Charaktervorstellung Kyra Aldaval (2. Acc Zsuera)

Charaktervorstellung Cira


Name: Kyra Aleyah Aldaval


Geschlecht: weiblich


Alter: 31 (geboren 15.9.1325)


Rasse: Hochelf


Wohnort: Távaryn / Bretheryn (Birkenwald)


Herkunft: Kilingor, später Zul, in Myra - Paeonia


Religion: Gwador (Gott des Weines - Divayn)


Aussehen & Merkmale:
Kyra ist eine zierliche Elfe von 1.78m. Sie hat langes, silbernes Haar und strahlend hellgrüne Augen. Ihre Haare flechtet sie oft, damit sie sie beim Arbeiten nicht stören.


Segen von Divayn:
Kyra erkennt auf einem Blick, ob die Trauben und Beeren für den Wein reif sind oder noch einige Tage Sonnenlicht brauchen. So ist die optimale Traubenqualität für ihren berühmten Wein gewährleistet.


Beruf: Braumeisterin
Clan in Távaryn: Bachor


Charaktereigenschaften:
Kyra ist eine achtsame, feinfühlige, neugierige und gastfreundliche Elfe. Sie wirkt sehr vertrauenswürdig, was durch ihre charmante Art nur verstärkt wird. Viele Männer empfinden Kyra als sehr attraktiv, und obwohl sie Komplimente und das Flirten geniesst, ist sie von der romantischen Sorte. Sie kann die Fehler der anderen gut verzeihen, so ist sie doch selbst geizig und lügnerisch. Und obwohl sie bisher kein gutes Leben hatte, verlor sie nie ihren starken Glauben an ihre Götter.


Stärken & Schwächen:
Kyra ist eine schlaue und sehr aufmerksame Elfe, so durchschaut sie andere Personen schnell. Auch fallen ihr daher Dinge schnell ins Auge. Und in so mancher hitzigen Situation behält sie einen kühlen Kopf. Und dennoch verläuft sie sich ständig - Kyras Orientierungssinn lässt zu wünschen übrig. Sollte es einmal notwendig werden, so lässt Kyra sich bestechen - auch wenn sie andere dadurch in Gefahr bringt - einzig und allein ihre Zwillingsschwester würde sie niemals in Gefahr bringen.
Obwohl sie lange Spaziergänge oder auch das Arbeiten in der Taverne liebt, ist langes Stehen sehr mühsam für sie. Durch eine Knieverletzung (siehe Geschichte) hinkt sie ab und an und kann nicht gut rennen.

Fähigkeiten:
Kochen, backen, lesen & schreiben, nähen, sticken, reiten, schwimmen


Magie:

Magie

Natura
Heilender Hauch
Ein Hauch aus heilender Magie, die einfache Wunden verschliesen und oberflächliche Verletzungen heilen kann (Heilt 1 Lp)

Arkanismus
Cuilanquil (Leben für Leben)
Dieser Zauber beinhaltet das wohl edelste Opfer: Man gibt sein Leben für das eines anderen, welcher kurz vor dem Sterben ist oder erst seit wenigen Stunden Tod ist. Jedoch ist das Wiederbeleben von längst verstorbenen Personen nicht möglich. (Länger als ein halben Tag)
(Es wird mit dem Magiewürfel gewürfelt: Bei 1, 11-12 - sterben beide. Der Wiederbelebende regeneriert bei 2-4 = 1Lp; bei 5-7 = 2Lp; bei 8-10 volle Lp. Nach dem Wirken des Zaubers verstirbt der Anwender

Natura
Klänge der Natur
Eine liebliche Melodie ertönt, die alle Nicht-Elfen entweder schläfrig macht, sie beruhigt, sie ablenkt oder ihnen Mut verleiht.


Familie:
Kyras Familie im Jahr 1355:
Mutter: Aleyah Arwen Earon-Aldaval (geboren 916; 439 Jahre alt)
Vater: Kolvar Triandal Aldaval (geboren 896; 459 Jahre alt)
Zwillingsschwester: Filynia Arwen Aldaval (geboren 1325; 30 Jahre alt)


Geschichte:

Kapitel 1: der unverhoffte Zwilling

Die drückende Hitze in der fruchtbarsten Region von Paeonia Kilingor machte vielen Bewohner das Leben schwer. Es war der heisseste Monat überhaupt. Schon seit Wochen war kein Regen mehr gefallen. Die Ernte war eingegangen und es gab zur dieser Jahreszeit nicht viel an frischem Gemüse oder Obst. Trotz der brütenden Hitze hörte man Kinder spielen. Und Schmerzensschreie.
Die Geräusche schienen von einem kleinen Bauernhaus zu stammen. Die paar Nutztiere, welche wohl zum Bauernhaus gehörten, störten sich nicht an den Schreien.
Betrat man das Bauernhaus, so wurden die Schreie lauter. Im kleinen Schlafzimmer gingen Hebammen ein und aus. Sie holten frisches, warmes Wasser und trockene Tücher. Im Zimmer selbst lag eine silberhaarige Hochelfe auf dem Bett. Ein blonder Mann, gekleidet in der Uniform eines Offiziers von Gorak, hielt ihre Hand. Er wischte ihr den Schweiss von der Stirn.
“Presst! Ich sehe das Köpfchen!”, meinte eine Hebamme, die zwischen den Beinen der silberhaarigen Hochelfe kniete. Erneut schrie die Hochelfe auf und schien zu pressen. Plötzlich zerriess das Weinen eines Babys die Luft. Die neue Mutter lachte befreit auf und streckte die Arme nach dem Kind aus.
“Ein Mädchen… Verzeih, Liebster”, keuchte die Mutter und blickte ihren Mann bedauernd an. Dieser schüttelte den Kopf.
“Auch ein Mädchen kann grosses vollbringen! Ich bin stolz auf dich und unsere kleine Filynia!”, der Mann strich erst der Mutter die Haare aus dem Gesicht, ehe er das kleine Geschöpf entgegennahm und es hin und her wiegte. Plötzlich keuchte die Mutter schmerzerfüllt auf.
“Irgendetwas stimmt nicht…”, meinte sie ausser Atem, ehe sie erneut schrie. Die Hebamme kniete sich erneut zwischen den Beinen hin.
“Zwillinge. Holt mehr Wasser und Tücher! Ihr müsst nun pressen”, die Mutter presste erneut und schrie sich die Seele aus dem Leib. Der Vater wiegte sanft das Baby im Arm, welches bereits zu schlafen schien. Die Schreie seiner Mutter war dem Neugeborenen egal. Wenige Minuten später durchbrach das Weinen des zweiten Mädchen den Raum. Auch dieses Kind wurde der Mutter übergeben.
“Erneut ein Mädchen. Wie wollt ihr sie nennen?”, meinte die Hebamme und lächelte die kleine Familie sanft an.
“Aleyah… ich danke dir für diese beiden wunderbaren Geschöpfe”, sprach der Vater gerührt, “Ich wählte den Namen der ersten Tochter, wähle du nun den Namen der zweiten Tochter”, der Vater küsste die Hochelfe, die offenbar Aleyah hiess.
“Ich liebe dich und unsere beiden Mädchen, Kolvar. Was denkst du davon, wenn wir sie Kyra nennen?”, der Mann namens Kolvar nickte. Er schien zu überlegen.
“Filynia Arwen und Kyra Aleyah. Wunderschöne Namen.”


Die Jahre vergingen und die Zwillingsmädchen wuchsen in Kilingor auf. Ihre Mutter, Aleyah Arwen Earon, war eine wunderschöne Elfe, jedoch einfache Bäuerin in Klingor, während ihr Vater - Kolvar Triandal Aldaval - ein hoher Offizier in Gorak war. Ihre Mutter liebten die beiden Kinder abgöttisch. Doch ihren Vater hatten die beiden Mädchen nie wieder gesehen. In den ersten paar Lebensjahren antwortete er noch auf die Briefe von Aleyah, später jedoch kam keine Antwort mehr. Jedes Jahr zu seinem Geburtstag schrieben die Zwillinge ihm einen Brief, gratulierten und fragten nach einem Besuch. Doch eine Antwort blieb aus.
Filynia war, eine aus der Sicht eines außenstehenden, eine freche, jedoch rein äusserlich zierliche Elfe, die zwar älter, jedoch ein kleines bisschen kleiner war als Kyra. Was Filynia an Ärger aufgrund ihrer aufmüpfigen Art bereitet, glättet Kyra die meiste Zeit durch ihre freundliche zuvorkommende Art und Weise. So zogen die Jahre ins Land …


