Charaktervorstellung Kragan Korbenson

Charaktervorstellung
Kragan Korbenson

Name: Kragan Korbenson von Sølvøya
Spitzname: Blutrabe
Geschlecht: Männlich
Alter: 36
Rasse: Mensch - Nordmann
Wohnort: Herzogtum Sølvøya - Valkarath
Herkunft: Trondheim – Norwegen
Religion: Nordische Mythologie – Freya
Beruf: Jarl und Krieger
Titel: Jarl von Trondheim, Vogt von Sølvøya, Paladin der schwarzen Zitadelle, Auserwählter der Freya und erster Krieger des Allvaters in Eldoria

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Aussehen:
Kragan ist 1,82 Meter groß und besitzt eine kraftvolle, durch Kampf und Disziplin geformte Statur. Sein Körper wirkt massiv, aber nicht schwerfällig, ein Mann, der sein Leben lang das Schwert führte und nie den Anspruch an Haltung verlor. Sein Gesicht ist klar geschnitten, mit kantigem Kinn, gerader Nase und markanten Wangen, über denen sich mehrere alte, silbrige Narben ziehen, eine Erinnerung an seine Flucht aus der brennenden Heimat.

Seine Haut ist auffallend hell, beinahe schimmernd wie polierter Kalkstein, und zeigt kaum Spuren der südlichen Sonne. Seine Augen sind tiefdunkelblau, intensiv und prüfend, wie das Meer unter schweren Wolken. Sein Haar fällt in schweren, goldblonden Wellen über die Schultern, meist offen oder in einfachen Kriegerzöpfen gebunden. Es glänzt im Licht wie gehämmertes Messing.

Kragans gesamtes Auftreten ist ruhig, kontrolliert und von einer natürlichen Autorität durchdrungen. Man merkt ihm an, dass er seit der Kindheit in Diplomatie, Kriegskunst und Herrschaftsführung geschult wurde, jede Bewegung wirkt gezielt, jede Geste bedacht. Seine Stimme ist tief, fest und sparsam, wie jemand, der nur spricht, wenn es nötig ist, aber dann unüberhörbar.

Charaktereigenschaften:
Kragan ist mehr als nur der Sohn eines Jarls, er ist der lebende Erbe einer Linie, deren Blut bis zu Königen zurückreicht und deren Namen in Runen auf Stein und Schild geschrieben steht. Als Urenkel eines Königs und Träger eines alten Namens ist er sich der Bürde wie der Würde seines Erbes stets bewusst.
Er ist Krieger von Leib, Feldherr von Verstand und Führer von Herz. In der Schlacht kennt er weder Zweifel noch Gnade, ein Mann, der das Eisen nicht zögert zu heben, wenn es zum Schutz der Seinen nötig ist. Und doch wohnt ihm eine stille Milde inne, die jenen gilt, die ihm folgen, ihm vertrauen, ihm die Treue halten. Für sie ist er nicht der Herr, sondern die Hand, die stützt.
Kragan ist kein Freund des Krieges um des Krieges willen. Er weiß, was er kostet. Sein Schwert spricht nur, wenn Worte versagen. Denn Friede, wenn er auf Ehre gründet, ist für ihn wertvoller als jeder Sieg.
Sein Wahlspruch lautet: „Familie und Ehre“, zwei Begriffe, die für ihn nicht trennbar sind. Wer seine Familie berührt, berührt sein Herz. Wer seine Ehre angreift, trifft auf Stahl. Gegenüber Fremden bleibt er oft kühl, wachsam, abwartend. Doch wer es vermag, sein Vertrauen zu gewinnen, findet in ihm einen Bruder auf Lebenszeit, einen, der durch Feuer geht, wenn es sein muss.

Stärken

Kräftig: Körperlich imposant, geformt durch jahrelanges Training,
Arbeit und Schlacht.
Intelligent: Taktisch versiert, scharfsinnig in Worten wie in Plänen.
Führungsstark: Ausstrahlung, Stimme, Haltung – er vereint, ohne
sich aufzudrängen.
Ehrenhaft: Hält sich selbst an das, was er von anderen verlangt.
Willensstark: Gibt niemals auf, weder im Kampf noch im Glauben an das
Richtige.
Loyal: Steht zu seinen Gefährten – auch dann, wenn andere sich längst abgewandt haben.

Schwächen

• Ehrenstarr: Hält zu starr an Ehrbegriffen fest, selbst wenn sie im Weg stehen.
• Blinde Freundestreue: Will das Schlechte in den Seinen nicht erkennen, bis es zu spät ist.
• Stolz: Tut sich schwer damit, Hilfe anzunehmen oder einen Fehler offen einzugestehen.
• Unsicherheit: Trägt zu oft die Last, jedem gerecht werden zu wollen.
• Rachsüchtig: Vergibt selten – und vergisst nie.
• Gefangener der Vergangenheit: Sieht zu oft zurück und trägt alte Wunden wie Banner.

Fähigkeiten

Lesen & Schreiben:
Schon in jungen Jahren wurde Kragan das Lesen und Schreiben in Runen wie auch in der gemeinen Schrift gelehrt.

Reiten:
Als Sohn eines Jarl saß er im Sattel sobald er laufen konnte

Kämpfen (Nahkampf):
Das Schwert ist ihm nicht nur Werkzeug, sondern ein Teil seiner selbst. Geschult von Jarlsmeistern, geformt in der Varägengarde und erprobt auf drei Kontinenten, kämpft er mit einer Mischung aus Kraft, Präzision und unnachgiebigem Willen. Im Zweikampf wie in der Schlachtreihe ist er gefürchtet. Er hatte ein Schwert in der Hand noch bevor er laufen konnte

Bogenschießen:
Auch mit dem Bogen geht Kragan sicher um. Besonders im Jagdgebrauch. Er bevorzugt kurze Reflexbögen nach östlichem Vorbild, die er aus seiner Zeit in Byzanz übernommen hat.

Segeln:
Als Sohn des Nordens wurde ihm die Kunst des Segelns früh vertraut.

Schwimmen:
Im eiskalten Fjord wie in den Gewässern des Mittelmeers hat Kragan gelernt zu überleben.

Architektur & Baukunst:
Kragan besitzt ein feines Verständnis für Bauwerke – nicht nur als Kriegsherr, der Zitadellen zur Verteidigung plant, sondern auch als Sohn einer Linie, die Hallen aus Holz, Stein und Stahl errichtete. In seiner Zeit am kaiserlichen Hof von Konstantinopel lernte er von byzantinischen Baumeistern, wie man Gewölbe trägt, Kuppeln fängt, Hallen belichtet und Mauern spricht.
Er weiß, wie eine Zitadelle klingen muss, wenn man durch sie schreitet, wo Licht fallen, wie Wind zirkulieren, wie Stein lasten darf.

Sprachen & Diplomatie:
Er ist ein begnadeter Diplomat und kann gut mit Worten umgehen. Spätestens durch die Ausbildung am byzantinischen Hof
Außerdem spricht Kragan mehrere Sprachen fließend:
• Norwegisch / Alt-Nordisch – seine Muttersprache, reich an Metaphern, Runen, Liedern
• Gemeine Zunge – die Verkehrssprache Eldorias, die er sicher und eindrucksvoll führt
• Mittelgriechisch / Byzantinisch – gelernt in der Warägergarde von Konstantinopel, wo er sich unter Gelehrten und Höflingen bewähren musste

Kodex
  1. Ehre ist mein Anfang und mein Ende.
    Ein Jarl, der Ehre verliert, verliert das Recht zu herrschen. Kein Schwur, den ich breche, soll ohne Urteil fallen. Kein Feind, den ich töte, soll ohne Würde sterben.

  2. Das Wort wiegt schwerer als das Schwert.
    Der Jarl redet nicht viel, doch wenn er es tut, ist es Gesetz. Ich höre zuerst, urteile zuletzt, und falle kein Urteil, das ich nicht selbst tragen könnte.

  3. Das Blut des Stammes ist mein Blut.
    Was dem Tronder widerfährt, trifft auch mich. In jedem Schild, der fällt, stirbt ein Teil meines Herzens. In jedem Kind, das geboren wird, beginnt mein Erbe neu.

  4. Die Flamme verlöscht nicht.
    Ob Heimat, Halle oder Hoffnung, wir wurden aus der Heimat gejagt, doch das Feuer unserer Väter tragen wir weiter. Ich bin Hüter dieses Feuers. Ich werde es nie verlöschen lassen.

  5. Die Götter geben, aber der Wille führt.
    Ich ehre Freya, Allvater und das alte Blut. Doch nicht die Götter formen mein Schicksal – sondern meine Taten. Sie sprechen durch mein Tun.

  6. Keine Krone ist schwerer als Verantwortung.
    Ich trage keine Krone aus Gold, ich trage das Leid meines Volkes, das Gewicht unserer Vergangenheit, und die Hoffnung derer, die mir folgen.

  7. Kein Feind ist zu groß, kein Freund zu klein.
    Wer mir die Hand reicht, dem biete ich das Schwert. Wer mich verrät, dem nehme ich das Recht zur Reue. Doch meine Tür steht offen, für alle, die mit Ehre eintreten.

  8. Ich bin nicht der Letzte.
    Sollte ich fallen, so stehe ein Neuer auf. Denn ich bin nicht das Ende, sondern der Anfang einer Linie, die sich selbst immer wieder aus der Asche erhebt.

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Jarl und Stamm

Jarltum

Das Jarltum der Familie reicht sieben Generationen zurück, tief verankert im dunklen Fels des Nordens, wo Wind und Fjord aufeinandertreffen. Es war Jarl Thrym Einarsson, der erste seines Namens, der mit seinem Gefolge den langen Marsch aus dem Osten wagte, fern aus den alten Stämmen des Nordlichts, durch Schnee und Sturm, bis sie jenen Ort erreichten, an dem heute die altehrwürdige Feste Trondheim ruht. Dort, wo das Meer in eine Felsschale schlägt und Nebel sich wie ein Schild über das Land legt, errichtete er mit Axt und Feuer die erste Halle. Ein Herd, der seither nicht erloschen ist.

Die Korbensons gelten als eine der ältesten und reinsten Jarlslinien des Nordens. Sie sind Krieger, Gesetzgeber, Hüter alter Runen, aber mehr noch: Sie sind Häuptlinge mit Herz, deren Blut nie auf Tyrannei, sondern stets auf Dienst beruhte.
Sie herrschen nicht, sie führen.
Vom ersten Jarl bis zu Kragan Korbenson, der heute als siebter seines Namens den Mantel trägt, sind sie stets aus der Sippe hervorgegangen, nicht durch List, sondern durch Eid, Ehre und Erwählung.

Kragan ist direkter Nachfahre des legendären Korben Thorsson, der in der Dämmerung des dritten Winters die Hallen gegen drei Jarle vereinte, und der Ragna Haldorsdottir, Seherin und Schildmaid, deren Worte noch heute im Ratssaal geritzt stehen. Auch seine mütterliche Linie führt Blut aus alten Jarltümern: Gudmund Eriksson, auch der Gütige genannt, war der erste, der mit Gold statt mit Eisen regierte – und dennoch nie eine Schlacht verlor.

Der Stammbaum der Familie:

                           Thrym Einarsson
                         → Einar Thrymsson
                         → Ragnar Einarsson
                         → Torald Einarsblut
                         → Korben Thorsson 
                         → Korben Korbenson 
                         → Kragan Korbenson


Sieben Leben. Sieben Träger des Mantels.
Sieben Male, da das Schicksal sie stellte, und keiner fiel ohne Widerstand.

Ein Volk ein Jarl

Der Stamm der Tronder liebt seinen Jarl nicht aus Angst, sondern aus Treue. Er reitet mit ihnen, isst an ihren Feuern, kämpft an ihrer Seite. Die Alten sagen: „Wenn Kragan spricht, schweigt selbst der Sturm.“ Und die Jungen nennen ihn den Feuerträger, weil sie wissen, dass er das Erbe ihres Volkes durch jede Finsternis trägt.
Auch fern ihrer alten Heimat, auf den Klippen der Silberinsel Sølvøya, wo die neue Festung aufragt wie ein Zahn aus schwarzem Stein, flackert das Banner der Korbensons und des Stammes. Zwei silberne Axtklingen auf schwarzem Grund.
Und ein jeder Tronder schwört gerne seinen Eid an ihn. Er lautet:
„Vor Blut, vor Wind, vor Feuer schwör’ ich dir mein Schild, mein Schwert, mein Eid.
Du bist die Klinge meines Volkes, das Herz meines Hauses, das Feuer meines Stammes.
Solange du stehst, fällt der Stamm nicht.“

Banner und Siegel:


Stamm der Tronder

Die Tronder sind kein gewöhnliches Volk, sie sind ein Stamm aus altem Blut, geschmiedet in der Kälte Norwegens, geformt im Feuer des Verlusts und gestählt durch Exil, Krieg und Götterprüfung. Sie nennen sich selbst die Kinder des Eises, doch in ihren Adern fließt Glut: Stolz, Wut, Treue, und etwas, das älter ist als jedes Reich, der ungebrochene Wille zu bestehen.

