CV Ravenna von Hohenfels

Name: Ravenna von Hohenfels

Geburtsjahr: 1074 n. Chr.

Herkunft: Adelsfamilie des Hauses Hohenfels, einer streng religiösen Familie aus dem hessischen

Alter: 27 Jahre

Rasse: Mensch

Wohnort: Hohenfels

Religion: Christentum (römisch-katholisch)

Berufung: Tempelritterin, Anführerin und Kriegerin des Gotteskrieges

Charakter: Fanatisch, streng religiös, aufbrausend, brutal, diszipliniert

Besondere Merkmale: Blonde Haare, durchdringender Blick

Waffen: Schwert, Schilde

Stärken:

  • Altruistisch gegenüber Glaubensbrüdern

Ravenna zeigt tiefes Mitgefühl und setzt sich selbstlos für die Bedürfnisse und das Wohl ihrer Glaubensbrüder ein. Dies macht sie zu einer geschätzten Figur innerhalb ihrer Gemeinschaft, da sie stets danach strebt, andere zu unterstützen und zu schützen.
Auswirkung: Ihr Altruismus stärkt den Zusammenhalt ihrer Gemeinschaft und lässt sie als vertrauenswürdige Führungsfigur erscheinen.

  • Zielstrebig und unerschütterlich

Ravenna besitzt eine beeindruckende Willenskraft und lässt sich durch Rückschläge oder Hindernisse nicht von ihrem Weg abbringen. Sie hat eine klare Vorstellung davon, was sie erreichen möchte, und arbeitet konsequent darauf hin.
Auswirkung: Diese Eigenschaft macht sie widerstandsfähig und effektiv in schwierigen Situationen, da sie nicht so leicht aufgibt und kreative Lösungen für Probleme sucht.

  • Führungsstark

Sie besitzt die natürliche Fähigkeit, Menschen zu inspirieren und anzuleiten. Mit ihrer Kombination aus Überzeugungskraft und strategischem Denken kann sie ihre Gefolgschaft dazu motivieren, gemeinsame Ziele zu verfolgen.
Auswirkung: Ihre Führungsstärke macht sie zu einer zentralen Figur in Krisenzeiten und lässt sie Respekt und Loyalität ihrer Anhänger gewinnen.

Schwächen:

  • Fanatisch in ihrem christlichen Glauben

Ravenna ist in ihrem Glauben extrem dogmatisch und kompromisslos. Sie sieht ihre religiösen Überzeugungen als absoluten Maßstab für richtig und falsch und lässt kaum Raum für andere Perspektiven.
Auswirkung: Ihr Fanatismus kann sie blind für Diplomatie und alternative Lösungen machen. Dadurch riskiert sie, Feinde zu schaffen und bestehende Konflikte zu verschärfen.

  • Brutal und gewissenlos gegenüber anderen Rassen oder Religionen

Gegenüber jenen, die sie als Bedrohung für das Christentum empfindet, agiert Ravenna mit erschreckender Härte und ohne Rücksicht auf moralische Grenzen. Für sie rechtfertigt der Schutz ihres Glaubens nahezu jedes Mittel.
Auswirkung: Diese Eigenschaft macht sie zu einer gefürchteten Gegnerin, lässt sie aber auch als grausam und unnachgiebig erscheinen. Dies könnte potenziell Verbündete abschrecken oder ihre Position innerhalb der Gesellschaft gefährden.

  • Aufbrausend, wenn ihr Glaube infrage gestellt wird

Wenn jemand ihre religiösen Überzeugungen kritisiert oder infrage stellt, verliert Ravenna schnell die Beherrschung. Ihre Reaktionen sind impulsiv und oft unverhältnismäßig.
Auswirkung: Ihre Aufbrausende Art kann sie in politischen oder sozialen Situationen als unberechenbar und emotional instabil erscheinen lassen, was ihrem Ansehen schaden und strategische Fehler provozieren könnte.

Fähigkeiten:

  • Lesen und Schreiben

Ravenna ist in der Lage, sowohl religiöse Schriften als auch weltliche Texte zu lesen und zu verfassen. Dies zeugt von einer hohen Bildung, die ihr Zugang zu Wissen und die Fähigkeit zur schriftlichen Kommunikation ermöglicht.
Nutzen: Diese Fähigkeit macht sie zu einer effektiven Anführerin, da sie Botschaften verfassen, Strategien dokumentieren und religiöse Lehren studieren kann, um ihren Glauben zu festigen und weiterzugeben.

  • Reiten

Sie ist eine geübte Reiterin, die Pferde sowohl in friedlichen Zeiten als Transportmittel als auch in Schlachten zu nutzen weiß.
Nutzen: Ihre Reitkunst gibt ihr Mobilität und einen Vorteil in Kampf- oder Fluchtsituationen. Zudem unterstreicht sie ihren militärischem Hintergrund.

  • Kampf mit Schild und Schwert

Ravenna beherrscht den Umgang mit Schwert und Schild, was sie zu einer kompetenten Kriegerin macht. Sie ist sowohl in der Offensive als auch in der Verteidigung geschult.
Nutzen: Diese Fähigkeit macht sie fähig, sich im Kampf zu behaupten und ihre Glaubensbrüder direkt auf dem Schlachtfeld zu unterstützen, was ihr Ansehen bei ihren Anhängern stärkt.

  • Schwimmen

Anders als viele ihrer Zeitgenossen ist Ravenna in der Lage, sich sicher im Wasser zu bewegen.
Nutzen: Dies gibt ihr einen taktischen Vorteil in Situationen, in denen Wasser eine Barriere darstellt, und symbolisiert ihre Fähigkeit, auch in unerwarteten oder untypischen Umständen zu überleben.

Aussehen

Kindheit und Aufwachsen

Ravenna von Hohenfels wurde 1074 in eine aristokratische, tiefgläubige Familie geboren, die sich dem Heiligen Krieg verschrieben hatte. Schon in ihrer Jugend war sie stark von der Religion geprägt, und das strenge religiöse Umfeld, das sie umgab, formte ihren Charakter. Ihre Eltern, die frommen Grafen von Hohenfels, erlebten in ihrer Heimat die Zeit des ersten Kreuzzuges und nahmen ihre Kinder von klein auf in die Pflicht, den Glauben zu verbreiten und die christliche Herrschaft zu stärken.

Ravenna war das dritte Kind und die einzige Tochter der Familie. Sie zeigte früh eine bemerkenswerte Disziplin und ein unvergleichliches Durchhaltevermögen. Ihre Mutter, eine Frau von unerschütterlichem Glauben, unterrichtete sie früh in der Kunst des Lesens und Schreibens. Ihre Schulung im Schwertkampf, das Training im Umgang mit verschiedenen Waffen und das stetige Gebet machten sie zu einer unnachgiebigen Kämpferin und eine glühende Verehrerin Gottes.

Die Teilnahme am Ersten Kreuzzug

Im Jahr 1096 schloss sich Ravenna dem Ersten Kreuzzug an, entschlossen, das Heilige Land für den Christlichen Glauben zu erobern. Angeführt von den Tempelrittern nahm sie an der Belagerung und Eroberung Jerusalems teil und kämpfte mit einer Grausamkeit, die sowohl ihre Verbündeten als auch ihre Feinde erschreckte. Ravenna betrachtete den Krieg nicht nur als eine militärische Mission, sondern als eine heilige Pflicht, die von Gott auferlegt wurde.

Die Sturmfahrt

Nach dem erfolgreichen Kreuzzug und der Rückkehr von Jerusalem erlebte Ravenna jedoch eine Erfahrung, die ihre Prinzipien und ihren Glauben auf die Probe stellte. Auf der Rückreise nach Europa geriet ihr Schiff in einen gewaltigen Sturm, der das Schiff fast zum Kentern brachte. Während dieser dramatischen Fahrt war der Kapitän des Schiffes schwer verletzt, und es lag an Ravenna, das Kommando zu übernehmen und das Schiff zu retten.

Die blutige Entscheidung, die sie während des Sturmes traf, um das Überleben des Schiffes zu sichern, war jedoch von einer besonderen Grausamkeit. Auf dem Schiff waren auch Gefangene, darunter Muselmanen, die sie während des Kreuzzuges gemacht hatten. In einem Moment des blinden religiösen Zorns entschied Ravenna, die Gefangenen dem Sturm zu opfern, um den Zorn Gottes zu besänftigen und das Überleben ihrer Gefährten zu sichern. Dieser Akt des Opfers setzte sich tief in ihr Gedächtnis und prägte ihre Sicht auf Recht und Unrecht.

