Tagebuch der Festung Anholt

Dies ist ein Tagebuch. Es wird mit der Zeit fortgeführt und ergänzt. D.h.: Bitte nicht antworten.

21.09.1341

Geschichte des Burgherren: Einst war ich ein geachteter Kaufmann in Lübeck, meiner Heimatstadt. Ich handelte erfolgreich mit kostbaren Tuchen aus Venedig und Genua und mit Salz aus Lüneburg. Die Armenstifte profitierten gut durch meine Geschäfte. Auch die zu den neuen Kolonien im Osten fahrenden Schiffe wurden mit den erlesensten Kostbarkeiten aus meinen Kontoren ausgestattet. Schließlich empfahlen mich die Stadträte als neuen Bürgermeister.

Durch feigen Verrat aus Neid und Missgunst meiner Konkurrenten musste ich jedoch meine Sachen packen und mit dem nächsten Schiff abreisen. Nur das Nötigste konnte ich mitnehmen, die Klamotten auf meinem Leib, etwas Wegzehrung und einige Werkzeuge. Aber das Schiff geriet in einen schweren Sturm und strandete schließlich an einer fremden Küste.

Die Besatzung machte sich auf den Weg, um in der nächsten Stadt Hilfe zu holen. Seitdem sind sie verschollen. Ich allein errichte nun eine kleine Schmiede auf einem Hügel nahe der Küste.

Im Tal sah ich spuren einer Zivilisation. Dort hinterließ ich eine Nachricht, bis jetzt ohne Antwort. Vielleicht gelingt es mir, den dort ansässigen Bauherren von einer Kooperative zu überzeugen. Dort könnte man eine kleine Hafenstadt errichten. Vielleicht nicht gerade mit dem glänzenden Ruhm wie Lübeck. Aber wohlhabend genug, um ein angenehmes Leben ihrer Bürger zu ermöglichen.

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23.09.1341

Aus meinem ursprünglichen Vorhaben, eine bescheidene Schmiede zu bauen, wird wohl nichts. Ein positiver Grund: Es ist soviel Eisenerz vorhanden, dass ich alle Planungen erweitern kann. Das in diesem Lande gültige Patent für das Herstellen von Werkzeug habe ich bereits erworben.

Die andere Seite der Medaille: Es ist auf Dauer zu gefährlich, ungeschützt in der Wildnis zu wohnen. Räuber und Schmuggler sind an der Küste unterwegs und in den umliegenden Siedlungen erwacht der Neid.

Da hier in den Hügeln jede Menge festes Gestein zu finden ist, kann ich für den Bau der Festung getrost auf vergängliches Holz verzichten. Daher auch der Name der Burg: Anholt, ohne Holz.

Die Grundmauern sind bereits errichtet und werden noch mit Mauernasen verstärkt. Ein benachbarter Fels könnte für die letzte Zuflucht eingeplant werden. Wenn ich nur wüsste, wie man da rauf kommt.

Im Tal hat sich noch nichts ereignet. Mein Brief blieb bis dato unbeantwortet. Daher habe ich Gesuch auf Erwerb gestellt. Das kleine Tal liegt etwa 100m unterhalb der Festung und hat eine ausgezeichnete Lage für einen kleinen Hafen und ein Küstendorf im Stiele der Sestri Levante.

Ich sehe im Geiste schon die kleinen Mittelmeerboote und auch einige Koggen aus dem Norden anlanden, reich beladen mit Gewürzen, Wein, Tuch und anderen Kostbarkeiten. Die bunten und mit allerlei Blumen behangenen Häuser werden von friedlichen und fleißigen Händlern und Fischern bewohnt sein.

Es wäre ein großes Glück, auf diese Weise ein Neubeginn zu wagen und zu erfüllen.

