Charaktervorstellung
Kragan Korbenson
Name: Kragan Korbenson von Sølvøya
Spitzname: Blutrabe
Geschlecht: Männlich
Alter: 36
Rasse: Mensch - Nordmann
Wohnort: Herzogtum Sølvøya - Valkarath
Herkunft: Trondheim – Norwegen
Religion: Nordische Mythologie – Freya
Beruf: Jarl und Krieger
Titel: Jarl von Trondheim, Vogt von Sølvøya, Paladin der schwarzen Zitadelle, Auserwählter der Freya und erster Krieger des Allvaters in Eldoria
Aussehen:
Kragan ist 1,82 Meter groß und besitzt eine kraftvolle, durch Kampf und Disziplin geformte Statur. Sein Körper wirkt massiv, aber nicht schwerfällig, ein Mann, der sein Leben lang das Schwert führte und nie den Anspruch an Haltung verlor. Sein Gesicht ist klar geschnitten, mit kantigem Kinn, gerader Nase und markanten Wangen, über denen sich mehrere alte, silbrige Narben ziehen, eine Erinnerung an seine Flucht aus der brennenden Heimat.
Seine Haut ist auffallend hell, beinahe schimmernd wie polierter Kalkstein, und zeigt kaum Spuren der südlichen Sonne. Seine Augen sind tiefdunkelblau, intensiv und prüfend, wie das Meer unter schweren Wolken. Sein Haar fällt in schweren, goldblonden Wellen über die Schultern, meist offen oder in einfachen Kriegerzöpfen gebunden. Es glänzt im Licht wie gehämmertes Messing.
Kragans gesamtes Auftreten ist ruhig, kontrolliert und von einer natürlichen Autorität durchdrungen. Man merkt ihm an, dass er seit der Kindheit in Diplomatie, Kriegskunst und Herrschaftsführung geschult wurde, jede Bewegung wirkt gezielt, jede Geste bedacht. Seine Stimme ist tief, fest und sparsam, wie jemand, der nur spricht, wenn es nötig ist, aber dann unüberhörbar.
Charaktereigenschaften:
Kragan ist mehr als nur der Sohn eines Jarls, er ist der lebende Erbe einer Linie, deren Blut bis zu Königen zurückreicht und deren Namen in Runen auf Stein und Schild geschrieben steht. Als Urenkel eines Königs und Träger eines alten Namens ist er sich der Bürde wie der Würde seines Erbes stets bewusst.
Er ist Krieger von Leib, Feldherr von Verstand und Führer von Herz. In der Schlacht kennt er weder Zweifel noch Gnade, ein Mann, der das Eisen nicht zögert zu heben, wenn es zum Schutz der Seinen nötig ist. Und doch wohnt ihm eine stille Milde inne, die jenen gilt, die ihm folgen, ihm vertrauen, ihm die Treue halten. Für sie ist er nicht der Herr, sondern die Hand, die stützt.
Kragan ist kein Freund des Krieges um des Krieges willen. Er weiß, was er kostet. Sein Schwert spricht nur, wenn Worte versagen. Denn Friede, wenn er auf Ehre gründet, ist für ihn wertvoller als jeder Sieg.
Sein Wahlspruch lautet: „Familie und Ehre“, zwei Begriffe, die für ihn nicht trennbar sind. Wer seine Familie berührt, berührt sein Herz. Wer seine Ehre angreift, trifft auf Stahl. Gegenüber Fremden bleibt er oft kühl, wachsam, abwartend. Doch wer es vermag, sein Vertrauen zu gewinnen, findet in ihm einen Bruder auf Lebenszeit, einen, der durch Feuer geht, wenn es sein muss.
Stärken
• Kräftig: Körperlich imposant, geformt durch jahrelanges Training,
Arbeit und Schlacht.
• Intelligent: Taktisch versiert, scharfsinnig in Worten wie in Plänen.
• Führungsstark: Ausstrahlung, Stimme, Haltung – er vereint, ohne
sich aufzudrängen.
• Ehrenhaft: Hält sich selbst an das, was er von anderen verlangt.
• Willensstark: Gibt niemals auf, weder im Kampf noch im Glauben an das
Richtige.
• Loyal: Steht zu seinen Gefährten – auch dann, wenn andere sich längst abgewandt haben.
Schwächen
• Ehrenstarr: Hält zu starr an Ehrbegriffen fest, selbst wenn sie im Weg stehen.
• Blinde Freundestreue: Will das Schlechte in den Seinen nicht erkennen, bis es zu spät ist.
• Stolz: Tut sich schwer damit, Hilfe anzunehmen oder einen Fehler offen einzugestehen.
• Unsicherheit: Trägt zu oft die Last, jedem gerecht werden zu wollen.
