Theonopolis sucht Quarz!

Der Auftrag der Valdors war klar und direkt gewesen und sie war gebeten worden, diese Nachricht am Schwarzen Brett von Theonopolis, sowie in der Hauptstadt anzubringen. Eine einfache Aufgabe, doch für die hochgewachsene Frau war jede Aufgabe eine Gelegenheit, ihre Präsenz zu zeigen und ihren Status zu betonen.
Ihre Schritte waren leicht, aber entschlossen, als sie durch die Menge des Kutschenplatzes navigierte. Ihr Blick blieb fest auf das Schwarze Brett am Lagerfeuer gerichtet – ein großes Holzbrett, übersät mit Ankündigungen, Gesuchen und Nachrichten. Hier trafen sich die Belange der Gemeinschaft.
Als sie sich dem Schwarzen Brett näherte, schob sich die Fremde eine weiße Haarsträhne, die sich gelöst hatte, hinter ihr Ohr und ließ ihren Blick kurz über die Menge schweifen. Sie spürte den Hauch von Neugier und Neid, der sie aufgrund ihrer außergewöhnlichen Haarpracht nicht selten begleitete, und ein selbstbewusstes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.
Am Schwarzen Brett angekommen, löste sie das Siegel des Pergaments und entrollte es sorgfältig. Die Nachricht war in einer klaren, prägnanten Handschrift verfasst.

Quarz für den Ausbau Theonopolis’

Für den weiteren Ausbau der Stadt benötigen die Valdors dringend Quarz in großen Mengen. Wer in der Lage ist, Quarz zu beschaffen oder zu liefern, möge sich umgehend bei den Verwaltern melden. Eine großzügige Entlohnung wird versprochen.
Im Namen der Valdors,
Erasmineá Thea Tsakiris

Erasmineá befestigte das Pergament mit einem kleinen Nagel, den sie aus ihrer Manteltasche zog. Sie schlug den Nagel mit einem kleinen silbernen Hammer in das Holz, wobei der Klang über den Platz hallte. Einige Menschen blieben stehen, um die Nachricht zu lesen, und leises Gemurmel begann durch die Menge zu fließen.
„Quarz für die Stadt?“ , fragte ein älterer Mann, der neben ihr stand, mit einem nachdenklichen Ausdruck auf seinem Gesicht. „Das könnte schwierig werden.“
Erasmineá drehte sich zu ihm um und schenkte ihm ein höfliches, aber bestimmtes Lächeln. „Die Valdors haben vorgesorgt. Jede Mühe wird reich belohnt werden, mit der richtigen Ausrüstung und dem Willen zur Arbeit wird es durchaus machbar sein.“
Der Mann nickte, sichtlich beruhigt von ihren Worten, und wandte sich dem Aushang erneut zu.
Eine junge Frau trat hervor, ihre Hände von der Arbeit im Garten noch erdverschmiert.
„Und wenn wir keine Minenarbeiter sind, Mylady? Gibt es auch für uns eine Aufgabe?“
Erasmineá betrachtete die junge Frau aufmerksam, spürte ihre Unsicherheit, aber auch die stille Hoffnung in ihren Augen. *„Jeder in dieser Stadt hat eine Rolle zu spielen“, * antwortete sie mit gesenkter, aber klarer Stimme. „Wenn ihr nicht in die Minen geht, könntet ihr bei der Verarbeitung des Quarzes helfen oder die Boten unterstützen. Wir werden jede helfende Hand benötigen, um Theonopolis weiter erstrahlen zu lassen.“
Ein leises Murmeln der Zustimmung ging durch die kleine Menschenmenge, die sich um das Brett versammelt hatte. Erasmineá nickte zufrieden, nahm ihren Hammer und ließ ihn elegant in die Manteltasche gleiten.
Erasmineá wusste, dass sie ihre Aufgabe erfüllt hatte. Doch tief in ihrem Herzen spürte sie auch das Gewicht der Verantwortung, die auf ihren Schultern ruhte – die Verantwortung, den Erwartungen der Valors gerecht zu werden und gleichzeitig ihrem eigenen Streben nach Perfektion.

©Nienique

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