Meerestiere der Tiefe

Bestiarum: Meerestiere der Tiefe

In einem ledernen Buch, welches blau schimmerte, fand man die seltsamsten Skizzen von Meerestieren. Dieses Buch wurde von der Hochelfe Mylaela Maertel angefertigt - denn es war ihre Schrift. Auf dem blauen Einband stand in silbernen Lettern: „Bestiarum: Meerestiere der Tiefe“.

Kapitel 1

Die bezauberndsten Gestalten des Meeres - Die Meerjungfrauen und die Sirenen

Aussehen:

Die Geschöpfe des Wassers weisen von der Taille abwärts eine fischähnliche Flosse auf. Die Flosse ist mit bunten Schuppen überzogen, die in den verschiedensten Farben glänzen. Durch ihre Flosse können sie bis zu drei Meter lang werden. Die Sirenen weisen Schwimmhäute zwischen den Fingern auf, die Meerjungfrauen besitzen 5 Finger wie die anderen Wesen. Ihre Ohren sind spitz wie die der Elfen.
Jedes Wesen findet die Meerjungfrauen und Sirenen wunderschön.

Story:

Der wahre Ursprung der Meerjungfrauen oder der Sirenen ist unklar. Es ranken sich viele Mythen und Legenden um die Kreaturen. Einige gehen davon aus, dass Meerjungfrauen und Sirenen zwei verschiedene Wesen sind, andere wiederum denken, es ist das gleiche Wesen mit einer Mutation. Einige Mythen und Seemannsgeschichten sind hier aufgeführt.

Variante 1:

Entstehungsgeschichte der Sirenen
Laut Legenden sind die Sirenen verfluchte Hochelfen, welche es liebten, zu singen. Sie zogen den Zorn einer Dunkelelfe auf sich, welche die Hochelfen gefangen nahm und in einem Ritual in das Meer verbannte - weit weg von ihrem Zuhause. Nicht in der Lage, an Land zu leben, brach die Sirenen, so dass sie nicht aus Liebe zur Musik sangen, sondern um Seeleuten auf der Überfahrt zu töten. Mit ihrem Gesang bezirzen sie noch so jeden gierigen Seemann, ehe sie die armen Männer ins Wasser ziehen und sie in die Tiefen des Meeres verschleppen.

Das Lied der Sirenen:

Mein Herz durchbohrt von Meleth,
'ich verschmäh das Glitzergold.
'Und rein gar nichts kann mich trösten,
'bloß mein tapfrer Seemann hold.

'Kommt all ihr hübschen Mädchen,
'ganz gleich, wer ihr auch seid.
'Die ihr liebt `nen tapfren Seemann,
'der auf den Meeren weilt.

Mein Herz durchbohrt von Meleth,
'ich verschmäh das Glitzergold.
'Und rein gar nichts kann mich trösten,
'bloß mein tapfrer Seemann hold.

Entstehungsgeschichte der Meerjungfrauen
Eine Legende besagt, dass einige Hochelfen vor Dunkelelfen flohen und dem sicheren Tod geweiht waren. Verletzt waren sie auf der Flucht vor einem schrecklichen Waldbrand, welcher von den Dunkelelfen ausgelöst wurde. Durch eine Wendung ihres Schicksal - ob es die Götter Gwadors waren oder Gaia, ist bis heute umstritten - wuchs ihnen, sobald sie den Strand und das Meer erreichten, Schwanzflossen. Sie schwammen geschwind davon und waren fortan als Meerjungfrauen bekannt. Getrieben von ihrer Rachlust verteidigen sie ihre Heimat - das Meer - und bestrafen jeden, der es wagt, ungefragt ihr Territorium zu betreten.


Variante 2

Tief verborgen unter dem Wasser gibt es eine Höhle - ein Mythos. Jene Höhle soll in allen erdenklichen Farben glitzern. Es soll sogar eine Luftblase geben. Über dem Wasserspiegel soll ein Baum wachsen. In jener Höhle fand eine geflüchtete Hochelfe Schutz. Fasziniert von Baum pflückte sie eine Frucht und ass davon. Nur wenige Momente später erlitt sie grauenvolle Schmerzen, als ihre Beine zusammen wuchsen und sie eine Schwanzflosse bekam. Seit jeher würde jene Hochelfe mit dem Namen Oceania im Wasser leben und diese Höhle mit ihrer Familie, gar ihrem Volk, beschützen. Jene unter ihnen, welche für die Sicherheit von Oceanias Volk zuständig waren, wuchsen Schwimmhäute, damit sie schneller schwimmen könnten.


