Kanji - Schriftform der dritten Generation?!

Hi,

in der letzten Zeit habe ich regelmäßig mich mit den japanischen Kanji gewidmet und diese in ihrer Schreibweise geübt. Während ich sie geschrieben habe ist mir etwas sehr beiläufiges aufgefallen. Ein Kanji kann die Bedeutung, so wie man es liest, auf ihren Inhalt umstrukturieren ohne neue Wörter verwenden zu müssen. Das ist zum Beispiel bei den japanischen Wörter Kneipe „Izakaya“ und Brauerei „Tsukurizakaya“ der Fall. In der Kanji-Schreibweise wird es noch deutlicher: 造り酒屋 und 居酒屋. Beide Wörter haben den geteilten Meta-Inhalt, dass hier Wein/Alkohol verkauft wird. Mich erstaunt es, da im europäischen/amerikanischen Sprachraum diese Besonderheit fehlt.

In den westlichen Länder verwendet man eher eine Schriftform der zweiten Generation,
welches die verwendeten Laute widerspiegelt. Wie in diesem deutschen Text hier. Jedes Zeichen stellt ein
Laut dar. Die erste Schriftform waren Abbild wird heute nur noch von einigen Ureinwohner Amerika, Australien und Ozeanien verwendet, die aus Zeichen oder Abbilder besteht und mehr interpretiert als wirklich „gelesen“ wird. Worauf ich hinaus will ist, dass wir in Punkt der Kommunikation/Austausch gegenüber der asiatischen Gesellschaft weit zurückliegen. Klar, die Schriftform hat sich bewährt und auch Maschinen können die Sprache der zweiten Generation leichter einlesen als die der dritten Generation, da ein gewissenes Verständnis vorliegen muss. Aber eigentlich hätte auch in Europa oder Amerika die Idee einer dritten Generation von Schriftform nachgehen können, wieso ist dies in den letzten Jahrhunderten nie passiert? Stattdessen degeneriert die Sprache und vermengt sich mit unterschiedlichen Lehnwörter oder Fremdwörter. Frage an die Community.

das ist ganz simpel warum die deutsche Sprache sich vereinfacht und mit anderen Sprachen vermischt. Dies ist von 3 Punkten abhängig

  1. Vernetzung
    Die Welt ist so stark digital Vernetzt, dass es nur noch milisekunden dauert, dass ich in Tokyo, London, New York oder Kapstadt bin ohne mein Zimmer verlassen zu haben. Es ist einfacher denje sich mit Menschen überall auf der Welt auszutauschen, weswegen man auch englisch lernt in der Schule. Menschen die viel mit Personen aus anderen nicht deutschsprachigen Ländern zu tun haben sprechen meist viel englisch und gewöhnen sich so daran das zu tun, dass sie anfangen die Sprachen zu vermischen. Ein ganz normales phänomen, welches immer wieder auftritt.
  2. Zweiter Weltkrieg
    Ja der zweite Weltkrieg ist und bleibt auch noch heute sehr gravierend, nach der Niederlage 1945 und die Aufteilung in Besatzungszonen 1946 hatten viele das Privileg sich mit Engländern, Amerikanern und Franzosen zu unterhalten. Diese konnten meist eher schlecht Deutsch und vermischten so schon die zwei sprachen, insbesondere die Jugend fand dies sehr ansprechend und begann die ersten Wörter zu übernehmen. Auch wenn 1949 die Besatzung endete zogen insbesondere die Amerikaner nicht ab, mein Vater selbst hat in seiner Jugend für die Amerikaner in einem laden gearbeitet wo altes Armee Material vertickt wurde. Er selbst gibt zu dadurch einen recht guten englsichen Wortschaft aufgebaut zu haben und meist unterbewusst englische Wörter mit Deutschen ersetzt beim sprechen.
  3. Assozial gilt als Sozial
    Klingt zwar irreführend, ist aber leider so. Schaut euch mal die aktuellen 5. Klässler an und dann schaut darauf wo ihr 5. Klässler wart. Bei mir war das damals 2015. Ich hörte was das Radio hergab, spielte auf meiner Xbox gelegentlich ein Lego Spiel und ging mit meinen Freunden spielen. Und heute? Deutsch Rap wo es um Drogen, Vergewaltigung/Sex, Alkohol und Gewalt geht gilt als normal und cool, Fortnite und COD (kenne tbh kein aktuelles Shooter Spiel) zockt man mit elan und man geht mit seinen Kumpeln saufen, rauchen und Mädchen aufreißen. Alles im allen etwas war ich damals als assozial bezeichnet hätte gilt für viele immer mehr und mehr als sozial. Die Kinder haben keinen Respekt mehr, die Eltern erziehen kaum noch richtig und als Vorbilder dienen Leute wie Bushido, 187 und andere "Gangster"rapper, bei mir war das damals im übrigen Harry Potter. Die Sprache dieser Vorbilder ist vorallem stark ghettoisiert und assozial angehaucht, so wie es in den USA vorgelebt wird. Da dieses als Leitkultur gilt bei uns, zurück zu führen ist das auf Punkt 2. In den USA liegt das vorallem an der geringen Bildung und schlechten Infrastruktur, während bei uns immerhin einmal die Stunde ein Bus fährt ist es in den USA ganz normal, dass man aus seinem Viertel nie raus kommt in seinem leben. Eine sogenannte Verghettoisierung herrscht da in den USA
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Das erklärt aber nicht, warum in Deutsch und anderen westlichen Sprachen zu keiner Transformation geführt hatte sondern begründet die angesprochene Degeneration der Sprachen.

