Ich denke, dass ich mit diesem Beitrag die Meinung einer breiten Menge anspreche: Der Wunsch nach Zweitaccounts.
Das Thema wurde zuletzt in Muscs Stream angeschnitten, wo ein paar Spieler lauter Gründe in den Chat geschrieben haben, warum Zweitaccounts oder auch nur Zweitcharaktere (also zwei Chars auf einem Account) schlecht seien. Danach wirkte es so, als sei das Thema gestorben.
Ich würde es nun gerne wieder ans Licht bringen, auch in der Hoffnung, dass sie möglichst bald wieder erlaubt werden. Es gibt nämlich viele, die kleinere Stadtprojekte jetzt am Anfang durch ihre Mitgliedschaft unterstützen würden.
Was spricht bisher dagegen?
Ressourcenaustausch bei verschiedenen Städten
Es wurde die Sorge geäußert, dass Spieler, die in zwei verschiedenen Städten leben, die Wirtschaft in Gefahr bringen, indem sie die Erzeugnisse der Minen oder der Pflanzen, die nur in der einen Stadt wachsen, tauschen.
Dass man also einen Char in Stadt B spielt, um dort Diamanten für die eigene Stadt A des Hauptaccounts ganz einfach zu besorgen.
Gegen diese Sorge spricht in meinen Augen allerdings:
→ Gute Freunde tun das auch. Stichwort OOC-Handel (böse, böse ).
→ Es würde kein Stadtleiter billigen, wenn eines seiner Mitglieder Unmengen an Ressourcen aus den Lagern klaut und im Nichts verschwinden lässt. Solch ein Schwund bleibt auch nicht unbemerkt, und das Team wird beauftragt, nachzuschauen.
→ Im anderen Fall würde man diese Ressourcen selbst farmen, also trotzdem Zeit ins Farming investieren. Bei den Minen würde es auffallen, wenn sie leergeräumt und nicht neu bezahlt ist. Bei Pflanzenfeldern braucht es eigentlich keinen zweiten Account, denn keine Stadt gibt Geld dafür aus, große Feldflächen teuer zu claimen. Das könnte demnach auch der Hauptaccount tun.
Doppelte Votes
Das ist selbstverständlich ein schweres Gegenargument. Ein normaler Spieler erhält durchs Voten pro Tag 200 Taler, jemand mit zwei Accounts bekäme also 400.
Soweit ich weiß, kann man nicht über ein und dieselbe IP mehrfach voten. Angeblich soll es eine Möglichkeit geben, die ich aber noch nie getestet habe. Ich werde sie bewusst nicht nennen, damit andere damit anfangen.
Tja, wie kann man das lösen oder dagegen vorgehen? Das ist wirklich schwierig zu sagen.
→ Man könnte es verbieten. Natürlich, einige täten es selbstverständlich trotzdem. Doch selbst, wenn man Zweitaccounts nicht legalisieren würde, gibt es nach wie vor die Dunkelziffer der unangemeldeten Zweitaccounts, die das tut. Diese kann man nur durch einen direkten Verdacht und einen direkt auf den Spielernamen ausgeführten Befehl entlarven.
→ Man könnte Zweitaccounts nur denen erlauben, denen das Team soweit vertraut. Das bewirkt aber nichts gegen die Dunkelziffer der „geheimen“ Zweitaccounts, die unter dem Radar bleiben und extra deswegen angelegt werden.
Seinem Hauptchar in die Karten spielen
Das Beispiel war, dass man Informationen direkt an seinen Hauptcharakter weitergibt („Self-RP“ genannt) oder sie diesem über einen Dritten zukommen lässt. Außerdem sei es möglich, seinen Zweitaccount als extrem starken Leibwächter für den Hauptchar agieren und mitlaufen zu lassen. Oder diesen als verlängerten Arm oder menschlichen Schutzschild für bestimmte Aktionen zu nutzen.
Was dagegen spricht?
→ Das sogenannte „Self-RP“ (also rp‘n mit sich selbst) ist bereits jetzt verpönt und quasi ein ungeschriebenes Gesetz. Eines, das man durchaus aufnehmen und ausformulieren kann anhand verschiedener Szenarien, die man erlaubt oder nicht erlaubt, um das Zaumzeug enger zu ziehen:
- Dürfen beide Charaktere direkt miteinander interagieren?
- Dürfen beide im selben RP sein?
- Dürfen sie über Dritte miteinander interagieren?
- Dürfen sie Aufträge durchführen, z.B. einen Charakter auf Befehl des anderen festnehmen?
- Dürfen sie zeitgleich auf Events sein?
→ Im Beispiel, dass man seinem anderen Charakter über einen Dritten Informationen zukommen lässt, besteht immer das Risiko, dass man erwischt wird. Dieses Risiko ist gleichwertig zu jedem normalen Meta-RP, weil es eigentlich genau dasselbe ist.
“Meta-Spionage“ in der anderen Stadt
Nehmen wir ein Beispiel, das (glaube ich) im Stream genannt wurde:
Der Zweitchar lebt in Stadt B und hat eine hohe Militärposition inne. Der Stadtleiter von B plant ein Vorgehen gegen Stadt A. Der Spieler mit den zwei Accounts gibt diese Informationen an Stadt A weiter, weil dort sein wichtigerer Hauptchar lebt. Eine OOC-Spionage quasi.
