Charaktervorstellung Elodínya Loravaris
Name: Elodínya Mylaela-Elyra Loravaris
Spitzname: Elodie, Myla, Lyra
Geschlecht:
Rasse: Waldelfe
Aussehen:
Elodínya misst in etwa 1,60 Meter, also gute 5,28 Fuß. Ihre Figur ist schlank und beweglich, so kann sie beispielsweise schnell von einem Baum zum Anderen gelangen. Sie wiegt rund 55kg und hat helle, Sommersprossen-Übersäte Haut, ebenfalls hat sie zwei kleine spitze Ohren an welchen sie gerne silberne Ohrringe trägt. An ihrem rechten Handgelenk hat sie eine Strich artige Narbe, die sie oft unter ihrem Ärmel oder einer einfachen Bandage versteckt. Ihre langen, rotbraunen Haare reichen ihr fast bis zur Hüfte. Ihren blaugrauen Augen entgeht selten etwas, so kann sie ihre Umgebung stets aufmerksam beobachten und auf kleinste Veränderungen reagieren. Zudem hat sie ein warmes Lächeln, das ihre Erscheinung trotz ihrer Wachsamkeit freundlich und einladend wirken lässt.
(Quelle Pinterest)
Alter: 20 Jahre (Stand 1100)
Geburtstag: 1080, 1. März
Religion: Astrologische Mystik von Sylphor
Herkunft: Abgelegenes, großes Gehöft bewohnt von Waldelfen, liegend in einem Wald nahe Dahaeragons
Wohnort: Umherstreifend auf der Suche nach einer Heimat
Beruf / Beschäftigung: (Kinder)Buchautorin, Floristin, Heilerin
Fähigkeiten:
- Lesen & Schreiben
- Umgang mit Pfeil & Bogen sowie Dolch
- Kochen & Backen
- Zeichnen
- Reiten
- Umgang mit sämtlichen Blumen, (Heil)Kräutern & Wurzeln
- Singen
- Eine ausgeprägte Phantasie, so fällt ihr das Schreiben leicht
Magie
Zauber
-
Samen des Lebens
Auf der Handfläche des Magiers sprießen kleine Samen, die er mit seiner eigenen Lebenskraft nährt. Streckt er die Hand auf ein Ziel aus, so strömt die heilende Kraft in einer sich kringelnden Linie auf es zu, um es stark zu heilen.
→ (Starke Heilung, Anwender nimmt Schaden) -
Gesänge des Waldes
In den Ohren des Zieles ertönen leise Melodien, gezwitschert von Vögeln, geraschelt von Bäumen, begleitet von Tönen wie denen der Nymphen. Sie entfalten eine sonderbare Wirkung im Körper des Zieles, denn er schöpft aus der Magie körperliche Energien, die ihm im Kampf zugute kommen.
→ (Agilität erhöht) -
Zehrende Bindung
Der Zauberer schafft eine Verbindung aus Licht zu seinem Ziel. Dieses spürt, wie seine Glieder schwerer werden und Bewegungen mehr Kraft kosten.
→ (Agilität verringert) -
Kraft des Erben
Eine helle Aura legt sich um den Elfen, während seine magischen Kräfte wachsen. Seine Hände beginnen zu strahlen und sich in Energie zu hüllen. Diese fügt bei Berührung Schaden zu oder lässt sich in Form einer Kugel nach vorne stoßen.
→ (Schaden)
Stärken
Umgang mit Pfeil & Bogen
Elodínya kann phanthastisch mit dem Bogen umgehen, auch Dolche sind für sie keine Schwierigkeit. So hat sie im Alter von 18 Jahren beinahe ihren Bruder erstochen.
Belastbarkeit
Elodínya ist sehr belastbar, so merkt man ihr große Belastungen erst spät an. Selbst in schwierigen Zeiten bewahrt sie eine ruhige Fassade, die anderen Mut und Zuversicht schenken soll. Ihre Stärke zeigt sich vor allem darin, dass sie selbst unter Druck versucht eine ruhige Fassade zu waren und klaren Kopfes zu handeln.
Loyalität
Elodínya ist eine treue Seele, die ihre Liebsten stets mit aller Kraft unterstützt. Für diejenigen, die ihr Herz gewonnen haben, würde sie ohne Zögern durchs Feuer gehen. Ihre Loyalität ist unerschütterlich, und sie hält zu ihnen, selbst wenn die Welt gegen sie zu stehen scheint.
Ehrlichkeit
Elodínya ist stets ehrlich und spricht aus, was sie denkt, ohne sich hinter leeren Worten zu verstecken oder sonderlich darüber nach zu denken. Ihre Offenheit mag manchmal direkt wirken, doch schätzen sie viele an ihr, da sie meist aufrichtig und authentisch bleibt.
Schwächen
Schwere Waffen
Elodínya kann so gut wie garnicht mit Langschwertern, Speeren oder sonstigen schweren Waffen umgehen. Wenn sie die Möglichkeit hat, tendiert sie eher zu Pfeil & Bogen.
Körperlich schwach
Elodínya ist körperlich eher schwach, so würde sie in einem kampf mit Fäusten vermutlich haushoch verlieren.
Naivität
Elodínya ist oft naiv und glaubt leicht an das Gute in jedem, selbst wenn Vorsicht geboten wäre. Ihre Gutgläubigkeit führt manchmal dazu, dass sie von anderen ausgenutzt wird, ohne es sofort zu bemerken.
Niedrige Sozialkompetenz
Elodínya hat eine geringe Sozialkompetenz und fühlt sich in großen Menschenmengen schnell unwohl. Besonders das Sprechen vor vielen Zuhörern bereitet ihr große Schwierigkeiten, da sie sich dabei schnell unsicher und überfordert fühlt.
Sturköpfig
Elodínyaist äußerst sturköpfig und neigt dazu, an ihren Entscheidungen festzuhalten, selbst wenn ihr widersprüchliche Argumente oder offensichtliche Fehler aufgezeigt werden.
Charaktereigenschaften:
Elodínya ist eine klare und unbeirrbare Persönlichkeit, die nie zögert, ihre Meinung zu äußern, besonders wenn es um Themen wie Gleichberechtigung geht. Sie hat eine unerschütterliche Überzeugung, dass jeder das Recht auf gleiche Chancen und Respekt verdient, und scheut sich nicht, dies laut und deutlich zu vertreten. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn jemand unfaire oder rückständige Ansichten äußert, und stellt sich entschieden gegen alle, die die Bedeutung von Gerechtigkeit und Fairness in Frage stellen.
Mit ihrem starken Sinn für Recht und Unrecht geht sie manchmal sogar Risiken ein, um das zu verteidigen, was sie für richtig hält. Ihre Loyalität und Entschlossenheit lassen sie nicht zurückweichen, selbst wenn es schwierige Auseinandersetzungen bedeutet. Doch trotz ihrer Entschlossenheit bleibt sie stets aufrecht und ehrlich, überzeugt davon, dass wahre Veränderung nur durch klare Worte und Taten erreicht werden kann.
Familie
Elodínya stammt aus Verhältnissen des Klein-Adels und trägt so beispielsweise die Namen ihrer Ahnen, was jedoch keine sonderliche Wirkung auf ihre Persönlichkeit hat. So schaut beispielswiese ihr großer Bruder eher auf sie herab, da sie sich schon in ihrer frühen Kindheit lieber mit den anderen Elfenkindern abgab als sich groß um die Etiketten ihrer Eltern zu kümmern.
