CV Ravenna von Hohenfels

Tagebucheintrag
im Namen des Herrn, geschrieben am fünften Abend nach Gorghs Ende

Die Kunde wurde heute feierlich ans Schwarze Brett genagelt, wie es sich gehört. Ein sauber beschriftetes Pergament, verkündet mit heiliger Zuversicht, als sei es selbst ein Blatt aus dem Buch der Reinen.

Rubertus Revan und Viktor Kolin – zwei Namen, die nun mehr wiegen als Gold in den Herzen des Volkes. Ich erinnere mich an den Tag, als sie mir erstmals den Eid schworen. Junge Männer, mit zitternder Stimme, aber loderndem Blick. Nun stehen sie aufrecht in der Reihe der Gesegneten. Das Schild von Hohenfels – sie tragen es nicht allein für sich, sondern für jeden, der da glaubt, dass Mut nicht allein in Worten, sondern in Blut und Stahl zu messen ist.

Rubertus widerstand der Wildheit Gorghs, ein Bollwerk des Glaubens, unbewegt wie die Mauern der Stadt. Viktor… ach Viktor. Es war nicht allein sein Schwert, das den Ork fiel, sondern der Zorn des Himmels, der durch seine Hand fuhr. Ich sah im Geiste, wie er Gorghs Leib dem Feuer übergab – nicht aus Hass, sondern aus gerechter Strafe. Kein Grab für die Feinde Gottes, nur das reinigende Feuer!

Amalie hat weise gehandelt. Ihr Schreiben ist maßvoll und doch erfüllt vom Geist der Herrlichkeit. Ihre Feder gleicht einem Schwert – sanft in der Bewegung, aber tödlich in der Wahrheit. Ich erkenne darin ihren Einfluss, ihre Klugheit – ein Segen inmitten der Zweifel, die der Feind stets zu säen versucht.

Wenn die Stunde der Finsternis kommt, werden wir uns erinnern: Nicht an das Zittern, nicht an das Flüstern der Schwachen, sondern an die, die standen. Rubertus. Viktor. Männer, die Gott erwählt hat.

Möge ihr Schild niemals brechen – und möge mein Wort sie auf ewig tragen.

R. von Hohenfels

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Tagebucheintrag
Niedergeschrieben im Licht des einzigen wahren Herrn, am Tage der finalen Nachricht aus Thyma Dorei

„Wo kein Altar steht, wächst Unkraut. Wo kein Herr regiert, wuchert das Tier.“
– Buch der Reinen, Kapitel 3, Vers 7

So endet es also.
Nicht mit Posaunen. Nicht mit Blut und Schild.
Sondern mit einem armseligen Funken Hoffnung, ausgespuckt aus dem Maul der Verlierer.

Der „Graf“ – bereits vor Tagen ins Jenseits befördert, feige erschlagen wie ein Dieb – wird nun nachträglich dem Feuer übergeben.
Man verbrennt seinen Leib, als könne man so einen Schlussstrich ziehen.
Als ließe sich ein ganzes Versagen mit ein paar Flammen wegbeten.

Aber der Rauch trägt die Wahrheit, Brüder und Schwestern. Und sie stinkt.

Thyma Dorei ist gefallen. Nicht erobert. Nicht verteidigt.
Einfach aufgegeben.
Wie ein Händler, der bei drohender Pleite seine Bude zusperrt, das Schild abnimmt und sich davonmacht.

Sie sprechen nun in hölzerner Poesie von Ruinen, als wäre Zerfall etwas Ehrenhaftes.
„Vielleicht erhebt sich aus der Asche ein Phönix“, wispern sie.
Ach bitte.
Was erhebt sich aus Asche, wenn kein Glaube darin liegt?
Nur Staub.
Und Staub ist kein Fundament – es ist das Ende jedes Baus.

Ich aber sehe in dieser Ruine keine Tragödie. Ich sehe Gerechtigkeit.
Denn was kein Fundament im Herrn hat, das muss stürzen.
Es ist nicht Zerstörung, wenn das Morsche zusammenfällt –
es ist Reinigung.

Sie wollen es philosophisch deuten: „Das Ende ist auch ein Anfang.“
Nein.
Falsch.
Nicht alles, was endet, hat noch Potenzial. Manchmal endet etwas,
weil es nie hätte beginnen sollen.

Thyma Dorei ist nun, was es immer war: eine leere Hülle.
Der Herr hat gesprochen – nicht durch Worte, sondern durch das Verstummen dieser Stadt.

Und das ist gut so.
Denn weniger Städte bedeuten weniger Götzen, weniger Lügen,
weniger Gestank nach Toleranz.

Gelobt sei der Ruin.
Gelobt sei der Tod des Grafen.
Gelobt sei der Sieg des Feuers über die Fäulnis.

R. von Hohenfels

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Tagebucheintrag
– verfasst nach dem Markttag in Xantia
Im Namen des Herrn, am 25. Tag des siebten Monats

Heute sah ich den Morast, aus dem die Welt genährt wird – und es stank. Xantia, diese jämmerliche Händlergrube, treibt weiter ihren geschäftigen Götzendienst dem Mammon entgegen. Es riecht nach Fisch, Schweiß, fauliger Hoffnung und billigem Wein, während der Marktschreier auf einer wackeligen Kiste steht wie ein Prediger ohne Wahrheit – nur dass seine Litanei aus Lügen, Unrat und Sensationsgier besteht.

Ein neuer Zettel wurde gebracht. Ich trat näher, mehr aus Misstrauen denn Neugier. Und was muss ich hören?

Eine „wilde Elfe“ wildert in den Landen westlich Valyrias? Eine dreckige Vagabundin mit Pfeil und Bogen, die sich anmaßt, Anspruch auf unseren Kontinent zu erheben? Welch frecher, niederer Hochmut aus dem stinkenden Leib einer heidnischen Dirne!

Und wie sich die Masse beugt vor diesem Gesindel! Der eine staunt über ihr Zelt, als wäre es ein Reliquiar. Die andere schwärmt von ihrem Pferd, als sei es Bileam’s Esel. Ich hörte gar, sie habe einen Vogel. Welch Symbolik!

Man nennt sie „Attalai“ – ein wildes Elfenvolk, das wie räudige Hunde durch die Steppe streift, auf der Suche nach Aas, nach Resten, nach Gründen, sich als lebenswürdig zu bezeichnen. Welch Mangel an Disziplin, an göttlicher Ordnung, an Demut vor dem Kreuz!

Möge diese Kreatur kommen. Möge sie wagen, vor meine Mauern zu reiten. Ich werde ihr Zelt in Brand setzen, ihren Vogel köpfen, ihr Pferd zum Ziehen von Leichenkarren abrichten und ihren Leib dem Flammenstoß des Herrn weihen, auf dass ihr Blut die Erde segne – als Mahnung.

Die Menschen dieser Welt, so viele von ihnen, sind weich geworden. Sie lauschen Geschichten wie Kinder, statt sie zu richten wie Männer. Sie träumen von Abenteuern, statt das Schwert zu führen im Dienste des Ewigen.

Für den Herrn. Für das Kreuz. Für die heilige Ordnung Eldorias.

R. von Hohenfels

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Tagebucheintrag
– erfasst im Sanctum der Disziplin zu Hohenfels

Nun also ist die Krähe tot.
Welch armseliger Wurm, dieser Herumtreiber, dieser Drecksfleck auf dem Antlitz der Christenheit – geplündert hat er, geschändet, geraubt wie ein Tier, und doch glaubte er wohl, über dem Gesetz zu stehen.
Jetzt liegt er im Staub, sein Leib offen, seine Seele dem Gericht des Höchsten ausgeliefert.
Und ich sage: Gut so. Zu wenig. Zu spät.