In meinen Augen ist das eher ein schwaches Argument.
→ Das wäre schlicht und ergreifend Meta-RP, das auch durch befreundete Spieler geschehen kann.
→ Kein Spieler gelangt in hohe Stadtpositionen, ohne dass er das Vertrauen des Stadtleiters genießt. „Vertrauen“ ist hierbei auslegbar: Manche brauchen persönliches Vertrauen in die Person, andere Vertrauen in das Roleplay-Vermögen. Mit beidem geht jedoch einher, dass diese Person nicht Meta-Infos weitergibt.
Doppelte Skills
Wer einen Zweitaccount hat, kann mehr Skills als alle anderen lernen. Am Anfang besitzt jeder Account zwei und kann acht weitere lernen. Theoretisch heißt es, dass eine Person Zugriff auf zwanzig Skills haben könnte.
Die Sorge war, dass es einem „Pay2win“-Prinzip entspräche – also echtes Geld zu zahlen, um gegenüber anderen einen Vorteil durch die Menge der Skills zu haben.
Allerdings:
→ Auch wenn man mit dem neuen Account zwei Skills geschenkt bekommt, muss man sich auf beiden die restlichen Skillpunkte hart erarbeiten. Das geht mit Stunden, Stunden und Stunden an Arbeit einher. Ob man sich die antut, ist fraglich, denn …
→ Wer in einer Stadt lebt, hat bereits Zugang zu nahezu allen Skills. Wer das trotzdem ausnutzen würde, würde sich zu jetziger Zeit auch nicht scheuen, sich das OOClich sogar bei Freunden von außerhalb zu holen.
Und was spricht für Zweitaccounts?
Mehr Spielzeit
Man hört das und denkt sich sicherlich: „Total billiges Argument…“
Dennoch ist es mitunter ausschlaggebend. Wenn man nur einen Charakter hat, wird das irgendwann langweilig oder man möchte mal auch Neues ausprobieren. Ich für meinen Teil würde unheimlich gerne eine Orkin / Orka (wie auch immer …) spielen. Doch wenn es diese Chance nicht gibt, schaut man sich eher nach anderen Servern um, auf denen man separat oder vielleicht sogar mehr spielt.
Ich persönlich möchte das nicht, denn FTS ist mein Stammserver, für den ich extrem viel getan habe, und ich würde das gerne so beibehalten.
Dass mehr Spiel- und mehr Onlinezeit dem Team wichtig seien, war eine der Hauptbegründungen, als damals die Discord- und Forumstauben verboten wurden. Aus genau diesem Grund nenne ich es.
Abwechslung für Stadtleiter
Ich denke, dass fast jeder Stadtleiter, der mal eine etwas größere Stadt geführt hat, mir zustimmen wird, dass Stadtleiter-Charaktere auf Dauer (verzeiht) scheiße sind.
Alles, was man macht, kommt auf die Stadt zurück. Man hat zu neunzig Prozent diplomatisches RP. Man kann sich nicht normal bewegen, da überall Feinde sind, die irgendetwas Böses wollen oder nerven. Events lassen sich nur bedingt genießen. Die Liste lässt sich noch weit fortsetzen.
Als ich Távaryn auf der alten Map geleitet habe, war das Einzige, was mir noch Halt gegeben hat, mein Zweitchar Doreah. Sie war zwar die Tochter meines Hauptchars (was ich definitiv niemals erneut machen werde), aber durch sie konnte ich an normalem RP teilhaben oder mich mal auf riskante Stränge einlassen. Mehr dazu nachher.
Hier ziele ich aber darauf ab: Wenn man als Stadtleiter einen bürgerlichen oder vielleicht sogar bösen Char nebenbei spielen kann, ist das wirklich entlastend. Besonders wenn das ganze OOCliche vom Stadtleitersein einem zu Kopfe steigt. Abwechslung ist hilfreich und führt ebenfalls dazu, dass Stadtleiter mehr vom Server abkriegen können.
Neue Städte & Projekte unterstützen
Mit zwei Charakteren haben neue und potentialvolle Projekte eine viel bessere Chance, tatsächlich durchgesetzt zu werden. Viele haben sich bereits ihrem Herzensprojekt verschrieben, ganz besonders jetzt am Anfang. Aber auch später ist nicht jeder bereit, seinen einen uralten Char und dessen aktuelle Stränge zeitweilig aufzugeben, um ein womöglich gewagtes neues Projekt zu unterstützen.
Zweitaccounts unterstützen in dieser Sache die Vielfältigkeit des Servers, und je vielfältiger der Server und dessen Städte & Kulturen sind, desto mehr Neulinge können das finden, was sie anspricht.
Böse Charaktere & mehr Risikobereitschaft
Wenn man einen zweiten Charakter hat, wird man automatisch weitaus risikobereiter. Das habe ich gemerkt, als ich auf der alten Map mit meinem Zweitchar anfing. Ich musste keine Angst mehr haben, dass ich mir alles kaputt machen würde, keine Events mehr besuchen könnte und so weiter, wenn ich dieses oder jenes doch zulassen würde.
