Charaktervorstellung Richard Haven (Lord_Walfisch)

Name: Richard Haven

Geschlecht: Männlich

Alter: 24

Rasse: Mensch, Europäer

Aktueller Wohnort: Nyvalis (aktuell Wildnis)

Herkunft: England, Dover

Religion: Orthodoxes Christentum

Aussehen: 170 cm groß, braune Augen, braunes Haar, Vollbart,

Quelle: Pinterest

Charaktereigenschaften:
~Ehrgeizig
~Hilfsbereit
~Stur
~Loyal
~Abenteuerlustig

Stärken:
~Anpassungsfähig
~geduldig
~Guter Orientierungssinn

Schwächen:
~Keine Kampf Erfahrung
~Risikobereit (unterschätzt gefährliche Situationen)
~Selbstüberschätzung

Beruf:
~angehender Händler
~Fischer

Fähigkeiten:
~Lesen und Schreiben
~Angeln
~Handarbeiten (Flechten von Ködern)
~Schwimmen


Hinweis

Die Charaktervorstellung überschneidet sich in Absprache mit der einer anderen Spielerin. Die Charaktere lernen sich in der Vorgeschichte kennen und gehen einen gemeinsamen Weg. Hier ist der Link zu ihrer CV: Alannah

Vorgeschichte:



POV:
Richard

Richard Haven wuchs in Dover auf, einer florierenden Hafenstadt an der Südküste Englands, wo das Leben vom Meer geprägt war. Seine Mutter Elena Haven verstarb schon sehr früh an einer schweren Krankheit. Ihr Tod hinterließ eine Lücke in der Familie, die sein Vater mit harter Arbeit und Disziplin zu füllen versuchte. Richard begleitete seinen Vater sehr oft hinaus auf die raue See, er lernte die Gefahren des Meeres kennen und musste schnell verstehen, dass die See nicht nur Nahrung, sondern auch Tod bringen konnte. Stürme rissen Boote mit sich, heimtückische Strömungen konnten selbst erfahrene Fischer verschlingen. Doch mit jeder Herausforderung wuchs er, lernte die Zeichen des Wetters zu lesen und sein Überleben auf dem Wasser zu sichern.

Veränderung:
Mit den Jahren wurde Richard zu einem geschickten Fischer, doch die Routine begann ihn zu ermüden. Während andere sich mit dem einfachen Leben zufriedengaben, fühlte er sich von den endlosen Weiten des Meeres und den Geschichten fremder Händler und Reisender angezogen. Er wollte mehr sehen als nur die Küsten Dovers… er sprach mit seinem Vater über seine Pläne, doch dieser war nur sehr wenig überzeug von den Plänen seines Sohnes. Für ihn war das Leben als Fischer ein ehrbarer und sicherer Weg, den sein Sohn fortsetzen sollte. „Die See ernährt uns, mehr brauchen wir nicht!“ doch Richard beharrte weiterhin auf seinen Plänen und konnte seinen Vater Schließlich von einer Fahrt richtung Irland überzeugen.

Aufbruch:
Er verabschiedete sich von seinem Vater und bekam ein kleines Boot von diesem… auch wenn man es ihm nicht wirklich ansah war Richard anfangs sehr nervös so weit weg von seiner Heimat zu sein, doch überwog die Vorfreude die neuen Orte und Möglichkeiten zu entdecken. Er legte öfters an kleineren Häfen an um seinen gefangenen Fisch zu verkaufen und kleinere Tauschgeschäfte mit Händlern zu führen. Er hatte sich vorgenommen seinen Vater zu beweisen das er bereit ist seinen eigenen Weg zu gehen.

Ein Sturm der alles verändert:
Die See war ruhig, als Richard seinen Fang einholte und beschloss den nächsten englischen Hafen anzusteuern. Doch am Horizont bemerkte er wie sich ein Sturm zu bilden schien. Binnen Minuten türmten sich gewaltige Wellen auf, die das kleine Boot hin und her warfen. Der Wind heulte wie ein Tier, peitschte das Wasser und trieb Regen wie Nadeln auf Richards Gesicht. Blitze zerrissen den Himmel, während Donner die Luft erzittern ließ. Die Minuten im Sturm fühlten sich für Richard wie Stunden an. Mit Mühe schaffte Richard es, sein Boot im Sturm zu steuern. Der Wind riss unaufhörlich an dem Segel, die Wellen schlugen unbarmherzig gegen den Rumpf, und er kämpfte um die Kontrolle. Dann, durch den peitschenden Regen, sah er das Licht eines brennenden Schiffes, das wie ein geisterhafter Leuchtturm in der Dunkelheit loderte. Als er sich dem noch brennenden Wrack näherte bemerkte er eine Gestalt im Wasser… es war eine junge Frau die auf Trümmerteilen lag – die Wellen drohten sie zu verschlingen.

