Eintrag I - Zwei Leben
Wir schreiben das Jahr 1102. Erstaunlich, dass nur zwei Jahre vergangen sind, denn in dieser Zeit hat sich das Leben von Caitlyn und mir in eine Richtung entwickelt, die wir niemals erwartet hätten.
Die Höhle war einst das Zuhause der Crew der Schattenwölfe. In Ruhe lebten wir dort, bauten Häuser an den Felswänden und bewirtschafteten unser eigenes Land. Doch eines Tages trafen wir auf zwei Fremde. Bis zu diesem Moment hatten wir geglaubt, allein in unserer eigenen Welt zu existieren. Die Spanierin, die zu den Fremden gehörte, zeigte mir die Außenwelt.
Es waren skurrile erste Begegnungen mit den anderen Völkern, insbesondere mit den Zwergen und den rätselhaften Orks. Doch am meisten faszinierten mir die Elfen. Viele von ihnen waren weise und belesen. Obwohl ich mein Leben lang gestohlen, zusammen mit Caitlyn einen König zu Fall gebracht und mit meiner Crew einen Söldner besiegt hatte, zeigte ich ein unerwartetes Interesse an der Wissenschaft. Meine Schwester, die sich früher der Medizin verschrieben hatte, vermittelte mir einige Grundlagen. Doch während sie ihre Fähigkeiten im Brauen, Gerben und Destillieren vertiefte, entwickelte sich mein Interesse in eine andere Richtung.
Die kommenden Monate waren turbulent. Ich nutzte meine alten Talente zur Tarnung, jedoch nicht mehr im Schatten, sondern in der Öffentlichkeit. Ich nahm eine neue Identität an: Ronan, ein sanftmütiger Medicus. Ein starker Kontrast zu meinem alten Selbst, der draufgängerisch und schlagfertig war.
In dieser Rolle lernte ich eine Frau kennen: Erasmineá aus Theonopolis. Eine großartige Geschichte nahm ihren Lauf. Doch ich wurde in Theonopolis gefangen genommen, verdächtigt, mit einer Hexe verbündet zu sein.
Nach meiner Befreiung gestanden sich Erasmineá und ich unsere Liebe. Doch dann folgte ein schwerer Moment: Ronan offenbarte ihr seine wahre Vergangenheit – die eines Räubers, eines Piraten. Doch ihre Liebe überwand die Mauer aus Lügen, und die Zeiten wurden besser.
Zum Sonnenaufgang führte ich Erasmineá durch die Wälder der Insel Sgúdan, zeigte ihr die dort lebenden Tiere und brachte sie schließlich zu einem kleinen Fleck an der Steilküste, überdacht von den dichten Blättern uralter Bäume. Nur mein treuer Hund war Zeuge, als ich mich vor Erasmineá niederkniete und ihr die Frage aller Fragen stellte.
Obwohl ich in ihrem Beisein immer Edward war, blieb mir die Identität von Ronan erhalten. In der Welt außerhalb musste ich die Tarnung aufrechterhalten. Nur wenige kannten mein wahres Ich. Die Valysar wusste es und nutzte lange Zeit meine Fähigkeiten als Spion.
Ich war glücklich, bildete mich weiter in der Medizin und freute mich darauf, endlich das wahre Glück gefunden zu haben. Doch dann folgten die Hiobsbotschaften.
Meine Crew war entweder in einem Sturm untergegangen oder hatte Sgúdan für immer den Rücken gekehrt. Die einst lebendige Höhle lag nun still und verlassen da. Dann kam eine Katastrophe über Vinyamar, die das gesamte Volk zur Flucht zwang. Ich verlor mächtige Verbündete. Und schließlich verschwand auch Erasmineá spurlos.
Verzweifelt suchte ich in allen Ländern und Städten nach ihr – doch ohne Erfolg. Mit jeder verstrichenen Woche lastete die Trauer schwerer auf mir. Caitlyn und ich ließen uns in der Hauptstadt Xantia nieder. Caitlyn bewirtete dort eine Taverne, während ich als reisender Medicus tätig war.
