Die verschollene Stadt Annúminas

Alexius, Basilius, Michael und Ich saßen, wie eigentlich jeden Abend, in der Taverne von Theonopolis und genossen jeder einen guten Krug Wein.
„Hier lässt es sich leben. Keine Krankheiten, guter Boden und kein Krieg!“, rief Basilius mit breiten Grinsen.
„Und die Weiber schlagen mir hier nicht vor die Nase.“, scherzt Michael schlicht.

Ich konnte nur grinsen. Recht hatten sie ja…unsere Heimat, Anatolien, ist kaum vergleichbar mit diesem Fremden Land. Der Boden ist Fruchtbar und gibt gute Ernten, Krankheiten raffen hier nicht das Land und seit unserer Ankunft haben wir nicht ein Anzeichen von Krieg gesehen.

„Na, na!“, mahnte Alexius, „Denkt dran, ohne Krieg währen wir nicht hier.“
Wir nickten alle, immerhin sind wir Söldner…naja…waren Söldner, als wir noch in Anatolien waren, anders hätten wir wohl nicht überlebt.
„Ach Alexius, blas kein Trübsahl!“, gab ich zum besten, „Dieses Land ist zwar noch wild und ungezähmt, aber Krieg wird es hier nicht geben. Wir können das Schwert ruhig gegen den Pflug tauschen.“

„Tzzz…nur ein Tölpel, und ein äußerst dümmlicher, würde so denken. Dabei sitzt da eine ganze Schar an Tölpeln!“
Wir sahen sofort in die Richtung aus der der Spot kam. Eine Gestallt, gehüllt in Kapuze, saß nur einen Tisch von uns und war zweifellos der besitzer der spottenden Zunge.
„Na warte dir lehre ich manieren…“, knurrt Alexius, der größte von uns während er die Ärmel hochkrempelte und seinen Weg zu der Gestallt bahnt.


„Wie war das mit dem Tölpeln?“, knurrte Alexius, seine Knöchel knackend und als er auf die Kapuze hinunter schaute.
„Setz dich und trink dein Wein kleiner.“, gab die Kapuze nur zum besten.
„Wisch ihm eine!“, rief Basilius.
„Ja zeig es ihm!“, fiel ich mit ein.

Alexius griff die Kapuze am Kragen und hohlte aus zum Schlag doch…
Die Kapuze stand auf, sie überthronte doch sogar Alexius. Ein Griff, ein Schlag und schon lang Alexius mit dem Bauch auf den Tisch der Kapuze gedrückt, wimmernd vor Schmerz da die Kapuze ihm seine Rechte immernoch auf den Rücken dreht.

„EY! Keine Rauferein in meiner Taverne Fremder!“, keifte der Wirt, woraufhin die Kapuze Alexius los ließ und sich wieder setzte.
Alexius setzte sich kleinlaut, die Hand haltend, zurück auf seinen Platz.

Die Kapuze nahm einen großen Schluck aus ihrem Krug, ehe sie zu erzählen begann.
"Ihr seid euch sicher, dass hier alles Friede, Freude Eierkuchen ist? Dann lauscht meiner Geschichte.

Vor langer Zeit stand auf diesem Kontinent eine prächtige Stadt. Die Stadt, Annúminas hieß sie, war die Heimat großen Reichtums durch ihre unerschöpflichen Erzadern. Annúminas war so reich, dass jedes Dach gülden in der Sonne blitzte und die Weißen Mauern der Stadt so dick, dass man sie für uneinnehmbar hielt. Die Mitte, jenes wundervollen Ortes, zierte ein großer Turm. Dies war der Astronomie Turm, aus welchem die Sterne beobachtet wurden und alles Wissen jener Zeit vermeindlich gesammelt wurde.

Das Leben in Annúminas war sorglos, weder Hunger noch Krankheit plagten die Bürger und Philosophie war das Tagesgeschäft selbst des ärmsten Bettlers, welcher selbst ein prächtiges Schlafgemach sein eigen nennen konnte…Wer hätte ahnen sollen was an jenem Tag wiederfahren sollte?"

