Hohenfels - die Bastion des Glaubens

Zwischen Sturm und Stärke

Hohenfels erblühte in dem Land Eldoria und etablierte sich als christliche Stadt. Eine Diplomatenreise durch das Land musste leider aufgrund einer Krankheitswelle der Delegierten abgesagt werden, doch dies hinderte die Stadtleitung, den Diplomaten und den Kaufmann der Stadt nicht daran Beziehungen aufzubauen, die anderen Städte kennenzulernen und sich einen Überblick zu verschaffen. Schnell verstanden sie die politische Lage im Lande und besprachen die nächsten Schritte.

Während jener Zeit kam eine Frau nach Hohenfels, Johanna von Freiburg.

Die Ankunft von Johanna aus der Sicht von Ravenna von Hohenfels

Den Originalbeitrag von @Cheresar findet ihr hier.

„Ein schöner Schein ist nicht gleich heilig. Der Teufel trägt auch Flügel, wenn er sich als Engel ausgibt.“

Der erste Lichtstrahl fiel durch die Buntglasfenster und warf rote und goldene Schatten auf die steinerne Halle. Der Boden war frisch gescheuert, das Banner mit dem Kreuz Ravennas hing schwer über dem Thronstuhl. Zwei Wachen in weißem Waffenrock mit rotem Kreuz standen stumm zu beiden Seiten.

Ravenna von Hohenfels saß auf ihrem steinernen Hochsitz, die Hände gefaltet, das Schwert Judicium Dei neben sich gelehnt. Ihr Blick war starr auf die Frau gerichtet, die vor ihr kniete.

Johanna von Freiburg – mit langen, zerzaustem Haar, vernarbtem Gesicht, den Wunden noch frisch unter dem notdürftig gebundenen Kettenhemd. Eine Frau, die wie ein Krieger auftrat, nicht wie eine Bittstellerin. Sie sprach kein einziges Wort. Ihr Blick war gehoben, trotz der knienden Haltung, ruhig und entschlossen.

Ravenna musterte sie.
„Du bist verletzt, halbtot aus dem Nichts erschienen, sprichst in Fieberträumen von Engeln und Offenbarungen, und wagst es, den Titel einer Ritterin für dich zu beanspruchen.“

Ihre Stimme war fest, doch in ihr gärte etwas. Die Worte, die Johanna im Hospital gesprochen hatte… von einem weiblichen Erzengel, von einem Jesus Christus, der eine Löwin ist, von mütterlicher Führung – es klang wie Ketzerei. Und doch… es war durchdrungen von einer seltsamen, erschreckend Logik.

„Du behauptest, dein Glaube sei derselbe wie der meine…“

Ravenna stand langsam auf, trat die Stufen hinab. Ihre Stiefel hallten auf dem Stein. „Aber du deutest ihn um. Du reißt das Heilige in andere Formen. Du stellst Frauen über Männer, predigst von göttlicher Rache statt göttlicher Ordnung.“

Sie blieb vor Johanna stehen. Die Ritterin hob langsam den Kopf.

„Und doch“, sagte Ravenna, leise, fast zähneknirschend, „erkenne ich in dir die Flamme. Den Willen, das Schwert zu führen. Den Eifer. Den Zorn, der reinigt. All das, was ich brauche… um Eldoria zu formen.“

Sie trat einen Schritt zurück, hob die Hand. „So höre, Johanna von Freiburg. Ich nehme dich in meine Gefolgschaft auf. Ich gewähre dir ein Lehen, wie es einer Ritterin zusteht. Du wirst mir Treue schwören, und allein mir.“

Ravenna beugte sich leicht vor, flüsterte beinahe:

„Aber wisse, dein Glaube gefällt mir nicht. Er riecht nach Spaltung. Nach Sturm. Und ich dulde keinen Sturm in meinen Mauern. Du bist mein Schwert, nicht mein Richter.“

Johanna senkte den Kopf, küsste den Ring Ravennas, sagte nichts.

Als die Frau hinausgeführt wurde, blieb Ravenna allein in der Halle zurück.
Sie drehte sich zum Fenster. Der rote Lichtstrahl traf sie ins Gesicht.

„Jesus, die Löwin…“ murmelte sie.
„Wenn das eine neue Offenbarung ist, Herr… dann schick mir ein Zeichen. Sonst werde ich sie einst selbst richten müssen.“

Johanna gründete einen Ritterorden und die Ordensmeisterin, Ravenna, gewährte ihr ein Lehen. Johanna verpflichtete sich der Ordensmeisterin und somit der Stadt gegenüber treu zu sein. Doch die Frau hielt nicht viel von Treue oder Pflichtbewusstsein. Prompt schloss sie hinter dem Rücken der Stadtleitung Verträge mit anderen Städten ab und begann Beziehungen aufzubauen. All das ohne Absprache und ohne jegliche Gedanken an Ravenna, der sie schließlich diente.
Der Ordensrat bereitete alles dafür vor, um über den Fall des Ritterordens zu sprechen. Doch am Tag der Sitzung des Ordensrates beschloss Johanna selbst die Stadt zu verlassen, ihre Treue zu Ravenna zu brechen.
Um keine weiteren Konflikte anzuregen, lies die Stadtleitung die Verräterin Johanna gehen. Ohne Prozess oder Anklage - ein Fehler, wie sich später herausstellen würde.


