𝕯𝖊𝖗 𝕽𝖚𝖓𝖊𝖓𝖘𝖙𝖊𝖎𝖓 𝖛𝖔𝖓 𝕯𝖔𝖓𝖓𝖊𝖗𝖇𝖚𝖗𝖙
Recht wenigen Zwergen ist er bekannt, der Name Donnerburts. Anders, als der Name anfangs klingen mag, war Donnerburt kein kühner Zwergenmann, sondern eine umso tapferere Frau, wenngleich viele das Gegenteilige behaupten. Und noch dazu ist Donnerburt eine der wenigen Zwerge, die keine Sippe und kein eigenes Blut hinterließen, das auf Ahnenbäumen verfolgbar wäre. Das einzige Erbe, das in der Welt von ihr hinterlassen wurde, war das Erbe des Runensteins. Das Erbe des ehrbaren Kampfes.
Dieses ist ein heller Runenstein, dessen Ränder goldene Maserungen aufweisen. Mittig auf seiner Vorderseite ist eine große, in stetem Funkeln leuchtende Rune aufgezeichnet, die nach der Form einer Streitaxt anmutet. Auf seiner Rückseite finden sich unzählige kleinere, eingeritzte Runen, die auf die einstigen Besitzer hinweisen. Denn es ist Sitte, dass der Stein durch ehrbaren Kampf von einem Zwerg zum nächsten geht.
Donnerburts Name allein sagt den meisten jedoch nicht viel. Denn ihre Heldensagen werden nicht von Nachkomme zu Nachkomme erzählt, wie es bei den Großen der Ahnen der Fall ist, sondern sie werden nur noch auf staubigen Pergamenten und alten Tafeln gefunden. Doch die Geschichten von Donnerburt sind ebenso spannend wie die der Sippenahnen, wenn nicht gar spannender. Denn fällt ihr Name, so wird sie gerne beschrieben als stämmige Zwergin mit bärtigem Gesicht und der Stärke von zweieinhalb Bären und einer gewaltigen Axt, die selbst den dicksten Schild des kräftigsten Mannes zerlegte.
Doch ungeachtet der Geschichten über ihre Stärke und Kampfkraft: Was all dies, was viele Zwerge ebenso besitzen, übertrumpft, das war die Ehrbarkeit. Denn zeitlebens stand ihr Name genau für dies.
Auf der Suche nach ebenbürtigen Kontrahenten, zwischen Turnier und Turnier, zwischen Schlacht und Schlacht, schuf sie in den Tiefen ihres Heimatberges den Runenstein. Indem er durch seinen Besitz den stärksten Zwergen aller Lande kennzeichnete, sollte er Gegner ermuntern, sie zum Zweikampf herauszufordern und diesen ehrenhaft zu bestreiten. Um dies zu gewährleisten, so sagen viele, versah sie den Stein mit einem dunklen Fluch, der jene bestrafen solle, die ihn diebisch und listig erstritten.
Mit dem Runenstein in den Händen trat sie hinaus in die Welt und rief nach Gegnern aus, die das Zeichen des stärksten Zwerges erstreiten wollten.
Jenem Ruf folgten viele, begierig und ehrgeizig, und versuchten umso verbissener, die Zwergin Donnerburt zu bezwingen. Doch je mehr kamen, desto mehr scheiterten. Eines fernen Tages jedoch besiegte eine kleine und flinke Zwergin, Rânska die Füchsin genannt, die große Kriegerin Donnerburt; und diese verlieh ihr mit ehrwürdiger Hochachtung den Runenstein.
Nur wenige Jahre später verstarb Donnerburt, wie ein jeder es früher oder später tat, doch Rânska die Füchsin hielt sich wacker und machte dem Stein mit ehrwürdiger Duellkunst alle Ehre. Bis eines Tages nach sagenhaftem Zweikampf er ihr abgenommen wurde von Bergulf, dem kriegserfahrenen Sohn des Timin.
Und diesem nahm Morag Rotbart, die geschickteste Speerkämpferin aller Lande, den Stein ab. Und ihr Ansgrir, Königssohn des Ansgrir. Und so ging es weiter, über Jahrzehnte und Jahrhunderte, von der Hand des Stärksten in die des Stärksten. Bis der Stein eines Tages seinem letzten ehrwürdigen Besitzer, Garor, Sohn des Tarûf, heimtückisch gestohlen und nach langer, langer Zeit der Suche und des Fehlens entehrt in einem Museum in Xantia wiedergefunden wurde…
Die Namen jener, die den Stein gewannen und irgendwann verloren, sind in winzigen Runen eingemeißelt auf seiner Rückseite. Mit der Hilfe gelehrter Bücher, die sich mit den uralten Runenschriften befassen, lassen sich folgende Namen herauslesen:
Namen
Donnerburt
Rânska die Füchsin
Bergulf, Timins Sohn
Morag Rotbart
Ansgrir IV., Sohn des Ansgrir
Wsilá die Männin
Bilifa Felsbruck
Kemur der Unbezwingbare
Donnerbart
Donnerburt der II.
Minmarn, Kemur Unbezwingbar‘s Sohn
Gluria, Tochter Graldiras
Annarak II., Tochter der Annarak I.
Zrain, Sohn der Annarak I.
Rakanna, Tochter der Annarak I.
Der Kolben von Aghristil
Zylra die Spitze
Magôr der Geringe
Zylra die Spitze
Die Eislöwin
Kuvi Durinskind
Thorberg der Jüngere
Gorsch von Kor
Tarûf von Klammberg
Garor, Sohn des Tarûf
…
Auf dem Stein scheint ebenso noch immer Raum für neue Namen zu sein, die sich ihren Platz in der ewigen Geschichte des Runensteins verdienen wollen. Denn um ihn ehrhaft zu erstreiten, ist nie der Tod nötig.