• Rachsüchtig: Vergibt selten – und vergisst nie.
• Gefangener der Vergangenheit: Sieht zu oft zurück und trägt alte Wunden wie Banner.
Fähigkeiten
Lesen & Schreiben:
Schon in jungen Jahren wurde Kragan das Lesen und Schreiben in Runen wie auch in der gemeinen Schrift gelehrt.
Reiten:
Als Sohn eines Jarl saß er im Sattel sobald er laufen konnte
Kämpfen (Nahkampf):
Das Schwert ist ihm nicht nur Werkzeug, sondern ein Teil seiner selbst. Geschult von Jarlsmeistern, geformt in der Varägengarde und erprobt auf drei Kontinenten, kämpft er mit einer Mischung aus Kraft, Präzision und unnachgiebigem Willen. Im Zweikampf wie in der Schlachtreihe ist er gefürchtet. Er hatte ein Schwert in der Hand noch bevor er laufen konnte
Bogenschießen:
Auch mit dem Bogen geht Kragan sicher um. Besonders im Jagdgebrauch. Er bevorzugt kurze Reflexbögen nach östlichem Vorbild, die er aus seiner Zeit in Byzanz übernommen hat.
Segeln:
Als Sohn des Nordens wurde ihm die Kunst des Segelns früh vertraut.
Schwimmen:
Im eiskalten Fjord wie in den Gewässern des Mittelmeers hat Kragan gelernt zu überleben.
Architektur & Baukunst:
Kragan besitzt ein feines Verständnis für Bauwerke – nicht nur als Kriegsherr, der Zitadellen zur Verteidigung plant, sondern auch als Sohn einer Linie, die Hallen aus Holz, Stein und Stahl errichtete. In seiner Zeit am kaiserlichen Hof von Konstantinopel lernte er von byzantinischen Baumeistern, wie man Gewölbe trägt, Kuppeln fängt, Hallen belichtet und Mauern spricht.
Er weiß, wie eine Zitadelle klingen muss, wenn man durch sie schreitet, wo Licht fallen, wie Wind zirkulieren, wie Stein lasten darf.
Sprachen & Diplomatie:
Er ist ein begnadeter Diplomat und kann gut mit Worten umgehen. Spätestens durch die Ausbildung am byzantinischen Hof
Außerdem spricht Kragan mehrere Sprachen fließend:
• Norwegisch / Alt-Nordisch – seine Muttersprache, reich an Metaphern, Runen, Liedern
• Gemeine Zunge – die Verkehrssprache Eldorias, die er sicher und eindrucksvoll führt
• Mittelgriechisch / Byzantinisch – gelernt in der Warägergarde von Konstantinopel, wo er sich unter Gelehrten und Höflingen bewähren musste
Kodex
-
Ehre ist mein Anfang und mein Ende.
Ein Jarl, der Ehre verliert, verliert das Recht zu herrschen. Kein Schwur, den ich breche, soll ohne Urteil fallen. Kein Feind, den ich töte, soll ohne Würde sterben. -
Das Wort wiegt schwerer als das Schwert.
Der Jarl redet nicht viel, doch wenn er es tut, ist es Gesetz. Ich höre zuerst, urteile zuletzt, und falle kein Urteil, das ich nicht selbst tragen könnte. -
Das Blut des Stammes ist mein Blut.
Was dem Tronder widerfährt, trifft auch mich. In jedem Schild, der fällt, stirbt ein Teil meines Herzens. In jedem Kind, das geboren wird, beginnt mein Erbe neu. -
Die Flamme verlöscht nicht.
Ob Heimat, Halle oder Hoffnung, wir wurden aus der Heimat gejagt, doch das Feuer unserer Väter tragen wir weiter. Ich bin Hüter dieses Feuers. Ich werde es nie verlöschen lassen. -
Die Götter geben, aber der Wille führt.
Ich ehre Freya, Allvater und das alte Blut. Doch nicht die Götter formen mein Schicksal – sondern meine Taten. Sie sprechen durch mein Tun. -
Keine Krone ist schwerer als Verantwortung.
Ich trage keine Krone aus Gold, ich trage das Leid meines Volkes, das Gewicht unserer Vergangenheit, und die Hoffnung derer, die mir folgen. -
Kein Feind ist zu groß, kein Freund zu klein.
Wer mir die Hand reicht, dem biete ich das Schwert. Wer mich verrät, dem nehme ich das Recht zur Reue. Doch meine Tür steht offen, für alle, die mit Ehre eintreten. -
Ich bin nicht der Letzte.
Sollte ich fallen, so stehe ein Neuer auf. Denn ich bin nicht das Ende, sondern der Anfang einer Linie, die sich selbst immer wieder aus der Asche erhebt.
