Rhaenelyra II. von Vinyamar

Geschichte

Anfänge

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Quelle

Die Glocken läuteten vor Freude, den Stürmen entgegen, sich durch den Wind durchkämpfend. Die gepflasterten Strassen waren im Regen durchnässt und überall lag Matsch. Die Bewohner der riesigen Stadt würden heute wohl nicht ihre Häuser verlassen. Und doch zogen die Glocken sie aus ihren warmen Stuben heraus. Einzelne spähten kurz heraus, hinhörend, ob sie auch wirklich das im starken Wind vernahmen, was sie sich einbildeten zu hören. Die Glocken Dohaeragons läuteten eine neue Ära ein. Der Himmel weinte. Die Götter trauerten.

Nur wenige Augenblicke später versammelten sich die Elfen von Dohaeragon auf den Strassen und blickten zum Palast hoch, ehe sie sich hinknieten und verbeugten. Der kalte Regen peitschte auf die Rücken der Bewohner, doch sie schienen sich nicht zu kümmern. Erstes Gemurmel setzte ein, ehe es lauter wurde:

“Die Valysar ist tot. Lang lebe die Valysar.”

Immer mehr Elfen knieten sich auf die Strassen nieder, sich in Richtung Palast verbeugend. Sie alle trauerten. Sie alle frohlockten. Doch die Götter schienen erzürnt über diesen Tod. Wieso sollten sie diese Unwetter schicken, wenn eine neue Ära beginnen sollte? Wenn der ewige Kreislauf sich erneuerte? Wenn ein neuer Herrscher den Thron Dohaeragons, die Stadt der Götter, besteigen würde?

“Die Valysar ist tot! Lang lebe Valysar Visenya III.!”, riefen die Leute dem Sturm entgegen. Ihre Tränen sah man nicht durch den Regen, der unnachgiebig auf sie herunter prasselte. Die einzigen Tränen, welche die Götter tatsächlich sehen würden, wären jene von Visenya, welche gebeugt über den Leichnam ihrer Mutter, Valysar Rhaenyra III., vor sich hin trauerte. Die Palastdiener und -wachen standen um sie herum, in der gleichen Haltung wie die Bewohner draussen auf den Strassen. Ein Donnern unterbrach ihr Weinen. Sie müsste jetzt stark sein, so lautete der Wille der Götter. Die Zeit des Trauerns war vorbei.

Doch die Herrschaft der jungen Prinzessin war noch nicht gekommen, so glaubte es zumindest ihr Vater. Raegon I. sprach jeden Tag, jede Nacht, wann immer seine Tochter ihn im Kerker besuchen kam, eindringlich auf seine Tochter ein und bat sie, den Thron zu seinen Gunsten abzugeben. Seit Tagen hörte der Regen nicht auf.
“Verstehe doch, Tochter, verstehe, dass unsere Götter die Familie Aelasar bestrafen! Sie beschlossen bereits vor wenigen Jahren, dass deine Grossmutter nicht mehr herrschen sollte und nun … entschieden sie sich, deine Mutter zu sich zu holen”, während ihr Vater sprach, grollte der Donner. Ein Blitz erhellte den Nachthimmel. Visenya blickte mit verschränkten Armen aus dem Fenster raus. Der Wind zog durch den Palast.

“Doch wen schickten die Drachengötter, um Mutter zu töten?”, seufzte Visenya leise. Ein leises Schniefen war zuhören, während ihr Vater hinter ihr stand.
“Mich”, meinte dieser leise, doch mit fester Stimme, “sie schickten mich, um die schwache Blutlinie der Aelasar zu vernichten, damit die Herrschaft mit mir weitergehen kann”, der Himmel grollte erneut. Mit vor Schreck geweiteten Augen blickte Visenya aus dem Fenster raus. Sie traute sich nicht, ihren Vater anzublicken. Ihr Atem stockte. Ihre Hände griffen nach ihrem Dolch am Gürtel.

“Verstehe doch, Tochter! Danke ab. Lehne die Königswürde ab und lasse ich als Valyrok regieren. Dies ist der Wille der Götter”, Visenya hörte, wie ihr Vater näher kam. Seine Stimme klang eindringlich, manipulativ, herzerwärmend. Er würde sie doch jetzt nicht ermorden?

“Du könntest an meiner Seite regieren, als meine rechte Hand… oder du trinkst den Wein aus der linken Karaffe in deinem Zimmer”, sprach er weiterhin eindringlich auf sie ein. Visenyas Hände zitterten. Sie drehte sich um und blickte voller Abscheu zu ihrem Vater. Die Erkenntnis darüber, wie tief ihr Vater in die Abgründe des Verrats und der Gier versunken war, entfachte eine Flamme des Widerstandes in ihrem Herzen. Er hatte ihre Mutter mit einer Dienerin betrogen. Jene Dienerin war von ihrer Mutter hingerichtet worden. Und ihr Vater würde ebenfalls in einigen Tagen hingerichtet werden. Sie konnte nicht zulassen, dass seine Pläne Erfolg hatten, nicht zulassen, dass das Blut ihrer Familie weiter vergossen wurde im Namen seiner egoistischen Ambitionen.

“Du wirst nicht das edle Blut der Drachengötter, meiner Familie, weiter vergiessen! Du wirst niemals regieren! Der Thron… ist meiner”, meinte sie leise, aber eindringlich. Wenn Blicke töten könnten…

Ihr Vater lachte lauthals auf: “Mit welcher Unterstützung denn? Du bist zwar seit vier Jahren verheiratet, aber hast noch keinen Thronfolger!”
Visenya blickte ihn nur kalt an: “Mein Name ist Visenya, die Dritte ihres Namens und stolze Nachfolgerin von Visenya und Valeryon, Mitglied des Hauses Aelasar bei Blute! Du bist ein niemand. Du bist königlich durch die Heirat, aber ich bin königlich geboren! Du bist nichts.”

Mit einem lauten Schrei und Tränen in den Augen sprang Visenya mit ihrem Dolch nach vorne. Ihr Vater hob abwehrend die Arme, doch seine Tochter war zu schnell. Sie bohrte ihm den Dolch in das Herz. Voller Hass blickte sie ihn an: “Möge Valyndor deine Seele nicht aufnehmen!”

Als sie den Dolch rauszog, fiel ihr Vater mit vor Schreck geweiteten Augen auf den Boden. Er röchelte noch einige Sekunden lang, ehe er still auf dem Boden liegen blieb. Visenya liess den Dolch zu Boden fallen, voller Hass auf ihren Vater blickend. Einzelne Tränen liefen ihr die Wangen runter. Sie atmete tief durch, ehe sie über seinen Leichnam schritt und aus dem Kerker rausging. Schon am nächsten Tag würden die Herolde in der grossen Stadt die schrecklichen Taten ihres Vaters herausposaunen, sowie seine Hinrichtung verkünden.

Nachdem Valysar Rhaenyra III. in einer heiligen Zeremonie erst mit Drachenfeuer verbrannt wurde und man dann ihre Asche beerdigt hatte, kehrte endlich Ruhe ein. Zusammen mit ihrem Mann wurde Visenya gekrönt. Fortan war sie als Valysar Visenya die Dritte, die Unbeugsame, bekannt. Ihr Mann wurde seit der Krönung Valyrok Raegon der Zweite, der Gerechte genannt, während man ihren Vater nur noch als Raegon, der Verräter, kannte. Ihre Mutter? Oh, ihre selige Mutter wurde fortan als Rhaenyra, die Geliebte, in den Geschichtsbüchern niedergeschrieben.

Doch etwas konnte sie ihrem Reich nicht geben. Über 100 Jahre waren vergangen und noch immer konnte Visenya dem Reich keinen Thronfolger liefern. Würde sie nun sterben, würde das Reich wohl an ihren Onkel, Prinz Daemon II., gehen, Witwer und gebrochen, nachdem sein Sohn wegen einer inzestuösen Affäre mit dessen Tante Mylaela hingerichtet wurde und der andere Sohn in der Armee kaum zuhause war. Und während man sich im Volke schon über die unfruchtbare Valysar lustig machte, segnete Elyndra nach all den Jahren das Königspaar mit einem silberhaarigen Mädchen.

Das kleine Mädchen kam nach einer langer, stürmischen Nacht zur Welt. Visenya hatte sich die Seele aus dem Leibe geschrien, stundenlang. Man munkelte, dass das Volk trotz des Sturmes die Schreie der Valysar gehört hätte. Und als das kleine Mädchen endlich das Licht der Welt erblickte, ging auch die Sonne auf und der Sturm verzog sich.

“Welch wunderbares Geschenk du mir machst, meine Valysar. Wie sollen wir sie nennen?”, zart küsste ihr Mann sie auf die Stirn, während sie das kleine Bündel im Arm hielt. Sie lächelte das kleine Mädchen sanft an, die ganzen Namen im Kopf durchgehend. Es war ihr ganzer Stolz und ihr Sieg gegen den Verrat ihres Vaters und die ganzen Witze im Volke. Es kam nur ein Name in Frage:

“Rhaenelyra.”


Kindheit

Lautes Kinderlachen war im Palastgarten zu vernehmen. Es war ein heisser Sommer und jeder Bürger von Dohaeragon schwitzte. Bis auf Rhaenelyra. Ihr schien die Hitze nichts auszumachen, während sie ihrem zehnjährigen Bruder und der sechsjährigen Schwester hinterher rannte. Sie tobten gerne im Garten umher. Und bald schon würden es vier Kinder sein. Ihre Mutter, Visenya, sass auf der Terasse und hielt die jüngste Tochter, Rhaenys, im Arm. Sie war gerade erst einige Wochen alt.

“Lyra! Jae! Ella! Nun kommt schon her und speisst mit mir zusammen den wunderbaren Kuchen. Ihr könnt später weitertoben”, mit einem sanften Blick betrachtete sie ihre Kinder. Rhaenelyra, liebevoll Lyra von ihrer Mutter genannt, war zu einer wunderschönen, 15-jährigen Prinzessin geworden. Ihr langes, silbernes Haar war durch das Toben zwar total wirr, doch konnte man jetzt schon ihre Anmut und Schönheit erkennen. Jae, mit vollem Namen Jaeherys, war das Abbild seines Vaters. Eines Tages würde er wohl viele Herzen brechen, während er seinen Dienst als Krieger für das Königshaus verrichten würde. Und da gab es noch Rhaella, oder auch kurz Ella. Ein wildes, doch kluges Mädchen, das gerne musizierte.

Laut schwatzend, so gar nicht königlich, kamen die drei Sprösslinge an den Tisch und setzten sich hin, nachdem sie ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange hauchten. Zusammen giggelten und lachten sie, genossen die Zeit mit der Familie.
Rhaenelyra war beim Volk beliebt und Rhaenelyra liebte das Volk. Nur zu oft sah man sie, umgeben von Wachen, in der Stadt herumschlendern. So half sie manch kranken Menschen beim Gehen, spielte mit den Waisenkindern oder hörte sich einfach nur die Sorgen an. Visenya wusste, wie stark sie damals gelitten hatte, nicht optimal auf den Thron vorbereitet gewesen zu sein. Umso mehr förderte sie die Ausbildung ihrer ältesten Tochter. Auch ihre anderen Kinder bekamen eine gute Ausbildung. Sie alle sollten in der Lage sein, eines Tages den Thron zu übernehmen, sollte ihre Mutter nicht mehr da sein und Rhaenelyra nicht im Stande zu sein, den Thron zu übernehmen.

“Wie läuft das Speertraining?”, lächelnd blickte Visenya zu ihrer ältesten Tochter, welche sich das weiss-silberne Haar aus dem Gesicht strich. Ihr sanftes Lächeln wechselte sogleich zu einem fetten Grinsen.
“Gut! Meister Korival meinte, ich sei ein Naturtalent und wenn es noch Drachen gäbe, wäre ich wohl eine sehr gute Drachenreiterin”, Visenya betrachtete rhaenelyra mit einem sanften Lächeln, während sie ihren Geschwister begeistert von ihrem Training erzählte.

“Und sämtliche Drachenreiter konnten mit dem Speer kämpfen?”, mit grossen Augen blickte Rhaella erst zu ihrem Bruder, Jaeherys, ehe sie zu Rhaenelyra blickte.
“Natürlich! Und einige Drachenreiter waren in der Lage, ihre Feinde mit dem Speer im Flug zu erschiessen!”, grinste Jaeherys, sich über die kleine Narbe an der Narbe streichend. Rhaenelyra lachte und verstrubbelte ihm die Haare.

“So wie du damals versucht hast, und dir fast das Ohr aufgespiesst hast, funktioniert es aber nicht”, lachte Rhaenelyra laut, während ihr Bruder schmollte. Oh, der Vorfall war zu witzig damals, als sich der erste Schock legte. Visenya war dermassen sauer gewesen, dass Jae für einen ganzen Monat nicht mehr trainieren durfte. Dafür beobachtete er ständig seine älteste Schwester.

“Nun solltet ihr euch jedoch frisch machen. Heute Abend findet der Ball zum Gründungstag Dohaeragons statt und Rhaenelyra wird offiziell als Thronfolgerin vorgestellt”, stolz blickte Visenya zu ihrer Tochter, welche leicht errötete.
“Und sich einen Mann aussucht!”, gackerte Jae los, ehe er schnell davon rannte. Rhaenelyra blickte ihn wütend an, ehe sie ihm hinterher eilte.
“Rhaenelyra heiratet?”, fragend mit grossen Augen blickte Rhaella zu ihrer Mutter. Sie wirkte so dermassen unschuldig, dass Visenya nur loslachen konnte.

“Sofern sie den Mann ihrer Träume findet…”


Ein geheimnisvolles Treffen

An einem strahlenden Sommertag, etwa 2 Jahre später, begab sich Rhaenelyra auf einen Ausritt in den Wald. Ihr silbernes Haar hatte sie unter einer Kapuze verborgen, um unerkannt zu bleiben und die Freiheit fernab des höfischen Lebens zu geniessen. Auch wenn sie ihre Familie liebte, die ständigen Verkuppelungsversuche nervten. Sie war doch erst 17!

In einem malerischen Wäldchen, umgeben von Vogelgezwitscher und einem Bächlein, stolperte sie über einen Fremden, der offensichtlich die Gegend erkundete. Sie hatte ihn nicht gesehen, als sie so gedankenverloren durch den Wald ging und fast über den knienden Mann vor sich purzelte.
„Verzeiht, edle Dame“, entschuldigte sich der junge Mann, der sie nicht als Kronprinzessin erkannte. Doch seine weiss-blonden Haare machte sie stutzig. Er war kein Mitglied der Königsfamilie, sonst würde er ihr ja bekannt vorkommen. Wie konnte er nur so helles Haar haben? Rhaenelyra war von seiner Unbeschwertheit fasziniert und spielte mit. Vielleicht würde sie so sein Geheimnis erfahren.

„Kein Problem, mein Freund. Ich bin Lyra. Wer seid Ihr?“ Der Fremde, Raegon, lächelte und antwortete mit einem Hauch von Flirt in seiner Stimme: „Ein einfacher Wandersmann namens Raegon. Lyra, Ihr seid ein wahrer Sonnenstrahl an diesem Tag.“ Die beiden setzten ihre Unterhaltung fort, während sie durch den Wald schlenderten, Lyra drauf achtend, dass ihre Kapuze nicht ihr silbernes Haar offenbarte. Raegon erzählte von seinen Reisen und Abenteuern, und Rhaenelyra hörte gespannt zu. Bald schon bemerkten sie, dass sie eine besondere Verbindung zueinander hatten. Sie lachten viel und Lyra schien die Sorgen des Hofes und der königlichen Pflichten zu vergessen. Als die Sonne langsam unterging, fanden sie einen malerischen Aussichtspunkt mit Blick auf das Land, die Sonne ging gerade unter. Rhaenelyra lächelte und sagte: „Euer Lächeln hat die Dunkelheit des Waldes erhellt, Raegon. Ich habe heute etwas ganz Besonderes gefunden.“ Raegon erwiderte: „Und ich habe eine wundervolle und geheimnisvolle Dame getroffen, die mir den Tag erhellt hat. Ich hoffe, wir können uns wiedersehen.“

Die Sonne verschwand langsam am Horizont, und der Ausblick auf das Land war atemberaubend. Rhaenelyra und Raegon saßen auf einem Felsvorsprung und genossen die herrliche Aussicht. In diesem friedlichen Moment hörten sie plötzlich ein bedrohliches Knurren. Ein riesiges Tier, das wie aus einem Albtraum entsprungen schien, näherte sich ihnen. Lyra stolperte in ihrer Eile, sich zu erheben, und fiel zu Boden, während ihre Kapuze herunterfiel und ihre silbernen Haare freigab. Raegon erkannte sofort, dass es sich um eine der Prinzessinnen von Valysar Visenya handeln musste. Ohne zu zögern zog er sein Schwert und stellte sich schützend zwischen sie und das gefährliche Tier. Der Kampf war erbittert, aber Raegon kämpfte mutig, und mit geschickten Bewegungen gelang es ihm, das Tier schließlich zu vertreiben. Lyra blickte voller Bewunderung und Dankbarkeit auf Raegon, dessen Hemd in Fetzen hing und von den Kratzern des Tieres blutüberströmt war.

Sie sprach: „Ihr habt mein Leben gerettet. Ihr seid tapferer als alle Krieger am Hofe.“ Raegon lächelte, aber sein Blick war nachdenklich. „Eine Prinzessin, die das Königreich verlässt, um die Freiheit zu suchen. Ihr seid nicht wie andere Prinzessinnen.“ Lyra nickte. „Ich bin Kronprinzessin Rhaenelyra von Dohaeragon. Aber bei Euch möchte ich einfach nur Lyra sein.“

Raegon bot ihr seine Hand an und half ihr, aufzustehen, doch zog er seine Hand plötzlich zurück, und seine Miene wurde ernst. „Ihr seid eine Prinzessin,“ murmelte er kühl, fast abschätzig. „Ich habe nichts mit dem Hof zu tun. Ihr solltet besser zurückkehren.“ Lyra spürte den plötzlichen Wandel in seiner Haltung und verstand, dass er nichts mit dem Adel zu tun haben wollte. „Bitte, lasst uns nicht so enden. Ihr habt mich gerettet, und dafür werde ich Euch immer dankbar sein.“ Raegon vermied ihren Blick und stieß einen tiefen Seufzer aus. „Ihr versteht nicht, welche Schwierigkeiten unsere unterschiedlichen Welten mit sich bringen. Es wäre klüger, wenn wir uns nicht wiedersehen.“ Lyra fühlte sich verletzt und verwirrt von seiner plötzlichen Abweisung. Mit einem schweren Herzen kehrte sie in der Dunkelheit des Waldes zur Stadt, in den Palast, zurück, während Raegon auf dem Felsvorsprung zurückblieb, sein Herz von widersprüchlichen Gefühlen zerrissen.


Tod ihrer Mutter

Als vier Jahre später, die nun fast 21 Jährige Rhaenelyra auf ihre Geschwister aufpasste, während ihre Mutter in den Wehen lag, machte sie sich das erste Mal Gedanken um ihren Ehemann. Jenen Mann namens Raegon hatte sie seit jeher nicht mehr gesehen. Einen fast weisshaarigen Elfen, der kein Mitglied der Königsfamilie ist. Ein Mysterium, das sie bis heute nicht gelöst hatte. Ihre Mutter schwieg behaglich, die Meister ebenfalls. Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder handelte es sich um Nachkommen von Fraeya, der verbannten Prinzessin, oder um einen Nachkommen eines ausserehelichen Techtelmechtels.

Es war Tradition am Königshof von Dohaeragon, dass die Prinzessinen der Familie mit 21 Jahren verheiratet werden sollten. Da wurde auch keine Ausnahme bei der Thronfolgerin gemacht. Ihre Namensgeberin, Valysar Rhaenelyra I., bestieg mit nur 16 Jahren, noch nicht einmal volljährig, den Thron. Sie wurde zur jüngsten Monarchin der Valyrianthischen Geschichte und regierte stolze 580 Jahre. Doch auch diese wurde mit 21 Jahren verheiratet. Natürlich gab es Ausnahmen, sogar einige. Doch selbst ihre Mutter, Valysar Visenya, und dessen Mutter, Valysar Rhaenyra, wurden mit 21 Jahren verheiratet. Und nun sollte sie, Rhaenelyra, sich einen Mann aussuchen, ehe der Hohe Rat ihrer Mutter einen Kandidaten bestimmen würden.

Rhaenelyra seufzte. Sie wollte die Welt sehen. Sie wollte Eldoria erkunden. Doch als Thronfolgerin war es viel zu gefährlich, zu reisen. Und deswegen musste sie sich nun um ihre Geschwister kümmern, während ihre Mutter in den Wehen lag. Es war schon lange nicht mehr vorgekommen, dass das Herrscherpaar so viele gesunde Kinder bekam. Natürlich wurden die Frauen der Familie öfters schwanger, hatten sie in ihrem langen Leben von über 500 Jahren viel Zeit für Kinder - auch im höheren Alter. Doch die Umstände waren nicht immer rosig gewesen. Kriege und Hungersnöte, Stürme oder auch Komplotte, liessen die Frauen oft mehrere Fehlgeburten erleiden. Auch gab es einige königliche Frauen, die im Kindbett starben - oder gar ihren Ehemann nicht wirklich liebten und daher nur einen Nachfolger zeugten. Und jene Männer suchten sich dann andere Gespielinnen aus.