Erasmineá mochte verschwunden sein, doch aus meinen Erinnerungen würde sie niemals verblassen. Ich glaubte nicht daran, je wieder eine Frau wie sie zu finden. Es fühlte sich für mich an, als wäre ein Teil von mir - ein Leben - zerfallen.
Irgendwann erhielten Caitlyn und ich eine Einladung zu einem Ball. Dort tanzten die Paare ausgelassen in Kreisen. Ich jedoch blieb am Rand, beobachtete das Geschehen. Selbst Caitlyn hatte eine Verabredung – einen Mann, an den ich mich wohl erst gewöhnen musste.
Dann sprach mich eine Elfe an. Ihr langes, weißes Haar fiel in sanften Wellen über ihre Schultern, und ihr Kleid war für eine Bürgerin bemerkenswert prunkvoll. Sie forderte mich zum Tanz auf.
Sie kam mir seltsam vertraut vor. Erst später erfuhr ich, dass sie eine Valyrianthi ist, eine der letzten, die noch in Eldoria geblieben waren. In den folgenden Tagen trafen wir uns immer wieder. Auch sie fand heraus, wer ich wirklich war, und ich vertraute ihr schneller, als ich es je für möglich gehalten hätte. Ihre Anwesenheit gab mir einen Teil zurück, den ich mit Erasmineás Verschwinden verloren hatte.
Später segelte ich auf einer Jungfernfahrt mit meinem neu reparierten Schiff. Dabei kam ich in einem Dorf im Westen an, dessen Bewohner mich herzlich empfingen und mir anboten, mich dort niederzulassen. Nach reiflicher Überlegung nahm ich das Angebot an und zog mit Caitlyn dorthin.
Ich erhielt sogar ein Hospital, in dem ich meine Arbeit als Medicus fortsetzen konnte.
An einem Abend stand ich an der Küste und blickte hinaus auf den Horizont. Im Hintergrund schwimmt mein Schiff, dass mir schon an die hintersten Ecken der Welt brachte. Niemals hätte ich erwartet, mich einmal in dieser Lage zu befinden.
Ich war nicht mehr nur Pirat oder nur Medicus. Ich war beides. Zwei Identitäten, zwei Leben, vereint zu einem neuen Selbst.
Eintrag II - Das Rätsel der Insel
Wir schreiben das Jahr 1103. Die Zeiten waren ruhig. Ich ging der Tätigkeit des Medicus sorgfältig nach. Anscheinend war der Beruf in der Stadt, in der ich aufgenommen wurde sehr gefragt. Thyma Dorei war eine Gesellschaft, an die ich mich erstmal gewöhnen musste.
Die Grafen Jakob und Milaileé halfen mir stehts aus. Milaileé war sogar so demütig und ließ sich von mir in der Medizin ausbilden, obwohl ich sellbst noch dabei war, vieles neues zu erlernen.
Während ich erfuhr, dass Caitlyn und Roktyrr heiraten würden, machte ich ihnen das Leben schwer und konzentrierte mich immer wieder darauf Elarya zu sehen.
Sie war dabei beschäftigt ein Rätsel zu lösen.
Das Rätsel der Insel. Ein neues Zuhause für sie und die, die ihr folgten. Es sollte ein Ort der Ruhe und Erholung sein. Ein Refugium für die friedlichen Wesen dieser Welt. Ich half ihr dabei die Hinweise zu deuten und den Weg zu finden, um die Insel zu entdecken. Als wir den Ort erreichen, war keine Insel zu sehen. Ich stand am Bug meines Schiffes. Eine gecharterte Crew kümmerte sich um die Segel und ließen den Anker fallen.
Elaryas Schiff war auffallend. Schmal geschnitten und ein aus Stein gebautes Drachenmaul am Bug, was für mich als zu große Gallionsfigur rüber kam.