Jarl und Stamm
Jarltum
Das Jarltum der Familie reicht sieben Generationen zurück, tief verankert im dunklen Fels des Nordens, wo Wind und Fjord aufeinandertreffen. Es war Jarl Thrym Einarsson, der erste seines Namens, der mit seinem Gefolge den langen Marsch aus dem Osten wagte, fern aus den alten Stämmen des Nordlichts, durch Schnee und Sturm, bis sie jenen Ort erreichten, an dem heute die altehrwürdige Feste Trondheim ruht. Dort, wo das Meer in eine Felsschale schlägt und Nebel sich wie ein Schild über das Land legt, errichtete er mit Axt und Feuer die erste Halle. Ein Herd, der seither nicht erloschen ist.
Die Korbensons gelten als eine der ältesten und reinsten Jarlslinien des Nordens. Sie sind Krieger, Gesetzgeber, Hüter alter Runen, aber mehr noch: Sie sind Häuptlinge mit Herz, deren Blut nie auf Tyrannei, sondern stets auf Dienst beruhte.
Sie herrschen nicht, sie führen.
Vom ersten Jarl bis zu Kragan Korbenson, der heute als siebter seines Namens den Mantel trägt, sind sie stets aus der Sippe hervorgegangen, nicht durch List, sondern durch Eid, Ehre und Erwählung.
Kragan ist direkter Nachfahre des legendären Korben Thorsson, der in der Dämmerung des dritten Winters die Hallen gegen drei Jarle vereinte, und der Ragna Haldorsdottir, Seherin und Schildmaid, deren Worte noch heute im Ratssaal geritzt stehen. Auch seine mütterliche Linie führt Blut aus alten Jarltümern: Gudmund Eriksson, auch der Gütige genannt, war der erste, der mit Gold statt mit Eisen regierte – und dennoch nie eine Schlacht verlor.
Der Stammbaum der Familie:
Thrym Einarsson
→ Einar Thrymsson
→ Ragnar Einarsson
→ Torald Einarsblut
→ Korben Thorsson
→ Korben Korbenson
→ Kragan Korbenson
Sieben Leben. Sieben Träger des Mantels.
Sieben Male, da das Schicksal sie stellte, und keiner fiel ohne Widerstand.
Ein Volk ein Jarl
Der Stamm der Tronder liebt seinen Jarl nicht aus Angst, sondern aus Treue. Er reitet mit ihnen, isst an ihren Feuern, kämpft an ihrer Seite. Die Alten sagen: „Wenn Kragan spricht, schweigt selbst der Sturm.“ Und die Jungen nennen ihn den Feuerträger, weil sie wissen, dass er das Erbe ihres Volkes durch jede Finsternis trägt.
Auch fern ihrer alten Heimat, auf den Klippen der Silberinsel Sølvøya, wo die neue Festung aufragt wie ein Zahn aus schwarzem Stein, flackert das Banner der Korbensons und des Stammes. Zwei silberne Axtklingen auf schwarzem Grund.
Und ein jeder Tronder schwört gerne seinen Eid an ihn. Er lautet:
„Vor Blut, vor Wind, vor Feuer schwör’ ich dir mein Schild, mein Schwert, mein Eid.
Du bist die Klinge meines Volkes, das Herz meines Hauses, das Feuer meines Stammes.
Solange du stehst, fällt der Stamm nicht.“
Banner und Siegel:
Stamm der Tronder
Die Tronder sind kein gewöhnliches Volk, sie sind ein Stamm aus altem Blut, geschmiedet in der Kälte Norwegens, geformt im Feuer des Verlusts und gestählt durch Exil, Krieg und Götterprüfung. Sie nennen sich selbst die Kinder des Eises, doch in ihren Adern fließt Glut: Stolz, Wut, Treue, und etwas, das älter ist als jedes Reich, der ungebrochene Wille zu bestehen.
Ursprung und Name
Ihr Name geht zurück auf den Fjord von Trondheim, jenem uralten Ort zwischen Berg und Meer, an dem ihre Ahnen vor sieben Generationen landeten. Sie waren Waldfäller, Seher, Krieger und Sänger, die sich dem frostigen Boden entwandten wie junger Farn und nicht wichen, als die Flut kam.
Der Name „Tronder“ bedeutet „die aus der Tiefe Aufgestiegenen“. Eine Anspielung auf die Nebel und Moore ihrer Heimat, aber auch auf die dunklen Zeiten, aus denen sie immer wieder aufgestanden sind.