Erneut seufzte sie auf und jagte ihrer noch jüngsten Schwester, Rhaenys, hinterher. Die 6 jährige war ein fröhliches Kind, das sich immer in der Nähe ihrer Mutter aufhielt. Selbst bei Ratssitzungen sass sie im Ratszimmer auf dem Boden ihrer Mutter und spielte mit ihrer Murmelsammlung. Die Stunden vergingen und die Geschwister genossen allesamt die Abendsonne auf der Terrasse. Der Blick zum Meer beruhigten sie, während sie gespannt auf ihr jüngstes Geschwisterkind warteten. Ungewöhnlich lang warteten.

Als ihr Vater, Valyrok Raegon II., mit blutverschmierten Händen und einem kleinen Bündel in den Armen auf die Terrasse trat, wusste Rhaenelyra sofort, dass etwas geschehen war. War es eine Totgeburt? Wollte ihr Vater, dass sie sich von ihrem Geschwisterchen gleich verabschieden konnten? Vorsichtig legte Rhaenelyra den Kopf der schlafenden Rhaenys, welcher bis eben in ihrem Schoss lag, auf der Bank ab und trat zu ihrem Vater. Jaeherys, ihr Bruder, welcher nun 16 Jahre zählte, sowie die 12 jährige Rhaella, stellten sich jeweils links und rechts neben ihre Schwester. Raegon blickte mit Tränen in den Augen zu seiner ältesten Tochter und schluckte, ehe er sich hinkniete.

“Die Valysar ist tot. Lang lebe die Valysar”, rief er feierlich, doch tieftraurig. Schockiert und überfordert blickte Rhaenelyra zu ihm hinunter, ehe sie den glichen Ruf von ihren Geschwister hörte, welche sich ebenfalls hinknieten. Die umstehenden Diener und Wachen stimmten in den Ruf mit ein.

“Die Valysar ist tot! Lang lebe die Valysar!”

Schon bald erklangen die Glocken von Dohaeragon, dieselben Glocken, die vor 130 Jahren eine neue Ära einläuteten. Es regnete nicht wie damals. Nur ein kühler Wind bliess und bescherte den Bewohner der riesigen Stadt eine Gänsehaut, welche nun nach und nach ihre warmen Stuben verliessen. Der Wind heulte auf. Die Götter trauerten, doch sie frohlockten.

Die Bewohner von Dohaeragon versammelten sich auf den Strassen und blickten zum Palast hoch, ehe sie sich hinknieten und verbeugten. Erstes Gemurmel setzte ein, ehe es lauter wurde:

“Die Valysar ist tot. Lang lebe die Valysar.”

Der Ruf schallte nach und nach zum Palast hoch, indem man aber nur lautes Weinen hörte. Während sich Raegon bereits von seiner Frau verabschieden konnten, sassen nun seine Kinder am Bett ihrer Mutter und weinten um sie. Das kleine Bündel in seinen Händen hielt er eisern umschlossen. Auch wenn er nun erneut Vater geworden war, wollte er lieber seine Frau im Arm halten, als sein fünftes Kind. Der Hohe Rat von Dohaeragon war bereits einberufen worden und sie alle warteten auf die junge Rhaenelyra, die sich jedoch noch nicht von ihrer Mutter trennen konnte. Die sechsjährige Rhaenys klammerte sich an ihre Mutter, stumm und apathisch. Rhaella klammerte sich an die Hand von Rhaenelyra, während Jaeherys stumm Rhaenys’ Rücken streichelte. Die Tür öffnete sich leise.

“Euer Rat hat sich eingefunden, Euer Gnaden”, meinte eine weibliche Stimme, während man Stoff rascheln hören konnte. Doch niemand rührte sich. Auch nicht Rhaenelyra.
“Rhaenelyra …”, vernahm sie die sanfte ihres Vater, welche leicht heiser klang, “man wartet auf dich.”

Rhaenelyra drehte sich um und blickte zu einem der Ratsmitglieder ihrer Mutter. Ihre Tante, Hohepriesterin Vaella III. und Meisterin der Religion und Kultur, stand im Zimmer und verbeugte sich erneut, als sich Rhaenelyra umdrehte. Rhaenelyra nickte leicht, ehe sie zu Rhaella blickte. Diese nickte nur, ehe sie zu ihrem Vater trat und sich an seinen Roben festklammerte.

“Euer Ganden”, erneut verbeugte sich Vaella, Rhaenelyra anweisend, vorzugehen. Rhaenelyra strafte ihre Schultern, atmete noch einmal tief durch, ehe sie ihr schwarzes Trauerkleid anhob. Festen Schrittes und mit neutraler Miene schritt Rhaenelyra mit Hohepriesterin Vaella im Schlepptau durch den Palast. Hinter ihnen folgten die zwölf Leibwachen der Valysar ihnen. Die Bediensteten verbeugen sich tief vor ihrer neuen Valysar, die Wachen in den Gängen standen stramm und nickten ihr zu. Als sie in die Nähe des Ratssaals kamen, verteilten sich die zwölf Leibwachen, so dass nur noch zwei unmittelbar in der Nähe von Rhaenelyra standen.

Als die beiden Frauen den Raum betraten, erhoben sich die restlichen drei Ratsmitglieder und verbeugten sich tief vor der neuen Herrscherin. Rhaenelyra blickte sich im Ratssaal um, ehe sie langsam zum Tisch trat und sich auf dem Platz des Herrschers niederliess. Dann deutete sie stumm an, dass sich die Ratsmitglieder setzen dürften.

“Euer Gnaden, mein aufrichtiges Beileid zum Verlust eurer Mutter. Valysar Visenya III. war eine weise, mitfühlende und pflichtbewusste Herrscherin”, erhob der Meister des Krieges, Elaris Thalorian, den Bruder des Eranor (=Graf) von Theloria. Dieser hatte vor sieben Jahren den Posten bekommen, als Rhaenlyras Grossonkel, Prinz Daemon II., verstarb - vereinsamt und alleine. Erst hatte er seine Frau bei der Geburt ihres Sohnes verloren, dann wurde sein Sohn wegen der inzestuösen Beziehung zu seiner Tante zusammen mit ihr hingerichtet. Rhaenelyra mochte Daemon, war er ihr doch wie ein Grossvater. Doch Elaris Thalorian war ein guter Stratege und seit seiner Einsetzung gab es auch keine Unruhen mehr in der Stadt.

“Valysar Visenya schuff eine Ära des Friedens und Wohlstand für die Valyrianthi”, stimmte das nächste Ratsmitglied zu. Der Meister der Justiz, Caelum Ilyndor, ein Sprössling einer der reichsten Familien von Dohaeragon, hatte sich ganz und gar der Gerechtigkeit verschrieben und sass nun seit fast 60 Jahren im Hohen Rat.

“Und auch ihr werdet euch als nächste Valysar einen Namen machen, Euer Gnaden”, schloss sich das letzte Ratsmitglied, Galerian Myrthandor, ein noch eher junger, gutaussehender Elf, den anderen an. Als Meister der Finanzen diente er nun seit 30 Jahren und war im Gegensatz zu seinen Vorgängern nicht korrupt.

Vaella, welche als Hohepriesterin der zwölf Drachengötter seit nunmehr 76 Jahren diente und durch ihre Schwester, Visenya ernannt wurde, nickte nur sanft, die junge Valysar mitfühlend anblickend.

“Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie es war, als unsere Mutter starb. Visenya war vorbereitet, doch so schrecklich jung. Und ihr seid noch ein paar Jährchen jünger. Wir sind alle hier für euch, um euch zu unterstützen, Euer Gnaden”, beteuerte Vaella sanft, ihre eigene Trauer nicht zeigend.

“Das Los eines jeden Herrscher ist es, seine Trauer nicht all zu lange zu zeigen. Dohaeragon braucht einen stabilen Herrscher, damit es keine Unruhen gibt. Daher müssen wir über eure Krönung reden”, wandt Elaris Thalorian ein.
“Und über eure Wahl eines Gatten”, verschmitzt blickte Galerian Myrthandor die Valysar an.

“Das hat Zeit!”, zischte Vaella.
“Das Reich braucht einen Thronfolger!”, bekräftigte Caelum Ilyndor. Zustimmendes Gemurmel war zu hören.
Rhaenelyra erhob sich und wandte sich dem Fenster zu. Es war mitten in der Nacht, doch die Stadt schien nicht zu schlafen. Überall konnte sie das Licht der Laternen und der Lagerfeuer sehen.

“Die Krönung findet nach der traditionellen Trauerphase statt, die ich hiermit auf die Dauer eines Mondes festlege. Nach der Krönung, sobald sich die Trauer und der Staub gelegt hat, können wir über meinen zukünftigen Mann reden”, Rhaenelyra verschränkte die Arme hinter ihrem Rücken und atmete tief durch.

“Aber euer Gnaden…”, Rhaenelyra drehte sich zu ihrem Hohen Rat und unterbrach Meister Myrthandor: “So lautet mein Befehl. Und nun geht. Ruht euch aus. Ich möchte endlich meine neugeborene Schwester begrüssen.”

Der Hohe Rat erhob und verbeugte sich tief vor Rhaenelyra, welche mit festen Schritten aus dem Raum eilte. Ihre Händen zitterten, während sich die zwölf Wachen ihrer Leibgarde sich nach und nach angeschlossen und ihr folgten.

“Mutter, ich werde dein Erbe annehmen und das Volk in Frieden und Wohlstand führen, wie du es getan hast. Ich werde auf unsere kleine Rhaenyra aufpassen…”, schwor sie sich gedanklich, ehe sie in das Schlafgemach ihrer Mutter trat. Der Leichnam war bereits von den Priestern der zwölf Drachengötter mitgenommen worden, doch ihre Familie waren noch immer im Zimmer. Sie sassen am Esstisch im dortigen Zimmer, erhoben sich aber alle gleichzeitig und verbeugen sich von Rhaenelyra.

Rhaenelyras Lippen bebten, während sie wortlos ihre Arme nach dem Baby ausstreckte. Ihr Vater übergab es ihr sanft. Die junge Valysar blickte auf das kleine Mädchen hinab und wog es sanft in ihren Händen.

“Kleine, süsse Rhaenyra. Du hast eine wunderbare, chaotische Familie, die dich über alles liebt. Dir wird es an nichts fehlen. Wir werden dich immer beschützen. Und Mutter … sie wird zusammen mit den zwölf Drachengötter auf uns aufpassen”, sanft küsste sie die Stirn des Babys, ehe sich sich hinsetze und es einfach nur festhielt. Auch der Rest setzte sich wieder hin. Rhaenys kuschelte sich an ihren Vater und war sobald eingeschlafen.

Nur zwei Tage später, wurde Valysar Visenya in Dohaeragon beerdigt, und die Zeremonie folgte den uralten Traditionen der Drachenelfen, die tief in der Geschichte und den Bräuchen verwurzelt sind. Die Beerdigung fand in den schattigen Gärten des Königspalastes statt, einem Ort der Ruhe und Besinnung, wo die adeligen Valyrianthi ihrer Verstorbenen gedenken.

In den frühen Morgenstunden versammelte sich die königliche Familie, in tiefer Trauer schwarz gekleidet, um Visenya die letzte Ehre zu erweisen. Rhaenelyra, von tiefer Trauer erfüllt, führte die Prozession durch die Stadt an. Sie trug ein schlichtes, schwarzes Gewand, das mit silbernen Stickereien verziert war, die die Symbole der Drachengötter darstellten. Ihr Gesicht war ernst und in Gedanken versunken, während sie den Sarg ihrer Mutter begleitete, der inmitten von weißen Lilien und tiefroten Rosen lag und auf einem Wagen von zwölf schwarzen Pferden gezogen wurde.

Die Beerdigung wurde von der Hohepriesterin Vaella III. geleitet. Vaella, in feierlichen Gewändern gekleidet, sprach mit klarer und beruhigender Stimme über das Leben und die Tugenden von Valysar Visenya. Sie erinnerte an Visenyas Weisheit, ihre Stärke und die unerschütterliche Liebe zu ihrem Volk.

„Wir gedenken heute einer großen Valysar, einer Mutter, einer Beschützerin,” begann Vaella, während die versammelte Menge in ehrfürchtiger Stille lauschte. „Visenya hat ihr Leben dem Wohl ihres Volkes und ihrer Familie gewidmet. Mögen die Drachengötter ihre Seele in den Ewigen Landen willkommen heißen.”

Der Sarg wurde in das prächtige Familiengrab gesenkt, ein kunstvoll gestaltetes Mausoleum aus weißem Marmor, das mit goldenen Drachensymbolen verziert war. Die Flamme, die den Sarg ihrer Mutter verbrennen würde, wurde von Rhaenelyra selbst entzündet. Dieser Akt war nicht nur ein Zeichen der tiefen Verbundenheit, sondern auch ein symbolischer Übergang der Verantwortung und des Schutzes. Damals, als es noch Drachen gab, wurden die Leichen der Königsfamilie durch deren Drachenfeuer verbrannt. Doch heute wurde dies durch den Herrscher vollbracht.

„Möge diese Flamme den Weg für Visenya erhellen,” sprach Rhaenelyra mit fester Stimme, während sie das Feuer in der kunstvollen Schale aus geschmolzenem Drachenstahl entfachte. Die Flamme brannte mit einem intensiven, blauen Licht, das den gesamten Raum in ein magisches Leuchten tauchte und schon bald den Sarg entzündete.

Die Priesterinnen sangen weiter, ihre Stimmen voller Ehrfurcht und Bewunderung, als sie alte Gebete und Segenssprüche anstimmten. Das Lied erfüllte die Luft und verband die Anwesenden in einem Moment der gemeinsamen Trauer und des Gedenkens.

Als der Rauch der Flamme emporstieg und sich mit den Winden vermischte, erhob Vaella ihre Hände und sprach ein letztes Gebet: „Oh ihr heiligen Drachengötter, nehmt Visenyas Seele in eure Obhut. Möge sie in Frieden ruhen und über uns wachen. Ihr Geist wird in unseren Herzen weiterleben, und ihre Weisheit wird uns auf unserem Weg leiten.”

Die Zeremonie endete, und die Trauergäste verneigten sich ein letztes Mal vor der Ruhestätte von Visenya. Trotz des Schmerzes und der Trauer verspürten sie eine tiefe Dankbarkeit und Ehrfurcht vor dem Leben und Erbe der verstorbenen Valysar. In der stillen Gewissheit, dass Visenya nun bei den Drachengöttern weilt, kehrten sie in ihr Leben zurück, entschlossen, ihr Vermächtnis zu ehren und weiterzuführen.


Krönung

Die Krönung von Rhaenelyra II. war ein Ereignis von großer Pracht und Opulenz, aber gleichzeitig auch dem Volk nahe und zugänglich. Die junge, 21-jährige Prinzessin wurde zur Valysar von Dohaeragon gekrönt, und die Feierlichkeiten erstreckten sich über mehrere Tage.

Am ersten Tag begann die Zeremonie mit einem feierlichen Umzug durch die prachtvollen Straßen von Dohaeragon. Rhaenelyra II., in einem atemberaubenden grünen Kleid und einer königlichen Robe, fuhr unter dem Jubel und Beifall des Volkes in einer gold-weißen Kutsche, gezogen von zwölf weißen Pferden, voran. Die Straßen waren geschmückt, und die Bürger hatten Blumen und Banner in den Stadtfarben aufgehängt. Die Atmosphäre war erfüllt von Vorfreude und Stolz, während Menschenmassen sich entlang der Route versammelten, um einen Blick auf ihre zukünftige Valysar zu erhaschen.

Die Prozession begann am Tor der Morgenröte, einem monumentalen Bauwerk, das den östlichen Eingang der Stadt markierte und traditionell den Beginn großer Feierlichkeiten ankündigte. Die Luft war erfüllt vom Duft frisch gepflückter Blumen, die von den Bürgern entlang des Weges gestreut wurden. Kinder liefen aufgeregt umher, einige trugen kleine Flaggen, andere waren in farbenfrohe Kostüme gekleidet, die Drachen und andere mythische Kreaturen darstellten.

Angeführt wurde der Zug von einer Gruppe von Trommlern und Flötenspielern, deren Musik die Herzen der Menschen höherschlagen ließ. Hinter ihnen schritten die Krieger der königlichen Garde in ihren glänzenden Rüstungen, ihre Speere und Schilde in perfekter Synchronisation erhoben. Die Straßenlaternen waren mit aufwendigen Girlanden aus goldenen und silbernen Fäden umwickelt, die im Sonnenlicht funkelten und der Szenerie einen magischen Glanz verliehen.

Rhaenelyras Kutsche selbst war ein Meisterwerk der Handwerkskunst, verziert mit kunstvollen Schnitzereien und Edelsteinen, die im Licht glitzerten. Auf den Seiten der Kutsche waren Szenen aus den heroischen Legenden der Drachenelfen dargestellt, die den ruhmreichen Aufstieg ihrer Dynastie und ihre unerschütterliche Verbindung zu den Drachen zeigten. Die weißen Pferde, die die Kutsche zogen, waren mit goldenen Zaumzeugen geschmückt, ihre Mähnen kunstvoll geflochten und mit kleinen Glöckchen versehen, die bei jedem Schritt sanft klingelten. Jedes dieser zwölf Pferde war zusätzlich jeweils mit den Symbolen eines anderen Drachengottes geschmückt.

Als die Kutsche sich dem zentralen Platz der Stadt näherte, erhob sich ein ohrenbetäubender Jubel. Der Platz war bis auf den letzten Zentimeter gefüllt, und die Menschen drängten sich dicht an dicht, um einen besseren Blick auf ihre zukünftige Herrscherin zu erhaschen. Von den Balkonen der umliegenden Gebäude hingen prächtige Wandteppiche und Fahnen herab, die in den Farben des Königshauses erstrahlten.

Rhaenelyra winkte dem Volk zu, ihr Lächeln strahlend und warm. Es war ein Moment der Verbindung zwischen der jungen Prinzessin und ihrem Volk, ein Moment, der die Einheit und Stärke der Drachenelfen symbolisierte. In ihren Augen spiegelte sich der Stolz und die Hoffnung wider, die das Volk in sie setzte. Die Menschen jubelten ihr zu, riefen ihren Namen und warfen Blumen in die Luft, die wie bunte Schneeflocken zu Boden segelten.

An den Seiten der Route standen die Handwerker und Händler der Stadt, die ihre besten Waren zur Schau stellten. Es gab Stände mit fein gewebten Stoffen, kunstvollen Schmuckstücken und exotischen Gewürzen. Gaukler und Akrobaten unterhielten die Menge mit ihren Kunststücken, und überall hörte man das Lachen der Kinder und das fröhliche Stimmengewirr der Menschen.

Als die Prozession schließlich den großen Platz vor dem Palast erreichte, hielt die Kutsche an. Rhaenelyra stieg aus und wurde von den Priesterinnen und Beratern des Hofes empfangen. Die Menge verstummte, als die Priesterinnen einen alten Segen anstimmten, der den Schutz der Drachen herbeirief. Es war ein erhabener Moment, der die Bedeutung dieses Tages für das Reich und sein Volk unterstrich.

Mit jedem Schritt, den Rhaenelyra in Richtung des Thrones machte, auf dem sie gekrönt werden sollte, fühlte sie das Gewicht ihrer Verantwortung und die Erwartungen, die auf ihr lasteten. Doch in den Augen ihres Volkes sah sie auch die unerschütterliche Unterstützung und den Glauben an ihre Führung. Es war ein Tag, der nicht nur ihre Krönung, sondern auch das Band zwischen ihr und ihrem Volk feierte – ein Band, das sie durch die kommenden Herausforderungen und Triumphe tragen würde.


(Quelle: KI1 & KI2)

Am zweiten Tag fand die offizielle Krönungszeremonie statt. Rhaenelyra II. betrat nach einer kürzeren Prozession in ihrer Kutsche vom Palast her, den großen Tempel von Dohaeragon, begleitet von Priesterinnen, die Gesänge anstimmten, die die altehrwürdige Geschichte und die Macht der Drachenelfen heraufbeschworen. Der Tempel, ein beeindruckendes Bauwerk aus weißem Marmor mit goldenen Verzierungen, war das spirituelle Zentrum der Stadt und strahlte eine Aura der Erhabenheit und Macht aus. Die Wände waren mit Fresken geschmückt, die die heroischen Taten vergangenen Herrschern und die majestätischen Drachen darstellten, die einst das Land durchstreiften.

Rhaenelyra, in einem prächtigen Gewand aus goldenen und grünen Stoffen, durchschritt das Hauptschiff des Tempels, das mit unzähligen Kerzen erleuchtet war. Die Priesterinnen trugen weiße Roben und goldenen Haarschmuck, ihre Stimmen verschmolzen zu einem kraftvollen Chor, der die Halle erfüllte. Der Klang der Gesänge, begleitet von sanften Klängen einer Harfe und dem tiefen Dröhnen von Trommeln, erzeugte eine fast übernatürliche Atmosphäre, die die Anwesenden in ihren Bann zog.

