Ein Machtwechsel in Eulenberg

„Die Stärke des Volkes misst sich am Wohl der Schwachen.“

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In Eulenberg scheint das Mondlicht durch die dunkelsten Ecken. Es gibt kaum Menschen auf der Strasse, nur ein paar Bettler und die Nachtwache. Ein Bauer schlendert durch die Gassen, als er eine dunkle Gestalt in den alten Wachposten gehen sieht. Er denkt sich nichts Böses und führt seine Reise fort zu seinem Haus ausserhalb von Eulenberg. Als er gerade die Tür öffnen möchte, erhellt sich der Nachthimmel plötzlich. Der Bauer dreht sich um und sieht Eulenberg in Flammen, die Kirchenglocken des Städtchens läuten wild und immer mehr Bauern aus dem Umland strömen aus Ihren Häusern, um nachzusehen, was passiert ist. Sie suchen Eimer und Wasser und begeben sich Richtung Eulenberg, um zu helfen.
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Quelle

Als der Morgen anbricht, ist das Feuer gelöst und die Stadt beinahe komplett abgebrannt. Es gab wenige Opfer, doch die meisten Eulenberger hatten nun kein Dach mehr über dem Kopf. Der Rat von Eulenberg berief inzwischen eine Versammlung vor dem Gerichtsgebäude ein, welches wie durch ein Wunder von den Flammen verschont wurde. Die Familie des Barons und der Baron selbst waren an diesem Abend auf Reise. Der oberste Ratsherr trat an die Menge und sprach folgende Worte:

„Bürger Eulenbergs! Hört! Unsere Gemeinschaft wurde von einem ketzerischen Verbrechen heimgesucht. Gestern Abend ist unser geliebtes Eulenberg in Flammen aufgegangen. Und wo ist unser Baron? Er amüsiert sich mit seiner Familie irgendwo im nirgendwo, während wir unser Zuhause verloren haben! Wir, die Ratsherren von Eulenberg, haben genug von der sogenannten Herrschaft der Familie Eulenberg! Die Unterdrückung soll enden. Wir, das Volk von Eulenberg, fordern den Baron auf, sich seinen Aufgaben zu stellen und endlich zu handeln!“

Auf dem Gerichtsgelände brechen Unruhen aus. Manche Eulenberger hegen einen hass gegen den Baron und beginnen Baron-Treue Bürger Anzugreifen . Gegen Abend kehrt Ruhe in Eulenberg zurück. Es fährt eine Kutsche durch die verstaubten Strassen in Richtung Stadtburg, die den Brand unbeschadet überstanden hat. Die Tür öffnet sich und der Baron und die Baronin samt der fünfjährigen Tochter betreten ihr Heim ohne ein Wort. In der Eingangshalle der Burg stehen die neun Ratsherren mit ein paar Wachen, sie halten ein Stück Pergament in der Hand. „Mein Herr, ihr seid unserer Aufforderung nicht nachgekommen … Eure Untertanen stehen nicht mehr hinter Euch. Hier ist Eure Rücktrittserklärung, unterzeichnet diese, wenn ihr Blutvergiessen verhindern wollt.“ erklärte der oberste Ratsherr Andrin von Tarasp und überreichte dem Baron das Pergament. „Ihr wisst, dass dies ein schwerer Verrat ist … Ihr lehnt Euch gegen Euren Herrn auf! Karl, mein geliebter, sag doch etwas!“ sagte die Baronin empört.

„Wenn dies der Wille der Eulenberger ist, werde ich dem nachkommen. Bringt mir eine Feder und Tinte!“ rief Karl von Eulenberg. Er taucht die Federspitze leicht in Tinte und unterschreibt das Pergament. Damit hat er nicht nur seinen Rücktritt erklärt, sondern auch den Verzicht seiner ganzen Nachkommen auf den Thron Eulenbergs. „Habt dank mein Herr … leider muss ich euch zu eurem eigenen Schutz in Gewahrsam nehmen. In euren Gemächern ist bereits Essen angerichtet.“. Die Familie Eulenberg betritt ihre Gemächer und beginnt ihr Abendmahl. Ein feiner Wein wird dem Baron serviert. Nicht einmal eine Stunde nach dem Mahl fühlt sich der Baron nicht mehr wohl, Kopf und Bauchschmerzen quälen ihn. Er legt sich hin, um sich auszuruhen. Die Baronin bringt nur ihre Tochter zu Bett, doch als sie zurückkehrt, liegt der Baron leblos im Bett, mit Schaum um den Mund. Was die Motivation des Barons war Eulenberg kampflos aufzugeben, wird wohl nie jemand erfahren.
Der letzte Baron von Eulenberg ist tot.
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Quelle

Es vergehen einige Wochen bis es zu ersten Beschlüssen der Ratsherren kommt.

                     Bürger Eulenbergs!

Mit Freude verkünden wir, die Ratsherren Eulenbergs, die erste Landsgemeinde auf Eulenberger Boden. Jeder volljähriger Mann wird eingeladen an dieser teilzuhaben, jedoch muss der Landsgemeinden Säbel mitgeführt werden! Weib und Kinder dürfen an der Landsgemeinde nicht teilhaben. Wir werden zusammen ein neues Oberhaupt von Eulenberg bestimmen und wichtige Entscheidungen treffen.

Möge Gott euch beschützen.

Gezeichnet
-Ratsherren von Eulenberg

Mit einer Begeisterung eilten die Eulenberger zur Landsgemeinde. Eine grosse Wiese zwischen den neuen Häusern mit einem Podest auf welchem die Ratsherren standen. „Eulenberger! Mit dieser Landsgemeinde läuten wir ein neues Zeitalter für Eulenberg ein! Wir wollen gewiss unseren Brüdern im Fürstentum immer noch treu Dienen! Doch nun zu unserem neuen Oberhaupt!..“ Die Eulenberger halten ihre Säbel bei dem Namen einer Person hoch, den sie für den besten neuen Landamman halten. Mit einer grossen Mehrheit wird Andrin von Tarasp zum neuen Landamman gewählt und vereidigt. Die neue Führung in Eulenberg macht sich sofort an die Arbeit und beginnt mit der Umstrukturierung des Städtchens…


Quelle

„Frei ist nur, wer seine Freiheit gebraucht.“

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