Mit klopfendem Herzen und zittrigen Händen zog Richard die Frau aus dem Wasser auf sein Boot. Die Kälte kroch ihm unter die Haut, doch das Adrenalin ließ ihn weiter machen. Als er ihre Schulter sanft berührte, spürte er wie sie zu sich kam. Ihre Augen öffneten sich langsam, und er atmete erleichtert auf.
„Ich bin Richard, wie ist dein Name?“ fragte er mit vorsichtiger Stimme. Er wollte sie nicht erschrecken, aber sie musste bei Bewusstsein bleiben. Sie zitterte, und ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als sie antwortete: „Ich heiße Alannah, was ist passiert, wo bin ich?“ Richards Blick wanderte unwillkürlich zurück zum Wrack des brennenden Schiffes. Der Rauch stieg in die dunkle Nacht und ließ sein Herz schwer werden. Er zwang sich, ihren fragenden Blick zu erwidern, obwohl er wusste, dass seine Worte sie treffen würden… „Es tut mir leid“ begann er, und seine Stimme brach fast. „euer Schiff… es wurde vom Feuer zerstört, doch wir –…”

…Ein greller Blitz zerriss die Dunkelheit und traf mit voller Wucht die Trümmerteile um sie herum. Richard kniff die Augen zusammen, als eine blendende Helligkeit alles um sie herum verschlang. Er fühlte wie ein Kribbeln durch seinen ganzen Körper lief, als würde die Realität zerbrechen. Für einen Moment war alles still. Dann öffnete er vorsichtig die Augen und spürte weichen, festen Boden unter sich, es war kein Holz und keine Trümmerteile stattdessen spürte er Gras, noch feucht vom Tau.

Eldoria:
Neben ihm regte sich Alannah, immer noch benommen, aber wach. Es fühlte sich surreal an, fast wie ein Traum, doch die Wärme der Sonne auf seiner Haut und das Gefühl des weichen Grases unter seinen Händen bestätigten, dass es real war. Neben ihm sah er, wie Alannah sich ebenfalls umsah, ihre Augen erfüllt von derselben Verwirrung, die ihn selbst durchzog. „Das ist nicht möglich…“ murmelte er, mehr zu sich selbst als zu ihr. Nach einer Weile bemerkte er, wie die Stille und die friedliche Atmosphäre um sie herum seine Anspannung löste. Sie waren an einem unbekannten Ort und gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Während sie durch diese unbekannte Landschaft gingen, merkte Richard, wie sich ein Gefühl des Schutzes in ihm regte, das er nicht vollständig erklären konnte. Es war nicht nur die Tatsache, dass sie gemeinsam diese Situation überstanden hatten, es war etwas Tieferes. In Alannah Verwirrung und Verletzlichkeit erkannte er etwas, das ihn an sich selbst erinnerte. Die Welt, die sie nun betraten, war unbekannt, voller Ungewissheiten und doch schien sie ihm wie eine zweite Chance. Alannah verkörperte in diesem Moment nicht nur eine Gefährtin, sondern auch eine Verantwortung, die er freiwillig und aus tiefstem Herzen annahm.

Während sie nebeneinander durch die fremde Landschaft schritten, bemerkte er, wie sehr er sich durch ihre Anwesenheit beruhigt fühlte. Ihre Fähigkeit, trotz der erlebten Schrecken weiterzugehen, beeindruckten ihn. Es war nicht nur ein Gefühl, sie beschützen zu müssen, sondern auch der Wunsch, sie zu unterstützen, damit sie beide gemeinsam etwas Neues aufbauen konnten. Sie gingen zusammen immer weiter, bis sie an dem Ort ankamen der ihnen einen neuen Anfang ermöglichen sollte…

~Lord_Walfisch :whale2:

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Schön Geschrieben Mobby van Dick >:D

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Der name deines chars klingt wunderschön :smiley:

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Hallo @Lord_Walfisch !
Danke für das schreiben deiner CV!
Es gibt allerdings noch nen paar dinge die du verbessern müsstest:


Ist das eine angenommene Stadt oder hat bereits eine Stadtvorstellung? Falls nicht, gib bitte „Wildnis“ an.