Die Krönungsmesse wurde von Tausenden von Bürgern besucht, die sich in den Tempel drängten und auf den Plätzen davor ausharrten. Die Menge, die draußen auf den Plätzen stand, lauschte gebannt den Worten der Priesterinnen, die über magische Kristalle verstärkt wurden, sodass jeder den heiligen Ritus miterleben konnte. Die Bürger, in festliche Gewänder gekleidet, hielten Blumen und kleine Drachenstatuetten als Zeichen ihrer Hingabe und ihres Glaubens an die neue Valysar.

Rhaenelyra kniete im inneren des Tempels vor dem Altar nieder, als die Hohepriesterin, ihre Tante Vaella III., hervortrat. Vaella, eine imposante Gestalt mit silbernem Haar und durchdringenden Augen, trug die Drachenkrone in ihren Händen. Diese Krone, aus purem Gold und mit Edelsteinen besetzt, war ein Meisterwerk der Schmiedekunst und symbolisierte die jahrhundertelange Herrschaft der Drachenelfen. Geschmiedet von Aurimor, dem Gott des Handwerks, der Künste und der Tugenden, galt sie als heiliges Artefakt.

Vaella hob die Drachenkrone hoch. Die prächtigen Roben umschmeichelten ihren Körper, während sie mit klarer, durchdringender Stimme sprach:

„Oh, große Drachen, die ihr die Lüfte beherrscht,
erhöret uns, die Kinder eurer Flamme.
Ihr seid die Hüter des Lebens und des Schicksals,
die Götter, die uns mit Macht und Weisheit segneten.
Möge euer Licht uns stets leiten
und eure Flügel uns in der Dunkelheit beschützen.
Dank sei euch für die Kraft, die ihr uns gebt,
für den Wohlstand, den euer Atem beschert.
Möge eure loyale Dienerin, Rhaenelyra Rhaella Visenya Aelasar,
niemals von eurem Pfad abweichen,
sondern dem Wohl ihres Volkes stets dienen,
in Dankbarkeit und Ehre für all eure Gaben.“

Vaella nahm die Drachenkrone herunter und hielt sie über Rhaenelyras Kopf. „Wollt Ihr, Rhaenelyra Rhaella Visenya Aelasar, geloben und schwören, das Volk von Dohaeragon nach den Gesetzen und Gebräuchen der Zwölf Drachengötter zu regieren?“

„Ich gelobe und schwöre“, antwortete Rhaenelyra mit ruhiger Stimme, doch ihre Finger zitterten.

„Werdet Ihr in Eurer Macht für Gerechtigkeit und Frieden sorgen und die Lehren der Drachengötter in allen Euren Urteilen anwenden?“, sprach Vaella weiter und blickte auf ihre Nichte hinunter. Obwohl dies ihre erste Krönung - und hoffentlich ihre letzte - war, wirkte sich routiniert und konzentriert.

„Dies werde ich tun”, schwor Rhaenelyra feierlich. Ihre Mutter war erst einen Monat zuvor verstorben und nun sollte sie diese Bürde tragen? War sie dafür bereits?

„Werdet Ihr die Maximen und Gebote der Drachengötter bis zum Äußersten Eurer Kraft bewahren und die Traditionen unserer Vorfahren ehren?“, fuhr Vaella fort und lächelte sanft auf ihre Nichte runter. Es gab niemand, der so auf die Traditionen pochte wie ihre Nichte.

„All dies gelobe ich zu tun”, beendete Rhaenelyra den Schwur und schloss die Augen.

Vaella legte die Drachenkrone auf Rhaenelyras Haupt und sprach ein Gebet, das die Ehre der Götter und den Segen für die neue Valysar beschwor:

„Möge das Feuer der Drachen in deinem Herzen brennen, Rhaenelyra, und möge die Freundschaft der Drachengötter mit dir sein. So beweise deine Hingabe zu den Zwölf Drachengötter, indem du den Drachenspeer von Dohaeragon in die blauen Flammen der Drachengötter hälst.”

Es war während dieses erhabenen Augenblicks, dass Rhaenelyra ihren Beinamen „Wahres Kind der Drachen“ erhielt. Die Zeremonie verlangte einen besonderen Akt der Hingabe und Beständigkeit: Rhaenelyra musste den Drachenspeer, der von Herrscher zu Herrscher weitervererbt wird, in die heilige Flamme der Drachengötter halten, die für ihre sengende Hitze bekannt war und nur von den wahren Nachkommen der Drachenelfen ertragen werden konnte. Die Flamme, in einer kunstvollen Schale aus geschmolzenem Drachenstahl, flackerte und brannte mit einer intensiven, blauen Farbe, die das gesamte Tempelinnere in ein magisches Licht tauchte.

Als sie den Stab in die Flamme hielt, schien die Zeit stillzustehen. Ein leises Raunen ging durch die Menge, als Rhaenelyra die Hitze an ihren Händen nahezu schmerzfrei ertrug. Ihre Hand leuchtete in der Flamme, und ihr Gesicht zeigte keine Spur von Schmerz oder Angst, sondern nur Entschlossenheit und Ruhe. Die Priesterinnen sangen weiter, ihre Stimmen nun voller Ehrfurcht und Bewunderung. Das Flammenspiel reflektierte in ihren Augen und verlieh dem Moment eine fast übernatürliche Aura.

Die Menge war sprachlos und brach dann in jubelnden Beifall aus, rief ihren Namen und pries sie als das „Wahre Kind der Drachen“. Die Bürger sahen in ihr die Verkörperung der alten Prophezeiungen und die Hoffnung auf eine glorreiche Zukunft. Die Kinder drängten sich an den Straßenrand, um einen Blick auf ihre neue Valysar zu erhaschen, und die Alten flüsterten Gebete des Dankes und der Hoffnung. Überall wurden Rufe laut, die Rhaenelyra als die Auserwählte der Götter und die wahre Erbin der Drachenblutlinie feierten. Seit jeher würde der Drachenspeer die junge Valysar überall hinbegleiten.


(Quelle: KI1 & KI2)

Irgendwann trat Rhaenelyra von der Feuerschale zurück und hielt den heissen Drachenspeer fest in ihren Händen, ehe sie ihn in ein Loch im Boden aufspieste, damit er dort abkühlen konnte. Vaella trat mit zwei Priesterinnen, die eine grosse Schüssel hielten, auf Rhaenelyra zu und nahm ihre feuerroten Hände in die ihre, ehe sie diese in die Schüssel hinabtauchte. In der Schüssel war eine türkise Flüssigkeit, die die Verbrennungen heilten. Die beiden Priesterinnen traten danach zurück, während Vaella erst die Hände ihrer Nichte abtrocknete, und sich dann schräg hinter sie stellte: “Erteile uns deinen Segen, oh Valysar, wahres Kind der Drachen, dass unser Volk in Frieden und Wohlstand gedeihen möge.“

Rhaenelyra nickte sanft und blickte zu ihrem Volk, ihr Blick fest und voller Entschlossenheit. „Die Dinge, die ich hier vorher versprochen habe, werde ich durchführen und halten, so wahr mir die Götter helfen. Möge die Macht der Drachen und ihr Licht unseren Weg erleuchten. Ich werde dem Wohl unseres Volkes dienen und die Ehre der Drachenelfen hochhalten.“

Das Volk brach in jubelnden Beifall aus, und die Hohepriesterin forderte alle auf, sich vor der neuen Valysar zu verneigen. Die Zeremonie war ein Moment des Glaubens und der Hoffnung für die Zukunft von Dohaeragon und der Drachenelfen.

Nachdem Rhaenelyra II. zur Valysar gekrönt wurde, verliess sie in einer langen Prozession den Tempel, und die Priesterinnen vollendeten die Zeremonie mit alten Segenssprüchen. Diese Sprüche, in der uralten Sprache der Drachenelfen gesprochen, riefen den Segen der Götter und den Schutz der Ahnen herbei. Rhaenelyra schwor vor dem Tempel, die Interessen und das Wohl ihres Volkes über alles andere zu stellen, und ihre Worte hallten kraftvoll durch die Hallen des Tempels und hinaus auf die Plätze, wo die Bürger gespannt lauschten. Ihre Stimme, getragen von magischer Verstärkung, erreichte selbst die entferntesten Ecken der Stadt und erfüllte die Herzen der Menschen mit Zuversicht und Stolz.

Anschließend folgten Tage voller Festlichkeiten, die das Volk zusammenbrachten. Es gab Feuerwerke, Konzerte, Feste und Umzüge. Die Straßen von Dohaeragon waren erfüllt von Farben und Lichtern, und die Stimmung war geprägt von Freude und Optimismus, da die junge Valysar ihre Regentschaft begann und die Zukunft des Reiches vielversprechend aussah. Kunsthandwerker präsentierten ihre besten Werke, darunter filigrane Schmuckstücke und prachtvolle Gewänder, die die Geschichte und Kultur der Drachenelfen widerspiegelten. Magier führten beeindruckende Zaubertricks vor, beschworen Illusionen und erzeugten magische Feuerwerke, die den Nachthimmel erhellten. Musiker erfüllten die Luft mit melodischen Klängen, ihre Lieder erzählten von alten Legenden und den glorreichen Taten vergangener Zeiten.

Es wurden große Bankette abgehalten, bei denen das Volk und die Adligen gleichermaßen zusammenkamen, um zu feiern und zu speisen. Lange Tafeln waren mit den köstlichsten Speisen gedeckt, exotischen Früchten, gebratenen Fleischgerichten und feinsten Weinen aus den besten Kellern des Reiches. Die Menschen tanzten bis spät in die Nacht, und überall erklang das Lachen der Kinder, die in den Straßen spielten und an den verschiedenen Attraktionen teilnahmen.
Am Hauptplatz von Dohaeragon fand ein großer Markt statt, auf dem Händler aus allen Teilen des Reiches ihre Waren feilboten. Hier konnte man alles finden, von seltenen Kräutern und Gewürzen bis hin zu magischen Artefakten und Büchern, die altes Wissen enthielten. Schausteller zeigten akrobatische Kunststücke, während Geschichtenerzähler das Publikum mit epischen Erzählungen und humorvollen Anekdoten fesselten.

Ein Höhepunkt der Festlichkeiten war das Drachenrennen, ein spektakuläres Ereignis, bei dem die besten Reiter des Reiches auf prächtigen Pferden, geschmückt mit bunten Bändern und Wappen, gegeneinander antraten. Die Zuschauer jubelten und feuerten ihre Favoriten an, während die Reiter halsbrecherische Manöver ausführten und um den Sieg kämpften.

Die Tage der Festlichkeiten stärkten den Gemeinschaftssinn und die Loyalität des Volkes zu ihrer neuen Valysar. Überall konnte man die Gespräche der Menschen hören, die voller Bewunderung und Hoffnung über Rhaenelyras Zukunftspläne und ihre Visionen für das Reich sprachen. Die Feierlichkeiten endeten mit einem majestätischen Abschlussfeuerwerk, das den Himmel in ein atemberaubendes Farbenspiel verwandelte und die Herzen der Menschen mit Freude und Zuversicht erfüllte.

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Quelle

Doch schon bald fingen Konflikte an, als ihr Vater nur zwei Jahre nach ihrer Krönung ermordet wurde. Der Schuldige wurde nie gefunden, und das Geheimnis seines Todes schwebte wie ein dunkler Schatten über dem Reich. Die Nachbarstaaten hörten vom Tod des Ehemannes der mächtigen Visenya und sahen darin eine Gelegenheit, die Macht von Rhaenelyra zu schmälern. Sie schickten Spione und Gesandte, um Zwietracht zu säen und die Stabilität des Reiches zu untergraben. Intrigen und Verrat waren an der Tagesordnung, und jeder wollte ein Stück des Kuchens haben. Die Ratsmitglieder, einst loyal, begannen, ihre eigenen Ambitionen zu verfolgen und versuchten, Rhaenelyra zu manipulieren oder zu stürzen. Ein jeder wollte im Hohen Rat sitzen und Einfluss auf die Geschicke des Reiches nehmen.

Rhaenelyra stand vor der Herausforderung, ihre Position zu festigen und ihre Autorität durchzusetzen. Die Verschwörungen innerhalb des Palastes wurden immer zahlreicher, und sie musste lernen, Freund von Feind zu unterscheiden. Sie umgab sich mit treuen Beratern und Kriegern, die ihre Vision teilten und bereit waren, für sie zu kämpfen. Die junge Valysar war gezwungen, ihre politischen Fähigkeiten zu verfeinern und taktische Allianzen zu schmieden, um ihre Feinde in Schach zu halten.

Gleichzeitig musste sie die Sicherheit ihrer Familie gewährleisten, besonders die ihrer jüngsten Schwestern, die nun ebenfalls im Zentrum der Machtkämpfe standen.
Während dieser turbulenten Zeit zeigte sich Rhaenelyras wahre Stärke. Sie begann, Reformen durchzusetzen, um das Vertrauen des Volkes zurückzugewinnen und die Stabilität des Reiches zu sichern.

Öffentliche Arbeiten wurden in Angriff genommen, um die Infrastruktur zu verbessern, und neue Handelsabkommen wurden geschlossen, um den Wohlstand zu steigern. Die Märkte füllten sich erneut mit Waren, und die Städte blühten auf. Rhaenelyra nutzte jede Gelegenheit, um ihre Verbundenheit mit den Zwölf Drachengöttern zu betonen und ihre Legitimität als Herrscherin zu unterstreichen.

Trotz der ständigen Bedrohungen und Herausforderungen zeigte sich Rhaenelyra als eine entschlossene und weise Herrscherin. Ihr Mut und ihre Entschlossenheit, die Herausforderungen zu meistern und das Reich in eine glorreiche Zukunft zu führen, inspirierten ihr Volk. Die Menschen sahen in ihr nicht nur ihre Valysar, sondern auch die Verkörperung ihrer Hoffnungen und Träume. Sie vertrauten darauf, dass Rhaenelyra, das Wahre Kind der Drachen, sie durch die Dunkelheit führen und das Erbe ihrer Vorfahren bewahren würde.


Die Wahl des richtigen Gatten

In einer Zeit, in der Dohaeragon nach Stabilität und einer sicheren Zukunft strebte, stand Rhaenelyra III. vor einer schwerwiegenden Entscheidung. Der Konflikt mit dem benachbarten Staat stellte eine ernste Bedrohung dar, und die Geschicke ihres Reiches hingen von der Wahl ab, die sie treffen würde. Mit den Mitgliedern ihres Hohen Rats versammelt, wurde die Diskussion eröffnet, um verschiedene Lösungsansätze zu erörtern.

Die Debatte war intensiv. Einige ihrer Berater schlugen vor, militärisch vorzugehen und die Armee von Dohaeragon in den Konflikt zu führen, was zweifelsohne eine starke Machtdemonstration wäre, aber auch zu einem blutigen Krieg führen könnte, den niemand wirklich wollte. Andere wiederum rieten zu diplomatischen Wegen, zu Friedensverhandlungen als möglicher Lösung, um den Konflikt zu beenden, ohne unnötiges Blutvergießen.

Schließlich wurde die gewagte Idee einer politischen Hochzeit vorgeschlagen. Rhaenelyra III. sollte einen Prinzen aus dem Nachbarstaat heiraten, um die beiden Reiche zu vereinen und den Frieden zu sichern. Es war ein riskanter Schachzug, aber er hatte das Potenzial, den Konflikt dauerhaft zu beenden.

Die Entscheidung war schwer, aber Rhaenelyra III. war entschlossen, den Frieden zu sichern und die Zukunft von Dohaeragon zu schützen. Sie entsandte eine diplomatische Delegation, um Verhandlungen über eine politische Hochzeit aufzunehmen, und hoffte auf eine Lösung, die das Blutvergießen verhindern würde. Doch während die politische Zukunft von Dohaeragon auf dem Spiel stand, führte sie in einem verborgenen Labyrinthgarten ein leidenschaftliches Gespräch mit Raegon, der Liebe ihres Lebens.

Trotz ihrer inneren Konflikte und der vermeintlichen Pflicht zur Hochzeit konnte Rhaenelyra nicht leugnen, dass ihre Liebe zu Raegon noch immer stark war. In einem leidenschaftlichen Moment der Verzweiflung gestanden sie sich ihre Gefühle, ein Kuss der Liebe und des Schmerzes. Die bevorstehende Hochzeit mochte unausweichlich sein, aber die Erinnerung an diesen magischen Moment im Labyrinthgarten würde in ihren gebrochenen Herzen weiterleben.

„Raegon“, begann Rhaenelyra, „ich habe schreckliche Neuigkeiten. Die politische Situation zwingt mich dazu, eine diplomatische Hochzeit zu akzeptieren. Ich soll einen Prinzen aus dem Nachbarstaat heiraten, um den Frieden zu sichern. Es ist meine Pflicht, aber ich fühle mich so zerrissen. Vor all den Jahren habe ich mich in dich verliebt, und meine Gefühle für dich sind nicht erloschen.“
Raegon sah sie mit traurigen Augen an und verstand die Qual, die sie durchlitt. „Rhaenelyra, du musst verstehen, dass die Pflichten einer Valysar oft schwer wiegen. Dein Volk vertraut auf dich, um den Frieden und die Stabilität in Dohaeragon zu bewahren.“

Rhaenelyra senkte den Blick, doch dann, von einer Welle der Leidenschaft überwältigt, griff sie nach Raegons Hand und zog ihn näher. Ihre Lippen trafen sich in einem leidenschaftlichen Kuss, der ihre tiefen Gefühle füreinander ausdrückte. In diesem magischen Moment vergaßen sie die Welt um sich herum.
Aber die Realität holte sie bald wieder ein, und Rhaenelyra seufzte schwer. „Dieser Kuss ändert nichts an den Pflichten, die vor mir liegen, Raegon. Aber er wird für immer in meinem Herzen bleiben.“

Raegon nickte verständnisvoll. „Ich werde immer auf dich warten, egal, was die Zukunft bringt.“

Mit einem letzten Kuss trennten sie sich und Rhanelyra kehrte in den Palast zurück, um ihren Pflichten nachzukommen. Die bevorstehende Hochzeit mochte unausweichlich sein, aber die Erinnerung an diesen magischen Moment im Labyrinthgarten würde in ihren gebrochenen Herzen weiterleben.

Während ihrer Reise in den Nachbarstaat, um die Hochzeit zu besprechen, fand Rhaenelyra III. sich in einer schwierigen Lage wieder. Der Bräutigam, den sie erwartete, war ein schmieriger, dicker und älterer Herr, der Bruder des dortigen Ardor (=Fürst). Sie konnte seine schmachtenden Blicke und zudringlichen Annäherungsversuche kaum ertragen.

Gleichzeitig hatte ihr Bruder Jaeherys IV. eine unerwartete Begegnung. Er traf auf Lúthien, die jüngste Tochter des dortigen Fürsten. Lúthien war von atemberaubender Schönheit und hatte einen bezaubernden Charme. Die beiden verbrachten viel Zeit miteinander und begannen, Gefühle füreinander zu entwickeln.

Rhaenelyra und Jaeherys tauschten sich über ihre Erfahrungen aus. Rhaenelyra war verzweifelt über die Aussicht auf eine Ehe mit einem Mann, den sie nicht liebte und der sie wohl in der Ehe unterdrücken würde, während Jaeherys sich in Lúthien verliebt hatte, die ihm ihr Herz geöffnet hatte.

Die Geschwister standen vor einer komplexen und herausfordernden Situation, die die Zukunft ihres Staates und ihre persönlichen Leben beeinflussen würde.

Um Trost zu finden, schrieb Rhaenelyra einen Brief.

Mein geliebter Raegon,

ich hoffe, dieser Brief erreicht dich in bester Verfassung. Die Tage ohne dich in der fernen Hauptstadt von Volyria sind wahrlich eine Prüfung für mich. Ich sehne mich nach deiner Nähe und der Wärme deiner Liebe. Lass mich dir von meinen Erlebnissen berichten, denn ich fühle, dass du ein Recht auf die Wahrheit hast.

Der Mann, den der Rat für mich ausgewählt hatte, ist eine unangenehme, schmierige Gestalt. Er ist älter, als ich erwartet hatte, und seine Gier und Aufdringlichkeit sind schwer zu ertragen. Er ist der Bruder des Fürsten, und es scheint, als ob er glaubt, er könne alles haben, was er begehrt. Aber ich weigere mich, meinem Herzen zu erlauben, von einem solchen Mann erobert zu werden.

In diesen unruhigen Zeiten gibt es noch eine weitere Sache, die mir auf dem Herzen liegt. Mein Bruder Jaeherys, er hat sich in Lúthien, die Tochter des Fürsten, verliebt. Ich weiß, dass du seine Gefühle für sie verstehen wirst. Doch ihre Liebe ist kompliziert, da die Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern gespannt sind. Ich hoffe, dass du mir verzeihen wirst, dass ich nichts dagegen unternehmen konnte. Du kennst Jaeherys’ Herz und seine Beharrlichkeit, und ich bete für ein glückliches Ende für die beiden.