Die Entdeckung von Eldoria

Nachdem das Schiff die gewaltigen Stürme überstanden hatte, landeten Ravenna und ihre Tempelritter-Brüder und -Schwestern auf einer unbekannten Insel, die sich später als Teil einer neuen Welt, Namens Eldoria herausstellte. Die Insel war mysteriös und unentdeckt, und Ravenna sah in der Entdeckung einen göttlichen Auftrag. Doch die Insel war nicht unbewohnt. Ein alter Zwergen-Clan lebte in den tiefen Bergen der Insel, und ihre Wohnstätten waren gut befestigt und durchdacht.

Ravenna, in ihrem fanatischen Eifer, sah in den Zwergen eine Herausforderung für ihren göttlichen Auftrag. Die Zwerge, so meinte sie, müssten entweder bekehrt oder ausgelöscht werden. In einem blutigen Gefecht, das nur kurze Zeit dauerte, griffen Ravenna und ihre Ordensbrüder die Zwerge an. Der Widerstand der Zwerge war stark, doch sie waren den Tempelrittern und deren brutalen Angriffen nicht gewachsen. Am Ende war der Clan ausgelöscht, bis auf den letzten Zwerg.

Der Bau von Burg Hohenfels und die Gründung der Siedlung

Nachdem die Zwerge besiegt waren, nahmen die Tempelritter die alten Zwergenanlagen und -höhlen in Besitz. Sie errichteten die Burg Hohenfels, ein Monument des Sieges und der religiösen Überlegenheit, das zum Zentrum einer neuen Siedlung wurde. Die Siedlung, die nach dem alten Adelsgeschlecht Ravenna von Hohenfels benannt wurde, begann schnell zu gedeihen.

Ravenna, in ihrem fanatischen Glauben und ihrem festen Willen, die Welt nach den Prinzipien des christlichen Glaubens zu formen, ergriff die Führung und begann, die Siedlung zu einem Bollwerk des Glaubens und der militärischen Macht auszubauen. Die Menschen in der Siedlung wurden ermutigt, den katholischen Glauben mit ebenso großer Hingabe zu leben wie Ravenna selbst.

Die Rolle von Hildegard und Amalie

Obwohl Ravenna eine unerschütterliche und starke Führungspersönlichkeit war, wusste sie, dass ihr aufbrausender religiöser Zorn auch eine Gefahr für ihre eigene Autorität sein konnte. In einem Akt der Weisheit ernannte sie ihre beiden engsten Vertrauten, Hildegard von Schönberg und Amalie von Schönberg, zu ihren Sprecherinnen und rechten Händen. Beide Frauen waren ihre Vertrauten im Kampf und in der Verwaltung der Siedlung.

Hildegard war eine kluge und strategische Denkerin, die den militärischen und politischen Bereich der Siedlung überwachte, während Amalie sich um die spirituelle Führung kümmerte und oft als Vermittlerin zwischen Ravenna und den Menschen in der Siedlung agierte. Gemeinsam sorgten sie dafür, dass Ravenna nicht nur als Anführerin respektiert wurde, sondern auch der Name Hohenfels in die neue Welt getragen wurde.
Diese Frauen waren wie die Pfeiler einer Brücke, die das Fundament von Ravenna stabilisierten und ihr halfen, das Gleichgewicht zu wahren.

Die Verkündigung des Glaubens

Unter der Führung von Ravenna und ihren beiden Gefährtinnen florierte die Siedlung Hohenfels.
Es ist ein wenig wie ein Pflänzchen, das in einem wilden Land wächst, immer in Gefahr, von den rauen Winden des Krieges und der Zerstörung davongeweht zu werden. Doch Ravenna und ihre Gefährtinnen sind fest entschlossen, diesen Ort zu sichern und ihr Gotteswort in dieser neuen Welt zu verbreiten – egal, zu welchem Preis.

Bilder vom KI-Bildgenerator

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Moin,
vielen Dank für das Schreiben deiner Charaktervorstellung, jedoch fehlt hier noch etwas.


  • Bitte füge noch Wohnort, Stärken, Schwächen und Fähigkeiten als seperate Punkte hinzu

Bei Fragen oder Anmerkungen steh ich gerne zur Verfügung

~Kitty

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Ravenna von Hohenfels stand auf einem erhöhten Punkt der Burg Hohenfels und blickte auf den belebten Hafen, wo Schiffe aus allen Teilen Eldorias anlegten. Die Ankömmlinge aus fernen Ländern, seien es die Seelelfen aus Raélyn oder die Drachenelfen aus Vinyamar, sie gaben sich keine Mühe ihre Fähigkeiten, ihre Herkunft und Besonderheit zu verbergen. Doch in Ravenna glomm ein tiefes Misstrauen, eine Abneigung, die nur schwer zu übersehen war. Sie, als gottesfürchtige Frau, verabscheute diese fremden Völker und ihre Sitten.

Trotzdem hatten ihre beiden getreuen Begleiterinnen, Hildegard und Amalie, sie überredet, mehr von diesem Land und seinen eigenartigen Gebräuchen zu erfahren. Sie sollten nicht nur die Ankömmlinge mustern, sondern auch herausfinden, wer welche Handelswaren anbot. Das Turnier, auf das sich alle versammelt hatten, war spannender, als sie es erwartet hatte. Es gab mehr als nur das bunte Treiben der fremden Gesellen zu sehen. Es war die Gelegenheit, sich ein Bild von diesen Wesen zu machen und sie ein wenig mehr zu verstehen – oder zumindest ihre Schwächen zu erkennen.

Während des Lanzenkampfes zu Pferd war sie sehr erfreut, dass ein Hohenfelser, Roland Kühne, siegreich hervorging. Mit Begeisterung schwenkte er stolz das Banner mit dem Rotem Tatzen Kreuz, was Ravenna in ihren tiefsten Gedanken bestätigte: Ihre Heimat war nach wie vor die beste. Im Zweikampf war es jedoch ein ungewöhnlicher Name, der die größte Auszeichnung gewann: Herakleios von Valdor aus Theonopolis, ein Orthodoxer, der den begehrten Pokal sicherte. Auch wenn es Ravenna nicht schmeckte, dass ein solcher Mann siegreich war, wusste sie doch, dass die Orthodoxen aus Theonopolis im Ernstfall die einzigen waren, die es mit den Hohenfelser Rittern aufnehmen konnten.

Nachdem das Turnier zu Ende war, zog sich Ravenna rasch in ihre Schreibstube zurück, die hoch oben in der Burg lag. Der Lärm der Stadt und der ausgelassene Jubel aus den Tavernen drangen bis zu ihr hinauf, doch sie wollte nichts anderes tun, als ihre Eindrücke festzuhalten und zu dokumentieren. Sie wollte nichts mit diesen „Heiden“ zu tun haben und ganz sicher kein Gespräch mit einem von ihnen führen. Das Kerzenlicht in ihrer Schreibstube blieb noch lange brennen, während sie ihre Feder über das Pergament gleiten ließ und alles nieder schrieb, was sie während des Turniers gehört und gesehen hatte.

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@Kleinkitty die offenen Punkte wurden bearbeitet.

Moin,
danke für das Schreiben deiner Cv.
Deine Charaktervorstellung ist hiermit offiziell angenommen.
Wir wünschen dir eine tolle Zeit auf FTS und viel Freude beim Roleplay mit deinem Charakter.

~Kitty


Wichtige Allgemeine Hinweise (klicke hier)
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„Ein schöner Schein ist nicht gleich heilig. Der Teufel trägt auch Flügel, wenn er sich als Engel ausgibt.“

Der erste Lichtstrahl fiel durch das Buntglasfenster und warf rubinrote und goldene Schatten auf die kalte Halle. Der Boden war frisch gescheuert, das Banner mit dem Kreuz Ravennas hing schwer über dem steinernen Thronstuhl. Zwei Wachen in weißem Waffenrock mit rotem Kreuz standen regungslos zu beiden Seiten.

Ravenna von Hohenfels saß auf ihrem Hochsitz, die Hände gefaltet, das Schwert Judicium Dei neben sich gelehnt. Ihr Blick ruhte scharf auf der Frau, die vor ihr kniete.