Nach all den Unruhen kam es aber auch zu schönen Ereignissen. So gab es einige Gespräche mit der christlichen Stadt, Theonopolis. Der Stadtherr und Kaiser, Konstantin von Valdor, schlug der Stadtleitung von Hohenfels ein Bündnis zwischen den beiden Städten vor. Nach einigen Verhandlungsgesprächen, entschloss sich Hohenfels schlussendlich dazu ein Bündnis mit Theonopolis einzugehen. Doch in Theonopolis war die Lage angespannt. Der Stadtherr wurde aufgrund von Korruptionsvorwürfen eingesperrt und der Senat übernahm die Leitung der Stadt. Mit dem neuen Senat setzte man schließlich einen Vertrag auf. In kleiner, feierlicher Runde unterschrieb man den Vertrag in Theonopolis. Ab diesem Tage war das Bündnis der beiden Städte als „Heilige Union“ bekannt.

Doch lange konnte man sich über diesen Lichtblick in der Dunkelheit nicht freuen. Die Lage in Theonopolis wurde zunehmend schwieriger. Bis eines Tages der Sohn des ehemaligen Kaisers mit Söldnern vor den Toren von Theonopolis stand und die Macht übernehmen wollte. Unter den Söldnern waren ebenfalls Zwerge aus Krarvalo und Anhänger des Ritterordens von Johanna von Freiburg, so wie die Verräterin selbst. Der Versuch die Leitung der Stadt an sich zu reißen schlug fehl. Der Sohn des ehemaligen Kaisers starb, die Söldner verzogen sich wieder in ihre Löcher zurück.

Das Entsetzen über die Handlungen der Anhänger des Ritterordens war in Hohenfels und Theonopolis groß. Christen, die für Geld ihre Brüder und Schwester angriffen… die Stadtleitung von Hohenfels handelte schnell. Die bekannten Anhänger des Ordens, die in Hohenfels verweilten, wurden der Stadt verwiesen, sollten sie sich nicht eigenständig dazu entschieden haben den Orden zu verlassen. Auf Beschluss des Ordensrates teilte man den Bürgern der Stadt außerdem mit, dass eine Mitgliedschaft im Ritterorden mit der Gemeinschaft in Hohenfels unvereinbar wäre. Wer den Irrglauben nicht erkannte, hatte keinen Platz mehr in der Gemeinschaft der Stadt.

So verlor Hohenfels ein paar Bürger. Christen, von denen die Stadtleitung dachte, dass sie ehrhaft und treu wären. Doch lieber wussten sie weniger Menschen in ihrer Stadt, als Anhänger von Verrätern unter ihnen. Viele Besprechungen der Stadtleitung und des Ordensrates standen nach dieser Schmählichkeit an. Mit aller Kraft sammelten sich die Ratsmitglieder ständig und machten sich Gedanken über die Zukunft der Stadt.

Neben ein paar persönlichen Feiern, wie der Hochzeit von Amalie und Michail von Schönburg, richtete Hohenfels auch Tavernenabende für Christen des Landes aus und setzte alles daran ein sicherer Ort für Christen zu sein.


Eines Abends, nach diesen langen Monaten der Unruhe und der Sorge, trafen sich Ravenna und Amalie in dem Kaminzimmer in der Burg Hohenfels. Das Feuer knackte leise, während draußen der kalte Wind gegen die Fensterläden schlug. Ravenna ging vor dem Feuer auf und ab, während Amalie in einem Sessel saß und langsam über ihren Bauch strich. Die hochschwangere Amalie blickte zu Ravenna und lächelte leicht, ehe sie sagte: „Es ist seltsam, wie ruhig es hier geworden ist. Fast, als hielte die Welt für einen Moment den Atem an.“


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Ravenna schaute in das Feuer. „Die Stille vor dem Sturm. Oder vielleicht… der erste Atemzug nach langer Enge.“ sagte die Ordensmeisterin, bevor sie langsam schmunzelte. „Hohenfels hat mehr ausgehalten, als ich je vermutet hätte.“

Amalie nickte auf diese Worte hin und sagte mit sanfter Stimme: „Weil wir gelernt haben, zu stehen, auch wenn andere wegliefen. Vielleicht ist es nicht der Lärm der Schwerter, sondern die Beharrlichkeit, die den Lauf der Dinge ändert.“

Ravenna schaute daraufhin Amalie an. „Und trotzdem braucht es Menschen, die wissen, wann das Schwert gezogen werden muss.“ sagte Ravenna, mit ihrer üblichen klaren, kalten Stimme.

„Ja. Aber auch solche, die wissen, wofür es sich lohnt, es wieder einzustecken.“ erwiderte Amalie, ehe sie ihren Blick senkte und auf ihren Bauch blickte. Ravenna schaute Amalie mit ungewohnt weichem Blick an. „Gesprochen wie eine wahre Mutter. Du wirst eine hervorragende Mutter, Amalie. Vielleicht… gibt es für Hohenfels mehr Zukunft, als wir vor einigen Wochen noch dachten. Ich habe die Hoffnung und den Willen für die Stadt nie aufgegeben, doch…“ Ravenna zögerte und blickte wieder in das Feuer.

Amalie blickte Ravenna an. Sanft sagte sie: „Solange wir an die Gemeinschaft glauben und sie verteidigen…gibt es immer eine Zukunft.“

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