Familie
Wenn nicht erwähnt, sind alle am Leben, Stand des Alters 1100
Eltern:
Caerthynna Mellonillya Loravaris , 134 J. geb. 966 n. Chr.
Filarion Evanelion Loravaris (geb. Vengalor) , 133 J. geb. 967 n. Chr.
Geschwister:
Leandillion Glanduin Loravaris , 72 J. geb. 1028 n. Chr.
Weitere Verwandten:
Vaelinya Ivanea Anduillion (geb. Loravaris, Tante ), 122 J. geb. 978 n. Chr.
Flardryn Thranduil Anduillion (Onkel ), 146 J. geb. 954 n. Chr.
Ivaneya Elowyn Anduillion (Cousine ), 82 J. geb. 1018 n. Chr.
Elowyn Lúthien Loravaris (Großmutter ), 216 J. geb. 884 n. Chr.
Myrin Eroan Loravaris (geb.Lumaryl, Großvater ), 239 J. geb. 861 n. Chr.
Mellonillya Mylaela Loravaris (Urgroßmutter ), 367 J. geb. 733 n. Chr.
Ailuyin Loravaris (geb. Gilmorinyen, Urgroßvater ), 352 J. geb. 748 n. Chr.
Ahnen:
Ivaneliya Elyra Miravaris (Mellonillya’s Mutter ), 479 J. geb. 621 n. Chr.
Oryon Nindir Loramellion (Mellonillya’s Vater, ), 569 J. geb. 531 n. Chr.
Der Familienname:
Ivaneliya und Oryon heirateten 731 n. Chr. und entschieden, das sie die Nachnamen ihrer Familien behalten wollten. Damit aber bei der geburt eines Kindes keine Streitigkeiten aufkämen, entschieden sie sich dazu, dass jedes Kind das die Beiden bekommen sollten einen anderen, jedoch ähnlichen Namen wie sie beide haben sollte.
So kam es, das 733 n. Chr., bei Mellonillya’s Geburt, der Name „Loravaris“ entstand. er setztsich aus Oryon’s Nachnamen Loramellion und Ivaneliya’s Namen Minavaris zusammen. Mellonillya, die erstgeborene Tochter der beiden, hieß also „Loravaris“.
Später, genauer gesagt im Jahre 883n. Chr., als Mellonillya den Waldelf Ailuyin heiratete, entschieden sie sich dafür Beide würden in Zukunft bei dem Namen „Loravaris“ gerufen und Ailuyin läge seinen Geburtsnamen „Gilmorinyen“ ab.
Seit dem wird der Familienname Loravaris durch die Familie getragen und meist jeder einheiratende Elf nimmt den Namen der Familie an, jedoch gibt es auch Ausnahmen wie beispielsweise Elodínya’s Tante Vaelinya, die den Namen ihres Gatten annahm.
Die Traditionen der Loravaris:
Es gibt zwar nicht viele oder sonderlich unübliche traditionen in der Familie, doch ist hier trotzdem etwas zu erwähnen.
So ist es üblich, das am Hochzeitstag die Braut mit ihrem Vater unter dem Schleier tanzt, wenn dieser doch aus irgend einem ersinnlichen Grund nicht teilnehmen kann, so springt entweder der Onkel, Bruder oder der Brautführer ein.
Vorgeschichte
Streitigkeiten
Es kann teilweise sein, dass sich Namen überschneiden oder eine Person plötzlich anders heißt, ich habe manchmal Namen verändert oder gänzlich ersetzt.
Inmitten der tiefgrünen Wälder, wo die Baumkronen ein dichtes Dach aus Licht und Schatten webten, brach der erste Sonnenstrahl des Tages durch die Blätter. Eine frische Brise trug den Duft von Moos und Wildblumen mit sich, während das Zwitschern der Vögel die Ruhe durchbrach. Der Frühling war erwacht, der Winter hatte sich zurückgezogen und schon bald würden die Tage immer länger werden.
Zwischen den hohen Farnen und Wurzeln, die den Waldboden durchzogen, kniete eine zierliche Gestalt. Ihre langen, rotbraunen Haare fielen wie ein schimmernder Wasserfall über ihre Schultern, während ihre Hände behutsam ein Bündel frischen Bärlauch sammelten. Die blaugrauen Augen folgten jeder Bewegung mit wachsamer Sorgfalt, denn selbst hier, in der Vertrautheit des Waldes, war Vorsicht eine Tugend. Ein leises Summen, fast wie ein Lied, begleitete die Tätigkeit – ein Klang, der die Harmonie zwischen ihr und der Natur offenbarte.
Der Wind trug leise Stimmen heran, die sie in ihren Bewegungen inne Halten ließ. Vom Dorf weiter nördlich riefen die Ältesten die jungen Elfen zu einer Versammlung. Der Tag versprach neue Geschichten und Lektionen, doch eine leise Unruhe lag in der Luft. Der Wald war friedlich, doch etwas schien anders als sonst, anders als jedes Jahr.
Im Schatten der umliegenden Bäume schlich das Kind in Richtung Dorf, immer darauf bedacht, sich nicht bemerkbar zu machen. Ihre Bewegungen waren so leise wie das Rascheln der Blätter im Wind, doch ihre Gedanken flogen. Sie wusste, dass sie sich keine Fehler leisten durfte. Der Weg nach Hause war lang, und der Wald, den sie so gut kannte, konnte ihr ebenso hilfreich wie gefährlich sein. Aber es war nicht die Gefahr des Waldes, die ihre Sorgen prägte – es war die Rückkehr zu ihrem Vater.
Filarion Loravaris, der Familienoberhaupt, war ein strenger Mann. Die Regeln des kleinen Adels, die er so genau befolgte, lasteten wie ein unsichtbares Gewicht auf den Schultern seiner Kinder. Ihre Mutter, Caerthynna, war oft nicht zu Hause, beschäftigt mit den Aufgaben der Gemeinschaft und den Aufgaben als Beraterin der älteren Elfen, und so hatte ihre Tochter stets das Gefühl, zwischen den Stühlen zu sitzen – zwischen der liebevollen Wärme ihrer Mutter und den eisernen Vorschriften ihres Vaters.
Die Elfe streifte mit ihren Fingerkuppen über das weiche Moos am Boden, als plötzlich eine Gestalt aus den Bäumen auftauchte. Ein leises Rascheln, dann der markante Schritt eines vertrauten, wenn auch unangenehmen Begleiters. „Elodínya“, drang eine tiefe, fast spöttische Stimme an ihr Ohr.
Sie erstarrte, das Herz setzte einen Schlag aus. Leandillion. Ihr älterer Bruder. Arrogant, überheblich und immer auf der Suche nach einer Gelegenheit, sie in Verlegenheit zu bringen. „Du bist also doch nicht so weise, wie du tust“, sagte er, seine Stimme schneidend, als er mit einem feinen, fast belustigten Lächeln auf sie zutrat.
„Leandillion, was willst du?“, fragte sie, sich zu ihm umdrehend, obwohl ihre Hände unwillkürlich zitterten. Sie hatte gehofft, unbemerkt zurückzukehren, um den bevorstehenden Konflikten zu entkommen. Doch jetzt war es zu spät.
