25.09.1341
Die Vorburg Anholt nimmt langsam Konturen an. Ich konnte einige fleißige Helfer finden, arme und hungrige Leute aus dem Umland. Sie verstehen mich kaum und geben unartikulierte Laute von sich. So müssen wir uns mit der Zeichensprache behelfen. Jeden Handel lehnen sie ab, wahrscheinlich weil sie mittellos sind. Nach kurzen Erläuterungen sind sie in der Lage, die Steine für die Gebäude zu erstellen und zu setzen. Allerdings haben diese Menschen einen enormen Appetit, so dass ich große Mengen Nahrung beschaffen musste.
Die Umgebung birgt manche Gefahren. Das Gelände ist zu unserem Schutz kaum zugänglich, führt zu unserem Nachteil aber gerade beim Errichten der Mauern zu manchem Knochenbruch. Ich mache mir große Sorgen, wie es erst beim Aufbau der Brücken sein wird, die über wahre Abgründe führen werden.
Unter Tage (also bei den Bergwerken) lauert eine mir bis dato unbekannte Gefahr: Ratten. Ich selbst wurde von einer ganzen Horde gezielt angegriffen und konnte nur schwer verletzt entfliehen (manche meinten, ich wäre gar tot gewesen). Dabei verlor ich die gesamte Ausrüstung und mein ganzes Geld. Hätte ich doch letzteres zuvor auf einer Bank angelegt.
Ein Kurier des Landes war dieser Tage auf meinem Bauplatz zugegen. Er berichtete mir von der Stadt Lohengrin, die ganz in der Nähe zu finden sei. Auf seine Empfehlung überlies ich meinen Leuten die Arbeit und machte mich auf den Weg zur Stadt. Und welch Glück: Ich konnte mich mit Nahrungsmitteln eindecken. Ein freundlicher Händler überließ mir zu geringen Konditionen Brot, Melonen und sogar süßen Fisch, eine Landesspezialität, die mir gänzlich unbekannt war. Dort soll es auch eine Bank geben, die ich bei meinem nächsten Besuch gewiss aufsuchen werde.
Einer meiner Leute hat das Patent zur Bearbeitung von Steinen und Holz erworben. Nun sind wir in der Lage, das Material entsprechend unserem Bedarf zuzuschneiden. Ich brauche nun einen guten Gärtner, damit wir unsere Nahrung selbst herstellen können. Und da bei der enorm schweren Arbeit auch viel Proteine benötigt werden, Fleisch aber für uns unerschwinglich ist, hoffe ich, dass wir schon bald auf pflanzliche Proteine zurückgreifen können. Ich habe gehört, dass jemand aus der Gegend gute Linsensuppe kochen kann. Ich werde ihn finden und auf meiner Festung einstellen.
Tiere gibt es hier extrem selten, und wenn man sie findet und schlachtet, geben sie nichts her. Für die Versorgung mit Wolle und Milch muss ich eine adäquat Lösung finden. Ich denke da an Schafe und Ziegen. Letztere geben beides, wenn man nicht gerade den Bock zu melken versucht, was ja böse enden könnte…
Zu guter Letzt: Aus dem Tal keine Nachricht. Meine dort zurück gelassenen Briefe bleiben weiter unbeantwortet. Meine Leute können mir nicht berichten, wer dort erst vor kurzem einen Eichenwald angelegt hatte. Nun denn, vielleicht ist dieser Mensch ja auch nicht mehr am Leben. Ich widme mich derweil weiter der Burg. Die Kernburg und als letzte Bastion der Bergfried - beides auf einem unheimlich steilen Hügel - werden nach der Fertigstellung der Schauderbrücke (beim Herabsehen wird garantiert jedem schlecht) weiter ausgebaut.
Aber schon bald werde ich einige Bauleute ins Tal schicken und den Hafen, das Handelskontor, den Markt sowie die ersten Siedlerhäuser errichten.
Fangen wir klein an, schauen aber im Geiste schon das Große.