Elarya Velaryth. Die schönste Elfe, die ich jemals gesehen habe. Sie kam nicht mehr aus meinem Gedächtnis, seitdem ich mit ihr am Ball tanzte. Wenn meine Tage sehr grau wirkten, fing ich unbewusst an, sie zu zeichnen. Ich zeichnete oft, wenn ich gestresst war, und dieses Mal war es sie, die immer wieder vor meinen Augen auftauchte.
Ich genoss es mit ihr die Zeit zu verbringen und nahm immer wieder den lange Weg zur Hauptstadt auf, um sie zu besuchen. Jedoch ließ ich -durch die Ereignisse, die ich mit Erasmineá erfahren musste- keine großen Gefühle für eine Frau zu. Was wäre, wenn es wieder passieren würde. Wenn die Liebe groß wird und dann ganz schnell wieder verschwindet.
Aber an dem Tag, an dem wir die Insel entdeckten, war es anders. Nur zu einer bestimmten Zeit, an dem richtigen Ort mit den richtigen Personen konnte man die Insel aufspüren. Sie spürte wohl, wo sich die Insel befand, da ihr Vorfahren etwas damit zu tun hätten.
Es gab laut Legende Wächter der Insel, die in Intervallen die Insel wieder aufleben ließen. Das merkte ich auch, als sie anfing ihre elfischen Kräfte zu nutzen und die Insel sich aus den tiefen des Meeres hervorbrachte. Ich kam nicht mehr vom Staunen weg, als wir unsere Beiboote nahmen und auf die feste Insel landeten. Elarya sah zu mir und umarmte mich plötzlich vor Freude. Mein Herz klopfte, als sie das tat und ich konnte nichts anderes tun, als diese Umarmung herzlich zu entgegnen.
Kurz darauf nahm ich zwei Matrosen mit mir und erkundete die Insel. Es fühlte sich ein wenig, wie früher an. Die Zeiten in Sgúdan, der Höhle. Unser Versteck, dass als Tor für ein neues Leben sorgte. Tropische Vögel zwitscherten, die Luft war heiß und schwül. Jedoch liebte ich es. Es erinnerte mich ebenfalls an die Zeiten auf See in der alten Welt, wo wir ebenfalls eine geheime Insel suchten zusammen mit Käpt´n Henry Robert. Ob das alles vielleicht zusammenhängt, weiß ich nicht.
Was ich weiß, dass diese Insel und die gesamte Welt von Eldoria so viele Geheimnisse verborgen hält. Es wartet nur auf die Person, die willig genug ist, etwas herauszufinden.
Die Zeit, in der wir die Insel untersuchten verlief sehr schnell. Für uns waren es gefühlt nur ein paar Tage, als wir verborgene alte Tempel und Höhlen fanden. Als ich schließlich am Lager zurückkehrte empfing mich Elarya besorgt und meinte ich sei zwei Wochen lang weg gewesen. Das war der Punkt wo ich merkte, ich will noch mehr von der Insel erfahren, aber auch noch mehr Elarya kennenlernen.
Jedoch verschlang mich die Arbeit in Thyma Dorei. Mehrere Konflikte fingen an und ich musste einige Menschen zusammenflicken. Manche konnte ich auch nicht mehr retten. Es waren sehr aufgeregte Tage. Manchmal sah ich so viele Tote im Hospital, wie damals, als Caitlyn und ich gegen die Wachen des Königs kämpften und unsere Eltern verloren.
Schließlich spornte mich diese Zeit mehr dazu an zu forschen, Heilmittel zu entwickeln und neue Heilmethoden zu entwickeln und auszubauen.
Eintrag III - Ein Herz aus Stein
Wir schreiben das Jahr 1103. Elarya besuchte mich immer häufiger, genauso wie ich sie immer häufiger besuchte. Ich fühlte mich in ihrer Nähe wohl und konnte der Seemann sein, der ich innerlich die ganze Zeit über bin. Auch konnte ich meine medizinischen Fähigkeiten für sie einsetzen. Nachdem Caitlyn und Roktyrr geheiratet hatten, zog ich von ihrem jetzigen Haus aus und wohnte für eine kurze Zeit im Anwesen von Thyma und teilweise auch im Anwesen von Elarya.