„Vater erwartet dich“, meinte er mit einem kalten Blick, während er einen Schritt auf sie zu machte. „Er hat genug von deinen kleinen Ausflügen, Schwesterchen. Du bist ein Loravaris, du solltest wissen, wie man sich benimmt.“
„Ich wollte nur frische Kräuter holen“, erwiderte sie, aber Leandillion schnaubte nur spöttisch.
„Natürlich. Und dabei hast du natürlich keine Zeit für die lehrreichen Versammlungen der Ältesten, wie? Was wird Vater nur dazu sagen…“
Er packte sie am Arm, ehe sie sich wehren konnte, und zog sie mit sich. Ihr Herz klopfte schneller, als sie die vertraute Strecke entlang des Waldrandes in Richtung des Anwesens ihrer Familie zurücklegte. Es war ein eindrucksvolles, aber auch überwältigendes Gebäude – hoch und schwer, aus dunklem Stein, umgeben von einer gepflegten Mauer, die das Vorrecht des Adels symbolisierte.
Kaum hatten sie das Tor passiert, standen sie vor der strengen Gestalt ihres Vaters. Filarion Loravaris, ein Elfenmann von beeindruckender Größe, mit scharfen Gesichtszügen und silbernen Haaren, die ihm bis zu den Schultern fielen, stand in der Tür. Sein Blick war eisig, als er seine Tochter ergriff und sie in das dunkle, holzvertäfelte Studierzimmer führte. „Elodínya“, begann er, seine Stimme ruhig, aber bestimmt. „Du weißt, dass der Umgang mit der Natur kein Freibrief für Ungehorsam ist. Deine Familie ist ein Teil des Kleinadels, und du hast dich nicht nur in deinem Verhalten zu zügeln, sondern auch in deinen Pflichten.“
Ihre Mutter, Caerthynna, trat aus dem Nebenzimmer. Ihr Blick war weich, und obwohl sie oft abwesend war, war ihr die Anspannung ihrer Tochter nicht entgangen. Doch auch sie wusste, dass in den Augen ihres Mannes keine Nachsicht zu finden war. „Filarion“, sagte sie leise, als sie ihre Tochter mit einem sanften Blick musterte. „Vielleicht sollten wir diese Ermahnung später fortsetzen. Elodínya hat das Beste für uns alle im Herzen.“
Doch Filarion schüttelte nur den Kopf und sprach weiter. „Die Welt ist nicht nur ein Ort für Träume, meine Tochter. Du musst lernen, den Platz einzunehmen, der dir zusteht. Und das ist der Platz eines Loravaris. Ein Loravaris darf sich keine Schwächen leisten.“
Leandillion, der sich während der gesamten Szene nicht von ihrer Seite entfernt hatte, grinste spitz. „Und du solltest wirklich aufhören, im Wald herumzuspielen, Elodínya. Vielleicht solltest du dich darauf konzentrieren, dein Verhalten zu verbessern, wenn du nicht als Außenseiterin enden willst.“
Elodínya fühlte sich klein und machtlos unter den strengen Blicken ihres Vaters und der ständigen Scherze ihres Bruders. Doch tief in ihrem Inneren regte sich der Wunsch, ihre eigene Freiheit zu bewahren – selbst wenn es bedeutete, immer wieder gegen die strengen Regeln ihrer Familie zu kämpfen.
Sie atmete kurz ein „Vielleicht würde ich ja,“ entgegnete sie ruhig aber spitz „Doch wie mir scheint hast du eine gewisse Vorliebe für meinen älteren Bruder, so bleibe ich lieber mit den Weiswedelhirschen und Eichhörnchen im Wald anstatt mir täglich deine endlosen Predigten über die Etikette des Klein Adels anhören zu müssen.“ Gegen Ende war ihr Ton schärfer, fast schon abstoßend ihm gegenüber geworden. Sie konnte den aufsteigenden Zorn ihres Vaters durchaus spüren, doch ignorierte sie dies gepflegt. Ein Schmunzeln huschte über ihre Lippen, als Caerthynna leise das Zimmer verließ. Sie musste wahrscheinlich zu einer weiteren Versammlung. „Ich bin es leid, mir jeden Tag aufs Neue anhören zu müssen, was ich zu tun und lassen habe, sowohl was dich an mir stört. Ich bin es leid, andauernd mit Leandillion verglichen zu werden, so hübsch und klug ist er eh nicht…“ Sie sah in Richtung ihres Vaters, der kurz davor zu stehen schien, ihr eine Ohrfeige zu verpassen… Dann sah sie wieder zu Leandillion. Wenn Blicke töten könnten… „…außerdem hat er die Intelligenz eines Nilpferdes.“ Spätestens jetzt platzte Filarion endgültig, er trat die letzten paar Schritte auf sie zu, die Hand erhoben, bereit zuzuschlagen. Ehe sie sich versah, landete die große Hand ihres Vaters auf ihrer Wange, und ein heiß-stechender Schmerz durchzuckte diese. Elodínya hielt den Atem an, als die Hand ihres Vaters auf ihrer Wange traf. Der Schmerz war scharf und brennend, und sie konnte das stechende Gefühl der Wut in Filarions Blick förmlich spüren. Doch sie rührte sich nicht, auch wenn ihr Herz hämmerte und ihr Körper vor Zorn und Empörung bebte. Ihre Wange glühte unter der Berührung, und sie konnte das Gefühl der Demütigung kaum ertragen. Sie wusste, dass ihr Vater, der stolze Elfenkrieger, niemals zögern würde, seine Autorität mit aller Härte zu behaupten.
„Du wagst es, deinen Vater herauszufordern, Elodínya?“, zischte er durch zusammengebissene Zähne, und seine Stimme war ein kalter Hauch von Bedrohung.
Elodínya drehte ihren Kopf zur Seite, den Blick stur auf den Boden gerichtet, als sie die Hitze auf ihrer Wange spürte. „Vielleicht war es nicht das klügste, dich zu reizen“, murmelte sie, doch ihre Stimme war jetzt ruhiger, beinahe mit einer sarkastischen Unterströmung. „Aber das ist die einzige Sprache, die du zu verstehen scheinst, Vater.“
Leandillion stand einige Schritte entfernt und beobachtete die Szene mit einem Grinsen, das nur zu deutlich zeigte, wie sehr er sich an ihrer Erniedrigung ergötzte. Der schlaue, spöttische Ausdruck in seinen Augen verriet ihr, dass er jeden Moment genoss, in dem sie sich der Macht ihres Vaters beugen musste.
„Du weißt, dass du nicht ungestraft davonkommst“, fuhr Filarion fort, seine Stimme schneidend. „Und du solltest wissen, dass ein Loravaris niemals in einem solchen Ton spricht – egal, wie jung oder aufmüpfig er ist.“
Elodínya konnte den Zorn in den Augen ihres Vaters erkennen, der sie mit einem fast übermenschlichen Blick fixierte, als wollte er in ihre Seele blicken. Doch statt sich zurückzuziehen, hob sie den Kopf, trotz der brennenden Wange, und sah ihn entschlossen an.