Seemansgeschichte

Die Monster der Meere

Es war ein heisser Sommer. Das Wetter auf der See war gut. Stets wehte ein Wind und half den den Schiffen voran zu kommen. Auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer gingen die meisten Seefahrer gefährliche Wege.

Und so auch ein junger, spanischer Kapitän, welcher für sein Königreich segelte und so einige versunkene Schätze suchte.

“Capitano! Land in Sicht!”, schrie der Matrose aus dem Krähennest runter. Der Kapitän zog sein Fernglas und blickte durch es hindurch. Tatsächlich, eine kleine Insel, welche nicht auf den Landkarten eingezeichnet war. “Eigenartig”, dachte sie der junge Kapitän.

“Wir rudern dort hin! Wir werden hier ankern”, der Kapitän und 15 seiner Leute ruderten mit drei Beibooten zur Insel. Als sie von den Booten sprangen, um sie an Land zu ziehen, waren sie verblüfft. Der Strand bestand nicht aus Sand oder Kiesel, sondern aus Perlen.

Gierig wie die Männer des jungen Kapitän waren, stopften sie sich ihre Taschen voll mit jenen Perlen. Doch der Kapitän blickte sich nur staunend um und ging am Strand entlang. Er kümmerte sich nicht weiter um seine gierige Mannschaft.

Plötzlich hörte er eine Frau singen. Es war der lieblichste Gesang den er je hörte. So rein, sanft und einfach nur wunderschön. Der Kapitän folgte dem Gesang und sah den bezaubernden Rücken jener Frau, welche auf einem Felsen zu sitzen schien. Sie kämmte ihr seidenes, vom Feuer geküssten rotes Haar.

“Wunderschön…”, hauchte der Kapitän und ging langsam auf die Frau zu. Sie drehte sich erschrocken um und blickte den Kapitän ängstlich an. Er bemerkte, dass sie nicht zu tragen schien, denn nur ihre langen, feuerroten Haare verdeckten ihre Brust.

Doch als er näher kam und um den Felsen trat, erblickte er ihre Beine. Nur hatte die wunderschöne Frau keine Beine, nein, sie hatte einen Fischschwanz. Fasziniert, aber auch ängstlich, blickte der Kapitän die junge Frau an. Er sah in ihre wunderschönen, azurblauen, vor Schreck aufgerissenen Augen.

“Hab keine Angst…”, sein Blick huschte auf ihren Fischschwanz, “Ich tue dir nichts”, langsam ging er näher und kniete sich auf den Felsen vor ihr: “Ich habe noch nie so etwas schönes gesehen wie dich. Wie heisst du?”

Die rothaarige Schönheit blickte ihn an und öffnete ihre vollen, roten Lippen: “Adeena”, erklang ihre glockenhelle Stimme.

“So ein schönes Wesen… so rein und lieblich. Doch was bist du?”, langsam hob der Kapitän seine Hand und ergriff die ihre. Ihre Fischschwanz glitzerte in der Sonne in tausenden Farben.

“Ich … bin eine Meerjungfrau”, antwortete Adeena und schloss die Augen, die Berührungen geniessend, “Und was… bist du?”

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Überrascht blickte der Kapitän das schöne Wesen vor sich an. Noch nie hatte er von Meerjungfrauen, halb Mensch, halb Fisch, gehört. Doch mussten sie ein Geschöpf Gottes sein. Seine Lippen bebten als er ihr antwortete: “Ich bin ein Mensch… ein Kapitän.”

“Kapitän…”, hauchte das wunderschöne Ding vor ihm und strich ihm hautzart über die Wange, “bleibt bei mir…”

Der Kapitän und seine Mannschaft waren so sehr von dieser Insel verzaubert, dass sie blieben. Die Männer suchten jede Perle und füllten diese in Fässer, welche sie auf ihr Schiff brachten. Doch mit jedem Fass mehr erhielt das Schiff mehr tiefgang. Mit jedem Tag mehr verliebte sich der Kapitän mehr in das wunderschöne Wesen. Und je tiefer diese Liebe wurde, umso mehr Meerjungfrauen kamen an Land und machten den Seefahrern hübsche Augen.

Schon bald ankerten sie mehr als einen Monat vor der Insel und hatten sich sehr verändert. Das Schiff drohte zu kentern durch die schwere Last, am Strand waren fast keine Perlen mehr. Doch dies war den Seefahrern egal. Sie liebten die Meerjungfrauen.