Geschichte der Fluchten
Die Tronder sind zweifach Geflüchtete. Die erste Flucht trieb sie aus ihrer Heimat, als der Glaube an den Kreuzträger in den Norden sickerte und Jarle fielen, die sich nicht beugen wollten. Ihre Tempel wurden geschändet, ihre Bäume gefällt, ihr Blut vergossen. Der junge Kragan trug den letzten Funken der Linie durch Schnee und Sturm bis nach Byzanz, doch auch dort verglomm das Licht.
Die zweite Flucht führte sie über das Schwarze Meer und durch die Trümmer der alten Welt in das Reich Eldoria. Dort landeten sie zuerst im Süden, suchten Schutz im Eis, litten Hunger, Krankheit, Zweifel, bis sie, vom Ruf Freyas geleitet, die Silberinsel Sølvøya fanden, wo sie ihr neues Heim errichteten.
Kultur und Lebensart
Die Tronder leben nach alten Bräuchen, Runengesetze, Sippenrat, Opferfest und Bluteid. Der Thingkreis ist heilig, der Name ist Pflicht, und das Wort eines Freien gilt mehr als Gold.
Sie glauben an die alten Götter, doch besonders verehren sie Freya, die ihre Wanderung leitete, und Odin, den einäugigen Vater, der Weisheit über alles stellt.
Ihre Häuser sind schlicht, aber stark. Ihre Schwerter schlicht, aber scharf. Ihre Banner schlicht – aber wer sie sieht, erkennt, dass sie nicht vergessen.
Sozialer Aufbau
• Þegn – die freien Männer und Frauen, Kämpfer, Bauern, Schmiede, Dichter
• Knekt – gebundene Krieger oder Diener auf Zeit
• Hird – persönliche Gefolgsleute des Jarls
• Jarlsrat – Beraterkreis der ältesten Familien
• Seiðkona – weibliche Runenkundige, Sprecherinnen der Götter
Die Tronder sind ein ehren- und gemeinschaftsgetriebener Stamm. Kein Tronder steht allein, wenn er seinen Eid hält. Doch wer bricht, wird verstoßen, verflucht, vergessen.
Ruf und Bedeutung
Fremde nennen sie stur, kalt, abweisend. Doch wer mit ihnen trinkt, wer mit ihnen kämpft, wer einen ihrer Toten auf dem Scheithaufen sieht, erkennt bald: Die Tronder sind wie Stein. Schwer zu formen, schwer zu brechen, aber ewig, wenn man sie richtig stellt.
„Wir sind Tronder –
unser Heimat fiel, doch nicht unser Name.
Unser Schwert brach, doch nicht unsere Hand.
Unser Glaube wankte, doch nicht unsere Götter.“
Geschichte:
Vorgeschichte
Ich bin nicht nur Jarl, Sohn eines Jarls, Sohn eines Jarls, Sohn eines Königs.
Ich bin Kragan Veridian Korbenson, erster Krieger des Allvaters, Auserwählter der Freya und Jarl von Trondheim. Herr der schwarzen Zitadelle und Wächter der silbernen Berge.
Ich werde nicht einfach Kleinbeigeben und möge mich Loki oder sonst wer noch in tausende fremde Welten schicken. Mich bricht er nicht, mich bekommt er nicht.
Ich werde das Erbe, den Stolz und die Ehre meiner Familie, meiner Stadt, meines Reiches, meines Vaters weiterführen und nicht schweigend in der Nacht untergehen.
Ich bin kein armer Irrer, der in diese Neue Welt geworfen wurde. Ich bin Kragan Veridian Korbenson, stolzer Jarl Norwegens und das ist meine Geschichte.
Ich wuchs in der Stadt der Berge und Schiffe auf, der Stadt im Fjord. Um genau zu sein, am blauen Horn, in der Feste Trondheim, deren Herr ich für kurze Zeit war.
Es hieß an dem Tag meiner Geburt hätte das schwerste Gewitter seit dem unsere Vorväter hier gesiedelt hatten die Stadt heimgesucht. Dächer wurden abgerissen, Schiffe vom Meer verschluckt und der Hafen überflutet. Doch kaum war ich auf der Welt, schreiend wie von Odin höchst persönlich mit der Götterstimme gesegnet, soll es aufgehört haben und die Sonne wieder hinter den Wolken hervorgeschienen haben.
Als Sohn eines Jarls, väterlicherseits, Enkel des norwegischen Königs, wuchs ich behütet und im Luxus auf. Umschwärmt von einhundert Lehrern und eintausend Dienern. Früh brachte man mir die Umgangsformen der Jarls und die Gesetze unseres Landes bei. Noch früher das Lesen und Schreiben. Mir wurde ein Schwert in die Hand gedrückt, sobald ich laufen konnte, und das sollte gut so sein.