„Vielleicht sollte ich mir wirklich überlegen, das Leben eines einfachen Waldwesens zu führen“, sagte sie, und ihre Stimme war jetzt fest, trotz der Wut, die in ihr aufstieg. „Vielleicht sollte ich endlich lernen, dass du mich nur in einen Käfig sperren willst, in dem ich wie ein hübsches, angepasstes Stück Eigentum existiere – ohne eigenes Leben, ohne eigene Wünsche. Vielleicht habe ich keinen Platz im ‚Edelkreise‘, wie du ihn nennst. Aber zumindest bin ich noch nicht völlig zerbrochen.“
„Genug!“ Filarion brüllte, sein Gesicht vor Wut verzerrt, doch Elodínya hielt stand. Ihre Mutter war längst verschwunden, doch Elodínya hatte das Gefühl, sie in diesem Moment mehr zu brauchen als je zuvor. Sie war der einzige Lichtstrahl in einem Meer aus strengen Normen und kalt kalkulierter Macht.
„Es ist nicht das, was du tust, das zählt“, sagte ihr Vater, seine Stimme nun wieder ruhig, aber hart. „Es ist, was du wirst. Du bist eine Loravaris, Elodínya, und du wirst dich an deine Pflicht erinnern. Wenn du das nicht tust, wird das Leben dich lehren, was passiert, wenn man den Wurzeln seiner Familie den Rücken kehrt.“
Ihre Augen flackerten zu Leandillion, der immer noch ruhig daneben stand und seinen spitzen Kommentar, den er zugeben würde, nie schüchtern ausgesprochen hätte, ein weiteres Mal in den Raum werfen wollte. Doch Elodínya konnte es kaum ertragen, ihn noch einen Moment länger zu sehen.
„Ich werde niemals die sein, die du verlangst, die ich sein soll, Vater“, sagte sie ruhig, aber mit einem Funkeln im Blick, das ihrer inneren Entschlossenheit Ausdruck verlieh. „Und ich werde nicht stillhalten, wenn ich etwas nicht für richtig halte. Auch nicht, wenn du mir das Leben zur Hölle machst.“
Filarion schnaubte verächtlich, aber in seinem Blick lag jetzt etwas anderes – eine Art Resignation, als wüsste er, dass es mit ihr nicht so einfach war, wie mit Leandillion, den er scheinbar für die Verwirklichung seiner Pläne für die Familie hielt. Doch er war auch ein Vater, und trotz seines Zorns wusste er, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie ihm erneut die Stirn bieten würde.
„Du bist wie deine Mutter“, murmelte er mit einem tiefen, kaum vernehmbaren Seufzer, bevor er sich abwandte. „Ein Freigeist, der niemals in die Schranken zu weisen ist. So etwas ist gefährlich für das Ansehen der Familie.“
„Vielleicht ist das der einzige Weg, wie ich überleben kann“, sagte Elodínya leise, aber fest.
Leandillion verengte die Augen, als er sie schließlich ansah. „Du wirst sehen“, meinte er spöttisch. „Eines Tages wirst du wissen, warum ich mich so verhalte. Vielleicht schaffst du es dann, ein bisschen mehr zu verstehen. Aber ich bezweifle es.“
Elodínya schenkte ihm ein bitteres Lächeln. „Dann freue dich darauf, es zu erleben, Bruder“, sagte sie und wandte sich zum Fenster. Ihr Blick fiel auf den Wald, der vor dem Anwesen lag, und der Gedanke, wieder in seinen Schutz zu flüchten, war ein beruhigender Trost.
Filarion nickte knapp und verließ das Zimmer, während Leandillion sich auf einen der großen mit grünem samt bezogenen Sessel fallen ließ. Elodínya starrte weiterhin auf den Wald in der Ferne, ehe sie sich an Leandillion wand. “Würde ich einem Nilpferd sagen, es solle sich im Kreis drehen und es täte was ich sage, so hätte es doch mehr Intelligenz als du sie jemals haben wirst.” Damit drehte sie sich um und ließ ihn mit ihrer Bemerkung allein, sollte er sich doch darüber aufregen so viel er wollte, sie hätte doch recht.
Sieben Jahre waren vergangen, und Elodínya war nun achtzehn Jahre alt. Der Wald, der ihr früher Zuflucht und Freiheit gegeben hatte, war nun ein vertrauter, aber auch beängstigender Ort. Sie war nicht mehr das kleine Mädchen, das sich in den Schatten der Bäume versteckte, sondern eine junge Elfe, die sich immer mehr bewusst wurde, was es hieß, die Tochter eines Loravaris zu sein. Sie hatte sich in der Zeit viel mit Heilkräutern, Wurzeln & Blumen befasst, der einfachen Heilkunde und dem Blumen binden. Von Letzterem verdiente sie sich im Frühling manchmal etwas Geld dazu.
Ihre Haare waren nun länger und dichter geworden, der feurige Glanz, der sie früher ausgezeichnet hatte, war noch immer da, aber es war etwas anderes, das sie nun ausmachte. Eine gewisse Härte, ein tieferer Blick, der sowohl die Liebe zur Natur als auch den Widerstand gegen das Leben, das ihr auferlegt wurde, verriet. Der Wald war zu einem Rückzugsort geworden, den sie immer seltener aufsuchte, denn die Verpflichtungen des Lebens als Tochter einer angesehenen Familie lasteten schwer auf ihr.
Vater, Filarion Loravaris, hatte keinen Funken Nachsicht mehr für sie. Ihre ständigen Rebellionen, die spöttischen Bemerkungen und das sture Beharren auf ihrer Freiheit hatten ihn zusehends entfremdet. Aber Elodínya konnte sich nicht beugen. Ihr Leben war ein ständiger Kampf zwischen dem Drang nach Freiheit und den strengen, unnachgiebigen Erwartungen ihres Vaters.
Leandillion, der sich immer mehr in den Schatten des Familienanwesens bewegte, hatte keine Anzeichen von Reue für sein Verhalten. Er war ihr ständiger Feind, der sie mit seinem überheblichen Lächeln und den spitzen Bemerkungen in die Enge trieb. Doch auch seine Präsenz konnte Elodínya nicht brechen. Sie war stärker geworden, härter, in einer Welt, die sie nur noch wenig verstand.
Eines Abends, als der goldene Schein der untergehenden Sonne durch das Fenster ihres Zimmers fiel, blickte Elodínya hinaus auf den Wald, der in den Dämmerstunden so ruhig und friedlich wirkte. Ihre Mutter, Caerthynna, war nie wirklich zu Hause gewesen, stets in den Aufgaben der Ältesten eingebunden. Doch sie hatte immer gewusst, wie wichtig der Wald für ihre Tochter war, wie er ein Teil von ihr war. Ihre Mutter war der einzige Mensch, der in Elodínya den Funken von Freiheit und Verlangen nach Unabhängigkeit verstand.
Tief in ihr wusste Elodínya, dass sie eines Tages den Wald endgültig verlassen würde. Vielleicht nicht sofort, vielleicht auch nicht in diesem Jahr, aber sie würde ihren eigenen Weg finden. Ihre Mutter hatte ihr oft erzählt, dass der wahre Adel nicht in Blutlinien und Macht lag, sondern in der Fähigkeit, sich selbst treu zu bleiben.