Als ich mein Haus fertigstellen konnte, hatte ich genügend Platz, um auch Gäste einzuladen. Darunter war die Erste eben Elarya. Ich freute mich sehr, dass sie kommen würde, aber ich war auch sehr nervös. Sie war bereits meine Begleitung bei der Hochzeit von Cait und Roktyrr, und auch dort gab sie mir den ersten Wangenkuss. Dieser geht bis heute nicht aus meinem Kopf. Dieses Gefühl, das in mir verstärkt wurde. Und vermutlich deswegen war ich umso nervöser, als sie auch vor meiner Tür stand. Wir unterhielten uns lange, doch nach und nach machte mich ihr Anblick Sorgen. Sie sah erschöpft und blass aus. Immer wieder musste sie husten und der klang sehr ungesund.
Mit meinem antrainierten Wissen in der Medizin erkannte ich schnell, was mit ihr los war. Sie hatte sich mit dem Dschungelfieber angesteckt. Ich brachte sie in meinem Gastzimmer unter und versorgte sie. Testete dabei neue Medikamente und verschloss uns beide ein, damit die Krankheit sich nicht in der Stadt ausbreiten würde. Als es sich mit der Krankheit legte, erfuhr ich dann, dass in der Zwischenzeit Caitlyn mich aufgesucht hatte. Sie hatte Beschwerden, die ungewöhnlich waren. Ihr war häufig übel und sie fühlte sich manchmal unwohl, doch man konnte bei ihr keine bekannte Krankheit feststellen.
Nach kurzer Zeit war es dann klar. Caitlyn trug ein Kind in sich. Die nächste Generation der Macbeth liegt geschützt in ihrem Bauch. Ich freute mich sehr, als ich das erfuhr, und unterstütze sie bis heute sehr dabei. Jedoch war die Freude über Caitlyns Schwangerschaft nicht mein einziges Glücksgefühl.
In der Zeit, in der ich Elarya behandelte, waren Gefühle im Spiel, die ich nicht zulassen wollte. Als Elarya beinahe gesund war, saßen wir nebeneinander und schauten aus dem Fenster meines Gastzimmers.
Unsere Hände haben sich beinahe berührt und ich merkte, wie die Spannung zwischen uns wuchs, jedoch überkamen mich Erinnerungen, Ängste und Sorgen, die mich davon abhielten, mich von meinen Gefühlen leiten zu lassen. Im Leben lernte ich mehr, auf meinen Verstand zu hören, als auf mein Bauchgefühl. Doch nicht bei allen Dingen ist dies zum Vorteil.
Es verging eine lange Zeit, in der ich wieder normal als Medicus tätig war. Hin und wieder besuchte ich das Refugium und beobachtete die Bauten mit Staunen. Außerdem half ich bei der Entwicklung neuer Technologien mit, ebenso auch bei der Sanierung des Hospitals. Ich erfand eine neue Methode, um Wasser zu nutzen. Mit Pumpsystemen leitete ich das Wasser so um, dass man im Haus in manchen Räumen fließendes Wasser hat, solange eine Wasserquelle in der Nähe verfügbar ist.
Des Weiteren profitierte das Anwesen Elaryas von großen Wasserfällen und Wasserspeiern, die dauerhaft über und am Haus entlanglaufen.
Ich war stolz auf meine Arbeit und konnte stets anderen Gutes tun. Als ich eines Tages wieder im Refugium war, begleitete mich Caitlyn. Elarya musste jedoch zu einer Handelsreise, die wir beide mit ihr antraten. Der Handelspartner war ein Ork. Ich hatte vorher noch nie wirklich mit Orks zu tun gehabt und kannte ihre Kultur nicht.