Ursprung und Name
Ihr Name geht zurück auf den Fjord von Trondheim, jenem uralten Ort zwischen Berg und Meer, an dem ihre Ahnen vor sieben Generationen landeten. Sie waren Waldfäller, Seher, Krieger und Sänger, die sich dem frostigen Boden entwandten wie junger Farn und nicht wichen, als die Flut kam.
Der Name „Tronder“ bedeutet „die aus der Tiefe Aufgestiegenen“. Eine Anspielung auf die Nebel und Moore ihrer Heimat, aber auch auf die dunklen Zeiten, aus denen sie immer wieder aufgestanden sind.

Geschichte der Fluchten
Die Tronder sind zweifach Geflüchtete. Die erste Flucht trieb sie aus ihrer Heimat, als der Glaube an den Kreuzträger in den Norden sickerte und Jarle fielen, die sich nicht beugen wollten. Ihre Tempel wurden geschändet, ihre Bäume gefällt, ihr Blut vergossen. Der junge Kragan trug den letzten Funken der Linie durch Schnee und Sturm bis nach Byzanz, doch auch dort verglomm das Licht.
Die zweite Flucht führte sie über das Schwarze Meer und durch die Trümmer der alten Welt in das Reich Eldoria. Dort landeten sie zuerst im Süden, suchten Schutz im Eis, litten Hunger, Krankheit, Zweifel, bis sie, vom Ruf Freyas geleitet, die Silberinsel Sølvøya fanden, wo sie ihr neues Heim errichteten.

Kultur und Lebensart
Die Tronder leben nach alten Bräuchen, Runengesetze, Sippenrat, Opferfest und Bluteid. Der Thingkreis ist heilig, der Name ist Pflicht, und das Wort eines Freien gilt mehr als Gold.
Sie glauben an die alten Götter, doch besonders verehren sie Freya, die ihre Wanderung leitete, und Odin, den einäugigen Vater, der Weisheit über alles stellt.
Ihre Häuser sind schlicht, aber stark. Ihre Schwerter schlicht, aber scharf. Ihre Banner schlicht – aber wer sie sieht, erkennt, dass sie nicht vergessen.

Sozialer Aufbau
• Þegn – die freien Männer und Frauen, Kämpfer, Bauern, Schmiede, Dichter
• Knekt – gebundene Krieger oder Diener auf Zeit
• Hird – persönliche Gefolgsleute des Jarls
• Jarlsrat – Beraterkreis der ältesten Familien
• Seiðkona – weibliche Runenkundige, Sprecherinnen der Götter
Die Tronder sind ein ehren- und gemeinschaftsgetriebener Stamm. Kein Tronder steht allein, wenn er seinen Eid hält. Doch wer bricht, wird verstoßen, verflucht, vergessen.

Ruf und Bedeutung
Fremde nennen sie stur, kalt, abweisend. Doch wer mit ihnen trinkt, wer mit ihnen kämpft, wer einen ihrer Toten auf dem Scheithaufen sieht, erkennt bald: Die Tronder sind wie Stein. Schwer zu formen, schwer zu brechen, aber ewig, wenn man sie richtig stellt.
„Wir sind Tronder –
unser Heimat fiel, doch nicht unser Name.
Unser Schwert brach, doch nicht unsere Hand.
Unser Glaube wankte, doch nicht unsere Götter.“

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Geschichte:

Vorgeschichte

Ich bin nicht nur Jarl, Sohn eines Jarls, Sohn eines Jarls, Sohn eines Königs.
Ich bin Kragan Veridian Korbenson, erster Krieger des Allvaters, Auserwählter der Freya und Jarl von Trondheim. Herr der schwarzen Zitadelle und Wächter der silbernen Berge.
Ich werde nicht einfach Kleinbeigeben und möge mich Loki oder sonst wer noch in tausende fremde Welten schicken. Mich bricht er nicht, mich bekommt er nicht.
Ich werde das Erbe, den Stolz und die Ehre meiner Familie, meiner Stadt, meines Reiches, meines Vaters weiterführen und nicht schweigend in der Nacht untergehen.
Ich bin kein armer Irrer, der in diese Neue Welt geworfen wurde. Ich bin Kragan Veridian Korbenson, stolzer Jarl Norwegens und das ist meine Geschichte.

Ich wuchs in der Stadt der Berge und Schiffe auf, der Stadt im Fjord. Um genau zu sein, am blauen Horn, in der Feste Trondheim, deren Herr ich für kurze Zeit war.
Es hieß an dem Tag meiner Geburt hätte das schwerste Gewitter seit dem unsere Vorväter hier gesiedelt hatten die Stadt heimgesucht. Dächer wurden abgerissen, Schiffe vom Meer verschluckt und der Hafen überflutet. Doch kaum war ich auf der Welt, schreiend wie von Odin höchst persönlich mit der Götterstimme gesegnet, soll es aufgehört haben und die Sonne wieder hinter den Wolken hervorgeschienen haben.
Als Sohn eines Jarls, väterlicherseits, Enkel des norwegischen Königs, wuchs ich behütet und im Luxus auf. Umschwärmt von einhundert Lehrern und eintausend Dienern. Früh brachte man mir die Umgangsformen der Jarls und die Gesetze unseres Landes bei. Noch früher das Lesen und Schreiben. Mir wurde ein Schwert in die Hand gedrückt, sobald ich laufen konnte, und das sollte gut so sein.
Als Kind war ich nie begeistert vom Lernen, weder zu lesen noch zu schreiben. Doch mein Vater, den Göttern sei gedankt, war pedantisch, was das anging. Ich durfte erst mit dem Schwertmeister kämpfen gehen, wenn ich davor meine Übungen mit den Gelehrten erledigt hätte.
Hätte damals jemand meinen Lehrer gesagt, mir gesagt, dass ich eines Tages Schüler des größten Schriftgelehrten in Byzanz werde, hätten wir sie alle ausgelacht, aber dennoch ist es so gekommen.
Wie dem aber auch sei.
Ich wurde von klein auf darauf trainiert, den Nachfolger meines Vaters, des Jarls, anzunehmen. Mein jüngerer Bruder wurde als meine rechte Hand als Hauptmann meiner Garde und Armee trainiert. Ich weiß noch, wie oft wir uns gegenseitig im Kampf gemessen haben und wie oft er darauf plädiert hat, dieses Mal würde er mich schlagen, dieses Mal würde es anders kommen.
Doch es kam nie anders.
Unsere Kindheit verflog wie ein Windhauch und bald holte uns der Ernst des Lebens ein.

Die zwei Schwüre der Jugend

Die Klinge des Eides
Ich war noch ein Junge, kaum zwölf Winter alt, als mein Vater mich in die Halle der Schwerter rief. Dort, wo die Waffen der Ahnen aufbewahrt wurden, hinter Runen und dicken Eisentoren. Es war der Tag, an dem ich meine erste Klinge bekam, ein Geschenk, das kein Geschenk war.
Er überreichte mir das Schwert in einer Lederscheide aus schwarzem Bärenfell, verziert mit silbernen Mustern, schlicht, aber schön. Er sah mich mit seinem ernsten Blick an.
„Kragan,“ sagte er, „dies ist kein Spielzeug, keine Zier. Dies ist eine Klinge, und eine Klinge verlangt einen Schwur.“
Ich kniete nieder, das Schwert in beiden Händen, und er legte seine Hand auf mein Haupt.
„Du wirst sie nicht ziehen aus Zorn. Nicht aus Eitelkeit. Nicht aus Dummheit. Nur wenn Blut fließen muss. Nur wenn du töten musst, um zu schützen, nicht um zu prahlen. Und du wirst niemals deine eigene Hand daran gewöhnen, Leben zu nehmen, das nicht genommen werden muss.“
Ich nickte. Ich verstand nicht alles, aber ich spürte den Ernst dieser Stunde.
„Mit Ausnahme deiner Brüder im Geist, mit denen du dich misst, zur Übung, zur Ehre, soll dieses Schwert in seiner Scheide ruhen, bis der Tag kommt, an dem kein anderes Mittel bleibt.“
Ich schwor es ihm. Und ich habe es gehalten.


Das Versprechen im Kerzenschein
Es war eine Nacht, wie sie nur in Trondheim geboren werden konnten, kalt, klar, mit Sternen, die so nah schienen, dass man sie greifen konnte. Ich war sechzehn Winter alt, fast ein Mann, aber noch jung im Geist.
Meine Mutter war fort, doch meine Großmutter lebte noch. Sie war eine weise Frau, alt wie die Bäume am Fjord, mit Augen, die alles sahen. In dieser Nacht saßen wir in ihrem Gemach, zwischen Kerzen, getrockneten Kräutern und Runenstäben.
Sie hielt meine Hand, mit einer Kraft, die aus anderem Stoff gewoben war als Fleisch und Blut.
„Du wirst ein großer Mann sein, Kragan. Vielleicht ein König. Aber vor allem wirst du viele führen. Und viele fürchten. Männer, ja. Aber auch Frauen.“
Ich wollte etwas sagen, doch sie hob die Hand.
„Versprich mir etwas, Enkel: Du wirst nie deine Faust, nie deine Klinge gegen eine Frau erheben, es sei denn, sie trachtet nach deinem Leben, nach dem was dein ist. Nicht gegen die, die dich lieben. Nicht gegen die, die nur streiten, weinen oder irren.“
Ich spürte, wie schwer dieser Schwur war. Wie leicht er wäre zu brechen in Hitze und Hass, und wie viel Ehre darin lag, ihn zu halten.
„Ich schwöre es“, sagte ich leise.
Sie nickte, langsam, fast schon wissend. „Dann bist du auf dem Weg, ein wahrer Mann zu werden, einer mit Kraft, aber auch mit Maß. Ich sage du wirst deinen Vater übertreffen. Du wirst größer werden als alle die vor dir kamen. Wenn du es nur willst.“
Seit jenen Nächten trage ich diese Eide wie eine zweite Kette um meinen Hals. Und so oft ich in Versuchung geriet, mich zu vergessen, erinnere ich mich an ihre Stimmen, an die flackernden Kerzen, und daran, wer ich sein wollte.

Mein Aufwachsen war eine Zeit des großen Umschwungs, die Seuche, die sich Christentum nennt, die Religion des Toten Gottes am Kreuz, der Kult der Schwäche breite sich auch in meinem geliebten Norwegen aus. Und das, obwohl die Krieger des Allvaters, die stärksten Männer und Frauen, die die Welt je gekannt hat, zwischen dem Meer und den Bergen leben.
Immer wieder kam es zu Kämpfen zwischen ihren Missionaren und unserer Bevölkerung. Erst mit Worten, dann, als sie uns nicht bekehren konnten, mit dem Schwert.
Als Frieden verhandelt werden sollte, mit dem Jarl der dieser lautlosen Seuche angefallen war, wurde mein Vater hinterrücks und ehrenlos ermordet, was mich, mit siebzehn Jahren auf den Thron setzte.
Ich war nicht lange Jarl, zwei Monate nachdem mein Vater getötet wurde, war das Gebiet meines Stammes auf die Stadtmauern Trondheims beschränkt.
Ich erinnere mich noch, an jenen schicksalhaften Tag. Einen Monat später hätte ich heiraten sollen. Doch mein Bruder weckte mich, nicht um mir zu sagen das meine Braut angekommen war, sondern das wir umstellt waren. Ich lief mit ihm auf die Stadtmauern, schaute hinab und es war wie er sagt. Ein gigantisches Heer hatte sich unter dem König und seinen treuen Jarlen versammelt die unsere Götter verraten hatten. Sie standen da, mit zerrissenen Bannern andere Stämme die sie bereits angegriffen hatten. Vor der Stadt ein Scheiterhaufen.
Ich konnte ihren Anführer sehen und ich schwöre bis zum heutigen Tage er hat gegrinst als er mich gesehen hat. Sie verlangten unsere Aufgabe. Das wir uns Taufen lassen und das wir unseren Tempel niederbrennen.
Die Antwort die dieser Bote bekam war ein Pfeil in seinen Kopf. Er war außerhalb der Stadtmauern, daher kein Gast. Also dem Tod geweiht.
Doch unsere Angreifer taten nicht, nichts, außer einen Scheiterhaufen aufzubauen. Und dann führten sie ein blondes Mädchen darauf. Mein blondes Mädchen. Das Mädchen das ich hätte heiraten sollen. Die Tochter des Jarls vom Stamm der Alen. Ich kannte sie nicht wirklich, doch ich mochte sie. Und sie hätte mein Weib werden sollen. Ich sah zu wie sie sie an den Stamm banden und einen weiteren Boten schickten. Sie forderten unsere Aufgabe, oder sie würde brennen.
Ich wollte es tun, wirklich, für dieses junge, unschuldige, wunderschöne Mädchen. Doch ich hatte eine Verpflichtung meinem Stamm gegenüber. So sah ich zu als der Bote zurück in ihr Lager ging. Wie sie weinte und kämpfte, doch sie hatte keine Chance. Sie betete zu den Göttern, schrie nach meiner Hilfe, doch alles brache nichts. Die Flammen kamen und verschlangen sie. Ich hatte schon Menschen sterben sehen. Doch noch nie so elendig. Ich kann ihre Schreie bis heute in meinen Träumen hören.