„Ich werde nicht in deinen Käfig kommen, Vater“, murmelte sie leise, die Worte nur für sich selbst. „Ich werde meinen eigenen Weg gehen, auch wenn ich dafür alles verlieren muss.“
Sie drehte sich vom Fenster weg und legte sich auf ihr Bett. Leise summend lullte sie sich selbst in den Schlaf – eine alte, warme Melodie mit der sie aufgewachsen war. Sie hatte sich irgendwann einmal angeeignet, sich selbst beruhige zu könne, da ihre Mutter das spätestens ab ihrem fünften Lebensjahr nicht mehr konnte. Als die Melodie verstummte, schloss sie die Augen und schlief kurz darauf ein, die Überreste ihrer beruhigenden Melodie immernoch in der Luft hängend.
Die erste große Liebe
Eines frühen Frühlingsmorgens, als die ersten Sonnenstrahlen den Tau auf den Wiesen glitzern ließen, packte Elodínya ihre sorgfältig gebundenen Blumensträuße und -kränze in einen geflochtenen Korb. Es war ein Tag, an dem sie sich dazu entschlossen hatte, ins nahegelegene Dorf zu schleichen, um ihre Ware zu verkaufen. Ihr Herz schlug unruhig, nicht nur aus Angst davor, entdeckt zu werden, sondern auch wegen des Gedankens, wieder unter Menschen zu sein, die sie als Tochter einer Loravaris nicht kennen würden. Hier konnte sie nur Elodínya sein, die Blumenbinderin, die das Licht des Waldes mit sich trug.
Der Weg ins Dorf war kurz, doch ihre Gedanken machten ihn lang. Sie stellte sich vor, wie die Dorfbewohner reagieren würden, ob sie ihre Blumen mochten, ob jemand sie erkennen könnte. Die junge Elfe zog ihre Kapuze tiefer ins Gesicht, um ihre leuchtenden Haare zu verbergen, und betrat den kleinen Marktplatz.
Die Stände waren bereits aufgebaut, und der Duft von frisch gebackenem Brot, Gewürzen und Honig lag in der Luft. Elodínya suchte sich eine unauffällige Ecke, legte ihren Korb ab und begann, ihre Blumensträuße mit einem leisen Lächeln den Vorbeigehenden anzubieten. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Käufer ihre prächtigen Kränze bewunderten.
„Sind das Rosenblüten?“, fragte eine ältere Frau, die fasziniert einen Kranz betrachtete.
Elodínya nickte. „Ja, gemischt mit Lavendel und ein paar Blättern vom Eichenlaub. Es bringt Ruhe ins Haus.“
Die Frau lächelte und kaufte zwei Kränze. Ein kleiner Erfolg, der Elodínyas Zuversicht wachsen ließ. Sie begann, ihre Umgebung genauer zu beobachten. Das Dorf wirkte lebendig, die Menschen lachten und plauderten, Kinder rannten durch die Gassen, und die Sonne tauchte alles in ein warmes Licht. Es war so anders als die strenge Stille des Anwesens ihres Vaters.
Doch dann geschah es. Während sie sich gerade zu ihrem Korb bückte, um einen weiteren Strauß herauszuholen, hörte sie Schritte, die näher kamen. Als sie aufsah, stand ein junger Mann vor ihr. Er hatte rotbraune, lockige Haare und ein Lächeln, das mehr Wärme ausstrahlte als die Frühlingssonne. Seine Augen – tief und klar wie ein Bergsee – trafen die ihren, und für einen Moment schien die Welt stillzustehen.
Elodínyas Atem stockte. Sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden, und war sich plötzlich ihrer zerzausten Haare und der Erde an den Händen überaus bewusst. Der Mann hatte etwas an sich, das sie sowohl faszinierte als auch einschüchterte. Er schien ebenfalls von ihrem Anblick überrascht zu sein. Einen Herzschlag lang standen sie da, sahen einander in die Augen, ohne ein Wort zu sagen.
„Ich…“, begann er, doch Elodínya schüttelte hastig den Kopf, ihre Stimme versagte ihr. Ohne nachzudenken, schnappte sie ihren Korb und drehte sich um. Ihr Herz schlug wild, als sie sich durch die Menge drängte und schließlich in einer Seitengasse verschwand.
Als sie außer Sichtweite war, lehnte sie sich schwer atmend gegen eine Steinmauer. „Was war das…?“, murmelte sie leise. Ihre Hände zitterten, und sie konnte den Blick dieses Mannes nicht vergessen. Es war, als hätte er direkt in ihre Seele gesehen.
Nach einigen Minuten hatte sie sich genug gesammelt, um den Heimweg anzutreten. Sie wusste, dass sie bald wiederkommen würde – nicht nur, um ihre Blumen zu verkaufen, sondern auch, um vielleicht diesen Fremden wiederzusehen. Aber der Gedanke daran machte ihr Angst. Ihre schüchterne Art und die strenge Erziehung ihres Vaters hatten sie nie darauf vorbereitet, sich jemandem zu öffnen. Und doch, tief in ihrem Inneren, fühlte sie, dass dieser Moment etwas verändert hatte.
Am nächsten Morgen lag der Wald still und friedlich, doch Elodínyas Gedanken waren ein aufgewühltes Meer. Sie saß an ihrem kleinen Arbeitstisch und band erneut Kränze, doch ihre Hände zitterten immer wieder, und ihre Gedanken wanderten unaufhörlich zurück zu den Augen des Fremden. Wer war er? Warum hatte er sie so aus der Fassung gebracht? Und warum hatte sie das Gefühl, dass dies nur der Anfang von etwas war, das ihr Leben für immer verändern könnte?
Die Tage vergingen, und Elodínya konnte sich kaum konzentrieren. Ihre Mutter bemerkte die Veränderung in ihrer Tochter, fragte jedoch nicht nach, denn sie wusste, dass Elodínya ihre Gedanken teilen würde, wenn sie bereit dazu war. Doch ihr Vater spürte ebenfalls, dass etwas anders war, und beobachtete sie mit misstrauischen Blicken.
Schließlich, an einem weiteren sonnigen Frühlingstag, packte Elodínya ihren Korb erneut. Sie hatte sich vorgenommen, ins Dorf zurückzukehren. Nicht nur, um ihre Blumen zu verkaufen, sondern auch, um eventuell einen weiteren Blick auf den jungen Mann zu erhaschen. Ihr Herz war schwer von Zweifeln, doch die Neugier und das Verlangen, die Wahrheit zu erfahren, waren stärker.
„Vielleicht“, flüsterte sie zu sich selbst, „führt dieser Weg zu meiner Freiheit.“ Mit diesen Worten machte sie sich auf den Weg, nicht ahnend, dass ihre Entscheidung sie auf eine Reise voller Abenteuer, Liebe und Gefahren führen würde. Elodínya hatte in den letzten Tagen kaum Schlaf gefunden. Der Gedanke an den Fremden mit den tiefen Augen ließ sie nicht los. Immer wieder stellte sie sich vor, was geschehen wäre, wenn sie nicht weggelaufen wäre. Womöglich hätte sie mehr über ihn erfahren, vielleicht sogar seinen Namen. Doch stattdessen war sie geflüchtet, wie sie es immer tat, wenn sie etwas Neues oder Unbekanntes zu sehr überwältigte.