Ich hoffe, diese Worte erreichen dich in Liebe und Verständnis. Sei versichert, dass mein Herz nur für dich schlägt, und dass nichts und niemand in der Lage sein wird, diese Liebe zu erschüttern. Ich kann es kaum erwarten, wieder an deiner Seite zu sein und unser Leben miteinander zu teilen.

In Liebe und Sehnsucht, Rhaenelyra

Doch alles kam anders als geplant. Der Brief von Rhaenelyra III. an Raegon wurde abgefangen, und der dortige Ardor wurde auf die Situation aufmerksam. Er konfrontierte Rhaenelyra mit ihren Schwierigkeiten und ihrer verbotenen Liebe zu Raegon. Mutig gestand sie ihm die Wahrheit über ihre Gefühle und die widrige Lage, in der sie sich befand.

Der Ardor zeigte Verständnis für Rhaenelyras Dilemma und war beeindruckt von ihrer Aufrichtigkeit. Er erkannte, dass die Hochzeit mit seinem Bruder nicht die beste Lösung war und beschloss, die Situation neu zu bewerten. Er sah, dass seine Tochter Lúthien und Jaeherys eine echte Verbindung hatten und dass dies vielleicht eine bessere Möglichkeit für eine politische Allianz darstellte.

Die Dinge nahmen eine unerwartete Wendung, als der Ardor die Hochzeitspläne überdachte. Rhaenelyra und ihr Bruder Jaeherys atmeten auf, als sich die Chancen für eine glücklichere Zukunft abzeichneten.

Die Rückreise nach Dohaeragon war von Freude und Feierlichkeiten geprägt. Rhaenelyra, Jaeherys und Lúthien reisten gemeinsam zurück in ihre Heimat, um die Freude über die Hochzeit gebührend zu teilen. Die Pracht und der Glanz der Feierlichkeiten in Dohaeragon übertrafen sogar die Festlichkeiten im Nachbarstaat.
Die Menschen in Dohaeragon bereiteten einen herzlichen Empfang vor, um das frisch verlobte Paar zu feiern. Prächtige Bankette, Paraden und festliche Umzüge füllten die Straßen der Hauptstadt während der pompösen Hochzeit. Die Bürger jubelten und feierten die Rückkehr von Rhaenelyra, Jaeherys und ihrer neuen Schwägerin, Lúthien.

Die Hochzeit war nicht nur ein Akt der Liebe und des Glücks, sondern auch ein politisches Bündnis zwischen den beiden Königreichen. Rhaenelyra hoffte, dass diese Allianz die Stabilität und den Frieden in ihrer Region stärken würde, und sie freute sich auf die zukünftigen Entwicklungen in Dohaeragon. Doch zuerst musste sie Raegon aufsuchen.

Die beiden Liebenden trafen sich im verborgenen Garten des Palastes, und Rhaenelyra konnte ihr Glück kaum fassen. Sie rannte auf Raegon zu, warf sich in seine Arme und küsste ihn leidenschaftlich. Die Umarmung und der Kuss drückten all die Sehnsucht und Liebe aus, die sie füreinander empfanden.

„Raegon, du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich dich vermisst habe“, flüsterte Rhaenelyra, während sie Raegon festhielt. „Die Hochzeit meines Bruders war prächtig, aber ich sehnte mich nach deiner Nähe.“

Raegon erwiderte ihre Zuneigung und sagte: „Ich habe dich ebenfalls schmerzlich vermisst, meine Liebe. Du warst in meinen Gedanken, während du weg warst. Doch jetzt sind wir wieder vereint, und das ist alles, was zählt.“

Die beiden verbrachten kostbare Stunden miteinander, in denen sie ihre Liebe erneuerten und sich versicherten, dass ihre Beziehung trotz der politischen Umstände weiterhin stark bliebe. Doch der Alltag holte die beiden schnell zurück.
Der Hohe Rat drängte unerbittlich auf eine Hochzeit, da das Reich einen Thronfolger benötigte, um die Kontinuität der Herrschaft zu gewährleisten. Unter Druck und trotz ihrer Liebe zu Raegon stimmte Rhaenelyra schließlich zu, die arrangierte Ehe zu akzeptieren.

Der Rat präsentierte ihr eine Reihe von möglichen Kandidaten, die als zukünftiger Gatte in Frage kamen. Der erste vorgeschlagene Kandidat war ein Prinz aus einem fernen Land. Er mochte gutaussehend sein, doch seine Schönheit ging mit einer überheblichen und selbstverliebten Natur einher. Er prahlte mit seinen vermeintlichen Heldentaten und schien nur an sich selbst interessiert zu sein. Seine Oberflächlichkeit und mangelnde Intelligenz machten die Gespräche mit ihm oberflächlich und ermüdend. Rhaenelyra spürte, dass sie in seiner Gegenwart keine wahre Verbindung fand und lehnte ihn daher als Bräutigam ab.

Als nächstes traf sie auf Prinz Ealdred von Theloria, einen klugen und respektierten Prinzen aus dem benachbarten Königreich Theloria. Seine Weisheit und diplomatischen Fähigkeiten waren bekannt, und er verstand die politischen Herausforderungen, vor denen Rhaenelyra als Valysar stand. Sie führte ehrliche Gespräche mit ihm, aber sie spürte, dass zwischen ihnen keine romantische Verbindung bestand. Prinz Ealdred war zweifellos ein ausgezeichneter Kandidat für die Heirat, aber die Funken der Leidenschaft oder eine tiefe emotionale Verbindung fehlten.

Rhaenelyra war hin- und hergerissen. Einerseits erkannte sie die politische Bedeutung dieser Hochzeit, aber andererseits sehnte sie sich nach einer Partnerschaft, die auf Liebe und gegenseitigem Respekt beruhte. So suchte sie weiter und traf schließlich Híran Oribel von Volyria, einen mächtigen Mann, der eine bedeutende Rolle in der Wirtschaft des Reiches spielte.

Die wirtschaftliche Bedeutung von Herzog Oribel und seiner Familie war unbestritten, aber Rhaenelyra bemerkte, dass ihre jüngere Schwester, Rhaenys, Gefühle für den Herzog entwickelte. Rhaenelyra wusste, wie wichtig es war, die Gefühle ihrer Schwester zu respektieren, und entschied sich daher, Oribel nicht als Kandidaten zu wählen, um die Verbindung zwischen Rhaenys und dem Herzog nicht zu gefährden.
Rhaenelyra hatte bereits einen Brief von Rhaenys erhalten, in dem ihre Schwester ihre tiefen Gefühle für Herzog Oribel offenbarte. Rhaenelyra war gerührt von der Ehrlichkeit ihrer Schwester und verstand, dass es keine leichte Situation war. Ihre Liebe zur Familie war stark, und sie wollte dem Glück ihrer Schwester nicht im Weg stehen.

Rhaenelyra, die von der bedingungslosen Liebe zwischen Rhaenys und Herzog Oribel erfuhr, fühlte, dass sie keine andere Wahl hatte, als zu handeln. Als sie Herzog Oribel in einer stillen Kammer des Palastes traf, erklärte sie ihm ihre Entscheidung. Sie sagte ihm, dass sie sich geehrt fühlte, dass er einer der möglichen Heiratskandidaten für sie gewesen war, aber sie könne ihre Schwester und ihre eigene Liebe zu ihm nicht ignorieren. Die Verbindung zwischen Rhaenys und Herzog Oribel war so stark, dass Rhaenelyra wusste, dass sie nicht im Weg stehen durfte. Und dies obwohl Rhaenys noch nicht einmal volljährig war.

Herzog Oribel, obwohl überrascht von der Entscheidung der Valysar, konnte die Logik und die Herzenswärme hinter ihren Worten erkennen. Er fühlte sich geschmeichelt, aber er wusste, dass seine wahre Liebe bei Rhaenys lag. Rhaenelyra wünschte ihm und ihrer Schwester Glück und gab ihren Segen für ihre Vermählung, sobald Rhaenys 21 Jahre alt wäre.

Schließlich traf Valysar Rhaenelyra III. auf den letzten Kandidaten: Prinz Alden von Arlandia, einen charismatischen Prinzen aus dem exotischen Königreich Arlandia. Seine Herkunft und Kultur faszinierten Rhaenelyra, und in ihren Gesprächen spürte sie eine gewisse Leidenschaft und Verbindung. Sie fand ihn charismatisch und anziehend, und trotz ihrer tieferen Liebe zu Raegon entwickelte sich zwischen ihnen eine gewisse Leidenschaft. Die Entscheidung war schwer, aber Rhaenelyra willigte ein, Prinz Alden von Arlandia zu heiraten, obwohl sie ihn nicht mit der gleichen Leidenschaft liebte, wie es in einer idealen Ehe der Fall sein sollte.

Die Vorbereitungen für die Hochzeit begannen, und das Volk von Dohaeragon sah der bevorstehenden Krönung des Valyroks mit Spannung entgegen. Die Liebe zu Raegon blieb jedoch tief in ihren Herzen verwurzelt, und sie war entschlossen, ihre Liebe und das Geheimnis ihrer gemeinsamen Nacht zu bewahren.

Trotz der Hochzeit, die bevorstand, und den politischen Pflichten, die sie erfüllen musste, trafen sich Rhaenelyra und Raegon noch einmal in einer abgelegenen Burg. Umgeben von Dunkelheit und Stille, verbrachten sie eine letzte leidenschaftliche Nacht miteinander. Es war eine Nacht voller Liebe und Sehnsucht, in der sie ihre tiefsten Gefühle teilten und einander versprachen, diese gemeinsamen Erinnerungen in ihren Herzen zu bewahren. Die Stunden verstrichen, und beide genossen die kostbaren Augenblicke, die sie gemeinsam verbringen konnten, bevor die bevorstehende Hochzeit Rhaenelyra an einen anderen Mann binden würde.

Am nächsten Morgen, als die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne den Himmel erhellten, trennten sie sich, bereit, ihre Pflichten und Verpflichtungen zu erfüllen, auch wenn die Erinnerung an ihre gemeinsame Liebe in ihren Herzen fortleben würde. Rhaenelyra kehrte zum Palast zurück, um sich auf die bevorstehende Hochzeit vorzubereiten, und Raegon machte sich auf den Weg, um seine eigenen Verpflichtungen zu erfüllen. Ihr gemeinsames Geheimnis würde bewahrt bleiben, und niemand würde je von dieser Nacht erfahren.

Es war ein dunkler, nächtlicher Spaziergang, bei dem Rhaenelyra eigentlich Momente der Ruhe und Erholung suchen wollte. Doch was sie entdeckte, erschütterte sie zutiefst. Sie wurde von einem unangenehmen Gefühl überwältigt, als sie Prinz Alden in dieser intimen Situation mit einem anderen Mann sah. Sie hörte Stöhnen und Ächzen. Sie sah, wie sie sich liebten und küssten.

Mutig räusperte sie sich, als sie den beiden Männern näher kam. Sie schreckten auseinander und verhüllten ihre Leiber spärlich mit Kleidung. Rhaenelyra kam nicht umhin, die muskulösen Körper der Männer zu betrachten. Sie schluckte nervös und atmete tief ein. Sie konfrontierte Prinz Alden und verlangte eine Erklärung für das, was sie gesehen hatte. Er versuchte zunächst auszuweichen, doch schließlich räumte er ein, dass er sie mit Raegon beobachtet hatte. Dieser Moment der Enthüllung ließ Rhaenelyra den Atem anhalten. Eine Hand wäscht die andere.
Prinz Alden und Rhaenelyra standen sich gegenüber und wussten, dass sie beide Geheimnisse über den anderen in den Händen hielten. Es war ein heikler Balanceakt, bei dem jeder das Schweigen des anderen respektierte, um die Wahrung ihres eigenen Geheimnisses zu sichern. Diese ungewöhnliche Allianz verband sie auf eine seltsame Weise, und sie vertrauten einander in diesem Augenblick.

Doch trotz dieses stillschweigenden Abkommens belastete die entdeckte Wahrheit Rhaenelyra zutiefst und ließ sie sich weiterhin nach ihrer wahren Liebe sehnen. Sie stand vor der Wahl zwischen einer arrangierten Ehe und einem Geheimnis, das ihre Zukunft und ihr Reich beeinflussen könnte.

In ihrer Verzweiflung wandte sich Rhaenelyra an Elyndra, die Göttin der Liebe, Schönheit und Geburt. Sie suchte Trost und fand ihn in ihren Gebeten. In der Stille einer heiligen Kammer, in der das fahle Licht von Kerzen flackerte, faltete sie ihre Hände und sprach leise die Worte ihres Herzens.

„Große Elyndra, Göttin der Liebe, höre meine Gebete. Du, die die Macht über die Herzen der Menschen hat, ich stehe vor einer schmerzhaften Entscheidung. In meinem Herzen brennt die Leidenschaft für einen Mann, den ich nicht heiraten kann, und ich trage ein Geheimnis, das mich quält. Bitte leuchte mir den Weg und zeige mir, was ich tun soll. Lass deine Weisheit und Güte meine Wahl lenken.“

Rhaenelyra fand in ihren Gebeten Trost und Hoffnung. Sie hoffte, dass die Göttin ihr einen Weg weisen würde, der sowohl ihr Herz als auch ihr Reich retten würde. Mit diesem Gefühl des Friedens und der Hingabe verließ sie den heiligen Ort, bereit, ihre schwierige Entscheidung zu treffen.

Ihre Gebete sollten in einem sinnlichen Traum beantwortet werden, der ihre Entscheidung beeinflusste und ihre Liebe zu Raegon stärkte. In einer Welt voller Sinnlichkeit und Leidenschaft tanzten sie in einem prächtigen Garten, der von funkelnden Sternen erhellt wurde. Der Himmel leuchtete in tiefem Blau, und in der Ferne ertönte leise Musik, die den Raum erfüllte.

In der Mitte dieses Gartens stand Raegon, der Prinz aus ihrem Herzen. Er schien von einem sanften, magischen Glanz umgeben, der ihn noch anziehender machte. Seine Augen, grau wie der Nebel eines Morgens, blickten sie liebevoll an. Seine Hände berührten zärtlich ihre Wangen, und seine Lippen fanden die ihren in einem Kuss, der die Welt vergessen ließ.

Sie spürte die Wärme seines Körpers, als er sie in seine Arme zog. Der Duft seiner Haut und das Gefühl seiner Nähe erfüllten sie mit einer berauschenden Sehnsucht. Gemeinsam tanzten sie inmitten dieses verwunschenen Gartens, ihre Liebe und Leidenschaft loderten wie eine ewige Flamme.

Die ganze Nacht hindurch tauchten sie ein in diese sinnliche Welt, und die Liebe zwischen ihnen war stärker als jede Pflicht, stärker als die Erwartungen der Welt. Es war ein Traum von bedingungsloser Liebe und Freiheit.

Als Rhaenelyra aus ihrem Traum erwachte, war ihr Herz erfüllt von einer neuen Gewissheit. Die Liebe, die sie für Raegon empfand, war real und mächtig. Sie wusste, dass sie bereit war, für diese Liebe zu kämpfen und die Konsequenzen zu tragen.

Rhaenelyra hatte ihre Entscheidung getroffen und folgte dem, was ihr Herz ihr sagte. Sie wusste, dass sie die Verlobung mit Prinz Alden auflösen musste, um der Liebe zu Raegon eine Chance zu geben. Als sie ihm die Nachricht übermittelte, reagierte Prinz Alden mit Verärgerung und Kränkung. Er verstand die Gründe nicht und fühlte sich vielleicht verraten, doch Rhaenelyra konnte nicht länger gegen ihre eigenen Gefühle kämpfen.

Trotz der Unannehmlichkeiten und des Konflikts, den ihre Entscheidung mit sich brachte, war Rhaenelyra entschlossen, für die wahre Liebe zu kämpfen. Sie wusste, dass es nicht leicht sein würde, aber sie konnte nicht aufhören, an die Leidenschaft und die Verbindung zu Raegon zu denken. Damit war der Weg für ihre Liebe endlich frei, und sie war bereit, die Konsequenzen zu tragen, die diese Entscheidung mit sich brachte.

Der Rat reagierte auf die Nachricht von der Auflösung der Verlobung und Rhaenelyras Beichte über Raegon mit einem Gemisch aus Überraschung, Sorge und Neugier. Die Mitglieder des Rates hatten sich bereits Sorgen gemacht, dass Rhaenelyra Schwierigkeiten haben könnte, einen passenden Ehemann zu finden, und waren daher auf eine andere Enthüllung vorbereitet.

Einige Ratsmitglieder zeigten Verständnis für Rhaenelyras Entscheidung und ihre ehrliche Offenbarung über ihre wahre Liebe. Sie erkannten an, dass die Liebe nicht immer den Regeln der Politik und Diplomatie folgte. Andere waren jedoch besorgt über die politischen Auswirkungen dieser Entscheidung und darüber, wie das Volk darauf reagieren würde.

Der Rat begann eine eingehende Untersuchung, um sicherzustellen, dass Prinz Alden von Arlandia keinerlei Informationen über das Reich oder Rhaenelyras Pläne hatte, die die Sicherheit oder Stabilität des Königreichs gefährden könnten. Es war wichtig, sicherzustellen, dass keine Geheimnisse preisgegeben oder Pläne verraten wurden.

Gleichzeitig entschied der Rat, die Aufmerksamkeit des Volkes auf andere Angelegenheiten zu lenken und den Fokus von Rhaenelyras Entscheidung abzulenken. Es wurden Geschichten über Handelsabkommen, kulturelle Feierlichkeiten und Verbesserungen in der Infrastruktur in Umlauf gebracht, um die Menschen zu beschäftigen und die politische Situation zu beruhigen.
Der Rat arbeitete eng mit Rhaenelyra zusammen, um sicherzustellen, dass die Situation so diskret wie möglich behandelt wurde und das Ansehen des Reiches und seiner Königin gewahrt blieb. Rhaenelyra war bereit, die politischen Konsequenzen ihrer Entscheidung zu tragen, aber sie war auch entschlossen, ihr Volk und ihr Königreich zu schützen.

Die Beziehung zwischen Rhaenelyra und Raegon wurde auf eine harte Probe gestellt. Während Rhaenelyra ihre Entscheidung zur Auflösung der Verlobung getroffen hatte, um ihre Liebe zu Raegon zu bewahren und gleichzeitig ihre Pflichten gegenüber dem Königreich zu erfüllen, fühlte sie sich dennoch von Schuldgefühlen geplagt.


Die wahre Liebe

Die beiden Liebenden trafen sich weiterhin heimlich und verfolgten eine diskrete Beziehung, während sie den Schatten der politischen Komplikationen und der gesellschaftlichen Erwartungen aus dem Weg gingen. Rhaenelyra wusste, dass sie eine schwierige Balance finden musste, um sowohl ihrer Liebe als auch ihrer Rolle als Valysar gerecht zu werden.

Als Rhaenelyra und Raegon bei einem gemeinsamen Ausritt von einigen neugierigen Adelsleuten gesehen wurden, breitete sich das Gerücht über ihre Beziehung wie ein Lauffeuer aus. Diese Adelsleute, die einen Blick auf die Königin und ihren heimlichen Geliebten erhascht hatten, konnten der Versuchung nicht widerstehen, das Geheimnis an ihre engsten Vertrauten weiterzugeben. Die Neuigkeit verbreitete sich durch das Adelsnetzwerk, von ihren persönlichen Schneidern bis hin zu den Stoffhändlern und darüber hinaus. Schon bald kursierten Gerüchte in der ganzen Stadt.

Die Gerüchte erreichten schließlich den Hohen Rat von Dohaeragon. Die Mitglieder des Rates waren bestürzt über die Enthüllung der heimlichen Beziehung zwischen Rhaenelyra und Raegon. Die Konsequenzen einer solchen Offenbarung für das Ansehen des Reiches und die politische Stabilität waren unübersehbar.
Der Rat kam zu einer dringenden Sitzung zusammen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Einige Mitglieder des Rates forderten unmittelbare Maßnahmen, während andere nach einer subtileren Vorgehensweise suchten. Die politische Lage war nun äußerst komplex geworden.

Rhaenelyra wurde ebenfalls über die Enthüllungen informiert und fühlte sich zutiefst erschüttert. Die Befürchtungen, die sie stets geplagt hatten, wurden zur Realität, und sie musste mit den Konsequenzen ihrer Entscheidungen und der Enthüllung ihrer Beziehung zu Raegon umgehen.

Die Liebenden trafen sich, um über die gefährliche Situation zu sprechen. Sie erkannten, dass ihre Beziehung das Reich gefährdete und schwere politische Konsequenzen hatte. Rhaenelyra und Raegon fühlten sich hin- und hergerissen zwischen ihrer Liebe zueinander und ihrer Verantwortung gegenüber ihren Reichen.
Gemeinsam beschlossen sie, die Beziehung vorerst zu beenden, um die politische Stabilität zu wahren. Doch ihre Herzen waren gebrochen, und die Trauer über den Verlust ihrer Liebe war überwältigend. Die Zukunft von Dohaeragon hing nun am seidenen Faden, und beide wussten, dass schwere Zeiten auf sie zukommen würden.