Kapitel 2: Ein Diebstahl mit Folgen

Kyra und ihre Schwester, Filynia, waren wie immer unterwegs. Mittlerweile waren sie 15 Jahre alt und würden in einigen Wochen volljährig werden. Sie verbrachten die meisten Tage zu zweit. Es war ein sonnig heißer Tag, angenehm heiß jedoch. An solchen Tagen waren die Marktplätze Kilingors besonders stark gefüllt. Die beiden Schwestern waren leider sehr ärmlich. Immerhin lebte deren Vater in einer vollkommen anderen Stadt und kümmerte sich nicht um die kleine Familie. Da ihre Eltern nie geheiratet hatten, galten die beiden Mädchen als Bastarde. Jedoch hatten sie sich schon einen Plan gemacht, um an Geld zu kommen. Es würde nicht das erste Mal sein…Bereits mit 13 Jahren beging Filynia ihren ersten Diebstahl.
Schmunzelnd schaute Filynia ihre Schwester an. “Kyra, kleine Schwester, wartest du kurz hier?” Ohne auf eine Antwort zu warten, schlich sich Filynia schon an ihr Opfer heran. Es war eine ältere Dame, die im Moment etwas einkauft. Sie war eine rothaarige Elfe mit grünen Augen. Sie war ungefähr doppelt bis dreifach so groß wie Filynia, was die perfekte Größe war, ihr unbemerkt in die Taschen zu greifen. Genau das Tat Filynia auch, sie ging neben die fremde Elfe hin, eine Hand wanderte in jene Tasche und schloss sich um den Geldbeutel. Sie war glücklicherweise ein sehr geschickliches Mädchen, jedoch bemerkte genau jenen Vorfall eine Wache.
“Halt!” entnahm Filynia hinter sich, Pech für die Wache hatte sie schon den Geldbeutel in ihren Händen gehalten und rannte auch schon weg, ihre Schwester deutete sie Nachhause zu gehen, ehe sie auch schon lossprintete. Filynia kannte inzwischen die Wege wie ihre Westentasche, weshalb sie über ein Dach nach dem anderen sprang. Doch die Wachen schienen ihr zu folgen. Geschickt versuchte Filynia den Wache zu entgehen, schmiss einige Töpfe oder Passanten um, damit die Wachen abgelenkt waren. Doch sie hatte nicht mit dem Mann der Elfe gerechnet…
Plötzlich schlangen sich Ranken um die Hand- und Fussgelenke von Filynia. Sie hörte einen Aufschrei. Sofort wusste sie, dass es Kyra war. Die Ranken zogen Filynia den Boden unter den Füssen weg. Mit einem dumpfen Aufschlag lag sie am Boden. Sie atmete tief durch, während ihr ganzer Körper schmerzte. Doch ehe sie sich aufraffen konnte, zogen die Ranken das Mädchen den Weg entlang. Der unebene Boden schürfte die Haut auf, doch ehe sie vor Schmerzen schreien konnte, wurde sie von den Ranken kopfüber in die Höhe gezogen. Vor ihr stand die rothaarige Elfe. Neben ihr stand ein silberhaarige, grossgewachsener Elf. Beide waren sehr edel gekleidet. Neben ihr konnte Filynia ein Keuchen hören. Als sie den Kopf drehte, erblickte sie Kyra. Diese war in einem Eisblock, der bis zu ihrem Hals ragte, gefangen.
“Mitglieder des hohen Rates von Zul zu beklauen …damit verliert ihr die rechte Hand, junge Dame. Wachen!”
Geschockte blickte Filynia zur Frau, während der Mann die Ranken so steuerte, dass Filynias rechte Hand nach vorne gezogen wurde. Eine Wache nahm sein Schwert in die Hand.
“Wartet! So wartet doch! Es war meine Idee! Ich habe sie dazu gezwungen. Nehmt meine rechte Hand!”, schrie plötzlich Kyra. Ihre hellgrünen Augen leuchteten willensstark, während ihr die Tränen runterkullerten.
Die ältere Dame schnaubte und hob die Hand. Die Wache hielt sofort inne. Die Dame ging einige Schritte auf Kyra zu. Mit dem Daumen und Zeigefinger nahm sie Kyras Kinn und drehte ihren Kopf zur Seite. Kyra schluchzte, blieb jedoch still.
“Deine Augen … Sag, wer sind eure Eltern?”, fragte die ältere Dame. Kyra schüttelte den Kopf, noch immer vor sich hin shcluchzend.
“Aleyah Earon und ein gewisser Kolvar Aldaval”, Filynia spuckte mit voller Verachtung den Namen ihres Vaters aus, “Doch er verschwand nach unserer Geburt.”
Mit grossen Augen wurden die beiden Mädchen angeblickt. Sofort verschwand das Eis um Kyra herum. Der Mann liess sanft Filynia auf den Boden runter.
“Triandal… Kann es sein? Hat er…?”, Nun wurde Filynia von der Dame begutachtet, während der Mann, der wohl Triandal hiess, Kyra betrachtete.
“Sie zeigen auf jeden Fall Ähnlichkeiten zu Filauria, unserer Jüngsten”, nach seinen Worten betrachtete Triandal Filynia, ehe er nickte und sich an die Wachen wandte: “Nehmt sie mit und sucht Aleyah Earon! Bringt sie in unsere Unterkunft.”
Bevor Filynia oder Kyra reagieren konnten, schritt Triandal schon weg. Die Dame zögerte einen Moment, ehe sie ihrem Mann folgte. Die Wachen hielten die beiden Mädchen fest und führten sie zur Unterkunft. Zwei andere Wachen befragten die Umherstehenden, wo sie Aleyah Earon finden würden.

Es schienen Stunden zu vergehen, während die beiden Mädchen in den Armen ihrer Mutter lagen. Sie waren in einem Zimmer untergebracht worden, streng bewacht von zwei Wachen. Ein Heilkundiger hatte den beiden Mädchen in den Zeigefinger gepiekst und etwas Blut abgenommen.
“Und ihr wisst wirklich nicht, wer die beiden sind?”, fragte erneut die Mutter. Die beiden Mädchen schüttelten den Kopf. Kyra zitterte noch immer am ganzen Leib. Durch das Eis war ihre Kleidung nass geworden und sie hatte sich bis jetzt noch nicht umziehen können.
“Moment… die Dame nannte den Mann Triandal. Sagt dir dieser Name etwas, Mutter?”, Kyra blickte schniefend und zitternde zu ihrer Mutter. Diese machte grosse Augen und nickte leicht.
“Der Vater eures Vaters, euer Grossvater, heisst Triandal Aldaval. Er ist wohl Mitglied im hohen Rat von Zul”, laut seufzte die Mutter. Nach wie vor liebte sie den Vater der Mädchen, doch sie war zutiefst verletzt.
Ehe die Mädchen ihrer Mutter antworten konnten, öffnete sich die Türe. Die rothaarige Dame und Triandal standen darin: “Kommt.”
Aleyah nickte und stand mit ihren Mädchen im Arm auf. Sie folgte den beiden, welche sie sofort erkannt hatte. Natürlich wusste man, wie die Ratsmitglieder aus Zul aussahen. Ob Kolvar es ihnen jemals erzählt hatte?
Zu fünft liessen sie sich in einem geräumigen Wohnzimmer nieder. Abwartende und neugierige Blicke wurden ausgetauscht.
“Kolvar, unser Sohn, ist also der Vater der Mädchen?”, fragte dann die Dame. Aleyah nickte sanft: “So ist es, Aradî Aldaval.”
“Triandal… Wir können sie nicht hier lassen. Was sollen wir tun?”, leise wandte sich die Dame an ihren Mann.
“Wir nehmen sie mit, Taenya. Die Familie muss zusammenbleiben”, sprach Triandal laut, während Kyra und Filynia ihn geschockt anblickten.
“Mit? Wohin?”, wollte Kyra aufgeregt wissen.
“Nach Zul. Und euren Vater werde ich die Ohren langziehen! Und nun kommt her, umarmt eure Grossmutter!”, freundlich lachend schloss Taenya die beiden Mädchen in den Arm.


Kapitel 3: Neues Leben in Zul

Als Kyra am nächsten Tag erwachte, wusste sie erst nicht, wo sie sich befand. Das war nicht ihr kleines Zimmerchen in Kilingor, welches sie mit Filynia teilte. Dieses Zimmer war weitaus luxuriöser. Die Matratze war viel zu weich. Sie hatte Schwierigkeiten gehabt, überhaupt einzuschlafen. Ihr tat komischerweise alles weh. Doch ihr Nachtkleid kratzte zumindest nicht, wie es all die Jahre davor war.

Als sie aufstand, streckte sie sich erstmal und blickte sich um. Am gestrigen Tag war sie völlig erschöpft sofort in ihr zukünftiges Zimmer gebracht worden. Ihre Grossmutter, Taenya, eine wunderschöne, hochgewachsene, freundliche, rothaarige Elfe, meinte zu den Zwillingen und ihrer Mutter, dass sie das Frühstück gemeinsam einnehmen würden. Ob es auch Körnerbrei geben würde?

Als es plötzlich an ihrer Tür klopfte, zuckte Kyra zusammen. Sie blickte zu ihr, als sich die Tür öffnete. Eine zierliche, blonde Elfe, in einem schlichten, hellgrünen Kleid gekleidet, trat ein und knickste kurz vor Kyra.

“Guten Morgen Aradî Kyra. Ich heisse Raela. Ich soll euch beim Waschen und Einkleiden helfen”, die Elfe wirkte schüchtern, doch freundlich.

“Helfen?”, völlig perplex blickte Kyra zur Elfe.