Auch schon vor dem Internet war die Welt vernetzt. Das Einzige was sich geändert hat, ist dass der Einfluss sprachlicher Toleranz zu Fremdsprachigen gestiegen ist und deren ansehen. Deutschland blickt mehr nach draußen als früher. Ob es gut oder schlecht sei dahin gestellt, da man sich sowohl der Möglichkeiten als auch der Gefahren bewusst sein soll.

Der zweite Weltkrieg hat nicht nur Kontakt mit Fremdsprachigen geschaffen sondern auch Vertrauen auf Hilfe nach Außen hin. Das eben Leute oder Retter gibt, die in Deutschland eingreifen können. So ist schließlich unsere EU entstanden und Bündnisse mit wie Amerika und Frankreich. Die europäische Kultur ist jedoch selbst immer noch nicht so ganz da. Wir haben zwar gemeinsam beschlossen, dass kein Krieg in Europa geben darf aber über andere Punkte sind der Rat immer noch nicht einig. So wohl wirtschaftlich als auch kulturell. Wenigstens in Punkt Frieden und Freiheit es eine große Einheit darüber.

Das ist nur eine weitere Ausführung der angesprochenen Degenerierung des sprachlichen Vermögens gegenüber einer Gesellschaft von sozialkritischen Politik, welche der Westen insgesamt nicht anpacken möchte. Stattdessen schiebt man das Thema lange auf die Bank und hofft, das das Problemkind von sich selber löst.

So, aber meine Frage war, warum wir keine dritte Generation von Schriftform gebildet haben? Wenn wir zwar so viele Probleme haben und trotzdem nicht bereit sind etwas zu ändern, wie soll dann voran kommen? In dem Tempo sind wir eher Entwicklungsland 2.0 als wirklich Vorne dabei.

Edit: Ich erwarte nicht, dass man eine große Änderung darauf erhebt, es sollte nur angeregt werden. Da wir uns ziemlich im Abseits stellen ohne eine entsprechende Anpassung. Nur so als Fußnote zu der Lage.

Nun, die Schriften sind ja alle unterschiedlich voneinander entstanden. Schau dir einmal die Runen an mit welchen man früher schrieb im Norden Europas, sie kommen den japansichen Schriftzeichen sehr ähnlich. Insbesodnere dem Kanji, doch weshalb haben sie sich nicht durchgesetzt?

Ganz einfach, Religion. Das Christentum hat Runen und andere Schriften als schlecht abgestempelt und ausmerzen lassen. Wir verwenden ja das lateinische Alphabet, übernommen von den Römern welche das Christentum als erste als Staatsreligion annahmen. Zum einem wurden in Europa viele Schriften die dem Kanji ähnlich waren vertrieben durch die Römer, anderer seits aber auch durch die Christliche Kirche. Während in Asien insbesondere der Buddhismus, in Japan in Kombination mit dem Shinto, vorherrschte und man dort keinen großen Religionskonflikt hatte wie es in Europa der fall war hat man stehts die Schriftzeichen weitergeführt. Bis ins frühe 20te Jahrhundert war die Kirche ja ein noch recht einflussreiches institut und bekanntlich hat insbesondere die Christliche Kirche fortschritt immer verhindert um seine Macht beibehalten zu können.