An diesem Morgen hatte sie beschlossen, den Marktplatz erneut zu besuchen. Es war nicht nur der Wunsch, ihre Blumen zu verkaufen – nein, tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie ihn wiedersehen wollte. Ihr Korb war erneut gefüllt mit sorgfältig gebundenen Sträußen und Kränzen, und die Sonne schien warm durch das dichte Blätterdach des Waldes, als sie sich auf den Weg machte.
Der Marktplatz war wie beim letzten Mal voller Leben. Die Stimmen der Händler und das Lachen der Kinder füllten die Luft. Elodínya suchte sich dieselbe Ecke wie zuvor, stellte ihren Korb ab und begann, ihre Ware zu präsentieren. Doch ihre Augen suchten unablässig die Menge ab.
Eine Stunde verging, und sie begann, die Hoffnung zu verlieren. Vielleicht war er nur zufällig an diesem Tag im Dorf gewesen. Vielleicht würde sie ihn nie wiedersehen. Der Gedanke ließ sie schwer seufzen, und sie beugte sich hinunter, um einen Kranz aus ihrem Korb zu nehmen.
„Sind diese Blumen wieder aus dem Wald?“, fragte eine tiefe, sanfte Stimme hinter ihr.
Elodínyas Herz setzte einen Moment aus. Sie richtete sich auf und drehte sich langsam um. Da stand er, der Fremde, den sie nicht hatte vergessen können. Sein Lächeln war warm und leicht, und seine Augen wirkten noch durchdringender als zuvor.
„Ja…“, brachte sie schließlich hervor, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Ihre Finger krallten sich in den Rand ihres Korbs. „Ich habe sie selbst gepflückt.“
„Ich dachte mir schon, dass du sie selbst gemacht hast. Sie sind wunderschön.“ Seine Worte klangen aufrichtig, und Elodínyas Wangen färbten sich rot. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich sprachlos.
Er schien ihre Unsicherheit zu bemerken und trat einen Schritt näher. „Ich bin Ménowin“, stellte er sich vor und hielt ihr die Hand hin. „Und du bist?“
Elodínya zögerte. Sollte sie ihm ihren Namen sagen? Ihr Vater hatte ihr immer eingebläut, Fremden gegenüber vorsichtig zu sein. Doch irgendetwas an diesem Mann ließ sie ihre Bedenken vergessen. „Elodínya“, sagte sie schließlich leise und legte ihre Hand zögernd in seine. Seine Berührung war warm und sanft, und sie zog ihre Hand erst zurück, als sie merkte, dass sie sie länger hielt, als sie beabsichtigt hatte.
„Ein schöner Name“, sagte Ménowin. „Passend zu jemandem, der solche Kunstwerke schafft.“
„Danke“, murmelte sie und schaute verlegen zu Boden. Ihr Herz schlug schneller, und sie wusste nicht, ob es an seinen Worten lag oder daran, wie nah er bei ihr stand.
„Kommst du oft hierher?“, fragte er, und seine Stimme klang neugierig, aber nicht aufdringlich.
„Nicht wirklich“, gab sie zu. „Ich verkaufe meine Blumen nur gelegentlich. Es ist… nicht leicht, hierherzukommen.“ Sie wollte nicht zu viel verraten, doch Ménowin nickte nur verständnisvoll.
„Dann habe ich wohl Glück, dass ich dich heute wieder getroffen habe“, sagte er mit einem Lächeln, das sie aufblicken ließ. Sein Blick war offen und freundlich, und in diesem Moment fühlte sie sich zum ersten Mal seit langer Zeit nicht wie eine Tochter eines Loravaris, sondern einfach wie sie selbst.
„Woher kommst du?“, fragte sie schließlich, neugierig, mehr über ihn zu erfahren.
„Aus einem kleinen Dorf im Süden, nicht weit von hier“, antwortete er. „Ich bin nur zu Besuch, um ein paar Dinge für meine Familie zu besorgen. Aber ich liebe es, durch die Gegend zu reisen. Es gibt so viel zu sehen, so viele Geschichten zu hören.“
„Geschichten?“ Elodínyas Interesse war geweckt. Sie hatte immer Geschichten geliebt, besonders jene, die von fremden Orten und Abenteuern erzählten.
Ménowin nickte. „Ja. Jede Blume, jeder Stein, jeder Mensch hat eine Geschichte. Zum Beispiel deine Blumen – ich wette, sie haben etwas Besonderes an sich, nicht wahr?“
Elodínya zögerte. Sollte sie ihm von ihrer Liebe zum Wald erzählen, von der Magie, die sie manchmal in den Pflanzen spürte? Doch bevor sie antworten konnte, fügte er hinzu: „Du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst. Aber ich sehe, dass sie etwas von dir in sich tragen. Vielleicht erzählst du es mir eines Tages.“
Seine Worte berührten etwas in ihr. Sie hatte noch nie jemanden getroffen, der sie so verstand, ohne dass sie viel sagen musste. „Vielleicht“, sagte sie schließlich und erlaubte sich ein kleines Lächeln.
„Ich würde gerne mehr von dir hören“, sagte Ménowin, und seine Stimme klang ehrlich. „Aber ich muss weiter. Meine Familie wartet auf mich. Vielleicht sehen wir uns wieder?“
Elodínyas Herz sank bei dem Gedanken, dass er gehen musste, doch sie nickte. „Vielleicht“, sagte sie leise, und zum ersten Mal hoffte sie wirklich, dass das Schicksal ihnen erneut einen Weg zueinander zeigen würde.
Ménowin verabschiedete sich mit einem letzten warmen Lächeln und verschwand in der Menge. Elodínya blieb zurück, ihr Herz schwer und leicht zugleich. Sie hatte endlich mit ihm gesprochen, doch es fühlte sich an, als hätte sie nur die Oberfläche berührt.
Als sie an diesem Abend in den Wald zurückkehrte, waren ihre Gedanken voller Fragen. Wer war Ménowin wirklich? Und warum hatte sie das Gefühl, dass ihr Leben seit ihrer Begegnung mit ihm nicht mehr dasselbe war?
Während die Nacht über den Wald hereinbrach, legte sich Elodínya ins Bett und summte leise die Melodie, die sie immer beruhigte. Doch diesmal brachte sie keinen Schlaf. Stattdessen füllten Ménowin Lächeln und seine Worte ihre Träume, und tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie ihn wiedersehen würde. Vielleicht schon bald.
Die Tage vergingen, und Elodínya konnte an nichts anderes denken als an Ménowin. Seine Worte, sein Lächeln und die Wärme in seinen Augen hatten sich in ihre Gedanken eingebrannt. Sie suchte immer wieder nach einer Ausrede, ins Dorf zu gehen, doch ihre Unsicherheit hielt sie zurück. Was, wenn er sie vergessen hatte? Was, wenn er nie wiederkam?
Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Eines Nachmittags, als die Sonne golden durch die Baumkronen schien und Elodínya gerade Heilkräuter am Waldrand sammelte, hörte sie Schritte. Sie versteckte sich instinktiv hinter einem dichten Gebüsch, doch dann erkannte sie die Stimme, die ihren Namen rief.
„Elodínya?“ Ménowin Stimme klang vorsichtig, fast fragend.