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Bilder vom Entsteheungsprozess wären nice :stuck_out_tongue:

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25.09.1341

Die Vorburg Anholt nimmt langsam Konturen an. Ich konnte einige fleißige Helfer finden, arme und hungrige Leute aus dem Umland. Sie verstehen mich kaum und geben unartikulierte Laute von sich. So müssen wir uns mit der Zeichensprache behelfen. Jeden Handel lehnen sie ab, wahrscheinlich weil sie mittellos sind. Nach kurzen Erläuterungen sind sie in der Lage, die Steine für die Gebäude zu erstellen und zu setzen. Allerdings haben diese Menschen einen enormen Appetit, so dass ich große Mengen Nahrung beschaffen musste.

Die Umgebung birgt manche Gefahren. Das Gelände ist zu unserem Schutz kaum zugänglich, führt zu unserem Nachteil aber gerade beim Errichten der Mauern zu manchem Knochenbruch. Ich mache mir große Sorgen, wie es erst beim Aufbau der Brücken sein wird, die über wahre Abgründe führen werden.

Unter Tage (also bei den Bergwerken) lauert eine mir bis dato unbekannte Gefahr: Ratten. Ich selbst wurde von einer ganzen Horde gezielt angegriffen und konnte nur schwer verletzt entfliehen (manche meinten, ich wäre gar tot gewesen). Dabei verlor ich die gesamte Ausrüstung und mein ganzes Geld. Hätte ich doch letzteres zuvor auf einer Bank angelegt.

Ein Kurier des Landes war dieser Tage auf meinem Bauplatz zugegen. Er berichtete mir von der Stadt Lohengrin, die ganz in der Nähe zu finden sei. Auf seine Empfehlung überlies ich meinen Leuten die Arbeit und machte mich auf den Weg zur Stadt. Und welch Glück: Ich konnte mich mit Nahrungsmitteln eindecken. Ein freundlicher Händler überließ mir zu geringen Konditionen Brot, Melonen und sogar süßen Fisch, eine Landesspezialität, die mir gänzlich unbekannt war. Dort soll es auch eine Bank geben, die ich bei meinem nächsten Besuch gewiss aufsuchen werde.

Einer meiner Leute hat das Patent zur Bearbeitung von Steinen und Holz erworben. Nun sind wir in der Lage, das Material entsprechend unserem Bedarf zuzuschneiden. Ich brauche nun einen guten Gärtner, damit wir unsere Nahrung selbst herstellen können. Und da bei der enorm schweren Arbeit auch viel Proteine benötigt werden, Fleisch aber für uns unerschwinglich ist, hoffe ich, dass wir schon bald auf pflanzliche Proteine zurückgreifen können. Ich habe gehört, dass jemand aus der Gegend gute Linsensuppe kochen kann. Ich werde ihn finden und auf meiner Festung einstellen.

Tiere gibt es hier extrem selten, und wenn man sie findet und schlachtet, geben sie nichts her. Für die Versorgung mit Wolle und Milch muss ich eine adäquat Lösung finden. Ich denke da an Schafe und Ziegen. Letztere geben beides, wenn man nicht gerade den Bock zu melken versucht, was ja böse enden könnte…

Zu guter Letzt: Aus dem Tal keine Nachricht. Meine dort zurück gelassenen Briefe bleiben weiter unbeantwortet. Meine Leute können mir nicht berichten, wer dort erst vor kurzem einen Eichenwald angelegt hatte. Nun denn, vielleicht ist dieser Mensch ja auch nicht mehr am Leben. Ich widme mich derweil weiter der Burg. Die Kernburg und als letzte Bastion der Bergfried - beides auf einem unheimlich steilen Hügel - werden nach der Fertigstellung der Schauderbrücke (beim Herabsehen wird garantiert jedem schlecht) weiter ausgebaut.

Aber schon bald werde ich einige Bauleute ins Tal schicken und den Hafen, das Handelskontor, den Markt sowie die ersten Siedlerhäuser errichten.

Fangen wir klein an, schauen aber im Geiste schon das Große.

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