“Gewiss, Aradî Kyra. Aradî Aldaval, eure Grossmutter, hat mich als eure Dienerin zugewiesen. Dort entlang bitte”, Raela wies auf eine Tür im Zimmer. Diese war Kyra am gestrigen Abend nicht aufgefallen.

“Dienerin?”, verwundert lies sich Kyra zur Tür begleiten. Dahinter befand sich ein riesiges Badezimmer. Eine grosse Badewanne befand sich in der Mitte. Selbst ein sogenanntes Plumpsklo befand sich im Badezimmer.

“Gewiss. Die Ratsfamilie Aldaval beschäftigt ungefähr 20 Diener sowie weitere Angestellte”, Kyra staunte nicht schlecht, doch zuckte sie zusammen, als Raela begann, ihr Nachtkleid aufzuknöpfen. Widerstrebend liess Kyra es zu und hielt sich dann die Arme vor dem Körper. Raela half ihr, sich in die Badewanne zu setzen, ehe sie begann, Kyras Körper zu waschen. Oder eher zu schrubben. Schon bald war Kyras Haut gerötet. Selbst unter den Fingernägel wurde geschrubbt.

Kyra entspannte sich erst, als Raela ihr die Haare wusch. Sie massierte sogar Kyras Kopfhaut. Kyra seufzte auf und liess sich tiefer ins Wasser einsinken. Als Raela dann fertig war, hielt sie Kyra das Handtuch hin. Selbst beim Antrocknen half Raela ihr!

Dann führte Raela sie in ein anderes Zimmer. Dort hingen Unmengen von Kleider. Skeptisch betrachtete Raela die Kleider, ehe sie ein bodenlages, hellblaues Kleid mit einem runden, jedoch dezenten Ausschnitt heraussuchte. Sie half Kyra beim Ankleiden, ehe sie sich am Frisiertisch niederliess. Raela kämmte ihr vorsichtig die langen, silbernen Haare. Danach wurden sie kunstvoll hochgesteckt. Selbst ein wenig Puder wurden auf ihre Wangen aufgetragen.

Als sich Kyra im Spiegel erblickte, fühlte sie sich unwohl. Sie war jahrelang in einem kleinen Bauernhaus aufgewachsen. Sie waschten sich im kleinen Bach hinter dem Haus und hatten nur wenige Kleider. Und Puder besass sie überhaupt nicht. Die junge Elfe, die ihr im Spiegel entgegen blickte, war nicht sie. Diese Elfe hatte lange, wellige, seidige, silberne Haare; leuchtende, hellgrüne Augen und volle, zartrosane Lippen. Doch Kyras Haare waren verfilzt und stumpf. Das war nicht sie! Niemals!

Raela begleitete Kyra durch die vielen Gänge des Anwesens. Kyra würde sich niemals hier zurechtfinden. Und das bodenlange Kleid war viel zu hinderlich beim Laufen. Normalerweise trug Kyra nur knöchellange Kleider. Oft waren sie sogar noch kürzer. Sie waren zweckmässig, nicht elegant. Doch sie ergab sie aufseufzend ihrem Schicksal.


Kapitel 4: Geburtstag und Segen

“Als wir vor einigen Wochen nichtsahnend nach Kilingor auf eine Diplomatenriese gingen, dachten Taenya und ich niemals daran, mit einer Schwiegertochter und zwei Enkelinnen zurückzukehren! Und obwohl wir die vergangen 16 Jahre nicht ungeschehen machen können, Dank meines zweitältesten Sohnes Kolvar, so wollen wir heute auf meine nun erwachsenen Enkelinnen anstossen! Auf Filynia und Kyra!”, Triandal Aldaval hob sein Glas und prostete seinen Enkelinnen zu, welche in bodenlangen, weissen Kleidern die Festhalle betraten. Es war ihr 16. Geburtstag, der wohl wichtigste Tag im Leben einer Elfe.

Kyra trug über ihr weisses Kleid goldene, filigrane Ketten und Reifen. An ihrem Haar waren goldene Spangen angebracht. Sie wusste, ihre Grossmutter, Taenya, hoffte auf den Segen Galads, ihr Grossvater Triandal auf Iheza. Doch solch edlen Göttern war sie nicht gut genug, das wusste Kyra.

Der Ball zu ihren Ehren nahm Gestalt an. Es wurde getanzt, gespeist und getrunken. Kyra tanzte mit den Männern ihrer Familie, doch auch mit jedem unverheirateten Mann. Der älteste Spross der Ratsfamilie Helion, Elas, tanzte ausgesprochen oft mit dem silberhaarigen Geburtstagskind. Kyra fand ihn zwar freundlich und ansprechend, aber wirklich die Liebesgefühle, wie es andere beschrieben, hatte sie nicht.

Als sie sich nach so vielen Tänzen zu ihrer Mutter und ihren Grosseltern gesellte, bemerkte sie die zufriedenen Gesichter ihrer Grosseltern. Was hatte das zu bedeuten?
Ihre Mutter, die erst den Tag zuvor Kolvar geheiratet hatte, wirkte angespannt. Sie fühlte sich offensichtlich ebenso unwohl und fremd, wie ihre Töchter. Doch musste der Schein gewahrt werden. Kolvar und Aleyah liebten sich noch immer, doch ihre Welten waren zu verschieden gewesen. Die Öffentlichkeit ging davon aus, dass Aleyah und Kolvar sich trennen mussten durch Kolvars Beruf. Dass dahinter einzig und allein Kolvar steckte, welche sich für seine Angebetete bei seinen Eltern schämte, wusste nur die Familie.

Kurz vor Mitternacht geleitete die Familie die Zwillinge raus und zur Kutsche, welche sie zur Segenshöhle bringen würde. Niemand durfte sie begleiten, doch die Zwillinge durften zusammen das Ritual bestreiten. Die Kutsche fuhr durch die nun ruhigen, doch noch immer beleuchtenden Strassen von Zul. Gebannt blickte Kyra raus aus der Kutsche, während Filynia so tat, als würde sie alles langweilen. Die Kutsche fuhr und fuhr, die Reise schien kein Ende zu nehmen. Als sie durch den Wald fuhren, spürte Kyra das Kribbeln im Bauch, wie immer, wenn sie an einem Heiligtum ankamen. Sie wusste nicht, was das war, doch die Götter schienen Kyra anzuerkennen.

Als sie endlich vor den Höhlen ankamen, stiegen Filynia und Kyra nacheinander raus. Sie nahmen sich an den Händen und gingen vorsichtig los, immer tiefer hinein in die Höhle. War der Weg anfangs noch breit und gut mit Fackeln beleuchtet, so wurde er immer schmaler. Bald mussten Kyra und Filynia sich den Weg mit den Fackeln selbst beleuchten. Und plötzlich eröffnete sich vor ihnen eine grosse Höhle, beleuchtet mit abertausenden von Kerzen und Edelsteinen. Filynia und Kyra legten die Fackeln zur Seite und betrachteten schweigend die Höhle.

In der Mitte der Höhle war ein See, so tief, Kyra konnte den Grund nicht ausmachen. Vor dem See stand ein weisser Altar. Vorsichtig trat Kyra darauf zu und legte die Opfergaben, welche sie mit Filynia ein paar Tage zuvor zusammen suchte, auf dem Altar ab.

Kyra blickte entschlossen zu Filynia, welche sich leicht unbehaglich umsah. Kyra war schon immer religiöser als Filynia gewesen. Sie wusste, einer der Götter würde sie schon segnen. Doch bei Filynia? Nun ja.

Zusammen gingen sie zum See und wuschen sich die Hände. Kyra hörte das Flüstern der Götter. In ihrer Nase stieg ein herrlicher Duft nach frischen Trauben und Wein auf. Danach gingen die Schwestern wieder zum Altar und zündeten jeweils den Beuschel Kräuter an. Als der Rauch hochstieg, fingen sie gemeinsam an zu beten.

Erhöret mich, oh ihr heiligen Götter,
ihr großartigen Freunde,
mächtige Stützen der Welt,
erhört mich, ihr unsterblichen Götter
Ihr seligen Götter, mag ich nicht aufhören,
euch Dankbarkeit zu zollen
für alles Gute, welches ihr gabt und geben werdet.
Möge ich niemals das Wohl meiner Genossen vernachlässigen,
soweit es in meiner Macht steht.
Bereitwillig dem Gemeinwohl zu dienen,
soll auch mir als großer Vorteil gelten.
Möge ich niemals Urheber eines Übels sein,
das die Elfen trifft,
sondern von etwas Gutem,
soweit es mir möglich ist,
damit auch ich glücklich sein kann,
indem ich euch ähnlich werde.

Sie blickten zum Rauch der Kräuter, ehe beide jeweils ihren Kelch mit dem Wein in die Hand nahm. Wie jede andere Hochelfe vor ihnen, würden nun auch sie ihren ersten Schluck Wein kosten. Sie tranken wie vorgeschrieben die Hälfte des Kelches, stellten den Kelch auf dem Altar ab und beteten erneut laut in die Höhle hinein.

Ich erwarte sehnlichst euch und euren Segen,
ich lege mich in deine Hände Iheza,
oh ihr heiligen Götter,
soll mir ihre Freundschaft auf ewig gesichert sein.

