Das laute Scheppern der Klöppel der Feuerglocken lärmte nachts durch Távaryn. Zahllose Köpfe schreckten aus dem Schlafe hoch, das Vieh auf den Weiden geriet vor Panik außer Rand und Band, die müden Nachtwachen fuhren entsetzt aus ihrem leichten Schlummer.
Die Elfen Távaryns strömten voller Angst aus ihren Häusern auf die Straßen, um die Quelle des Brandes zu sehen. Sie tummelten sich, stießen einander zur Seite und suchten nach den Feuern.
Schließlich deuteten zahllose Finger hinauf zu den Teva va Iheza, den Bäumen, die über Távaryn wachten, und ohrenbetäubende Schreie erhoben sich. Sie leuchteten in dieser Nacht heller denn je. Ihr golden-orangenes Blätterkleid erhellte den gesamten Nachthimmel, während ungeheuerliche Flammen an ihm hervor züngelten.
Scharenweise fielen die Elfen auf die Knie und blickten flehend zum Himmel, dessen Sterne wegen des großen Brandes nicht mehr erkennbar waren. Gejammer, Gefluche und Gebete schallten durch die Straßen, derweil sich die Garde und die Feuerwache mühselig ihren Weg durch die Massen bahnten.
Wägen und Eimer wurden die Straßen zum Palast hinauf geschleppt. Fraeya Gaylia Elenwe, die am Nachmittag dieses Tages gekrönt werdende Tári, war ebenfalls bereits aus ihrem Schlaf geschreckt worden und begleitete ihre Tochter Doreah mit der Garde hinauf.
Sie stürzten den Pfad zu den Teva hinauf und stolperten über die aufgereihten Blumentöpfe der bevorstehenden Hochzeit bei der Segenshöhle. Am Friedhof vorbei, gelangten sie schließlich unter das Dach der brennenden Bäume. Hustend wegen des Rauches, beobachteten sie die Flammen, die zwei der sechs Bäume fraßen.
Die künftige Tári fiel vor Schreck auf die Knie und schluchzte. Ihre Tochter blieb geistesgegenwärtig und hielt sie in den Armen, während sie der Feuerwache zubrüllte: „Wasser! Holt Wasser herbei!“
Ihrem Befehl wurde schnell Folge geleistet und mit Eimern die Stämme der Bäume gelöscht. Doch das Feuer war gierig und streckte seine Griffel weiter und weiter nach den Kronen der anderen Bäume aus. Fraeya brach zusammen und klammerte sich an die Nachtrobe ihrer Tochter.
Die Garde und die Feuerwache hielten schließlich auch ein, denn an den verkohlten Stümpfen der zwei angesteckten Bäume ließ sich nichts mehr tun und an die Blätter, die weit über ihnen brannten, ließ sich nicht ankämpfen. Sie blickten starr zu ihnen hinauf, während die Funken wie Regen auf sie nieder tropften und das Feuer weiter fraß.
Doch die Götter ließen ihre Schützlinge nicht allein. Nach vielen bangen Minuten tröpfelte es zögerlich von den Wolken, bevor strömend Wasser vom Himmel floss. Die Flammen zischten erzürnt, als der aufkommende Regen ihnen Einhalt bot.
Erleichtert begannen die Elfen zu weinen und unter Tränen Lobpreisungen zum Himmel zu rufen. Auch Doreah ging erlöst in die Knie und umschloss ihre Mutter feste. Sie warteten Stunden, bis die letzten Flammen erloschen waren.
Nachdem der Regen nachließ und die letzte Glut verglimmt war, erhoben sie sich wieder. Sowohl die Wache als auch Doreah scherten aus, um die Ursache zu finden. Der Regen hatte vieles verdeckt, doch sie fanden die verkohlten Überreste von Fässern und monströse Fußspuren, die über den Bergrücken führten.
Erleichtert, dass es kein Zeichen der Götter war, ließ sich Fraeya, die künftige Tári, auf dem nassen Gras nieder. Trotz dieses verheerenden Unheils durften sie und Távaryn sich keinesfalls unterkriegen lassen. Auch wenn sie ein schweres Loch in sich fühlte, so mussten die Hochzeit und die Krönung stattfinden.
OOC
Noch einmal, es sind BÄUME, nicht nur ein Baum.