Genau das lässt sich auch darauf spiegeln, dass man mit Zweitcharakteren bereiter ist, mal böse Charaktere zu spielen. Denn man muss nicht befürchten, dass man sich von allen Events ausschließt, weil man eben nur diesen einen Char hat.
Mit bösen Charakteren meine ich natürlich nicht nur notorische Stressmacher und Antagonisten, sondern auch kleinere Kaliber wie Räuber, die offen Charaktere überfallen und zur Strecke gebracht werden müssen, oder Kriminelle, die in Städten ein wenig Chaos verbreiten und den Stadtwachen mal ein wenig Berufs-RP bieten.
Aus den Bubbles herauskommen
Gerade das ist in meinen Augen ein wichtiger Punkt.
Besonders jetzt am Anfang von Eldoria sind alle wieder in ihren bekannten Bubbles, was natürlich verständlich ist. Man möchte mit den Bekannten und Vertrauen wieder etwas aufbauen, usw., usw.
Durch Zweitaccounts bietet sich jedoch die Chance für Einzelne, aus diesen Bubbles mal herauszukommen und andere kennenzulernen. Ich weiß einige Fälle, in denen das sehr gut geklappt hat, und auch ich beabsichtigte das zu tun, sollte es den Startschuss bald geben.
Natürlich, viele setzen ihre Zweitaccounts in dieselbe Stadt wie ihren Hauptchar, wie auch ich das anfangs auf der alten Map getan habe. Das kann fürs allgemeine RP seine Vorzüge haben oder es wird durch extra Regelungen, die ich beim „Self-RP“-Punkt oben angesprochen habe, eingeschränkt. Die Chance, dass man die Zweitcharaktere nutzt, um mal neue Gefilde kennenzulernen, besteht allerdings und kann in meinen Augen erheblich dazu beitragen, dass sich diese Bubbles nicht weiter verhärten.
Welche Lösungen könnte es geben?
Lösung 1: Für alle mit Antrag, so wie vorher
Das ist natürlich die Lösung, welche die meisten bevorzugen werden und die die meisten positiven Aspekte erfüllen wird. Auch wird es die Zahl der „illegalen“ Zweitaccounts verringern.
Jeder kann mit guter Begründung beim Team einen Antrag einreichen und um Erlaubnis bitten. Natürlich sollte es dann wieder ein (womöglich engeres) Regelwerk für das Spielen mit Zweitaccounts geben.
Zusätzlich kann man für die, die keinen kaufen wollen, Zweitcharaktere auf demselben Account erlauben. Sich einen extra zu kaufen, würde also nur „Quality of Life“ bedeuten.
Lösung 2: Erlaubnis durch „gutes Verhalten“
Wer durch gutes RP und gutes Verhalten auffällt, der kann beim Team die Erlaubnis erfragen.
Dadurch wäre gewährleistet, dass damit kein Unfug angestellt wird und nicht der größte Regelbrecher sich dadurch x Vorteile erarbeitet (wie das Voten). Allerdings tut es nichts gegen die Dunkelziffer der nicht angemeldeten Zweitaccounts, die es bereits jetzt gibt. Wie schon früher gesagt, können solche Accounts nur durch einen direkten Verdacht und einen direkt auf sie ausgeführten Befehl entlarvt werden.
Lösung 3: Zweitcharaktere auf demselben Account
Diese Lösung als Allgemeinlösung ist mir persönlich die unliebste, weswegen ich diesen Platz nutze, um eher von ihr abzuraten.
Das Beispiel dieser Lösung wurde von Musc im Stream genannt. Man würde per Befehl den Ausweis wechseln können und somit den anderen Char spielen.
In seiner Version durfte man nur einmal pro Monat wechseln, was in meinen Augen jedoch ganz und gar nicht vertretbar ist. Es wäre dann nämlich das altbekannte Einfrieren von Charakteren. Zusätzlich würde es, wie jemand im Chat sagte, sämtliche RP-Stränge unterbrechen. Daher wäre in meinen Augen nur eine Regelung mit unbegrenztem Wechsel pro Tag vertretbar, denn am Morgen eines (z.B.) Urlaubstages will man vielleicht denen einen spielen, am Abend den anderen.
Was in meinen Augen gegen die Lösung spricht, ist Folgendes:
→ Wer sich auf der alten Map bereits einen Zweitaccount gekauft hat, säße fortan auf einem unbrauchbaren herum.
→ Man kann nicht in zwei Städten gleichzeitig leben, da man zum einen immer wieder die Towny-Zugehörigkeit wechseln und zum anderen über die halbe Map latschen müsste. Das wäre unzumutbar und würde einige positive Aspekte gefährden.
Umfrage
Und zum Schluss bitte ich um ein Meinungsbild:
- Ich bin für die Wiedereinführung, jetzt in Kürze.
- Ich bin für die Wiedereinführung, aber erst später.
- Ich bin gegen Zweitaccounts.