Sie trat zögernd aus ihrem Versteck. „Ménowin? Was machst du hier?“ Ihr Herz schlug schneller, als sie ihn sah. Er hatte einen kleinen Beutel über der Schulter, und seine Kleidung war vom Staub der Straße gezeichnet, doch sein Lächeln war so strahlend wie eh und je.
„Ich wollte dich sehen“, sagte er ehrlich. „Ich wusste nicht, ob ich dich im Dorf finden würde, also dachte ich, ich versuche es hier. Der Wald schien… nach dir zu rufen.“
Elodínya spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. „Das hätte gefährlich sein können. Nicht jeder kennt die Wege des Waldes.“
„Ich hatte gehofft, dass der Wald mich zu dir führt. Und anscheinend hatte ich recht.“ Seine Worte waren so leicht, doch sie trugen eine Tiefe, die sie verwirrte und gleichzeitig faszinierte.
„Warum wolltest du mich sehen?“ Die Frage entkam ihren Lippen, bevor sie sie zurückhalten konnte.
Ménowin trat näher und hielt einen Moment inne, als suche er nach den richtigen Worten. „Weil ich das Gefühl habe, dass ich dich noch besser kennenlernen muss. Als wir uns im Dorf getroffen haben… es war, als hätte ich jemanden gefunden, den ich schon mein ganzes Leben lang gesucht habe.“
Elodínya konnte nicht sprechen. Seine Ehrlichkeit berührte etwas Tiefes in ihr, etwas, das sie nie zuvor gespürt hatte. Sie wusste nicht, wie sie antworten sollte, also sah sie ihn einfach nur an. Seine Augen, klar und sanft, schienen ihre Seele zu durchdringen.
„Elodínya“, fuhr er fort, „darf ich dich auf einen Spaziergang begleiten?“
Sie nickte langsam, unfähig, die Worte zu finden, die ihre Gefühle ausdrücken könnten. Gemeinsam gingen sie tiefer in den Wald, die Schatten der Bäume tanzten um sie herum, während das Licht durch die Blätter schimmerte. Ménowin erzählte ihr von seinem Leben, von seiner Familie und den Reisen, die er unternommen hatte. Sie lauschte aufmerksam, fasziniert von den Geschichten und dem Klang seiner Stimme. Es fühlte sich an, als ob die Zeit stillstand, als ob die Welt um sie herum nicht existierte.
„Und was ist mit dir?“ fragte er schließlich, als sie eine kleine Lichtung erreichten, auf der die Sonne den Boden in ein goldenes Licht tauchte. „Erzähl mir von dir.“
Elodínya zögerte. Es fiel ihr schwer, über ihr Leben zu sprechen, besonders über die Schattenseiten. Doch Ménowin wartete geduldig, und schließlich begann sie, von ihrem Vater, ihrer Mutter und ihrer Liebe zum Wald zu erzählen. Sie sprach von der Freiheit, die sie suchte, und von den Blumen, die ihr Trost spendeten. Er hörte zu, ohne sie zu unterbrechen, und als sie geendet hatte, sagte er leise: „Du bist außergewöhnlich, Elodínya.“
„Ich bin nur ich“, antwortete sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
„Und genau das macht dich außergewöhnlich.“ Seine Worte ließen ihr Herz schneller schlagen, und zum ersten Mal fühlte sie, dass jemand sie wirklich sah – nicht als Tochter eines Loravaris, sondern als die Person, die sie war.
Die Sonne begann zu sinken, und die ersten Sterne funkelten am Himmel, als sie sich wieder auf den Weg machten. Doch bevor sie den Rand des Waldes erreichten, hielt Ménowin inne.
„Warte“, sagte er und drehte sich zu ihr um. „Da ist noch etwas, das ich dir sagen muss.“
Elodínya blieb stehen, ihr Herz hämmerte in ihrer Brust. „Was ist?“
Er trat näher, seine Augen suchten die ihren. „Seit ich dich das erste Mal gesehen habe, kann ich an nichts anderes denken. Du bist in meinen Gedanken, in meinen Träumen. Ich weiß, dass wir uns erst kurz kennen, aber ich fühle mich, als hätte ich dich schon mein ganzes Leben lang gekannt.“
Die Luft schien schwer, gefüllt mit unausgesprochenen Worten und Gefühlen. Elodínya spürte, wie ihre Hände zitterten, und sie wusste nicht, ob sie vor Freude oder Angst war. Doch bevor sie antworten konnte, beugte sich Ménowin vor, langsam, als wolle er ihr Zeit geben, sich zurückzuziehen.
Doch sie zog sich nicht zurück. Stattdessen schloss sie die Augen, und in dem Moment, als seine Lippen die ihren berührten, schien die Welt um sie herum zu verschwinden. Es war ein sanfter, zärtlicher Kuss, voller Wärme und Verheißung, und Elodínya fühlte, wie ihr Herz auf eine Weise erstrahlte, die sie nie zuvor gekannt hatte.
Als sie sich voneinander lösten, war die Stille zwischen ihnen nicht bedrückend, sondern voller Verstehen. Ménowin lächelte, und Elodínya konnte nicht anders, als zurückzulächeln.
„Ich habe auf diesen Moment gehofft“, sagte er leise.
„Ich auch“, gestand sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
Sie verbrachten noch einige Zeit zusammen, sprachen leise über ihre Träume und Wünsche, bis die Nacht vollständig über den Wald hereingebrochen war. Schließlich begleitete Ménowin sie bis zum Rand des Anwesens ihrer Familie, und obwohl es ihr schwerfiel, sich von ihm zu verabschieden, wusste sie, dass sie ihn bald wiedersehen würde.
In den nächsten Wochen trafen sie sich immer wieder, manchmal im Wald, manchmal im Dorf. Ihre Liebe wuchs mit jedem Tag, mit jedem Lächeln und jedem gestohlenen Moment. Ménowin brachte Elodínya bei, die Sterne zu lesen, und sie zeigte ihm die Geheimnisse des Waldes. Gemeinsam lachten sie, träumten sie, und schufen eine Welt, in der nur sie beide existierten.
Eines Abends, als sie sich auf einer Lichtung trafen, die von Glühwürmchen erhellt wurde, nahm Ménowin ihre Hände in seine und sagte: „Elodínya, ich weiß, dass unsere Welt nicht einfach ist, aber ich will mit dir zusammen sein. Was auch immer kommt, wir werden einen Weg finden.“
Sie sah ihn an, ihre Augen glänzten im Licht der Glühwürmchen. „Ich will auch mit dir zusammen sein“, sagte sie leise. „Egal, was geschieht.“
In diesem Moment wusste Elodínya, dass sie Ménowin vertrauen konnte, dass ihre Liebe stärker war als die Hindernisse, die sie trennen könnten. Und während die Sterne über ihnen funkelten, fühlte sich Elodínya zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich frei.
Der Schmerz der Liebe
Der Mond stand hoch am Himmel, als Elodínya durch den dichten Wald eilte. Ihr Herz schlug schnell, aber nicht vor Angst – es war die Vorfreude, Ménowin wiederzusehen. Sie hatten sich in den letzten Wochen immer wieder an der großen Eiche getroffen, einem uralten Baum, dessen mächtige Äste sich schützend über die Lichtung spannten. Für sie war dieser Ort zu einem Zufluchtsort geworden, ein Ort, an dem die Welt und ihre Probleme keine Bedeutung hatten.