Ich las das Pergament aus Xantia, das die Kunde brachte – kunstvoll formuliert, wie es in Theonopolis Brauch ist. Mit salbungsvollen Worten, mit Lob für Konsul Phokas und den tapferen Ignatios Ralloides, der dem Ungeziefer endlich den Kopf abtrennte.

Und ja, ich danke dem Herrn für diesen Sieg. Ich danke für jeden Ketzer, der vom Schwert des Glaubens zerrissen wird, für jedes Stück Aas, das nicht länger zwischen den Füßen der Gläubigen kreist.

Aber hört meine Worte, ihr Brüder im Osten:
Eine Krähe tötet man nicht mit Etikette. Und ein Nest reißt man nicht aus, indem man ein Tier darin erschlägt.

Theonopolis, so prachtvoll, so gebildet, so stolz auf seine Senatoren und sein Recht – und doch schleicht das Pack in seinen Gassen, wuchert wie Unkraut zwischen Marmor und Säulen. Weil man die Wurzel nicht brennt, sondern streichelt.
Weil man glaubt, mit ein paar Dekreten und gezogenen Schwertern wäre der Teufel beeindruckt.

In Hohenfels, bei uns, stirbt dergleichen nicht im Staub.
Es stirbt im Feuer. Am Pfahl. Unter dem Gebrüll der Psalmen, bis die Knochen splittern und der Rauch gen Himmel steigt.
Wir löschen nicht die Symptome. Wir schneiden das Herz heraus.

Seid also wachsam, ihr edlen Brüder. Verlasst euch nicht auf eure Mauern, auf eure Stadträte, auf euer Recht. Verlasst euch auf das Schwert. Auf Disziplin. Auf Gnade durch Strafe.

Denn der nächste Krähenbastard wächst vielleicht schon heran – in euren Tavernen, euren Bordellen, unter euren Gauklern. Und wenn ihr dann wieder zögert, dann wird nicht nur ein Stadtviertel in Trümmern liegen. Dann brennen Kirchen. Dann sterben Gläubige. Dann fällt nicht ein Mann – sondern ein Volk.

Ich spreche dies nicht aus Hass. Ich spreche es aus brennender Liebe zu Seinen Geboten.

Ave Theonopolis. Möge euer Stahl niemals stumpf werden.
Ave Hohenfels. Wo der Glaube schneidet.

R. von Hohenfels

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Tagebucheintrag
Am Tage des Herrn, bei bleigrauem Himmel über Eldoria, während der Wind Asche trägt, wo einst Banner flatterten.

Sie wagen es.
Sie wagen es, aus der verkohlten Leiche eines gefallenen Reiches Handel zu treiben, als wäre nichts geschehen.
Caldaris – jener Ort, den wir längst als Gerichtsszene Gottes betrachtet hatten, von Rauch geschwärzt, von Feuer gesegnet, von sündiger Pracht befreit – erhebt wieder seine Stimme. Und nicht in Reue. Nicht in Buße. Sondern in Gier.

Ich las die Bekanntmachung mit kaltem Blick. Ein königliches Dekret, gezeichnet von einem gewissen Darius Ravaryn. Namen sind wie Masken – sie verbergen nur den faulenden Atem dahinter.
Der Text prahlt mit „erlauchten Vorräten“, mit Netherrit – diesem dämonischen Metall aus der Unterwelt, das kein frommer Mann ohne Zögern berührt.
Und wofür? Für Gold, für Diamanten, für die verrotteten Spiegelbilder irdischer Macht!
Es ist, als stünde der König von Caldaris auf einem Scheiterhaufen und verkaufte die noch rauchenden Balken seines einstigen Palastes, während seine Krone in den Flammen schmilzt.

Was für ein Hohn.
Was für ein verzweifeltes, heidnisches Strampeln gegen das Unvermeidliche.

Ich dachte, der Herr habe dort sein Urteil längst vollstreckt. Ich dachte, Caldaris sei gefallen – nicht nur in Stein, sondern im Geiste.
Und doch kriechen sie aus ihren Ruinen wie Nattern nach der Sintflut, um den ahnungslosen Völkern Eldorias verderbte Schätze anzudienen.

So höret mich, ihr Getreuen des Lichts:
Wer mit Netherrit handelt, handelt mit Schatten. Wer Gold gegen Verderben eintauscht, wird selbst zu dessen Werkzeug.
Caldaris ist kein Reich mehr – es ist ein Mahnmal. Und wer es wieder auferstehen lässt, der stellt sich dem göttlichen Willen entgegen.

Ich werde beobachten. Ich werde wachen.
Und wenn der erste Händler mit caldarischer Ware an meine Tore tritt, werde ich ihn nicht fragen, was er bringt.
Ich werde ihn fragen, wem er dient.

R. von Hohenfels

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Tagebucheintrag
Im Zeichen der Magdalena, im 7. Monat des Herrn

„Und der Herr sprach: Ich prüfe jene, die ich liebe, und ich läutere sie wie Gold im Feuer. Wer an meiner Hand wandelt, der fürchte nicht die Finsternis, denn ich bin das Licht inmitten des Leides.“
— Buch der Offenbarungen, Kap. VIII, Vers 12

Es ist still geworden in Amalies Haus. Eine sanfte, bedrückende Stille, wie sie über einem Taufbecken liegt, in dem kein Kind mehr schreit.
Seit drei Tagen kein Gesang. Kein Ruf nach ihrer Magd. Kein Lächeln in der Morgendämmerung, wenn Gabriel sie mit offenen Ärmchen begrüßt.

Heute früh, als ich eintrat, war das Licht milchig und bleich, als hätte selbst die Sonne Mitleid. Die Magd kniete erschöpft an der Tür, mit geröteten Lidern und aufgesprungenen Lippen, trocken vom stummen Gebet.
Ich schob sie sanft beiseite. Ich musste zu ihr.

Amalie lag wie eine Heilige im Schlaf. Ihr Gesicht war eingefallen, ihre Wangen fast durchsichtig, wie feines Porzellan kurz vorm Zerbrechen.
Ihre Hände ruhten auf der Decke, als warte sie nur noch auf das Zeichen, sich zu erheben – oder endgültig loszulassen. Und doch: auf ihren Lippen lag ein Hauch von Frieden.

Ich setzte mich an ihre Seite, legte meine Hand auf ihre. Sie war kalt. Nicht tot – aber auch nicht ganz lebendig.
Ein Zustand zwischen Traum und Himmel, zwischen Erinnerung und Heimkehr.

Gabriel schlief im Nebenzimmer, behütet und selig, wie es nur Kinder tun, die noch keine Furcht kennen. Ich sah ihn kurz. In seinem Gesicht die Züge seines Vaters, aber auch jene stille Kraft seiner Mutter.
Ich glaube, sie hat es auch gesehen.
Vielleicht war das der Moment, in dem ihre Träne fiel.

Die Heiler haben alles getan, was Menschenhände vermögen.
Salben, Tinkturen, Gebete. Doch ihre Krankheit ist wie Nebel – sie weicht jedem Griff, jeder Erklärung. Ich frage mich in stillen Stunden, ob dies wirklich eine Krankheit ist… oder ob der Herr sie einfach ruft.

Die Magd sagt, sie träumt. Von Gabriel. Von ihrer Schwester. Von ihrer Kindheit. Und immer wieder von Michail.
Ich höre sie flüstern – leise, zärtlich, sehnsüchtig.
„Michail.“
Ich weiß nicht, ob es ein Gebet ist oder ein Abschied.