Bitte markier mich, sobald du das geändert hast :smile:

Liebe grüße
keal :rainbow:

wurde geändert ^^ @kealtea

Hallo @Lord_Walfisch
Danke für das bearbeiten deiner CV!
Entschuldigung, für die späte Antwort.


Deine CV entspricht unseren Server vorgaben und ist hiermit angenommen
Nun darf das @Team arbeiten.


Liebe grüße
keal :rainbow:

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Die Letzten Zeilen Richard Havens

– gefunden auf seinem alten Schreibtisch, sorgfältig gefaltet zwischen Tintenfass und Feder –

An die, die sich fragen, wo ich geblieben bin
Wenn Ihr dies lest, bin ich fort. Nicht für immer, vielleicht. Aber für eine Zeit.
Es fällt mir schwer Worte für das zu finden, was in mir vorgeht – Manchmal ist das Meer zu Laut, der Nebel zu dicht, und man verliert den Blick auf den eigenen Kompass.

Ich habe Lange überlegt, ob ich einfach weitermache wie bisher. Aber das wäre nicht ehrlich – nicht zu mir, nicht zu Euch.
Deshalb nehme ich mir eine Auszeit. Keine Reise mit Ziel, sondern ins Ungewisse…

Wer weiß, Vielleicht führt mich der Wind eines Tages zurück nach Nyvalis.
Bis dahin: Danke für alles.

Richard

((OOC: Der Charakter wird auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt.))

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Auf eigenem Wunsch von Lord_Walfisch wieder geöffnet - Willkommen zurück!

- Tag 1

Der Morgen war still. Nur das Knarren des alten Stegs war zu hören.. es lag ein leichter Nebel über dem Wasser, als ich mein kleines Boot löste.

So hatte ich mich nun entschieden, es gab kein Zurück mehr…zumindest kein Baldiges.

Ich ließ die Segel fassen und die Küste glitt hinter mir zurück, bis die Dächer nur noch kleine Schatten im Nebel waren.

In Nyvalis haben sie bestimmt schon bemerkt, dass ich fort bin. Ich hoffe sie werden es verstehen, vor allem Grak und Xolaani.

Mein Vater sagte einst: “Die See nimmt nur, was man nicht festhält”.

Heute halte ich nichts mehr zurück und lasse mich von dem Wind leiten..

- Tag 5

Die See ist freundlich zu mir - bisher.

Die Tage fließen ineinander, so gleichmäßig wie die Wellen, die gegen mein kleines Boot schlagen.

Morgens werfe ich die Netze aus, abends sammle ich, was der Ozean mir gönnt. Es ist nicht viel, doch genug um die Reise fortzusetzen… und doch - Die Einsamkeit wiegt schwerer als der Hunger… kein Gesicht außer meinem eigenen im dunklen Spiegel des Wassers.

Ich habe mir geschworen, keine Briefe zu schreiben - zumindest noch nicht.

Azula hat meinen Letzten erhalten, das muss genügen. Würde ich wieder zur Feder greifen, würde ich sie nur mit Worten fesseln… sie verdient Freiheit, so wie ich sie suche…

- Tag 6

Die See ist weiterhin gütig zu mir…

Manchmal höre ich den Wind wie Stimmen. Das Lachen meiner Freunde, die Rufe der Händler, das Knarren des Stegs. Vielleicht bilde ich es mir nur ein… oder das Meer trägt die Erinnerungen weiter.

- Tag 10

Ein paar Tage sind vergangen seit meinem letzten Eintrag… der Fang ist seit Tagen mager geblieben. Die Netzte bringen kaum mehr als ein paar kleine Fische, zu wenig, um satt zu werden.

Meine Gedanken schweifen wieder zurück zu ihr - Azula. Ich frage mich, ob sie meinen Brief noch einmal gelesen hat - oder ob er längst beiseitegelegt wurde, so wie man ein altes Seil in die Ecke wirft.

Ich wollte ihr keine weiteren Worte senden und doch ertappe ich mich bei dem Wunsch, es zu tun.

Die See ist endlos, aber in mir wird sie enger, je länger ich allein bleibe.

- Tag 13

Am Horizont sammeln sich dunklere Wolken, kaum mehr als ein grauer Schleier.

Vielleicht nur ein Wetterwechsel, vielleicht mehr, schwer zu sagen.

Die See bleibt ruhig, der Fang heute war großzügig.