Johanna von Freiburg – aufrecht trotz der Haltung. Ihr Gesicht war von alten Narben gezeichnet, doch ihre Wunden waren verheilt. Das Kettenhemd, das sie trug, war schlicht, aber gepflegt. Die Haut unter dem Metall war nicht mehr fiebrig, sondern klar. Ihre Augen blickten ruhig, wachsam – mit einem Mut, der weder Trotz noch Unterwerfung war.

„Man sagte mir, du seist aus einem Hospital gekommen“, begann Ravenna. Ihre Stimme war kontrolliert, beinahe freundlich. „Dass du dort gepflegt wurdest, nach einer langen Reise. Nun stehst du hier, gesund – und nennst dich Ritterin.“

Johanna neigte leicht das Haupt. „Ich folge der Jungfrau und ehre die Mütterlichkeit als höchste christliche Tugend“, sagte sie schlicht. „Ich bin gekommen, um zu dienen, und, wenn es Gott gefällt, zu kämpfen.“

Ravenna runzelte kaum merklich die Stirn.
„Du sagst, du seist eine Ritterin. Und doch nennst du weder Banner noch Eid, keinen Herren, der dich entsandte.“

„Die, denen ich diente, leben nicht mehr“, sagte Johanna leise. „Was ich war, bin ich durch Tat geworden, nicht durch Zeremonie.“

Ravenna trat langsam die Stufen ihres Throns hinab. Ihre Schritte hallten über den Stein.

Sie lügt, dachte sie. Oder sie verschweigt zu viel. Vielleicht beides.

Doch da war etwas an dieser Frau – eine Art von innerer Glut. Kein Aufbegehren, sondern ein Feuer, das man kanalisieren konnte.

„Du wirkst nicht wie eine Bittstellerin“, sagte Ravenna, nun mit leiser Härte. „Eher wie jemand, der seine Klinge schon zu oft für seine eigenen Ziele gezogen hat.“

Johanna hob langsam den Blick. „Meine Ziele sind nicht von mir selbst. Ich folge der Ordnung Gottes. Und suche einen Ort, an dem ich dienen kann – unter einer Herrin, die das Wahre von der Täuschung zu scheiden weiß.“

Ein Moment der Stille.

Dann trat Ravenna einen Schritt zurück, hob die Hand. „So höre, Johanna von Freiburg. Ich gewähre dir ein Lehen. Du wirst mir Treue schwören – mir allein.“

Sie sah ihr tief in die Augen. „Aber bedenke, was du mir verschweigst, kennt vielleicht schon mein Gott. Wenn du lügst, so wird es nicht ewig verborgen bleiben.“

Ravenna beugte sich leicht vor. „Und wisse: Ich dulde keinen Sturm in meinen Mauern. Du bist mein Schwert – nicht mein Richter.“

Johanna senkte das Haupt, küsste schweigend den Ring Ravennas.

Als sie hinausgeführt wurde, blieb Ravenna allein zurück in der Halle.

Die Tür hallte dumpf hinter Johanna ins Schloss, und das Echo ihrer Schritte verklang im Gewölbe. Für einen Moment war nichts zu hören als das leise Flackern der Kerzen, das ferne Rauschen des Windes hinter den Mauern.

Ravenna stand reglos auf dem untersten Absatz ihres Throns. Ihre Hände ruhten auf dem Knauf ihres Schwertes. Judicium Dei – das Urteil Gottes – schien in der Stille schwerer zu wiegen als je zuvor.

Sie schloss die Augen.

So viele hatten gekniet. So viele hatten geschworen. Einige hatten Wort gehalten, andere hatten sie verraten. Doch sie selbst war stets standhaft geblieben – eine Feste in einem Land voll Götzen, Zweifel und Zersetzung.

Die Glut des Morgens brach nun voll durch das Fenster und fiel auf ihr Antlitz. Rot wie Blut. Gold wie das Himmelreich.

„Herr“, flüsterte sie, „wenn ich fehlgegangen bin, so richte mich. Wenn ich recht gehandelt habe, dann stärke meine Hand. Ich will nicht lieben, wo du Hass verlangst. Ich will nicht schonen, was du verdammt hast.“

Sie trat zurück auf den Hochsitz, setzte sich nieder wie eine Königin ohne Krone – als Richterin, Mutter und Schwert.

Die Halle war kalt, doch in ihr brannte das Feuer weiter.

Und so begann ein neuer Tag in Hohenfels – unter dem Banner des Kreuzes, mit Ravenna von Hohenfels auf ihrem steinernen Thron, unbeugsam wie der Glaube, dem sie diente.

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Tagebucheintrag – Dämmerstunde, direkt nach dem Gebet

Amalie berichtete mir heute vom Besuch eines gewissen Königs. Darius Ravaryn, so nennt er sich. König von Caldaris – ein Reich, das offenbar weder Reichtum noch Rückgrat besitzt, wenn man nach seiner Aufmachung geht. Keine Banner, keine Garde, nicht einmal ein Schwert an der Hüfte. Ein König auf Wanderschaft, der wohl vergessen hat, dass selbst ein Hirte seinen Stab mitführt.

Er sprach viel, sagte wenig, und was er sagte, war von jener höfischen Glätte, die wie Öl auf einer stinkenden Suppe schwimmt – glänzend, aber ungenießbar. Offenbar sucht er Klarheit. Was auch immer das in seiner Welt bedeutet. Wahrscheinlich den Versuch, Wahrheit zu finden, ohne sich die Hände schmutzig zu machen.

Ich stelle mir seine Gegenwart vor: höflich, kühl, mit diesem unangenehmen Hauch von moralischer Überlegenheit, wie ihn nur jemand haben kann, der glaubt, über den Dingen zu stehen – während er nicht einmal begreift, worin er watet.

Amalie war höflich. Natürlich war sie das. Ich hätte ihm eine klare Frage gestellt: Weshalb kommt ein König, wenn er nichts bringt außer Zweifeln?

Seine angeblich „unseriösen Worte“ – wie Amalie es nannte – waren nichts weiter als ein höflich verpackter Vorwurf. Als müssten wir uns rechtfertigen. Hohenfels, das Glaube mit Stahl gepaart hat. Und dann kommt ein König mit leerem Blick und einem leeren Beutel, um uns zu prüfen?

Wenn er Klarheit sucht, soll er sich an den Spiegel wagen – nicht an uns.

R.

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Tagebucheintrag - Der Gedenktag des Heiligen Georg - Mittagszeit

Heute, an diesem heiligen Morgen, der mit dem klaren Licht des Herrn erfüllt war, erfuhr ich die Nachricht von der Geburt Gabriel Thomas von Schönburg. Ein gesunder Knabe, so wurde mir berichtet – von Amalie, der treuen Dienerin des Herrn, der er Kraft und Weisheit verliehen hat, das Kind in dieser Welt zu gebären. Ich kann nicht anders, als dies als ein göttliches Zeichen zu sehen, als Antwort des Herrn auf all unsere Prüfungen und unseren unerschütterlichen Glauben.

Doch auch in dieser Stunde der Freude, in der der Herr uns durch das Leben dieses Kindes ein Zeichen der Gnade sendet, bleibt mein Herz von einer schweren Pflicht erfüllt. Die Welt, in der wir leben, ist vom Teufel durchzogen, von den Unläuterbaren, die Gottes Gebot missachten, und von den Ketzern, die in die Irre führen. Und dennoch, durch all das Leid und die Verderbtheit dieser Welt, hat der Herr uns mit diesem Knaben gesegnet. Ein neues Leben, das in die Welt tritt, um den wahren Glauben zu verkünden. Möge er ein Ritter des Herrn werden, stark in seinem Glauben, unerschütterlich in seinem Auftrag, die Welt vom Übel zu befreien!

Amalie hat das Kind zur Welt gebracht, und dies ist ein weiterer Beweis für die Kraft des wahren Glaubens. Doch ich frage mich, wie viele Prüfungen noch vor uns liegen. Wie viele Ungläubige werden wir niederwerfen müssen, wie viele Dämonen der Zweifel und des Aberglaubens müssen wir aus Eldoria vertreiben? Die Saat des Herrn muss weiter gedeihen, auch wenn wir uns in einem Meer von Unreinheit und Sünde befinden.