Die Belagerung dauerte an. Wenige Tage später kamen ihre Schiffe und griffen uns an. Wir konnten uns erwehren, aber die Stadt nicht mehr verlassen.
Monatelange standen sie vor unseren Toren, langsam wurde das Essen knapp und die Bevölkerung unruhig.
Dann, eines Nachts wachte ich mit einem Messer an der Kehle auf. Die Sklaven und Knechte hatten uns mit ein paar ihrer Herren verraten, wollten sich den Christen ergeben. Meinen Kopf als Geschenk überreichen, doch mein Bruder verhinderte es. Sein Schwert tötete den Sklaven der mir das Messer an die Kehle hielt. Ich danke ihm und bemalte mich mit dem Blut des Verräters. Zog mir die Kriegsbemalung meines Stammes aufs Gesicht. Kampflos werde ich nicht untergehen.
Als mein Bruder und ich nach draußen traten war das wilde Chaos los. Das Tor war gefallen, Soldaten stürmten herein. Die Verräter hatten den Tempel angezündet und waren gerade dabei in die Gesichter der Götterstatuen Kreuze zu schlagen.
Wir schnappten uns ein paar Krieger und verschanzten uns im Langhaus. Doch wir hatten keine Chance. Es dauerte nicht lang bis sie die Tür aufbrauchen. Mein Bruder und ich kämpften Tapfer, doch es war nicht genug. Ein Krieger des Königs schnitt im die Kehle auf. Ich tötete ihn mit einem Biss in den Hals, riss ihm den Kehlkopf heraus, aber es war zu spät. Ich ließ mein Schwert fallen, nahm meinen Bruder und sah zu wie er in meinen Armen starb. Nun wurde auch ein Schwert an meine Kehle gehalten. Sie packten mich, fesselten mich und führten mich nach draußen. Der Tempel brannte wie viele Gebäude, meine Stadt wurde geplündert und gebrandschatzt. Die Verräter wurden im Wasser der Nordsee getauft. Meine Getreuen in Käfige gesperrt. Ich bettelte darum das sie es beenden mögen. Das sie meine Heimat und meine Familie entweiht hatten und mich nun wenigstens ehrenhaft sterben lassen sollten. Doch das taten sie nicht.
Sie sperrten mich in den Zwinger zu den Hunden. Sie wollten mich in die Königsstadt mitnehmen um mich dort hinzurichten.
Die Nacht im Zwinger war die schlimmste Nacht meines Lebens nie wieder hatte ich so erbärmlich gefroren wie in dieser Nacht.
Doch sie brachte mir auch etwas. Freya erschien mir und sagte mir ich solle mit meinem Volk nach Süden gehen. Zu den Römern. Wir nannten sie Miklagard, die Große Stadt. Die Römer nannte sie Konstantinopel, das sollte also mein Ziel sein.
Wie durch ein Wunder wurde ich in dieser Nacht von meinen letzten Getrauen befreit. Während unsere Angreifer sich betranken oder ihren Rausch ausschliefen nahmen wir unsere Bote, alles Hab und Gut was wir Kriegen konnten und verschwanden.
In dieser Nacht verfluchte ich alle Nordmänner die die Götter verraten hatten auf Blut. Genauso aber auch die Christen, die sie dazu verführt hatten.
Wir plünderten uns die Verräterstädte nach Süden entlang. Keine Nordische Stadt mit christlichem Banner war vor uns sicher.
Wir kamen als Vertriebene nach Konstantinopel. Die Stadt am goldenen Horn, die Stadt der zwei Flüsse, die Stadt der zwei Meere.
Und auch wenn ich die Christen verflucht habe, die mir mein Volk, meinen Stamm genommen haben, so soll ich wohl nun unter ihnen leben.
Wenn auch die Christen Konstantinopels bei weitem angenehmer sind.

Mit meinen letzten Getreuen kamen wir in Konstantinopel an. Wir nannten sie Miklagard, die Große Stadt, doch kein Wort, keine Rune konnte sie fassen Ich habe noch nie so viele Menschen an einem Ort gesehen, diese Stadt war dutzend Mal so groß wie meine Heimat.


Doch ein wahrer Wikinger weiß sich immer zu helfen. Meine Krieger und ich traten der Warägergarde, der Wikingergarde des Kaisers, bei.
Schnell kamen wir wieder auf die Beine, bald konnte ich mir ein Haus kaufen, unweit des großen Marktes. Einmal mehr konnte ich die salzige Meeresluft riechen, das Krähen der Möwen und das Brechen der Wellen hören.
Nachdem ich ihre Sprache gelernt hatte, fand ich sogar eine Frau.
Aurelia Chrysou, ihr Vater war ein Goldschmied, wegen ihm und wegen ihr heirateten wir in einer kleinen, christlichen Kirche, auf christliche Art. Zu dieser Zeit hätte ich fast meinen Groll gegen den toten Gott am Kreuz verloren. Doch auch wenn Aurelia immer versucht hatte, mich zu bekehren, weil sie Angst um meine Seele hatte, schwor ich dem Allvater nie ab. Genauso habe ich es nie zugelassen, das sie unsere Kinder taufen ließ.
Auch wenn ich mich ansonsten sehr gut integrierte. Die Byzantiner gaben mir den Namen Veridian, den ich als meinen annahm. Mit dem man mich in Konstantinopel kannte.
Ich besuchte die Gelehrten der Stadt, lernte von ihnen Diplomatie, Geschichte und Architktur
Unseren ersten Sohn nannten wir Sigurd Hadrian Kraganson, in Konstantinopel gekannt als Hadrian.
Mein zweiter Sohn hieß Alerich Valerian Kraganson, in Konstantinopel gekannt als Valerian. Und unsere erste Tochter hieß Freya Valentina Kragandottir, in Konstantinopel gekannt als Valentina.
Meine zweite Tochter, nun, sie brach mir das Herz. Aurelia war schwanger mit unserem vierten Kind. Viel zu früh, nach Freyas Geburt. Ihr Bauch wuchs und wuchs, doch ihre Haut wurde blasser und blasser, ihr Schweiß heißer und heißer. Sie wurde kränker und kränker. Ich wollte zu den Göttern beten, ihnen opfern, für die Gesundheit meiner Frau. Doch sie hat es mir verboten, sie wollte, dass ich in die Kirche gehe und für sie zu ihrem toten Gott am Kreuz bete. Der Hass, der sich vor vielen Jahren in mir entwickelt hatte, war fast verschwunden, ich hatte lange Jahre unter den Christen gelebt, hatte ihren Kaiser beschützt, hatte von ihren Schriftgelehrten und Baumeistern gelernt, also ging ich in die Hagia Sophia, den größten und schönsten Tempel, den ich je gesehen hatte. Ich warf mich auf die Knie und betete das erste Mal in meinem Leben zum Gott am Kreuz. Und meiner Frau ging es tatsächlich wieder besser, es schien alles wieder gut zu werden, bis zum Tag der Geburt. An diesem Tag gebar mein Frau Heydrun Victoria Kragandottir. Das Kind war kalt und leblos, als es aus ihr kam. Es schrie nicht kräftig mit meiner Stimme, wie es alle anderen meiner Kinder getan hatten. Es war tot. Und seine Mutter sollte ihm bald folgen. Ich nahm sie in die Arme als ihre Haut immer bleicher wurde, sie immer mehr und mehr Blut verlor. Sie hob ihre Hand und strich mir über die Wange. Mit letzter Kraft sagt sie fast lautlos meinen Namen und bat mich unsere Kinder zu beschützen.
Das also ist das Werk dieses Christengottes, dieses Toten am Kreuz. Ihr Vater meinte, ihre Zeit war vorbei und sie sei nun im Himmel, einem besseren Ort. Doch was bringt es mir, oder unserer Familie, oder ihr nun alleine an einem besseren Ort zu sein?
An dem Tag, an dem sie gestorben ist, starb auch Veridian und Kragan erstieg aus seiner Asche. Ich habe meine Frau verbrannt, wie es bei meiner Sippe Brauch ist, sie nicht christlich beerdigt.
Danach bin ich aus der Garde ausgetreten, habe all mein Hab und Gut verkauft, um aus dieser Stadt, dieser Erinnerung an meine Frau zu fliehen. Mit dem letzten Überbleibsel meines Stammes und meinen Kindern floh ich auf drei Schiffen aus Konstantinopel, in Richtung Süden, wie es mir Freya all die Jahre zuvor befohlen hatte.
Als das goldene Horn am Horizont verschwand, verfluchte ich diese Stadt und ihren Glauben. Auf das der Wall zerbersten möge, auf das die Hagia Sophia brennen möge, auf das seine Feinde auf das Grab des toten Christengottes pissen mögen. Und bei den Göttern, beim Allvater, sollte ich jemals in dieses unheilige Land Judäa kommen, werde ich es ebenfalls tun.
Gerade als meine Flüche über dem Wasser verhallt sind, zogen schwarze Wolken auf, brach der Donner herein, schlugen Blitze in das Meer ein, das unruhig war.
Das muss die Strafe der Götter sein, dafür, dass ich den toten Gott am Kreuz angefleht habe, dass ich mich nicht an sie gewendet habe.
In dieser Nacht sanken alle meine drei Schiffe. Das Letzte, woran ich mich in der Alten Welt erinnern kann, ist, wie ich meine Kinder über Wasser hielt, wie ich sie auf Treibgut setzte und hoffte, dass sie sich daran festhalten. Wie mir die Kraft ausging und ich in der Rüstung der Kaisergarde im Meer versank.

Doch als ich die Augen aufschlug, war ich nicht in Walhall, nicht in Helheim. Ich lag an einer felsigen Eisküste, hohe Berge am Horizont. Wieder erschien mir Freya, sie sagte mir, sie habe mich und meinen Stamm in diese Welt gebracht, um ihr ein Heiligtum zu errichten und es mit einer Festung zu beschützen, damit mein Stamm und die Arsen es am letzten Tage, wenn Fenris den Mond verschlingt, gemeinsam verteidigen können. Sie zeigt mir ein verschwommenes Bild, weiße Berge die in den Horizont ragten. Damit mussten die eisigen Hochebenen dieses Landes gemeint sein.

Diese Welt ist anders als die, die ich kenne. Hier leben die Wesen aus den Sagas, die Wesen der Götter, doch auch hier hat sich die Pest des Christentums ausgebreitet. Aber damit werde ich leben müssen.
Mein Name ist Kragan Valerian Korbenson, Jarl von Trondheim, Auserwählter der Freya und erster Krieger des Allvaters in Eldoria und das war meine Geschichte.
Bis jetzt.

Bildquellen

Ki/Lexica
Selbst erstellt

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Hallo @The_Kinght !
Danke für das schreiben deiner CV!


Deine CV entspricht den Vorgaben unseres Servers und ist hiermit von mir angenommen
Nun darf das @Team arbeiten.