Während des Gebetes spürten beide Elfen die Anwesenheit der Götter. Die Magie schien sie in den See zu rufen. Sie fassten sich an den Händen und traten in den See hinein. Immer tiefer hinein. Ihre weissen Gewänder waren bald völlig durchnässt, so dass sie durchsichtig wurden. Als sie völlig in den See eingetaucht waren, blickte sie Kyra erst verwirrt um, ehe sie das Gefühl hatte, im Wein zu schwimmen. Das Wasser des Teiches sah noch immer aus wie Wasser, doch es schmeckte nach Wein. Ein Gott schien immer wieder ihren Namen zu flüstern. Divayn? Sie versuchte zu erraten, was er ihr zuflüsterte. Ihre Schwester, welche eigentlich neben ihr schwamm, sah sie nicht mehr.

“Kyra…”, sie verstand nur ihren Namen. Sprachen die Götter womöglich eine andere Sprache? Angestrengt lauschte sie, völlig die Zeit vergessend. Als sie daran dachte, dass sie Luft bräuchte, war es schon fast zu spät. Sie wusste nicht mehr, wo oben, wo unten war. Sie strampelte wie wild im Wasser herum. Ihre Lungen schrien nach Luft.

Plötzlich packten 2 Hände sie und zogen sie an die Wasseroberfläche, weiter an den Rand des Teiches. Dort sank sie völlig erschöpft in die Arme ihrer Schwester.

“Kyra … vergesse nicht das Atmen.”

Sie wusste nicht, wie lange sie in den Armen ihrer Schwester la, doch als es ihr besser ging, erhoben sie sich. Filynia stützte Kyra, als sie zum Altar gingen. Dort zündeten beide die letzten Opfergaben an. Es waren Blumen aus ihrem alten Zuhause in Kilingor.

“Wie passend”, dachte sie Kyra, als sie die violetten Blumen, welche nach Trauben rochen, anzündete. Divayn hatte sie als seinen Schützling heraus erkoren und sie zündete eine nach Trauben riechende Blume an. Heiser und flüsternd sprach Kyra das letzte Gebet, zu Ehren ihres Gottes. Ihre Schwester tat es ihr gleich.

Gesegnet seist Du, Divayn
Schöpfer der Frucht des Weinstocks.
Du schenkst uns den Wein und die Frucht des Weinstocks.
Wir bringen diesen Kelch vor dein Angesicht,
damit er uns der Kelch des Heiles werde.

Sie hielt kurz inne, ehe sie die letzten Passagen des Gebets sprach, die für jeden der Gottheiten gedacht waren.

seid immer bei uns,
und so verlasst uns nie,
beseitigt die Krankheiten
und verscheucht die Sorgen, welche uns plagen.


Kapitel 5: Der Antrag

Während Filynia für ihre Gottheit, Eluna, von allen wohlwollend angesehen wurde, wurde Kyra für Divayn nur belächelt - es war ein eher bürgerlicher Gott. Wer brauchte schon den Gott des Weines, war doch die Herstellung eher was für Bürgerliche und nicht für die edlen Ratsfamilien.

Doch Kyra, Filynia und ihrer Mutter war das egal. Ihre Mutter besorgte ihr einige Bücher über Weintrauben, die Herstellung von Weinen und anderen alkoholischen Getränken und auch über Tee. Kyra schien diese Bücher förmlich zu verschlingen.

Doch nebst all den Büchern, besuchten die Zwillinge mit ihrer Familie so einige Bälle. Immer und immer wieder musste Kyra mit Elas Helion tanzen. So langsam vermutete sie eine Heiratsabsicht, doch sie schwieg. Seine Gesellschaft war ihr nicht unangenehm, doch sie schätzte ihn nur als Freund. Was würde sie nur tun, wenn ihre Familie auf eine Heirat bestand?

Doch die Jahre vergingen und niemand sprach das Wort “Heirat” an. Kyra verbrachte viel Zeit mit Elas. Sie ritten aus, gingen spazieren, oder besuchten den Markt in Zul. Diese Verbindung wurde von ihrer Familie wohlwollend angeschaut. Doch Kyra dachte gar nicht daran, Elas zu heiraten.
Als ihr Vater vor ihr stand, mit ihren Grosseltern hinter ihm, und von ihr verlangte, Elas Helion zu heiraten, brach eine Welt für sie zusammen.

“Filynia und du seid lange genug auf euer gehobenes Leben vorbereitet worden. Ihr wart lange genug arme Bauern. Schlimm genug, dass dich Divayn auserwählte. Elas Helion wird eines Tages seinen Sitz im Rat erhalten und du wirst ihm eine gute Frau werden! Haben wir uns verstanden, Fräulein?”, Kolvar Aldaval liess seine Tochter kaum zu Wort kommen. Tränen drohten ihr über die Wangen zu laufen, doch sie biss sich auf die Zunge, so dass sie nicht schluchzte. Sie nickte artig, innerlich ihren Vater verfluchend.

“Vier Jahre sollten ausreichen, um aus dir eine respektable Ehefrau zu werden. Oder hattest du gelaubt, dass du aus Liebe heiraten könntest wie deine Cousinen Mylaela und Arwen?”, wütend schnaubte ihr Vater, während Kyra weiterhin artig nickte.

“Du kannst gehen. Schicke bitte deine Schwester zu mir”, schweigend verliess Kyra das Arbeitszimmer ihrer Grosseltern und begab sich auf die Suche nach Filynia. Als sie sie im Garten des Anwesens fand, bemühte sie sich um eine fröhliche Maske. Sie winkte Filynia zu sich und rief ihr halblaut zu: “Du sollst zu Vater ins Grossvaters Arbeitszimmer.”

Filynia blickte zwar ihre Schwester fragend und misstrauisch an, doch sie nickte ergeben und ging. Man liess nie einen Kolvar Aldaval warten.

Als Kyra sich ein ruhiges Plätzchen im Garten suchen wollte, sah sie Elas auf sich zukommen. In seinen Händen hielt er einen Blumenstrauss. Er wollte doch jetzt nicht etwa…?

“Kyra, schön euch wieder zu sehen”, zwinkerte er ihr zu und küsste galant ihre Hand, ehe ihr den Blumenstrauss überreichte. Sie lächelte ihn freundlich an und nickte sanft, immer noch den Tränen nahe: “Habt Dank. Wir haben uns doch erst gestern gesehen, Elas.”

“Wollen wir spazieren gehen?”, galant hielt er ihr seinen Arm hin, welchen sie ergriff. Sie schlenderten einige Minuten durch den Garten, ehe sie sich beim Pavillon hinsetzten. Am liebsten wäre Kyra in ihr Zimmer geflüchtet und hätte geheult. Kyra musste an ihre Schwester denken. Was, wenn sie nun das gleiche wie sie zu hören bekam?

“Kyra … Als ich euch vor vier Jahren kennen lernte, so wart ihr eine kleine Blüte. Ihr wart völlig überfordert in unserer Welt. Doch wart ihr stets anmutig und erhaben. Jeder Mann würde sich glücklich schätzen, euch an seiner Seite zu haben. Auch ich”, er räusperte sich und ging vor ihr auf die Knie. Er hielt ihr einen Ring hin: “Kyra, würdet ihr mir die Ehre erweisen und mich heiraten?”

Kyra blickte ihn nichtssagend an. Herrschte in ihrem Kopf vorhin noch einen Sturm, so war jeder Gedanke nun wie weggefegt. Sie hörte nur noch ihren Vater in ihrem Kopf: “Du wirst Elas Helion heiraten. Sonst wirst du sterben.”

Langsam nickte sie: “Ja.”


Kapitel 6: Die Flucht

In grauen Umhängen gehüllt, die Kapuze weit ins Gesicht gezogen, eilten zwei weibliche Gestalten durch die Strassen Zuls. Der Regen peitschte ihnen in ihre Gesichter. Doch der Regen würde allfällige Fussspuren oder sonstige Spuren vernichten. Es war der richtige Zeitpunkt zu fliehen. Niemals würden Filynia und Kyra jemanden heiraten, weil es ihre Familie so wollte. Sie würden nur heiraten, wenn sie es aus Liebe konnten.

Die Schwestern wussten, dass ihr Vater sie umbringen würde, sollten sie ihm in die Arme laufen. Doch Elas würde Kyra verstehen. Sie hatte ihm einen langen Brief geschrieben und in diesem alles erklärt. Im Briefumschlag war auch jener wunderschöner Ring beigelegen. Wie er reagieren würde, wenn Vater ihm diesen Umschlag überreichen würde?

Kaum hatten die beiden schweigend die grosse Stadt hinter sich gelassen, liefen sie weiter im Wald weiter. Auf der grossen Hauptstrasse war es zu gefährlich. Man würde sie sofort erkennen oder aufgreifen können. Doch im Wald waren sie geschützt. Nachdem sie bereits einige Stunden unterwegs waren, legten sie eine Rast ein. Sie assen ihre Brote, machten ein Nickerchen und versuchten sich im durchnässten Wald warm zu halten. Ein Feuer war zu gefährlich. Was, wenn es im Wald Banditen oder Dunkelelfen gab?