Doch irgendetwas in der Luft fühlt sich dichter an. Ich behalte den Kurs bei, doch merke ich wie die Gedanken nicht mehr von Bord gehen…

- Tag 17

Heute begleiten mich Möwen. Ihr Ruf erinnert mich an Nyvalis - an die weiten Felder, den Markt sowie an Xolaani und Grak.

Anfangs war ich etwas skeptisch… einem Ork die Taverne zu überlassen… Nun, ich gebe zu - er hat es die meiste Zeit gut gemacht.

Xolaani hatte immer ein Auge auf Nyvalis, ich glaube, ich habe niemanden öfters auf den Feldern gesehen.

Was sie nun wohl von mir denken…

Seltsam, wie vertraut der Möwen schrei klingt, selbst hier draußen, weit entfernt von allem. Fast glaubte ich sie würden mich heimführen. Doch sie verschwanden wieder, als hätten sie mich nur verhöhnt.

- Tag 17 (Nachtrag)

Der Wind hat gedreht, der Himmel sich verdunkelt. Am Nachmittag noch klare Sicht, jetzt peitscht der Wind und jagt die Wolken schneller heran, als ich ihnen entkommen kann… Ich schreibe hastig, bevor die Tinte verläuft…

- Tag 18

Die ganze Nacht über schlägt das Wasser gegen das…. …, jeder Schlag klingt wie… …Ende. Die Wellen türmen sich höher auf…. … Je.. ….Dach in Nyvalis, der Himmel reißt auf und speit Donner und Feuer…. …kann kaum schreiben - die Tinte verläuft….

Das Meer schreit, als wolle es mich verschlingen… … ist kaum noch zu halten. Wenn dieser Eintrag je… gefunden wird, dann soll er Zeugnis …. ….sein… Ich habe gekämpft. Bis zum letzten.. Atem..ug….

- Tag ? nach dem Sturm

Ich lebe…

Wie… weiß ich nicht. Das Meer war dabei mich zu verschlingen, doch Hände zogen mich in Sicherheit - nicht auf mein Boot… es war deutlich größer mit Harpunen an den Rellingen.

Ein Geruch von Tran und Salz in den Seilen… Männer mit wettergegerbten Gesichtern… und einem Kapitän - grau im Brat, sein Blick entschlossen. Er sprach kaum, doch als er mir die Hand reichte, war da mehr Vertrauen als in hundert Worten…

- Tag 2 auf der Schneegans

Ich hatte mich nach meiner Rettung eine Weile zurückgezogen.

Die Männer hier sind wortkarg - einige von ihnen mustern mich, als gehörte ich nicht hierher. Vielleicht tun sie recht damit.

Der Kapitän ist streng aber nicht kalt eher wie jemand, der weiß das Worte selten lauter sind als die Wellen.

Der Steuermann - einer der wenigen, die mir nicht misstrauisch begegneten - war es, der mich aus dem Wasser zog. Seine Hände waren fest, sein Blick schien wach. Ich schulde ihm wohl mein Leben.

Von ihm erfuhr ich den Namen des Schiffes: “Die Schneegans”.

Ein Name, der seltsam friedlich klingt, für ein Schiff dessen Holz nach Salz, Schweiß und Blut riecht.

- Tag 7 auf der Schneegans

Heute rief mich der Kapitän in seine Kajüte. Das Licht einer einzelnen Laterne schwankte mit dem Wellengang, der Tisch war voll von Karten, Knoten und Harpunenspitzen. Er musterte mich lange… bevor er sprach.

“Wenn wir dich schon durchfüttern, Haven, dann solltest du auch lernen, wie man jagt.

Die Schneegans ist kein Handelsschiff. Hier frisst jeder - oder wird gefressen.

Und er hatte recht - ich durfte mich nicht auf ihren Kosten ausruhen, schließlich schuldete ich diesem Schiff mein Leben… ich stimmte ihm also zu.

Er zeigte mir umgehend die Knoten an den Harpunenseilen.

Es fällt mir schwer zu glauben, dass sie damit Wale jagen…

Sobald ich die Knoten verstanden hatte, erklärte er mir, wie die Männer die Boote zu Wasser lassen und den Wal einholen… er schmückte es nicht aus, kein Stolz war in seinen Augen zu sehen, nur die Notwendigkeit dieser Aufgaben.

Seine Worte waren rau. Ich hatte das Gefühl, er prüft nicht nur, ob ich fähig bin - sondern ob ich es überhaupt wert bin…

- Tag 12 auf der Schneegans

Die Arbeit an Bord ist schwerer, als ich es je als Fischer in Nyvalis erlebt habe.

