Tempus fugit, amor manet

Frühling, 1343, Greifenstein

Die Kälte der Nacht zog sich über die Mauern Greifensteins. Die Fackeln in den eisernen Halterungen spendeten den Stadtwachen auf den hohen Mauern etwas Wärme. Dumpfe Schritte erklangen zeitweise auf dem frostigen Stein. Wachen liefen die Mauer auf und ab. Aus einem Turm kam angeregtes Stimmengewirr. In diesem Turm standen mehrere Menschen dicht zusammengedrängt um einen Tisch.

„Ach, jetzt lasst uns doch keinen Unsinn reden… sie werden wohl kaum genug Kämpfer haben, um die Mauern der Stadt zu stürzen. Schaut sie doch an! Es ist fast schon bemitleidenswert!“ sagte ein Mann in Rüstung, ehe er mit der Faust auf den Tisch schlug.

Magdalena Overstolz zuckte schreckhaft zusammen. Sie war diese raue Atmosphäre durchaus gewohnt. Besonders durch die Ereignisse der letzten Tage. Doch es war schon spät und diese Überreizung ihrer Sinne war ihr dann doch zu viel. Sie schaute sich aufmerksam im Raum um und traf auf ein dunkles Augenpaar. Diese Augen waren ihr noch recht unbekannt. Erst am vorigen Morgen wurde sie dem Herrn von Rodenstein vorgestellt.

Friedrich von Rodenstein war noch neu in der Stadt. Kurz bevor die Belagerung der Christlichen Allianz anfing, zog er in das Hospital und wo auch immer Magdalena lang spazierte, sie hörte stets flüsternde Stimmen, welche sich über den neuen Medikus in der Stadt unterhielten. Auch Magdalena war sehr neugierig.

Magdalena schaute Friedrich von Rodenstein einen Moment lang in die Augen, ehe sie ihren Blick weiter durch den Raum schweifen ließ. Es war merkwürdig, auch wenn sie Friedrich noch nicht lange kannte, hatte sie das Gefühl diese Augen schon einmal irgendwo gesehen zu haben.


Sommer, 1340, Köln (Heiliges Römisches Reich Deutscher Nationen)

Noch ein tiefer Atemzug und dann hatte sie es geschafft. Magdalena neigte ihren Kopf etwas zur Seite und schaute sich im großen Spiegel an. Ihr geflochtenes Haar lag über ihrer Schulter und bildete einen Kontrast zu dem hellblauen Kleid, welches sie an diesem Tage zum ersten Mal trug.
Ihr Zimmermädchen schnürte das dünne Band um ihre Taille fest zu und strich dann das Kleid erneut glatt. Es klopfte an der Tür und Magdalena wendete ihren Blick schnell von ihrem Spiegelbild ab. Herein kam ihre Mutter mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. „Du siehst wunderhübsch aus, meine Große.“ sagte sie, als sie mit einem silbernen Tablett auf ihren Händen durch den Raum zu Magdalena ging. Gespannt blickte die sechzehnjährige Magdalena auf das Tablett. Dort lag auf einem roten Samtkissen eine goldene, mit kleinen Diamanten verzierte, Kette.

Vorsichtig legte Ingrid Overstolz die Kette um den Hals ihrer ältesten Tochter. Magdalena strich sanft über die funkelnden Diamanten ehe sie sich umdrehte und ihre Mutter strahlend anlächelte. „Hab vielen Dank, Mutter.“ flüsterte sie. Ingrid Overstolz lächelte nur und seufzte dann. Sie strich eine Strähne aus Magdalenas Gesicht und sagte dann mit sanfter Stimme: „Ich bin mir sicher er wird dir gefallen. Er kommt aus gutem Hause und er genoss eine ganz wunderbare Erziehung. Ihr werdet euch sicherlich prächtig verstehen.“

Eine Violine spielte ein ruhiges Lied im Saal, als Magdalena die Treppe herunter schritt. Sie ließ ihren Blick über die Menge gleiten. Viele anwesende Menschen erkannte sie von Festen und Treffen. Ein paar Fremde waren auch unter den Gästen. Darunter auch der junge Mann, der wohl am meisten aus der Menge stach. Er trug einen hellblauen Anzug. Seine dunklen Augen ruhten auf Magdalena und alsbald er sie sah, zeichnete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ab.

„Ludwig von Rodenstein. Es ist mir eine Ehre, Fräulein Overstolz.“ sagte der junge Mann als er langsam auf Magdalena zuging und ihr seine Hand hin hielt. Die Gesellschaft um die zwei jungen Menschen verstummte und Magdalena knickste vor Ludwig ehe sie ihre Hand in die Ludwigs legte.