Ich möchte dir besonderes Lob für deine CV aussprechen. Auch wegen deines Stammbaums. Sie kann ein Beispiel für viele weitere CVs sein. Hier ein Fleißbienchen :honeybee:

Liebe Grüße
keal :rainbow:

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Du kannst nun /checkcv machen, um den Bürgerrang zu erhalten.

Eine neue Heimat

So ließen wir uns am Eiswall nieder. So nannten wir diesen Fels, da wir als erstes dachten hinter ihm würde sich die Weltenschlange Miðgarðsormr befinden. Wir bauten unsere Festung, unseren Tempel an die Hänge. Doch das Leben war hart. Noch kälter als in Trondheim, der Wind stark und nichts wuchs hier. Wir mussten Trupps ausschicken um Holz zu fällen, ein Lager errichten an dem wir Nahrung anbauten und natürlich auf Viking fahren um zu überleben. Es war eine karge, eine kalte, eine harte Heimat, aber eine Heimat. Bis auf jenen Abend.
Verräter in unserer Reihen, schon wieder. Sie ließen sich von den Priestern konvertieren die wir erst gefangen hielten und dann kreuzigten. Sie schändeten den Tempel. Als wir es bemerkten brach ein Handgemenge los bei dem wir sie töten. Ihre Leichen wurde geopfert, in der Hoffnung die Götter damit zu besänftigen. Nur ihre Oberschenkelknochen behielten wir und machten daraus Bannerstangen um an sie die Banner besiegter Feinde und geplünderter Dörfer zu hängen, so wie es die Tradition verlangte. Doch die Götter waren nicht besänftigt und schickten Krankheiten. Wir hatten zu wenig Männer um unsere Siedlung weiter zu versorgen, also mussten wir sie aufgeben. So suchte ich mit einigen meiner Männern nach einem neuen Siedlungsplatz.

Der Menschenkontinent war zu gefährlich, zu viele Christen. Der Ork Kontinent war zu Warm, keine guten Plätze. Und dann entdeckten wir im inneren Meer des Elfenkontinents eine Insel. Wir nannten sie Sølvøya, die Silberinsel. Dort ließen wir uns erneut nieder und errichteten an den weißen Felshängen die schwarze Zitadelle. Vielleicht waren es nicht die weißen Schneeberge sondern das Kalkgestein dieser Insel das mir Freya gezeigt hatte. Den meine Visionen kamen zurück als wir unser erstes Lager aufgeschlagen hatten.

Schnell hatten wir uns aus der Insel eine Heimat gemacht bis plötzlich die ersten Vertreter Thyma Doreis an unserer Schwelle standen. Kurz nachdem wir auf der Insel gelandet waren beanspruchten sie diese. Wir hätten kämpfen können, uns wehren können. Was hätte diese schwache Stadt die sich der Neutralität verschrieben hatte schon machen können? Doch ich hatte genug vom Kopf und so begannen die Verhandlungen. Wir würden uns unterordnen, für innerpolitische Autonomie.

Wir mussten unsere Stammesgesetze umschreiben, uns an ihre Schwäche anpassen. Viele im Thing sagten dies sei ein Fehler und sie würden hinter mir stehen sollte diese Stadt es wagen uns anzugreifen. Doch ich blieb bei meinem Entschluss. Am Abend an dem ich den Vertrag unterzeichnen sollte mussten wir unsere Sklaven entsorgen, auch sie waren nicht gestattet.
Der Befehl galt alle unliebsamen Nordsklaven zu Opfern. Ihre Köpfe wurden auf Spießen entlang der Küste aufgesteckt, ihr Blut in Amphoren für Rituale gelagert, ihr Fleisch an die Hunde verfüttert und ihre Knochen in die Käfige entlang der Berge zu stecken. Die Christensklaven wurde gefesselt auf eines der alten Boote gelegt, wir ließen es aufs offene Meer treiben bevor unsere Schützen einen Hagelsturm auf Feuerpfeilen auf sie eröffneten. Durch das Öl mit dem sich das Holz bereits vollgesaugt hatte, brannte es lichterloh. Wir konnten ihre Schreie über den Ozean hören, zumindest solange bis das Boot zu versinken zu gang. Hoffentlich würden die, die das Feuer nicht getötet hatte elendig ersaufen, sollen sie genauso grausam sterben wie ihre Brüder die meinen in der alten Welt getötet hatten.


Was würde ich nicht für die Gesichter der Schwächlinge des Festlands geben. Mit dem Verbot der Sklaverei hatten sie sich vermutlich die Befreiung der Sklaven vorgestellt. Doch so einfach entkommt man den Nordmännern nicht. Die Sklaven, die wir behalten wollten wurde befreit, doch für ihre Freilassung zu Lebenslanger Schuldknechtschaft an ihren alten Herren verdonnert. Diese war im Vertrag erlaubt. So leicht sind wir nicht zu brechen.

Als die Vorbereitungen abgeschlossen waren, wollte ich mich auf dem Weg zum Booten machen das mich nach Thyma Dorei bringen sollte, um den Vertrag zu unterschreiben, doch ich wurde aufgehalten, von Alerich, meinem Zweitgeborenen. Er klammerte sich an mein Bein und fragte warum ich das tun würde, sie waren unsere Feinde, oder nicht? Sie waren schwach. Und wir waren Nordmänner, unbeugsam, ungebrochen, stark.
Ich lächelte, tätschelte seinen Kopf und sprach die Worte die sich mir noch lange ins Gedächtnis brennen sollten.
"Ja, sie sind schwach, ihre Stadt ist schwach, ihre Gesetze sind schwach. Doch auch unsere Stärke ist nicht mehr die, die sie einmal war. Und das sie unsere Feinde sind, zumindest manche von ihnen, das wissen sie nicht. Und das soll auch so bleiben. Wir werden uns unterordnen, wir werden ihre Bedingungen mit Stolz hinnehmen und jede Lücke im Vertrag die wir finden können ausnutzen. Uns bricht man nicht so leicht.“ Ich löste ihn von meinem Bein, hob ihn in die Luft und küsste seinen Kopf. „Wir sind wie die Weltenschlange, wir schlafen, bis unsere Zeit gekommen ist. Und dann wir uns diese schwache Stadt das zugestehen müssen was uns zusteht. Ob sie will oder nicht.“
Sie kennen mich nicht, sie kennen nur die Maske die ich aufgesetzt habe, die Maske des Diplomaten, des freundlichen Staatsmannes die ich in Konstantinopel zu spielen lernte. Mein Stamm kennt mich und meine Feinde kennen mich. Doch ich hoffe das sie weder das eine noch das andere werden.

Es war jener Abend an dem ich Vogt der Insel Sølvøya wurde. Vogt unter dem Banner der Stadt Thyma Dorei und Vogt unter dem Banner meines Stammes. Als ich wieder in der Heimat ankam, ging die Sonne hinter der Insel auf, ihre goldenen Strahlen wirkten wie ein Heiligenschein um unsere neue Heimat. Ab da war ich mir sicher. Dies war eine Botschaft meiner Göttin, die Sonne geht für uns auf. Der Stamm der Tronder wird wieder zu seiner alten Größe finden.

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Ein neuer Schwur, die Gründung des Hauses Sølvøya

Die Tage auf der Silberinsel vergingen, wie das Ziehen der Wolken über dem Meer. Die Zitadelle erhob sich inzwischen stolz über den weißen Klippen, ihre schwarzen Kuppeln glänzten wie geschwärztes Eisen in der Sonne, während die Stimmen der Tronder durch die Hallen hallten, hart, wild, voller Leben. Doch in meinem Innersten wusste ich, Heimat war nicht nur Stein und Schweiß, nicht nur Banner und Blut.

Heimat war Anspruch. Und Anspruch musste benannt, geformt, getragen werden.
So rief ich die Ältesten meines Stammes in die Thronhalle, dort wo die Fackeln an den Wänden wie Geister tanzten. Dort, wo noch das erste Banner wehte, das wir bei der Landung in die Felsen rammten, zerschlissen, durchbohrt, doch niemals gesenkt.

Ich erhob mich, trat vor den steinernen Tisch, vor dem hoffentlich eines Tages auch mein Sohn stehen wird.
Ein letztes Mal starrte ich auf das Banner, dann sprach ich:
»Aus unserem Blut wurde diese Insel getränkt, aus unseren Händen wurde sie geformt. Und wenn die Götter es wollen, werden unsere Kinder sie Heimat nennen. Von diesem Tag an ist dies nicht nur unser Heim, es ist unser Erbe. «
Ich ritzte mit der Schneide meiner Axt meinen Namen in den Stein: Kragan Veridian Korbenson von Sølvøya, erster Träger des Hauses, Begründer der Linie, Erbe des Nordens.
Mit der Verkündung des Hauses ließ ich neue Banner weben. Schwarzer Grund, Silberklingen nach außen gerichtet, zwischen ihnen die Sonne, nicht warm, nicht sanft, sondern strahlend und klar wie das Eis meiner Heimat. Nicht mehr das Banner eines Flüchtlings. Sondern das eines Adeligen.

In dieser Nacht, in der Stille des Pantheons, erschien sie mir erneut. Freya, goldhaarig und in Nebel gehüllt. Ihre Stimme war wie das Rascheln des Windes im Schnee.
»Du hast den Stein gesetzt, Kragan. Doch noch ist er nicht gesichert. Das ist nicht das Ende deines Weges, nur ein Schatten davor. Die wahren Brüder sitzen nicht hinter Pergament, sondern hinter Schwertern. Suche sie. Werde, was du bist. «
Ich verstand. Noch nicht mit Worten. Aber mein Blut verstand.

Wenige Tage später stieß eine Seherin zu uns vor, ich kannte sie, ich hatte sie eingeladen. Sie kam nicht mit Drohungen, sondern mit Anerkennung. Sie hatten von unserem Bauwerk gehört, von unserer Standhaftigkeit. Und von mir.
In der Halle des Things empfing ich die Sprecherin der Götter. Wir tranken Met, stießen Hörner an und sprachen von Ahnen, von Krieg, von Göttern und von Zukunft. Ich sprach wenig, doch ich hörte viel.
Ich sprach nicht von Thyma Dorei. Doch mein Blick ging nach Osten, zu den fernen Küsten, wo ihre Banner wehten. Dort, wo Papier mächtiger war als Eisen.
»Ihr seid gekommen, um den Jarl von Sølvøya zu ehren«, sprach ich. »Dann wisst: Ich bin mehr als Vogt. Ich bin mehr als der Sohn meines Vaters. Ich bin das Schwert, das nicht gebrochen wurde. Ich bin das Feuer, das weiter brennt. «
Sie stieß darauf an. Und ich wusste: Freya hatte recht.
Die Flammen der alten Welt sind erloschen. Doch neue brennen in den Hallen der Insel.
Die Silberinsel hat nun ein Haus. Einen Namen. Einen Herrscher.
Und sein Schwur ist nicht gebrochen.

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Der Wald schrie, als wir marschierten. Die Schwarze Legion in Kettenhemd, mit Äxten, geschwärzten Helmen, bemalt mit dem Blut der Opfer. Die Stiefel trampelten durch Wurzel und Moos, als hätten sie nie etwas anderes getan.

Mein Banner, das der Tronder, flatterte neben dem roten Tuch von Thyma Dorei. Bald würde es zum letzten Mal die Welt sehen.

Neben mir ritt Sigurd, mein Erstgeborener. Er sprach kein Wort, doch ich sah es in seinem Blick, er verstand. Vor kurzem wurde er in den Kreis der Männer aufgenommen. Er sieht aus wie mein Ebenbild nur die Augen und seine Nase hat er von meiner Mutter. Er wird mein Erbe. Er wird ein guter Erbe, ein guter Jarl. Vielleicht besser als ich. Das hoffe ich. Alerich, mein Zweitgeborener hielt sich weiter hinten, still, mit gerunzelter Stirn, so wie seine Mutter es getan hätte. Er ist ein starker Krieger, ich hoffe er wird seinem Bruder eines Tages tapfer zur Seite stehen. Und meine Tochter Freya, fast noch ein Kleinkind, aber mit einem Blick wie aus Eisen, saß vor mir im Sattel. In ihrer Hand ruhte die silberne Sonne, ein Relikt unseres neu gegründeten Hauses, und ich schwöre beim Allvater, ich sah sie einmal aufleuchten. Meine Arme sind um sie geschlungen ich habe sie an mich gedrückt. Weil sie meine jüngste Tochter ist, weil ich sie beschützen muss, aber auch weil ich so ihr Gesicht nicht sehen muss. Das Gesicht ihrer Mutter.

