Ein Zettel ohne Absender, ein Tod ohne Antworten

Es war spät in der Nacht, als eine dunkel gekleidete Gestalt durch die nebligen Gassen der Stadt schritt. Der Mantel flatterte leicht im kalten Wind, das Gesicht verborgen unter einer tief sitzenden Kapuze. Ohne Hast, aber mit zielgerichteten Bewegungen, näherte sich die Gestalt dem Schwarzen Brett auf dem Marktplatz.

Ohne ein Wort zu verlieren, zog sie ein Stück Pergament hervor, befestigte es mit einem rostigen Nagel an der alten Holztafel und verschwand dann ebenso lautlos, wie sie gekommen war.

Der Zettel wirkte unscheinbar, doch sein Inhalt ließ die wenigen Frühaufsteher, die ihn zuerst lasen, erstarren:

„Wer die Zeichen liest, erkennt die Wahrheit.
Ein Schatten liegt über Caldaris – der Diplomat ist gefallen.
Stimmen verstummen, doch das Rätsel bleibt bestehen.
Tiefst erschüttert mögen seine Kameraden nun sein.
Ein Name, einst geehrt: Roy Charles Yinvalur.
Niemand wird es wagen, Fragen zu stellen“

Keine Unterschrift. Keine Hinweise auf den Verfasser. Doch der Tonfall der Botschaft ließ einen Hauch von Bedrohung in der Luft hängen. War es eine Warnung? Eine Drohung? Oder gar der Schlüssel zu einer Verschwörung, die weit über den Tod eines Diplomaten hinausging?

Die Nachricht verbreitete sich rasch in den Straßen. Spekulationen wurden laut, misstrauische Blicke wechselten sich mit leisen, geflüsterten Unterhaltungen ab. War Roy Charles Yinvalur wirklich tot? Und falls ja – war es ein Unfall, ein Mord, oder etwas noch Schlimmeres?

Das Schwarze Brett war seit jeher ein Ort der Bekanntmachungen und Gerüchte. Doch diesmal lag eine unheimliche Spannung in der Luft. Wer auch immer diese Zeilen geschrieben hatte, wusste mehr, als er preisgab.

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ein caldarischer Bote trifft kurz vor Einbruch der Nacht in der Hauptstadt Xantia ein und hängt folgende Schrift unter obriges Schriftstück an das schwarze Brett, bevor er wieder verschwindet

Gott zum Gruße.

Das caldarische Außenamt meldet tiefstbetrübt, dass die Behauptungen , die oben genannt werden, zum Teil bestätigt werden müssen:
Der caldarische Außenrat, unser treuer Vertrauter Roy Charles Yinvalur, wird vermisst.

Wir wollen alle Bürger, besonders die christlichen innerhalb Eldorias, dazu auffordern, sowohl Augen als auch Ohren offenzuhalten. Jeder Hinweis, der zur Auflösung dieser ruchlosen Tat führt, soll belohnt werden.

Wir verwenden alle Mittel, die uns zur Verfügung stehen, um den Attentäter, Entführer und welche sündhaften Eigenschaften derjenige sonst haben möge, zu fassen. Wir werden unsere Sicherheitsmaßnahmen stark erhöhen, um Folgetaten zu verhindern.

Denn eines ist das caldarische Land nicht: Schwach! Wir werden dem Feigling seine rechtmäßige Strafe zukommen lassen. Denn Gott ist auf unserer Seite!
Doch wollen wir auch die christlichen Städte warnen. Wir haben Grund zum Anlass, dass der christliche Glaube unseres Außenrats eine wichtige Rolle in dieser schrecklichen Tat spielte.
Wir beten für alle von euch, dass ihr von ähnlich entsetzlichen Taten verschont bleibt, doch bitten wir auch darum, dass ihr Caldaris in diesen schwierigen Zeiten beisteht.

Gez.
Ratskollegium in Vertretung des caldarischen Volkes.

darunter sitzt das amtliche Siegel von Caldaris

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In der kühlen Dämmerung, als der Nebel über die Straßen kroch und die Laternen nur spärlich Licht spendeten, bewegte sich eine vermummte Gestalt lautlos durch die engen Gassen. Der schwere Umhang verschmolz mit der Dunkelheit, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, sodass nur zwei funkelnde Augen darunter hervorblitzten. Kein Laut drang über ihre Lippen, keine zögernde Bewegung verriet Unsicherheit. Sie wusste, was sie tat.

Vor ihr erhob sich das Schwarze Brett, alt und von Zeit und Wetter gezeichnet. Papierfetzen hingen in losen Streifen herab, manche vergilbt, manche mit Worten, die längst vergessen waren. Mit einem beiläufigen Griff zog die Gestalt einen zusammengerollten Zettel hervor und entfaltete ihn langsam. Die Worte darauf waren klar und unmissverständlich:

„Die Leiche von Roy Charles Yinvalur wird nun an Caldaris ausgeliefert, dorthin, wo er hingehört. Die Gerechtigkeit, die ihm so lange verwehrt blieb, hat ihn nun erreicht. Ich habe jene gefunden, die sein Blut vergossen haben.“

„Doch damit ist diese Angelegenheit nicht beendet. Caldaris, wenn ihr Antworten wollt, dann geht nach Westen. In der alten Burg von Roy Charles Yinvalur werdet ihr den Verantwortlichen auffinden. Dort, zwischen zerfallenen Mauern und dem Echo der Vergangenheit, wartet die Wahrheit auf euch.“

Mit einem leisen Knacken trieb die Gestalt einen rostigen Nagel durch das Papier, befestigte die Botschaft am Brett. Für einen Moment verweilte sie, betrachtete ihr Werk. Dann, ohne einen weiteren Blick, verschwand sie in der Dunkelheit…

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Eine vermummte Person geht ans Brett heran und überhängt die untere Hälfte der letzten Nachricht

„Der Leichnam wird nun der Hauptstadt Xantia zur Verfügung gestellt. Ehrt Roy Charles Yinvalur und würdigt seine Vollbringungen.“

Keinerlei Unterschrift ist zu finden

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