Die dritte Generation an Schrift kann also bei uns noch kommen, nur wird das sehr lange dauern. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, während es für die Japaner schon seit 1860 fast selbstverständlich ist 2 offizielle und ein inoffizielles Alphabet mit eigenem Syntax zu haben und dadurch sich leichter mit neuen Generationen anfreunden können ist das in europa ganz anders. Wir haben ein alphabet und dabei wird es auch ewig bleiben, der Mensch weigert sich einfach altgewohnte Dinge die funktionieren zu verändern.

Insbesondere die Konservativen im Land würden sich gegen eine solche Reform stellen, sieht man bereits am Gendern und co. Während die Japaner das Problem mit der Geschlechtszuweisung und so einfach nicht haben und an sich fast immer alles neutral bezeichnen, hacken wir uns den Kopf ein wenn man Polizist/innen sagen soll.

Kurzgefasst: Wir haben keine dritte Generation von Schriftform gebildet, da wir seit anbeginn schon Dingen ein Geschlecht zu weisen, die Kirche diesen Fortschritt stets unterbunden hat und es gegen unsere Gewohnheit ist das Schrift und Sprachbild freiwillig so stark zu veränden

Schätze mal, dass dies wohl das verhängnisvolle Erbe einer Kultur, welche Liebe lehren wollte jedoch leidvoll zu ertragen ist. :smile:

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Woher hast du diese Einteilung der Schriftformen in Generationen? Würde mich total freuen, wenn du noch den Link zu einem Artikel o.ä. hast.

Dieser Aussage würde ich nicht zustimmen, zum einen scherst du damit die gesamten Schriftsprachen des größten Kontinents über einen Kamm, denn nicht alle asiatischen Länder besitzen eine logografische Schrift. Die prominentesten Beispiele für logografische Schriften in Asien sind natürlich chinesische Schriftzeichen und die daraus abgeleiteten Schriften, wie z.B. Kanji und Hanja.
Aber in Asien sind auch sehr viele Alphabetsprachen zu finden, wie Devanagari oder das koreanische Alphabet, das das zuvor in Korea bestehende Schriftsystem mit Hanja (fast) komplett verdrängt hat.

Zum anderen ist mit der deutlich höheren Inhaltsdichte z.B. bei Kanji der Nachteil eines gewaltigen Lernaufwands verbunden. (Japanische Schüler beherrschen meist erst als junge Erwachsene den vollen Umfang der gängigen Schriftzeichen, für Fachsprache ist weiterer Lernaufwand nötig)

Zu deinem Beispiel:
Natürlich kann hier eine Wortbedeutung sehr kompakt dargestellt werden, aber die Bildung neuer Wörter ist so doch auch in anderen Sprachen möglich.

Als Beispiel das Deutsche:
Krankenhaus
Gasthaus
Beide Wörter haben doch den gleichen Inhaltsteil
Ist das nicht ziemlich das gleiche wie " 造り酒屋" und „居酒屋“?

Es ist von mir ziemlich allgemein behauptet und da habe schon nur an die prominentesten Sprachen wie chinesisch oder Japanisch gedacht, da diese auch ziemlich dominant zu finden sind - koreanisch zwar auch nur eher weniger. In dem Punkt entschuldige ich mich für mein forsche Art, ich hätte genauer sein sollen.

Das ist mir bewusst, da ich selber dabei bin japanische Kanji (wie oben erwähnt) zu lernen und gerade mal 10 oder 15 kennengelernt habe. Ich kann nicht sagen, ob ich diese ganzen Kanji im vollen Umfang jemals beherrschen werde, aber ich habe Spaß daran und Japanisch ist auch die erste Sprache bei der ich auch Freude beim Lernen empfinde. Selbst bei Deutsch habe nur das nötigste gelernt und wo Deutsch meine Muttersprache ist.

Das Beispiel verwendet zweimal Haus während das Kanji 酒屋 wie zwei eigenständige „Buchstaben“ oder „Zeichen“ gelesen werden. Was ich mit meinen Beispiel meine, war das die Kanji selbst eine Bedeutung durch ihre Lesung haben und nicht durch die Schreibweise. Es gibt zwar ähnliche Beispiele um diese Besonderheit zu erklären (sonst würden wir nicht verstehen, wie ein Kanji funktioniert), aber ein Kanji ist kompakter als ihre Lesung und kann Texte kürzer zusammenfassen.