Vor den Toren rief man nach meinem Namen.
„Wer begehrt Einlass?“
„Vogt Kragan Korbenson von Sølvøya.“
„Wir kennen ihn nicht. Wer begehrt Einlass?“
„Kragan Korbenson, Jarl der Tronder.“
„Wir kennen ihn nicht. Wer begehrt Einlass?“
„Kragan Veridian Korbenson, Herr der Zitadelle, Jarl von Valkarath und der Silberinsel.“
Ein Moment der Stille. Dann die Antwort:
„Wir kennen ihn. Trete er ein.“
Das Banner von Thyma wurde am Stadttor verbrannt. Ich sah, wie Alerich kurz zögerte, bevor er die Fackel daranhielt. Nicht aus Feigheit. Aus Nachdenklichkeit. Ich werde mit ihm sprechen müssen. Als es verbrannt war ersetzte Sigurd das Banner durch das von Valkarath.

Man führte uns durch die Stadt, an den Seiten standen die Bewohner, hinten die alten, die Bauern, vorne ihre Töchter die meine Soldaten mit Brot, Beeren, Trockenfleisch, Met und Blumenkränzen begrüßten. Ich musste lächeln als Sigurd rot anlief als eines der Mädchen seine Wange küsste. Sie führten uns bis zum heiligen Baum. Dort kniete bereits der alte Jarl gebrochen, ein Schatten seiner selbst. Er war vor seinem Stamm geflohen, vor seiner Verantwortung. Das Thing hatte ihn schuldig gesprochen und mich als neuen Jarl erwählt. Also trat ich zu ihm und zur Seherin. Mit einem Schnitt durchtrennte sie seine Kehle und salbte mich mit seinem Blut. Es lieft mir über das Gesicht, färbte meinen Bart rot, bis es an den Haaren hinab auf den Boden tropfte. Es war dieser Moment der mir den Spitznahmen Rotbart, bei den Kinder Valkaraths einbrachte. Ich kniete nicht, wieder vor der Seherin noch vor dem Volk. Ich bin ihr Jarl, ihr Führer und als solcher Knie ich nicht. Ich stehe über dem Volk, aber bin immer noch ein Teil von ihm. Wenn ich den Krieg ausrufe so will ich in erster Reihe stehen und meine Truppen führen. Wenn der Hunger herrscht will ich auf den Feldern stehen und ernten oder im Wald jagen gehen. Wenn die Krankheit herrscht will ich der erste sein der nach Medizin sucht. Und wenn mein Volk in Gefahr ist will ich der erste sein der es verteidigt. Das schwöre ich, beim Allvater.
Am Ende der Zeremonie führte ich meine Kinder zum Schwurstein. Sigurd trat vor, ohne zu zögern. Er ritzte seinen Namen in die Flanke wie ein Krieger. Valerian zögerte. Doch tat es. Und Freya? Sie sprach kein Wort. Doch als sie den Stein berührte, hätte ich schwören können das die Runen zu leuchten begannen.
In diesem Moment war mir, als hätte ich eine Präsenz gespürt, eine Präsenz die mich beobachtete. Mit einem Lächeln. Ich wusste das es Freya war. Sie hatte mich auf diesen Pfad geführt und sie war glücklich das ich ihn tapfer und stolz betrat. In diesem Moment wusste ich das das nicht das Ende war. Sondern erst der Anfang. Meine Aufgabe in dieser Welt ist nicht nur eine Heimat, für meinen Stamm zu schaffen, sondern vor alle des Nordvolkes. Meine Arbeit und meine Bemühungen hatten also gerade erst begonnen.

Als wir zwei Tage später bei Nacht wieder auf Sølvøya ankammen, wurden wir von einem Fackelzug begrüßt er mich und meine Familie bis zur Zitadelle geleitete. Meine Vasallen, meine Krieger, die Männer des Things wollten wissen wie es gelaufen war. Also blieb ich wach und erzählte ihnen im Kerzenschein was passiert war während ich Sigurd auftrug seine Geschwister ins Bett zu bringen. Er gesellte sich zu uns. Er hatte das Recht dazu, nun das er in die Gemeinschaft der Männer aufgenommen war. Wir redeten lange, bis auch wir uns ins Bett zurückzogen.

Gerade als ich die Kerzen löschte, öffnete sich meine Tür. Es war Freya, meine Tochter die ich zu ehren der Göttin benannt hatte. Sie stand in ihrem weißen Nachthemd in der Tür. Sie sagte sie könne nicht einschlafen, sie hätte von der Todesgöttin Hel geträumt. Ich antwortete nicht und hob nur meine Decke an. Freya lächelte so goldig wie es einst ihre Mutter tat. Sie kuschelte sich in meine Arme, so das ich ihren Herzschlag und ihre Wärme spüren konnte. Auch wenn der Schmerz über den Verlust ihrer Mutter immer noch in meinem Herzen sitzt und sie mich immer noch an sie erinnert, was könnte es schöneres für einen Vater geben, als eine Tochter die in seinen Armen schläft. Noch während ich darüber nachdenke ist sie bereits ins Land der Träume verschwunden. Es ist besser so, so bemerkte sie nicht die Freudentränen die mir bereits in den Augen standen.

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Ich roch die salzige Luft des Meeres, hörte das Krähen der Möwen und spürte die Hitze der Wüste als ich von einer Erhöhung auf die rote Sandbank blickte an der meine Männer gerade die Langschiffe aus dem Wasser zogen und sie auf Baumstämmen über den Boden schoben. Die dafür abgestellten Sklaven waren bereits dabei die Schlitten mit der Ladung über den Sand zu schleifen.

„Vater“, begann Sigurd der plötzlich neben mir auftauchte. Ich muss ihn anlernen, er hat die Ordnung der Schiffe organisiert. „Warum benutzen wir nicht die Schleusen?“

„Weil Thyma Dorei uns den Zugang versagt hat, das habe ich dir doch schon erklärt.“

„Wir sind Nordmänner, Söhne des Allvaters, warum lassen wir uns das von ihnen gefallen?“

„Weil ich und das Thing von Valkarath kein Interesse an einem Konflikt haben. Wir wollen diese Sache friedlich lösen.“

Sigurd spuckt in den Sand und funkelt mich herausfordernd an. „Friedlich, du hörst dich ja fast schon wie die Schwächlinge vom Festland an.“

„Es ist kein Geheimnis das sie größer und mächtiger sind als wir. Und ich will unsere Nachbarn nicht als Feinde. Ich will keinen Krieg wenn wir noch dabei sind unsere Heimat aufzubauen.“

„Ach ja?“, begann mein Sohn erneut, mit jugendlichem Eifer in der Stimme. Er hatte das erste Mal Blut geleckt, in einem Kampf den ersten Mann getötet, zur Übung und nun will er mehr. Genau wie sein Vater, auch wenn das Alter mich besonnener gemacht hat.
„Warum transportieren wir dann Eisen aus Valkarath hier her? Warum lässt du den Schmiededistrikt bauen? Warum errichtest du Katapulte an unseren Klippen? Und sag mir jetzt nicht das du aus diesem Eisen keine Waffen schmieden willst.“

Ich seufzte, drückte meinen Sohn an mich und fuhr ihm durch die Haare. „Mein Junge, ich teile mit dir die weisen Worte meines Lehrmeisters aus Konstantinopel. `Willst du Frieden, bereite dich auf den Krieg vor.´ Ich habe keine Interesse am Konflikt, aber sollte es dazu kommen will ich das wir unsere neue Heimat verteidigen können. Deswegen die Katapulte, die Mauern, die Schmieden, das Eisen. Und wir müssen sie nun über Land bringen, da wir die Schleuse nicht mehr nutzen können."

In der Nacht als nur noch ein paar Feuer die weißen Felsen der Silberinsel erhellten, schlich ich mich durch die Schatten zur Familiengruft, bis zum Grab in dem die Urne meiner Frau steht. Ich redete mir ihr, wie ich es schon so oft getan hatte. Lass ihr etwas vor, oder sang. Doch diesen Abend war ich zum reden gekommen. Ich setzte mich auf den Boden, entzündete ein paar Kerzen und schwieg, bis ich anfing.

„Unser Sohn will den Krieg, doch er kennt ihn nicht. Und ich hoffe das er ihn viele Jahre noch nicht kennenlernen muss. Thyma Dorei hat uns den Zugang zur Schleuße untersagt, ich halte mich daran. Ich will meinen Stamm und meine neuen Schutzbefohlenen aus Valkarath nicht sofort in den Konflikt ziehen. Ich will die heilige Erde unserer Insel, unserer Heimat nicht mit den unwürdigen Blut der Kreaturen aus Thyma Dorei beschmutzen. Ich hoffe das wir zu einer Einigung ohne Waffen kommen können.“

Ich seufzte, und lehnte mich gegen den kalten Stein des Grabes, legte mein Ohr daran. Mein Kopf spielte mir wieder Streiche, wieder hörte ich das Rumoren meines Schädels, das krachen der Wellen gegen die Küste und das Knistern der ewigen Flamme die am Eingang der Gruft brennt. Es ist nicht so als hätte ich eine Antwort erwartet, aber es tat einfach nur gut sich die Seele ausschütten zu können. Und ich hatte niemanden, vor dem ich nicht den großen, starken Jarl spielen musste, außer dem Geist meiner Frau. Es war diese Nacht in der ich meine Entscheidung traf, kein Krieg, kein Konflikt. Ich würde alles tun um es zu verhindern.

Nur nicht knien.

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Das war sie also, die Verhandlung mit diesen stolzen Feiglingen vom Festland. Vor Valkarath wollten sie sich nicht treffen, dort hätten sie Angst vor uns, in Xantia in der Taverne ebenso nicht, dort hätten sie Angst das die Räuber auftauchen würden, die sich ihrer Vernichtung verschworen haben, doch auch im Gebäude des Weltenrats hätten sie Angst vor den Klippen? Vor den Klippen, oder haben sie doch Angst vor den Nordmännern die sie herunterstoßen könnten?

Ach hätten wir es doch nur getan, dann hätten wir uns dieses Theater ersparen können. Bei Nacht und Nebel fuhren wir, die Seherin und ich auf das Meer hinaus, in kleinen Schallupen, Ruderbooten, wie es sich gewünscht wurde. Und dann kamen sie, der Graf und der Hauptmann, zwei Männer deren Ego nicht alleine in dieses Ruderboot gepasst hätte und dennoch saßen sie zu zweit in einem. Dicht an Dicht. Lächerlich.

Ich machte unseren Vorschlag, ein Verteidigungsabkommen und ihrerseits Zugriff auf unsere Werften und unsererseits Zugriff auf die Schleußen, doch kaum hatte ich meinen Satz vollendet, kam die Gier. Ich sah sie in ihren Augen funkeln. Das einzige was sie wollten war Gold. Gold das wir ihnen nicht bereit waren zu geben.
Und wieder begann das Gejammere auf ein Neues.

„Aber ihr habt im Vasallenvertrag doch das Gebiet von Thyma Dorei anerkannt“

Einen Vertrag den ich rechtskräftig aufgelöst habe, somit erlischt auch die Anerkennung des Anspruchs.

„Aber wir haben nachdem wir Euch auf der Insel entdeckt haben doch das Gebiet am schwarzen Brett beansprucht.“

Ohne unsere Zustimmung, ohne uns zu fragen, ohne Siedler, Gebäuden oder sonstigem auf der Insel. Papier ist geduldig, Blut, und vor Allem das Blut der Nordmänner nicht.

Immer weiter und weiter jammerten sie, und versuchten irgendwie ihren Anspruch auf unser Land zu festigen, doch am Ende mussten sie aufgeben, wir haben ihn nicht anerkannt. Wir sind das Blut das auf der Insel vergossen worden ist. Sie gehört uns.
Also waren die Verhandlungen gescheitert, es soll eine zweite Runde geben, doch die Botschaft war klar, wenn ihr die Insel wollt, dann holt sie euch. Doch ihr werdet sich nicht bekommen.