Wir lauschten gespannt der Geschichte. Unser Verstand machte uns klar, dass es ein Märchen sein müsste doch die Stimme der Kapuze sprach mit einer Sicherheit, die nur von einem kommen kann der selbst dort gewesen sein könne.


"Es war ein Tag wie jeder anderevor 150 Jahren (950 n.Chr.). Die Sonne stand hoch am Himmel, die Vögel zwitscherten und die Geschäfte auf den zahllosen Märkten der stadt brummte. Doch eins war anders. Ein Donnern, als würde der Himmel herab fallen, gepaart mit einem Beben als würden sich die Pforten des Tartaros öffnen erfüllten die Mittagsstunde.
Die Wachen auf den Mauern sahen erst nur eine Staubwolke, die sich über den ganzen östlichen Kontinent erstreckte, doch schonbald konnten sie das Blinken von Speeren und Helmen ausmachen.

Ein Heer aus Reiternd, zählend an die hundert-tausenden, an Wilden die diese Lande bevölkern ritt wie eine unaufhaltsame Naturgewalt auf Annúminas zu. Diese Wilden sind die Attalai, ein Nomadenvolk der Elfen, die nur von einem getrieben werden…der Gier nach Krieg.
Die Stadtmauern von Annúminas, so dick und stark sie auch waren, waren Machtlos gegen die bloße Anzahl an Magiern in den Reihen der Attalai, so dass die Stadtwache nicht einen Hauch einer Chance hatten um etwaige Gegenzauber vorzubereiten.

Mit dem Fall der Mauer war das Schicksal Annúminas bereits besiegelt…
Die Attalai verwüsteten die Stadt dermaßen, dass jene die einen Frieden schließen sollten, ihr Lager außerhalb der Stadt aufschlagen mussten. Die Felder waren mit elfischen Überresten übersät, und der Gestank des Todes war so immens, dass niemand die Stadt betreten konnte."

Wir sahen uns mit hochgezogenen Augenbrauen an. 150 Jahre? Elfen? Zweifellos band die Kapuze uns einen Bären auf, aber diese Sicherheit in ihrer Stimme kann nur von jemanden kommen, der es selbst erlebt hat.


"Von Annúminas ist heute nur noch eine Trostlose Ruine vorhanden. Geraubt wurden die goldenen Dächer, längst verwittert sind die Weißen Fassaden. Gewichen ist das Gelächter der Kinder und Gegröhle der Marktschreier für das heulen des Windes durch die leeren, toten Gassen. Schächte die einst von Laternen erleuchtet sind, sind schon lange eingestürzt. Einzig der astronomie Turm steht noch als Mahnmal an längst vergangene Zeiten.
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Bildquelle

Nur wenige wagen es Annúminas in der Wildnis zur suchen und noch weniger kehren von dieser Suche zurück, denn die Attalai…reiten immer noch."

Ich schaute zum meinen Kumpanen. Wir alle kannten solche Märchen aus Anatolien, aber der Gedanke, dass wir auch in diesen Landen nicht davon verschont bleiben machen schon ein mulmiges Gefühl. Wir schauten zurück zur Kapuze um sie zu fragen, was sie noch von diesen Wilden wissen würde, doch…sie war verschwunden.

Nur ein leerer Krug stand noch da, als einziger Beweis, dass die Kapuze je dort gesessen habe, und neben dem Krug drei silberne Münzen. Das Silber war alt, es war schon lange angelaufen, und auf den Münzen war ein Turm geprägt.

Ich schluckte angst erfüllt und hauchte: „Es ist wahr…“
Nur um in die sprachlosen Gesichter der ganzen Taverne zu blicken, einige waren sogar kreidebleich.


OOC

Eine Umsetzung der Ruinen von Annúminas ist geplant, wird aber nicht in Naher Zukunft vollzogen.

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