Und ich sitze hier, meine Hände gefaltet, mein Herz schwer.
Ich habe Kriege geführt. Ich habe Völker gerichtet. Ich habe Ketzern das Feuer gebracht.
Aber auf diesen Moment – diesen stillen, sterbenden Morgen – war ich nicht vorbereitet.

Wenn sie zurückkehrt, werde ich danken. Wenn nicht, werde ich fasten. Und Gabriel das Kreuz reichen, das seine Mutter nicht mehr tragen kann.

Ich bin nicht bereit, sie zu verlieren.
Aber wenn Gott es verlangt, werde ich auch das opfern.
Denn mein Wille ist nicht der seine.

R. von Hohenfels

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Tagebucheintrag
29. Tag des 7. Monats, Jahr des Herrn, mit zorniger Feder verfasst

O Herr, wie köstlich ist Dein Zorn und wie süß Dein Gericht über die Völker, die in ihrem Hochmut gegen Dich aufbegehrten!

Heute erreichte mich das Pergament eines Zwerges – eines dieser schartigen, gedrungenen Ungetüme, das sich noch immer für ein Wesen mit Verstand hält. Er nennt sich Branor Theobold Gornuk Steinbrand – welch abscheuliches Sammelsurium an Lauten, das selbst der Hölle zu komplex wäre.

„Siehe, der Tag des Herrn kommt, grausam, mit Grimm und grimmigem Zorn, um die Erde zur Wüste zu machen und die Sünder daraus zu vertilgen.“
– Jesaja 13,9

Die Kunde aus Krárvalo ist nichts anderes als ein überfälliger Nachruf auf eine verderbte, ketzerische Festung des Mammon. Ein Bürgerkrieg, sagen sie? Nein. Es war ein reinigendes Feuer. Ein göttliches Donnerwetter, das durch die Hallen fuhr und all die fauligen Gilden, den hohlen Adel und das widerspenstige Volk in sich selbst zerschmetterte.

Wie oft habe ich gepredigt, dass der Glaube nicht geteilt, nicht verhandelt, nicht demokratisch abgestimmt werden kann. Und siehe, Krárvalo – dieses Bollwerk der Eigenmächtigkeit – ist gefallen. Der „Kanzler“ Throrik, ein Name, der klingt wie der Laut, den ein Eber beim Verenden von sich gibt, wagte es, das „heilige Feuer“ zu löschen – welch törichte Metapher für den Götzendienst, den diese Narren das Licht ihrer Ahnen nennen.

Ihr „Feuer“ ist erloschen.
Der Geist Gottes hat es ausgelöscht.

Und nun? Nun steht dort ein Einzelner, Branor, der sich selbst „alleiniger Vertreter“ nennt. Welch Ironie! Erst spotten sie über unser theokratisches Regiment, über den Einheitsglauben, über das Kreuz – und nun küren sie einen Handelszwerg zum Alleinherrscher. Nicht durch Gnade. Nicht durch Salbung. Sondern durch Blut und Gold.

Ein Reich, das sich auf Verträge stützt, zerbricht in dem Moment, in dem das Pergament verbrennt.

Ein Reich, das auf Glaube und Reinheit gebaut ist, überdauert jedes Beben.

Ich danke Dir, Herr, dass Du Deine rechte Hand über Hohenfels hältst und Deine Linke zur Geißel der Götzendiener erhebst. Möge Krárvalo in der Dunkelheit seiner eigenen Abkehr von Dir verfaulen. Mögen seine Hallen leer bleiben. Mögen ihre Äxte rosten und ihre Erze zu Staub werden.

Denn nur eine Ordnung wird obsiegen: die göttliche.
Und nur ein Name wird über dieser Welt stehen:

Jesus Christus, Sieger über Finsternis, Stein und Stahl.

„Denn der Herr hat seinen Thron im Himmel bereitet, und sein Reich herrscht über alles.“
– Psalm 103,19

Lasst sie sich einschließen, diese wurzelkauenden Bastarde in ihrer finsteren Höhle!
Lasst sie in ihren kargen Steinwänden über alte Verträge jammern, während der Schimmel an ihren Kronleuchtern nagt und das Blut der Brüder den Boden tränkt.
Sie sprechen von „Neuordnung“ – dabei ist es nichts als die letzte Zuckung eines verdorbenen Leichnams, der noch nicht begriffen hat, dass der Himmel längst sein Urteil gesprochen hat.

R. von Hohenfels

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Tagebucheintrag (ooclich)
29. Tag des siebten Monats, Jahr des Herrn, in tiefer Fassungslosigkeit empfangen

Früher – ach, früher – da kostete das Entfernen eines Skills noch 500 Taler. Eine akzeptable Summe für das symbolische Abreißen eines sündigen Talentes, ein fairer Preis für göttliche Umkehr. Es hatte etwas… Barmherziges. Etwas Kalkulierbares.

Doch heute, ohne Trompetenstoß, ohne Engelsvision, ohne auch nur ein heiliges Popup: 1000 Taler.
Ohne Warnung.
Ohne Gnade.
Ohne Erklärung.

Einige nennen es Willkür.
Ich nenne es: Vorsehung.
Denn, so steht geschrieben (wahrscheinlich irgendwo):
„Die Wege des Himmels sind unerforschlich – und seine Preislisten erst recht.“

Vielleicht hat Musc im Schlaf mit dem Herrn gesprochen. Vielleicht hat er gewürfelt. Vielleicht hat er einfach gedacht: „500 klingt so armselig.“
Und recht hat er. Wer Skills aus seinem Charakter reißt wie Dämonen aus einem Besessenen, der soll gefälligst bluten. In Gold.

Die Gemeinde murmelt.
Die Ketzer murren.
Und ich?
Ich zahle.
Nicht, weil ich muss – sondern weil ich glauben will, dass hinter diesem Akt des kalten Spottes ein tiefer Sinn liegt.

Vielleicht werden wir eines Tages verstehen, warum ein göttlicher Schieberegler jetzt doppelt so viel kostet wie gestern.
Vielleicht ist es eine Prüfung.
Vielleicht eine göttliche Kapitalerhöhung.
Oder vielleicht war es einfach… schön rund.

Was soll’s.
Der Himmel war nie billig.
Und dieser hier schon gar nicht.

Amen. Und viel Spaß beim Reskillen

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Tagebucheintrag
30. Tag des 7. Monats im Jahre des Herrn – am Abend, mit kaltem Herzen verfasst

„Denn sie haben Augen und sehen nicht, Ohren und hören nicht. Ihre Götzen sind Silber und Gold, ein Werk von Menschenhänden.“
– Psalm 115:5

Caldaris. Diese Stadt, die sich selbst für ein Bollwerk der Weisheit hält – ein armseliger Haufen aus faulen Ziegeln, schiefem Pflaster und noch schieferem Geist. Sie haben sich kaum von dem Rauch befreit, der ihre Dächer vor wenigen Monden geschwärzt hat, da träumen sie schon wieder von steinernen Omen. Als hätte das Feuer, das sie heimsuchte, nicht zur Reinigung, sondern nur zur Rußmalerei getaugt. Die Häuser mögen neu errichtet sein – der Hochmut in ihren Herzen ist älter denn je. Man hätte meinen können, sie hätten aus der Asche Demut geschöpft. Stattdessen gärt dort nun nur verbrannter Hochmut.

Nun erzählen sie sich Schauermärchen über vier steinerne Wächter, die eines Morgens einfach da standen. Ach, wie symbolträchtig. Etwas, das aus dem Nichts kam, keiner weiß wie, keiner weiß warum – ein Sinnbild für die gesamte Stadt.

