„Wie wird sie reagieren und was hat sich alles in seiner Heimat verändert?“, fragte sich Antonio bei jedem seiner Schritte. Doch jeder einzelne Schritt brachte ihn näher an seine Antwort. Und das gab ihm Hoffnung. Eigentlich war er mit seinem guten Freund Trovi Glutaxt unterwegs, doch manchmal ändert sich alles. Jede Nacht erscheinen immer wieder die gleichen Bilder vor seinen Augen. Schlaflose Nächte waren die Folge. An diesen Tagen schaffe er nur wenig Weg seiner ungewissen langen Reise.
Die Geschichte beginnt
Alles begann vor langer Zeit am 18. Oktober 1352. Bereits vor Sonnenaufgang war das ganze Sanatorium bereits wach. Es war der Morgen, auf denen alle sehr lange daraufhin gefiebert haben. Mit dem heutigen Tag sollte sich das Leben von Antonio und Torvi verändern. Es sollte sich vieles ändern. Das Ziel: Die Erforschung der nördlichen Lande des Kontinentes Parsifal. Zwei große Kriegsschiffe, randvoll mit Forschungsmaterial und Nahrungsmitteln, sowie ein unvorstellbar großes Segelschiff sollten die beiden und die 25-köpfige Crew, in ein ungewisses Abenteuer begleiten. Am Morgen lagen die drei Schiffe tief im Wasser vor dem Hafen des Sanatoriums. Und nun war der Moment gekommen . Mit den ersten Sonnenstrahlen, die langsam über der Drachenspitze zum Vorschein kamen, wurde die riesigen Segel gehisst und packten den Wind. Langsam schoben sich die großen Schiffe gen Norden. Am Heck des Segelschiffes standen Antonio und Trovi und schauten gespannt auf das Sanatoriums zurück, bis es im Horizont verschwamm. Einigen Wochen verbrachten sie auf See. Das Wasser war die meiste Zeit ruhig. Immer wieder stießen sie in Stürme, die sie jedoch nicht hinderten weiterzufahren.
Mit dem einsetzenden Winter kamen sie ihrem Ziel ein Stück näher. Der Winter war ein Zeichen für den Norden, meinte Trovi. Antonio stimme ihm zu. Jedoch sollte sich das Leben aller mit der einsetzenden Nacht für immer verändern. Ein Sturm, so stark wie sie ihn noch nie erlebt haben, trennte die drei Schiffe voneinander. Eine große Welle traf das Schiff und spülte einen Teil der Crew von Boot. Tapfere Männer und Frauen, jene, die immer treu Greifenstein gedient haben, waren nun in den Untiefen von Poseidons Schoß gefangen. Antonio kannte jeden mit seinen oder ihren Namen. Dies versetzte Antonio einen tiefen Stich ins Herz. Der Sturm tobte weiter und immer wieder trafen Wellen das Schiff. Es fühlte sich an wie in einer kleinen Nussschale zu sitzen, die von den Wellen immer hin und her geschoben wird. Und das passierte, das unvorstellbare. Einer der beiden großen Hauptmasten brach unter der Last des Windes zusammen und zerstörte bei seinem Fall zwei kleinere Masten. Antonio hörte das krachen und dachte sich, was passiert sein könnte. Jedoch konnte er erst am nächsten Morgen die Schäden begutachten. Im Laufe der Nacht schwächt der Sturm ab und mit der aufgehenden Sonne sah Antonio das Unheil, welches über ihn gefahren ist.
Die Aurora, vollkommen zerstört. Seine Crew kroch nach und nach aus den Frachträumen. Doch Trovi tauchte nicht auf. Keines seiner Crewmitglieder hatte ihn gesehen. Antonio ging vom Schlimmsten aus. Er versuchte den Gedanken immer wieder aus dem Weg zu gehen. Er tat, war er immer machte und arbeitete. Viele Tage versuchte die verbliebenden Crew das Schiff wieder auf Vordermann zu bringen. Das Schiff sollte nur so lange halten, bis sie die nächste Insel ansteuern konnten. Doch wo war diese nächste Insel! Das wusste keiner.
Es vergingen viele, nein sehr viele Tage. In diesen verstarben viele tapfere Seeleute. Die Nahrungsmittel gingen langsam zur Neige. Doch dann… weit am Horizont blitzte ein Land langsam zum Vorschein. Die Hoffnung kehrte langsam zurück. Vor der Küste ließen sie die Beiboote zu Wasser und legten an Land an.
