Die letzten Stimmen in der Ratssitzung sind schon seit ein paar wenigen Minuten verklungen und in der Taverne fließt bereits wieder der erste Alkohol. Doch nur für die Mitglieder der Handels-, Handwerks- und Wissensgilde. Generalfeldmarschall Cylona hatte seine Soldaten und Mitglieder der Kampfgilde gebeten sich im Gemeinschaftsraum zu versammeln.
Cylona betrat die Galerie und blickte auf seine Truppen hinab. Trotz seiner Größe wurde er noch nicht bemerkt. Zu tief waren die Soldaten in Gespräche vertieft aus denen vereinzelt die Worte: „Krieg“, „Fünf Städte Bund“ oder „Kreuzschweine“ nach oben drangen. Er trat vor seine Männer. Nach einem Räuspern… Noch einem Räuspern und einem Schlag auf das Holz, fiel er noch nicht auf. Er zog das zeremonielle Schwert aus seiner Scheide und hielt es mit beiden Händen über den Balkon.
Als das klirrende Geräusch durch den Raum hallte, welches der fallende Stahl verursacht hatte, war es mucksmäuschen still im Saal. Für vier lange Sekunden konnte man die Stille genießen, ehe das Geräusch von klappernden, stählernen Schienen und knirschenden Brustplatten, wie Donnergrollen die Ruhe zertrümmerte. Wie ein großes, unheimliches Gewässer standen die Soldaten zeitgleich auf, Schlugen mit der Faust zweimal auf ihre Brust und salutierten kurz darauf: „Hail Cylona, Hail Sigíwa, Ehre den Urahnen“
Der Gildenmeister des Kampfes hob beschwichtigend die Hände, als der Tumult abgeklungen war, erhob er seine Stimme. Ein kleiner Zwerg im Hintergrund schien die Worte mitzuschreiben, vermutlich um sie am schwarzen Brett zu befestigen.
„Meine Freunde, meine Brüder!
wir stehen heute nicht am Beginn, sondern in der Mitte einer Prüfung.
Eine Prüfung, die uns lehrt, dass Staaten nicht durch Stille bestehen, sondern durch Entschlossenheit. Nicht durch alte Kronen, sondern durch neue Überzeugungen."
Applaus, Cylona fuhr fort:
Ich bin nicht hier, um Ruhm zu suchen. Ich bin hier, weil ich glaube; glaube an Krárvalo, an seinen Geist, an seinen Granit, seinen Stahl, seine Klingen und an das, was wir daraus schaffen können.
Wir brauchen Stärke durch Standhaftigkeit, nicht durch Krieg.
Wir leben in einer Welt, die mit Fackeln in der einen und Klingen in der anderen Hand marschiert.
Unsere Antwort ist weder Kapitulation noch Größenwahn. Unsere Antwort ist angemessen: Krárvalo wieder zu dem zu machen, wozu es immer schon gedacht war, doch durch unfähige Adlige und eine kranke Politik, gehindert wurde. Souveränität um jeden Preis. Eine Ahnenfeste, größer und beeindruckender als alles, was Menschen, Elfen oder unechte Zwergenhand je geschaffen hat.
Tosender Beifall, vereinzeltes Murmeln, danach zustimmendes Nicken. Er sprach weiter:
„Ich ehre die Krone. Sie ist das Symbol unserer Geschichte, unserer Religion und Kultur. Aber Symbole sollten auf Bannern stehen, nicht auf einem Thron, nicht in einem Rat.
Es ist Zeit, dass die Regierung dem Willen des Volkes gehört, nicht einer fauligen Blutlinie.
Die neue Verfassung ist der erste Stein in einem riesigen Torbogen, das Tor zu wahrer Größe und Freiheit. Ich werde ihn weitertragen. Ich werde die Monarchie auf das beschränken, was sie sein sollte: nicht mehr als ein ehrwürdiger Schatten, kein lenkender, doch kranker Arm.“
Es fällt kein Applaus, als der Generalfeldmarschall Luft holt. Das Publikum lauscht gespannt.
„Ich verspreche goldenen Zeiten. Ich verspreche Eisen, das nicht bricht. Ich verspreche, dass Krárvalo frei bleiben wird, frei von Diktat, von Furcht und von fremder Hand.“
Was ich fordere, ist kein blinder Applaus. Was ich fordere, ist Vertrauen.
Vertrauen darauf, dass wir, dass Krárvalo, wenn wir schon einmal ins straucheln geraten sind, jetzt stehen bleiben. Fester denn je, vereint im Geiste und nur durch Gilden getrennt.“
„Wenn Krárvalo einst genannt wird unter den Völkern dieser Welt, dann sollen sie sagen:
Dort lebten Zwerge, die sich nicht beugen ließen.
Die in Stein bauten, aber für Freiheit lebten.
Und die die Fackel des Rechts in der Rechten Hand trugen und ihre Freunde an der Linken hielten. Auch im Sturm, auch zwischen eintausend Heeren.“
Der Generalfeldmarschall wird von einem ohrenbetäubenden Lärm unterbrochen. Das Klappern der Rüstungen und die Schritte der Menge waren zu laut. Sie alle versuchten, gepackt von einem Gefühl der Einigkeit und der größten Einheit seit Kriegsbeginn, die Botschaft ihres Gildenmeisters durch Krárvalo zu tragen. Sie rannten über die neue Brücke, durch tosende Schneegestöber, bis sie Xantia erreichten um auch hier die Neuigkeiten am schwarzen Brett zu befestigen.
Die letzten Wachen verließen den Gemeinschaftsraum… Es kehrte die Ruhe zurück in die Kampfgilde ein und Cylona stand noch immer wie angewurzelt auf der Galerie. Er ballte die Fäuste und murmelte das Ende seiner Rede, was niemand im Raum mehr hören konnte:
„Endlich, für Krárvalo, für den Ruhm, bis in alle Ewigkeit“