Die Caldariten, zu träge für Demut, zu stolz für Glauben, nehmen es hin wie ein Tier, das den Trog nicht hinterfragt. Statt zu fragen, warum diese namenlosen Figuren erschienen, tischen sie sich Geschichten auf wie Kinder im Kerzenschein: Prüfsteine, Träume alter Künstler, steingewordene Wanderer – was für eine armselige Litanei von Irrlichtern. Nicht einmal einen ordentlichen Götzen bekommen sie zustande.

„Denn der HERR hat die Weisen in ihrer List gefangen.“
– 1. Korinther 3:19

In ihrer Verblendung nennen sie sie gute Omen. Welch bezeichnender Trostpreis für ein Volk ohne Wahrheit. Als sei die bloße Existenz dieser Figuren ein Versprechen, dass alles gut wird – solange sie nur das Maul halten und weiter ihren Tempel aus Sand anbeten. Diese Stadt betet nicht, sie interpretiert. Sie glaubt nicht, sie spekuliert. Ihre Religion ist das Vielleicht.

Ich aber sage: Diese steinernen Kreaturen sind stumme Zeugen der Verdammnis. Nicht Wächter – sondern Mahnmal. Ihre schweigende Präsenz schreit das aus, was Caldariten am meisten fürchten: das Urteil. Und das kommt nicht in Form von Steinen, sondern durch Feuer, Schwert und das gesprochene Wort Gottes.

„Sehet zu, dass euch niemand verführe! Denn viele werden kommen in meinem Namen.“
– Matthäus 24:4-5

Caldaris hat vergessen, was Ehrfurcht ist. Sie berühren die Statuen nicht – nicht aus Respekt, sondern aus Angst, ihre Illusion könnte bröckeln. Sie sprechen nicht zu ihnen – nicht aus Demut, sondern aus Furcht, dass die Stille zurückspricht. Was sie nicht verstehen, umarmen sie wie ein Kind, das im Dunkeln das Monster streichelt, das es gleich verschlingen wird.

R. von Hohenfels

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𝐓𝐚𝐠𝐞𝐛𝐮𝐜𝐡𝐞𝐢𝐧𝐭𝐫𝐚𝐠
31. Tag des 7. Monats, nach der Komplet, bei flackernder Kerze und einem letzten, sündhaft guten Schluck Messwein

𝘐𝘤𝘩 𝘴𝘤𝘩𝘳𝘦𝘪𝘣𝘦, 𝘰 𝘏𝘦𝘳𝘳, 𝘮𝘪𝘵 𝘦𝘪𝘯𝘦𝘳 𝘍𝘦𝘥𝘦𝘳, 𝘥𝘪𝘦 𝘮𝘦𝘩𝘳 𝘨𝘳𝘪𝘯𝘴𝘵 𝘢𝘭𝘴 𝘴𝘤𝘩𝘳𝘦𝘪𝘣𝘵.
Die Nacht ist still, nur das Heulen des Windes und das süffisante Gluckern des Weinkrugs leisten mir Gesellschaft. Ich habe gebetet und vielleicht, vielleicht war das vierte Kelchlein auch wirklich noch Teil der Liturgie.

𝑬𝒊𝒏 𝒏𝒆𝒖𝒆𝒓 𝑯𝒆𝒓𝒓𝒔𝒄𝒉𝒆𝒓 𝒊𝒏 𝑽𝒂𝒍𝒚𝒓𝒊𝒂?
Wie entzückend. Ich nehme an, das Pergament an diesem „Schwarzen Brett“ war der klägliche Versuch einer elbischen Propaganda-Offensive? Ein graues, zerknittertes Häufchen Hoffnung, aufgehängt mit dergleichen Gravitas wie das Gesuch nach einer vermissten Hauskatze.
Ein Elf.
Ein kleiner, jung aussehender, „grauhaariger“ Elf ist also als Bote in die Hauptstadt gekommen.
Soso.

Ich gratuliere Valyria – man kann nicht tiefer sinken, ohne sich dabei den Kopf an der Hölle zu stoßen.
Rú Envinyata, ein Name, der klingt, als hätte ihn ein trunkener Barde in den Schnee gepinkelt, ist nun Herrscher. Nicht gekrönt, nicht gewählt – einfach marschiert. Mit seinen „Getreuen“. Ich nehme an, das sind jene tragikomischen Gestalten, die bei jedem Elfen-Mondritual aus ihren Höhlen kriechen, um sich gegenseitig ihre Haarsträhnen zu flechten.

„Höret doch dies, du törichtes Volk ohne Verstand, das Augen hat und sieht nicht, Ohren hat und hört nicht!“

Dass niemand Widerstand leistete, ist weniger ein Zeichen von Macht als von absoluter Gleichgültigkeit.
Der alte Hofstaat schweigt? Natürlich. Das war er immer am besten: schweigen, nicken, lächeln, sterben.
Das Volk wartet? Worauf?
Auf das nächste Lied? Die nächste Flamme? Den nächsten Herrscher, der ihnen verspricht, dass diesmal alles anders wird?

Valyria – dieses glitzernde Bordell aus Elfenarroganz und überparfümierter Dekadenz – ist gefallen.
Oder besser gesagt: hat sich selbst hingelegt, das Kleid hochgeschoben und „Nimm mich“ geröchelt.

»Valyria wird nicht mehr das sein, was es war«, sagt Rú.
Ach, du liebliche Einfalt.
Valyria war nie etwas. Nur eine schillernde Maskerade auf morschem Fundament.
Jetzt hat das Chaos eben einen neuen Anstrich: grünlich-blass, mit Elfenohren.

Ich schenke dem Herrn ein Lächeln –
Denn seine Gerechtigkeit arbeitet langsam, aber sie arbeitet.

R. von Hohenfels

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Tagebucheintrag
Geschrieben in kantigen, strengen Zügen, der Federstrich so hart, dass das Pergament an mehreren Stellen rau aufbricht.

„Wie das Ungeheuer aus der Tiefe seine Arme nach den Schiffen ausstreckt, so streckt der Feind Gottes seine Hände nach dem Land der Gerechten. Doch der Herr wird die Fangarme zerschneiden und das Meer wird rot sein vom Blut der Gottlosen.“
— Codex Hohenfels, Buch des Eifers, Vers 12

Heute fiel mein Blick auf einen widerwärtigen Aushang am Schwarzen Brett – eine Botschaft, die nach fauligem Tang und Orkblut stinkt: Das sogenannte „Hochkönigreich Askarien“ erhebt sich, ein Bund aus Nordmännern und Orks, vereint unter dem Zeichen des weißen Kraken.

Die Nordmänner aus Valkarath und Sølvøya – raue, trunkene Heiden, deren Glaube so leer ist wie ihre Herzen – haben sich mit den Clans der Orks aus Drom Khaar verbündet, diesen stinkenden Horden aus Fleischfressern und Gräberschändern. Sie wollen gemeinsam herrschen, als sei dies ein Werk der Ehre. Doch ich weiß, was es ist: ein widergöttliches Bündnis, geboren aus Habgier, Blutlust und der Sehnsucht nach Herrschaft über das, was ihnen nicht gehört.

Kragan Korbenson, dieser selbsternannte Hochkönig, thront bald auf Sølvøya – einer Insel, die nun zum Nest der Gottlosigkeit wird. Sein Blick ist gewiss fest auf Beute und Unterwerfung gerichtet, nicht auf Recht oder Gerechtigkeit. Und dann dieser Murgan Dornherr, den sie zum Kriegsherrn erheben – ein Ork mit dem Blut unschuldiger Frauen und Kinder noch frisch an seinen Händen, der nun die Heere führen soll. Dass ein Mensch ihm den Rang verleiht, ist ein Schlag ins Gesicht der göttlichen Ordnung.