Doch die Meerjungfrauen beobachteten besorgt, wie die Seefahrer ihre kostbaren Perlen mitnahmen. Jede einzelne Perle war eine Träne der Meerjungfrauen. Und jede dieser Perle könnte ein Leben retten. Und nun besassen diese Seefahrer alles.

Doch Adeena liebte den Seefahrer über alles. Ihr war dies egal. Sie zupfte sich eine ihrer Schuppen aus und fertigte eine Kette für ihren Kapitän an. Dieser war fasziniert von der Schuppe, denn sie glitzerte in allen erdenklichen Farben.

Als seine Männer dies mitbekamen, fingen sie an, nachdem keine einzige Perle mehr am Strand lag, die Schuppen der anderen Meerjungfrauen brutal auszureissen. Die Meerjungfrauen waren entzürnt.

Sie zogen sich zurück und überliessen die Seefahrer ihrem Schicksal. Doch liebestrunken wie der Kapitän war, befahl er, Adeena mit an Bord zu bringen. Gefangen in einem Glaskasten wurde sie an Bord gebracht. Sie weinte, schrie, flehte. Doch nichts brachte sie in ihr kostbares Meer zurück.

Doch als alle Männer auf dem Schiff waren, knarrte das Schiff gefährlich. Es sank, aufgrund der schweren Last, aufgrund der Habgier der Männer. Die Männer versuchten verzweifelt vom Schiff auf die Insel zu kommen, doch die Meerjungfrauen liessen sie nicht. Sie sorgten dafür, dass die Männer ertranken.

Der Kapitän hockte vor seiner Adeena, das Wasser bereits knietief. “Verzeih…”, sprach er zu ihr, bevor er sie sanft küsste. Er liebte als einzige seine Meerjungfrau über alles. Er hatte als Einziger die Insel nicht ausgebeutet.

“Die anderen sollen sterben… doch du wirst ewig leben”, hauchte Adeena und sobald das Wasser tief genug war, schwamm sie mit ihrem Geliebten in die Tiefe des Meeres. Durch jene Kette mit der Schuppe und ihrer Gunst, war es dem Kapitän möglich, selbst ein Unterwasserwesen zu werden…

Da war sie also - die Stadt der Meerjungfrauen. Die Dächer der Stadt bestanden aus blauem Prismarin, nein, aus Muscheln, welche mit Prismarin bezogen waren. Grosse Korallen und Seegras wuchsen überall und rundeten das Bild der Stadt ab. Erhöht auf einem Hügel stand der Palast, dessen Dächer aus purem Gold zu bestehen schienen. Statuen säumten den Weg bis zum königlichem Tor. Streitwagen, gezogen von Delfinen, kutschierten die Meermenschen an ihren Bestimmungsort. Händler priesen die eigenartigsten Esswaren, die schönsten Stoffe oder die seltensten Tiere an.

Der Käpt’n blickte sich fasziniert um, während die schöne Meerjungfrau ihn mit Sauerstoff versorgte. Sie schwamm mit ihm zu einer unterirdischen Höhle, in welcher eine Sauerstoffblase war. So konnte er atmen, während die Meerjungfrau sich im Wasser aufhielt. Jeden Tag kam sie hierher und er lernte die hübsche Meerjungfrau immer besser kennen. Eines Tages erfuhr er, dass sie die Kronprinzessin des Thrones war.

Wochen vergingen und aus der Meerjungfrau und dem Käpt’n wurde ein Liebespaar. Bald stellte sich heraus, dass sich die beiden Spezies kaum voneinander unterschieden, denn die Meerjungfrau wurde schwanger. In einer geheimen Zeremonie heirateten die beiden und richteten die Höhle, unweit weg von der Stadt, bequem für die kleine Familie ein.

An einem wunderschönen Abend, als die Sonne das Wasser glitzern liess, und man den Geburtstag der Meerjungfrau im Schloss feierte, passierte es: Sie übergab sich vor der Schwanzflosse ihres Vaters. Eine Untersuchung des Hofarztes ergab, dass sie schwanger war.

“Wie kannst du es wagen? Für dich war ein Prinz vorhergesehen! Wer ist dieser Halunke, der dich schwängerte?”, schrie der König seine Tochter vor der versammelten Gastgesellschaft an.

“Er ist kein Halunke! Er ist ein Käpt’n und mein Mann!” antwortete die Prinzessin und versuchte die Tränen zurückzuhalten.