Dort waren es Netze und Fässer, hier sind es Harpunen, dicke Taue und Planken, die nach Blut riechen.

Jeder Tag verlangt mehr Kraft und doch spüre ich, dass ich mich einfinden muss.

Unter Deck habe ich einen Verbündeten gefunden, den Koch… ein Zwerg, rund wie ein Fass, mit einem Bart, in dem sich wohl möglich mehr Salz sammelt als im ganzen Ozean.

Seine Scherze sind grob, aber sein Herz ist ehrlich… er zeigte mir sogar seinen geheimen Vorrat, falls die Rationen doch mal knapp werden sollten.

- Tag 40 auf der Schneegans

Wochen sind vergangen. Jeder Tag gleicht dem anderen…

Seile flicken. Holz schrubben. Die Schneegans verlangt von jedem seinen Anteil und allmählich scheint es, als hätte auch ich meinen Platz gefunden.

Der Steuermann kommt, wenn es die Umstände erlauben öfter zu mir und dem Koch unter Deck. Dort spielen wir Karten und lachen über die Witze des Kochs…

Selbst der Kapitän scheint zufrieden mit meiner Arbeit zu sein.

Doch in mir herrscht eine andere Leere.

Die Abende sind am schlimmsten, wenn das Meer ruhig ist und die Sterne klarer scheinen als jedes Wort. Dann, denke ich an sie.

Heute habe ich mein Schweigen gebrochen und einen Brief an Azula geschrieben.

Ob er je ihre Hände erreicht, weiß nur die Strömung. Doch die Worte lindern die Sehnsucht - zumindest für diesen Abend.

*Unterhalb des Eintrags wurde ein Knopf befestigt*

- Tag 45 auf der Schneegans

Heute habe ich meinen ersten Wal gesehen… Ein Schatten unter den Wellen, größer als die meisten Schiffe. Als er auftauchte, brach die See selbst entzwei.

Die Männer schrien, griffen nach Harpunen und Seilen. Und ich… ich erstarrte. Alles in mir wollte fortlaufen.

Da legte der Kapitän seine Hand auf meine Schulter. “Halte den Blick auf ihn, Haven”

Sagte er so ruhig, wie das Knarren des Holzes.

“Nicht die Größe fürchten, sondern lernen, wo sie uns angreifbar macht.” Diese Worte schwirren mir noch immer im Kopf

Er führte meine Hände, zeigte mir, wohin man zielt, wie man das Seil hält - wie man den Schwung der Wellen nutzt… letztendlich entkam er.

Die Männer fluchten Couch der Kapitän nickte nur: “Es war dein Erster", das Meer schickt uns noch genug”. Worte, die ich von ihm nicht erwartet hätte.

Vielleicht beginnt er, mich ja als wirklichen Teil der Mannschaft zu sehen…

- Tag 56 auf der Schneegans

Heute saß ich mit dem Steuermann und dem Kapitän in der Kajüte. Ein Sturm war weit draußen am Toben.

Der Kapitän erzählte selten von früher - doch heute tat er es…

Er erzählte von einem Wal, vor vielen Jahren.

Ein Wal, größer als jeder, den sie je gesehen hatten. Stark genug, um 3 Boote zu zerschmettern… Die Männer waren damals gierig, zu sicher, zu laut. Sie stachen zu früh, zu hastig. Der Wal kämpfte, vielen Männer starben in dieser Nacht.

Der Kapitän sprach nicht lange darüber, nur so viel: “dass er nie vergaß, wie schnell Stolz zum Grabstein, unter den Wellen werden kann”. Seine Stimme war ruhig, fast leise, und ich merkte wie selbst der Steuermann schwieg. Vielleicht trägt er diese Erinnerung immer mit sich. Vielleicht wirkt er deshalb so, als könne ihn nichts mehr erschüttern.

Ich verstand heute, dass seine Hand auf meiner Schulter damals zum Schutz war…

- Tag 78 auf der Schneegans

Einige Tage sind vergangen, seit ich den Brief an Azula schrieb. Noch immer hat mich keine Antwort erreicht - langsam frage ich mich, ob je eine kommen wird.

Manchmal stelle ich mir vor, wie der Brief vielleicht nie Thyma-Dorei erreicht hat, wie er im Wasser verloren ging. Manchmal fürchte ich aber, dass er sie doch erreicht hat und einfach unbeachtet blieb.