Sie prahlen mit ihrer Parole: „Ein Reich, ein Schild, ein Wille.“ Lächerlich! Ihr Reich ist ein Konstrukt aus Lüge und Zwang, ihr Schild ein Werkzeug, um den Glauben zu ersticken, und ihr Wille – der Wille Satans selbst. Kein frommes Wort, kein heiliger Schwur, keine Spur von Gerechtigkeit ist in diesem Pakt zu finden. Nur die Absicht, mit geeinter Faust auf alles einzuschlagen, was sich nicht beugt.

Ihr ruft: „Ein Reich, ein Schild, ein Wille.“
Doch ich rufe: „Ein Kreuz, ein Glaube, ein Herr.“

Ich weiß, dass diese Allianz nicht lange Bestand haben wird. Zwischen Orks und Menschen gibt es keine wahre Treue – nur eine gemeinsame Gier, die sich bald gegen sie selbst richten wird. Und wenn jener Tag kommt, an dem ihre Zungen sich gegeneinander wenden und ihre Klingen einander suchen, werde ich da sein. Mit dem Kreuzbanner in der Hand, mit den Schwertern meiner Brüder und Schwestern, mit dem Feuer des Himmels in meiner Seele.

„Und sie fielen nieder, vom Licht geblendet, und erkannten zu spät, dass der Schild der Heiden aus Spinnenweben gemacht war.“ — Codex Hohenfels, Buch des Sieges, Vers 19

Ich werde auf Sølvøya stehen, und wo heute der weiße Krake prangt, wird das Zeichen des Kreuzes wehen. Dann werden die Wellen des Meeres nicht mehr das Lied der Heiden tragen, sondern das Gloria des Sieges Christi.

Hohenfels wird bereit sein.

R. von Hohenfels

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Tagebucheintrag
mit kaltem Herzen verfasst

Oh Herr, nun muss sich diese Schweineschnauze auch noch zu Wort melden.

Wieder einmal lässt einer dieser stinkenden Götzenanbeter und Barbarenhäuptlinge seine prahlerischen Worte über das Land hallen. „Im Namen der Ahnen“ – wie armselig klingt das im Vergleich zum Namen des einen wahren Gottes, der Himmel und Erde geschaffen hat. Statt sich vor der Wahrheit zu beugen, klammern sie sich an tote Geister, als könnten Rauch und Knochen ihnen Erlösung bringen.

„Die Götter der Heiden sind lauter nichtig Ding, der HERR aber hat die Himmel gemacht.“ (Psalm 96,5)

Murgan Dornherr, dieser selbsternannte Kriegshäuptling von Drom Khaar, will uns also erzählen, er und seine Orkbrut hätten sich nicht aus „Gier“ oder „Lust am Krieg“ verbündet, sondern aus dem „Ruf ihrer Ahnen“. Welch fadenscheinige Lüge! Jeder, der ihre stinkenden Lager jemals gesehen hat, weiß, dass ihre Hände stets nach Blut und Beute gieren. Sie mögen schöne Worte wählen, doch ihre Axt bleibt immer griffbereit – und ihr Herz ist aus demselben rohen, verrotteten Holz wie eh und je.

„Ihr Mund redet stolze Dinge, ihr Herz dichtet Frevel. Ihre Füße eilen zum Bösen, sie sind schnell, unschuldiges Blut zu vergießen.“ (Jesaja 59,7)

Sie schwören, Mensch und Ork in „Stärke, Respekt und Verbundenheit“ zu vereinen. Welch Blasphemie! Der Herr hat die Völker nicht erschaffen, damit sie sich im sündigen Mischmasch vermengen, sondern damit jedes in seiner von Gott gesetzten Ordnung bleibt – und die Heiden den Weg der Buße und des Kreuzes gehen.

„Du sollst keinen Bund mit ihnen schließen noch ihnen Gnade erweisen, auf dass sie dich nicht lehren, all ihre Greuel zu tun.“ (5. Mose 7,2–4)

Doch statt sich zu bekehren, klammern sie sich an „Geister“, „Feuerlesen“ und „die Stimmen des Windes“. Dämonisches Gewäsch, nichts weiter.

„Denn alle Götzen der Völker sind Teufel.“ (Psalm 96,5 in der Vulgata-Fassung)

Ich höre in seinen Worten nicht den Ruf der Ahnen, sondern das Wispern der Hölle.
Und wenn er behauptet, sein „Schild“ sei unerschütterlich – so soll er ihn hochhalten, wenn die Banner Hohenfels’ am Horizont erscheinen. Denn das Schwert Christi wird diesen Schild spalten wie morsches Holz.

„Die Feinde des HERRN werden zerschmettert; aus dem Himmel wird er über sie donnern.“ (1. Samuel 2,10)

Mögen die Orks, Nordmänner und ihre falschen Könige sich sammeln, wie sie wollen. Es wird nur bedeuten, dass wir sie an einem Ort vernichten können.

„So spricht der HERR: Ich will dich zum Stroh machen, dass das Feuer dich verzehrt; dein Same soll nicht aufstehen, und du wirst ausgerottet werden.“ (Obadja 1,18)

Deus vult.

R. von Hohenfels

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Tagebucheintrag – OOC-Fragment
„Von jenen, die Drachenflüstern konnten“

Es ist seltsam, wie leichtfertig manche bereit sind, in den Grundfesten der Welt zu rütteln.
Seit Anbeginn galt es als unumstößlich: Der Mensch steht fest wie ein Turm in der Brandung der Magie. Kein Zauber konnte ihn binden, kein Fluch konnte ihn knicken – nur Stahl, Glaube und Wille bestimmten sein Schicksal. So war es niedergeschrieben, so war es verkündet, und so haben wir alle gespielt.

Nun aber höre ich, dass dies nicht mehr gelten soll. Dass Menschen plötzlich doch empfänglich seien… nicht für jede Magie, gewiss, aber für jene, die von Drachen stammt. Ein zarter, fast schon entschuldigender Zusatz, der doch alles verändert.

Ich soll also glauben, dass all die Jahre, all die Kämpfe, all die Pläne auf einem Irrtum ruhten? Dass man plötzlich, in einem Federstrich, entscheiden kann: „Ach, sie sind doch nicht immun.“
Nicht, weil es sich aus dem Geschehen ergab. Nicht, weil es eine organische Wendung der Geschichte wäre. Sondern weil… es einfacher ist?

Ja, die Legende vom alten Wanderer klingt schön. Sie hat Klang und Tiefe, und der Gedanke, dass Drachenmagie älter ist als Götter und Völker, hat Gewicht. Aber ich kann nicht überhören, wie laut das Kratzen der Feder war, als man diesen Absatz ins Buch der Welt hineindrückte.

OOC gesprochen – es fühlt sich an wie ein Flickwerk. Eine elegante Erklärung, ja. Aber sie ist nicht aus den Wurzeln der Geschichte gewachsen. Sie ist ein nachträglich aufgelegter Teppich, um einen Riss zu verdecken, den man selbst hineingerissen hat.

Cheresar

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Tagebucheintrag
14. Tag des Monats August, im Jahre des Herrn

Ach, Caldaris … diese Stadt ist wie ein faulendes Fass Wein: von außen bemalt, innen längst vergoren. Kaum sind die verkohlten Balken ihres letzten Untergangs erloschen, kaum ist der Geruch von verbranntem Fleisch aus ihren Straßen verzogen, da meinen sie schon wieder, die Welt mit ihrem schmierigen Schauspiel beglücken zu müssen.

