Der Wanderwagen der Abendträume

Der Wanderwagen der Abendträume

Eine Geschichte aus Eldoria

Wenn der Wind über die weiten Felder Eldorias streicht und der Himmel in die Farben der Dämmerung getaucht ist, hört man manchmal das ferne Rattern von schweren Holzrädern und das leise Klingen einer melodischen Stimme.
Dann wissen die Bewohner: Kobus und Mailéth sind in der Nähe, mit ihrem Wagen der Abendträume.
Beide reisen, um das Erbe und das Wissen der Lady Murasaki weiterleben zu lassen
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Vorgeschichte

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Lady Murasaki, einst eine Hofdame des Kaisers und eine gelehrte Schriftstellerin, war bekannt für ihre Sammlung alter Schriften, Geschichten und Erzählungen.
Doch mit dem Alter kam auch ihr Abschied am Hofe und so zog sie in ein altes Anwesen, in Stille und Einsamkeit. Das Leben wurde für die alte, alleinstehende Frau beschwerlich und so benötigte sie die Hilfe eines Verwalters für das Anwesen und die einer Magd für ihren Haushalt.
So brachte das Schicksal eins und eins zusammen und Kobus und Mailéth kamen in Anstellung bei Lady Murasaki.

Obgleich Mailéths Anstellung bescheiden war und Lady Murasaki eine Edelfrau, so verband die beiden Frauen dennoch eine tiefe Freundschaft, geprägt von gegenseitiger Achtung und einem geteilten Sinn für das Magische im Alltäglichen. Lady Murasaki lehrte sie vieles und so lernte Mailéth erstes Lesen und Schreiben und auch ein wenig Musizieren. Täglich, bei jeder sich bietenden Gelegenheit, erzählte Lady Murasaki Erinnerungen aus ihrem früheren Leben bei Hofe und auch Geschichten, welche sie einst niederschrieb. Mailéth war eine dankbare Zuhörerin und ließ sich oft von den Geschichten mitreißen. Lady Murasaki schaffte es ihr Gegenüber durch Spannung und unter dem richtigen Einsatz ihrer Stimme in die Situationen zu versetzen, als wäre man selbst dabei gewesen. Dies imponierte Mailéth. Es kam deshalb nicht selten vor, dass man auch sie singend antraf.

Als Lady Murasaki verstarb, war ihre Trauer groß. Mailéth hatte das Gefühl, eine nahe Verwandte verloren zu haben.

Lady Murasaki vererbte dem lieb gewonnenen, mittellosen Paar all ihr Hab und Gut. Der Taler waren es nicht viele und auch das riesige Anwesen hatte seine besten Tage bereits hinter sich, doch die Sammlung der Geschichten, Lieder und Märchen war groß. Auch wenn ihr das Lesen schwer fiel, stöberte Mailéth täglich in den Büchern und Schriftrollen. Das Außergewöhnlichste unter diesen vererben Dingen war ein altes, filigran verziertes Kamishibai-Erzähltheater, gefertigt aus dunklem Myrtenholz. In seinen Schubladen lagen handgemalte Bildtafeln, deren Geschichten nur darauf warteten, wieder lebendig zu werden.


Quelle:erstellt mit Chatgpt

Die Reisen

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Getrieben vom Wunsch, Lady Murasaki Geschichten und Melodien zu wahren und ihr Erbe weiterzutragen, das Anwesen zu renovieren und das dazu nötige Geld zu verdienen, verließen Mailéth und Kobus ihre Heimat. Sie bauten aus einem Heuwagen, alten Brettern, Rädern und Erinnerungen den Wagen, in dem sie heute umherreisen: halb Bühne, halb Zuhause. Der kleine Kamin auf dem Dach raucht bei jedem Halt und Laternen an den Ecken werfen abends ein warmes Licht über ihre Lagerstätte.
Wenn sie rasten, spannt Kobus mit kräftiger Hand das bunte Zelt der Geschichten auf, mit weichen Kissen, niedrigen Tischen und dem Duft nach Gewürzen und frisch gebackenem Brot, sowie kleiner Köstlichkeiten, die er auftischt.
Er kümmert sich dann um das Wohl der Gäste mit einer Ruhe, die man nur bei jenen findet, die tief in sich zu Hause sind.

Dann beginnt Mailéth ihr Spiel. Mit Licht und Stimme, mit Liedern und Bildtafeln, führt sie die Zuschauer in ferne Welten. Sie erzählt nicht nur die alten Geschichten aus dem Nachlass der Lady – sie bringt auch neue, von den Wesen Eldorias selbst. Denn wohin sie auch reisen, sie lauschen: dem Bauern, der von nächtlichen Lichtern erzählt. Der Zwergin, die von einem verlorenen Ring singt. Den unheimlichen Sagen und Mythen rund um Eldoria, welche man sich hinter vorgehaltener Hand am Lagerfeuer erzählt oder auch den Liedern, die in den Tavernen widerhallen.

Diese Geschichten werden Teil des Kamishibai oder ihrer Lieder und damit unsterblich.

Und ehe sich die Bewohner versehen, ist der Wagen wieder fort. Kein Abschied, nur das leise Rollen der Räder in der Morgendämmerung. Zurück bleiben Lieder, Lachen und das Gefühl, für einen Abend in einer anderen Welt gewesen zu sein.
Denn so ist der Weg derer, die träumen und die das Träumen und die Geschichten zu den Menschen und Wesen Eldorias bringen.

