CV Ravenna von Hohenfels

Tagebucheintrag
06. Tag des Laubhagels

„Sie werden sagen: Herr, Herr – und doch dienen sie den Drachen.
Sie werden bauen – und ich werde es niederreißen.
Denn nur einer ist heilig, und nur einer trägt die Krone: Christus, der Gekreuzigte.“
— Codex Theologiae Militantis, Buch III, Vers 21

Heute kam ein Botenbrief aus dem Sumpf – schön verziert, in goldene Worte gekleidet, wie eine Hure mit Rosenöl im Haar.
Eine Kundmachung, so nennt man es, als handle es sich um ein königliches Edikt.
Valysar Rhaella III., „Tochter der Flamme“ – wie zärtlich das klingt, wie süß das Gift.
Sie erklärt die Errichtung eines Glaubensviertels in jenem Thur’Valarys, als sei es ein Werk der Gnade.
Aber wir wissen, was es wirklich ist: Ein Schrein des Hochmuts, ein Heiligtum der Götzen,
eine Puppenstube für kleine Elfenkinder, die von Drachen träumen, weil ihnen das Kreuz zu schwer ist.

Sie sprechen von „Andacht“, von „Läuterung“ und „Zuflucht“ –
ja, sicher. So spricht auch der Satan, wenn er durch das Schlüsselloch flüstert.
Ein Ort der Einkehr?
Einkehr wohin? In die Arme eines Drachenbildes?
Oder in die leere Stille eines Altars, der nichts weiter ist als ein aufrechtgestellter Esstisch für Geister ohne Gnade?

Ich kann nur lachen. Fromm, natürlich. Denn der Herr gebietet, die Torheit der Heiden zu verlachen,
wie Elias die Baalspriester verspottete: „Wo ist euer Gott? Schläft er vielleicht?“
Nein, ihr Elfen, eure Götter schlafen nicht – sie stinken.
Denn alles, was nicht aus Christus ist, ist Moder, Rauch und heißer Wind.

Diese Tempelhüterin Vexarys soll das Werk leiten –
bis, wie sie sagen, „eine neue Hohepriesterin durch göttliche Eingebung offenbar wird“.
Wie praktisch. Offenbarung auf Bestellung. Als ob der Himmel ein Marktstand wäre,
und jeder Elf sich seinen eigenen kleinen Gott basteln darf, solange er hübsch genug daran glaubt.

Ich bete, dass unser Herr – der wahre Herr –
nicht zu milde sei mit diesem Thur’Valarys.
Ich bete, dass er keine Engel mehr sendet, sondern Schwerter.
Dass er ihre Altäre nicht einfach austrocknen lässt, sondern mit Feuer reinigt,
damit ihre Flammen einmal schmecken, was ein richtiges Gericht ist.

Denn wir Christen glauben nicht an zwölf.
Wir glauben an einen.
Nicht an Drachen – sondern an das Lamm, das brüllt wie ein Löwe,
und der wird kommen, mit Gerechtigkeit und Zorn.

R. von Hohenfels

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