Der Engel der ewigen Flamme

Der Sturm war vorüber und wie manchmal vor oder nach einem besonders heftigen Unwetter lag der Fluss glatt und beinahe unnatürlich ruhig da.Der Himmel hing niedrig, schwere,hell und dunkelgrau getupfte Wolken verdeckten die noch kraftlose Frühjahrssonne und nahmen ihren Strahlen das letzte Fünkchen Wärme, so dass der Biss des Windes doppelt schmerzhaft zu spüren war. Dass Ufer war glatt und bis zu der verschwommenen Trennlinie zwischen feuchtem Sand und spärlich wachsenden Gras zehn Schritt landeinwärts weiß und flach und leer geräumt, bar all der Dinge, die der Fluss sonst unentwegt auf seiner rastlosen Wanderung zum Meer hinab darauf ablud und die Wellen, die kurz zuvor noch mit unbändiger Wut auf das Ufer eingeschlagen hatten , plätscherten jetzt sanft, als müsse sich der Dunkelfuhrt von den vorangegangenen Anstrengungen erholen.
Die Luft roch noch Nebel und Tau, obwohl weder das eine noch das andere zu sehen war und weit im Norden türmten sich schon wieder neue schwarze Wolkenburgen auf. Feiner grauer Dunst hing über dem Fluss und ließ das gegenüberliegende Ufer nur wie durch einen Schleier sichtbar werden.
Dumpfes Dröhnen mischte sich in das monotone Rauschen des Flusses, rhythmisch wie die Stimmen der Wellen, aber anders, schneller und irgendwie ungeduldiger kein Laut, wie ihn die Natur hervorbrachte, sondern die harten hastigen Geräusche von Menschen.

Eine reihe dunkler Punkte tauchte auf dem Kamm des flachen Uferhügels auf wuchs im gleichen Maße heran, in dem das Hämmern der Hufe an Lautstärke gewann.
Erst zwei, dann vier und schließlich ein halbes Dutzend Berittener erschien auf der Hügelkette , die den Dunkelfuhrt an dieser Stelle wie eine Wehrmauer säumte, lenkten ihre Pferde zum Wasser hinunter und galoppierten dicht am Fluss entlang weiter, dabei den sandigen Uferstreifen wie einen Weg benutzend. Die Hufe der Tiere hinterließen eine breit aufgeworfene Spur im feuchten Sand, winzige Mulden ,die von geduldig nachsickernden Wasser in kleine runde Spiegel verwandelt und dann ausgelöscht wurden, als wollte der Fluss ihnen zeigen wie vergänglich all ihr Tun war.

Die Männer waren am Ende ihrer Kräfte , so müde und erschöpft wie die Tiere ,die sie ritten. Ihre Kleider waren durchnässt und schmutzig, die früher einmal glänzenden Metallteile ihrer Rüstungen blind und fleckig geworden, ihre Mäntel und Satteldecken zerrissen und durchgescheuert und der Sturm der mit derselben Gleichgültigkeit über sie hinweg getobt war, wie er das Land beiderseits des Flusses gebeutelt hatte, hatte einen verbissenen Ausdruck in ihre Züge gehämmert, ihre Haltung verkrampft und die Hände an dem feuchten Lederriemen des Zaumzeugs starr gemacht. Viele von ihnen waren verwundet , manche trugen vom Regen dunkel gewordene Verbände, andere hatten die Schnitt und Stichwunden an Armen und Händen unversorgt gelassen, aus Gleichmut oder auch mangels Gelegenheit sie zu verbinden.

Die Frau an der Spitze der Gruppe zügelte plötzlich ihr Pferd , hob die Hand und stieß einen kurzen , kehligen Laut aus.Nacheinander brachten die Reiter ihre Tiere zum stehen und formierten sich zu einem lockeren Halbkreis. Die Pferde stampften unruhig, ein paar versuchten auszubrechen und zum Fluss zu laufen, um zu trinken aber ihre Reiter hielten sie mit starker Hand zurück.