Hätte ich bei ihr bleiben sollen? …

- Tag 82 auf der Schneegans

Heute war ein Tag der mir wohl ewig im Gedächtnis bleiben wird.

Ich saß unter Deck bei dem Koch als wir das Läuten der Glocke hörten… Ein Wal - keiner dieser Giganten, aber dennoch größer als jedes unserer Boote.

Sein Leib schimmerte weiß wie Schnee und sein Ruf klang fest wie ein Lied - hell und fremd zugleich.

Die Männer schienen erleichtert manche sprachen von einem leichten Fang.

Mir jedoch kam er friedlich vor, fast unschuldig, als gehöre er mehr in ein Buch als gejagt.

Doch Hunger duldet kein Zögern und so griffen wir nach den Harpunen.

Der Kapitän sprach mich direkt an: “Zeit Haven… das wird er”

Sein Blick ließ keine Zweifel daran, dass er es ernst meinte…

Mein Herz raste, als das Boot ins Wasser gelassen wurde. Nichts konnte mich auf dieses unheimliche Gefühl vorbereiten… als dieser weiße Wal vor uns auftauchte.

Die Harpune in meiner Hand wirkte schwerer als sonst.. doch die Stimme des Kapitäns trug mich “Nicht zögern!”

Ich schleuderte das Eisen - und es traf. Ein Zittern ging durch meine Arme, als hätte ich das Meer selbst verwundet. Der Wal kämpfte - vergebens.

Die Männer arbeiteten gemeinsam, ich half das Seil zu halten.

Am Ende lag er still da, besiegt neben dem Schiff.

Die Schneegans riecht nach Blut und Rauch. Ein paar Männer klopfen mir auf die Schultern.

Doch mir blieb sein Lied noch eine Weile im Kopf hängen.

Heute Abend werde ich vielleicht schlafen können - ohne zu sehr auf die aufkommende Leere in mir denken zu müssen…

- Tag 83 auf der Schneegans

Heute fand ich Worte für das, was wir erlegten.

Es war ein Weißer - ein Beluga, so nannten ihn die Männer. Sein Leib war hell wie Schnee im Sonnenlicht - beinahe unwirklich.

Seine Augen jedoch - schwarz, still, als würden sie alles sehen.

Kein Riesenleib wie bei Giganten, doch kräftig genug, uns alle das Fürchten zu lehren.

Jetzt liegt er zerlegt in Fässern - Fleisch und Tran…

Ich frage mich, was Azula wohl gesagt hätte, wenn sie diesen Fang gesehen hätte - ob sie mich dafür verurteilt hätte… oder verstanden.

Ich sah heute, wie die Männer lachten, wie sie spielten, tranken und das Fett des Wals in den Fässern glänzte.

Wie viele von ihnen wohl in den nächsten Wochen davon leben werden - vom Fleisch, vom Öl, vom Altem eines Wesens, das gestern noch die Tiefen durchstreifte.

Vielleicht war sein Opfer nicht um sonst. Vielleicht muss jemand wie ich es erst noch lernen…

- Tag 87 auf der Schneegans

In den Nächten danach träumte ich von ihm - von dem weißen Leib, der unter mir im Wasser versinkt, von schwarzen Augen, die mich durch die Tiefe verfolgen. Doch mit jedem Mal wird der Schrecken leiser.

Vielleicht, weil ich beginne zu verstehen - nicht alles ist zum Bleiben bestimmt.

Und vielleicht ist das Meer selbst der Richter…

Vielleicht hat es mich fortgetragen, damit ich begreife, was Verlust bedeutet…

- Tag 110 auf der Schneegans

Das Meer liegt still - es ist als hätte es den Atem angehalten. Kein Wind, keine Wellen. Nur Stille. Eine willkommene Abwechslung zu der harten Arbeit. Die Männer nutzen die Zeit… sie flicken Netze, schärfen Klingen…

Ich selbst verbringe die Zeit meist mit dem Steuermann. Wir reden über die Heimat, was wir zurückließen. Er erzählte mir, dass der Kapitän ihn damals aus einem Bordell mitnahm. Seitdem arbeitet und lebt er auf dem diesen Schiff. Es gibt hier wohl niemanden, der mehr über den Kapitän weiß.

Er ist mir ein guter Freund geworden.

Der Koch bringt uns manchmal einen Krug Rum - “gegen die Langeweile” wie er selbst sagt. Sein Lachen halt selbst über das stillte Deck, es tut gut zu hören, dass noch Leben in dieser Flaute steckt.