Gabriel. Ein Name, der stark klingt. Möge dieser Junge eines Tages das Schwert des Herrn führen, um jene zu bekämpfen, die sich gegen uns stellen, die die wahre Lehre entweihen und die Worte des Himmels verwerfen. Ich werde ihm ein kleines Kreuz aus Olivenholz aus dem Heiligen Land schenken, als ein Zeichen des wahren Glaubens, der in ihm erblühen muss. Dieses Kreuz wird nicht nur ein Geschenk sein – es wird eine Waffe im Kampf gegen das Böse, das diese Welt beherrscht.

Ich werde ihn sehen, sobald es mir möglich ist. Aber ich spüre bereits, dass der Herr diesen Knaben zu einer Waffe in seinen Händen formen wird. Möge er, Gabriel, in diesem finsteren Land von Eldoria aufwachsen, nicht als bloßer Mensch, sondern als Werkzeug des Herrn, ausgestattet mit der unerschütterlichen Pflicht, den Glauben in die Herzen der Unwissenden zu tragen.

Ich danke dem Herrn, dass er uns ein Zeichen der Hoffnung gegeben hat. Möge Gabriel, der Herr und die heiligen Engel ihn beschützen und ihm Kraft verleihen, auf diesem heiligen Weg zu wandeln. Der Glaube wird siegen, wie der Herr es verheißen hat!

R.

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Tagebucheintrag – Im Namen des Herrn, 17. Tag nach dem Aufgang des Passatsterns

„Und siehe, der Herr prüft uns nicht nur im Feuer des Krieges, sondern auch im Sturm des Wandels. Wer ihm treu bleibt, wird bestehen.“

Ich habe heute vom Tross eines Pilgers, der aus fernen Landen durch unsere Ländereien zog, von einem Ort gehört, dessen bloße Beschreibung meine Seele zugleich erzürnte und zum Nachdenken zwang. Die Rede ist von Nyvalis – einer Stadt jenseits der bekannten Pfade, verborgen im Schleier fremder Riten und gottloser Toleranz.

Die Händler und Reisenden nennen sie ein Wunder des Zusammenlebens. Sie preisen, dass dort Elfen, Orks und Menschen in Eintracht handeln und bauen, dass jede Kreatur, gleich welcher Herkunft, aufgenommen werde, sofern sie etwas „beizutragen“ vermag. Sie sprechen von einer „Gemeinschaft“, die jedem nach seinem „Wert“ einen Platz gewährt. Doch wer bestimmt diesen Wert, wenn nicht der Herr?

Die Landschaft, so berichten Pilger, sei von eigentümlicher, wilder Schönheit. Berge, die in den Himmel ragen wie die Dornenkrone Christi – der Núrandir – deren Gipfel in Schnee und Purpur gehüllt sind. Die Einheimischen glauben gar, diese Gipfel seien ein Schild gegen das Böse. Kindische Hoffnungen. Keine Steine, so hoch sie auch ragen, vermögen den Teufel aufzuhalten, wenn er sich regt. Und dennoch… könnte es ein Ort sein, an dem der Herr seine Hand zum Schutze ausstreckt?

Von den Caelithis-Inseln – sie nennen sie „Himmelsschein“ – hörte ich nur in geflüsterten, von Gier durchtränkten Worten. Vulkanische Landmassen voller seltener Schätze und gefährlicher Geheimnisse. Abenteurer, Alchemisten, Sünder aller Art werden davon angezogen. Der Rauch, sagen sie, kriecht bis zur Stadt herüber, Asche fällt wie Schnee. Und doch – niemand flieht. Im Gegenteil: Man betet dort den Wandel an, als sei das Chaos selbst ein Gott.

Was mich stutzen lässt: Das Land blüht. Als sei es gesegnet. Als hätte der Herr selbst fruchtbare Asche über das Umland ausgestreut. Zwischen schwarzen Eiben und knorrigen Eichen soll es Felder geben, die dreimal im Jahr tragen. Wasser, das aus steinernen Quellen kommt, so süß wie Wein aus Galiläa.

Doch wo solche Üppigkeit herrscht, sind auch Schlangen nicht fern. Ich traue diesem Ort nicht. Schönheit ist oft der Schleier des Satans, der die Seelen betört. Und doch… wenn der Herr dies Land nicht verdorren ließ, wenn Feuer und Eis sich dort begegnen und Leben schenken – ist es dann nicht ein Zeichen? Ein Prüfstein für unsere Sache?

Diese Stadt – wenn sie diesen Namen verdient – nennt sich offen, frei und gerecht. Doch was ist das für eine Ordnung, in der weder Taufe noch Gebet Voraussetzung für Zugehörigkeit sind? Wo Heiden, Mischwesen und Abtrünnige gleichwertig neben dem Menschen stehen, als seien sie aus demselben Fleisch, aus derselben göttlichen Absicht geboren?

Was nützt all ihre Kunst, ihre Magie und ihr Handwerk, wenn ihre Seelen verdorben sind? Wenn ihre Knie sich nicht vor dem Kreuz beugen, sondern vor Götzen, vor goldenen Versprechungen des Fortschritts und des Friedens, der ohne Christus nur Trug ist?

Ich spüre, dass der Herr mir diese Kunde nicht ohne Grund zugetragen hat. Vielleicht ist es sein Wille, dass ich mich mit meinen Getreuen dorthin begebe. Nicht um teilzuhaben – Gott bewahre! –, sondern um zu prüfen, ob inmitten dieser sündigen Vielfalt ein Funke von Erlösung glimmt, den man mit heiligem Feuer entzünden kann.

„Denn nur durch das Kreuz wird das Chaos geordnet, nur durch das Blut des Lammes wird die Welt gereinigt.“

Ich muss gestehen, Schwester Amalie sprach in ihrer sanften Art von Nyvalis als „Ort der Möglichkeiten“. Doch ist nicht gerade die Möglichkeit zur Sünde das Tor zur Verdammnis?

R.

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Tagebuch der Heiligen Statthalterin Gottes
am Tage der heiligen Reinigung

Es war kein Entschluss der Vernunft.
Es war ein Schrei aus den Tiefen der Schöpfung.
Ein Befehl, geboren im Sturm und in der Glut des gerechten Zornes.

Als der Orden verblasste, als Theonopolis im Staub wankte und das Gift der Lauheit in den Herzen nistete, da sprach der Herr zu mir.
Nicht in Bitten.
Nicht in Trost.
Sondern in Feuer, Blitz und Peitschenhieben der Wahrheit:

„Reinige, oder brenne selbst.“

Und ich fiel nieder, mein Antlitz im Staub, mein Herz zerrissen, mein Geist entflammt.
Ich sah nicht mehr die Welt, wie sie war – sondern wie sie sein muss.
Nicht nach dem Willen sterblicher Schwäche, sondern nach dem unbarmherzigen Maßstab des Ewigen.

Barmherzigkeit ist Verrat.
Zweifel ist Aufruhr.
Lauheit ist Tod.

Aus diesem Wissen, das wie Eisen durch meine Seele drang, errichteten wir das neue Hohenfels – Sacra Dominum – heilig, unnachgiebig, brennend vor göttlicher Wahrheit.

Amalie, vom Verrat geläutert, stand an meiner Seite, die Zähne aufeinandergepresst, mit stählenden Blick.
Louis Renard, müde vom Anblick der menschlichen Schwäche, schwor die eiserne Ordnung der Gerechtigkeit.

Wir zerschlugen die faulige Wurzel des alten Ordens, verbrannten das Gestrüpp des Zweifels und pflanzten einen Baum, dessen Früchte nur der kosten darf, der sich ganz dem Herrn beugt.

Sacra Dominum Hohenfels:
Ein Reich, in dem Gott nicht angebetet wird –
sondern herrscht.

Unser Gesetz ist nicht von Menschen ersonnen.
Unser Urteil nicht von Weltklugheit vergiftet.
Unsere Macht nicht durch Blutlinie geweiht – sondern durch das Feuer des Himmels.

Wer zweifelt, soll schweigen.
Wer wankt, soll fallen.
Wer widerspricht, soll vergehen.

Die Sünder, die Schwachen, die Trägen wurden verstoßen.
Ihr Blut wird nicht auf unseren Straßen fließen – ihr Gedächtnis wird vergehen wie Spreu im Wind.

Unsere Mauern sind nicht aus Stein allein errichtet.
Sie sind aus Glauben.
Unsere Banner sind nicht aus Tuch gewoben.
Sie sind aus Eifer.

