Caldaris‘ Verkündung zum Fund eines neuen Vorkommens

Vor der Verkündung herrscht gespannte Stille auf dem großen Platz von Xantia. Händler unterbrechen ihre Geschäfte, Bürger und Gesandte der Reiche versammeln sich neugierig vor dem goldverzierten Redepodium. Wachen in den Farben Caldaris’ sichern die Stufen, während ein Herold die Menge zur Ruhe bittet.

„Im Namen seiner Hoheit und unter dem Siegel der ehrwürdigen Stadt Caldaris“

„Nach wochenlanger, mühseliger Erkundung und der unermüdlichen Arbeit tapferer Männer und Frauen unter Tage ist es unseren Suchtrupps gelungen, ein neues Vorkommen aufzuspüren - und was für eines!“

„Tief unter der Erde, in den bislang unerforschten Ausläufern der Minengrube, stießen unsere Bergleute auf ein kostbares Vorkommen funkelnder Diamanten - rein, klar und selten. Diese Entdeckung markiert einen Wendepunkt in der Geschichte unserer Minen. Der Boden von Caldaris, einst vor allem reich an Kohle, offenbart nun Edelsteine von kaum vergleichbarem Wert. Die ehemals ergiebigen Kohlelager neigen sich unterdessen dem Ende zu. Die Stadt verkündet daher, dass die letzten Kammern der alten Mine in einem letzten, reichen Abbau geleert und sodann feierlich und symbolisch zugeschüttet werden, auf dass Platz für das Neue geschaffen wird.“

„Um den verbliebenen Bestand ehrenvoll unter das Volk zu bringen, erlässt die Stadt eine temporäre Preisänderung:
Eine Warenladung Kohle ((64 Stück)) kostet ab sofort nur noch 400 Taler statt 600 Taler. Dieses nie wieder gebende Angebot gilt solange der Vorrat reicht, denn schon bald werden die Tore der alten Kohlegrube für immer geschlossen.“

Gezeichnet im Lichte der Morgensonne,
im Auftrag des Königs von Caldaris

Nach der Verkündung folgt ehrfürchtiges Raunen. Einige Händler verlassen eilig den Platz, um Handelsverträge neu zu kalkulieren. Vertreter rivalisierender Städte tuscheln über das Diamantvorkommen, während Glücksritter bereits vom neuen Reichtum träumen. Der Herold zieht sich still zurück, während Gesandte von Eldoria beginnen, über künftige Handelsrechte zu spekulieren - die Mine mag bald versiegelt werden, doch das politische Spiel hat gerade erst begonnen.

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Die Glocken verstummen, als der Boden zu beben scheint.
Nicht von Lautstärke, sondern von Bedeutung.

Sechs Tempelritter aus Hohenfels marschieren in strenger Zweierreihe auf den Platz – gerüstet in dunklem Eisen, Umhänge aus schwerem Wollstoff flattern im warmen Wind. Auf ihrer Brust: ein leuchtend rotes Kreuz auf schwarzem Grund – das Wappen Hohenfels, furchteinflößend in seiner Schlichtheit, wie Blut auf Asche.

Ihre Gesichter unbewegt, ihre Schritte gleichmäßig, getragen vom Gewicht des Glaubens.

Zwischen ihnen schreitet der Herold – alt, asketisch, mit pergamentener Haut und rauer Stimme.
Ein Banner wird hochgetragen: schwarzer Stoff, darauf das rote Kreuz.
Daneben ein vergoldeter Schrein, aus dem ein einzelner, leuchtend grüner Smaragd blitzt – nicht Teil des Wappens, sondern Reliquie des Glaubens.

Die Menschen weichen zurück. Händler halten den Atem an.
Dann hebt der Herold die Stimme:

An die funkelnden Herren von Caldaris,
an ihre geldzählenden Vasallen und staubverliebten Bergleute,
an alle, die im Glanz der Welt ihren Verstand verloren haben –

Mit großer Mühe und klebriger Zunge preist ihr ein paar Klumpen Gestein, als sei euch ein neuer Gott erschienen.
Ihr nennt sie klar und rein, doch was ist schon Reinheit ohne Gnade?

In Hohenfels liegen keine Diamanten – bei uns liegen Smaragde.
Nicht bloß Schmuck für die Mächtigen, sondern göttliche Tränen,
eingeschlossen im Fels,
gewachsen aus Buße, Gebet und gerechter Klinge.

Unsere Minen speien kein kaltes Glitzern aus –
sie schenken der Welt das lebendige Grün der Schöpfung, das sanfte Leuchten des göttlichen Willens.
Ein Smaragd aus Hohenfels heilt mehr, als ein Diamant je vergiften kann.

Wir verkaufen sie nicht auf dem Markt wie schalen Wein –
wir reichen sie den Erwählten, den Reinen, den Tapferen.
Denn nicht jede Hand ist würdig,
nicht jedes Herz geeignet, das Himmlische zu tragen.

Während Caldaris mit klirrendem Beutel über staubige Kohlenstollen kichert,
errichten wir Kathedralen über Minenschächten
und schmücken Altäre mit Steinen,
die in ihrer Tiefe Engel gespiegelt haben.

Ihr findet Reichtum in der Erde – wir finden das Reich im Himmel.

Möge euer Reichtum euch eine goldene Schlinge weben.
Möge euer Glanz blenden, bis ihr in den Abgrund tretet.
Denn was sind Diamanten gegen die Smaragde des Herrn?

Im Namen der himmlischen Ordnung,
Ravenna von Hohenfels,
Erzfeindin eitler Händler,
und Sprachrohr der ewigen Wahrheit.

Der Herold tritt zurück, überreicht das Pergament einem Knappen, der es schweigend mit eisernem Nagel an das Schwarze Brett schlägt.
Ein letzter Blick auf das rote Kreuz auf schwarzem Grund, dann wendet sich die Prozession ab und verlässt den Platz.
Kein Laut. Kein Widerspruch.

Nur das Echo der letzten Worte –
wie ein Schwur, der bald ein Urteil wird.

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