Einige Stunden später, als die Sonne bereits durch das Dickdicht strahlte, gingen sie weiter. Ihr Ziel war Dromm. Von dort aus könnten sie ein Schiff irgendwohin nehmen. Doch nur wohin? Es gab viele Überlegungen. Kilingor war zu gefährlich. Man würde sie dort sofort vermuten. Sie hätten natürlich auch ihren Tod vortäuschen können, doch mit welchen Mitteln? So blieb nur die Stadt des Abschaums: Tindall.

Wochenlang reisten sie durch das Land, immer auf der Hut. Einmal waren sie fast ihrem Vater in die Arme gelaufen, als er mit einem Trupp Krieger wohl nach ihnen suchte. Er schien zornig zu sein, denn er schrie seine Krieger an.

Kurz vor der Hafenstadt in Dromm gelangen die beiden in einen solchen Suchertrupp. Die Männer des Trupps grölten, als sie die beiden sahen. Kyra beleidigte die Männer und dessen Anführer, ihren Vater, welcher heute nicht dabei war. Einer der Männer packte Kyra an den Haaren und zerrte sie zu der Kutsche. Als sie sich weiter wehrte, kickte er mit seinem Fuss in ihre Kniekehle. Es knirschte fürchterlich. Kyra schrie laut auf. Er packte sie und brachte sie aus der Sichtweite von Filynia, um noch ein wenig seinen Spass zu haben. Die Belohnung heimsten sie so oder so ein. Sie hatten die beiden Schwestern. Wenn er noch ein wenig Spass mit ihr hatte, könnte er einfach behaupten, es wären irgendwelche Halunken gewesen.

Als Kyra später zu sich kam, kniete Filynia neben ihr. Mit einem Dolch durchtrennte sie die Seile, welche um Kyras Arme und Füsse gebunden waren. Kyra blickte sie dankbar an, schwieg jedoch. Als Filynia ihr aufhalf, hätte sie beinahe vor Schmerzen losgeschrien. Doch sie biss sich auf die Zunge und humpelte mit Filynia zusammen aus dem Lager des Suchtrupps. Als der Feuerschein einer Fackel Filynia erhellte, konnte Kyra erkennen, dass auch ihre Kleidung zerrissen war. Diese Schweine hatten sich nicht nur an ihr vergangen, sondern auch an Filynia.

Filynia band zwei Pferde los, ehe sie Kyra auf das kleinere Pferd hochhalf. Sie selbst schwenkte sich hoch auf das andere Pferd und gemeinsam gallopierten sie los. Als der Morgen graute, kamen sie endlich am Hafen Dromms an. Dort sollte sobald ein Schiff ablegen. Filynia händigte dem Schiffskapitän 100 Taler aus, welche sie dem Suchtrupp klaute.

Notdürftig wurde Kyras Knie verbunden, welche die ganze Schiffsreise rüber nach Tindall zitterte. Sie schien fieber zu haben. Als sie in Tindall ankamen, mussten sie erst nicht wohin sie gehen sollten, doch als ein dunkler Schatten sich von einer Hauswand löste und ein “klack, klack, klack”, die Schritte der Person begleitete, erkannten sie eine ältere Damen mit einem Gehstock. Es war nicht erkennbar, ob es sich um eine Dunkelelfe oder eine Hochelfe handelte.

“Komm, Kindchen. Bringe deine Schwester mit. Ich helfe euch.”

“Wer bist du?”, skeptisch blickte Filynia die Dame an, während Kyra zitternd in ihren Armen hing.

“Nenn mich Morgul, das tun alle.”


Kapitel 7: Das Leben als Abschaum oder doch das Glück?

Kyra wischte gerade die Theke der Schalunke, in welcher sie arbeitete. Sie blickte zu den Männer, welche grölten und sich gegenseitig anstachelten, die weiblichen Besucher - egal ob Zwergin, Hochelfe oder gar vermummte Dunkelelfe abzuschleppen. Oh ja, Tindall war das Zentrum, das Herz des Abschaums. Hier tummelten sich Diebe, Mörder, Vergewaltiger, Obdachlose … oder jene, welche aus ihren Leben fliehen, so wie Kyra und Filynia. Es waren bereits einige Jahre vergangen, seit die Schwestern von zuhause geflohen waren. Wie sie es vorausahnen, hatte ihr Vater sie nicht in Tindall gesucht. Doch vereinzelte Flugblätter fand man auch hier vor. Jene Flugblätter, mit einer Belohnung von mehrere Tausenden Talern, wurden von den Schwestern eilig vernichtet.

“Maer Gwein. Ein Bier bitte”, sprach plötzlich ein Mann sie an. Er überragte sie um zwei Köpfe, hatte kurzes, blondes Haar und grüne Augen. Kyra blickte ihn aus grossen Augen an, ehe sie langsam nickte.
“Ge-Gewiss…”, sie stolperte zum Bierfass, nahm zitternd einen Krug in die Hand und füllte den Krug. Einige Tropfen gingen daneben. Sie war viel zu fasziniert von diesem Mann. Zitternd übergab sie ihm den Krug. Er hielt ihre Hand fest.
“Danke. Wie viel?” - “Zw-zwei Taler…”, er übergab ihr das Geld mit einem Lächeln und zwinkerte ihr zu.

Kyra blickte ihm nach und beobachtete ihn, solange er in der Taverne war. Ab und zu blickte er auf und lächelte ihr zu. Kyra war sich sicher, sie hatte sich verliebt. Der unbekannte Mann war ihre wahre Liebe. Doch nicht nur ihre …

Seit jenem Tag sah Kyra ihn immer öfter. Sie fing an, mit ihm Gespräche zu führen, während er immer wieder sein Bier bestellte. Er erzählte von seiner Familie. Er wäre der verschwundene Sohn der Adelsfamilie Renner aus Aescon. Er sei abgehauen, als er eine eingebildete Zicke aus irgendeiner anderen Adelsfamilie heiraten sollte. Kyra musste so lachen, dass er sie ganz empört anblickte. Sie lachte so heftig, dass sie schon bald Schluckauf bekam.

“Verzeih, Folmon. Doch ich teile das Schicksal mit dir. Ich sollte auch verheiratet werden”, zuerst blickte er sie verdutzt an, ehe er anfing zu lachen. Er nahm sanft ihre Hand in seine.

“Das Schicksal mag ab und an ein mieser Verräter sein, doch es führt auch zwei Seelen zueinander”, ganz gebannt blickte Kyra zu Folmon, während er sprach. Sie errötete. Ob er…?

“Wir sehen uns morgen, kleine Kyra”, er zwinkerte ihr zu, ehe er ihre Hand küsste und die heruntergekommene Taverne verliess. Mit grossen Augen, völlig perplex und überfordert blickte sie ihm hinterher. Erst als Filynia vor ihren Augen schnippte, kam sie wieder zurück ins hier und jetzt.

“Hast du einen Geist gesehen oder warum starrst du so in die Leere?”, lachte Filynia sie frech aus.

“Ich … bin verliebt”, mit diesen Worten drehte sich Kyra um und ging ins Hinterzimmer der Taverne. Sie setzte sich auf eins der kleinen Fässer und überlegte. Filynia war wohl bereits wieder verschwunden und würde eine Halunke oder reiche Reisende beklauen. Sie hatte es sogar einmal geschafft, ihren Vater zu bestehlen, als er über Tindall nach Aescon reiste. Oh, sie hatten ihn schimpfen hören, als sein Schiff ablegte.

Die Tage vergingen und Folmon verabschiedete sich immer wieder auf die gleiche Weise. Eines Tages fragte er sie, ob sie mit ihm zum Aussichtsturm gehen würde, er würde einen Weg rein kennen. Der Aussichtsturm in Tindall war der höchste Turm. Er war von den Wachen damals versperrt worden. Nachdem man hörte, dass es dort mehrere Morde in der Gegend gab, mieden die Elfen den Turm. Doch die Aussicht sollte wunderbar sein. So willigte Kyra zu.

Und tatsächlich, die Aussicht war wunderbar. Man überblickte ganz Tindall. sogar Aescon konnte man am Horizont ausmachen. Folmon schien den Turm dekoriert zu haben. Überall leuchteten Kerzen, eine gemütliche Decke lag am Boden. Selbst ein kleiner Picknickkorb lag daneben.

Folmon begrüsste Kyra mit einem Handkuss, ehe er ihr half, sich auf die Decke zu setzen. Kyra staunte über über die Aussicht. Folmon betrachtete sie lächelnd, ehe er ihr eine süsse, kleine Frucht an die Lippen hielt. Kyra biss ab und schmunzelte, während sie kaute.

“Die Aussicht ist einfach atemberaubend schön”, meinte Kyra lächelnd und blickte ihn mit roten Wangen an.

“Nicht so schön wie du”, Kyra musste Mädchenhaft kichern, während sich die Röte von ihren Wangen in ihren Ausschnitt ausbreitete. Folmon blickte nur kurz dahin, ehe er wieder in die Augen blickte. Stundenlang sassen sie da, unterhielten sich, fütterten sich. Irgendwann lag Kyra in seinen Armen, während sie den Sonnenuntergang zusammen betrachteten.