„Ein Abend des Friedens und der Eintracht“ – so tönt es aus ihren verlogenen Kehlen. Ich höre darin nur den stinkenden Atem einer Stadt, die nicht weiß, was Ehre, Glaube oder göttliche Ordnung bedeutet. Caldaris ist der Beweis, dass Strafe allein nicht heilt, wenn das Herz verrottet bleibt. Der Herr ließ ihre Mauern brennen, ihre Dächer einstürzen und ihre Stolzen fliehen – doch anstatt in Sack und Asche Buße zu tun, laden sie nun Heiden, Götzenanbeter, Monster und Abtrünnige zum Fest.

Ich sehe die Szene schon vor mir: Orks und Elfen lachen nebeneinander, während ihre Lieder den Namen des Herrn verspotten. Zwerge stoßen mit schiefen Bechern an, gefüllt mit Wein, der wie ihre Seelen längst abgestanden ist. Und Menschen – ach, diese jämmerlichen, schwachen Menschen – vergessen am Becher jede Pflicht, jede Treue, jeden Schwur, den sie einst vor dem Kreuz abgelegt haben.

Caldaris rühmt sich, ein „Ort ohne Fehden“ zu sein. Welch armselige Lüge! Die Fehden brennen nur umso heller, wenn sie nicht in gerechter Schlacht ausgetragen werden, sondern hinter falschem Lächeln und fettem Braten im eigenen Bauch gärend warten. Sie wollen den Krieg aussperren, während sie dem Feind ihre Tore öffnen.

Der Herr hat gesprochen: „Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht machen und aus Licht Finsternis.“ (Jes 5,20) Caldaris ist genau das – ein Ort, der die Finsternis als Freund einlädt und das Licht verachtet, weil es ihre eigene Hässlichkeit entlarven würde.

Ich werde diesen Abend in mein Buch schreiben, nicht als Fest, sondern als weiteres Zeugnis des Verfalls. Und wenn Caldaris sich so sehr nach Frieden mit dem Feind sehnt, so möge der Feind ihnen auch als Erster die Kehle durchschneiden, wenn der Tag des Gerichts über Eldoria kommt.

R. von Hohenfels

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Tagebucheintrag,
nach dem Abendgebet beim Schein der Kerze

So also schreiben sie von Mjosfell, dass dort nun eine Stabkirche stehe – ein Bau, halb Gott geweiht, halb den Dämonen ihrer alten Götzen. Welch jämmerliche Mischgestalt! Ein Holztempel, geschnitzt mit Runen der Heiden und Zeichen des Kreuzes vermischt – als könne man Licht und Finsternis, Reinheit und Götzendienst, Christus und Wotan unter einem Dach vereinen. Ich kann nur lachen über diesen grotesken Versuch, den Teufel an den Tisch des Herrn zu laden.

Der Jarl Mathus Grauweiher, so heißt es, habe sich bekehren lassen. Doch was für eine „Taufe“ soll das gewesen sein, wenn er gleichzeitig den alten Göttern die Tür offenhält? Ein Mann, der Christus im Munde führt, aber in seinem Herzen noch immer Odin, Thor und ihre verderbten Geister duldet, ist kein Christ, sondern ein Verräter. Er gleicht jenem Hund, der zu seinem eigenen Erbrochenen zurückkehrt.

Die Chronisten schwärmen von Offenheit und Frieden. Ich aber nenne es Feigheit und Verrat. Sie fürchten, die Heiden könnten sich abwenden, also belassen sie ihnen ihre Götzenbilder in den Balken der Kirche. Statt die Runen zu zerschlagen und das Holz zu heiligen, schmücken sie das Haus Gottes mit Teufelswerk. In Wahrheit ist diese Stabkirche nichts als ein Mischtempel – ein Hurenhaus des Glaubens, in dem Christus neben den falschen Göttern stehen muss wie ein König unter Bettlern.

Wie töricht sind die Pilger, die dort einkehren und sich an den Schnitzereien ergötzen, als sei es Kunst und nicht Gotteslästerung! Sie beten in einem Haus, dessen Balken das Flüstern der Dämonen tragen, und sie meinen, der Himmel höre sie. Welch Hohn! Ich sage: ihre Gebete steigen nicht auf, sondern werden von den Geistern der Finsternis verschlungen, die in jedem geschnitzten Knotenwerk lauern.

Wahrlich, diese Kirche ist kein „Sinnbild der Hoffnung“, sondern das Mahnmal einer Halbheit, die Gott verabscheut. Christus will keine Teilung, keinen Bund mit den Finsternissen. Entweder bricht man mit den Götzen – oder man geht mit ihnen zugrunde.

Wenn mein Weg je nach Mjosfell führt, dann soll das Feuer mein Werkzeug sein. Ich werde die Stabkirche brennen sehen, bis kein Balken mehr steht, und an ihrer Stelle ein wahres Gotteshaus errichten lassen, rein von jeder Rune, geweiht allein dem einen Herrn. Und dann sollen sie sehen, was es heißt, bekehrt zu sein – nicht in Worten, sondern in Taten, im Blut und in der Glut des Feuers.

R. von Hohenfels

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Tagebucheintrag,
beim Licht der Stundenkerze

Die Kunde, die heute am Schwarzen Brett der Hauptstadt prangte, lässt mich abermals im Glauben verharren, dass dieses Land Eldoria dem Untergang geweiht ist, wenn nicht die wahre Kirche es mit eiserner Hand führt.

Zuerst vernehme ich die Zeilen des Elfenvolkes von Valanduin. Eine Noloira, ein Ratsmitglied, tritt zurück – nicht aus irdischen Gründen, sondern angeblich „auf Wegen der Götter“. Welch Götter? Falsche! Blendwerke des Teufels, der diese Kreaturen verführt. Nun tritt ein anderer an ihre Stelle, Valthar Shendrua, ein neuer Geistlicher oder Ratsherr, der nichts anderes sein wird als ein weiterer Abgesandter des Irrglaubens. Wie jämmerlich erscheint mir dies: Sie wechseln ihre Führer wie Gewänder, und immer noch rühmen sie ihre falschen „Seelelfen“ als Träger von Licht und Weisheit. Ich aber weiß, dass nur das Kreuz, nur Christus allein, Heil bringt. Alles andere ist Götzenwerk. Der Rat Valanduins mag schreiben, was er will – im Buch des Herrn sind ihre Namen längst verflucht, wenn sie sich nicht taufen und niederknien im Staub.

Die zweite Bekanntmachung lässt mich nicht minder schaudern: Das sogenannte „Drachenrefugium“ erhebt sich auf Thur’Valarys. Ein Hort der Ketzerei, wo irrgeleitete Elfen dem Wahn verfallen sind, Drachen als etwas Heiliges zu verehren. Sie bitten um Eisen, um Sand, um Stein – all dies, um eine Festung für ihr heidnisches Treiben zu errichten. Welch Hohn, dass sie gar anbieten, im Gegenzug mit Talern oder gar einem Aufenthalt in ihrem Refugium zu locken! Wer dort einkehrt, der verkauft seine Seele an das Tier, wie Johannes es in der Offenbarung schrieb. Ein jeder Hammer, der dort den Stein schlägt, häuft Schuld auf sich, ein jeder Träger von Sand füttert nur das Feuer des Teufels.

Wie anders ist es in Hohenfels! Hier wird der Stein zu Ehren Gottes behauen, hier fließt Eisen, um Schwert und Pflug für den Herrn zu schaffen. Wir bauen nicht Refugien für Drachen, sondern Bollwerke des Kreuzes, und in unseren Mauern hallt kein Irrgesang fremder Götter, sondern einzig das Gloria in excelsis Deo.

Ich erkenne darin ein Zeichen: Die Zeit rückt näher, da wir nicht mehr nur predigen und mahnen dürfen, sondern handeln müssen. Denn diese Bekanntmachungen sind wie Trompetenrufe des Widersachers. Sie zeigen offen, wie weit die Völker Eldorias bereits im Irrlicht ihrer Dämonen tanzen.