Als Kind war ich nie begeistert vom Lernen, weder zu lesen noch zu schreiben. Doch mein Vater, den Göttern sei gedankt, war pedantisch, was das anging. Ich durfte erst mit dem Schwertmeister kämpfen gehen, wenn ich davor meine Übungen mit den Gelehrten erledigt hätte.
Hätte damals jemand meinen Lehrer gesagt, mir gesagt, dass ich eines Tages Schüler des größten Schriftgelehrten in Byzanz werde, hätten wir sie alle ausgelacht, aber dennoch ist es so gekommen.
Wie dem aber auch sei.
Ich wurde von klein auf darauf trainiert, den Nachfolger meines Vaters, des Jarls, anzunehmen. Mein jüngerer Bruder wurde als meine rechte Hand als Hauptmann meiner Garde und Armee trainiert. Ich weiß noch, wie oft wir uns gegenseitig im Kampf gemessen haben und wie oft er darauf plädiert hat, dieses Mal würde er mich schlagen, dieses Mal würde es anders kommen.
Doch es kam nie anders.
Unsere Kindheit verflog wie ein Windhauch und bald holte uns der Ernst des Lebens ein.
Die zwei Schwüre der Jugend
Die Klinge des Eides
Ich war noch ein Junge, kaum zwölf Winter alt, als mein Vater mich in die Halle der Schwerter rief. Dort, wo die Waffen der Ahnen aufbewahrt wurden, hinter Runen und dicken Eisentoren. Es war der Tag, an dem ich meine erste Klinge bekam, ein Geschenk, das kein Geschenk war.
Er überreichte mir das Schwert in einer Lederscheide aus schwarzem Bärenfell, verziert mit silbernen Mustern, schlicht, aber schön. Er sah mich mit seinem ernsten Blick an.
„Kragan,“ sagte er, „dies ist kein Spielzeug, keine Zier. Dies ist eine Klinge, und eine Klinge verlangt einen Schwur.“
Ich kniete nieder, das Schwert in beiden Händen, und er legte seine Hand auf mein Haupt.
„Du wirst sie nicht ziehen aus Zorn. Nicht aus Eitelkeit. Nicht aus Dummheit. Nur wenn Blut fließen muss. Nur wenn du töten musst, um zu schützen, nicht um zu prahlen. Und du wirst niemals deine eigene Hand daran gewöhnen, Leben zu nehmen, das nicht genommen werden muss.“
Ich nickte. Ich verstand nicht alles, aber ich spürte den Ernst dieser Stunde.
„Mit Ausnahme deiner Brüder im Geist, mit denen du dich misst, zur Übung, zur Ehre, soll dieses Schwert in seiner Scheide ruhen, bis der Tag kommt, an dem kein anderes Mittel bleibt.“
Ich schwor es ihm. Und ich habe es gehalten.
Das Versprechen im Kerzenschein
Es war eine Nacht, wie sie nur in Trondheim geboren werden konnten, kalt, klar, mit Sternen, die so nah schienen, dass man sie greifen konnte. Ich war sechzehn Winter alt, fast ein Mann, aber noch jung im Geist.
Meine Mutter war fort, doch meine Großmutter lebte noch. Sie war eine weise Frau, alt wie die Bäume am Fjord, mit Augen, die alles sahen. In dieser Nacht saßen wir in ihrem Gemach, zwischen Kerzen, getrockneten Kräutern und Runenstäben.
Sie hielt meine Hand, mit einer Kraft, die aus anderem Stoff gewoben war als Fleisch und Blut.
„Du wirst ein großer Mann sein, Kragan. Vielleicht ein König. Aber vor allem wirst du viele führen. Und viele fürchten. Männer, ja. Aber auch Frauen.“
Ich wollte etwas sagen, doch sie hob die Hand.
„Versprich mir etwas, Enkel: Du wirst nie deine Faust, nie deine Klinge gegen eine Frau erheben, es sei denn, sie trachtet nach deinem Leben, nach dem was dein ist. Nicht gegen die, die dich lieben. Nicht gegen die, die nur streiten, weinen oder irren.“
Ich spürte, wie schwer dieser Schwur war. Wie leicht er wäre zu brechen in Hitze und Hass, und wie viel Ehre darin lag, ihn zu halten.
„Ich schwöre es“, sagte ich leise.
Sie nickte, langsam, fast schon wissend. „Dann bist du auf dem Weg, ein wahrer Mann zu werden, einer mit Kraft, aber auch mit Maß. Ich sage du wirst deinen Vater übertreffen. Du wirst größer werden als alle die vor dir kamen. Wenn du es nur willst.“
Seit jenen Nächten trage ich diese Eide wie eine zweite Kette um meinen Hals. Und so oft ich in Versuchung geriet, mich zu vergessen, erinnere ich mich an ihre Stimmen, an die flackernden Kerzen, und daran, wer ich sein wollte.