Als Kyra ein Aufseufzen hörte, drehte sie ihren Kopf zu Folmon und blickte ihn fragend an. Er betrachtete sie und kam mit seinem Kopf näher. Ihr Blick huschte nur kurz zu seinen Lippen, während sie sich fragte, ob seine Lippen so süss wie die kleine Frucht schmecken würden. Sein Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. Er legte ihr eine Hand auf die Wange und streichelte diese hauchzart. Sanft zog er ihren Kopf näher an seinen, ehe er, so sanft wie der Flügelschlag eines Schmetterlings, seine Lippen auf die ihren senkte.

Kyra hatte schon einige Männer geküsst. Einige andere hatten sie gedrängt, andere fragten sie zuerst. Doch so einen herrlichen, sanften, zarten und gefühlvollen Kuss hatte sie noch nie. Sie schwebte auf Wolken sieben, während Folmon sanft seine Lippen auf ihren bewegte. Seine Hand strich von ihrer Wange runter zu ihrem Nacken, über ihre Schultern zu ihrer Seite. Seine Berührungen waren sanft, fragend, keinesfalls aufdringlich. Und so war es ein leichtes für Kyra, sich fallen zu lassen und jene Nacht auf diesem Turm zu geniessen.

Als die Sonne hochging, lagen beide eng aneinander gekuschelt, nackt unter der Decke, welche Folmon mitgenommen hatte. Kyras Glieder fühlten sich steif an, doch war sie glücklich und zufrieden. Sie brummte auf und kuschelte sich näher an Folmons Brust. Als dieser merkte, dass sie wach war, rollte er sich auf sie und begann sie verlangend zu küssen. Von seiner Sanftheit war kaum mehr was vorhanden, doch drängte er sie nicht. Die Leidenschaft ergriff Kyra.

Als sie sich einige Stunden später voneinander trennten und Kyra wieder zur Taverne ging, hatte sie ein breites Grinsen auf den Lippen. Sie hatten nicht viel gesprochen, viel eher hatten sie die gemeinsame Zeit genossen. Doch Worte waren nicht wichtig gewesen.

Als sie strahlend die Taverne betrat und in ihr Zimmer, welches sie dort mit Filynia teilte, gehen wollte, erblickte sie ihre Schwester. Fragend blickte Filynia sie an, doch Kyra schüttelte lächelnd den Kopf und deutete ihr an, es später zu erzählen. So lagen die beiden später in Kyras Bett, eng aneinander gekuschelt.

“Er war so sanft, so zärtlich…”, seufzte Kyra, “Er drängte nicht, er liess sich Zeit. Seine Berührungen… seine Küsse… seine Hände…”

Filynia lachte leise und piekste Kyra in die Seite: “Du hast dich verliebt.” - “Ja”, hauchte Kyra und kicherte leise.

“Stellst du ihn mir vor?”, Filynia blickte Kyra fragend an, welche nickte.
“Aber nur, wenn du mir deinen Geliebten vorstellst!”

An diesem Abend tauschten sich die Zwillinge über ihre Männer aus, nichtsahnend über die bevorstehende Tragödie.


Kapitel 8: Das Schicksal ist ein mieser Verräter

Abermals kniete Kyra über dem Eimer und erbrach ihren Mageninhalt. Bald dürfte schon nichts mehr in ihrem Magen drin sein. Hatte sie was falsches gegessen? Hatte man sie vergiftet? Seit Tagen fühlte sie sich so schlapp, vor allem morgens… oh!

Wie von der Tarantel gestochen stand Kyra auf, hielt sich schwankend an der Wand fest, ehe sie in die Taverne runtereilte. Sie schnappte sich ihre Schwester, ehe sie zur Medika ihres Vertrauens eilte. Filynia fragte den ganzen Weg über, wohin sie gingen, doch Kyra schwieg. Vor dem Gebäude der Medika angekommen, blieb Kyra stocksteif stehen. Ihr bleiches Gesicht liess Filynia aufkeuchen. Kyra zitterte am ganzen Körper. Sanft legte sie ihre Hände auf ihren Bauch. Filynia nickte und führte ihre Schwester in das Gebäude rein.

Die namenlose Medika, welche einfach als “Morgul” bekannt war, blickte auf, als sie die beiden Schwestern sah. Zu gut konnte Filynia sich an ihre erste Begegnung erinnern, als sie beide in Tindall ankamen. Morgul hatte Kyras Knie verarztet und ihnen bei ihrem Trauma geholfen. Fast nichts mehr erinnerte an die damalige Verletzung, nur würde Kyra nie wieder schnell rennen können. Auch hinkte sie ab und an, wenn die Schmerzen wieder überhand nahmen. Auch zu langes Stehen war mühsam für sie.
Das eine oder andere Mal hatte sie auch Filynia bereits verarztet. Sie war bekannt dafür, zu schweigen. Und man musste sie nicht mit Gold bezahlen, man konnte sie auch mit was anderem bezahlen. Filynia brachte der Medika ab und zu Essen vorbei, welches sie auf dem Markt stahl.

“Was kann ich für euch tun, Kindchen?”, Filynia blickte von der Morgul zu Kyra, welche neben ihr zitterte. Ihre Händen lagen nach wie vor auf ihrem Bauch.

“Sie erbricht sich ständig. Ich glaube … sie ist schwanger.” Die Morgul nickte und nahm sanft die Hände von Kyra in die Hand: “Komm, setz dich auf die Liege. Ich werde nachschauen…”

Kyra liess alles mit sich geschehen. Und nur wenige Minuten später, hatte sie die Gewissheit.

“Ich gratuliere. Du bist schwanger. In einem Drecksloch namens Tindall”, lachte Morgul. Kyra blickte zu Filynia, welche sie einfach festhielt.

“Wer ist denn der glückliche Vater?”, fragte die Medika neugierig. Kyra legte verträumt die Hände auf den Bauch.
“Es ist…” - die Tür des Hauses öffnete sich und ein grossgewachsener Elf mit kurzen, blonden Haaren und grünen Augen betrat das HAus der Medika.

“Folmon! Darf ich dir meine kleine Schwester vorstellen…”, fingen beide Schwestern an zu erzählen, als sie innehielten und sich anblickten. “Du…”

“Oh, ehm… ich gehe wohl besser…”

“Folmon Renner!”, schrie Filynia und stürmte auf ihn zu. Sie ohrfeigte ihn. Geschockt keuchte er auf. Er hielt sich die Wange und blickte sie aus grossen, geschockten Augen an. “Kyra Aldaval! Wie könnt ihr? Wie könnt ihr beide mir das antun?!”, Tränen flossen Filynia runter, während Kyra sie geschockt anblickte. Sie stürmte zur Tür raus und schlug diese zu. Kyra blickte Folmon geschockt an.

“Ich gratuliere, Folmon. Du wirst Vater”, meinte Morgul glucksend und ging in das Hinterzimmer.

“V-Vater?”, fragend und geschockt blickte Folmon zu Kyra. “I-ich erwarte… ein Kind”
“Oh, Kyra!”, überschwänglich umarmte Folmon sie und drückte sie sanft an sich.

“Liebst du meine Schwester?”, fragte Kyra emotionslos.

“Nein. Ich liebe nur dich und unser Kind”, sanft legte Folmon eine Hand auf den noch flachen Bauch von Kyra, “Filynia und ich hatten mal was… aber das war nichts ernstes.”

“Aber sie erzählte, dass…” - “Du weisst doch, dass Frauen ab und an einige Dinge dazudichten. Es war nie was ernstes, Gûrnya. Ci Melin”, sanft flüsterte er ihr die Liebkosungen ins Ohr. Kyra nickte und lehnte sich erschöpft an ihn.

Irgendwann waren die beiden zur Taverne zurückgekehrt. Kyra wollte nach Filynia schauen, doch diese war dort nicht. Tagelang tauchte sie nicht auf, während Kyra weiterhin in der Taverne arbeitete. Als Kyra von einer ihrer Suchrunde im Regen zurückkehrte, brach sie weinend in den Armen Folmons zusammen.

Er tröstete sie so gut er konnte. Doch der Verlust ihrer Schwester nagte sehr an Kyra. Hatte sie ihre Zwillingsschwester wegen eines Mannes verloren?

Folmon zeigte ihr seine Räume, in denen er lebte. Er hatte durch ein Glücksspiel die Räume gewonnen. Sie hatten genug Platz für eine kleine Familie. Und es war trocken. Als sie zusammen die Räume einrichteten, kniete sich Folmon plötzlich nieder. Er zog einen strahlenden Ring aus der Tasche.

“Kyra Aldaval, möchtest du mich heiraten?”, mit grossen Augen blickte Kyra ihn an, ehe sie nickte. Sie war glücklich, doch etwas fehlte …

So vergingen die Monate, ohne Filynia. Als Kyra bereits die Hälfte der Schwangerschaft hinter sich hatte, erkrankte Folmon an einer ansteckenden Krankheit. Morgul kümmerte sich um ihn, doch erfolglos. Er verstarb mit Kyras Namen auf seinen Lippen. Kyra brach zusammen und weinte.

“Ich kann ihn retten… doch es hat einen hohen Preis. Und es könnte schief gehen”, Kyra blickte sie aus grossen Augen an und nickte. “Bist du dir sicher, dieser Preis-” “Ist mir egal! Tue es!”