Möge der Herr mir Kraft geben, wenn die Stunde schlägt.

R. von Hohenfels

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Tagebucheintrag
direkt nach der Dominica sermon

ich musste wahrlich laut auflachen, als mir zu Ohren kam, welch jämmerliche Szene sich in den Ruinen von Thyma Dorei abspielte. Dieser Morcon Pen’draig – ein Mann, der in seiner eigenen Fabel als Held glänzen wollte – ist nichts anderes als ein aufgeblasener Sack voller Luft, geplatzt im Brunnen wie ein Schwein, das zu viel gesoffen hat.

Seht ihr, so handeln die Heiden: Sie kleben ihre großspurigen Drohungen an die Bretter, träumen von Ruhm, Ehre, Blut und Göttern – und liegen am Ende doch wie ein nasser Hund im Dreck. Morcon, der „Feuerhaarige“, wie er sich selbst schmückte, ist erloschen im Regen, sein Stolz weggespült wie Scheiße in den Rinnstein.

Er rief nach Arena, nach Donner und Schicksal. Er drohte mit Axt und Zorn. Er nannte seinen Bruder „Artharos“ und hielt sich selbst für das Schwert des Nordens. Doch welch köstliche Wahrheit offenbarte der Herr: Morcon, der Narr, wurde vom eigenen Bastardbruder geschlachtet, und das nicht im heldenhaften Zweikampf, sondern im Geplansche eines Brunnens. Ja, so endet der Stolz der Götzenanbeter – nicht mit Heldenlied, sondern mit dem Blubbern eines ersaufenden Schwächlings.

Ich sage euch: Das ist die gerechte Strafe Gottes. Denn wer den lebendigen Herrn verlässt und seine Knie vor falschen Geistern beugt, wer sich selbst erhebt zu einem Propheten der eigenen Eitelkeit – der wird erniedrigt, tiefer als Vieh. Der Herr hat ihn lächerlich gemacht, hat seinen Namen besudelt, und wir dürfen Zeugen sein. Welch eine Gnade!

Sollte ihm ein Titel bleiben, so nenne ich ihn „Morcon der Nasse“, der Brunnenleiche von Thyma Dorei. Möge man den Kindern beibringen, in den Schlamm zu spucken, wenn sein Name fällt. Möge man den Männern lehren, dass Stolz ohne Gott nichts wert ist. Möge man den Frauen lachen, wenn sie an seine rote Mähne denken – das einzige Feuer, das an ihm brannte, und das der Regen auslöschte.

Das ist das Los der Heiden, die meinen, gegen Gottes Kreuz bestehen zu können. Sie prahlen, sie bellen, sie stellen sich selbst in das Licht, das nicht ihnen gehört. Und dann? Dann werden sie gebrochen wie Schilf im Sturm, von ihren eigenen Händen oder den Händen ihrer Blutsverwandten.

Ich danke dem Herrn für solch köstliche Vorführungen. Denn nichts stärkt den Glauben mehr als das offene Schauspiel des Spottes, das er selbst inszeniert.

So soll es niedergeschrieben und nie vergessen werden: Morcon Pen’draig, der Narr vom Brunnen, gefallen nicht durch Heldenmut, sondern durch die Hand der eigenen Schande.

R. von Hohenfels

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Tagebucheintrag
25. Tag des 8. Monats im Jahre des Herrn – verfasst mit zorniger Hand auf schwankendem Grund

„Die Gottlosen sind wie das aufgewühlte Meer, das nicht zur Ruhe kommen kann, und dessen Wasser Schmutz und Kot ans Land wirft.“
– Jesaja 57:20

Und wahrlich: Die Flottille der Toren, wie sie in prunkender Selbstsicherheit die Küsten verlässt. Drei Schiffe – die armselige „Phönix“ an der Spitze, flankiert von morschem Holz und noch morscheren Seelen. Sie nennen es Aufbruch, Handel, Entdeckung – doch ich nenne es: Flucht vor der Wahrheit.

Die roten Segel blähen sich stolz, als wollten sie den Himmel selbst verhöhnen. Menschen und Elfen in bunter Mischung, wie eine aufgeschwemmte Brut von Babel, laufen über Deck, lachen, feilschen, zanken sich um Karten, als ließe sich das Meer wie ein Marktplatz berechnen. Ihre Navigatorin – eine Elfe mit kaltem Blick – liest in den Sternen, doch nicht im Worte Gottes. Und dieser Kapitän, Surström, ein Zwerg unter Männern, der kaum den Mut hat, die eigene Karte recht zu halten, geschweige denn sein Volk zu führen. Welch Ironie, dass sie ihm dennoch folgen wie Lämmer dem Schlächter.

„Denn Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott.“
– 1. Korinther 3:19

Sie rühmen sich ihrer Schiffe – die „Skogsmus“, geboren aus einer Rauferei, und die „Schatten“, kaum mehr als ein Wrack, das der HERR schon längst hätte versenken lassen sollen. Sie preisen die Mühen ihrer Zimmerleute, die aus morschem Holz Wunder wirken wollen, als sei der Mensch ein Schöpfer. O törichte Hybris!

Und nun treiben sie hinaus auf ein Meer, das sie „Die Tiefe“ nennen, ein Ort, von dem sie nichts wissen, nichts verstehen. Taucher berichten von Schätzen und luftgefüllten Grotten, und schon sabbert ihre Gier nach Gold und Perlen, als sei dies der Sinn ihres Daseins. Keiner fragt, ob die Tiefe vielleicht ein Schlund ist, der sie verschlingen wird. Keiner fragt, ob jene Finsternis unter den Wellen nicht der Abgrund selbst ist, in den sie stürzen sollen.

„Wer in die Grube fällt, der wird darin gefangen.“
– Prediger 10:8

Ich aber sehe klar: Diese Reise ist keine Heldentat, kein gottgefälliges Werk. Es ist ein Tanz der Götzendiener am Rande des Verderbens. Mögen ihre roten Segel brennen wie Sodoms Dächer, möge das Meer sie verschlingen wie einst die Ägypter im Schilfmeer. Dann wird man wissen: Nicht in Schiffen, nicht in Karten, nicht in Sternen liegt die Wahrheit – sondern allein im Kreuz.

R. von Hohenfels

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Die gewaltigen Türen der Kirche zu Hohenfels öffneten sich mit einem dumpfen Grollen. Weihrauchschwaden stiegen auf und vermischten sich mit dem Schein von hunderten Kerzen, die wie Sterne in den steinernen Gewölben flackerten. Die Gemeinde erhob sich von den harten Bänken, als die gepanzerten Schritte Ravennas den Altarraum erfüllten. Ihr Mantel wehte wie eine dunkle Fahne, ihr Brustkreuz glänzte im Kerzenlicht, und ihr Blick brannte vor heiligem Zorn.

Sie stieg die Stufen zum Altar hinauf, legte die rechte Hand auf das große eiserne Kruzifix, das aus den eroberten Schätzen der besiegten Zwerge geschmiedet war, und verharrte in Stille. Nur das Knistern der Fackeln war zu hören. Dann sprach sie mit einer Stimme, die durch das Kirchenschiff donnerte wie ein Sturm:

„Kinder des Lichts! Brüder und Schwestern im Blute Christi!, heute führte mich die Vorsehung auf schäumendem Wasser an jenem verfluchten Eiland vorbei, das die niederträchtigen Zwerge stolz Neu Bona nennen – welch jämmerliche Anmaßung! Sie glauben, ein Name könne ihre Schande zudecken, so wie Kain sein Angesicht verbarg, als er den Zorn Gottes spürte (Genesis 4,13). Doch der Herr sieht alles, und auch ihre Gruben sind Ihm nicht verborgen.