Als sie die Lichtung betrat, wartete Ménowin bereits auf sie. Er lehnte lässig gegen den Stamm der Eiche, doch sein Gesicht erhellte sich, als er sie sah. „Du bist spät dran“, sagte er lächelnd.
„Vielleicht wollte ich sehen, ob du mich vermisst“, neckte sie ihn und trat näher. Ihr Herz schlug schneller, als er sie in seine Arme zog.
„Immer“, antwortete er leise, bevor er sie küsste. Es war ein Kuss voller Zärtlichkeit und Sehnsucht, der all die Worte ausdrückte, die sie nicht sagen konnten.
Als sie sich voneinander lösten, blieben sie still. Ménowin hielt ihre Hände und sah ihr tief in die Augen. „Elodínya“, begann er, seine Stimme so zärtlich wie der Wind, der ein Blütenblatt im vorbei wehen streichelt. „Ich weiß nicht, was die Zukunft für uns bereithält, aber ich weiß, dass ich dich liebe. Egal, wohin das Leben uns führt, du wirst immer in meinem Herzen sein.“
Tränen schimmerten in ihren Augen. „Ich liebe dich auch“, flüsterte sie… „Aber ich habe Angst, Angst das die Welt uns auseinanderreißen könnte.“
Ménowin zog sie fester an sich. „Lass uns die Zeit nutzen, die wir haben. Solange wir zusammen sind, können wir alles überstehen.“ Wieder zog er sie in einen Kuss.
Doch in dieser Nacht schien etwas anders. Als sie sich verabschiedeten, hielt Ménowin ihre Hände länger als gewöhnlich, als wolle er sie nicht loslassen. Und als er verschwand, fühlte Elodínya eine seltsame Unruhe in ihrer Brust, die sie nicht erklären konnte.
Am nächsten Morgen machte sich Elodínya früh auf den Weg zur Eiche. Sie hatte kaum geschlafen, der Wunsch, Ménowin wiederzusehen, hatte sie wachgehalten. Doch als sie die Lichtung betrat, erstarrte sie.
Dort lag er – Ménowin . Regungslos unter der großen Eiche.
“Ménowin!“ schrie sie und rannte zu ihm. Sie kniete sich neben ihn, ihre Hände zitterten, als sie ihn berührte. Sein Körper war kalt, und eine klaffende Wunde in seiner Seite war von getrocknetem Blut umgeben.
„Nein, nein, nein…“ Ihre Stimme brach, und heiße Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie zog ihn in ihre Arme, schaukelte ihn wie ein Kind, als könne sie ihn so zurückholen. Sie strich beruhigend durch seine braunen Locken, doch es war zwecklos. Ménowin war tot.
Lange verharrte sie so, ihn hin und her schaukelnd, doch ihr Schmerz verwandelte sich schnell in Zorn, als sie den Dolch entdeckte, der halb verborgen in einem nahen Gebüsch lag. Seine Klinge war mit Blut bedeckt, und sie erkannte ihn sofort – es war der Dolch ihres Bruders, das Wappen der Loravaris auf dem Griff. Leandillion.
Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Ihr Bruder hatte Ménowin getötet. Warum? War es Eifersucht, Stolz, oder einfach nur die pure Grausamkeit, die ihn dazu getrieben hatte? Elodínyas Trauer wurde von einer Flut aus Wut überlagert. Sie legte Ménowin Körper behutsam ab, hauchte einen zarten kuss auf seine Stirn, und nahm den Dolch bevor sie sich auf den Weg zurück zum Anwesen machte.
Die Türen des Anwesens der Loravaris knallten hinter ihr zu, als sie eintrat. Ihre Schritte hallten durch die leeren Flure, und ihre Stimme war ein wütendes Beben, als sie rief: „Leandillion! Zeig dich!“
Ihr Bruder erschien mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen, als hätte er gewusst, dass sie kommen würde. „Schwesterchen“, sagte er leichthin. „Was für ein Sturm in der Stimme. Was ist geschehen?“
Elodínya zitterte vor Wut und hielt ihm den Dolch entgegen. „Du hast ihn getötet“, sagte sie, ihre Stimme scharf wie die Klinge in ihrer Hand. „Warum, Leandillion? Warum?“
Er zuckte mit den Schultern, sein Blick kalt. „Weil er dich von deiner Pflicht ablenkte. Du bist eine Loravaris, Elodínya, keine einfache Waldelfe, die sich in einen Wanderer verlieben kann. Es war mein Recht, ihn zu bestrafen.“
„Dein Recht?“ schrie sie. „Du hast kein Recht, über mein Leben zu entscheiden! Du hast mir das genommen, was mir am meisten bedeutet hat. Ich werde dich dafür bezahlen lassen.“
Mit einem Schrei stürzte sie sich auf ihn, den Dolch in der Hand. Doch Leandillion war schneller. Er wich aus, packte ihr Handgelenk und drehte sie mit brutaler Effizienz. Sie spürte den kalten Stein der Wand in ihrem Rücken, und der Dolch, den sie ihm entreißen wollte, war nun an ihrem Hals. Ein scharfer Schmerz an ihrem Handgelenk verriet ihr, dass er sie dabei verletzt hatte.
„Du überschätzt dich, Schwester“, sagte er leise, seine Stimme voller Überlegenheit. „Ich habe dich gewarnt, dass du dich fügen musst. Du kannst nicht gegen mich gewinnen.“
Elodínya starrte ihn an, ihre Augen voller Hass und Schmerz. Doch sie wusste, dass sie in diesem Moment keine Chance hatte. Sie zwang sich, still zu bleiben, bis er schließlich den Dolch sinken ließ und sie mit einem verächtlichen Blick und einer Wunde am Handgelenk zurückließ.
„Bleib an deinem Platz, Elodínya“, sagte er, bevor er sich abwandte. „Das ist dein einziger Ausweg.“
In dieser Nacht saß Elodínya in ihrem Zimmer, ihre Gedanken ein Wirrwarr aus Trauer, Zorn und Verzweiflung. Sie wusste, dass sie nicht länger bleiben konnte. Dieses Haus, diese Familie – es war nicht mehr ihr Zuhause.
Leise packte sie eine Tasche mit dem Nötigsten: Kleidung, ein paar Heilkräuter und eine Halskette mit einem Anhänger in Form eines großen Baumes, dessen mächtige Zweige sich über zwei Rosen austreckte, eine weiße und eine schwarze. Als die Nacht am dunkelsten war, schlich sie sich aus dem Anwesen und verschwand zwischen den Bäumen des Waldes, der Mond ihr ein treuer Wegbegleiter.
Der Wald, der sie einst beschützt hatte, nahm sie erneut in seine Arme. Doch diesmal war sie nicht dasselbe Mädchen wie früher. Sie war eine junge Frau, gezeichnet von Verlust und Verrat, aber auch gestärkt durch die Erinnerung an Ménowin und die Liebe, die sie geteilt hatten.
Während sie tiefer in die Wälder zog, schwor sie sich, niemals zu vergessen, was geschehen war. Und eines Tages, das wusste sie, würde sie für Ménowin Gerechtigkeit suchen. Doch für jetzt war ihre einzige Wahl, weiterzugehen – fort von der Dunkelheit ihrer Vergangenheit, in die ungewisse Zukunft, die vor ihr lag.