“Ein Mensch?!”, ausser sich vor Wut schloss der König seine Tochter in einem Turm ein. Gitter vor den Fenster hinderten die Prinzessin daran, zu entkommen. Der Käpt’n fand nie heraus, wieso seine Frau nicht zur Höhle zurückkam. Als er aus der Höhle schwimmen wollte, um sie zu suchen, ertrank er.

Als die Prinzessin nach Monaten endlich ihr Kind auf die Welt brachte, waren alle entsetzt: Das Kind hatte nicht nur eine Schwanzflosse, sondern auch zwei Beine und Füsse, welche links und rechts an der Hüfte angemacht waren. Das Kind war verflucht.

Voller Abscheu liess der König seine Enkelin in einer Höhle einsperren. Eine alte Meerhexe sollte sich um das Kind kümmern. Doch jeder ihrer Zauber und Rituale ging schief. Aus Wut, dass seine Enkelin so eine Missgestalt war, verfluchte er sie.

“Du bist unschuldig für die Liebe deiner Eltern! Und doch hat ihre Liebe dich verflucht. Du sollst jedoch die Herrscherin der Meere werden! Du wirst die gesamte Meere beherrschen!”


Habitat:

Die Meerjungfrauen bewohnen das gesamte Meer in ganz Parsifal. Die nördlichen Gegenden meiden sie im Winter und werden dort nur im Sommer gesichtet - wenn die Gefahr, eingefroren zu werden, am geringsten ist. Ihre Sagenumwobene Hauptstadt soll sich laut Mythen in Tropennähe befinden. Sie werden vermehrt bei den Sahiri Inseln gesichtet.

Stärken:

Meerjungfrauen sind sehr schneller Schwimmer. Keine Erfindung, kein Schiff, kann ihnen folgen.

Der Gesang der Sirenen zieht jeden Seemann in den Bann - egal ob männlich, weiblich, Mensch, Elf, Zwerg oder Ork. Einmal in den Bann gezogen, verspürt man eine gewisse Anziehung, ähnlich einem Gefühl der Liebe. Man will die Sirene unbedingt küssen.

Der sagenumwobene Kuss der Meerjungfrau erhalten nur wenige. Mit jenem Kuss ist es möglich, im Wasser zu atmen. Einige Legenden besagen sogar, dass jener Kuss ein Wesen zu einem Meermenschen werden lässt.

Die Schuppen und Tränen der Meerjungfrau können Verletzungen heilen. Daher sind sie auch beliebte Trankzutaten oder werden als Zutat für ein Ritual verwendet. Wenn die Schuppen und Tränen freiwillig übergeben werden, hat dies keinerlei Nebenwirkungen für den Empfänger, sondern nur Vorteile: Sie erhalten den Segen der Meermenschen und scheinen immer Glück zu haben. Werden sie jedoch gewaltvoll entnommen, wird der Entwender und der Empfänger auf ewig verflucht. Es sähe so aus, als würde man vom Pech verfolgt.

Schwächen:

Meerjungfrauen können nicht an Land überleben. Sie sind auf das Wasser angewiesen. Jedoch brauchen sie auch Sauerstoff, welche sie im Meer aus dem Wasser filtern können. In Gefangenschaft jedoch, wie in einem Glaskasten, fehlt die Luft und sie ersticken.

Lebensspanne:

Legenden zufolge können Meerjungfrauen etwa 100 Jahre alt werden. Da sie gejagt werden, erreichen viele von ihnen nicht mal ihr 15. Lebensjahr - das Jahr, in welchem sie volljährig werden.

Intelligenz:

Die Meerjungfrauen sind sehr intelligente Wesen. Laut Mythen besitzen sie grosse Bibliotheken.

Fortpflanzung:

Die Meerjungfrauen pflanzen sich wie die Elfen und Menschen fort. Das Weibchen ist etwa 5 Monate schwanger, ehe sie ein, selten zwei, Kinder auf die Welt bringt. Ihre Geschlechtsorgane sind in der Schwanzflosse versteckt.

Geschlechter:

Man unterscheidet zwischen Meerjungfrauen und Meermänner.

Mögliche Abweichungen/Mutationen:

Es gibt Meerjungfrauen und Sirenen. Die Sirenen haben Schwimmhäute zwischen den Fingern und ihr Gesang ist gefährlicher - sie können damit die Seeleute zu allem zwingen. Ob es sich wirklich um Mutationen oder zwei sich ähnelnde Wesen handelt, wurde nicht abschliessend untersucht.


Quellen:

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Fantasy Prints — The Art of Scott Gustafson

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