Seht ihr, wie diese Bastarde der Tiefe in Finsternis hausen? Sie nennen ihre Löcher Hallen, doch ich sage euch: Es sind Gräber! In den Bergen verscharren sie sich selbst, während sie ihre stumpfen Hämmer auf Eisen niederführen und glauben, dies sei Größe. ‚Der Herr wird die Weisheit der Weisen zunichte machen und den Verstand der Verständigen verwerfen‘ (1. Korinther 1,19). So auch ihre sogenannte Schmiedekunst: ein Werk von Narren, wertlos im Angesicht des Kreuzes.

Ich blickte hinüber und lachte. Ja, ich lachte mit Hohn, als einer dieser bauchschweren Götzenknechte aus Neu Bona aus einem Stollen kroch, schwitzend, röchelnd, die Hände schwarz vom Schmutz. Er reckte sich ins Licht, als wäre er Atlas selbst – und doch, schon ein Wogenbruch hätte ihn wieder hinabgespült in den Dreck, zu den Ratten, die seine wahren Brüder sind. ‚Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück‘ (Genesis 3,19).

Und ich sprach zu meinen Männern: Fürchtet ihr diese Maulwürfe? Diese Bierleichen mit ihren falschen Götzen? Sie kennen Erz und Stein, doch sie kennen nicht das Evangelium; und ich sage euch: Ohne Christus sind sie nichts als Asche im Wind. Denn geschrieben steht: ‚Alle Götter der Völker sind nichtige Götzen, der Herr aber hat den Himmel gemacht‘ (Psalm 96,5).

O ihr Zwerge von Neu Bona! Betrinkt euch an eurem faulen Bier, schwelgt in Finsternis, betet Gold und Silber an wie Kälber im Tal Sinai – und wisset: Euer Ende ist bereitet. ‚Denn siehe, der Tag kommt, brennend wie ein Ofen; da werden alle Übermütigen und alle Übeltäter wie Stroh sein, und der kommende Tag wird sie verbrennen‘ (Maleachi 3,19). Kein Hammer, kein Amboss, kein noch so tiefer Stollen wird euch bergen vor dem Zorn des Herrn.

So segelte ich vorbei, aufgerichtet im Glanz des Kreuzes, und ich sah, wie das Wasser an den Klippen von Neu Bona schäumte, als wolle es die ganze Insel verschlingen. Da wusste ich: Gott selbst zeigt uns, dass der Tag kommt, an dem Neu Bona fällt, wie Jericho fiel unter dem Schall der Posaunen.

Darum erhebe ich meine Stimme und spreche: Herr, zerbrich ihre Hämmer, wie Du die Schwerter der Heiden zerbrichst. Herr, tilge Neu Bona, wie Du Sodom und Gomorra getilgt hast. Herr, mache ihre Hallen zu Gräbern, ihre Gruben zu Schlangenlöchern und ihre Schmiedefeuer zu Flammen, die sie selbst verzehren.

So schwöre ich: Der Tag wird kommen, an dem wir nicht mehr an Neu Bona vorbeisegeln – sondern an seinen rauchenden Trümmern, und wir werden Psalmen singen, während die Wellen ihr Totengebet sprechen.“

Als Ravenna die letzten Worte sprach, senkte sie die Arme langsam, und ein bleiernes Schweigen legte sich über die Kirche. Nur das Knistern der Kerzen und das ferne Heulen des Windes war zu hören. Für einen Herzschlag wagte niemand, zu atmen.

Dann erhob sich ein Murmeln, das anschwoll wie ein Sturm: „Amen! Amen! So soll es geschehen!“ Die Männer schlugen sich die Brust, die Frauen fielen auf die Knie, manche riefen weinend den Namen Christi. Kinder hielten sich an den Händen ihrer Mütter fest, während in ihren Augen der brennende Eifer der Eltern glühte.

Ravenna aber stand schweigend am Altar, ihre Silhouette vom Kerzenlicht umrahmt. Mit festem Griff nahm sie das eiserne Kruzifix, küsste es und wandte sich ab. Ihre Schritte hallten durch das Kirchenschiff wie Hammerschläge – und bei jedem Schlag drängte sich die Gemeinde enger zusammen, erfasst von der Wucht ihrer Worte.

Als sie die schweren Türen aufstieß, drang das kalte Abendlicht herein und mischte sich mit dem warmen Schein der Kerzen. Für einen Moment war es, als habe die Kirche selbst gezittert.

Die Gläubigen erhoben sich wie ein Mann. Manche riefen „Heilig sei Hohenfels!“, andere sangen alte Psalmen mit gebrochener Stimme, und wieder andere schworen, ihr Blut für die Sache Christi zu vergießen. Man sah Zorn in ihren Gesichtern, aber auch Tränen heiliger Ergriffenheit.

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Tagebucheintrag
Xantia – und wieder ein Stück wertloses Pergament am Brett

Die armseligen Nordmänner mit ihren stinkenden Fellen und den stumpfen Schwertern glauben, das Schwarze Brett sei ihr Altar. Heute prahlten sie erneut mit dem Kraken – einem Schleimwesen, das blind in der Tiefe tastet. Welch herrliches Sinnbild für ihr Reich: ein Tier ohne Licht, ohne Ziel, das nur mit Armen fuchtelt und nichts festzuhalten vermag.

„Sie haben Augen und sehen nicht, sie haben Ohren und hören nicht.“ (Jer 5,21)
So ist Askarien: blind, taub, geistlos – und doch stolz wie ein Sack fauler Fische.

Nun also auch Liannon, die Stadt der Krämer und Münzzähler, hat sich dem Kraken verschrieben. Welch Überraschung! Kaufleute sind wie Huren: Sie verkaufen jeden, der genug zahlt – heute ihre Waren, morgen ihre Kinder, und nun ihre Ehre. „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ (Mt 6,24)

Sie sprechen von Einigkeit. Ich lache. Ein Ork, ein Nordmann und ein Händler – das ist keine Einigkeit, das ist ein Witz. Ein fauliger Misthaufen, auf dem sich Maden gütlich tun. Ihre Senate, ihre Kanzler, ihre großen Titel – all das ist nichts als Kinderspiel. Sie ahmen das Reich Gottes nach wie kleine Affen, die den König spielen wollen.
Ihr Reichssenat, ihr Hochkanzler – lächerlich! Ein billiger Abklatsch des heiligen Imperiums, gegründet auf Gold, Blut und Aberglauben. Sie glauben, durch Reden und Titel Gottes Ordnung zu ersetzen. Aber die Schrift spricht: „Warum toben die Heiden, und die Völker reden so vergeblich?“ (Ps 2,1).

„Lang lebe Askarien“, schreiben sie.
Lang lebe? Nein. Ich sage: Kurz sterbe Askarien. Möge ihr Kraken an Land gespült und im Gestank seiner eigenen Fäulnis ersticken. Möge ihr Hochkönig an seiner Krone ersticken und ihr Kanzler im eigenen Tintenfass ertrinken.

„Denn der Herr lacht ihrer, und er spottet ihrer, weil er sieht, dass ihr Tag kommt.“ (Ps 37,13)
So lache auch ich – nicht mit Freude, sondern mit der kalten Gewissheit, dass ich ihre Banner eines Tages mit Blut tränken werde.

Askarien ist ein Tier aus der Tiefe. Ich aber bin das Schwert des Himmels. Und wenn sich Krakenarme nach Eldoria strecken, so werde ich sie einzeln abhacken, bis nichts bleibt als ein blutiger Rumpf, den selbst die See nicht mehr tragen will.

R. von Hohenfels

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