Mein Aufwachsen war eine Zeit des großen Umschwungs, die Seuche, die sich Christentum nennt, die Religion des Toten Gottes am Kreuz, der Kult der Schwäche breite sich auch in meinem geliebten Norwegen aus. Und das, obwohl die Krieger des Allvaters, die stärksten Männer und Frauen, die die Welt je gekannt hat, zwischen dem Meer und den Bergen leben.
Immer wieder kam es zu Kämpfen zwischen ihren Missionaren und unserer Bevölkerung. Erst mit Worten, dann, als sie uns nicht bekehren konnten, mit dem Schwert.
Als Frieden verhandelt werden sollte, mit dem Jarl der dieser lautlosen Seuche angefallen war, wurde mein Vater hinterrücks und ehrenlos ermordet, was mich, mit siebzehn Jahren auf den Thron setzte.
Ich war nicht lange Jarl, zwei Monate nachdem mein Vater getötet wurde, war das Gebiet meines Stammes auf die Stadtmauern Trondheims beschränkt.
Ich erinnere mich noch, an jenen schicksalhaften Tag. Einen Monat später hätte ich heiraten sollen. Doch mein Bruder weckte mich, nicht um mir zu sagen das meine Braut angekommen war, sondern das wir umstellt waren. Ich lief mit ihm auf die Stadtmauern, schaute hinab und es war wie er sagt. Ein gigantisches Heer hatte sich unter dem König und seinen treuen Jarlen versammelt die unsere Götter verraten hatten. Sie standen da, mit zerrissenen Bannern andere Stämme die sie bereits angegriffen hatten. Vor der Stadt ein Scheiterhaufen.
Ich konnte ihren Anführer sehen und ich schwöre bis zum heutigen Tage er hat gegrinst als er mich gesehen hat. Sie verlangten unsere Aufgabe. Das wir uns Taufen lassen und das wir unseren Tempel niederbrennen.
Die Antwort die dieser Bote bekam war ein Pfeil in seinen Kopf. Er war außerhalb der Stadtmauern, daher kein Gast. Also dem Tod geweiht.
Doch unsere Angreifer taten nicht, nichts, außer einen Scheiterhaufen aufzubauen. Und dann führten sie ein blondes Mädchen darauf. Mein blondes Mädchen. Das Mädchen das ich hätte heiraten sollen. Die Tochter des Jarls vom Stamm der Alen. Ich kannte sie nicht wirklich, doch ich mochte sie. Und sie hätte mein Weib werden sollen. Ich sah zu wie sie sie an den Stamm banden und einen weiteren Boten schickten. Sie forderten unsere Aufgabe, oder sie würde brennen.
Ich wollte es tun, wirklich, für dieses junge, unschuldige, wunderschöne Mädchen. Doch ich hatte eine Verpflichtung meinem Stamm gegenüber. So sah ich zu als der Bote zurück in ihr Lager ging. Wie sie weinte und kämpfte, doch sie hatte keine Chance. Sie betete zu den Göttern, schrie nach meiner Hilfe, doch alles brache nichts. Die Flammen kamen und verschlangen sie. Ich hatte schon Menschen sterben sehen. Doch noch nie so elendig. Ich kann ihre Schreie bis heute in meinen Träumen hören.
Die Belagerung dauerte an. Wenige Tage später kamen ihre Schiffe und griffen uns an. Wir konnten uns erwehren, aber die Stadt nicht mehr verlassen.
Monatelange standen sie vor unseren Toren, langsam wurde das Essen knapp und die Bevölkerung unruhig.
Dann, eines Nachts wachte ich mit einem Messer an der Kehle auf. Die Sklaven und Knechte hatten uns mit ein paar ihrer Herren verraten, wollten sich den Christen ergeben. Meinen Kopf als Geschenk überreichen, doch mein Bruder verhinderte es. Sein Schwert tötete den Sklaven der mir das Messer an die Kehle hielt. Ich danke ihm und bemalte mich mit dem Blut des Verräters. Zog mir die Kriegsbemalung meines Stammes aufs Gesicht. Kampflos werde ich nicht untergehen.
Als mein Bruder und ich nach draußen traten war das wilde Chaos los. Das Tor war gefallen, Soldaten stürmten herein. Die Verräter hatten den Tempel angezündet und waren gerade dabei in die Gesichter der Götterstatuen Kreuze zu schlagen.