Und dann plötzlich, nachdem wir sie darauf hingewiesen haben das ihr Anspruch von niemanden anerkannt ist, das sie nur alleine in die Nacht brüllen, geben sie ein Pergament heraus mit ihren Grenzen die angeblich von Valandiun anerkannt sind. Einer Stadt die wahrscheinlich noch nicht einmal von unserer Existenz weiß. Als ob das irgendetwas ändern würde. Der Außenposten steht, genauso wie die Mauern der schwarzen Zitadelle. Und beides wird genau so wenig von hier verschwinden wie wir. Eines Tages will ich diese Insel an meinen Sohn übergeben. Und das als freier Mann und Jarl und nicht als Sklave von Thyma Dorei oder Valanduin

Hier stehen wir, hier bleiben wir, hier sterben wir.

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Aus dem Tagebuch des Kragan

Das rythmische Klopfen, das Ächzen und die Rufe der Bauarbeiter, das mich in den letzten Monaten ständig begleitet hat, das durch die Glasscheiben meines Büros gedrungen ist, ist fast verstummt. Die Bauarbeiten sind bis auf den Ausbau der Kaserne der schwarzen Legion fast abgeschlossen. Zumindest in der Schlucht in der die Zitadelle steht. Auf der anderen Seite des Berges wird weiter fleißig gebaut. Der weiße Platz, die Tribünen. Gerade in diesem Moment wird der Grundstein für den neuen Palast gelegt. Fast ein Dutzend Sklaven sind dabei schon umgekommen. Doch was ist ihr mickriges Leben im Vergleich zu der Glorie die sie unter Anleitung meiner Baumeister schaffen? Glorie die von mir erdacht wurde. Was wäre mein Meister in Konstantinopel nur stolz auf mich, wenn er sehen könnte welch Gebäude ich plane und baue. Das Blut das dabei vergossen wird spielt nur eine mindere Rolle. Soll es der Schmierstoff für die Räder des Wagens sein der uns Voranbringt. Die Geschichte großer Männer, großer Staaten und großer Orte wurde schon immer mit Tod erkauft und mit Blut geschrieben.

Und es steht noch so viel mehr an. Die Flotte wird ausgebaut, der weiße Bergfried gerade konzepiert. Wir leben in aufregenden Zeiten. Und auch wenn die Schwächlinge auf dem Festland mit den Schwertern rasseln, sollen sie nur. Die Blüte meines Volkes beginnt gerade erst. Das Problem mit der Schleuße könnte sich demnächst von alleine Lösen und dann können sie mir gestohlen bleiben.

Und dann steht da noch Sigurds Aufnahme in den Kreis der Männer an. An diesem Tag werde ich ihn zu meinem Erben ernennen. Er wird mich ins Thing begleiten. Und hoffentlich wird er eines Tages den Palast beziehen den ich ihm baue. Den, ich denke nicht das ich noch einmal Hochkönig werde. Und dieser Palast, den ich baue, er ist einem Jarl, einem Großherzog nicht würdig. Ich baue einen Palast für einen Hochkönig. Und dieser soll darin herrschen.
Hochkönig Sigurd Kraganson von Sølvøya, ja das hört sich gut an. So soll es sein.

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Die Geier

Und da kamen sie angekrochen, aus ihren Löchern, in denen sie sich monatelang versteckt hatten. Wie die Geier. Nur dass das was sie für einen Kadaver gehalten hatten in Wahrheit ein junger Hirschbock voller Kraft und Energie war.

Ein kleiner Mann, ein Zwerg, aus Karavlo kam vor unsere Tore. Er sagte, er sei der Kanzler jener Stadt. Er sei vom Volke gewählt und davor ein Gildenleiter gewesen. Doch seinen Manieren und Mundart zufolge kann er nicht mehr gewesen sein als ein Mienenarbeiter der sich fluchend in den Berg grub. Und dennoch besaß er die Frechheit mir in meinen eigenen Hallen zu drohen. Er redete von dem Krieg, der da kommen würde und dass wir uns die Hilfe seiner Stadt sichern sollten. Er hatte gehofft ich würde vor ihm auf die Knie fallen und um seine Hilfe betteln. Um die Hilfe der Stadt, die sich im letzten Krieg nur unter ihrem Berg versteckt hatte, die ihren Freunden nicht zu Hilfe gekommen war. Das einzige was er konnte war drohen, beleidigen und fordern. Er kann froh sein das ich ein gütiger Mensch bin und er unsere Hallen wieder verlassen konnte. Mein Vater, hätte anders gehandelt. Bei meinem Vater wäre sein kleiner Kopf auf einem Spieß gelandet, hätte er so vor ihm geredet.

Doch es lief dennoch nicht so wie er es sich gewünscht hatte, die Tronder und auch die Bewohner Valkaraths sind ein stolzes Volk, genauso auch ich, ihr Anführer. Wir sind stark, wir sind viele, haben dicke Mauern, hohe Türme und feurige Katapulte. Und dazu gute Verbündete, wir werden niemanden anflehen uns zu unterstützen, schon gar nicht wenn er in unseren Hallen droht. Ein Bund wird auf Augenhöhe und mit Respekt geschlossen, oder er wird gar nicht geschlossen.

Ich hoffe das auch dieser einfältige Zwerg das verstanden hat.

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Verlorene Liebe - Aurelia

Es vergingen Monate, bis ich das richtige Wort fand für das Gefühl, das sie in mir hinterließ. Es war kein Schmerz, nicht nur Trauer, nicht nur Leere. Es war das Fehlen von Wärme in Räumen, die einst von ihrem Lachen erfüllt gewesen waren. Es war das stumme Wissen, dass sie nicht mehr zurückkehren würde. Das sie fort war, aber ich ihre Augen immer noch in unseren Kinder sehe. Doch sie ist weg und das wird sie für immer sein. Eine Wahrheit die ich mir nur in den wenigen, einsamen Momenten eingestehe. Wenn ich nicht den starken Jarl spielen muss.

Ich durchforstete Städte, befragte Händler, lockte Maler mit Gold und mit dem Versprechen meines Namens. Viele versuchten es. Einige waren gut, andere nicht. Doch keiner verstand, was ich suchte. Nicht ein Gesicht. Nicht eine Pose. Ich wollte sie. Aurelia. Ihre Art, den Kopf leicht zur Seite zu neigen, wenn sie dachte. Den Blick, der direkt in mein Herz sehen konnte.

Einer, ein alter Mann aus dem Süden, war geduldig. Er ließ mich erzählen. Von ihrem Lächeln, das sie immer nur mit geschlossenen Lippen zeigte. Von dem Leberfleck am Hals, den sie stets mit einem Tuch verbarg. Von ihren Händen, die stark genug waren, ein Kind zu halten, aber fein genug, um die römischen Buchstaben zu schreiben.
Ich zeigte ihm eine Locke ihres Haares, eingeschlossen in Glas. Den Dolch, den sie mir zu unserer Hochzeit schenkte. Und ihre Kette, die mit dem kleinen Hammer Thors, den sie von mir bekommen hatte, in der Nacht unserer Vermählung. Bis zuletzt hatte sie sie vor ihrem Vater versteckt.
Wir arbeiteten Nächte hindurch. Ich stand Stunden neben ihm, trank schweigend, korrigierte Schatten, bestand auf Details. Ich wurde zornig, als er ihre Augen falsch malte. Ich warf beinahe den Tisch um, als er ihre Haltung verfehlte. Doch am Ende…

Er traf sie.

Nicht die Aurelia, wie andere sie kannten. Die edle Dame, die Tochter des byzantinischen Goldschmiedes. Die in den Häusern der byzantinischen Adeligen ein und aus ging. Sondern meine Aurelia. Die, die mir nachts Geschichten ins Ohr flüsterte. Die mir versprochen hatte, unsere Kinder zu schützen, und dabei selbst starb, beim Versuch unserer Tochter das leben zu schenken…

Das Bild hängt heute in meinem Arbeitszimmer. Zwischen Karten und Bannern. Es ist groß, fast lebensgroß. Und wenn der Mond durch das Fenster fällt, scheinen ihre Augen zu glänzen.
Manchmal, wenn die Nacht lang ist und die Sorgen schwer wie das Kettenhemd auf meiner Brust lasten, gehe ich hinein. Ich stelle mich vor das Bild. Oder knie mich davor. Und ich rede mit ihr. Über die neue Welt. Über unsere Kinder. Über die Kämpfe, die ich nicht kämpfen will, aber vielleicht kämpfen muss.
Ich weiß, dass es nur ein Bild ist. Leinwand, Farbe, Erinnerung.
Und doch… manchmal, wenn ich ganz still bin, bilde ich mir ein, dass sie mir antwortet. Nicht mit Worten. Mit Blicken.

Letzte Nacht fand man mich zusammengesunken vor dem Bild. Noch im Kettenhemd. Der Helm lag neben mir. In der Hand hielt ich ein Glas Met, das ich für sie eingeschenkt hatte. Ich hatte ihr von allem erzählt was in letzter Zeit passiert war. Und plötzlich ging ein Schauer durch meinen Körper, als hätte mich etwas berührt, ihr Geist und meine Sorgen hinfort gespült. Ich sagte nichts mehr, blickte nur auf die Augen, die dieser Magier eines Malers fast wie echt gemalt hatte.

Hat sie mir zugehört?

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Die Litha

Die Sonne stand tief, ein goldener Schild am Rand der Welt. Ihr Licht flackerte zwischen den Schatten der Bäume von Valkarath. Die Schatten wurden lang, das Jahr kehrte sich, es war Litha, das Fest der Wende, der Tag, an dem Licht und Feuer über die Dunkelheit siegen.
Unsere Straßen waren gefüllt mit Leben, mit Erwartung, mit Ehrfurcht. Die Nordmänner aus Mjosfell, Gäste unseres Volkes, hatten sich in Valkarath eingefunden. Ihre Banner flatterten im Wind, ihre Stimmen mischten sich unter unsere, als die Prozession begann.

Schweigend zogen wir zum Sonnwendfeuer, das bereits hoch geschichtet war, Holz aus den Wäldern des Nordens, mit Runen versehen, mit Zweigen gesegnet. Männer und Frauen warfen ihre Gaben in die Flammen, Opfergaben an die Götter, Zeichen des Glaubens.

Ich war der Letzte.

Ich trat vor, allein, und ging als Einziger auf die Knie. Die Glut spiegelte sich in meinem Blick, doch mein Herz war bei denen, die ich verloren hatte. Ich sprach leise zum Allvater. Nicht mit lauten Worten, sondern wie ein Sohn zum Vater.

„Nimm dieses Opfer, Vater aller. Gib mir Kraft, um mein Volk zu schützen. Stärke den Schild um meine Kinder. Lass Aurelia und unsere Tochter in den Hallen der Asen ihren Frieden finden.“

Ich weiß nicht, ob er mich hörte. Aber der Wind drehte, das Feuer loderte höher. Und das reichte mir.
Danach kam das Ritual der Kohlen. Glühend lagen sie ausgebreitet zwischen den Steinen. Ohne Furcht trat ich vor, barfuß. Ich ging, als Erster. Langsam. Beständig. Jeder Schritt ein Schwur. Und als ich das Ende erreichte, tat es mir mein Stamm gleich. Auch unsere Gäste aus Mjosfell schritten über die Glut. Keiner fiel. Kein Fluch lag auf uns an diesem Abend.
Das Mahl danach war reich gedeckt. Gerichte aus dem Süden, Fleisch, Brot, dunkler Honigwein. Melonen von der Silberinsel. Die Tische unter dem heiligen Baum waren erfüllt von Gesang und dem Klang der Hörner. Es wurde getrunken, gesprochen, gefeiert, mit jener Freude, die das Leben nie als selbstverständlich nimmt.

Ich sprach lange mit dem Jarl aus Mjosfell, ein Mann mit scharfem Verstand und ehrlichem Blick. Wir redeten über Politik, die Vergangenheit und die Zukunft. Eine seiner Bürgerinnen gesellte sich zu uns, brachte sich immer wieder ein. Ihren Namen hat sie nicht genannt, oder ich habe ihn vergessen. Doch es war ein schöner Tag. Umgeben von Mitgliedern meines Volkes das ich, außerhalb meiner Schutzbefohlenen, lange vermisst hatte. Als sie gingen richtete ich erneut meine Worte an den Allvater, auf das er Mjosfell und Valkarath in Zukunft zusammenstehen ließe. Als ein Volk.