Wir sind das Schwert Gottes auf Erden.
Wir sind die brennende Stadt auf dem Berge.
Wir sind das letzte Licht – und das erste Feuer.

Wer uns folgt, wird leben.
Wer uns trotzt, wird gerichtet.
Wer uns verrät, wird ausgelöscht.

Sacra Dominum Hohenfels wird stehen, wenn Throne fallen.
Sacra Dominum Hohenfels wird leuchten, wenn Sterne erlöschen.
Denn wir sind nicht unser eigen.
Wir sind SEIN.

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Tagebucheintrag – 317. Tag des Herbstwinters
Anno Domini MCI – Eldoria

„Und der Herr prüfte Hiob mit Pest, Feuer und Verlust. So prüfte er auch uns – mit Dunkelheit, Hunger und Frost.“

Der Federlauf ist schwach, meine Finger sind klamm vor Kälte. Die Tinte gefriert mir beinahe unter dem Griffel. Dennoch muss ich diese Worte zu Pergament bringen, auf dass spätere Generationen wissen, was wir erduldet haben, was wir überwunden haben – und wessen Gnade uns am Leben hielt.

Wir wussten nicht, was uns erwartete, als wir aus dem heiligen Land nach Eldoria verschlagen wurden. Die Luft war klar, die Felder fruchtbar, und der Sommer – ach, der Sommer! – schien ein ewiger Segen. Doch kein Buch, keine Predigt, kein Wort aus der Bibel hat uns auf dieses Land vorbereitet. Auf dieses… verfluchte Eldoria, wie viele zu flüstern begannen, als der Herbst kam und nicht endete.

Es ist der 317. Tag des Herbstwinters in Eldoria. Und noch immer liegt Eis auf den Gräbern unserer Toten.

Der Herbst war lang. Die Sonne stand Tag für Tag tiefer. Erst lachten wir, beteten, sangen. Doch als die Dunkelheit kam – und mit ihr der kalte Wind aus dem Nordgrat – begannen die Menschen zu schweigen. Die Ernten verdarben. Die Karotten, unser einziger Trost, wurden hart wie Stein. Brot war knapp. Bald aßen wir getrocknetes Moos, dann Wurzeln, später… nichts. Manche kochten die Sohlen ihrer Schuhe, andere verschwanden in den Wäldern, um nie wiederzukehren.

Der Winter hat uns in einen Sarg aus Eis gelegt. Noch immer will niemand begreifen, dass eine Jahreszeit in diesem Land ein ganzes Jahr währt. Herbst? Nein. Es ist ein Gericht. Ein kalter Zorn Gottes, der über uns kam, um unsere Schwäche, unseren Unglauben zu läutern.

Die Dunkelheit war absolut. Eine Finsternis, wie sie weder in Ägypten herrschte, noch über Golgatha. Wir verloren das Zeitgefühl. Manchmal schien es, als würden Wochen vergehen, ohne dass wir das Licht der Sonne sahen. Der Himmel selbst hatte sich von Eldoria abgewandt. Manche behaupteten, die Sterne seien näher gerückt – als wollten sie das letzte Licht aus der Welt saugen.

Die ersten Toten waren die Schwachen – Greise, Säuglinge, Zweifler. Ihre Leiber froren in der Nacht, manchmal mitten im Gebet. Die Ersten begruben wir noch mit Psalmen. Später warf man sie schweigend in Gruben, in denen das Eis selbst die Toten nicht freigab.

Der Hunger war… kein Gefühl. Er war ein Zustand. Ein ständiges, beißendes Pochen hinter den Rippen. Ein Wahnsinn, der aus der Tiefe kroch. Mütter blickten ihre Kinder mit glasigen Augen an. Ein Vater schnitt einem Toten das Bein ab, bevor er selbst an seiner Schuld starb. Ich ließ ihn hängen. Nicht aus Grausamkeit, sondern um die Ordnung zu wahren. Wir dürfen das Tier in uns nicht siegen lassen – nicht hier, wo der Herr uns prüft.

Ich sprach jeden Morgen eine Messe, selbst als die Kapelle einstürzte. Ich zwang die Menschen zum Gebet, auch wenn sie zu schwach zum Stehen waren. Wer nicht mehr betete, den ließ ich auspeitschen – denn der Glaube muss brennen, wo das Feuer im Herd längst verloschen ist. Ich predigte mit zitternder Stimme: „Je tiefer das Tal, desto näher das Himmelreich!“

Zweifler wurden ausgegrenzt, manche gesteinigt. Eine junge Frau, die sagte, der Herr habe Eldoria vergessen, wurde von den Wachen in den Schnee getrieben – barfuß. Ihre Schreie begleiteten uns noch in der folgenden Nacht. Ich rief den Menschen zu: „Sie warf die Gnade Gottes von sich – und er nahm ihr das Leben!“

Ich kann nicht sagen, wie viele starben. Ein Drittel vielleicht. Vielleicht mehr. Die Kinder lernen nicht mehr zu zählen – sie zählen nur noch, wer überlebt. Ich lehre sie, dass es ein Zeichen Gottes ist, wenn sie trotz allem atmen.

Und doch… trotz der Toten, der Kälte, des Wahnsinns, der an uns nagt – ich glaube stärker denn je. Der Winter ist unsere Passion. Unsere Golgatha. Unser Fegefeuer auf Erden. Ich sehe in jedem toten Gliedmaß, in jedem gefrorenen Leichnam den Spiegel unserer Sünden. Und in jedem Überlebenden – das Werk des Herrn.

Wer in Eldoria lebt, ohne zu verzweifeln, ist bereits ein Heiliger. Und ich werde diese Gemeinde durch Eis und Finsternis führen – mit Kreuz, Schwert und brennender Zunge.

In Nomine Patris, et Filii, et Spiritus Sancti.

Ravenna von Hohenfels

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Tagebucheintrag
20. Tag der Läuterung – Nach der Verkündung des Heiligen Bundes

Die Würfel sind gefallen.
Die Masken zerrissen.
Der Herr hat gesprochen – und ich war sein Schwert.

Heute wurde die Kriegserklärung im Namen des heiligen Bundes veröffentlicht. Die fünf Reiche, so verschieden ihre Zungen und Gebete, so einig in ihrer Erkenntnis: Die Welt stinkt. Sie fault. Und der Eiter tritt dort aus, wo der Orden der St. Macella haust, wo Krárvalo in Gold vergraben seine Schuld leugnet.

Ich hätte nicht gedacht, dass ich den Tag erlebe, an dem Theonopolis und Raélyn sich dieselbe Klinge reichen. Doch der Feind ist abstoßend genug, um selbst ewige Gräben zu überbrücken. Miasma, so nennen sie es. Ich nenne es beim rechten Namen: KETZEREI, HURENTUM UND HEIDNISCHE BLASPHEMIE.
Der Orden hat die Stadt Gottes geschändet, unseren Glauben verhöhnt und sich mit dem Mörder Herakleios verbrüdert. Ihre Bastardin von einer „Heiligen“, Johanna, treibt ihr Weibergesindel in eiserner Rüstung durch das Land und flüstert den Kindern von falschen Engeln. Ich hörte, sie nennen ihn die Löwin – wie erbärmlich. Wie schamlos. Wie weibisch!

Und die Zwerge? Diese Ratten unter Stein? Krárvalo wird nun endlich zur Rechenschaft gezogen. Jahrelang haben sie ihre Finger im Handel, im Erz, im Blut. Doch nun werden ihre Hallen schweigen, ihr Gold geteilt, ihre Mauern dem Volk geöffnet. Möge Exulor aus den Trümmern Demokratie zimmern – ich will nur sehen, wie ihr Hochmut bröckelt wie ihre Hallen.

Ich sah sie heute: die Männer und Frauen des Bundes. Namen, die in fremden Zungen sprechen – aber mit einem Geist marschieren. Andronikos Phokas, Thráin Zirakinbar, Arthur Eisenfaust, Louis Renard, Kazrael Varenth… Männer mit festen Blicken und schwerem Schritt, bereit, ihr Blut zu geben, um das Heilige zu bewahren. Keine Weiber mit goldenen Träumen und falschen Evangelien.

Unsere Banner wehen über den Lagern vor der Ordensburg. Die See ist blockiert. Der Himmel schweigt noch. Doch bald wird er brüllen. Bald wird Rauch aufsteigen. Und aus der Asche wird ein neues Gesetz erstehen: Gott allein herrscht.