Während das Reich in der Spannung zwischen der jungen Liebe von Rhaenelyra und Raegon gespalten war, zeigte sich eindeutig, dass eine Mehrheit des Volkes die Liebe der beiden unterstützte. Die Menschen erkannten die aufrichtigen Gefühle, die zwischen der Valysar und dem Kommandanten von Lysaria, dem Nachbarstaat, existierten, und sie hofften, dass die Liebe letztendlich siegen würde. Es gab Demonstrationen, Gebete und Bittgesuche, die die Bitte um die Wiederherstellung der Beziehung von Rhaenelyra und Raegon zum Ausdruck brachten.

Raegon suchte Rhaenelyra in einem verborgenen Garten im Inneren eines verlassenen Tempels auf, der von dichten Ranken und Schatten überwuchert war. Dieser Ort war weitab von neugierigen Blicken und bot den beiden Liebenden die nötige Privatsphäre, um offen miteinander zu sprechen.

In diesem geheimen Garten, wo das Zwitschern der Vögel und das Rascheln der Blätter die einzigen Zeugen ihrer Zusammenkunft waren, begann Raegon zu sprechen. „Rhaenelyra, ich kann die Qualen der letzten Tage nicht mehr ertragen. Die Sehnsucht nach dir zerreißt mich, und ich ertrage den Gedanken nicht, ohne dich zu sein. Unsere Liebe ist mächtig und aufrichtig, und ich glaube fest daran, dass sie von den Göttern selbst gesegnet wurde.“

Raegon blickte Rhaenelyra tief in die Augen und fuhr fort: „Ich habe über die Gebote der Götter nachgedacht, und ich glaube, dass sie uns auf diese Prüfung gestellt haben, um unsere Liebe zu testen. Unsere Herzen gehören einander, und es wäre ein Frevel, sie voneinander zu trennen. Wir können gemeinsam eine Zukunft erschaffen, die im Einklang mit unseren Pflichten und den Geboten der Götter steht.“
Mit diesen Worten kniete Raegon vor Rhaenelyra nieder und zog einen funkelnden Ring aus seinem Gewand. „Rhaenelyra, ich bitte dich um deine Hand. Lass uns gemeinsam gegen die Widerstände kämpfen und die Liebe verteidigen, die uns so tief verbindet. Wir können die Macht der Götter anrufen, um unsere Liebe zu segnen und zu beschützen.“

Rhaenelyra betrachtete den Ring und blickte in Raegons Augen, die von Hoffnung und Liebe erfüllt waren. Sie spürte die Stärke ihrer Gefühle füreinander und die Bereitschaft, für ihre Liebe zu kämpfen. Mit zitternder Stimme und Tränen in den Augen sagte sie: „Raegon, ich liebe dich von ganzem Herzen, und ich will nichts mehr, als mein Leben mit dir zu verbringen. Lass uns gemeinsam diesen schwierigen Weg beschreiten und für unsere Liebe kämpfen. Ich nehme deinen Antrag an.“
Raegon glitt der Ring über Rhaenelyras Finger, und in diesem verzauberten Garten, im Schatten des verlassenen Tempels, schworen sie sich, ihre Liebe zu verteidigen und eine gemeinsame Zukunft zu gestalten, die im Einklang mit den Geboten der Götter stand. Trotz der Widerstände, die vor ihnen lagen, glaubten sie fest daran, dass ihre Liebe stark genug war, um jede Prüfung zu bestehen.

Die Nachricht von der Verlobung zwischen Valysar Rhaenelyra III. und Kommandant Raegon verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch das Reich. Herolde zogen durch die Straßen und Plätze der Städte, verkündeten die freudige Botschaft und luden das Volk zur Feier der Verlobung ein.

Überall im Reich brachen Freudenfeuer aus, und die Glocken der Tempel läuteten laut. Die Menschen tanzten auf den Straßen, und es herrschte eine Atmosphäre der Freude und des Jubels. Die Feierlichkeiten erstreckten sich über Tage, und das Volk kam aus allen Ecken des Reiches, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen.
Es war, als würde das ganze Reich in einen freudigen Rausch versetzt, und die Liebe zwischen Rhaenelyra und Raegon wurde von der Bevölkerung enthusiastisch unterstützt. Die Menschen glaubten fest daran, dass diese Liebe von den Göttern selbst gesegnet war und eine neue Ära des Friedens und der Prosperität für das Reich einläuten würde.

Rhaenelyra und Raegon, die gemeinsam die Feierlichkeiten genossen, fühlten sich von der Unterstützung ihres Volkes gestärkt. Sie wussten, dass der Weg vor ihnen noch immer herausfordernd sein würde, aber sie waren entschlossen, für ihre Liebe zu kämpfen und die Erwartungen des Reiches zu erfüllen. In diesem Moment des Glücks und der Verbundenheit glaubten sie fest daran, dass sie gemeinsam jede Prüfung meistern konnten.

Der Höhepunkt der Festlichkeiten zur Verlobung war zweifelsohne der prachtvolle Ball im königlichen Palast. Hochrangige Würdenträger aus nah und fern waren eingeladen, und der Ballsaal erstrahlte in seiner ganzen Pracht. Die Dekorationen waren atemberaubend, mit Blumenarrangements in den Farben des Reiches, und die festlich gekleideten Gäste fanden sich zu einem rauschenden Fest zusammen.
Zahlreiche edle Geschenke und Kostbarkeiten wurden dem frisch verlobten Paar überreicht:

Der König des benachbarten Königreichs, Volyria, überreichte Rhaenelyra und Raegon ein wertvolles Familienerbstück. Dieses einzigartige Schmuckstück hatte Generationen seiner Familie überdauert und symbolisierte die zeitlose Verbindung zwischen den beiden Reichen.

Die Hohepriesterin, die Tante der Valysar, überreichte dem Paar ein geheimnisvolles und magisches Artefakt. Dieses Artefakt trug angeblich den Segen der Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit, und seine Anwesenheit sollte ihre Verbindung segnen und stärken.

Ein entfernter Verwandter von Rhaenelyra, ein mächtiger König aus einem fernen Land, überreichte dem Paar eine kunstvoll verzierte Schatztruhe. Diese prachtvolle Truhe war gefüllt mit funkelndem Gold und schimmernden Edelsteinen, die den Reichtum und das Glück des Paares symbolisierten.

Diese Geschenke waren Symbole der Liebe und Unterstützung, die das Paar von allen Seiten erhielt. Der Ball im königlichen Palast war ein unvergesslicher Moment, der von den Würdenträgern aus allen Ländern und dem Volk gleichermaßen gefeiert wurde und in die Geschichte des Reiches eingehen sollte.

Der Alltag kehrte nach den prunkvollen Verlobungsfestlichkeiten wieder ins Königreich Dohaeragon ein. Die königliche Familie, das Volk und der Hofstaat bereiteten sich auf die bevorstehende Hochzeit und die Körnung Raegons zum Valyrok vor, und die Atmosphäre im Palast war erfüllt von Vorfreude und geschäftiger Betriebsamkeit.

Doch Raegon fühlte sich zusehends unwohl in seiner zukünftigen Rolle als Valyrok. Als Kommandant hatte er sein Leben in den Dienst seines Reiches gestellt, aber jetzt wurde von ihm erwartet, sich in eine Position zu fügen, die er als ungewohnt und unangenehm empfand. Er hatte immer gekämpft, doch nun wurde er in die Rolle des „Mannes der Königin“ gedrängt, der immer einen Schritt hinter ihr gehen würde.

Es war nicht nur die Veränderung in seiner Position, die Raegon Sorgen bereitete, sondern auch die Frage, ob er den Erwartungen des Hofes und des Volkes gerecht werden konnte. Er fühlte sich oft unsicher und hatte Schwierigkeiten, in der prächtigen Welt des Hofes zurechtzukommen. Die Etikette, die höfischen Zeremonien und die Intrigen des Hofes waren für ihn ein Buch mit sieben Siegeln. Und da gab es noch ein Geheimnis, das er bis anhin seiner Verlobten nie offenbart hatte. Den Hohen Rat bat er um Stillschweigen, weil er dies Rhaenelyra selbst mitteilen wollte.
Rhaenelyra erkannte Raegons Zögern und Unbehagen und versuchte, ihn zu unterstützen und zu ermutigen. Sie wusste, dass die Anpassung an diese neue Rolle Zeit brauchen würde und dass sie gemeinsam die Herausforderungen meistern konnten. Sie bat ihn, sich nicht von den Erwartungen anderer überwältigen zu lassen, sondern treu zu sich selbst zu bleiben.

In den stillen Momenten, die sie gemeinsam hatten, sprachen sie über ihre Sorgen und Hoffnungen. Raegon gestand, dass er sich in seiner Rolle unwohl fühlte und Angst hatte, seine Identität und seine Prinzipien zu verlieren. Rhaenelyra versicherte ihm, dass sie ihn so liebte, wie er war, und dass seine wahre Stärke in seiner Authentizität lag.

“Würdest du mich auch lieben, wenn du wüsstest, dass ich ein Abkömmling eines königlichen Bastards bin?”, fragte er frei heraus, und blickte schon fast ängstlich zu seiner Angebeteten. Doch diese lächelte nur sanft.

“Ich weiss schon lange, dass der Grossvater des Grossvaters deines Grossvaters der Bastardsohn von Valyrok Valeryon III. und einer heimlichen Geliebten war.”

Perplex und mit grossen Augen blickte Raegon zu seiner Verlobten und schluckte. Rhaenelyra küsste ihn nur sanft: “Sämtliche Abkömmlinge wurden akribisch festgehalten, damit kein Bastard dran denken könnte, den Thron für sich zu beanspruchen. Und obwohl du das zweitgeborene Kind von Híran (=Herzog) Serídian von Lysaria bist, bist du auch ein Abkömmling der Königsfamilie Aelasar. Ob Bastardblut oder nicht, du bist mein und ich bin dein.”

Zusammen suchten sie nach Wegen, wie sie die Balance zwischen ihren königlichen Pflichten und ihrer persönlichen Beziehung finden konnten. Rhaenelyra ermutigte Raegon, seine militärischen Fähigkeiten und seine Weisheit in seiner neuen Rolle einzubringen und die Position des zukünftigen Valyrok auf seine eigene Art auszufüllen.

Langsam, aber stetig, begann Raegon, sich in seiner Rolle zurechtzufinden. Er lernte, die höfischen Pflichten zu meistern, ohne seine Prinzipien zu verraten, und fand Wege, wie er die Position des Valyrok auf eine Weise ausfüllen konnte, die sowohl dem Reich als auch ihm selbst gerecht wurde.

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Der Tag der königlichen Hochzeit von Rhaenelyra und Raegon begann mit dem eindrucksvollen Eintreffen der Familienmitglieder. In prächtigen Kutschen und Begleitung von königlichen Wachen erreichten die Angehörigen der königlichen Familie den Veranstaltungsort. Es war ein beeindruckender Anblick, wie sie in ihren königlichen Gewändern und mit stolzen Haltungen aus den Kutschen stiegen.
Nachdem die Familienmitglieder ihre Plätze eingenommen hatten, war es an der Zeit für Raegon, sich auf den Weg zur Hochzeitszeremonie zu machen. In einer prächtigen Kutsche, die von prächtigen Pferden gezogen wurde, wurde er von einer Ehrengarde begleitet. Die Menge verneigte sich vor ihm, als er vorbeifuhr, und die Fanfaren erklangen festlich.

Schließlich kam der Höhepunkt des Tages, als die goldene Kutsche der Braut, Rhaenelyra, in Sicht kam. Die Kutsche war ein wahres Meisterwerk, mit goldenen Verzierungen und kostbaren Edelsteinen. Rhaenelyra, strahlend in ihrem königlichen Hochzeitskleid, das mit goldenem Brokat, grünen Smaragden und Drachensymbolen geschmückt war, wurde von den begeisterten Zuschauern bewundert. Die Menge brach in Jubel aus, als die Braut ihren Weg zum Tempel der 12 Drachengötter fortsetzte begleitet von Fanfaren und jubelnden Bürgern. Die Sonne strahlte am blauen Himmel, und die Stadt war geschmückt mit Drachensymbolen, Blumen und bunten Bannern.

Raegon wartete vor dem Tempel der zwölf Drachengötter auf Rhaenelyra. Sein Herz schlug aufgeregt in seiner Brust, und er konnte die Spannung in der Luft förmlich spüren. Die Zuschauer um ihn herum tuschelten aufgeregt, und die Fanfarenklänge verkündeten die Ankunft der Braut.

Als die goldene Kutsche in Sicht kam und sich näherte, konnte Raegon seinen Blick kaum von ihr abwenden. Als Rhaenelyra schließlich aus der Kutsche stieg, stockte ihm der Atem. Sie war atemberaubend schön in ihrem königlichen Hochzeitskleid. Das prächtige Gewand schimmerte im Sonnenlicht. Raegon III. trug königliche Roben in den königlichen Farben von Vinyamar und sah ebenso majestätisch aus.
Raegon war überwältigt von ihrer Anmut und Schönheit. Seine Augen blieben an ihr haften, und er konnte nicht anders, als ein breites Lächeln aufzusetzen. Es fühlte sich an, als würde die Zeit stehenbleiben, und er vergaß für einen Moment alles um sich herum. Die Menge, der Tempel, die gesamte Zeremonie - alles verschwand, und es gab nur sie beide.

Rhaenelyra strahlte vor Glück und Liebe, und als ihre Blicke sich trafen, konnte Raegon die Tränen der Rührung in ihren Augen sehen. Er trat auf sie zu und nahm ihre Hand in seine, bereit, sie für den Rest ihres Lebens an seiner Seite zu halten. In diesem Augenblick war er sich sicher, dass ihre Liebe für immer währen würde, und er fühlte sich gesegnet, Rhaenelyra zur Frau zu nehmen. Gemeinsam betraten sie Seite an Seite den Tempel und stellten sich vor die Hohepriesterin Vaella, die Tante der Valysar. Neben ihnen standen Rhaenelyras Bruder, Jaeherys, und der Vater von Raegon.

Am Altar des majestätischen Tempels der 12 Drachengötter thronte eine Szenerie von schlichter Pracht. Auf einem kunstvoll gearbeiteten Altar aus glänzendem Marmor ruhten ein vergoldeter Kelch, ein reich verziertes Tuch und die kostbaren Eheringe. Die Hohepriesterin Vaella, in ihrem schimmernden Gewand, schritt vor das Brautpaar, und ihre Augen schimmerten in einem mystischen Silber, während sie die Worte der Einheit sprach.

„Vor die 12 Drachengöttern treten heute zwei Liebende, welche den Bund der Ehe eingehen wollen. Wie lautet der Name des Bräutigams?“ Ihre Stimme klang erhaben und feierlich.

Raegons Vater, Serídian von Lysaria, ein stolzer, hochgewachsener Diplomat und Händler, erhob seine Stimme: „Raegon III., ein stolzer Sohn von Lysaria. Mögen die Götter ihm ihren Segen schenken. Wie lautet der Name der Frau, die ihn beansprucht?“

Jaeherys, der Bruder der Braut, erhob feierlich die Stimme: „Valysar Rhaenelyra III. aus der Familie Aelasar, eine stolze Tochter der zwölf Drachengötter und Erbin von Dohaeragon. Sie kommt, um den Segen der Götter zu erbeten. Wer übergibt den Bräutigam?“

Serídian sprach laut und deutlich: „Híran Serídian aus der Familie Lysaria, der Vater des Bräutigams. Wer übergibt die Braut?“

Jaeherys erhob erneut seine Stimme: „Jaeherys IV. aus der Familie Aelasar, der Bruder der Braut und engster Berater.“

Die Zeremonie war von feierlicher Bedeutung, und die Anwesenden blickten ergriffen auf das Brautpaar, als Vaella mit ihrer Aufgabe fortfuhr.

„Dieser eheliche Bund sei von den zwölf Drachengöttern gesegnet. Keiner soll diese Verbindung, einst geschlossen, trennen dürfen. So frage ich: Gibt es Einwände gegen die heilige Verbindung zwischen Valysar Rhaeneylra III. von Dohaeragon und Kommandant Raegon III. von Lysaria?“

Die folgenden Sekunden der Stille schienen eine Ewigkeit zu dauern, und die Anwesenden hielten den Atem an. Doch niemand meldete sich, und die Hohepriesterin nickte schließlich.

Vaella hob den vergoldeten Kelch empor und ergriff abermals das Wort: „Der Kelch der Drachen, gefüllt mit dem heiligen Wasser der Drachen, wird mit der Magie der beiden Verlobten angereichert. Beide werden aus ihm trinken.“

Die Zeremonie schritt fort, als Rhaenelyra und Raegon den Kelch mit ihren Händen umfassten. Die goldenen, grünen, türkisen, weißen und roten Magiefäden, die sich um ihre Hände zogen, verbanden sie auf ewig, während das Brautpaar das Wasser aus dem Kelch trank. Ihre Blicke trafen sich in diesem magischen Moment, und ihre Liebe schien in den Farben des Kelches widerzuspiegeln.

Als die Hohepriesterin den Kelch entgegennahm und zurück auf den Altar stellte, enthüllte sie ein kleines, goldenes Döschen, reich verziert und von großer Symbolkraft.

„Das Drachensiegel wird denjenigen, die von unseren Gründern Valeryon und Visenya abstammen, an ihrer Hochzeit auf die Stirn gemalt. Es soll den Erben und ihren Partnern an ihre Geschichte und ihr göttliches Schicksal binden, auf dass die Ehe niemals gebrochen werden kann.“

Rhaenelyra und Raegon knieten sich vor Vaella hin und blickten sie abwartend an. Vaella öffnete das Döschen und offenbarte eine rot glühende Flüssigkeit. Während sie ihren rechten Zeigefinger hineintunkte, fing ein Chor an zu singen, ehe Vaella erst Rhaenelyra das Drachensiegel auf die Stirn malte.

Strophe 1:
Im Glanz der Götter, helle und klar,
Treffen sich Herzen, vereint und wahr.
Rhaenelyra, uns’re strahlende Valysar,
Raegon, der tapfere Krieger, tritt herzu.

Refrain:
O Drachengötter, hört unser Fleh’n,
Segnet dieses Paar, auf ihren Wegen geh’n.
Mit Liebe und Mut, für alle Zeit,
Mögen sie regieren, in Eintracht und Einigkeit.

Strophe 2:
Vayandria, webe Schicksal fein,
Mit Lebensfreude möge ihr Bund gesegnet sein.
Valyndor, schütze sie vor dunklem Ende,
In deinem Reich finden sie Frieden, ohne Wende.

Refrain:
O Drachengötter, hört unser Fleh’n,
Segnet dieses Paar, auf ihren Wegen geh’n.
Mit Liebe und Mut, für alle Zeit,
Mögen sie regieren, in Eintracht und Einigkeit.

Strophe 3:
Morwyna, bringe Träume klar und rein,
Helianthor, schenke Licht in ihr Sein.
Alandria, weise sie mit kluger Hand,
Varthorin, gib ihnen Stärke für das Land.

Refrain:
O Drachengötter, hört unser Fleh’n,
Segnet dieses Paar, auf ihren Wegen geh’n.
Mit Liebe und Mut, für alle Zeit,
Mögen sie regieren, in Eintracht und Einigkeit.

Strophe 4:
Zephyria, lenke Winde sanft und mild,
Aurimor, führe sie in Kunst und Bild.
Verdantia, segne ihre Ernte reich,
Marindor, beschütze sie auf Wassern gleich.

Refrain:
O Drachengötter, hört unser Fleh’n,
Segnet dieses Paar, auf ihren Wegen geh’n.
Mit Liebe und Mut, für alle Zeit,
Mögen sie regieren, in Eintracht und Einigkeit.

Strophe 5:
Elyndra, bringe Liebe und neues Leben,
Elidrian, schenke Heilung und Segen.
Möge ihr Bund stark und ewig sein,
Gesegnet von den Göttern, in Licht und Schein.

Refrain:
O Drachengötter, hört unser Fleh’n,
Segnet dieses Paar, auf ihren Wegen geh’n.
Mit Liebe und Mut, für alle Zeit,
Mögen sie regieren, in Eintracht und Einigkeit.

Schluss:
Im Namen der Götter, treue und fest,
Sei diese Ehe für immer gesegnet und best.
Rhaenelyra und Raegon, in Liebe vereint,
Ein Bund für die Ewigkeit, wie’s die Götter meint.