So war die Litha in Valkarath. Ein Fest des Feuers, der Erinnerung und der Hoffnung auf die Zukunft…

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Der Junge in der Arena

Wir kamen bei Sonnenuntergang in Mjosfell an, ich und mein Bannerträger Floki. Die Stadt war von Trubel erfüllt, in der Arena herrschte geschäftiges Treiben, Rauch und Lärm, der Geruch von Eisen, Schweiß und Met. Die Tribüne war gefüllt mit , Krieger, Diplomaten, Bürger und neugierigen Bauern, die das Klirren von Schwertern hören wollten. Und ich saß dort, in der ersten Reihe, Floki neben mir.

Ein Rekrut aus meiner Schwarzen Legion trat an. Ein junger Bursche, gerade einmal 20 Jahre alt, aus meinem Stamm Sein Name war mir kaum bekannt, Elias, glaube ich war es, ein Rekrut, aber ich hatte mir sagen lassen, dass in seinem Herzen Glut lodert, und ich wollte selbst sehen, ob daraus Flamme werden könnte.
In der ersten Runde fiel er. Hart. Ein Gegner mit einem rabenschwarzem Haar warf ihn in den Sand. Viele schauten sich an, enttäuscht, als wäre er nur ein weiterer Gefallener. Doch dann, wie es Brauch ist in Mjosfell, ließ man unter den Besiegten der ersten Runde noch einmal kämpfen, um einen letzten Platz zu vergeben. Ein letzter Funken Hoffnung.

Der Junge wartete. Er war klug.

Er beobachtete, ließ die beiden anderen Gegner aufeinander losgehen. Als einer den anderen niederschlug, warf er sich in den Kampf. Mit zwei gezielten Stößen brachte er beide zu Fall. Ich stand auf, das erste Mal an diesem Tag. Ich klatschte in die Hände.
Er stieg auf, Kampf für Kampf, mit List, Zähigkeit, Mut. In der letzten Runde stand er einem Krieger gegenüber. Ein Koloss. Groß, Stark und Flink.

Der Junge fiel, mit Würde. Doch er fiel.

Nach der Zeremonie stieg ich in die Arena hinab. Der Junge kniete, den Blick zum Boden. Ich legte meine Hand auf seine Schulter. Seine Hände zitterten immer noch vor Aufregung, sein Körper geschunden von den Schlägen seiner Gegner.
„Hör mir gut zu, Junge“, sagte ich. „Du hast heute mehr Ehre in den Sand dieser Arena gegossen als viele Männer auf dem Schlachtfeld. Du hast tapfer gekämpft. Du bist die Legion, ihre Zukunft. Und ich bin stolz auf dich.“
Er sah auf. Da war Blut an seiner Stirn, aber auch ein Lächeln auf seinen Lippen. Ich glaube, ich sah in diesem Moment, wie ein Soldat geboren wurde.

Später führte man mich in die große Halle von Mjosfell. Sie war rauchgeschwärzt, behangen mit Bannern und Waffen alter Zeiten. In den Flammen der Herdstelle roch es nach altem Tannenharz und Hirschbraten. Ich sprach dort lange mit dem Hauptmann der Wache. Wir tranken Met, wir tauschten Worte über Valkarath, über die Zukunft und diese neue Welt.

Als ich ging, sah ich die Arena, in der der Sand wieder glatt geharkt wurde, als wäre nie ein Tropfen Blut gefallen. Und ich dachte:

Solange Männer wie er kämpfen, wird Valkarath stehen.

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Täuschung

Aus dem Tagebuch des Kragan

Es sollte der Tag sein, an dem Verhandlungen geführt werden sollten, an dem endlich Frieden in die Lande kommen sollte. Genau deswegen hatten wir zugestimmt, die Räuber hinter unsere Mauern zu lassen. Für Verhandlungen.

Und dennoch stand eine bis zu den Zähnen bewaffnete Horde vor unseren Toren. Eine Horde, die nicht zum Verhandeln in unsere Heimat kam, sondern die zu töten und zu jagen kam. Genau die, die uns um Verhandlungen baten.

Ein Jammer, nicht nur konnte man den ewigen Zwist nicht lösen, nein, ich fürchte, wir haben ihn sogar verschlimmert. Thmya Dorei, Mjosfell und andere Geschöpfe standen vor unseren Toren und geiferten nach dem Leben jener, die uns um Schutz und Verhandlungen baten. Und das, obwohl wir eine engere Bindung mit Mjosfell wollten. Und das alles nur, weil die Räuber uns schützen wollten, vor den Schwertern Thyma Doreis die ständig nach unserem Gebiet trachten. Die uns von unserer Heimat vertreiben wollen.

Göttermutter, Frey, bitte hilf mir, steh mir in diesen Zeiten bei. Ich wollte diesen Konflikt beenden, ich wollte nur, dass mein Volk endlich in Frieden leben kann und nun, was ist passiert? Alles ist schlimmer geworden. Das Tor des Verderbens hat sich weiter geöffnet.

Ich bete zu den Göttern, dass die Situation nicht eskaliert und dass unsere Mauern hoch genug sind, sollte es doch passieren.

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Wiedergeburt

Und so kniete ich auf dem kalten Boden, auf dem Platz vor dem Thronsaal der schwarzen Zitadelle. Nach dem Aufmarsch war Ruhe auf der Silberinsel eingekehrt, nur die Leuchtfeuer und die Wachen mit ihren Fackeln und Laternen waren noch zu sehen. Ich beobachtete das, was ich, was wir geschaffen hatten im Schein des Vollmondes während der Regen unaufhörlich auf mich niederprasselte als wolle er versuchen den Meeresspiegel so weit zu heben, das er mich ertränken könnte. Der Wind bracht den Duft des Meeres zu mir, während ich hören konnte wie die Wellen gegen die weißen Klippen klatschten.

Der Geruch von Salz lag in der Luft. Von Salz und Blut. Vardgrimm, das neu geschmiedete Familienschwert lag in meiner Hand.
Eine Hand an der Klinge aufgeschlitzt, am schwarzen Stahl aus dieser Welt.
„Wächtergrimm“, hieß die Klinge. Ich ließ sie schmieden, als Beschützer meines Sohnes, wenn er alt genug wäre. Und doch halte ich sie nun an meinen emporgestreckten Hals.

Eine Katastrophe. Die bewaffnete Horde mag zwar wieder verschwunden sein, aber der Schaden war angerichtet. Und ich weiß immer noch nicht wie ich ihn wiedergutmachen könnte. Sigurd wäre alt genug, er ist im Kreis der Männer aufgenommen worden. Er könnte herrschen, er könnte mich verleugnen und sagen er habe nichts von den Machenschaften seines Vaters gewusst und würde sie unterbinden. Er könnte den einfachen Weg wählen.

Als ich fühlte wie die scharfe, kalte Klinge über meine Haut strich, glaubte ich Aurelias Stimme zu hören. Leise, säuselnd, aus meinem tiefsten Inneren. Das sie mich zu ihr rief. In das Reich der Toten.
Noch enger nahm ich die Klinge in den Hand, so das sich die Lederriemen des Griffs mit dem Blut aus meiner Wunde vollsogen. Ich drückte die Klinge fester in meinen Hals, in meine Haut, biss die Zähne zusammen und versuchte gegen die Tränen anzukämpfen die in meine Augen flossen.

Ist das nicht die Aufgabe eines Anführer? Alles zum Wohle seines Stammes zu tun? Die Aufgabe eines Vaters? Alles zum Wohle seiner Kinder zu tun, selbst zu sterben?

Ich spürte wie das Blut langsam an meinem Hals hinunterfloss. Ich wollte weiter machen, in diesem Moment der Schwäche, doch dann geschah es.
„Vater?“, fragt ein zitternde Stimme, die der ihrer Mutter so ähnlich war. Kaum hatten meine Ohren ihre Stimme vernommen fiel die Klinge zu Boden, ich konnte sie nicht mehr heben, sie war schwer wie ein Langschiff. Als ich mich umdrehte stand da Freya, meiner Tochter, meiner Schutzgöttin nachbenannt. Nur im Nachthemd und mit ihrer Puppe in der Hand.
„Was machst du da?“

Erst jetzt realisierte ich, was ich da vor hatte. Angsterfüllt warf ich das Schwert hinfort als wäre es eine Schlage die mich beißen könnte. Bei den Göttern, was hatte ich vor? Was wollte ich tun?
Ich erinnerte mich an die Stimme Aurelias, wollte sie mich wirklich zu sich rufen? Was war ich für ein Narr. Ich habe gehandelt, getan was ich für richtig hielt und nun ist es meine Pflicht als Mann, als Jarl dafür grade zu stehen. Zu versuchen es wieder in Ordnung zu bringen und es nicht meinem Sohn zu überlassen.

Ich ging zu Freya, nahm sie in den Arm und küsste ihre Haare. Meine blutige Hand beschmierte ihr Nachthemd, doch das war mir egal.
„Nichts, meine Kleine. Nichts. Alles ist gut.“
Ein leichter Blutfluss strömte immer noch aus dem Schnitt am Hals als ich wieder in die Zitadelle trat. Doch ich lebte und ich merkte wie ich die Stimme, das Wesen, das Bild der Frau, die mich in den Tod rief, langsam vergaß.

Es ist Zeit in die Zukunft zu Blicken und sich nicht in die Vergangenheit zu flüchten, als neuer Mann. Nicht mehr als der Kragan der nach Konstantinopel kam, sondern als der Kragan, der nach Eldoria kam.

Das hatte ich an diesem Tag gelernt. Und noch etwas:

Ich kämpfe für meinen Sohn, für meine Söhne, doch ich lebe für meine Tochter.

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Invictus

Die Glocke des Phantheon, des Tempels läutete. Die Baustelle des neuen Thronsaals erstarrte für einen Moment. Das geschäftige Klopfen, Hämmern, Rufen, Schreien und Trampeln verstummte für einen Moment. Alle blickten zu mir, alle schauten sie mich an. Mich der am Tisch in der Mitte stand, mit den Baumeistern und Bauplänen für die weiße Halle.
Doch auch ich wusste nicht was vor sich ging, auch ich wusste nur das die Glocke läutete. Erst als Sigurd durch das Tor der Halle stürmte erschöpft nach Luft schnappend zu Boden fiel wusste ich das etwas geschehen war.

„Vater“, verließ es seinen Mund während er zusammenbrach. Ich rannte zu ihm, half ihm auf. Fragte was passiert sei, ob nun der Tag gekommen ist an dem Thyma Dorei uns angriff?

Doch er schüttelte nur den Kopf und meinte ich solle zum Millitärhafen kommen. Ich nahm meinen Sohn in die Arme und trug ihn zum Hafen. Überall standen meine Stammesmitglieder, blickten zu mir, machten den Weg frei, sprachen zu mir, mit freudigen Blick und netten Worte, doch niemand sagte mir was passiert ist. Erst als ich am Hafen ankam und die Invictus in der Werft stehen sah, endlich fertig wusste ich was los war.

Die Leute feierten, als wir das Wappen unseres Stammes in den Hauptmasten brannten. Das Schiff wurde besetzt, die Tore der Werft geöffnet und das Schiff hinausgeschoben. Mit einem Klatschen landete die Galeere auf dem Wasser, die Planken sogen sich mit Wasser voll und sie schwamm. Sie schwamm, all die harte Arbeit hatte sich gelohnt. Die Masten wurden noch in der Bucht aufgestellt, die Anbauten mit den Ballisten außerhalb des Millitärhafens angebaut. Und dann war es soweit, die Ruder wurden ausgestoßen und die Invictus fuhr. Sie fuhr aufs offene Meer. Der Stolz der schwarzen Armada, das Flaggschiffe unserer Flotte, gebaut nach den Plänen der Byzantiner. Benannt in der Sprache ihrer lateinischen Väter.

Diese Galeere wird unsere Schiffe führen, die Galeere wird unsere Heimat verteidigen. Diese Galeere wird jedes feindliche Schiff in die Knie zwingen das sich uns in den Weg stellt.

Die Invictus
Das unbezwingbare Schiff

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Unter Einhundert Sternen

Und nun war es so weit, endlich, der Tag der Tage war kommen, der auf den ich mich noch mehr freute als den Tag, des Stapellaufes. Der Nachthimmelsaal, der Thronsaal der besseren Zeit, der neuen Zeit, war endlich fertiggestellt. Frey saß auf meinen Schultern, hielt sich an meinem Kopf fest während Sigurd und Alrich neben mir gingen. Sigurd hielt, wie ich und die Männer unseres Stammes, eine Fackel, Alrich, meine Hand. Hinter uns die Bannerträger des Hauses Sølvøya und der Stamm der Tronder. Ein Fackelmarsch in der Dunkelheit der Nacht, über den Platz von Schwarz und Weiß, den Platz von Silber und Drachenglas.