Morgul nickte und begann schwarze und roten Kerze im Raum zu verteilen. Sie begann einen Gesang aus alten elfischen Wörtern. Rauch zog auf und plötzlich wusste Kyra, dass Morgul eine Dunkelelfe war. Kyra legte schützend ihre Hände auf den Bauch. Als der Gesang fertig war, lehnte sich Kyra über Folmon und blickte in sein Gesicht. Doch er erwachte nicht. Plötzlich fühlte Kyra einen Schmerz im Unterleib. Sie keuchte auf und blickte an sich runter. Sie blutete.

“Der Preis für meine Hilfe … ist dein Kind”, lachte Morgul laut, während Kyra sich am Boden vor Schmerzen krümmte. Schon bald hielt die Morgul das kleine, leblose Elfenkind in der Hand und liess Kyra einfach liegen.

Als Kyra Tage später zu sich kam, lag sie in ihrem Zimmerchen in der Taverne. hr Bauch lag flach da, alles wirkte wie ein böser Traum. Doch Folmons Grab zeigte ihr, dass es kein Traum war.

Kyra schwor sich, an Morgul zu rächen. Eines Tages.


Kapitel 9: Wiedervereinigung

Etwa 2 Jahre später, Kyra war nur 25 Jahre alt, begegnete sie Filynia wieder. Filynia hatte sich angeschlichen und wollte sie ausrauben, als sich Kyra ruckartig umdrehte und Filynias Handgelenk festhielt. Beide blickten sich geschockt an, ehe sie sich umarmten. Kyra weinte bitterlich in den Armen ihrer Schwester. Sie hatte wegen Folmon ihre Schwester verloren. Und wegen Morgul ihren Verlobten und ihr ungeborenes Kind. Doch war das Schicksal nun gut zu ihr. Sie hatte ihre Schwester wieder.

Die Schwestern setzten sich am Hafen auf eine Bank und plauderten über die alte Zeit. Doch ein Thema wurde vermieden. Folmon. Und auch ihre Schwangerschaft wurde nie angesprochen. Zu schmerzhaft waren für Kyra die Erinnerungen.

Nach wie vor arbeitete Kyra in der Taverne. Sie bewohnte noch immer das kleine Zimmerchen. Doch in den 2 Jahren hatte sie einen kleinen Reichtum aufgebaut. In Zul würde sie noch immer als arm gelten, aber in Tindall gehörte sie mittlerweile zur Mittelschicht. Doch würde sie es sich niemals anmerken lassen.

Filynia zog wieder bei ihr an und sie verbrachten Tag ein, Tag aus, die Zeit zu zweit. Die Sticheleien, welche normal zwischen den Zwillingen waren, wurden jedoch heftiger. So manches Mal hatte Filynia mit ihren Äusserungen verletzt. Ab und an hörte man auch Geschrei, wenn sie miteinander stritten, aus ihrem Zimmer. Die Harmonie zwischen den Schwestern war gestört durch Folmon. Doch Kyra schwieg darüber, dass er Tot war. Was Filynia sich dachte, als sie Kyra ohne Mann und Kind sah, wusste sie nicht. Die Wahrheit würde Filynia erst Jahre später in Parsifal erfahren.


Kapitel 10: Ein neues Leben in Parsifal oder Wiedersehen mit der Familie?

Jahre später, kurz nach dem 30. Geburtstag der Zwillinge, wurde das Leben in Tindall lagweilig. Seit 2 Jahren führte Kyra die Taverne alleine. Der Besitzer wurde von Dieben getötet, als Kyra mit Filynia selbst auf einem Raubzug war. Wobei, Kyra stand eher Schmiere, während Filynia eine Juwelen einer reichen Adeligen stahl. Jene Juwelen verkauften Kyra und Filynia dann auf dem Schwarzmarkt.

Seit jenem Raub waren Kyra und Filynia sowas wie die Reichen von Tindall. Doch sie traten noch immer wie die armen Bettler auf. Niemand sollte das Gefühl haben, dass man etwas bei ihnen holen könnte.

Doch seit sie genug Geld hatten, war den beiden langweilig. Warum sollten sie noch mehr klauen? So wurden Arme nur noch ärmer. Und das war nicht das Leben, welches Kyra und Filynia wollten. Seit sie von zuhause weggingen, waren 10 Jahre vergangen. Ob Kolvar sie noch suchte? Oder hatte er aufgegeben?

So beschlossen Kyra und Filynia ihr altes Leben in Tindall aufzugeben und nach Borum aufzubrechen. Borum war eine Hafenstadt, in der es nicht viele Einwohner gab. Die meisten waren Reisende. Die Stadt ernährte sich auch vom Fischfang und arbeitete eng mit dem benachbarten Kilingor, ihrer alten Heimatstadt, zusammen. Es war die perfekte Wahl. Und nach 10 Jahren sollten sie in Sicherheit dort leben können.

So packten Kyra und Filynia all ihr Hab und Gut zusammen. Kyra fühlte einen Aufschwung, seit sie Folmon und ihr Baby verlor. Doch etwas fehlte noch. Sie nahm die Gifte und Drogen von Filynia, welche sie vergass, einzupacken und mischte diese in das Trinkwasser von Morgul. Sie beobachtete den ganzen Tag das Gebäude, in welcher Morgul nach wie vor arbeitete. Leute gingen ein und aus. Einige freudestrahlend, andere tieftraurig oder gar zornig. Als Morgul endlich von ihrem Wasser trank, lachte Kyra laut auf. Morgul hustete und rang nach Luft. Es ging nur wenige Minuten, ehe sie bewegungslos am Boden lag. Es war zu einfach, doch Kyra war seelig. Sie hatte Folmon und ihr Baby gerächt.

Gut gelaunt ging sie zurück zur Taverne, schnappte sich ihre Schwester und all ihre Taschen. Sie schleppten mühselig alles zum Hafen. Dort bestachen sie mit ihrem Gesparten einen Kapitän, welcher sie mitschmuggeln würde. Als das Schiff losfuhr, fühlte Kyra sich so frei wie noch nie zuvor. Und obwohl dunkle Wolken am Himmel zu sehen waren, strahlte Kyras Welt heller als je zuvor. Sie hatten genug gespart, um womöglich ein kleines Haus in Borum zu kaufen. Sie konnten ihr Leben so frei leben, wie sie wollten. Lächelnd zogen sich Kyra und Filynia zurück in ihre Kajüte.

Mit einem rumorenden Magen wurde Kyra aus dem Schlaf gerissen, als es donnerte. Das Schiff schaukelte gefährlich. Filynia war ebenso hochgeschreckt. Panisch blickten sich die beiden Schwestern an. Schnell zogen sie sich was an und schnappten instinktiv ihre Rucksäcke, in welchen die wichtigsten Sachen drin waren.

Als sie endlich auf dem Deck ankamen, sahen sie, dass sie in einen Sturm geraten waren. Die Wellen umspülten das Deck, der Wind heulte laut. Der eine Mast brannte bereits. War ein Blitz eingeschlagen? Kyra und Filynia rutschten auf dem Deck umher, ehe sie sich an der Reling festhalten konnten. Oh Götter, sie würden das niemals überleben.

Blitze erhellten den Nachthimmel, der Donner dröhnte über die Wellen und den Wind hinweg. Schnell waren Kya und Filynia klitschnass. Sie hielten sich fest. Ein Schiffsjunge schrie ihnen etwas zu, doch der Wind trug seine Stimme fort. Im nächsten Moment wurde er von einer Welle erfasst und ins dunkle Meer gezogen. Kyra schrie entsetzt auf und blickte panisch zu Filynia. Sie hielten sich eisern an der Reling fest. Kyra umfasst zitternd die Hand von Filynia.

Ein Blitz erhellte Filynias Gesicht, während Kyra den Wind und den Donner hörte, begleitet von dem Rauschen der Wellen, welche das Deck umspülten und ihre Füsse durchnässten, ehe eine grössere Welle Filynia umschlang. Der Schrei blieb Kyra im Hals stecken, während sie verzweifelt versuchte, Filynias glitschige Hand festzuhalten, doch die von salzigen Meerwasser benetzte Haut war zu rutschig. Filynia war weg.

Kyra schrie und weinte, betete zu den Göttern, bot ihnen ihr Leben an, nur damit Filynia weiter leben konnte. Doch die Götter schienen auch Kyra zu bestrafen, denn nur wenige Augenblicke später sah Kyra eine grosse Welle auf sich zukommen. Ihr eigenes Leben flimmerte vor ihren Augen, als die Welle sie schon ergriff. Als sie auf dem Wasser aufschlug, wurde sie ohnmächtig.


Kyra kam es vor, als würde jeder einzelne Knochen gebrochen sein. Es schmerzte alles. Sie lag auf einem weichen, nassen, sandigen Boden. Sie tastete sich um sich, die Augen noch immer geschlossen. Doch Filynia lag nicht neben ihr. Kyra kamen die Tränen, welche sie energisch wegwischte. Sie öffnete die Augen und setzte sich auf. Unweit von ihr lagen Trümmer des Schiffes, auch einige Koffer und Taschen von Kyra und Filynia lagen verstreut herum. Als sie sich umblickte, sah sie einen alten Steg. Ein Wrack lag davor, geankert. Es sah nach einem einst prächtigen Schiff aus Aescon aus. Ein türkises Banner mit einem weissen, neunzehnarmigen Baum, hing an dessen morschen Mast. Kyra erkannte zwar das Zeichen des Gwadors, aber sie erkannte nicht das Banner.

