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In den alten Landen nördlich von Edinburgh, wo der Nebel schwer auf den Wipfeln der Bäume liegt und die Zeit langsamer zu vergehen scheint, liegt ein kleines Dorf verborgen – eingebettet in einen dichten Wald, durchzogen von einem seichten Fluss, dessen Wasser so klar ist wie Glas. Dort wuchsen mein Bruder Edward und ich, Caitlyn Macbeth, auf – geborgen in der Liebe unserer Eltern, fern von den Schatten der großen Welt.
Unsere Tage waren erfüllt von Freiheit, vom Spiel in der Natur, vom Lachen zwischen den Farnen und Geschichten am abendlichen Feuer. Ich erinnere mich an die Abende, wenn wir nach langen Streifzügen durch den Wald heimkehrten – mit zerzausten Haaren, schmutzigen Knien und funkelnden Augen. Immer wartete Mutter auf uns, mit offenen Armen, warmen Worten – und oft auch mit einem Topf Frumenty über der Flamme.
Frumenty, ein bescheidener Brei aus grobem Weizen, Milch, Honig und manchmal ein paar Äpfeln, war in unserem Haus mehr als bloß eine Mahlzeit. Es war ein Zeichen. Es bedeutete: Ihr seid zurück. Ihr seid sicher. Ihr seid zu Hause.
Es war das Essen unserer Kindheit, der Geschmack unserer Unschuld – das Erste, was wir rochen, wenn wir die Tür öffneten, und oft auch das Letzte, woran wir dachten, wenn wir einschliefen.
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Bereits im frühen Mittelalter wurde Frumenty in weiten Teilen Englands, Schottlands und Frankreichs zubereitet. Besonders bei Festen war Frumenty in den Dörfern ein fester Bestandteil. Es symbolisiert Dankbarkeit für die Ernte, Hoffnung auf ein neues Jahr und das Band der Gemeinschaft. In manchen Gegenden glaubte man sogar, das Rühren im Topf müsse im Uhrzeigersinn geschehen, sonst bringe es Unglück.
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Mutter hatte mir ein paar mal schon davon erzählt, wie sie Frumenty zubereitet. Weizenkörner und Milch gehören immer dazu! Doch lässt das Rezept auch viele Möglichkeiten für die eigene Kreativität. Denn erst wenn man den schlichten Weizenbrei mit Äpfeln, Honig oder/und Beeren verfeinerte, darf man ihn Frumenty nennen!