Rhaenelyra schloss entspannt, aber in voller Erwartung die Augen. Sie ergriff Raegons Hand und drückte diese zärtlich. Als Vaella Raegon das Siegel aufmalte, zischte dieser auf. Vaella und Rhaenelyra kicherten leise, was im wundervollen Gesang des Chores unterging. Sie wussten beide nur zu gut, dass die Flüssigkeit, welche Vaella ihnen beide auf die Stirn malte, heiss war. Während Vaella und Rhaenelyra kaum etwas bemerkten durch ihr Drachenerben, spürte Raegon die Hitze umso mehr, auch wenn man keine Verbrennungen davon erhielt. „Möge dieses Siegel eure Liebe und eure Pflicht repräsentieren“, sprach die Hohepriesterin feierlich, ehe sie das Döschen zurück auf den Altar legte und das Brautpaar sich erhob. Der Chor verstummte, der Tempel lag wieder in vollkommener Stille da.
Die Anwesenden blickten mit Spannung auf die Zeremonie, als die Hohepriesterin erneut vor das königliche Paar trat. Ihre Augen schimmerten in einem mystischen Silber, während sie das kunstvoll gewebte Tuch der Einheit vor sich hielt. Die Drachenstickereien schimmerten im fahlen Kerzenlicht und reflektierten das königliche Gold und Grün.

Rhaenelyra und Raegon, ihre Augen erfüllt von Liebe und Hoffnung, standen sich gegenüber. Die Anwesenden hielten den Atem an, als Vaella begann, die Worte der Einheit zu sprechen. Die Stimme der Hohepriesterin war so sanft wie der Flügelschlag eines Schmetterlings, und ihre Worte trugen die Magie der Göttlichkeit in sich.

„Lasst eure Hände für immer miteinander verbunden sein, so wie eure Herzen,“ verkündete Vaella, und während sie sprach, führte sie die Hände von Rhaenelyra und Raegon zusammen. Ihre Finger berührten sich sanft, und die beiden Liebenden lächelten sich voller Hingabe an. Vaella umband ihre Hände mit dem Tuch der Einheit: "Möge eure Liebe und eure Verbindung niemals brechen.”

Während des feierlichen Austauschs von Gelübden und Versprechen betonten Valysar Rhaenelyra III. und Raegon III. ihre Liebe und ihre Verantwortung für das Volk und das Reich. Die höchsten Priester und Priesterinnen der 12 Drachengötter erteilten ihren Segen und verliehen ihnen die göttliche Autorität, das Volk zu führen.
Die Ringe, die aus dem wertvollsten Gold geschmiedet waren, wurden ausgetauscht und trugen das Wappen der königlichen Familie. Dies symbolisierte ihre ewige Verbindung und ihr Engagement füreinander und für das Reich.

Nach dem Ringtausch wurden dem königlichen Paar Kränze aus frischen Blumen auf die Köpfe gesetzt. Diese Kränze repräsentierten ihre königliche Einheit und ihre gemeinsame Herrschaft über ihr Leben und das Reich. Raegon wurde dabei zum Valyrok gekrönt, und die Pracht seines Kranz spiegelte die Bedeutung dieses Augenblicks wider.

Das Bankett, das die königliche Hochzeit abschloss, war ein wahres Festmahl. Tische waren reich gedeckt mit den köstlichsten Speisen und Getränken. Die besten Musiker und Tänzer des Reiches unterhielten die Gäste, und es wurde bis spät in die Nacht hinein gefeiert.

Rhaenelyra verstand sich prächtig mit Prinzessin Serenya, der Schwester von Raegon und der zukünftigen Hírelle (Herzogin) von Lysaria, welche sich wunderbar um Prinzessin Rhaenyra, die mittlerweile neun Jahre zählte, und Rhaenys, die schon bald 16 werden würde, kümmerte. Ihre Schwester, Rhaella, wurde als 21 jährige mittlerweile von heiratswilligen Kandidaten belästigt, doch ihr Bruder, Jaeherys, der mit 25 Jahren auf gutem Weg war, Kommandant zu werden, beschützte sie. Rhaenelyra hatte zwar an diesem feierlichen Tag weder ihre Mutter noch ihren Vater bei sich, aber sie hatte ihre Geschwister. Sie war glücklich.

Als Höhepunkt der Zeremonie wurden majestätische Feuerdrachen in Form von Feuerwerk in den Himmel freigelassen. Diese prächtigen Kreaturen spuckten Flammen und erzeugten ein atemberaubendes Feuerwerk, das den nächtlichen Himmel erhellte. Dieses spektakuläre Ereignis symbolisierte die Macht und den Schutz, den die königliche Familie und das Reich durch die Segnung der Drachengötter erhielten.


Die frühen Jahre der Ehe und Aufbau

Nach ihrer Hochzeit im Jahre 3316 n.V.V. , am Anfang des Jahres, begann eine neue Ära der Stabilität und des Wohlstands in der Metropole Dohaeragon. Raegon hatte sich den Respekt des hohen Rates verdient und wurde nach seiner Hochzeit zum Meister des Krieges, als Elaris Thalorian sich zurückzog. Da das Land wohlhabend war, liess Rhaenelyra zum Valeryon-Visenya-Tag, jenen Tag vor 3316 Jahren, als Visenya und Valeryon von den Drachengötter erschaffen worden waren, einen grossen Ball veranstalten. Nachdem der hohe Adel, und einige auserwählte Bürger, im Tempel der zwölf Drachengötter, gemeinsam beteten, wurde erst einmal das Frühstück auf den Festplätzen verteilt. Selbst Rhaenelyra schloss sich mit ihrer Familie auf dem grossen Festplatz, inmitten der Stadt, den bürgerlichen Bewohnern an. Es wurde gelacht, getanzt und musiziert, ehe es für alle auf die Felder gingen. Selbst Rhaenelyra machte erneut mit. Seit sie denken konnte, half sie wie jeder Bürger an diesem Tag, das neue Saatgut auf den Feldern auszusäen. Wehmütig dachte sie an ihren Vater zurück, der sie jedes Mal begleitet hatte.

Das Volk winkte fröhlich der jungen Valysar zu, welche mit zerzaustem Haar eifrig mithalf. Valyrok Raegon stand in ihrer Nähe, in seiner Rüstung, und passte gemeinsam mit ihrer zwölfköpfigen Leibgarde auf sie auf.

Nach getaner Arbeit und vielem Händeschütteln zog sich Rhaenelyra zurück und liess es sich in der königlichen Therme gut gehen. Die Bewohner würden sich vermutlich in den Flüssen waschen. Eine Idee formte sich langsam in ihrem Kopf, doch ehe sie sie fertig denken konnte, war es auch schon Zeit, sich herzurichten.
In einem luftigen, weissen Ballkleid mit grünen Stickereien und hochgesteckten Haaren, geschmückt in kostbaren Juwelen, eröffnete Rhaenelyra den Ball im Palast zu Ehren von Valeryon und Visenya zusammen mit ihrem Mann. Der Adel betrachtete das Paar mit gütiger Miene und klatschten immer wieder Beifall. Ein Tanz nach dem anderen absolvierten sie, umgeben von anderen Pärchen.

“Bist du glücklich?”, fragte Rhaenelyra sanft ihrer Mann, schon leicht bleich im Gesicht.
“Unfassbar glücklich mit dir an meiner Seite. Geht es dir gut?”, besorgt musterte Raegon seine Frau, welche nur leicht nickte.
“Ja. Ich bin nur müde und hungrig”, erneut führte Raegon eine Drehung mit Rhaenelyra aus.

“Möchtest du eine Pause machen?”, fragte er sie sanft. Sie schüttelte nur den Kopf. Er nickt leicht und tanzte weiter mit ihr, bis sie plötzlich zusammensackte.
“Lyra!”, schnell hielt Raegon sie fest und tätschelte sanfte ihre Wange, ehe er sie aufhob. Die Gäste tuschelten aufgeregt, machten jedoch dem Valyrok Platz, als er aus dem Ballsaal eilte. Worte wie “Gift”, “Tod”, oder “Erschöpfung” waren zu hören. Was war nur los mit ihrer Valysar?

Und obwohl das Fest weiterging und Rhaella sich um die Gäste kümmerte, war die ausgelassene Stimmung von vorhin weg. Das Festmahl wurde ungewöhnlich still eingenommen, doch niemand ging nachhause. Sie alle wollten wissen, was mit der Valysar los war.

In den privaten Gemächern der Valysar war von alldem nichts zu bemerken. Hohepriesterin Vaella und der königliche Leibarzt, Albânar Elowick Valyris, untersuchten die Valysar. Hochkonzentriert legte Albânar Valyris erst seine Hand auf die Stirn seiner Patientin, ehe er nach ihrem Handgelenk griff und ihren Puls überprüfte. Er zog eine Augenbraue hoch, seine Finger fester auf den Puls legend, ehe er den Arm der Valysar sanft zurück aufs Bett legte und aufstand. Tief verbeugte er sich vor Raegon: “Ich darf gratulieren. Die Valysar ist zweifellos in froher Erwartung.”

Vaella lächelte breit und verbeugte sich ebenfalls vor Raegon, welcher nur mit grossen Augen auf seine Frau blickte.

“Seid ihr euch sicher, Albânar?”
“Zweifelslos. Der flatternde Puls verrät es mir. Wann war denn ihre letzte Blutung?”, der Albânar blickte fragend zur Dienerin von Rhaenelyra, Elysia.
“Vor etwa zwei Monden”, murmelte diese leise.
“Dann dürfte sie nun etwa in der achten Woche sei”, zufrieden nickte Elowick, ehe er sich zu seiner Arzttasche wandte und darin kramte: “Ich werde der Valysar einige Elixiere mischen und vorbeibringen lassen, doch für heute Nacht sollte sie dieses hier trinken und sich ausruhen.”
Raegon nickte baff und nahm das Fläschchen an sich, ehe er zu Vaella blickte: “Ich werde Vater.”
Vaella lachte nur und nickte leicht: “Soll ich es verkünden?”
Raegon nickte erneut, ehe er sich zu seiner Frau runterbeugte und ihre Stirn küsste. Eine Hand legte er behutsam auf ihren Bauch: “Oh, Lyra. Wird werden Eltern…”

Vaella verbeugte sich sanft und verliess das Gemach der schlafenden Valysar. Sie eilte zum Festsaal zurück, in der Hoffnung, dass noch nicht alle Gäste fort waren. Als sie die grossen Flügeltüren durch zwei Wachen öffnen liess, blieb sie abrupt stehen. Der Festsaal war noch so voll, wie vorhin. Als Vaella eintrat, drehten sich alle Gäste zu ihr um. Vaella räusperte sich kurz, ehe sie laut rief: “Elyndra hat die Valysar mit einem Kind gesegnet!”

Die Gäste jubelten laut, ehe sie auf die Valysar tranken und noch lange feierten. Von all dem bekam das Herrscherpaar nichts mit. Raegon hatte mit Hilfe der Dienerinnen die Valysar entkleidet und ihr ein Nachthemd angezogen, ehe er sich zu ihr ins Bett legte. Seine Hand ruhte auf ihrem Bauch.

Etwa acht Monate später, als das Volk die längste Nacht des Jahres, die Drachenwacht-Nacht, feierten, und die Drachengötter um Schutz und Führung anbeteten, lag Rhaenelyra in den Wehen. Stundenlang schrie sie sich die Seele aus dem Leib, verängstigt, dass auch sie im Kindbett sterben würde. Raegon tiggerte im Vorraum des Schlafzimmers auf und ab, während die restlichen Ratsmitglieder mit ihm zusammen warteten. Nur Vaella als Hohepriesterin musste die Geburt bezeugen und hielt Rhaenelyras Hand. Nicht nur einmal schrie Rhaenelyra nach ihrer Mutter.
Kurz vor Sonnenaufgang erklang dann endlich der erlösende Schrei eines Babys. Raegon lachte sofort auf und fuhr sich fahrig über das Gesicht.

“Ich gratuliere euch, Euer Gnaden”, lachte Meister Myrthando und schüttelte dem frischgebackenen Vater die Hand, ehe Raegon auch schon ins Zimmer eilte. Dort lag eine verschwitzte Rhaenelyra mit einem Bündel in den Armen. Vaella segnete grade das Baby und setze ihm das rosa Symbol der Drachengötter auf die Stirn.

“Ein Mädchen…”, hauchte Raegon sanft, ehe er näher trat.
“Rhaella … nach meiner Schwester”, lächelte Rhaenelyra und übergab das kleine Mädchen an ihren Gatten.
“Du machst mich zum Glücklichsten Mann von Eldoria!”, sanft küsste er die Stirn von Rhaella, ehe er die Stirn seiner Frau küsste.


(Quelle: KI)

Die Wochen vergingen und nach den Feierlichkeiten zu Ehren der Geburt und der offiziellen Segnung von Rhaella im Drachentempel, kam das neue Jahr. Ein Kindermädchen passte die meiste Zeit auf Rhaella auf, während Rhaenelyra mit ihrem Rat etwas ausheckte. Bisher konnten sich nur die reichen Bürger der Stadt einer umfangreichen Bildung unterziehen, doch dies sollte sich ändern. Im Jahre 3317 initiierte das Paar eine umfassende Bildungsreform, die den Zugang zu Wissen und Bildung in Dohaeragon verbesserte. Öffentliche Schulen und Kindergärten wurden gebaut, damit die jüngsten Kinder auch betreut waren, wenn die Mütter ihrer Arbeit nachgehen wollten. Neue Akademien wurden ebenfalls gegründet, und die Erforschung der magischen Künste wurde gefördert.

Ein paar Jahre später, durfte Rhaenelyras zweite Schwester, Rhaenys, endlich ihr Glück in Híran Oribel von Volyria, einen mächtigen Mann, der eine bedeutende Rolle in der Wirtschaft des Reiches spielte, finden. Mit nur 15 Jahren hatte sie sich in jenen gutaussehenden Mann verliebt und nun durfte sie ihn, mit 21 Jahren, heiraten. Rhaenys hatte sich nach dem Tod ihrer Mutter, an der sie wie eine Klette hängte, sehr an ihren Vater gewandt und begleitete ihn auf Schritt und Tritt. Als er nur zwei Jahre später an ihrem siebten Geburtstag starb, zerbrach etwas in ihr, dass nie jemand mehr gut machen konnte. Aus dem aufgeweckten, fröhlichen Mädchen wurde eine kühle Frau, die sich nahm, was sie wollte. Und sie wollte Oribel.

Und die letzte Schwester von Rhaenelyra, Rhaenyra, das Nesthäkchen der Familie, fand ihre Liebe in Híran Oribel jüngeren Cousin, Leanor. Sie galt als leicht verspielt und oberflächlich, wurde jedoch auch für ihre Schönheit bewundert. Das Volk bedauerte Rhaenyra, die an jedem Geburtstag an den Tod ihrer Mutter erinnert wurde und seit dem Tod ihres Vater von ihrer Schwester, Rhaenelyra aufgezogen worden ist.

So vergingen die Jahre, ehe im Jahre 3332 n.V.V., 16 Jahre nach Rhaenelyras und Raegon Hochzeit und zum 16. Geburtstag ihrer Tochter Rhaella, ein umfangreiches Infrastrukturprojekt abgeschlossen wurde. Die Wasserversorgung in der ganzen Stadt wurde verbessert, damit jeder Bürger Zugang zu frischem Wasser hatte und die hygienischen Bedingungen in Dohaeragon sich besserten. Zusätzlich eröffnete Rhaenelyra in einer Zeremonie die erste öffentliche Therme - jenen Plan hatte sie vor 16 Jahren am Valeryon-Visenya-Tag gehabt.

Und noch war sie nicht fertig, denn nur 3 Jahre später, im Jahre 3335 n.V.V., liess Rhaenelyra ein grosses Kulturzentrum errichten, dass als Zentrum für Kunst, Musik und Literatur diente.


Fortschritte & Hindernisse

Diese nächsten Jahrzehnte markierten eine Zeit des Fortschritts in verschiedenen Bereichen, einschließlich Technologie und Magie. Unter der Leitung im Jahre 3343 n.V.V. von Albânar Elowick Valyris revolutionierte man die Heilkunst im Reich. Durch den Einsatz alchemistischer Methoden und magischer Pflanzen wurden Heilverfahren entwickelt, welche die mysteriöse Krankheit der Drachenpocken heilten, und so manch Kind vor dem Tod rettete.

Valyrok Raegon III. erfand im Jahre 3347 n.V.V. mit dem Silberherr von Dohaeragon neue Verteidigungstechniken und entwickelte magische Barrieren, um die Sicherheit der Metropole zu erhöhen und sie vor möglichen Bedrohungen zu schützen.

Zusammen mit ihrer Tochter, gestaltete Rhaenelyra im Jahre 3350 n.V.V. eine monumentale Bibliothek, die das gesammelte Wissen der Drachenelfen beherbergte. Diese Bibliothek wurde schnell zum Symbol für das kulturelle und intellektuelle Erbe der Drachenelfen.

Ebenfalls im Jahr 3350 n.V.V. brachen Tindalor Elyndor, der Sohn des Großonkels Daemon II von Valysar Rhaenelyra II., und dessen persönlicher Valyrisôzma Alaric der Einäugige auf, um neues Land für die Drachengötter zu beanspruchen. Nach Monaten auf See wurde endlich Land gesichtet und ein Lager aufgeschlagen. Das fremde Land war bereits von den Attalai besiedelt und schien für einen Handelsposten geeignet zu sein.

Nur wenige Späher erkundeten das Land und stießen bald auf die Einheimischen. Dabei offenbarten sie die größte Sünde jenes Landes: den Kadaver eines Drachens, der von Pfeilen durchbohrt war. Elyndor ließ den Drachen rituell begraben, während Alaric bereits Vergeltung plante.

Die Späher berichteten, dass der Pass von Nídh oft von Drachen durchquert wird. Alaric nutzte diese Information und überraschte die Attalai, die gerade einen Hinterhalt für die Drachen gelegt hatten. Eine gewaltige Staubwolke kündigte das Eintreffen von Alaric und Elyndors Armee an.

Die Schlacht zwischen den Attalai und den Valyrianthi fand Ende September 3351 n.V.V. statt. Alaric, ein gefeierter General, führte die zahlenmäßig überlegenen Valyrianthi an. Die Attalai hatten die Niederlage im Pass von Nídh vorausgesehen, jedoch auch den Tod des gegnerischen Anführers prophezeit.

Elaris, damals noch jung und voller Tatendrang, war Teil jener Expedition. Es war eine der verheerendsten Schlachten, die jener Kontinent je gesehen hatte, mit etwa 300.000 Toten. Die Geister der Toten sollen noch Tage später gekämpft haben.
Elyndor, nicht Alaric, erfüllte die Prophezeiung und fand den Tod im Kampf. Alaric erkannte das Ende der Expedition und begann mit den Vorbereitungen zur Heimkehr.

In all diesen Jahren hatten Rhaenelyra und Raegon versucht, ihr Familienglück zu erweitern. Obwohl die Thronfolge gesichert war durch ihre Tochter, Rhaella, mussten sie an Unvorhergesehenes denken. Was, wenn Rhaella starb und es keinen weiteren Thronfolger gab? In jener Zeit erlitt Rhaenelyra zwei Fehlgeburten und eine Stillgeburt. Sie fragte sich, warum die Göttin Elyndra sie bestrafen wollte. Jeden Tag suchte sie den Schrein der Göttin auf und betete. Sie flehte sie an, ihr erneut ihren Segen zu schenken.

Umso verletzter war sie, als ihre Schwester Rhaenyas, im Jahre 3387 n.V.V., ein Mädchen zur Welt brachte, nachdem sie mit ihrem Mann in der Weltgeschichte umhergereist war.

Als man die Macht der Drachengötter während der Drachenflug-Feier im Jahre 3412 n.V.V. mit Prozessionen und Drachenflugvorführungen feierte, lag Rhaenelyra entkräftet im Bett, mit einem Bündel in der Hand. Raegon sass neben ihr, sie im Arm haltend.
“Ich danke dir… Ich danke dir, Elyndra… für unsere Visenya”, schniefte Rhaenelyra leise, ehe sie die Stirn ihrer zweiten Tochter küsste. Fast 100 Jahre hatten sie auf ihr zweites Glück gewartet und endlich war es soweit.


Quelle

Während Rhaella eher ihrer Mutter nacheiferte, so folgte Visenya ihrem Vater auf Schritt und Tritt. Und so kam es, dass sie im Alter von 5 Jahren bereits einen Kinderbogen in der Hand hielt und von ihrem Vater ausgebildet wurde.

Mit der Geburt von Visenya, erinnerte Vaella an einer der Ratssitzungen an die Prophezeiung über die Zerstörung von Dohaeragon, ausgesprochen durch die Göttin Vayandria.

Visenya und Valeryon, Auserwählte der Drachengötter, euer Weg ist gesäumt von glorreicher Herrlichkeit und düsterer Tragödie. Eure Stadt Dohaeragon wird erstrahlen wie ein Stern am Himmel, und die Welt wird euren Namen in Ehrfurcht aussprechen. Doch in den Schatten des Ruhmes liegt das Unheil verborgen. Einst wird eure Stadt in Flammen aufgehen, und das Schicksal wird ihren Untergang besiegeln. In jenem finsteren Augenblick, wenn die Stadt zu Asche zerfällt, werden die Drachen nicht mehr sein.

Die strahlende Metropole Dohaeragon wird im Glanz erblühen und den Namen der Drachengötter auf ewig ehren. Doch in den Tiefen ihrer Zukunft ruht ein Schatten, der die Stadt bedroht. Ein Tag wird kommen, an dem Dohaeragon in Flammen steht, und das Schicksal der Stadt wird über die Drachen entscheiden.