Seine mittlerweile langen Haaren, zum Zopf zusammengebunden, verstecken sich unter der schwarzen Gurgel mit dem Greifensteiner Kreuz auf seinem Haupt. Ein Zeichen, welches er stets bei sich getragen hat. Es war der Morgen des 27. Mai, als Antonio von weitem die Greifensteiner Banner erblicken konnte. Er wusste nun, dass sein Weg nicht mehr weit war. Gemeinsam mit vielen anderen Menschen drängte sich Antonio auf den schmalen Wegen hinauf zum Westtor. Erstaunt blieb er vor der Vorburg stehen und schaute nach oben. Jedoch blieb ihm nur ein Moment, bis der nächste hinter ihm den weiter nach vordrückte.
Vor dem Westtor sammelte sich eine große Menschentraube. Ein jeder wurde nach seinem Namen und seinen Anliegen befragt. Antonio dachte sich, na ja, die Wachen werden ihn wohl erkennen, obwohl sein äußeres nicht mehr das ist, was es einst war. Er war der nächste." Name und Anliegen" sprach der Soldat mit ernster Miene. Antonio erwiderte: „Antonio Dante Ficino und ich wohne hier“. Der Soldat schaute ihn an und lachte. „Der Mann ist auf Forschungsreise, eines seiner Schiffe liegt im Hafen schon vor Anker. Er kehrt in wenigen Wochen zurück. Nun gut, ihr Name und ihr Anliegen.“ Antonio sagte dem Mann immer wieder, wer er ist und was sein Anliegen ist. Nach schier endlosen Minuten reichte es dem Soldaten, er rief einige Wachen zu sich und warfen Antonio in den Kerker innerhalb der Stadtmauern.
Und dort saß er nun. Einst einer der angesehensten Persönlichkeiten des Fürstentums Greifenstein. Er wusste nicht, was ihm blüht. Jedoch war er endlich in seiner Heimat angekommen, was ihm tiefen Frieden brachte. In der folgenden Nacht schlief Antonio, trotz des harten Steinbodens so gut, wie lange nicht mehr. Viele Tage später trat die Großmeisterin an seine Zelle. „Ihr seid, also der Mann, der behauptet, Antonio zu sein“ sprach Cheresar von Greifenstein mit einer eher abneigenden Stimme. „Ja, meine Herrin. Ich bin es.“ erwiderte Antonio. Die Herrin wirkte im Licht ihrer roten Kerze erbost. Ihr Blick verhieß nichts Gutes. „Nun denn, Antonio, wenn da euer Name ist. So sprecht die Wahrheit, ihr seid ein freier Mann und dürft hier in Greifenstein leben. Sonst werde ich persönlich euer Todesurteil vor der Stadt aussprechen.“ sprach Cheresar von Greifenstein. Antonio bekam es mit der Angst zu tun, aber blieb bei seiner Geschichte und bei seinem Namen. Die Herrin wurde sehr wütend und sprach ihr Urteil. Und in diesem Moment, da hatte Antonio einen Einfall. „Herrin? Dürfte ich euch um etwas Bitten?“ Eher widerwillig ließ sie dies zu.
„Ich kann euch einen Beweis liefern, welcher nur der echte Antonio Dante Ficino euch liefern kann. Einen Beweis von der Tragweite, dass sich das Leben aller verändern wird.“ sprach Antonio mit einem ernsten Ton. „Nun denn, was ist euer Beweis?“, erwiderte die Herrin mit einem abfälligen Ton. „Könnt ihr euch noch an, die Zeit der Belagerung der Orks erinnern? Die Armeen der Orks rückten immer näher an Greifenstein heran und die Stadt schien dem Untergang geweiht. Dort standen wir beiden, gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Rates auf der Westmauer. Sie sprachen folgende Worte, welche mir bis heute in Erinnerung bleiben.“ Und welche Worte waren das? Fragte die Herrin mit einem neugierigen Ton. Antonio begann die Worte aus seinem Gedächtnis zu sprechen. „Einst stand hier nur eine kleine Burg mit wenigen Gebäuden und nun steht hier eine der größten Städte, die dieses Reich je gesehen hat. Kein Mensch hat je so viel erreicht wie wir. Und das lasse ich mir nicht wegnehmen.“ Erschrocken rief Cheresar von Greifenstein die Soldaten zu sich und befahl, den gebeutelten Mann aus der Zelle zu holen. Die Herrin entschuldigte sich bei Antonio und nahm ihm mit in ihre Burg. Auf dem Weg in die Freiheit stolperte Antonio und verletzte sich leicht. Man brachte ihn direkt in das nahe gelegene Hospital, wo man ihn für einige Tage versorgte. Hier konnte sie Antonio von den Strapazen erholen.