Die Nacht war kalt, für die Verhältnisse der Insel, ich konnte meinen Atem, den Atem der Kinder in der Luft sehen. Doch das war nichts was uns hätte aufhalten können. Unsere Frauen und Kinder saßen auf den Tribünen der Anlagen, erst als wir an ihnen vorbeimarschierten standen sie auf, gingen herab und schlossen sich ihren Männern, Väter, Brüdern und Söhnen an. Wir gingen weiter, bis vor die Tore jenes Gebäudes das unser Ziel war. Auf dem Platz davor, blieben sie stehen. Nur ich ging weiter, mit Freya auf meinen Schulter, ihre Hände noch immer in meinen Haaren, und drehte mich zu meinem Volk.

„Seht was wir geschaffen haben“, sagte ich und deute auf die Fassade der Halle hinter uns. „Seht was unsere Hände, unser Schweiß, unser Blut aus dem Fels geschlagen hat. Diese Halle, dieses Monument würde selbst unsere byzantinischen Lehrmeistern die Sprache verschlagen. Und wir haben es erbaut. Für eine Neue Zeit, für eine bessere Zeit. Für unsere Kinder und Kindeskinder.“

Jubel aus dem Volk, die Stammeskrieger klopften zustimmend auf ihre Schilde.

„Also lasst ihn uns nun einweihen, den Nachthimmelsaal, auf das er in der neuen Zeit, der besseren Zeit genutzt werden möge. Sei es gleich, ob nun von mir, oder“, eine Pause, ich suchte nach Sigurd, schaute ihn an. „Oder von meinem Sohn. Blickt in den Himmel und schaut euch die Sterne an, ihr werdet sie gleich wiedersehen.“

Und so trat ich zum Tor, öffnete es und ging als erster in den Saal. Schwarzer Boden, weiße Wände, schwarzer Himmel, doch mit hunderten Kristallen in die Decke eingearbeitet die im Licht der Fackeln glänzten als würden die Sterne der Götter selbst zu uns hinunterblicken.

Das war die Glorie die ich in meinen Visionen sah, das war die Glorie für die wir in diese Welt kamen.

Die Götter sind doch wahrlich mit uns.

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Geflüster und Schufte

Aus dem Tagebuch des Kragan.

Das ist er also, der Ehrenmann, der Graf von Thyma Dorei. Ich glaube der alte Erlach würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste was sein Nachfolger mit seiner Stadt anstellt, was für Praktiken er nutzt.
Er schimpft über die Räuber, doch beauftragt andere Schufte mich zu töten. Und dann will er mir etwas von Ehre erzählen, eben jener Mann, der das Wort kennt, es vielleicht noch als Stillmittel benutzt, aber das Konzept dahinter sicher noch nie verstanden hat.
Doch, wenn ich ehrlich bin, mit so etwas hatte ich bereits gerechnet. Etwas anderes war von diesen würdelosen Hunden, von diesen Feiglingen auf dem Festland auch nicht zu erwarten. Erst groß von der friedlichen Lösung reden und von neuen Verhandlungen und mir dann hinterrücks einen Meuchelmörder auf den Hals hetzen. Dumm nur das die Meuchelmörder genauso wenig Freunde ihrer Stadt sind, wie wir. Und das auch ich Kontakte zu ihnen habe.

Es ist eine Schande für jeden Herrn, für jede Stadt was dort drüben auf dem Festland für ein Trauerspiel abläuft. Und ich möchte kein Teil davon sein. Wenn meine Schiffe endliche die Schleuße nutzen und nicht mehr durch die Wüste gezogen werden müssten, könnten die da drüben doch tun was sie wollen. Meinetwegen sollen sie sich eine zweite Mauer bauen oder in die Berge zurückziehen um sich weiter zu verbarrikadieren. Ich habe ihnen ein großzügiges Angebot gemacht, als Nachbarn, doch sie haben es abgelehnt, kamen zur nächsten Verhandlung mit einer Horde vor mein Tor und zogen andere Städte hinein. Ich habe kein Interesse mehr an ihnen. Ich will nur das es endlich endet, das ich, wir endlich unsere Ruhe von ihnen habe.

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Vardgrimm

Der Thronsaal war vollendet und so wandten wir uns dem restlichen Projekt zu. Der weiße Bergfried sollte entstehen, als Sitz meiner Familie, als Palast von Sølvøya
Der Weiße Bergfried sollte nicht nur eine neue Zitadelle sein, er sollte stehen wie eine Bastion unserer Heimat. Und so gruben wir tief in den Fels der Silberinsel, gruben bis wir etwas fanden womit wir nicht gerechnet hatten
Die Männer sprachen von alten Schatten, von Mauern, die aussahen als hätten sie Jahrtausende überdauert, als wären sie aus den Fundament der Welt selbst geschlagen.
Ich stieg selbst hinab, in diese Grabkammer der Welt, mit nichts als einer Fackel und meiner Axt. Und ich fand: Ruinen.
Nicht wie die meiner Vorfahren, oder die der Byzantinier, nichts wie ich es bis jetzt gesehen hatte. Mein Herz pochte. Der Boden war mit Runen bedeckt, keine, die ich kannte.
Und auf einem Altar aus schwarzem Stein, erhoben auf einem Sockel, den kein Staub berührte, lag es.

Das Schwert.

Es war, als hätte die Dunkelheit selbst es geboren: schwarz wie Nacht, mit einem Griff aus gehärtetem, schwarzen Holz, umwunden von einem uralten Band. Die Klinge war blank, schnitt das Licht wie ein Schleier. Ich spürte es, bevor ich es berührte: Macht.
Das Schwert, diese wunderschöne Klinge die im Licht der Fackel glänzte rief nach mir.
Ich griff danach. Und hob es in die Höhe, betrachte es im Schein der Fackel, bis mir etwas auffiel. Auf dem Steinsockel auf dem es gelegen hatte befand sich ein Handabdruck. Ein einziger. Damit war die Sache klar. Es war das Schwert des einhändigen Kriegsgottes Tyr.

Dies muss sein Heim gewesen sein und dies sein Schwert das er für einen würdigen Krieger zurücklies. Mir kam es so vor als würde das Schwert in meiner Hand zu glühen beginnen, aber dennoch drückte ich fester zu. Ein Schwert des Tyr, ein Schwert des Krieges. Dies muss mein Schwert sein, das Schwert meiner Kinder und Kindeskinder. Mögen sie es mit der Kraft und dem Segen des Tyrs schwingen und Blut in seinem Namen vergießen.

Ich ging auf die Knie und stemmte das Schwert gegen den Boden. Ein Schwur, ein Schwur war von Nöten um zu danke und Respekt zu zollen.
„Ich werde dieses Schwert nur erheben, wenn es sein muss. Nie aus Zorn. Nie aus Eitelkeit. Nur zum Schutz. Nur zur Gerechtigkeit. Nur für die Ehre. Und nur gegen meine Feinde. Jeder Tropfen Blut der mit dieser Klinge vergossen wird soll zu deinem Ruhm vergossen werden. Ich schwöre es bei dir, Týr.“
Ich verließ die Katakomben, nahm das Schwert mit. Ich nannte es Vardgrimm. Wächtergrimm auf das es mich und meine Familie beschützen möge.
Seither trage ich es, bis zum Tag an dem ich es an meinen Sohn übergebe.

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Eine einzige klaffende Wunde war an Stelle des Himmels zu sehen. Und aus ihr blutete es Wasser.
Wolken, schwarz wie unsere Seelen, rissen auf. Das Meer brüllte. Regentropfen von der Größe von Wallnüssen fiehlen unermüdlich wie der Pfeilhagel tausender Schützen auf uns hernieder, die Wellen klatschten gegen unseren Bug. Wir wurden von Wellengetragen, die so hoch waren wie unser Schiff lang, wie eine Nussschale in der Flut wurden wir umhergeworfen.

Wir waren kaum sechzehn Mann, kaum mehr als ein Rudel Wölfe auf einem alt Boot aus Eichenholz, meine Männer hatten sich mit Tauen an den Mast oder die Seiten gebunden, beteten zu den Göttern. Doch nicht ich, ich lachte.
Lachte dem Tod entgegen. Lachte dem Sturm ins Gesicht.
Ich weiß nicht was in dieser Nacht geschehen war, doch ich weiß das ich von irgend einem Wahnsinn, einem Gott beseelt sein worden muss.
Die Männer schrien, beteten, hielten sich an Tauen und Gebeinen fest.
Das Wasser peitschte, donnerte, verschlang uns fast, und ich stand am Bug wie ein Wahnsinniger aus den Sagas.
„Ist das alles?“, brüllte ich in den Wind, das neue Familienschwert, Vardgrimm, aus dem schwarzen Stahl dieser Welt, in der Faust.
„Ist das euer neuer Trick? Noch ein Sturm? Noch ein verdammter Sturm? In welche Welt wollt ihr mich diesmal werfen, ihr Bastarde?“
Niemand antwortete, nur der Himmel selbst.
Ein Blitz, der das Meer teilte. Ein Donner, der mir das Fleisch von den Knochen reißen wollte. Ein Schauder ging mir bis ins Mark. Und wenn das Meer mich auf ein neues Verschlingen möge, so wie ich in dieser Welt wieder auf die Beine gefunden habe, so wie ich in dieser Welt wieder zu dem Posten, zum Führer meines Volkes geworden bin, wie es mir gebührt, so werde ich es auch in der Nächsten Welt tun. Das habe ich dem Allvater in diesem Moment geschworen.

Und dann, ein blauer Blitz der den Himmel teilte und wie ein Siegeskranz am Mast stehen blieb.
Funkelnd. Wie ein blau leuchtendes Netz das das Holz umgab, verteidigte.
Wie Nebel aus Licht. Wie der Odem eines Gottes.
Ein Schimmern, das sich über den Mast zog, zuckte und tanzte wie die Geister der alten Krieger in Walhall.
Ich riss Vardgrimm, mein Schwert, in die Höhe.
Mein Blut klebte noch von der Segnung an seinem Griff.
„Odin, wenn du das bist, dann komme ich, hol mich nach Walhall oder welche Welt auch immer dir in den Sinn kommt, oder behalte mich hier und segne mich. Mache mich zu einem deiner Krieger.“
Ich packte den Mast, erklomm ihn im Sturm, inmitten von Regen, Gischt und dem Wahnsinn des Donners. Zweimal hätte mich eine Welle fast hinabgeworfen, direkt in die Wogen der See. Doch je weiter ich den Mast erklomm desto ruhiger wurden die Wellen, desto dunkler wurde der Himmel und desto kräftiger leuchteten die Blitze.
Die Männer schrien mir nach: „Kragan, steig herab.“
Bangten um das Leben ihres Jarls.
Doch ich war längst nicht mehr in ihrer Welt.
Ich hob das Schwert in die Luft, hielt es in das flackernde Feuer des Sturms.
Und der blaue Odem schlang sich um die Klinge.
Kein Schmerz. Kein Schlag. Nur Hitze. Nur Licht. Nur Macht.
Und als ich meinen Ruf in den Sturm brüllte hörte ich ein Raunen im Donner.
Odins Stimme. Oder der Hall meiner eigenen.
„Noch nicht. Noch nicht, Kragan. Du wirst gebraucht. Deine Zeit ist noch nicht vorbei.“
Ich klammerte mich an den Mast, brüllte zurück in den Himmel:
Dann führt mich! Zeigt mir, wohin mein Schwert schlagen soll! Zeigt mir, wer gerichtet werden muss!“
Der Sturm antwortete mit Stille.
Nur einen Moment, dann brach das Gewitter erneut über uns los wie ein Rudel Wölfe. Doch die Wellen verschwanden. Nur noch Blitze und Regen. Und dann, als der Nebel sich lichtete, sahen wir die Leuchtfeuer unserer Heimat. Wir waren zuhause, wir hatten es geschafft.
Aber Vardgrimm war seither nicht mehr dasselbe.
Seit jener Nacht trage ich es bei mir, fast immer.
Nicht als Waffe. Als Zeichen.
Es ist vom Sturm gezeichnet, von Odin gesegnet.
Dem Göttervater dessen Geheimidenität der Grimm ist, weswegen ich es nannte, wie ich es getan habe. Witzig wie die Götter spielen.

Heil dem Allvater und Heil denen, die er sich als Krieger auserwählt hat.

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