“Vayandria hat niemals einen Zeitpunkt vorausgesagt. Auch ich vermag nichts zu sehen… Hier, lest meine ausgesprochene Prophezeiung…”, aufmerksam las Rhaenelyra die Prophezeiung von Vaella durch, unsicher, was sie tun sollten.

In den Schatten der Türme von Dohaeragon und den Hafen von Vinyamar werden die Städte das Echo vergangener Tragödien spüren. Doch aus den Ruinen wird neues Leben erwachsen, und das Schicksal wird den Wiederaufstieg und die Wiederbelebung bringen. Möge die Macht der Drachengötter über diese Orte wachen und den Elfen Hoffnung und Weisheit schenken, um aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und eine blühende Zukunft zu gestalten.

“Vinyamar…”, flüsterte Rhaenelyra leise.
“Das bedeutet ‘Neue Heimat’, Euer Gnade”, fügte der Meister der Justiz, Caelum Ilyndor hinzu.

“Dies sollte geheim gehalten werden. Zumindest vorerst”, beschloss Rhaenelyra, ehe sie zu ihrem Mann blickte: “Verstärkt die Stadtmauern und baut die Verteidigungsanlagen aus. Wir wissen nicht, was unsere Stadt vernichten wird. Sind es Feinde, die uns mit Feuer besiegen? Erwachen die Drachen neu und zerstören unsere Stadt aus Zorn? Wir müssen vorbereitet sein! Auch wenn es weitere 3000 Jahre werden.”

Und als die königliche Schatzkammer mit Gold überlief, liess Rhaenelyra grosse Bauprojekte finanzieren, darunter auch der Bau eines neuen, grossen Marktes und öffentlicher Gebäude und Betriebe, während sie erneut eine Fehlgeburt erlitt. Und als wäre dies nicht gut genug, gabar Rhaenyas an jenem Tag ihr zweites Kind, einen Sohn: Prinz Valeryon. Die Freude über das neue königliche Kind war gross im Volk, so gross, dass die Trauer um die erneute Fehlgeburt der Valysar keinen Platz fand.
Als Albânar Elowick Valyris der Valysar im Jahre 3425 n.V.V. eröffnete, dass sie nach der letzten Fehlgeburt womöglich nie wieder Kinder bekommen könnte, adoptierte sie eine junge talentierte Elfe, welche das Leben der 12 jährigen Visenya retete und als Waise auf der Strasse lebte. Die junge 14 jährige Esta Zylven schien so einiges über Kräuter zu wissen, so dass Rhaenelyra sie förderte, wo sie nur konnte. So trat die junge Esta mit nur 21 Jahren der Akademie bei.

Dem Befehl seiner Valysar folgend, wurde der Umbau der Stadtmauern und der Ausbau der Verteidigungsanlagen durch Valyrok Raegon im Jahre 3435 beendet. In diesem Jahr trat auch Visenya mit 23 Jahren dem Silberheer bei, nachdem sie endlich die Erlaubnis ihrer Mutter bekam. Unter ihrem Onkel, Jaeherys, wurde sie am Drachenspeer ausgebildet und in der Kampfmagie. Und Estra wurde es erlaubt, an der Akademie zu lernen.


Krisenbewältigung und Neuanfang

Die Jahre vergingen, und Ruhe und Frieden herrschte in Dohaeragon. Es gab ab und an einige kleinere Störenfriede und Diebe, doch niemals hätte man die Valysar tot sehen wollen. Der Reichtum von Dohaeragon war unermesslich, die Lebensqualität hoch. Das gemeine Volk hatte alles, was es zum Leben brauchte.

Es wurde viel gefeiert, als Jaeherys, der Bruder der Valysar, und seine Frau Lúthien, an ihrem 162. Hochzeitstag ihren ersten Sohn bekamen, nachdem man angenommen hatte, dass Lúthien unfruchtbar wäre. Rhaenelyra gönnte den beiden das Glück und nannte den Jungen, auf Wunsch ihres Bruder, Daemon.
Und so vergingen die Jahre, ohne dass die Valysar dran geglaubt hätte, noch einmal Mutter zu werden. Sie genoss es auch, für ihre Nichte und ihre beiden Neffen da zu sein. In den kleinen Prinzen Lucerys, der im Jahr 3484 n.V.V. das Licht der Welt als Sohn ihrer jüngsten Schwester, Rhaenyra, geboren wurde, verliebte sie sich sogleich. Als sie im Arm hielt, wollte sie ihn gar nicht mehr loslassen. Elyndra hatte sie nur einmal mit einem Jungen beschenkt. Doch es war eine Stillgeburt.

Im Jahre 3488 n.V.V. erblickte, nach einer besonders schweren Schwangerschaft, so dass ihr Mann, Raegon, als Regent die Krone übernehmen musste, ihre dritte leibliche Tochter, Aemma, die Welt - und obwohl die Valysar sich einen Jungen wünschte, war sie überglücklich. Die Geburt war auch nicht sonderlich leicht und die Valysar drohte zu verbluten. Doch Esta half dem in die Jahre gekommenen Albânar Elowick Valyris, das Kind unbeschadet auf die Welt zu bringen. Als das Kind schrie, meinte er glucksend “Das siebte königliche Kind, dass ich als Albânar auf der Welt begrüssen darf. Meine Glückwünsche zu eurem wunderschönen Mädchen, Euer Gnaden.”
Im Gegensatz zu ihren drei plappernden Schwester, war Aemma ruhig und sagte oft nichts. Die Valysar sorgte sich um ihre Tochter und schenkte ihr schon bald einen kleinen Welpen, damit Aemma nicht immer so alleine war.

Die zweijährige Aemma war mit ihrem Welpen auch der Hingucker bei der Hochzeit ihrer ältesten Schwester, Rhaella und ihrem Mann, Baeleanor - ein Kommandant, der unter Prinz Jaeherys diente. Rhaella hatte ihn kennengelernt, als sie ihrer Schwester, Visenya, einen Obstkorb in die Kaserne vorbeibrachte und Baeleanor sie fast umrannte, so dass das Obst zu Boden kullerte.

Während Rhaella mit rötlichen Wangen auf den vor ihr knienden Mann blickte, der sie tausendfach entschuldigte, lachte Visenya hinter ihm schallend.
“Vergibt mir meine Tollpatschigkeit, meine Prinzessin. Bestraft mich so, wie ihr es für angemessen haltet! Nehmt mein Leben, wenn es euch dient!”
Sanft legte Rhaella ihm eine Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf: “Hilf mir, das Obst in den Korb zu legen.”

“Ihr seid zu gütig!”, und als sie Baeleanor erhob und sich aufrichtete, musste er auf die kleinere Rhaella herunterblicken, welche ihm sofort in die Augen starrte. Grün traf auf blau. Und Wangen färbten sich rot. Und Schicksale verflochteten sich.
Die Hochzeit zwischen den beiden war das Ereignis des Jahrhunderts. Die Thronfolgerin heiratete! Der Brautzug mit den vielen verschiedenen Kutschen der adeligen Gäste und der Königsfamilie schien nie zu enden. Der Tempel platzte aus allen Nähten.

Manch einer munkelte, dass an jenem Hochzeitsfest die jüngste Schwester der Valysar, Rhaenyra, ein wenig zu viel über den Durst trank und zusammen mit ihrem Mann im Tempel ihrer Liebe nachging - aus dieser möglicherweisen frevelhaften Liebesnacht wurde nur 9 Monate später Vissera geboren.

Aus jenem Moment mit dem Obstkorb wurde fünf Jahre nach der Hochzeit von Baeleanor und Rhaella ein Segen. Denn die Valysar bekam ihr erstes Enkelkind. Die Mutter ihrer Hand haltend und laut schreiend, gebar Prinzessin Rhaella ihre erste Tochter, welche sie Naerys nannte. Unter Jubel und mit grossen Feierlichkeiten wurde die Tochter der Kronprinzessin in die Gemeinschaft aufgenommen. Feierlich wurde sie im Tempel gesegnet und es gab so einige Veranstaltungen für das neugeborene Kind.

Rhaenelyra schien rund um glücklich zu sein. Dohaeragon blühte auf, die königliche Schatzkammer war gut gefüllt und das Volk zufrieden. Ihren vier Töchtern ging es gut. Ihrem Bruder und seiner Familie ging es gut. Auch Rhaenys und Rhaenyra waren glücklich in ihren Familien. Nur Rhaella hatte bisher niemanden gefunden. Sie schien auch nicht an Männern interessiert zu sein, sondern eher am anderen Geschlecht. Rhaenelyra wusste dies, doch der Hohe Rat brachte das Thema immer wieder auf. Rhaella musste heiraten. So wurde für Rhaella ein geeigneter Kandidat gesucht. Viele junge Männer im Alter von Rhaella wurden zu verschiedenen Bällen eingeladen, doch keiner war gut genug für Rhaella.

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Quelle

An einem der vielen Abenden, an denen Rhaella an den Festen mit den Kandidaten tanzen musste, erfüllte sich eine Prophezeiung. An jenem Abend, als das Jahr 3500 n.V.V. anfing, feierte man das 3500-jährige Bestehen der Valyrianthi. Das Jahr 3500 nach Valeryon und Visenya wurde mit einem grossen Fest gefeiert. Sämtliche Valyrianthi, aus allen Städten und Dörfern, Königreichen, von nah und fern, waren zusammen gekommen in Dohaeragon. Sie würden das neue Jahr Willkommen heissen und mit der Valysar, einer Nachfahrin von Valeryon und Visenya, feiern.

Es wurde getanzt, gelacht, gegessen und getrunken. Draussen schien die Sonne, doch zogen dunkle Wolken über den Himmel. Überall in der Stadt, aber auch im Palast, standen Feuerschalen herum. Einige Stunden später fielen die ersten Tropfen, während der Wind an den Gewändern der Valyrianthi zog. Doch die Bürger feierten trotzdem weiter auf den Festplätzen, da einige überdacht waren. Die Gäste des Balls im Palast und die Königsfamilie hörten zwar stetig das Trommeln des Regens gegen die milchigen Scheiben, doch störten sie sich nicht daran.

Während des Höhepunkts des Abend erbebte die Erde, wie sie noch nicht zuvor gebebt hatte. Die Gäste schrien und suchten Schutz vor den herunterfallenden Brocken und Kronleuchtern. Balken brachen ein. Vergessen war die Feiertagsstimmung. Auf den Strassen brachen einige Häuser in den ärmeren Viertel ein und viele Feuerschalen kippten um - durch sie entzündeten sich viele Gebäude. Es grollte tief und die Statuen fielen in sich zusammen.

Rhaenelyra, Rhaella und Rhaenyra rannten sofort los, begleitet durch die königliche Leibgarde, um ihre Töchtern, die beim Fest nicht anwesend waren, zu retten. “Aemma!”, schrie Rhaenelyra laut, als sie das Zimmer erreichten, wo die drei Prinzessinnen gespielt hatten, doch nun weinten sie laut. Das Beben hatte aufgehört. Die drei Frauen drückten jeweils ihre Tochter an sich, ehe sie weiter rannten. Der sicherste Ort im Palast war zweifellos das Gewölbe. Würden sie rausrennen, würden nur runterfliegende Brocken beim nächsten Beben sie treffen.

Schmerzensschreie und wirre Rufe begrüssten die drei Damen, als sie endlich im Gewölbe ankamen. Estra half bereits den verletzten Gästen und Bediensteten, während Vaella und ihre Priesterschaft sich um die Toten oder tödlich verletzten Elfen kümmerten. Unter ihnen war auch Albânar Elowick Valyris. Doch die Valysar wusste sich erst vergewissern, dass es ihrer Familie gut ging, ehe sie sich um ihr Volk kümmern konnte. Sie drückte Aemma ihrer Schwester Rhaella in die Hand, als sie diese fand und scheuchte ihre Familie in eine Ecke des Gewölbe. Dann ging sie alle durch. Sie hatte Vaella und Esta gesehen. Ihre Tochter Rhaella, ihr Mann und Töchterchen Naerys waren da, ebenso Visenya und Aemma, gehalten von ihrer Schwester Rhaella. Sie drückte ihre Töchter kurz an sich und hauchte ihnen einen Kuss auf die Stirn. Ihr Bruder Jaeherys hatte seine Arme um Lúthien gelegt und Daemon alberte mit Alaessa und Valeryon herum, deren Mutter Rhaenys sich an Oribe klammerte. Rhaenyra drückte Vissera an sich, Leanor hatte einen Arm um Lucerys gelegt. Hírelle Serenya, die Schwester ihres Mannes, stand ebenfalls daneben. Es schienen alle da zu sein. Ausser … Raegon.

Mit grossen Augen drehte sich Rhaenelyra um und machte sich los: “Ihr bleibt da, wo ihr seid!”

Sie blickte sich im Gewölbe um, fragte die Gäste und Bediensteten, ob es allen gut ginge. Einige hatten Platzwunden oder kleinere Schnittverletzungen, doch es ging ihnen gut. Auch Vaella fragte sie, ob es ihr gut ginge. Diese schüttelte den Kopf und flüsterte ihr etwas ins Ohr: “Während des Bebens… schenkte mir Vayandria eine Vision der Zukunft…”

“In den sturmgepeitschten Wellen, wenn das Silberschiff der Valysar von Dohaeragon nach Vinyamar taumelt, wird eine Prinzessin im eisigen Abgrund versinken, ihre Seele dem Ozean überlassen. Der Verlust wird die königliche Linie erschüttern und Schatten über die Zukunft werfen, während die Überlebenden im Exil nach Hoffnung suchen.”

Mit grossen Augen nickte Rhaenelyra, geschockt über das Gehörte. Eine der Prinzessinnen würde sterben! Aber… wer? Welche? Einer ihrer Töchtern? Ihrer Schwestern? Oder gar Nichten? Rhaenelyra atmete tief durch und schloss für einen Augenblick die Augen. Es war der Wille der Götter. Valyndor würde eine der Prinzessinnen zu sich holen. Als sie die Augen öffnete, blickte sie mit neutraler Miene zu Vaella und nickte leicht. Sie hatte verstanden. Das Ende Dohaeragons war da. Sie musste sich jetzt auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Sie musste die Valyrianthi nach Vinyamar überführen.

Ein tiefes, entferntes Grollen übertönte das Weinen im Gewölbe. Was war das? Waren weitere Statuen zerbrochen? Die Valysar schüttelte den Kopf und suchte nach Esta. Ging es ihrer Adoptivtochter gut? Sie fand sie beim Meister der Justiz, Caelum Ilyndor, welcher schwer verletzt da lag. Sie berührte Estra sanft an der Schulter und flürsterte sanft: “Geht es dir gut, Liebling?”

Esta nickte und deutete auf Meister Ilyndor: “Er wird es nicht schaffen. Verzeiht, …”
Rhaenelyra nickte sanft: “Hast du Raegon gesehen?”
Estra deutete nur auf das Tor, welches aus dem Gewölbe deutete. Rhaenelyra schluckte und nickte. “Bitte… geh zu den anderen”, meinte sie leise, ehe sie aus dem Gewölbe rausging. Ihre Leibgarde folgte sofort, doch nicht ohne Protest. Die Valysar brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. Sie musste zu Raegon. Sie musste ihn finden!

Rhaenelyra eilte zur Terrasse hoch, von wo aus man schneller in den Ballsaal gelang. Vielleicht half er dort jemanden, der eingeklemmt wurde? Doch als sie auf die Terrasse gelangte und der stärkerwerdende Regen ihr ins Gesicht klatschte und der Wind an ihrem Gewand zog, sah sie, wie Raegon auf das Meer starrte. Er erklärte dem Meister Myrthandor gerade etwas.

“Euer Gnaden!”, rief dieser aus und verbeugte sich hastig, “wir müssen den Palast umgehend evakuieren. Wir müssen ins Landesinnere!”

“Warum?”, fragend blickte Rhaenelyra zwischen den beiden Männern hin und her und blickte dann aufs Meer. Der Strand unter ihnen war ungewöhnlich lange. Die Vögel flogen vom Meer davon.

“Eine Flutwelle baut sich zusammen”, erneut ertönte eine Grollen, während Raegon sprach und seine Frau an der Hand nahm, “Wir holen unsere Familie und fliehen dann mit den Pferden.”

Rhaenelyra nickte ihrem Mann zu, ehe sie ihm folgte. Sie eilte weiter zu ihrer Familie, während Raegon sich an die Anwesenden im Gewölbe wandte: “Eine Flutwelle kommt auf uns zu. Bleiben wir hier, ertrinken wir. Wir müssen ins Landesinnere. Das Silberheer wird alle Bewohner warnen…”

Sobald Raegon fertig sprach, war Panik ausgebrochen, doch die Valysar stand schon mit ihrer Familie beim Tor des Gewölbe und wartete nur noch auf Raegon, der sofort ihre Hand ergriff. Zusammen eilte die grosse Königsfamilie mit der Leibgarde davon, zu den Ställen des Palastes. Die Pferde zu satteln ging zu lange, deswegen musste das Zaumzeugs reichen. Raegon half Aemma bei seiner Frau aufzusteigen, ehe sie alle losritten. Erneut ertönte ein Grollen. Der Wind zog an ihnen. Schon bald waren sie total nass. Es donnerte unaufhörlich. Der Regen löschte die ersten, kleinere Brände innerhalb der Stadt. Sie ritten einige Kilometer weit und als sie zurückblickten, begleitend von einem tiefen Grollen, sahen sie, wie die etwa fünf Meter hohe Flutwelle auf das Festland traf. Die Wassermengen löschten zwar die grösseren Brände, jedoch zerstörten sie viele Häuser des Hafenviertels. Einige Schiffe wurden in die Stadt geschwemmt. Man hörte noch vereinzeltes Schreien jener, die nicht schnell genug waren. Die hellen Flammen der Fackeln der Bürger und Gäste Dohaeragons im Wald, die dem Regen trotzten, machten jedoch Hoffnung, dass viele überleben würden. Der Sturm nahm zu. Der Wind wurde heftiger.
Erneut ertönte ein Grollen.

“Wir müssen den anderen helfen!”, schrie Rhaella, Rhaenelyras Tochter, gegen den Wind. Sie drückte ihre kleine Tochter, Naerys, an sich. Rhaenelyra nickte sanft.
“Zum Hafen!”, brüllte Raegon, sein Pferd wendend.

“Aber die Flutwelle!”, insistierte Visenya und stellte sich ihm in den Weg.

“Sie wird zurückgehen. Es ist vorüber, sobald wir wieder in der Stadt sind. Aber … feige hier bleiben oder unser Volk retten - was ist dir lieber?”, schnaubte Raegon, ehe er sein Pferd antreibte.

“Kommt”, meinte Rhaenelyra sanft, ehe sie ihm folgte. Sie galoppierten durch die Nacht. Durch den Wind schrie den Leibwachen Befehle zu, dass sie die Bewohner zum Hafen locken sollten, damit man einander helfen könnte.

Ein noch lauteres Grollen ertönte. Der Regen wurde bald unangenehm und klebte gräulich an der Haut und den Gewänder der Valyrianthi.

“Was ist das?”, fragte Aemma ihre Mutter.
“Asche…”, meinte Rhaenelyra verwirrt und verstrich diese an ihren Fingern.
“Das muss von den Bränden kommen”, meinte Visenya leise.
“Asche… Vaella. Wie lautete die Prophezeiung von Vayandria zum Untergang von Dohaeragon?”, wandte sich die Valysar mit zerzaustem Haar an ihre Tante. Diese schnaufte laut und schloss ihre Augen.

Visenya und Valeryon, Auserwählte der Drachengötter, euer Weg ist gesäumt von glorreicher Herrlichkeit und düsterer Tragödie. Eure Stadt Dohaeragon wird erstrahlen wie ein Stern am Himmel, und die Welt wird euren Namen in Ehrfurcht aussprechen. Doch in den Schatten des Ruhmes liegt das Unheil verborgen. Einst wird eure Stadt in Flammen aufgehen, und das Schicksal wird ihren Untergang besiegeln. In jenem finsteren Augenblick, wenn die Stadt zu Asche zerfällt, werden die Drachen nicht mehr sein.

Die strahlende Metropole Dohaeragon wird im Glanz erblühen und den Namen der Drachengötter auf ewig ehren. Doch in den Tiefen ihrer Zukunft ruht ein Schatten, der die Stadt bedroht. Ein Tag wird kommen, an dem Dohaeragon in Flammen steht, und das Schicksal der Stadt wird über die Drachen entscheiden.

“Flammen … und Asche. Aber Wasser … ist kein Feuer. Auch kein Unwetter”, murmelte Rhaenelyra leise: “Wie lautete der Wortlaut deiner Vision vorhin?”

“In den sturmgepeitschten Wellen, wenn das Silberschiff der Valysar von Dohaeragon nach Vinyamar taumelt, …”

Rhaella, ihre Tochter, japste und deutete zum Hafen. Es grollte tief: “Leichen!”
Sie trieben ihre Pferde noch schneller an. So viele Häuser standen nicht mehr. Die Flutwelle hatte alles mitgenommen. Einige Leichen lagen herum, auf dem Boden, auf Dächern oder waren gar aufgespießt auf zersplitterten Holzbalken.