Johanna wird brennen.
Krarvalo wird stürzen.
Und ich werde beten.

Denn der Bund will es.
Und der Herr duldet keine Abweichung mehr.

R. v. H.

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Tagebucheintrag

„Deus Vult“ – Gott will es.

„Denn sie haben dem Herrn die Stirn geboten, und ihre Gräuel waren zahlreich. Darum will ich meinen Grimm über sie ausschütten wie Feuer.“
— Jeremia 7,18–20

Heute ist der Tag, an dem das eiserne Herz meines Glaubens zu schlagen begann:
Die Kirche der Läuterung erhebt sich wie ein Mahnmal des Gerichts über Hohenfels. Dies ist nicht die Kirche der vielen – sondern die der Erwählten, der Unbestechlichen, des Hohen Rates.

Ein Bauwerk von furchteinflößender Reinheit, errichtet nicht für jene, die Trost suchen, sondern für jene, die gebrochen, gerichtet und gereinigt werden müssen. Kein Glasfenster lenkt den Blick gen Himmel – denn der Himmel wendet sich ab von denen, die sich ihm nicht beugen. Nur zwei schmale Öffnungen hoch über dem Eingang, durch die das Licht des Morgens fällt wie zwei göttliche Speere – starr, wachend, erbarmungslos.
Diese Mauern kennen keine Musik. Nur das Stöhnen der Reuigen, das Knirschen der Ketten, das Klopfen der Herzen, die sich unter dem Blick des Allmächtigen nackt fühlen. Dort, wo einst Reliquien den Aberglauben nährten, stehen bei uns eiserne Käfige, in denen der Leib vergeht und die Seele sich – vielleicht – retten kann.

Niemand tritt ein, der nicht berufen oder beschuldigt ist. Der Pöbel bleibt draußen – betend, zitternd, beobachtend.

„Schaffet den Bösen hinweg aus eurer Mitte!“
— 5. Mose 13,6

Die hohen Türen – schwer, mit Eisen beschlagen – öffnen sich nur, wenn das Tribunal ruft. Dann betreten wir den Ort der Läuterung. Der weiße Marmor meines Thrones, das Rot des Samtbezugs – so rot wie das Blut auf dem Tatzenkreuz meines Banners, das über der Kirche weht – erinnert die Schuldigen daran, dass sie nicht vor Menschen sitzen, sondern vor dem Auge des Herrn. Es gibt keinen Ort zum Verstecken. Kein Feigenblatt aus Worten. Nur das Urteil.

Hinter dem Altar liegt der Kerker, kalt wie die Nacht der Verdammnis. Und darunter, in tiefer Stille: die Kammer der Läuterung. Dort spricht das Fleisch, wenn der Geist sich verweigert.

Der Stuhl mit den Dornen.
Die eiserne Jungfrau.
Die Flammenzange.
Ich selbst leite die Befragungen, mit ruhiger Stimme, während der Schrei der Seele zu Gott dringt. Viele gestehen. Manche verfluchen. Alle brennen.

„Tötet sie, bis das Blut bis an die Zügel der Pferde reicht!“
— nach Offenbarung 14,20

Vor der Kirche liegt der Richtplatz, gepflastert mit schwarzem Basalt und gesegnet mit Asche. Wer der Ketzerei überführt wird, tritt aus den Toren, aufrecht oder gezogen, und empfängt dort sein Urteil. Kein langes Verfahren, kein sündhaftes Zaudern. Das Böse muss ausgerottet werden, ehe sein Same keimt. Darum brennen Scheiterhaufen schnell, und Schwerter sinken tief. Das Volk schaut zu, mit offenem Mund – nicht aus Grauen, sondern aus Glaube. Sie verstehen, dass dies nicht Grausamkeit ist, sondern Gnade in eiserner Gestalt.

„Denn es ist besser, dass ein Glied verloren geht, als dass der ganze Leib in die Hölle geworfen wird.“
— Matthäus 5,30

Ich bin kein Mensch mehr, so heißt es, sondern ein Werkzeug. Und das ist wahr. Ich bin das Schwert der Kirche. Ich bin das Auge des Herrn. Ich bin die letzte Schwelle vor dem ewigen Feuer. Und ich wandle nicht in Dunkelheit – ich bin das Dunkel, das jene verschlingt, die das Licht verhöhnen.

Die Kirche der Läuterung ist kein Haus. Sie ist ein Gerichtssaal, ein Schmelzofen, ein Tempel des Schmerzes, aus dem der neue Mensch hervorgeht – gereinigt, gebrochen, gläubig.

Ravenna von Hohenfels

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Tagebucheintrag
Im Namen des Herrn, nach der Unterzeichnung der Vereinbarung und dem Fall der Ketzerburg

Heute hat der Himmel gelächelt. Nicht in Sanftmut, sondern im strahlenden Glanz gerechter Vergeltung. Der Orden St. Marcella – jener faulige Spross weiblicher Auflehnung gegen Gottes ewige Ordnung – ist zerschlagen. Zerschlagen! Welch süßer Klang liegt in diesem Wort. Die Ketzerinnen haben ihren Hochmut mit Blut und Asche bezahlt, ihre Hallen sind leer, ihre Altäre entweiht, ihre Lügen verstummt.

Ich danke dem Herrn, dem Allmächtigen, der mich auserwählt hat. Und ich danke dem Fünf-Städtebund, den er durch seine Vorsehung an meine Seite stellte. Ihre Standhaftigkeit, ihre Disziplin, ihr Durst nach Wahrheit – sie waren das Schild an meiner Seite. Gemeinsam haben wir das Übel bei der Wurzel gepackt. Ich erkenne an: Ohne sie hätte das Schwert des Himmels nicht so tief schneiden können.

Die öffentliche Bekanntmachung, die heute verbreitet wurde, mag in den Worten Jakob von Erlachs nach Mäßigung klingen. Doch ich sehe in jedem Absatz den Sieg des Glaubens. Ulrike – diese verräterische Schlange – wird sich der heiligen Union ausliefern. Ihre Schuld ist groß. Ihre Worte waren süß, doch ihr Herz war faul.

Die Reliquien und Reichtümer der Ketzerburg gehören nun uns und werden nach Gottes Gefälligkeit zwischen dem heiligen Bund aufgeteilt… Gerechte Beute, verdient durch Mut, durch Opfer, durch Gottesfurcht. Sie werden in Hohenfels neue Altäre zieren, unsere Kirchen mehren oder dem reinigenden Feuer übergeben – auf dass der Glaube wachse wie das Feuer im Dornbusch.

Doch mein Herz ist nicht ohne Groll. Johanna von Freiburg, die Heilige der Lüge, ist verschwunden. Ob sie floh wie eine feige Dirne, ob sie sich im Dreck verkroch wie eine Ratte, oder ob ihre eigene Ritterschaft sie verriet – ich weiß es nicht. Aber ich weiß: Der Herr vergisst nicht. Sie wird keine Ruhe finden. Nicht im Traum, nicht im Exil, nicht im Tod. Ich werde sie finden. Der Zorn des Himmels ist geduldig.

Der erste Schritt ist getan. Das Schwert Gottes wird nun nach Krarvalo getragen. Die Zwerge dort, diese sturen, finsteren Wesen, werden erkennen, dass der wahre Gott nicht schweigt. Ihre Hallen werden von Psalmen widerhallen oder von Klingen.

Die Ketzerburg geht in den Besitz Camila von Weißdorns über? So sei es. Möge sie dort den Verwesungsgeruch spüren, der von den Wänden tropft. Hadarkh An Zîgîl und Exulor sollen wachen. Kein neues Feuer soll aus dieser Ruine emporsteigen.

Das Wort hat den Krieg besiegt, heißt es. Nein. Das Wort hat den Krieg gelenkt. Der Frieden ist nur ein Werkzeug auf dem Pfad zur Herrschaft des Lichts.

Der Sturm hat begonnen.

Ravenna von Hohenfels

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Tagebucheintrag, geschrieben mit eisenbeschlagenem Federkiel, im Schein dreier geweihter Opferkerzen – im Jahr des Herrn, kurz nach der Verkündung am schwarzen Brett von Xantia

„Nicht jedes Wesen muss Christus dienen – es reicht, wenn es seinen Platz kennt.“

Also ist sie geflohen.
Die selbsternannte Königin von Krárvalos.
Mit ihrem Bastardkind, das nie hätte geboren werden dürfen – und das, wenn Gerechtigkeit walten würde, heute im Staub läge.
Sie hat ihr Volk zurückgelassen wie eine feige Hündin, die spürt, dass das Rudel sie nicht mehr braucht.