„ Wir rasten hier“ befahl sie“ Die Tiere brauchen eine Pause“ und etwas leiser „ und wir auch „
Die Frau unterschied sich äußerlich kaum von Ihren Begleitern. Ihre Kleidung war einfach wie die Ihren und genauso abgerissen, ihre Waffen zerschrammt und blind von Schmutz, der im Laufe vieler Wochen darauf eingetrocknet war. Einzig im Wuchs und der Statur konnte man von weitem erahnen das es sich um eine Frau handelte, da sie deutlich kleiner und zierlicher war.Sie nahm den Helm ab und ihre langen Blonden Haare wehten in der kühlen Brise.

Cheresar von Greifenstein war Stolz auf ihre Ordensbrüder und Schwestern, die mit Ihr den langen Weg nach Parsifal angetreten hatten,um nachdem der schwarze Tod in ihrer Heimat gewütet hatte eine neue zufinden.
Getrieben von der Prophezeiung eines alten Ordensmeisters waren sie seit Wochen, wenn nicht Monaten auf der Suche nach dem Engel der ewigen Flamme. Wenn man den alten Überlieferungen Glauben durfte, wurde dieser von Parsifal persönlich errichtet, an der Stelle an der sein Sohn im Kampfe fiel.Ihm zu Ehren wurde ein riesiger Engel errichtet und in dessen Hand Brante die Fackel des ewigen Feuers.
Schutz,Beistand und Gottes Segen soll man in seiner Nähe Spüren und ihm zu Ehren, war es die Pflicht jedes Ordensmitgliedes dieses Artefakt ParSifals zu schützen und ihm zu huldigen.

Sie durchquerten riesige Wüsten und majestätische Wälder , mussten sich grobschlächtigen Orks und langohrigen Elfen entgegenstellen, die wie wahnsinnige versuchten sie von Ihren Pferden zu reißen um sie Ihrem Heidnischen Göttern des Chaos zu Opfern. Viele gute Männer und Frauen hatten ihr Leben auf der suche nach dem Engel gelassen und nach all der kräftezehrenden Zeit, schwand auch die Zuversicht diesen noch zu finden.
Einzig der starke Glaube und die gemeinschaftlichen Gebete und das Wissen das Gott Ihnen diese Prüfung auferlegt hatte, ließ sie ihre Reise fortsetzen.

Vor ihnen lag Düsterwald, ein riesiger Sumpf direkt an den Ufern des Düsterfuhrtes, es war noch einer der wenigen Orte die sie noch nicht erkundet hatten.
„ Genug gerastet, wir müssen vor Einbruch der Dunkelheit noch ein Stück des Weges schaffen“ er scholl nun der Ruf Cheresars über den zunehmenden Wind hinweg.
Mühsam schwangen sich die Krieger auf ihre Pferde und reiten sich mit hängenden Köpfen in die Marschkolonne ein, die sich nun langsam nach Süden,weg von dem noch immer Still daliegenden Dunkelfuhrt bewegte. Nach einiger Zeit wurde der Boden beiderseits des schmalen Weges sumpfig.Immer öfter erblickten sie große wie geschmolzenes Pech glitzernde Lachen und Pfützen rechts und links des Weges, bis der Pfad schließlich vollends durch eine düstere Sumpflandschaft führte, aus der mächtige Felsbrocken und kahle Stämme abgestorbener Bäume ragten. Der Geruch nach Schwefel und Fäulnis nahm zu, so das einige vor Ekel das Gesicht verzogen. Auch die Pferde spürten die neue Umgebung und blieben öfters stehen und weigerten sich die befehle ihrer Reiter zu gehorchen.

Schließlich erreichten sie eine Stelle in der das Blätterdach der Trauerweiden so dicht war, das die wenigen noch verbliebenen Sonnenstrahlen die es bis zum Boden Schaften den Kampf gegen die Dunkelheit verloren.
„ Cheresar wir sollten umkehren „ mahnte einer der Ordensbrüder , der sich verzweifelt bemühte eine der feuchten Fackeln zu entzünden.“ Nur noch ein Stück Bruder Kuro, seht dort vorn,auf dem Tümpel spiegelt sich etwas „ mit diesen Worten lenkte Cheresar ihr Pferd in die angegebene Richtung. Je mehr sie sich dem leuchten näherten, umso ruhiger und friedlicher wurde ihre Umgebung. Mit leisem Frösteln in der Stimme sprach Cheresar „ Wir haben unser Ziel erreicht „

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