Der Anfang

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Aufregung liegt in der Luft. Kobus und ich bringen die letzten Dinge in den Wagen und verzurren sie. Viel Proviant haben wir noch nicht, aber Geschichten und Lieder, welche uns hoffentlich auch den ein oder anderen Taler in die Tasche spielen.
Lalotamë hat sich auch zu uns an Bord geschlichen. Er scheint uns begleiten zu wollen. Diesen kleinen Waschbär habe ich auch schon in mein Herz geschlossen. Wie könnte man auch nicht. Sicher werden wir auch für ihn noch ein Plätzchen in unserem Wagen finden. Kobus spannt die Pferde ein und auch bei ihm scheint sich Aufregung und Vorfreude zu mischen, doch es bleibt auch die Angst. Meine Angst davor, dass mich die Vergangenheit einholen wird.

Das Debüt - 1. Halt

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Thyma Dorei
Die erste Fahrt war holprig. Alles klapperte und das Ein oder Andere Mobiliar war auch nicht mehr an seinem Platz, als wir die Reise hinter uns hatten.
Recht schnell fanden wir einen Platz in einem nahegelegenen Waldstück, vor den Mauern der Stadt. Ich kümmerte mich darum, alles wieder an seinen Platz zurückzustellen, während Kobus das Zelt aufspann.
Am Abend bekamen wir auch wirklich Besuch von einigen Stadtbewohnern, die unserem ersten Aufruf als ‚Schausteller‘, unserer Premiere, gefolgt waren.
Recht ergriffen waren sie, aber auch das ein oder andere Lächeln waren an diesem ersten Abend unser Lohn.
Doch ein Lächeln allein macht nicht satt und so werden wir wohl in Zukunft einen Eintritt erheben, für unser Schauspiel und unsere Gastfreundschaft.
Müde und glücklich blicke ich auf diesen Tag zurück und meine letzten Gedanken sind Lady Murasaki gewidmet

2. Halt

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2.Halt - Valanduin

Beschwerlich war der Weg aus Thyma Dorei. Der Wagen schaffte nur mit Mühe und großer Anstrengung den Weg durch die engen Passagen. Anders aber, als wir in Richtung der ‘Pilzelfen’ unterwegs waren.
‘Pilzelfen’- Eine spöttische Bezeichnung von Menschen, die sich mit den Kulturen und Bräuchen dieser Lande nur wenig beschäftigt hatten - und doch… Ich musste schmunzeln als ich die Umgebung sah, in der die Bewohner Valanduin leben.
Auf den ersten Blick mag es einem recht triste und karg vorkommen, ja sogar öd wie Totland, doch das elfische Auge sieht andere Wunder. Ein uraltes Geflecht aus Pilzwerk, Moos und Myzel, wie aus einer anderen Welt.
Die Erde selbst scheint zu atmen. Sie ist bedeckt von violetten und aschgrauen Teppichen aus dichtem Myzel, das sich zwischen riesige Hutpilzen gebildet hatte. Diese ragen empor wie anmutige Säulen. Manche leuchtend im Dämmerlicht, ein untrübliches Zeichen dafür, dass diese von den Elfen bewohnt werden. Ein recht ungewohnter, wenn nicht gleich faszinierender Anblick.

Wir fanden einen guten Stellplatz, vor den Toren Valaduins und richteten dort das Lager für die kommenden Tage ein. Schnell war Kontakt zu den Einheimischen hergestellt und selbst der erste Abend unserer Aufführung schon besucht.
Es schien mir, dass dies eine willkommene Abwechslung war, für die Bewohner der Stadt, auch wenn wir den ein oder anderen noch mit unserer Kunst überzeugen mussten.
Doch man tauschte sich aus… über Lieder, das Leben und etwas, was die Völker vereint, das Essen.
Gastfreundlich wurden wir eingeladen, landestypische Gerichte gemeinsam zu kochen. Ein Rezept, welches wir wohl auf unseren Reisen künftig mit uns führen werden.
Und so endet unser Aufenthalt in Valanduin, mit einem Gewinn an Erfahrung, der neuen Erkenntnis von Fauna und Flora und dem ein oder anderen freundlichen Gesicht, welches man gerne wieder antreffen würde.

3. Halt

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Mjosfell- Die Fahrt und Überfahrt nach Mjosfell war anstrengend und langwierig. Einige Tage waren wir mit unserem Wanderwagen unterwegs. Es gab einige Stellen, die wir beinahe nicht überwunden hätten und doch kamen wir an unser gewünschtes Ziel.
Unweit der Stadt haben wir uns niedergelassen und das Zelt aufgeschlagen. Am ersten Abend führte uns der Weg zum dortigen Markt. Die Marktfrauen hatten ihre Stände längst geschlossen und der Handelsplatz war wie leergefegt. Einzig und allein die Raben leisteten uns Gesellschaft (Wobei diese in den hiesigen Gefilden durchaus eigenartig aussehen)
Knapp zwei Wochen vergingen, bis ich endlich einen Stadtbewohner antraf und mir Einlass zur Stadt gewährt wurde. Freundlich und dennoch mit einer gesunden Skepsis, wurde ich vom Jarl höchstpersönlich in die große Halle eingeladen, um ihm und seinen Gästen von unserem Schauspiel zu berichten. Man lauschte gespannt meinen Worten und es schien den Eindruck zu machen, dass man einer der Vorstellungen beiwohnen wollen würde.
Doch weitere Tage vergingen und niemand achtete auch nur auf unseren Wagen und das Bildtheater, welches wir Abend für Abend bereit gehalten hatten.
Am 28. Tag ohne Gäste beschlossen wir unsere Zelte abzubrechen und weiterzureisen.
Vielleicht war unsere Kunst hier einfach nicht willkommen oder schlicht seiner Zeit voraus?

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