Der Berg ist gefallen – nicht in Trümmer, sondern in sich selbst. Die Brücke zerschmettert, der Zugang verschüttet, als hätte der Herr selbst seine Faust auf die Stadt geschlagen.
Und nun – wie Ratten in ihrem Loch – begehren sie auf.
Nicht gegen uns, nein.
Gegen ihre eigene Ordnung. Gegen Krone und Kranz, gegen das alte Joch.

Ich las den Aushang mit bebenden Händen. Nicht aus Furcht – aus Zorn.
„Der Wille des Volkes“.
„Eine neue Ordnung“.
„Die Gilden sprechen von Verantwortung.“

Was wissen sie von Verantwortung?

Diese buckelnden Höhlenwesen, die ihre Tage mit Bier und Erz vertrödeln, glauben nun, sie könnten ohne Krone, ohne Herrin, ohne göttliche Ordnung weiterbestehen?
Lächerlich.

Und doch… doch!
Ich erkenne etwas darin.
Etwas Gutes.
Etwas… Reines.

Nicht, weil ich Mitleid empfinde. Nicht, weil ich diesen steinleberigen Kreaturen ihren Aufbegehren gönne.
Sondern weil die Zeit der Lügen vorbei ist. Die Masken fallen.
Krárvalos hat keine Königin mehr. Keine heilige Lüge.
Nur nackte Wahrheit.

Und ich frage mich:
Ist dies nicht das Werk des HERRN – der einen jeden an seinen Platz verweist?
Zwerge sind keine Menschen.
Zwerge sind keine Christen.
Aber sie sind Werkzeuge.
Sie gehören nicht auf Throne, sie gehören an Amboss und Pflug, an Mauerkronen und in die Minen – nicht aus Verachtung, sondern aus göttlicher Bestimmung.

Wenn sie nun ohne Krone dastehen, ohne Stimme, ohne Richtung – dann ist das keine Tragödie.
Es ist GNADE.

Lasst sie ihren Ahnen nachhängen, wenn sie denn müssen.
Lasst sie ihre Urgroßväter besingen, in dunklen Hallen voller Ruß und Bronze.
Solange sie dabei ihre verdorbene Königin vergessen.
Solange sie keine Banner mehr erheben gegen die Ordnung der Welt.

Denn ein Zwerg, der sich fügt, ist brauchbar.
Einer, der sich erhebt, muss brechen.

Vielleicht… nur vielleicht… liegt in diesem Chaos der Keim einer Ordnung, wie sie dem Berg geziemt:
Hart.
Klar.
Ohne Weichheit.
Ohne Krone.

Ich werde keine Missionare senden. Wozu auch? Sie sind nicht auserwählt.
Aber ich werde wachen.
Wachen und warten.

Denn wenn Krárvalos sich neu erfindet – dann geschieht es unter dem Schatten unseres Banners.
Und wenn sie wanken, wenn sie straucheln, wenn sie wieder nach Führung rufen – dann werden wir da sein.
Nicht mit Gebet.
Nicht mit Segen.
Sondern mit Gesetz.

Ein Zwerg bleibt ein Zwerg. Doch wehe dem, der vergisst, wem er zu dienen hat.

Ravenna von Hohenfels

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Tagebucheintrag
Am dritten Tag nach dem Auszug unserer Heerschar zur gerechten Zerschlagung der Zwergenbrut von Krarvalos

„Denn es ist nichts verborgen, das nicht offenbar wird, und nichts geheim, das nicht kund wird und an den Tag kommt.“ – Lukas 8,17

Die Masken fallen. Die Hunde zeigen Zähne.

In der Abwesenheit der Gerechten, während unsere Banner in Gottes Namen gegen die unreine Brut marschieren, hat sich eine Meute feiger Schatten durch die Gassen Hohenfels’ gewunden. Nicht als Krieger, sondern als Ratten. Nicht mit Mut, sondern mit List.

Sie brachen ein. Nahmen, was glänzt: Smaragde, Ketten, Gold. Törichtes Geschmeide, das den Blick der Welt blendet, aber in Gottes Waagschale nicht wiegt wie ein einziges wahres Wort. Ich lache über diesen Raub wie ein Wolf über das Brot der Kinder.

Doch dann – der Frevel. Der wahre Frevel.

Sie stahlen das Heilige. Keine Reliquien aus Knochen und Holz, keine Kreuze aus Silber – sondern das, was durch Buchstaben Fleisch geworden ist. Das Wort. Auf Pergament gezeichnet, mit Gebet geheiligt, in Blut verteidigt.

„Sie haben das Gesetz des HERRN verlassen und seine Satzungen verworfen.“ – Jesaja 5,24

Dies war kein gewöhnlicher Diebstahl. Es war Krieg. Krieg gegen die Wahrheit. Ein stiller, nächtlicher Kreuzzug der Ketzer.

Und sie hinterließen Spuren. Leere Flaschen, grob und edel zugleich, mit dem Geruch eines südlichen Alkohols – dunkel, schwer, von solcher Art, wie ihn Höflinge trinken, die ihre Zunge mehr wetzen als ihre Klinge. Ein Getränk für Schwätzer, für Verführer, für Verräter. Kein Rauschmittel – ein Bekenntnis.

Ich weiß, was diese Zeichen bedeuten. Ich erkenne den Geschmack von Feigheit, wenn er in Glas gegossen ist. Sie denken, der Mantel der Dunkelheit decke sie.

„Denn ihre Werke sind böse, und sie hassen das Licht.“ – Johannes 3,20

Ich werde das Licht bringen. Nicht das sanfte, warme Licht des Morgens – sondern das brennende Licht des Scheiterhaufens.

Von nun an wird Hohenfels schweigen. Keine Glocke, kein Lied, kein Brot mit Salz. Die Stadt wird fasten, wird sich reinigen – in Asche und kaltem Wasser. Und ich werde jagen.

Ich werde beten mit geballter Faust. Ich werde senden, reiten, suchen. Und wenn ich denjenigen finde – ob Mann, ob Weib, ob Ork oder Elf – der das Wort raubte, so werde ich ihn vor das Kreuz zerren.

Und dann wird der Herr selbst richten. Ich werde nur das Schwert sein, das fällt.

„Denn der Zorn des HERRN wird sich nicht wenden, bis er es vollbracht und ausgeführt hat die Gedanken seines Herzens.“ – Jeremia 30,24

Kein Mitleid. Kein Erbarmen. Kein Vergessen. Nur der Wille Gottes – und meine Hand.

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Tagebucheintrag
nach dem Brand von Thyma Dorei

„Denn der Herr ist ein eifernder Gott, der nicht duldet, dass seine Kinder mit den Götzenfreunden in einem Haus wohnen.“
— Codex Hohenfels, Vers 21,7

Heute hat der Himmel gesprochen. Und seine Stimme war das Knistern lodernder Flammen. Die Kunde vom Brand im Schloss derer von Erlach erreichte uns noch vor dem Morgengebet. Drei Leiber, ausgebrannt wie ihre verdorbene Idee von Eintracht zwischen Gläubigen und Götzendienern, lagen inmitten der Asche: Jakob von Erlach, seine Gemahlin, seine Tochter – alle hinweggefegt, wie Spreu im Wind des Zorns.

Sie waren Menschen, gewiss, aus Fleisch wie wir. Doch sie hatten sich verirrt. Sie waren Herren über eine Stadt geworden, die ihre Tore für Elfen wie für Menschen gleichermaßen öffnete, für Heiden wie für Christen, für die Göttin der Flüsse wie für den Herrn des Lichts. Eine Stadt, die alle Glaubensrichtungen duldete – und damit keinen einzigen wirklich ehrte. Ein Ort, wo Götzenbilder mit heiligen Schriften die Wände teilten. Eine Stadt, die versuchte, den Himmel zu korrigieren.

Nun liegt ihr Herz in Trümmern.

Die Stadt spricht von einem Unfall. Wie töricht. Als ob Gottes Zorn sich durch irdische Logik fassen ließe. Dies war kein Funke, der sich verirrte – dies war der reinigende Blitz eines zornigen Herrn. Die Flammen, die das Schloss verschlangen, waren kein Zufall, sondern ein Urteil.