In einem ruhigen Moment, etwa eine Woche nach Antonios wiedererlangter Freiheit, besuchte ihn die Herrin von Greifenstein und wollte mehr zu seiner mysteriösen Rückkehr wissen. Antonio fing an von seinen Erlebnissen, ob gut oder schlecht, an zu erzählen. Er berichtete wie die Schiffe in See stachen, von den kleineren Stürmen und von der großen Katastrophe, aber auch von der Ankunft auf der mysteriösen grauen Insel, welche sich irgendwo in Parsifal befinden muss.
Die Gesichte geht weiter…
Die Insel sollte sich noch als wahrer Glückstreffer entpuppen. Jedoch erst zum Anfang. Nachdem die verbliebenen Crewmitglieder sich an Land gekämpft haben, wusste jeder, dass diese Insel ein von Gott gewollter Augenblick sein soll. Ein Ort, an dem sie vielleicht eine neue Chance bekommen sollten. Sie schauten sich um. Eine wahrlich unerschütterliche Welt. Eine Insel ganz in Grau. Na ja eher der Boden. Er bestand aus Myzelium. Eine Bodenform, auf welchen Pilze besonders gut wachsen können. Antonio hatte dies schon einmal gesehen, jedoch nur in geringen Mengen. Und diese Insel war vollkommen damit bedeckt.
Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu und die Crew beschloss erstmal die Nacht in der Nähe des Ufers zu verbringen. Ganz nah in der Nähe ihrer Beiboote. Keiner wusste, was hätte passieren können. Mit Einbruch der Nacht, saßen alle an einem kleinen Lagerfeuer, ihre Waffen griffbereit und diskutierten über den kommenden Tag. Ohne große Probleme verteilten sie die Aufgaben und schliefen in Ruhe und Frieden bis zum nächsten Morgen. Mit Sonnenaufgang bereiteten Antonio und zwei seiner Begleiter ihre Entdeckungsreise der Insel vor. Die anderen hatten die Aufgabe, einige Nahrungsvorräte von Bord zu holen und einen Unterschlupf zu bauen.
Nachdem die Sonne etwa zwei Handbreit übern Horizont stand, begann die Reise. Mehr als einen halben Tag lang wanderten die Drei der Küste entlang. Jedoch erblickte der Ausguck in weiter Ferne ein Bauwerk. Er erzählte dies den anderen, die ihn für verrückt hielten. Doch je näher sie kamen, desto klarer wurde die Konturen und selbst mit dem bloßen Auge konnte tatsächlich eine Art Bauwerk entdeckt werden. Was es jedoch war, wollte keiner so recht herausfinden. Das gerade erst gerettete Leben wollte keiner riskieren. Sie entschieden sich den Weg zurückzugehen und mit den anderen zu sprechen, was gemacht werden soll.
Erst gegen Abend, weit nach Sonnenuntergang, kehrten die drei in das Lager zurück. Die andern dachten, sie wären umgekommen. Die Entdecker sprachen über ihre Erkenntnisse und entschieden sich nach einem Abendessen, dass sie am nächsten Tag sich für den langen Weg vorbereiten wollen. Erst am übernächsten Tag sollten sie die Küste weiter entlang gehen und das Bauwerk untersuchen.
Mit Sonnenaufgang des vierten Tages auf dem Eiland gingen die verbliebenden schiffbrüchigen die Küste entlang und kamen gegen den späten Nachmittag an dem besagten Bauwerk an. Jedoch war keine Menschenseele oder überhaupt wer zu sehen. Mit Blick in den tieferliegenden Wald sahen sie eine ganze Siedlung. Bei näherer Betrachtung fiel jedoch auf, dass auch diese Welt verlassen schien. Sie suchten sich eine sichere Herberge und verbrachten dort die Nacht. Mit Sonnenaufgang erforschten sie die Stadt weiter. Sie durchforschten die Stadt, fanden das ein oder andere nützliche Werkzeug, aber keinen Hinweis auf den bzw. auf jene, die hier vorher gelebt haben. Sie entdeckten auch einen Hafen und sie hatten Glück. Am Hafen war ein kleines Schiff angebunden. Etwas veraltet, aber laut dem Kapitän der Aurora noch gut in Schuss. Es stand außer Frage, dass sie dieses Boot nicht nutzen sollten, um den Weg nach Hause zu suchen. Es war ihre einzige Möglichkeit.