Wir schnappten uns ein paar Krieger und verschanzten uns im Langhaus. Doch wir hatten keine Chance. Es dauerte nicht lang bis sie die Tür aufbrauchen. Mein Bruder und ich kämpften Tapfer, doch es war nicht genug. Ein Krieger des Königs schnitt im die Kehle auf. Ich tötete ihn mit einem Biss in den Hals, riss ihm den Kehlkopf heraus, aber es war zu spät. Ich ließ mein Schwert fallen, nahm meinen Bruder und sah zu wie er in meinen Armen starb. Nun wurde auch ein Schwert an meine Kehle gehalten. Sie packten mich, fesselten mich und führten mich nach draußen. Der Tempel brannte wie viele Gebäude, meine Stadt wurde geplündert und gebrandschatzt. Die Verräter wurden im Wasser der Nordsee getauft. Meine Getreuen in Käfige gesperrt. Ich bettelte darum das sie es beenden mögen. Das sie meine Heimat und meine Familie entweiht hatten und mich nun wenigstens ehrenhaft sterben lassen sollten. Doch das taten sie nicht.
Sie sperrten mich in den Zwinger zu den Hunden. Sie wollten mich in die Königsstadt mitnehmen um mich dort hinzurichten.
Die Nacht im Zwinger war die schlimmste Nacht meines Lebens nie wieder hatte ich so erbärmlich gefroren wie in dieser Nacht.
Doch sie brachte mir auch etwas. Freya erschien mir und sagte mir ich solle mit meinem Volk nach Süden gehen. Zu den Römern. Wir nannten sie Miklagard, die Große Stadt. Die Römer nannte sie Konstantinopel, das sollte also mein Ziel sein.
Wie durch ein Wunder wurde ich in dieser Nacht von meinen letzten Getrauen befreit. Während unsere Angreifer sich betranken oder ihren Rausch ausschliefen nahmen wir unsere Bote, alles Hab und Gut was wir Kriegen konnten und verschwanden.
In dieser Nacht verfluchte ich alle Nordmänner die die Götter verraten hatten auf Blut. Genauso aber auch die Christen, die sie dazu verführt hatten.
Wir plünderten uns die Verräterstädte nach Süden entlang. Keine Nordische Stadt mit christlichem Banner war vor uns sicher.
Wir kamen als Vertriebene nach Konstantinopel. Die Stadt am goldenen Horn, die Stadt der zwei Flüsse, die Stadt der zwei Meere.
Und auch wenn ich die Christen verflucht habe, die mir mein Volk, meinen Stamm genommen haben, so soll ich wohl nun unter ihnen leben.
Wenn auch die Christen Konstantinopels bei weitem angenehmer sind.
Mit meinen letzten Getreuen kamen wir in Konstantinopel an. Wir nannten sie Miklagard, die Große Stadt, doch kein Wort, keine Rune konnte sie fassen Ich habe noch nie so viele Menschen an einem Ort gesehen, diese Stadt war dutzend Mal so groß wie meine Heimat.
Doch ein wahrer Wikinger weiß sich immer zu helfen. Meine Krieger und ich traten der Warägergarde, der Wikingergarde des Kaisers, bei.
Schnell kamen wir wieder auf die Beine, bald konnte ich mir ein Haus kaufen, unweit des großen Marktes. Einmal mehr konnte ich die salzige Meeresluft riechen, das Krähen der Möwen und das Brechen der Wellen hören.
Nachdem ich ihre Sprache gelernt hatte, fand ich sogar eine Frau.
Aurelia Chrysou, ihr Vater war ein Goldschmied, wegen ihm und wegen ihr heirateten wir in einer kleinen, christlichen Kirche, auf christliche Art. Zu dieser Zeit hätte ich fast meinen Groll gegen den toten Gott am Kreuz verloren. Doch auch wenn Aurelia immer versucht hatte, mich zu bekehren, weil sie Angst um meine Seele hatte, schwor ich dem Allvater nie ab. Genauso habe ich es nie zugelassen, das sie unsere Kinder taufen ließ.
Auch wenn ich mich ansonsten sehr gut integrierte. Die Byzantiner gaben mir den Namen Veridian, den ich als meinen annahm. Mit dem man mich in Konstantinopel kannte.
Ich besuchte die Gelehrten der Stadt, lernte von ihnen Diplomatie, Geschichte und Architktur
Unseren ersten Sohn nannten wir Sigurd Hadrian Kraganson, in Konstantinopel gekannt als Hadrian.
Mein zweiter Sohn hieß Alerich Valerian Kraganson, in Konstantinopel gekannt als Valerian. Und unsere erste Tochter hieß Freya Valentina Kragandottir, in Konstantinopel gekannt als Valentina.