Der Abend verlief genau so, wie es sich die Eltern der Familien Overstolz und von Rodenstein gewünscht hatten. Magdalena und Ludwig verstanden sich sehr gut und sie führten angeregte Gespräche. Als sie tanzten, schauten die Gäste in Bewunderung zu. Der Verkündigung der Verlobung der beiden stand eigentlich nichts mehr im Wege. So zumindest dachten die beiden Familien.

Als sich der Abend dem Ende zuneigte, setzte sich Magdalena an einen Tisch. Ludwig machte sich auf den Weg um etwas zutrinken für die beiden zu hören. Kurz nachdem Magda sich gesetzt hatte, hörte sie eine Stimme. Sie erhob den Blick und für eine Sekunde dachte sie, dass Ludwig bereits zurück war. Doch es war nicht Ludwig der vor ihr stand. Der Herr vor ihr war ein paar Jahre älter als Magdalena. Er hatte die gleichen schwarze Haare und dunkle Augen wie Ludwig. Doch waren seine Gesichtszüge anders. „Darf ich?“ fragte der Herr und riss Magda damit aus ihren Gedanken. Sie nickte nur und lächelte freundlich als er sich neben sie setzte.

„Tempus fugit, amor manet.“ sagte der Herr und schaute auf die Menschenmenge, die in einem großen Kreis vor ihnen tanzten. Magda blickte den Herrn an. Für einen Moment wirkte es fast so, als wären die beiden alleine in dem Raum. Der Herr wendete seinen Blick von der Menschenmenge ab und schaute Magda mit ruhigem Blick an. „Eure Eltern. Schaut wie sie tanzen. Nach all den Jahren lieben sie sich noch immer. Dieser heilige Bund wird wohl immer erhalten bleiben.“ sagte er. Magda räusperte sich und schmunzelte dann. „Dies habt ihr wunderschön ausgedrückt. Entschuldigt, aber wie war euer Name noch gleich?“ fragte sie. Zwei Kinder rannten an dem Tisch vorbei und der Herr folgte ihnen mit seinem Blick ehe er Magda lächelnd anschaute und die Hand ausstreckte. „Friedrich von Rodenstein mein Name. Es freut mich euch kennenzulernen, Magdalena. Wir werden uns wohl bald öfter sehen.“ sagte Friedrich als Magda gerade seine Hand nahm und diese sanft drückte.

Sie unterhielten sich nicht lange, doch blieb Magdalena diese Unterhaltung noch lange in Erinnerung. Der Abend endete mit einer Rede von Magdalenas Vater. Er drückte seine Vorfreude auf die kommende Zeit aus. Niemand anderes freute sich mehr auf die Vermählung der beiden jungen Menschen, als Magdalenas Vater. Er kannte die Familie von Rodenstein schon lange und genoss die Gemeinschaft stets.


Frühling, 1343, Greifenstein

Die Erinnerung schlug ein wie ein Blitz. Magdas Blick schnellte zu Friedrich. Dieser lächelte bereits und nickte dann um ihr mitzuteilen, dass sie sich draußen unterhalten sollten. Magda entschuldigte sich bei der Diplomatin und ging aus dem Turm. Sie wartete auf Friedrich in der Kälte der Nacht. Sie spürte jedoch nichts von dieser Kälte. Magda war voller Adrenalin. Sie erinnerte sich an jenen Herrn, den sie vor Jahren in Köln kennenlernte. Friedrich verließ den Turm ebenfalls und stellte sich neben Magda. „Ihr wusstet es?“ fragte Magda aufgeregt. Friedrich lachte kurz auf und nickte. „Ich habe euch bereits an meinem ersten Tag in Greifenstein erkannt. Mein Bruder redete damals ständig über euch… da war es nicht so schwer euer Aussehen und euren Namen aus dem Sinne zu bekommen“ erzählte Friedrich. Magda errötete leicht und seufzte. „Es tat mir wirklich leid, dass die Hochzeit nicht stattfinden konnte. Ich war bereit, doch mein Vater… na ihr wisst ja wie er ist.“ sagte sie und strich sich durchs Haar. „Nach der Krankheit eures Bruders war es ein hoffnungsloser Fall“ ergänzte Magda bevor sie sich zu Friedrich umdrehte und ihn anschaute. „Ich muss sagen, ich bin sehr froh euch wiederzusehen. Was ein Zufall, dass Gott uns beide an diesen Ort zu der gleichen Zeit brachte“ sagte Magda und lächelte ihn an.

