab es da noch Erolith.

Erolith war ein Elf, welcher von Galad, dem Gott des Tages, des Lichtes und der Sonne, gesegnet war. Der Geschichtenerzähler, welcher in Bachor sein Zuhause fand, war ein gern gesehener Gast bei solchen Feiern. Denn seine Familie kannte noch so einige Geschichten, Legenden und Sagen. Und Erolith verstand es, seinen Erzählungen Leben einzuhauchen.

Und so kam es auch, als die Hochelfenkinder Erolith entdeckten, dass sie auf ihn zurannten und ihn um eine Geschichte bettelte.

“Bitte, erzähl uns eine Geschichte!” - “Bitte!”

Erolith lachte und deutete auf einen Stamm in der Nähe des Feuers: “Lasst uns dort niederlassen. Dann erzähle ich euch von Cuilanquil…”
“Nein!” “Das ist langweilig!” “Das hast du schon beim letzten Fest erzählt!” “Wir kennen die Geschichte schon!”

Erolith lachte und nickte. “Dann erzähle ich euch eine Geschichte von Niavag, die Göttin der Natur und der Tiere.”

Die Hochelfenkinder nickten aufgeregt, während Erolith sich auf den Stamm niederliess. Die Kinder setzten sich im Kreis um ihn herum und waren mucksmäuschenstill.

Erolith rieb seine Hände aneinander, welche sofort anfingen zu glühen. Als er sie öffnete, formten sich Lichtprojektionen. Eine Hochelfe war zu sehen, ebenso Tiere. Die Kinder machten überraschende Geräusche.


Niavag war die jüngste Tochter der Iheza. Als die Göttin und ihr Gatte, Rho, erneut ein Kind zeugten, dachten sie daran, dass es nebst den Göttern, auch andere Lebewesen brauchte. In welch trostloser Welt lebten sie nur? Und als Niavag das Licht der Welt erblickte, wuchsen riesige Bäume aus der Erde heraus, Blumen sprossen im Gras und blühten um die Wette. Es summte und brummte. Man hörte Pfoten und Hufe. Im Wasser plätscherte es, als irgendwas darin schwamm.

Iheza und Rho liebten ihre jüngste, sehr mächtige Tochter. Sie liebten sie so sehr, dass sie mit ihrer Magie ein Amulett für ihre Tochter erschufen.

Niavag war ein aufgestelltes Mädchen. Tag ein, Tag aus verbrachte sie ihre Zeit in der Natur, sei es an Seen, am Meer, im Wald, auf Wiesen. Ein weisser Hirsch, namens Estelar, war stets an ihrer Seite zu finden. Er passte auf sie auf und beschützte sie. Doch kein Tier wagte es, der jungen Göttin ein Haar zu krümmen. Oft sah man die Göttin auf ihrem Hirsch reiten.

Niavag verstand sämtliche Tiere und half ihnen, Tag ein, Tag aus. Und als die Götter die Drachen erschufen, konnte Niavag alleine mit ihnen kommunizieren. Sie verstand ihre Nöten und Sorgen. Und sie sah das Ende der Drachen kommen. Stets an ihrer Seite, während Niavag zu einer erwachsenen Göttin heran wuchs, war ihr weisser Hirsch, Estelar und ihre getreuen Drachen: Aetheama, Kasár, Aerak und Amiris.

Durch Niavag haben die Welten heute ihre Schönheit bekommen. Ohne Niavag gäbe es keine so farbige Natur, keine unterschiedliche Lebewesen. Sie half Gaia, die Schöpfung der Natur, der Tiere, zu vollenden. Und noch heute formte sie neue Lebewesen und neue Pflanzen. und mit einem weinenden Lächeln sah sie zu, wie das Chaos in Parsifal ankam. Sie lächelte, weil die Hochelfen gegen das Chaos kämpfte. Sie weinte um die verunreinigte Natur.

Und ihr Amulett, welche sie von ihren Eltern bekam, trug sie seit ihrer Geburt. Bis zu jenem Schicksalhaften Tag, an dem Rho, der Urgott des Neids, der Zwietracht, der Kritik und des Streits seiner Tochter das Amulett stahl und ihre Kräfte für sich wollte. Ein grosser Krieg entstand zwischen den Göttern. Der Krieg soll so grausam gewesen sein, dass er Schuld am Tod der Drachen haben solle. Die vier Drachen der Niavag sollen dabei zu Stein geworden sein.

Ausgerechnet einem Hochelf soll es gelungen sein, durch eine List, das Amulett von Rho zu ergaunern und es Niavag zurückzubringen. Dieser Hochelf soll auf den Namen Raegon gehört haben. Niavag war so glücklich über ihr Amulett und über das Ende des Krieges, dass sie ihm das Amulett überliess. An diesem Tag verschwand der letzte weisse Hirsch. Und auch die Götter zogen sich nach diesem Krieg zurück.

Und so wurde das Amulett von Generation zu Generation in der Familie weitergegeben, bis es eines Tages verschwand. Ob es von einem Dieb gestohlen wurde oder ob Niavag es sich nahm, war unklar.

Doch Niavags Vermächtnis, ihre Natur und Tiere, die sie erschaffen hatte, welche im Frühling immer wieder neu auferblühten und sich fortpflanzten, würde für immer diese Geschichte erzählen.


Die Hochelfenkinder blickten Erolith gespannt an, während die letzten Lichtprojektionen verschwanden. Die letzte Projektion, welche die Kinder sahen, war das Amulett von Niavag. Sie beobachteten es mit grossen Augen, ehe Erolith in die Hände klatschte. Auf einmal war es dunkel. Nur noch die Glut des grossen Lagerfeuers spendete Licht.

“Und nun, ab ins Bett mit euch!”

“Aber-” “Wo befindet sich das Amulett jetzt?” “Was geschah mit Raegon?” “Ist Raegon … unser Prinz?” “Was ist mit den Drachen?”

Fragen über Fragen prasselten auf Erolith ein, während er lachte. Er schüttelte den Kopf und deutete mit dem Kopf zu den Eltern der Kinder.

“Der mächtigste Drache, Amiris, ist hier in Távaryn. Sein Schädel ist im Museum. Und nun ab ins Bett Kinder”, er stand auf, streichelte dem einem oder anderen Kind über den Kopf, ehe er zum Festplatz ging und dort einige nicht kinderfreundliche Geschichten den Erwachsenen erzählte.

Quellen

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