Meine zweite Tochter, nun, sie brach mir das Herz. Aurelia war schwanger mit unserem vierten Kind. Viel zu früh, nach Freyas Geburt. Ihr Bauch wuchs und wuchs, doch ihre Haut wurde blasser und blasser, ihr Schweiß heißer und heißer. Sie wurde kränker und kränker. Ich wollte zu den Göttern beten, ihnen opfern, für die Gesundheit meiner Frau. Doch sie hat es mir verboten, sie wollte, dass ich in die Kirche gehe und für sie zu ihrem toten Gott am Kreuz bete. Der Hass, der sich vor vielen Jahren in mir entwickelt hatte, war fast verschwunden, ich hatte lange Jahre unter den Christen gelebt, hatte ihren Kaiser beschützt, hatte von ihren Schriftgelehrten und Baumeistern gelernt, also ging ich in die Hagia Sophia, den größten und schönsten Tempel, den ich je gesehen hatte. Ich warf mich auf die Knie und betete das erste Mal in meinem Leben zum Gott am Kreuz. Und meiner Frau ging es tatsächlich wieder besser, es schien alles wieder gut zu werden, bis zum Tag der Geburt. An diesem Tag gebar mein Frau Heydrun Victoria Kragandottir. Das Kind war kalt und leblos, als es aus ihr kam. Es schrie nicht kräftig mit meiner Stimme, wie es alle anderen meiner Kinder getan hatten. Es war tot. Und seine Mutter sollte ihm bald folgen. Ich nahm sie in die Arme als ihre Haut immer bleicher wurde, sie immer mehr und mehr Blut verlor. Sie hob ihre Hand und strich mir über die Wange. Mit letzter Kraft sagt sie fast lautlos meinen Namen und bat mich unsere Kinder zu beschützen.
Das also ist das Werk dieses Christengottes, dieses Toten am Kreuz. Ihr Vater meinte, ihre Zeit war vorbei und sie sei nun im Himmel, einem besseren Ort. Doch was bringt es mir, oder unserer Familie, oder ihr nun alleine an einem besseren Ort zu sein?
An dem Tag, an dem sie gestorben ist, starb auch Veridian und Kragan erstieg aus seiner Asche. Ich habe meine Frau verbrannt, wie es bei meiner Sippe Brauch ist, sie nicht christlich beerdigt.
Danach bin ich aus der Garde ausgetreten, habe all mein Hab und Gut verkauft, um aus dieser Stadt, dieser Erinnerung an meine Frau zu fliehen. Mit dem letzten Überbleibsel meines Stammes und meinen Kindern floh ich auf drei Schiffen aus Konstantinopel, in Richtung Süden, wie es mir Freya all die Jahre zuvor befohlen hatte.
Als das goldene Horn am Horizont verschwand, verfluchte ich diese Stadt und ihren Glauben. Auf das der Wall zerbersten möge, auf das die Hagia Sophia brennen möge, auf das seine Feinde auf das Grab des toten Christengottes pissen mögen. Und bei den Göttern, beim Allvater, sollte ich jemals in dieses unheilige Land Judäa kommen, werde ich es ebenfalls tun.
Gerade als meine Flüche über dem Wasser verhallt sind, zogen schwarze Wolken auf, brach der Donner herein, schlugen Blitze in das Meer ein, das unruhig war.
Das muss die Strafe der Götter sein, dafür, dass ich den toten Gott am Kreuz angefleht habe, dass ich mich nicht an sie gewendet habe.
In dieser Nacht sanken alle meine drei Schiffe. Das Letzte, woran ich mich in der Alten Welt erinnern kann, ist, wie ich meine Kinder über Wasser hielt, wie ich sie auf Treibgut setzte und hoffte, dass sie sich daran festhalten. Wie mir die Kraft ausging und ich in der Rüstung der Kaisergarde im Meer versank.
Doch als ich die Augen aufschlug, war ich nicht in Walhall, nicht in Helheim. Ich lag an einer felsigen Eisküste, hohe Berge am Horizont. Wieder erschien mir Freya, sie sagte mir, sie habe mich und meinen Stamm in diese Welt gebracht, um ihr ein Heiligtum zu errichten und es mit einer Festung zu beschützen, damit mein Stamm und die Arsen es am letzten Tage, wenn Fenris den Mond verschlingt, gemeinsam verteidigen können. Sie zeigt mir ein verschwommenes Bild, weiße Berge die in den Horizont ragten. Damit mussten die eisigen Hochebenen dieses Landes gemeint sein.
Diese Welt ist anders als die, die ich kenne. Hier leben die Wesen aus den Sagas, die Wesen der Götter, doch auch hier hat sich die Pest des Christentums ausgebreitet. Aber damit werde ich leben müssen.
Mein Name ist Kragan Valerian Korbenson, Jarl von Trondheim, Auserwählter der Freya und erster Krieger des Allvaters in Eldoria und das war meine Geschichte.
Bis jetzt.
Bildquellen
Ki/Lexica
Selbst erstellt