Nach kurzer Zeit war es dann klar. Caitlyn trug ein Kind in sich. Die nächste Generation der Macbeth liegt geschützt in ihrem Bauch. Ich freute mich sehr, als ich das erfuhr, und unterstütze sie bis heute sehr dabei. Jedoch war die Freude über Caitlyns Schwangerschaft nicht mein einziges Glücksgefühl.
In der Zeit, in der ich Elarya behandelte, waren Gefühle im Spiel, die ich nicht zulassen wollte. Als Elarya beinahe gesund war, saßen wir nebeneinander und schauten aus dem Fenster meines Gastzimmers.
Unsere Hände haben sich beinahe berührt und ich merkte, wie die Spannung zwischen uns wuchs, jedoch überkamen mich Erinnerungen, Ängste und Sorgen, die mich davon abhielten, mich von meinen Gefühlen leiten zu lassen. Im Leben lernte ich mehr, auf meinen Verstand zu hören, als auf mein Bauchgefühl. Doch nicht bei allen Dingen ist dies zum Vorteil.
Es verging eine lange Zeit, in der ich wieder normal als Medicus tätig war. Hin und wieder besuchte ich das Refugium und beobachtete die Bauten mit Staunen. Außerdem half ich bei der Entwicklung neuer Technologien mit, ebenso auch bei der Sanierung des Hospitals. Ich erfand eine neue Methode, um Wasser zu nutzen. Mit Pumpsystemen leitete ich das Wasser so um, dass man im Haus in manchen Räumen fließendes Wasser hat, solange eine Wasserquelle in der Nähe verfügbar ist.
Des Weiteren profitierte das Anwesen Elaryas von großen Wasserfällen und Wasserspeiern, die dauerhaft über und am Haus entlanglaufen.
Ich war stolz auf meine Arbeit und konnte stets anderen Gutes tun. Als ich eines Tages wieder im Refugium war, begleitete mich Caitlyn. Elarya musste jedoch zu einer Handelsreise, die wir beide mit ihr antraten. Der Handelspartner war ein Ork. Ich hatte vorher noch nie wirklich mit Orks zu tun gehabt und kannte ihre Kultur nicht.
Dieser Ork bot uns allen drei etwas zu trinken an. Caitlyn fragte aufgrund ihrer Schwangerschaft nach Wasser, doch dies nutzen die Orks anscheinend nicht, wie man auch sehen und riechen konnte. Dieser Ork versuchte weiterhin, meine Schwester dazu zu verleiten, Alkohol zu trinken. Ich versuchte, sie davon abzuhalten, und fing mir ein Streitgespräch mit dem Ork ein. Ich weiß noch, welches Gesicht Elarya machte, als sie dann später meinen Arm packte und mich wieder zur Küste zog. Dabei ließ ich es einfach zu, da ich einfach wütend war und eh von dem Ork weg wollte.
Jedoch hätte ich zu dem Zeitpunkt nicht erwartet, welchen wahren Grund ihr Handeln hatte. Später im Refugium unterhielten wir uns, oder eher stritten wir uns. Sie machte sich Sorgen, dass ich von dem Ork verletzt werden könnte. Sie machte sich Sorgen um mich. Als ich das erfuhr, schlug mein Herz wie ein Trommler der britischen Armee. Caitlyn war zu dem Zeitpunkt schon schlafen gegangen, als ich bemerkte, dass Elarya sich mit dem Laufen immer schwerer tat. Bei den Bauten des Anwesens war sie gestürzt und holte sich eine Verletzung am Schienbein. Ich fühlte mich direkt gedrängt, es mir anzusehen und ihr zu helfen.
Ich nahm vorsichtig und sanft ihr Bein und behandelte es, um ihre Schmerzen zu lindern und die Heilung zu beschleunigen. Diese Berührungen, diese Gefühle, die aufkamen. Es war wie zu der Zeit, als sie krank im Gastzimmer lag. Nur dieses Mal war etwas anders. Als ich mit der Behandlung fertig war, richtete ich mich auf und half ihr hoch. Ich sah in ihre Augen, als würde ich dort ein Korallenriff im Schimmer des Sonnenlichts erkennen. Danach bemerkte ich, wie ihr Blick genauso meine Augen traf, und es fühlte sich wie ein Blitzschlag an.
