Das große Finale… Beide Reiter standen sich, finsterer Blicke durch die engen Schlitze ihrer Visiere, gegenüber, während die Riemen ihrer von Beulen übersäten Schilde fest in ihren Panzerhandschuhen lagen. Die langen, bunt bemalten Lanzen richteten sich bereits auf ihren Gegner, obgleich die Fahne noch über dem Tilt in der Mitte hing, welcher die beiden Kontrahenten voneinander trennte. Ihre Rösser schnaubten unruhig und erwarteten die Sporen, die gleich in ihre Seiten stachen.
Hoch oben in der Loge saßen die frisch gekrönte Tári und ihr Gemahl in ihren weichen, gepolsterten Sitzen. In der Hand der Tári lag ein gefülltes Weinglas, das diese genüsslich trank. Voller Spannung lagen ihre beiden Blicke unten auf dem Turnierplatz, wo sich die prachtvollen Rüstungen der Reiter im Sonnenlicht reflektierten.
Urplötzlich wurde die Fahne gezogen und die Hochelfe, die das Signal gab, sprang eilig zurück, um nicht von den wild schlagenden Hufen der Streitrösser erschlagen zu werden. Die Pferde bäumten sich auf und donnerten mit ihren Reitern auf die Mitte des Platzes zu.
Die bemalten Lanzen hoben sich und die Schilde zuckten empor. Krachend stießen die Kontrahenten aufeinander. Das Holz ihrer Lanzen zerbarst in wilde Splitter, derweil der Krieger in der finster funkelnden Rüstung am Schild seiner Gegnerin vorbei stieß und somit die zwei Punkte für seinen Sieg erlangte.
Der Jubel und die unaussprechliche Freude breiteten sich im Inneren des Siegers aus und er riss sich den Helm vom Kopf, um das ohrenbetäubende Gejubel und Geschreie der Zuschauer zu hören, um die wild geschwenkten Fahnen und Wimpel seiner Verehrer zu erblicken und die zugeworfenen Blumen wunderschöner Maiden aufzufangen… Doch nichts dergleichen.
Ein leises Seufzen ertönte von der Cousine der Verliererin, während schwach ein paar Hände aufeinander schlugen. Verwundert blickte sich der ehrenhafte Sieger des glanzvollen Turnieres um. Es herrschte gähnende Leere auf den Turnierrängen, die für unzählbare Mengen an Zuschauern aufgebaut waren. Keine einzige Stimme heulte auf vor Jubel oder vor Verzweiflung. Kein einziger Wimpel regte sich für ihn. Keine einzige holde Maid kam, um ihn zu ehren, auf den Platz gestürmt.
Was war dies für ein seltsamer Ort?, fragte er sich.
Danke an Cheresar für diese tolle Einleitungsidee aus ihrem Beitrag.
Tja, ich weiß nicht, was ich groß hierzu noch hinzufügen kann. Wer unserem Turnier letzten Sonntag beigewohnt hat und geblieben ist, wird genau dasselbe empfinden wie ich. Und alle, die nicht da waren, wissen nun, wie es verlief.
Kaum eine Seele ist gekommen, um einem monatelang geplanten Turnier beizuwohnen. Dass es an der Zeit lag, bezweifle ich, wenn ich daran denke, wie viele Leute am Ende außerhalb des RP-Modus‘ oder auf einem kleinen Tavernenabend, den es aus heiterem Himmel gab, waren.
Warum, das frage ich mich, würdigen diese Leute nicht die Mühe, die sich die Veranstalter gemacht haben? Und es ist wohl auch kein Einzelfall.
Allein Teilnehmer für das Turnier zu finden, war eine reine Qual. Der eine Charakter war zwar jahrelang erprobter Krieger, aber konnte keinen Tjost. Der nächste Charakter war zu „ehrenhaft“, um an „Kämpfen für Geld“ teilzunehmen oder diesen überhaupt beizuwohnen – dies hörte ich von mehr als zweien.
Die Spitze von allem war in meinen Augen ein: „Wenn es kein PvP ist, mache ich nicht mit.“
Sowas ist die unterste Schublade. Einige Leute machten sich riesigen Aufwand für ein schönes Event, das mal mehr als die stinknormalen Tavernenabende ist, derer wir alle überdrüssig werden.
Das Turnier sollte für Spielspaß und Vergnügen sorgen. Ein großes Ereignis, an welches man sich mit wundervollen Gefühlen erinnern kann.
Diese Leute – erneut: nicht nur aus einer Ecke – zeigten keinerlei Bereitschaft dazu, diesen Spielspaß zu erleben oder zu verbreiten. Warum machen wir dann Events?, frage ich mich.
Doch Teilnahmewilligkeit hin oder her, das Verhalten auf einem Event zählt mehr als entscheidend dazu. Und genau das sah man in der kleinen Geschichte, die ihr oben lesen durftet.
Ist man auf einem RP-Event, so kam man dorthin, um Spaß zu haben. Aber für den Spaß können nicht allein die Veranstalter sorgen. Insbesondere bei einem Ritterturnier gehört die Atmosphäre dazu. Vier Charaktere, die klatschten, als der Sieger das Finale in einem knappen Duell für sich entschied. Ist das eine passende Atmosphäre?
Nein.
Es gehört zu einem echten Turnier, einem echten Event dazu, dass man selber mitmacht.
Applaus, Klatschen, Beifall, Gejubel, Gejohle, Gekreische, Rufe! Wehende Wimpel, zugeworfene Blumen, schwenkende Fahnen, geschmissenes Obst! Schimpfwörter, Schmähungen, seufzen, weinen! Freudentränen, Hochrufe, Triumphschreie!
Das gehört zu einem echten Turnier dazu, das gehört zu einem echten Event!
Es muss die Bereitschaft da sein, Events zu unterstützen, indem man selber mitmacht. Ihr seid nicht in eurer eigenen schüchternen Haut, sondern in fiktiven Charakteren des Mittelalters! Diese haben Spaß daran, und für sie ist es etwas Besonderes, das pompöse Krönungsturnier eines fernen Herrscherpaares zu beobachten!
Versetzt euch in die Stimmung und in die Atmosphäre hinein, und wenn sie nicht von Beginn an da ist, dann unterstützt sie dabei, aufzukommen. So wird jedes Event allen Beteiligten nochmal viel mehr Spaß machen!
Nehmt euch diesen Appell bitte zu Herzen… und gebt ehrliche Rückmeldungen, wenn ihr nach euren Meinungen gefragt werdet. Dass man nicht mit abstimmt, wenn man gar nicht dabei war, sollte klar sein.
Danke euch!