Rhaenelyra hielt ihrer jüngsten Tochter die Augen zu, so musste sie mit 12 Jahren das noch nicht sehen. Erneut ertönte ein Grollen. Die grosse Königsfamilie versuchte sich zu beeilen, doch der Weg war matschig.

Rhaenelyra, Rhaenyra und Rhaella brachten ihre jüngsten Töchter auf die Silberne Krone, das Flaggschiff der Königsfamilie. Dort waren sie sicher. Die königliche Silberflotte zählte die grössten Schiffe, die an Stahlketten im Hafen lagen - so konnte die Flutwelle diesen Schiffen nichts.

Danach halfen die drei bei der Suche nach Verletzten. Estra half beim Verarzten der Verwundeten. Sie quälten sich eine gefühlte Ewigkeit durch den Schlamm und die verkohlten Überreste des Hafenviertels, ehe einige Valyrianthi in den Himmel deuten.
Visenya rief laut: “Der Berg! Ich sehe den Berg nicht mehr! Was ist das?”
Es grollte erneut tief, ehe sich Lava gegen die Dunkelheit erhob.

“Ein Vulkan … Flammen und Asche…”, Rhaenelyra blickte voller Horror zum höchsten Berg, wo sich die Lava langsam ihren Weg nach unten bannte, “Holt Vorräte. Aus allen Mühlen, Bäckereien, Metzgereien, aus dem Palast! Und beladet die Schiffe. Sagt dem Volk noch nichts. Wir suchen hier weiter”, gab sie leise den Befehl an ihren Mann, ihre Schwiegerbrüder, ihren Schwiegersohn, ihre Neffen und an Visenya weiter. Es würde nicht auffallen, wenn die Mitglieder der Armee fortreiten würden, um allenfalls Vorräte zu sammeln.

Rhaenelyra sucht indes Hafenarbeiter auf und gab den Befehl, die Schiffe, der Silberflotte bereit zu machen, sowie jedes Seetüchtige Schiff, ob bereits im Wasser oder noch in der Werft, für die Aufnahme der Valyrianthi vorzubereiten und die Vorräte zu beladen, welche nun von ihrer Familie hergebracht worden waren. Das Silberheer würde den Rest herschaffen.

Danach wandte sie sich an ihre Familie: “Ich werde mit Raegon und Aemma auf der Silbernen Krone sein. Jaeherys, deine Familie nimmt den Silbernen Drachen. Rhaella, du nimmst den Silbernen Mond. Rhaenys, du und deine Familie nehmt den Silbernen Wolf. Rhaenyra, ihr nehmt die Silberne Flamme! Rhaella… mein Liebling, nimm Esta mit. Ihr segelt auf dem Silbernen Delfin. Und du Visenya, zusammen mit Vaella, den Silbernen Speer.”

Alle nickten, entschlossen, doch ängstlich. Erst, als die gesamte Königsfamilie auf dem Schiff war, gab Rhaenelyra den Befehl, die Bürger zu informieren und die Stadt zu evakuieren: Das Ende Dohaeragons wäre da.

Sie luden so viele Valyrianthi auf, wie sie nur konnten. Einige Bewohner hatten sich jedoch in ihren Häusern wegen des Ascheregens verschanzt und würden den Weg in den Hafen wohl nie rechtzeitig bestreiten. Der Vulkan verdunkelte durch die Aschewolke den Nachthimmel. Kein Stern war mehr zu sehen. Der Mond war ab und zu durch die Wolken noch zu sehen. Der Sturm wüllte das Meer auf.

Rhaenelyra hielt sich an der Reling fest und blickte zu ihrer Heimat. Der Palast stand zwar noch da, aber man sah deutliche Schäden. Vom Bauernviertel war nichts mehr zu sehen. Die Lavaströme kamen näher.

Leise murmelte sie:

“In den sturmgepeitschten Wellen, wenn das Silberschiff der Valysar von Dohaeragon nach Vinyamar taumelt, wird eine Prinzessin im eisigen Abgrund versinken, ihre Seele dem Ozean überlassen.”

“Wir müssen ablegen, Euer Gnaden…”, kam der Käpt’n der Silbernen Krone auf seine Valysar zu und verbeugte sich kurz. Sie schüttelte den Kopf. “Wir warten. Wir müssen so viele retten, wie es geht.”

“Wir könnten alle sterben, wenn wir jetzt nicht aufbrechen…”, der Käpt’n schüttelte den Kopf und seufzte.

“…wird eine Prinzessin im eisigen Abgrund versinken…”

“Legt ab”, sprach sie leise und blickte mit tränenden Augen zum Palast.
Erneut grollte es tief. Das waren nicht die Statuen gewesen. Das war schon immer der Berg gewesen. Rhaenelyra hatte die Zeichen falsch verstanden. Als sie seufzte, erbebte die Welt erneut. Sie hielt sich an der Reling fest, ihre Tochter Aemma fest an sich gedrückt, als das Schiff leicht durchgeschüttelt wurde. Es grollte laut, als der Berghang zerbarst. Die Steinlawine rasste geradewegs auf den Palast zu und begrub diesen unter sie. Eine pechschwarze Wolke rasste vom Berg über die Stadt bis zum Hafen. Rhaenelyra hörte die Schmerzensschreie.

“Nein!”, rief sie laut - doch es war zu spät. Die letzten auslaufenden Schiffe und die Bürger, welche nicht fliehen konnten, wurden durch die pechschwarze Wolke begraben. Die Wolke war so heiss, dass sie direkt den Tod fanden.

“…wird eine Prinzessin im eisigen Abgrund versinken…”

Bis zum Morgengrauen ankerte die Silberflotte vor Dohaeragon in sicherer Entfernung. Bis zum Schluss hoffte Rhaenelyra, dass sie sich irrte. Das Ende konnte unmöglich schon gekommen sein. Doch weitere Aschewolken lösten sich vom Berg und rasten auf die Stadt zu.


(Quelle: KI)

“Das Ende ist gekommen”, sprach sie leise zu sich, ehe sie dem Käpt’n das Signal zum Fortsegeln gab und in die Kajüte ging. Dort fand sie Aemma vor, die auf dem Bett des Käpt’n sass und weinte. Sie setze sich neben sie und hielt sie fest, wiegte sie sanft hin und her.

“Es wird nichts geschehen… Es wird alles wieder gut, meine kleine Aemma…”

“…wird eine Prinzessin im eisigen Abgrund versinken…”

Immer und immer wieder spukte der Satz der Valysar im Kopf umher, wöhrend sich die Flotte der Valyrianthi durch die stürmischen Meere ihren Weg suchten. Sie reisten ohne Kurs, ohne Orientierung, auf der Suche nach einer neuen Heimat.
Einige kleinere Schiffen wurden Opfer der hohen Wellen und wurden schlichtweg überspült, so dass der Rumpf schon bald voller Wasser war und sanken. Andere verloren im Sturm ihre Flotte aus dem Auge und kamen vom unbekannten Kurs ab. Und einzelne Elfen wurden von den Wellen einfach ins Meer gespült. So auch Vaella, welche ihr Ende kommen sah. In ihren letzten Augenblicken sah sie den nächsten Hohepriester der zwölf Drachengötter und wusste, dass auch er, als ersten männlichen Hohepriester, keinen einfachen Weg hatte.

Und dann war da noch der silberne Mond, das königliche Schiff von Rhaella. Es war bereits leicht beschädigt worden durch die Flutwelle in Dohaeragon, und so kämpfte es tagelang, gar Wochenlang mit Tiefgang und einem überfluteten Rumpf. Das Unwetter war ein wenig abgeflacht, doch noch war kein Ende in Sicht. Sie waren so abgelenkt, dass sie die Felsen vor sich nicht sahen. Ein lauter Rumps war zu hören, dann Gefluche.

“Wir laufen auf!”
Rhaenelyra konnte nur noch zusehen, wie das Schiff ihrer Schwester in den Sturmfluten sank und Jaeherys von Bord des Silbernen Drachen sprang, um seine Schwester zu retten.

“…wird eine Prinzessin im eisigen Abgrund versinken…”

“Rhaella!”, schrie Rhaenelyra laut gen Wind, doch es war zu spät. Als Jaeherys auftauchte und man versuchte, ihn aus den Sturmfluten zu retten, umklammerte er den leblosen Körper seiner Schwester. Die Männer des Silbernen Drachen warfen dem Prinzen Seile zu, doch keines schien er fassen zu können.

“Oh Valyndor, nicht auch noch meinen Bruder… ich flehe dich an”, murmelte die Valysar leise, sich an der Reling festhaltend. Ihr Haar klebte an ihr, ihr Festkleid war zerrissen. Der Wind zerrte an ihr.

Endlich gelang es einem der Männer, das Seil perfekt in Richtung von Jaeherys zu werfen, so dass dieser danach greifen konnte. Mit gemeinsamen Kräften zogen sie den Prinzen und seine wichtige Fracht an Bord. Rhaenelyra schluchzte auf und eilte über Deck an einen anderen Ort, um besser auf das andere Schiff sehen zu können.
Sie konnte kaum was erkennen durch den Wind, doch das laute “Nein!” hörte sie klar und deutlich. Nein…

“Nein… Rhaella…”, Rhaenelyra sank auf die Knie und stütze ihren Kopf an der Reling ab, “Nein!”, immer wieder schrie sie laut auf. Sie schrie nach ihrer Schwester. Nach ihrer Mutter. Sie weinte. Solange, bis eine beruhigende Ohnmacht sie heimsuchte.

Oribel und Laenor sprangen nun auch von ihren Schiffen und versuchten die Überlebenden des Silbernen Mondes zu retten. Eine handvoll der Bürger und Seeleute konnten aus den Fluten gerettet werden, doch war das Wasser eisig. Wie auch Rhaenelyra zuvor, sanken nun Rhaenys und Rhaenyra auf ihre Knie und brüllten ihren Schmerz heraus. Wie konnte Valyndor nur ihre Ehemänner zu sich holen! Wie?!

Die Tage vergingen und das Unwetter flaute ab. Rhaenelyra lag nach wie vor bewusstlos in der Kapitänskajüte und nur Aemma und Raegon durften sie sehen. Um ihren Kop, sowie ihre Arme waren Bandagen angebracht worden. Raegon befehligte die Flotte in ihrer Abwesenheit, während Aemma sich zu ihrer Mutter kuschelte und ihr eine Hand auf den Bauch legte: “Bald bin ich nicht mehr die jüngste.”

“Land in Sicht!”, ertönte es auf einmal und das Volk auf den Schiffen jubelten. Nun war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie einen geeigneten Platz für ihre neue Stadt finden würden.

Die Prinzessinnen liessen sich über Beiboote an Bord des Flaggschiffes, die Silberne Krone, rüberbringen und berieten sich mit Raegon.

“Euer Gnaden, ihr seid der einzige Überlebende des Hohen Rates. Ihre Gnaden, die Valysar, ist bewusstlos. Wir haben hohe … Verluste…”, fing Jaeherys an, ehe er abbrach.

“Wir müssen Stärke zeigen. Für die Valysar. Für das Volk. Für unsere neue Heimat, wo auch immer wir diese finden werden”, Raegon legte Jaeherys eine Hand auf die Schulter.

“Dort”, die Stimme der Valysar unterbrach die Unterhaltung, während sie in ihem zerfetzten, grünen Festkleid auf dem Deck stand, ohne Schuhe, und mit ihrem Drachenspeer in der Hand. Sie schien sich darauf abzustützen, während sie in Richtung des Festlandes zeigte. Sie deutete auf eine Klippenlandschaft mit rötlichen Felsen. Einige Bäume wuchsen dort und es gab viel Grün. Es gab ebenfalls ein paar wenige Tiere.

Raegon eilte sogleich auf seine Frau zu und stütze sie: “Wie geht es dir?”, besorgt musterte er sie. Rhaenelyra blickte in seine Augen, ehe sie trocken meinte: “Ich bin schwanger, nicht schwerkrank.”

Perplex sahen die Geschwister und die älteren Geschwister Rhaenelyras zu ihr, ehe sie in schallendes Gelächter fielen und sie alle gleichzeitig umarmten. Sie waren angekommen. Mit einigen Verlusten, aber sie waren da.


Neuanfang in Vinyamar

Der Ort, den sich die Valysar auserkoren hatte, lag an der Küste eines ihr unbekannten Kontinents. Es war ein Ort, an dem einst die Drachen der zwölf Götter gehaust hatten, ein heiliges und magisches Land. Doch es war nicht die Pracht der alten Drachen, die die Valyrianthi hierher geführt hatte, sondern die schiere Notwendigkeit, einen sicheren Hafen zu finden.

Das Volk der Valyrianthi, zusammen mit der Königsfamilie, errichtete Zelte in der Nähe des alten Heiligtums. Sie kampierten Wochen, und in einigen Fällen sogar Monate, in diesen provisorischen Unterkünften. Die Königsfamilie, die die Liebe und Unterstützung ihres Volkes spürte, arbeitete fleißig am Aufbau neuer Häuser und Gemeinschaften mit. Schließlich kam der Tag, an dem die ersten Häuser standen, und die Menschen begannen, sich in ihrer neuen Heimat niederzulassen.
Vor ihren versammelten Untertanen, die sich in den Schatten der alten Drachenheiligtümer von Vinyamar geschart hatten, trat Königin Rhaenelyra II., die von ihren eigenen Verlusten und den Strapazen der Reise gezeichnet war, und mittlerweile einen kleinen Babybauch hatte, vor die Menge. Sie war nun etwa im 4. Monat. Ihr silbernes Haar glänzte im sanften Licht des Monds, und ihre Augen leuchteten in einem strahlenden Silber, das von der Tiefe ihrer Seele zu sprechen schien. Sie erhob ihre Hand und sprach mit einer klaren, kraftvollen Stimme, die das Herz eines jeden Valyrianthi durchdrang.

„Ihr, mein Volk, ihr seid die Erben der zwölf Götterdrachen, die einst über unsere stolze Stadt wachten. Ihr habt das Feuer ihrer Überlieferungen in euren Herzen, und ihr tragt die Last ihrer Legenden auf euren Schultern. Heute sind wir hier, nicht als Gefangene der Vergangenheit, sondern als Gestalter unserer Zukunft. Unser Schicksal liegt in unseren Händen, und es liegt an uns, eine neue Geschichte zu schreiben, die die Welt erleuchten wird.“

Die Menge lauschte gespannt, und die Dunkelheit der alten Drachenheiligtümer schien sich vor ihren Augen zu lichten.
„Wir haben unsere Heimat, die uns so lange ein Zuhause war, verloren. Wir haben geliebte Elfen auf dem Weg hierher verloren, und unsere Herzen tragen die Narben dieser Verluste. Aber wir sind stark, meine Brüder und Schwestern, und wir sind vereint. Gemeinsam werden wir in dieser neuen Welt überleben, gedeihen und triumphieren.“

„Die Götter mögen uns herausgefordert haben, mögen uns auf eine Reise geschickt haben, die uns an unsere Grenzen gebracht hat. Aber sie haben uns nicht verlassen. Sie sind bei uns in dieser Dunkelheit, sie wandeln mit uns auf diesem unbekannten Pfad. Wir werden aus diesen Trümmern aufsteigen, aus diesen Zelten werden feste Häuser entstehen, und aus unserer Trauer werden wir neue Hoffnung schöpfen.“

„Unsere Mission ist klar: Die Legenden unserer Götter, die Geschichten unserer Ahnen, die Macht und Weisheit unserer Vorfahren, all das werden wir bewahren und weitertragen. Wir werden nicht vergessen, wer wir sind, und wir werden nicht vergessen, woher wir kommen. Aber wir werden auch nicht vergessen, dass wir die Architekten unserer eigenen Zukunft sind.“

Ein Hauch von Hoffnung breitete sich unter den Valyrianthi aus, als sie die Worte ihrer Königin hörten. Sie fühlten die Kraft und Entschlossenheit in ihrer Rede.

„Vinyamar“, fuhr Rhaenelyra fort, „dieser Name trägt die Geschichte unserer Tragödie und unserer Hoffnung. Er ist das Versprechen auf eine neue Heimat, auf ein neues Kapitel unserer Geschichte. Möge sie ein Ort des Wohlstands, des Wissens und der Harmonie sein. Wir sind die Hüter der zwölf Götterdrachen, und ihre Macht lebt in uns fort. Möge ihr Segen über uns wachen und uns auf unserem Weg begleiten.“

Die Menge brach in Jubel aus, und die Dunkelheit der alten Drachenheiligtümer wurde von den Flammen der Hoffnung und des Glaubens erhellt. Königin Rhaenelyra II. hatte ihren Volk Mut gemacht, sie hatte ihnen einen Namen gegeben und eine Verheißung ausgesprochen. Die Valyrianthi, gestärkt durch ihre Königin und ihren festen Glauben an die zwölf Götterdrachen, begannen, ihre neue Heimat aufzubauen und die Erinnerung an ihre alte Stadt und die Legenden der Drachengötter am Leben zu erhalten. Und in dieser neuen Welt, die von Herausforderungen und Möglichkeiten erfüllt war, erfüllten die Valyrianthi ihre Bestimmung als Hüter der zwölf Götterdrachen mit Stolz und Entschlossenheit.


Eine Burg für die Valysar

Die Monde vergingen und mit ihnen die Zeit, in der das Volk von Vinyamar mit unermüdlichem Eifer eine Burg für ihre schwangere Valysar errichtete. Die gewaltigen Mauern, die hohen Türme und die prächtigen Säle waren ein Symbol der Dankbarkeit - ein Ausdruck des Respekts und der Liebe, die das Volk der Valyrianthi für seine Herrscherin empfand. Rhaenelyra hatte sie vor dem sicheren Untergang bewahrt, hatte sie aus den Flammen der Verzweiflung geführt und ihnen eine neue Heimat gegeben. Doch eine Frage nagte tief in ihrem Herzen: Hatte sie das wirklich? Oder war das, was sie vollbracht hatte, nicht mehr als ein Aufschub des Unvermeidlichen?

In Dohaeragon war der Respekt gegenüber der Herrscherfamilie so selbstverständlich wie das Atmen. Ihr Name hatte Gewicht, ihre Stimme war Gesetz. Doch hier, in der neuen Heimat, war alles anders. Diese Ländereien, in denen das stolze Volk der Zwerge mit ihren jahrtausendealten Ansprüchen lebte, waren nicht so leicht zu beeindrucken. Und die Orks - große, wilde Krieger, die scheinbar keinen Herren kannten - waren noch schwieriger zu durchschauen. Für Rhaenelyra war dies eine schwierige Umstellung. Die Welt um sie herum war rauer, unbarmherziger. Hier musste man sich Respekt verdienen, und das nicht durch bloße Worte, sondern durch Taten.

Doch die größte Last trug sie in sich selbst. Ihre Schwangerschaft, die zugleich ein Wunder und ein Fluch war, lag schwer auf ihrem Herzen. So oft hatte sie den Segen von Elyndra empfangen, nur um dann die schmerzvolle Erfahrung machen zu müssen ihre ungeborenen Kinder, Valyndor in das Totenreich zu übergeben. Die Angst, auch dieses Kind zu verlieren, raubte ihr den Verstand. Jeder Tag war ein Kampf, ein ständiges Ringen mit der dunklen Wolke der Angst, die ihr über dem Herzen hing. Sie betete, sie flehte, dass dieses Kind, dieses kleine Wunder, leben würde. Doch die Sorge war ein ständiger Begleiter, der sie nicht losließ.

Trotz all dieser Herausforderungen fand Rhaenelyra auch Freude und Glück in ihrem neuen Leben. Zwei junge Elfinnen traten in ihr Leben und brachten Licht in die Dunkelheit, die sie umgab. Maerthynna und Aeloria - die eine knapp volljährig, die andere erst 13 - waren Vollwaisen, deren Welt zerbrochen war, bevor sie eine Chance gehabt hatten, sie richtig zu entdecken. Rhaenelyra, die in ihnen ihre eigene verlorene Unschuld und Hoffnung sah, adoptierte die beiden. Sie gab ihnen ein neues Zuhause, ein sicheres Heim, das gefüllt war mit Liebe und Fürsorge. In ihnen fand sie Trost und eine neue Aufgabe. Zumindest für sie konnte sie etwas Gutes tun, ihnen den Weg in eine sichere Zukunft ebnen.

Während die Mauern der Burg weiter wuchsen und die Welt um sie herum sich veränderte, blieb eines beständig: Rhaenelyras unerschütterlicher Wille, das Beste für ihr Volk und ihre Familie zu erreichen. Auch wenn die Zukunft ungewiss war und die Herausforderungen gewaltig, so wusste sie doch, dass sie nicht allein war. Die Burg würde bald fertig sein, und in ihren Mauern würde eine neue Ära beginnen—eine Ära, die sie gemeinsam mit ihren Töchtern, ihrem Volk und vielleicht, wenn die Götter es wollten, auch mit ihrem ungeborenen Kind erleben würde.

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