So wird es allen ergehen, die sich dem Irrtum verschreiben, dass Frieden zwischen Licht und Finsternis möglich sei.

Ich werde den Kindern Hohenfels’ davon berichten. Ich werde ihnen sagen: Schaut nach Thyma Dorei! Seht, was geschieht, wenn man den Glauben verwässert, wenn man sich Elfen gleichstellt und die Stimmen der Götzen in den Häusern der Menschen duldet! Der Herr verschont weder Frau noch Kind, wenn sein Zorn sich entlädt.

Und ich bete: Möge dies nur der Anfang sein. Möge das Feuer weiterziehen, bis alle Städte, die den Glauben verraten, gereinigt sind. Denn nur durch Asche gedeiht der wahre Glaube neu.

R. von Hohenfels

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Tagebucheintrag – Festung Hohenfels, 3. Tag nach dem Blutmond

Heute fand ich am Schwarzen Brett eine dieser wilden Pergamente, die aussehen, als wären sie mit Tierblut geschrieben und mit Speichel versiegelt. Wieder einmal spielen die Heiden Krieg und Thronstühle, als ginge es um etwas anderes als stinkende Felle und faule Eide.

Ein gewisser Kragan Veridian Korbenson von Sølvøya, offenbar ein Jarl – so nennen sie ihre Stammesfürsten – sei nun Herrscher über ein Nest namens Valkarath. Sein Vorgänger wurde wegen „Verrats“ hingerichtet, was bei diesen Leuten bekanntlich bedeutet: Er fiel im Streit um das letzte Fass vergorener Fischsuppe oder vergaß, beim Thing die richtige Rune zu brüllen.

Sie schreiben:

„Der Wille der Götter ist gesprochen.“
Welche Götter? Jene steinernen Viechereien mit Geweihen und Schlangenbärten, denen sie rauchige Tieropfer darbringen?
Oder der klumpfüßige Sturmgeist, dem sie bei Donner nackt entgegenschreien?

„Die Götzen der Heiden sind Silber und Gold, von Menschenhänden gemacht.
Sie haben Mäuler und reden nicht, sie haben Augen und sehen nicht.“
– Psalm 115,4–5

Sie sprechen von „Blut und Feuer“, als wären das Sakramente.
Dabei fehlt ihnen das wahre Feuer – das des Heiligen Geistes.
Und Blut haben sie nur unter den Fingernägeln, nicht im Herzen.

In Hohenfels entzünden wir Kerzen.
Sie werfen Scheiterhaufen.
Wir beten.
Sie grölen.
Wir fasten zur Buße.
Sie fressen rohes Fleisch zur Ehre eines Bärengeistes.

Was sie für „altes Recht“ halten, ist in Wahrheit ein stinkendes Erbe aus dunklen Zeiten, als der Mensch noch auf allen vieren ging. Kein Wort von Gnade, kein Zeichen von Erlösung – nur Axtrecht, Runengebrüll und eine Theologie aus Knochen.

„Denn obwohl sie von Gott wussten, haben sie ihn nicht als Gott geehrt…
sondern sind dem Wahn verfallen und dienten dem Geschöpf mehr als dem Schöpfer.“
– Römer 1,21–25

Ich danke dem Herrn, dass ich unter dem Kreuz geboren wurde und nicht im Schoß einer Wölfin.
Und dennoch – das Auge muss wachsam bleiben.
Die Heiden mehren sich wie Pilze nach Regen.
Wo sie auftreten, fault das Erdreich.

Ich werde Hildegard das Pergament zeigen.
Und Amalie soll beten, dass wir standhaft bleiben, wenn der Nebel der Heiden sich wieder in Bewegung setzt.

Denn:

„Was hat das Licht mit der Finsternis gemein?“
– 2. Korinther 6,14

Möge das wahre Licht nie erlöschen.

R. von Hohenfels

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Tagebucheintrag

Heute hat sich der Schleier des Zweifels einmal mehr gelüftet und offenbarte den wahren Charakter jener, die sich hinter spitzen Ohren und falscher Höflichkeit verbergen. Die Elfen Velatha Dylandrael und jener abscheuliche, namenlose Abkömmling der Finsternis haben nicht nur meine geschätzte Schwester im Glauben, Amalie von Schönburg, bedroht, sondern damit auch den Tempel, die Ordnung und das heilige Licht des Herrn selbst.

Es ist ein Werk des Teufels, dass diese Geschöpfe, die mit listiger Zunge und schmeichelnder Gestalt Einlass fanden, nun das Schwert gegen uns erheben. Velatha, diese silberhaarige Natter, war stets zu schön, zu ruhig – zu sehr ein Ebenbild jener verführerischen Dämonen, vor denen die Heiligen uns warnten. Und der andere… dieses zweifelhafte Wesen ohne Namen, das Mann und Weib zugleich sein will – eine Gotteslästerung auf zwei Beinen. Seine Stimme hallte laut Amalie wie der Bass eines uralten Götzenliedes.

Amalie, stark und gerecht, ließ das Pergament mit fester Hand schreiben. Ich aber betete, fastete und segnete das Holz des Brettes, auf dass der Bann der Gerechtigkeit sich wie ein Netz über jene Kreaturen lege.
Sie sind nun vogelfrei – nicht nur vor den Augen der Menschen, sondern auch vor dem Herrn. Mögen Jäger, Söldner und fromme Brüder sie zur Strecke bringen und ihre Seelen dem Gericht zuführen. Keine Gnade mehr. Nicht diesmal. Nicht nach all dem, was wir opferten, um dieses Bollwerk des Lichts aus Zwergenasche und Blut zu errichten.

Ich sehe darin ein Zeichen. Die Spreu trennt sich vom Weizen. Der Teig der Reinheit geht auf. Hohenfels wird gereinigt, gleich dem Kelch zur Messe.

Gabriel Thomas schlief ruhig heute Nacht, trotz der Unruhe in den Gassen. Ich habe ihm über das Haar gestrichen und ihm das Kreuz aus dem Heiligen Land auf die Stirn gedrückt. Er wird aufwachsen in einer Stadt, die nicht zögert, das Böse zu benennen und zu vernichten.

R. von Hohenfels

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Tagebucheintrag – 3. Tag nach St. Hildemaras Mahnung

Ich verließ heute nach der Frühmesse das Bethaus, um die Meldungen des Volkes zu sichten. Die Sonne stand tief, die Erde war feucht vom nächtlichen Tau, und ein seltsamer Geruch – Eisen und Schweiß – hing in der Luft, als habe jemand das Geweihte mit dem Profanen vermischt.

Vor dem Schwarzen Brett drängten sich Schaulustige. Männer, Kinder, sogar eine Elfin mit Schleier stand dort, als wüsste sie nicht, dass ihr Blick dort nichts zu suchen hat. Und da sah ich ihn – das Pergament, festgenagelt von rauer Zwergenhand, kaum auf Augenhöhe eines Mannes.

„Kurz & Kräftig“ – so nennt sich also diese neue Schmiede. Welch höhnischer Spott. Wie ihre Moral: kurz im Glauben, kräftig im Hochmut.

Ein gewisser Arthur von Bona, Schmiedemeister. Mir ist der Name nicht vertraut, aber er trägt den Beigeschmack von Selbstherrlichkeit. Offenbar preist er an, was den Zwergen immer heilig war – Metall, Gold, Materialismus. Und doch bieten sie ihre Dienste jedermann feil: Waffenreparaturen, Dienstleistungen, sogar die Annahme von „haltbaren Lebensmitteln“ und „Arbeitskräften“ – wie ein fahrender Händler, nicht wie ein gottgefälliger Handwerker.

Amalie riet mir, erst einmal zu beobachten. Doch ich spüre es in meinen Knochen – dies ist nicht bloß eine Werkstatt. Es ist eine Festung aus Eisen, gebaut mit Hammerschlägen des Stolzes, von jenen, die sich nicht unter das Banner des Herrn beugen wollen.

Ich werde Wacht halten. Und wenn sich hinter „Kurz & Kräftig“ mehr verbirgt als bloß ein Amboss und ein paar Schlacken – dann wird das Feuer ihrer Esse dem Feuer meines Glaubens begegnen. Und wir werden sehen, welches heißer brennt.

R. von Hohenfels

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