Ob es Zufall war oder nicht, sie stolperte mit ihrem Bein und fiel direkt in meine Richtung. Ich fing sie auf und wir waren uns so nah wie noch nie. Unsere Blicke trafen sich erneut, tief und für lange Zeit.
Es dauerte nicht lange, bis ich ihren beschleunigten Herzschlag spürte, und nur zwei gesprochene Sätze später berührten sich unsere Lippen.
Mein Herz fühlte sich so an, als würde es wieder auftauen. Das Herz aus Stein verwandelte sich wieder in eines, das lieben kann.
Nur ein paar Tage später lud Elarya mich zu sich ein. Sie wollte mir etwas zeigen. Der Weg führte uns hinaus aus dem Refugium, rauf auf das Drachenauge. Der Vulkan in der Mitte der Insel. Jedoch sah der Vulkan nicht so aus, wie ich es mir vorstellte oder kannte aus der alten Welt. Mit vorsichtigen Schritten geleitete sie mich zum Kern. Es war gefühlt mit Wasser und wunderschön verwachsen. Die Luft war frisch und klar und die Strahlen der Sonne spiegelten sich auf der Wasseroberfläche.
Nach einem kurzen Gespräch stiegen wir für ein paar Schritte in das Wasser. Das Wasser war warm und leichter Dampf stieg in den Himmel. Der Moment war romantisch und unsere Sorgen waren für einen Augenblick vergessen. Jedoch änderte sich dies schnell. Irgendwann merkte ich, wie meine Füße im Boden feststeckten, und ich konnte beobachten, wie sich eine dunkle Gesteinsschicht um meine Beine ausbreitete. Innere Panik überfiel mich, doch ich versuchte, dies niemals nach draußen zu lassen. Elarya hingegen zückte einen Dolch, als die Gesteinsschicht bis zu meiner Hüfte gelangte. Sie stach immer wieder darauf ein, doch ihr Arm und das Metall der Klinge würden eher erschlaffen, als dass man das Gestein zerstören könnte.
Es verlief sich rasch, bis zu meinem Hals und ich konnte meinen Kopf nicht mehr bewegen. Nur noch meine Arme waren frei. Ich hob meinen rechten Arm und berührte damit ihre Arme. Eine letzte Berührung ihrer Haut, und ich dachte, ich würde sie nie wieder spüren. Die Tränen liefen über Elaryas Wangen und über meine Handfläche und noch bevor ich mein letztes Wort sagen konnte. Umhüllte das Gestein den Rest meines Körpers. Und zum Schluss sah ich nur noch Dunkelheit. Jedoch war es nicht still. Ich hörte alles, was sich auf der Insel regt.
Die nächsten Worte hörte ich von Elarya selbst. Sie sah, wie ich dort als eine Steinstatue stand, und die Lianen der Insel fingen an, sich um mich zu schlingen. Es war mehr wie eine schützende Umarmung als ein Käfig. Jedoch war uns das zu diesem Zeitpunkt nicht klar. Elarya beobachtete am Ende, wie sich im Bereich meines Herzens eine fossilartige Kule bildete, in der eine Rose abgebildet war. Darunter tauchte eine Inschrift in der alten Sprache der Drachenelfen auf, in der es lautete:
„Möge der Stein der Liebe, gegeben durch die Seele eines Liebenden, das Herz des Fehltrittes in reines Feuer wandeln.“
Somit zeigte kurz darauf eine Liane wie ein Arm in eine Richtung der Insel und deutete damit den ersten Weg, um das versteinerte Herz wieder lebendig zu machen.
Ich wusste nicht, wie lange es dauern würde, bis Elarya mich aus dieser steinernen Hülle befreien würde, jedoch konnte ich sie immer hören. Die ganze Zeit über.