Als sie sich langsam erhob, ihre Hand haltend, die merklich blau war, erblickte sie hinter sich einen wunderschönen Birkenwald. Die gelben Blätter leuchteten magisch über ihr. Sie sah einige Tiere in den Bäumen, welche sie von Zul, Kilingor oder Tindall kannte. Ob sie an die Küste Borums gespült wurde?

Sie blickte sich um und suchte nach Anzeichen ihrer Schwester. Als sie dem kleinen Trampelpfad hoch in den Wald folgte, erkannte sie zuerst eine Taverne. Sie ging hinein und sah, dass die Taverne wohl schon eine lange Zeit verlassen war. Wo bei den Göttern war sie gelandet? Sie blickte sich um und suchte in der Vorratskammer nach Essen. Doch sie fand nur verdorbene Kartoffeln und Karotten, sowie altes, verschimmeltes Brot. Doch Wein gab es in Hülle und Fülle.

Als sie die Treppe hoch folgte, sah sie drei leere Zimmer. Hier hätte man wohl Gästezimmer einrichten wollen. Doch ausser Staub und Spinnenweben gab es hier nichts. Kyra seufzte und verliess die Taverne. Sie folgte dem Trampelpfad weiter und sah einige Tiergehege. Die Schafe, Schweine, Kühe und Hühner schienen alle wohl ernährt zu sein. Ob jemand diese regelmässig fütterte? Als sie weiter ging, fand sie ein gelbes Haus mit blauen Dach wieder. Diese Farbkombination fand sie nicht schlecht, doch grün und gelb waren ihren Lieblingsfarben. Im Haus schien Licht zu sein. Und aus dem Schornstein drang Rauch. Auf einem Schild war ein Name zu erkennen, doch die Schrift war schon verwischt und alt, so dass Kyra nur einige Buchstaben erkennen konnte.

Kyra ging vorsichtig auf das Haus zu und klopfte an die Türe. Sie wartete eine halbe Ewigkeit, ehe die türe aufgerissen wurde. Vor ihr stand Filynia.

“Kyra!”, schrie sie förmlich und zog sie in ihre Arme. Kyra war überrascht, doch überglücklich. Die Tränen flossen ihr über die Wangen, während die Filynia umarmte. Nun würde alles gut werden.

Die Tage vergingen. Filynia half Kyra ihr Handgelenk zu verbinden. Es schien nur verstaucht zu sein, doch unbehandelte Verstauchungen könnten lebenslange Konsequenzen mit sich ziehen. Kyra und Filynia fingen an, die Weizenfelder zu bestellen, umso in wenigen Wochen frisches Brot machen zu können. Im Dachboden des kleinen Hauses fanden sie einen kleinen Kornspeicher. So würden sie nicht verhungern. Filynia angelte zudem den ein oder anderen Lachs, den sie räucherte.

So vergingen Wochen, in denen Filynia und Kyra das ländliche Leben genossen. Eines Tages zog ein schweres Unwetter über sie. Es blitzte und donnerte. Kyra schreckte bei jedem Donner zusammen, doch Filynia und sie hatten es sich in der Bibliothek bequem gemacht. Es gab hier eigenartige Bücher, doch die meisten Bücherregale standen leer. Filynia beichtete Kyra, dass sie beobachtet wurden. Sie hatte im Wald Späher in braun-grüner Kleidung gesehen. Kyra musste ich versprechen, vorsichtig zu sein. Ihren Dolch trug sie seitdem immer bei sich.

Als es wieder laut knallte, zuckten beide Elfen zusammen. Doch sie dachten sich nichts dabei. Doch als es anfing, nach Rauch zu riechen, standen beide blitzschnell auf und eilten aus dem Haus. Sie blickten sich um und sahen die Taverne lichterloh brennen.

“Oh, Vilya! Erhöre mich, bitte…”, leise betete Kyra, während den Regen ihr silberfarbenes Haar durchnässte. Bald schon hörte es auf zu Gewittern, doch der Regen nahm zu. Kyra kniete mittlerweile auf dem Boden und betete. Ihre Schwester Filynia hatte sich Unterschlupf gesucht.

Als am nächsten Morgen die Sonne hinter den grauen Wolke hervorkroch, blickte Kyra zu den Überresten der Taverne. Kein einziger Baum hatte Feuer gefangen, doch die Taverne war nur noch Schutt und Asche.

Kyra dankte im Stillen den Götter und versprach ihnen, ihnen Opfergaben zu bringen. Doch jetzt galt es zu sichten, was sie noch alles von der Taverne retten konnten. So fingen Filynia und Kyra an, Möbel rauszuwuchten, welche nur ein wenig verkohlt waren. Holzstämme, die noch zur Hälfte in Ordnungen waren, sägten Filynia und Kyra durch und rollten sie zur Seite. Mit Hilfe ihrer Rankenmagie gelang es Kyra wunderbar, das Holz zu schichten.

Kyra sah in der alten Taverne die Möglichkeit, eine neue, schönere aufzubauen. Mit grünen Dach! Die gelben Birkenbäume würden hervorragend dazu passen.

Als sie Tage später alles ausgeräumt hatten, stand Kyra gerade auf dem Feld und sähte neuen Weizen an, als sie in der Ferne eine Gruppe Hochelfen sah. Die Anführerin hatte blonde Haare. Je näher sie kam, desto bekannter kam Kyra die Elfe vor.

Als sie endlich gegenüber standen, erkannte Kyra in der Elfe Doreah, die Tochter ihrer Cousine Fraeya. Sie unterhielten sich mehr oder weniger anständig. Filynia provozierte nur, wo sie konnte. Doch Kyra beschwichtige die Situation. Sie erfuhren von Doreah, dass sie in Parsifal waren. Einer anderen Welt, fernab von Paeonia. Und dass es keinen Weg gab, dorthin zurückzukehren. Innerlich frohlockte Kyra, war sie doch nicht mehr ihrem Vater ausgeliefert. Doch ob Fraeya und Arwen die Zwillinge mit offenen Armen begrüssen würden? Doch obwohl sie Zweifel hatte, folgten Kyra zusammen mit Filynia Doreah nach Tavaryn.


Kapitel 11: Das Leben als Braumeisterin

Doreah hatte Kyra und Filynia in Távaryn herumgeführt. Kyra hatte nichts als Demut vor Mylaela, ihrer Cousine, die erste Tári von Távaryn. Sie hatte damals die Stadtgegründet und aufgebaut. Zur Zeit sass Arwen auf dem Thron, doch bald würde es wohl einen Herrscherwechsel geben. Denn die Tári war schwer erkrankt, während ihre Schwester, Fraeya, seit über einem halben Jahr als vermisst galt. Doch nur einige Wochen später wurde sie gefunden und Kyra traf das erste Mal auf sie im Hospital. Sie unterhielten sich nur kurz, doch die Gespräche waren allesamt kühl. Kyra hatte nicht vergessen, dass ihr eigener Vater sie verheiraten wollte.

Die Initiation - bei welchem Kyra den Clan Bachor wählte - wurde von Fraeya durchgeführt. Kyra hatte sich zum Ziel gesetzt, Braumeisterin in Parsifal zu werden. So wälzte sie Wochenlang Bücher in der grossen Bibliothek - der grössten in ganz Parsifal. Sie durchforschte die Herbarien von Mylaela und Raenelyra. Sie suchte seltene Früchte, Kräuter oder Gewürze. Und schon bald fand sie wonach sie suchte: Ein Thema für ihre Braumeisterarbeit.

Fraeya gab ihr den Auftrag, bei der Braumeisterzunft nach einem Lehrmeister zu fragen. Dieser würde ihr hoffentlich die Getränke Parsifals lehren. Denn wie man paeonischen Bier oder einen edlen Wein braute, dies wusste Kyra schon von ihrer Zeit in Tindall.

Während sie sich in ihre Studien eingrub, verschwand Filynia immer öfters. Kyra machte sich keine Sorgen. Wöchentlich bekam sie einen Falken mit einer kurzer Nachricht. Es ginge ihr gut. Sie würde bald nachhause kommen.

Nur wenige Tage vor Ende ihrer Initiation hielt Kyra ein Buch in die Luft. Mit schöner Schrift hatte sie ihre Braumeisterarbeit niedergeschrieben. Nun fehlte nur noch die offizielle Lizenz der Stadt Lohengrin sowie ihren Lehrmeister.


Quellen

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Moin,
danke für das Schreiben deiner Cv.
Deine Charaktervorstellung ist hiermit offiziell angenommen.
Wir wünschen dir eine tolle Zeit auf FTS und viel Freude beim Roleplay mit deinem Charakter.

~Kitty


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((Dieser Char wird ab sofort auf meinem Zweitaccount Zsuera gespielt.))

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