William und Garlik - zwei äußerst gute Männer.

Ich bin froh, sie hier bei mir zu wissen.

-Tag 117 auf der Schneegans

Die Sonne brennt erbarmungslos auf das Deck. Noch immer kein Wind, kein Schatten - nur das endlose Glitzern des Meeres, das in den Augen brennt. Die Männer schwitzen, fluchen, streiten um Nichtigkeiten.

Ein Krug Wasser zu viel, ein Stück Fisch zu wenig - schon fliegen Worte wie Messer.

William versucht, Ruhe zu bewahren, doch selbst er hat die Stirn in Falten gelegt. Garlik lacht noch, aber selbst in seinem Lachen liegt etwas Erzwungenes.

Ich spüre, wie die Flaute nicht nur das Schiff, sondern auch uns festhält - als wolle sie prüfen, wer von uns zuerst zerbricht.

- Tag 122 auf der Schneegans

Allmählich spüre ich, dass die Hitze mir immer mehr zu schaffen macht… der wenige Fisch, den wir noch angeln, reicht gerade aus, um uns auf den Beinen zu halten. Der Käpt’n stand heute lange am Bug, starrte hinaus auf das Wasser, als könnte er den Wind herbeisehnen. Ein paar Männer murten, manch einer flüsterte, dass er den Kurs verloren habe.

Ich weiß nicht, ob es der Hunger ist oder die Sonne, die sie so reden lässt.

William versucht sie zur Vernunft zu bringen, doch Worte verhallen hier wie Steine im Wasser.

Nur Garlik hält die Stimmung am Leben - mit Geschichten, mit Lachen, das jetzt schon seit einer Weile mehr trotzig klingt als fröhlich…

Ich glaube er weiß dass der Käpt’n ihn dafür schätzt.

Ich hoffe, dass der Wind bald zurückkehrt.

- Tag 132 auf der Schneegans

Heute kam es zum ersten lauten Wortwechsel.

Ein Mann warf dem Käpt’n vor, er würde uns absichtlich in die Flaute führen. William trat dazwischen.

Der Kapitän blieb ruhig - zu ruhig - und das machte es noch schlimmer…

Es wurde unruhig. Die Männer wollten Antworten, wollten wissen, wie es nun weiter geht. Doch diese blieben aus. William forderte sie auf, ihre Zungen zu hüten. Es half nichts.

Am Ende mussten wir zwei Männer binden, bis sie sich wieder beruhigten.

Ich weiß nicht wie lange das noch gut geht…

Wie es wohl gerade in Nyvalis ist? Ob es Grak und Xolaani gut geht…

Ich habe auch nie eine Antwort von Azula erhalten… an solchen Abenden denke ich oft an sie - an unsere ersten Treffen in der Taverne von Thyma-Dorei. Die vielen gemeinsamen Gespräche… oder auch unseren ersten Kuss. Ich war damals wirklich unbeholfen.

Ob sie sich überhaupt noch an mich erinnert… Vielleicht ist es besser, dass mich nie ein Brief erreichte. Ich würde sie sonst nur hinhalten - und das könnte ich mir nicht verzeihen…

- Tag 142 auf der Schneegans

Die Stimmung an Bord ist schwerer geworden. Gestern spürte man einen Hauch - die Hoffnung auf Erlösung war groß, sie verging so schnell, wie sie gekommen war. Selbst der Himmel scheint uns vergessen zu haben.

Die Süßwasservorräte sind beinahe aufgebraucht. Kein Wind, kein Laut - nur das stetige Knarren des Holzes, das uns daran erinnert, das wir noch leben.

Ich merke, wie die Hoffnung mir zwischen den Fingern zerrinnt.

- Tag 143 auf der Schneegans

William rief mich heute in die Kajüte des Käpt’n. Die Luft dort war stickig, das Licht schwach. Der alte Mann saß über seinen Karten, die Hände gefaltet, den Blick auf das Meer gerichtet - als würde er dort eine Antwort suchen.

“Wir haben noch Zeit” sagte er ruhig. “Zeit zu lernen, zu verstehen, was uns das Meer lehren will.”

Dann sah er mich an.

“Haven, du hast in kurzer Zeit mehr gelernt als manch einer in Jahren”. Du siehst das Meer, wie es ist - nicht nur als Feind”.

Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Ein Teil von mir wollte ihm glauben. Ein anderer… wollte einfach wieder Wind in den Segeln spüren.