In vielen schier endlosen Tagen harter Arbeit haben sie das kleine Boot, mehr oder weniger Hochseetauglich gemacht. Die Arbeit war stets von Gott getragen und von Gott gesegnet. Keiner wollte noch einen Tag lang warten. Die Heimat war noch nie so zum Greifen nah. Sie stießen mit ihrem neuen Schiff in See. Das Schiff schob sich langsam die Küste entlang. Das einzig richtige war, den Weg den sie gekommen sind zurückzusegeln, um die andere Seite der Insel zu erkunden. Die Tage vergingen auf hoher See. Kein Land war in Sicht. Eines Tages, nachdem die Sonne den Zenit überschritten hatte, wurde die Besatzung ungeduldig. Zum erstem Mal seit langem durchquerten sie Land. Zwischen zwei tropischen schob sich das kleine Boot nach und nach in Richtung offenes Meer. Von hier aus sollte es nicht mehr lange dauern.
Wenige Tage vergingen, bis das Schiff nun endlich an Land ankam. Antonio wusste, dass nun die Zeit gekommen war, Abschied zu nehmen. Ein jeder ging seinen Weg. Kurz nachdem sie losgegangen waren, trennten sich ihre Wege. Ob für immer oder doch nur für kurze Zeit, das ganze wusste nur der Herr Gott allein. Antonio war seinem Ziel so nahe, wie lange nicht mehr. Doch wo er in Parsifal war, das wusste er nicht. Er wusste nur, dass sein Ziel nicht mehr fern sein wird.
Von da an wanderte Antonio allein, nur mit Gott im Herzen und wollte schnellst möglichst in seiner Heimat ankommen. Der Weg bis Greifenstein war sehr beschwerlich und Angsteinflößend. Viele Berge rauf und wieder viele runter. Stück für Stück. Und als er fast nicht mehr konnte, nahm ihn ein Bauer mit seinem Ochsen ein Stück mit. Bis kurz vor die Herrschaftsgebiete von Greifenstein. Von dort an würde es nicht mehr lange dauern, bis er wieder in seiner Heimatstadt wäre. Und verlaufen konnte er sich nicht mehr, denn man musste jetzt nur noch den Menschenmassen folgen, welche sich jeden Tag auf den Weg nach Greifenstein machten, um ihr tägliches Brot zu verdienen.
Antonio beendete seine Geschichte und war sichtlich erleichtert. Die Herrin war voller Sorge und Trauer, jedoch glücklich, dass Antonio wohlbehalten zurückgekehrt ist.
Die Tage vergingen und Antonio wurde immer stärker und kräftiger. Seine ehemaligen Mitarbeiter und Schüler leisten unter dem neuen Medikus immer noch hervorragende Arbeit. Antonio ist sichtlich stolz. In der Zwischenzeit hat sich Antonio seine Haare und seinen Bart von einem ansässigen Bader schneiden lassen und ließ sich auch, auf Wunsch der Herrin, neu einkleiden.
Nach über zwei Wochen im Hospital konnte Antonio endlich nach Hause zurückkehren. Jedoch wollte er nochmal zu seiner Herrin. Er wollte sich bei allem bedanken, was man ihm gutes getan hat. Im selben Atemzug wollte er sich auch nach einem neuen Bleiben erkundigen. Die Herrin war glücklich, dass es Antonio wider gut ging. Sie ließ den Verwalter der Stadt kommen und klärten ihn über die Lage. Der Verwalter wusste schon genau, welches Haus Antonio bekommen soll. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Antonios altem Haus.
Am Haus angekommen war Antonio sehr erstaunt, dass sie dort waren. Man übergab ihm die Schlüssel und Antonio schloss die Tür auf. Es ist alles so geblieben, wie sie es verlassen haben, Herr Ficino. Man übergab uns das Haus, nach dem man ihre Vermisstenanzeige in Lohengrin entdeckt hatte. Ein jeder wusste, dass man sie nicht so leicht aus dem Weg schaffen kann.
Überglücklich und zu tiefsten Dank verpflichtet, bedankte sich Antonio bei seiner Herrin und beim Verwalter. Am Abend saß Antonio in seinem Büro und sah, wie die Menschen immer wieder an seinem Haus vorbeigingen, jedoch ohne zu bemerken, dass sie dort etwas regt. In seinem Kopf drehten sich immer wieder die gleichen Gedanken.
Was ist mit Trovi?