Die beiden redeten noch ein wenig über ihre Vergangenheit und wie sie nach Parsifal gelangt sind. In den nächsten Tagen sprachen sie noch oft. Es war, als wäre die Verbindung, die sie vor Jahren in Köln hatten, nie verloren gegangen. Die beiden fühlten sich wohl, wenn sie miteinander Zeit verbrachten. Es entwickelte sich eine Freundschaft, von der nicht viele in Greifenstein wussten. Oft besuchte Magdalena das Hospital noch am späten Abend auf ihrem Weg nach Hause. Sie unterhielten sich dann stundenlang über verschiedenste Themen und meist war es schon mitten in der Nacht wenn Magdalena nach Hause kam.

Als Magdalena John Revel heiratete, war Friedrich ein treuer Freund. Und als Magdalena John für vermisst melden musste, stand ihr Friedrich zur Seite wie kein anderer. Er spendete ihr Trost und sie fanden, durch das Gebet und die täglichen Besuche der Greifensteiner Kathedrale, Frieden.

So schnell wie die Blätter der Bäume auf den Boden hinab sanken, so schnell nahm Friedrich einen Platz in Magdalenas Herzen ein. Andersherum war es gleich. Friedrich wusste, dass er Magdalena in seinem Leben brauchte. Sie schaffte es ihn zur Ruhe zu bringen und niemand sonst brachte ihn so herzlich zum lachen wie Magdalena.

Zum Ende des Jahres 1343 verbrachten die beiden jeden Tag gemeinsam. Sie erzählten sich Geschichten aus ihrem Leben, studierten gemeinsam die Bücher in der Greifensteiner Bibliothek und spazierten durch die verwinkelten Straßen Greifensteins.


22.01.1344, Greifensteiner Kathedrale

"Herr, öffne meine Lippen, damit mein Mund dein Lob verkünde. Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen."

Die ersten Sonnenstrahlen bahnten sich durch die großen Fenster der Greifensteiner Kathedrale. Von draußen hörte man in der Ferne Vögel zwitschern. Magdalena kniete auf der hölzernen Bank und bekreuzigte sich. Sie sprach ihr Gebet und erhebte sich um noch einen Moment die Stille der Kathedrale zu genießen.

Ein dumpfes Knarzen verriet ihr, dass jemand anderes schon wach war und die Kathedrale betreten hatte. Einen Moment später merkte Magdalena wie eine durchaus bekannte Gestalt sich neben sie setzte. Ihre Lippen formten sich zu einem Lächeln und sie flüsterte „Guten Morgen, schön dich hier zu sehen“ ehe sie Friedrich einmal zunickte. Friedrich lächelte zurück und antwortete in ebenso ruhiger Stimme: „Die Freude ist ganz meinerseits“.

Friedrich bekreuzigte sich und gemeinsam sprachen sie noch ein Gebet. Als Magdalena ihre Augen nach dem Gebet wieder öffnete, sah sie Friedrich auf einem Knie vor ihr. In seiner Hand ein goldener, mit kleinen Diamanten verzierter, Ring. „Magdalena, möchtest du mit mir in den heiligen Bund der Ehe eintreten?“ fragte Friedrich. Die Sonne reflektierte das Funkeln der Diamanten in Magdalenas Augen. „Ja, Friedrich. Es wäre mir eine Ehre“ antwortete Magdalena bevor Friedrich ihr den Ring ansteckte und sich wieder neben sie setzte.

Friedrich schaute Magdalena einen Moment und lächelte. „Tempus fugit, amor manet.“ flüsterte er und nahm ihre Hand.


Hiermit verkünden Friedrich von Rodenstein und Magdalena Overstolz ihre Verlobung.
Um die Verlobung zu feiern findet am zweiten Tage des nächsten Monats ein Fest statt. Alle Freunde, Greifensteiner und friedlich gesinnte Wesen sind herzlich eingeladen.

OOC

Die genannten „Freunde“ werden noch auf dem Server eine Einladung für das Fest erhalten. Wo und um welche Uhrzeit das Fest stattfindet wird noch bekannt gegeben.

PS: Tut mir leid falls ich deinem Charakter das Herz brechen muss, Kealtea :joy: Vielleicht wird’s ja was wenn Friedrich auch auf mysteriöse Art und Weise verschwindet.

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Die Verlobungsfeier wird am morgigen Tage zur 18. Stunde in Greifenstein stattfinden. Der genaue Ort wird noch bekannt gegeben. Alle Gäste, die nicht aus Greifenstein kommen, sollten sich am Haupttor einfinden.

Alle Wesen, welche nicht dem Chaos angehören, sind herzlich eingeladen. Für das leibliche Wohl ist gesorgt und die Musikgruppe „Slawistan“ wird ein paar Lieder vorführen.

Friedrich von Rodenstein und Magdalena Overstolz freuen sich auf euch!

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