Wir beschlossen die Vorräte noch mehr zu rationieren, die Männer beschäftigt zu halten - so gut es eben geht.

William soll sie morgen anleiten, neue Angelleinen zu fertigen…

Wie die Männer das wohl aufnehmen werden. Ich hörte bereits manche darüber tuscheln das Schiff aufzugeben und die Beiboote zu benutzen… Ein einfältiger Gedanke

Mitten auf diesem endlosen Ozean… und doch trage ich selbst diesen Gedanken in mir.

- Tag 145 auf der Schneegans

Die Nächste sind unerträglich geworden.

Kein Wind, keine Wolken nur das stetige Knarren der Planken und das Schlagen des Herzens im eigenen Kopf. Ein paar Männer schwören, Schritte auf dem Deck gehört zu haben - andere behaupten an den Fässern mit Süßwasser wurde herumhantiert

William und der Kapitän versuchen zu beschwichtigen - ihre Worte finden kaum noch Gehör. Das Vertrauen ist wie das Wasser: knapp und bitter geworden

Heute früh fand man eines der Beiboote halb gelöst an den Seilen. Der Kapitän ordnete an, alles zu sichern - doch ich sah in seinen Augen, dass auch er beginnt zu zweifeln. Manch einer behauptete, er hätte den Rest des Tages in seiner Kajüte gebetet…

- Nachtrag, Nacht auf den 146 Tag auf der Schneegans

Ich schreibe diese Zeilen mit zitternder Hand. Kurz nach Mitternacht hörte ich Schritte auf dem Deck - leise, unsicher, fast schleichend. Zuerst dachte ich, der Wind hätte mir einen Streich gespielt… doch dann vernahm ich das Knarren eines Fassdeckels. Als ich die Luke öffnete, fiel der Mondschein auf eine Gestalt - Garlik.

Er hockte bei den Fässer, ein Krug in der Hand und erstarrte, als er mich sah. Kein Wort, nur dieses entsetzte Schweigen zwischen uns - das eines Mannes, der weiß, dass er ertappt wurde.

Ich rief nach William. Die Männer kamen müde, wütend, durstig.

Garlik stammelte etwas von “nur einen Schluck”, doch niemand hörte ihm zu. Sie packten ihn, banden seine Hände und schleppten ihn in die Kajüte unter Deck.

Ich konnte nicht schlafen. Ich hörte wie sie draußen stritten - Stimmen voller Hass, eine andere voller Angst. Am Morgen… war Garlik tot.

Man sagt, er habe versucht zu fliehen. Aber in Wahrheit glaube ich, die Männer brauchten nur jemanden, den sie für all das verantwortlich machen konnten.

Ich selbst sah bei seinem geheimen Versteck nach, das er mir mal zeigte. Ich fand tatsächlich ein paar Brocken Trockenfisch, zwei harte Krusten Brot. Ich wünschte ich hätte nie nachgesehen.

Denn jetzt weiß ich das selbst Freundschaft auf See nur so lange hält, wie das Fass noch Wasser trägt.

- Tag 147 auf der Schneegans

Ich schreibe diese Zeilen in der Kajüte des Kapitäns. William sitzt mir gegenüber, schweigend. Draußen hört man die Männer reden - nicht mehr flüstern wie früher, sondern laut… Sie fordern eine Lösung.

Sie wollen Schuldige.

Der Käpt’n steht am Kartentisch, den Blick auf eine alte Harpune an der Wand gerichtet.

Wir sprachen über Garlik… William meinte sein Tod hätte die Männer nur dazu gebracht nach mehr Schuldigen zu suchen.

Wir hören wie sich die Stimmen der Tür nähern… einer ruft “Wasser oder Blut” ein anderer schlägt gegen die Wand.

William sah mich an, in seinem Blick lag die Frage, ob wir noch Teil der Mannschaft sind.. oder schon Teil dessen, was sie bald stürzen will…

Der Kapitän wandte sich uns zu. Seine Stimme war leise, aber klar. “Ihr müsst euch entscheiden. "Wenn ihr geht, jetzt ist die Zeit”. William und ich sahen uns an - keiner von uns rührt sich… wie hätte ich mit reinem Gewissen gehen können…

Der Kapitän legte seine Hand auf die alte Harpune an der Wand “Ich habe mein ganzes Leben auf See verbracht” sagte er. “und wenn sie mich hier holen wollen - dann sollen sie wissen, dass sie dieses Schiff nicht kampflos bekommen”

Draußen toben die Stimmen, das Holz ächzte unter ihren Schritten.

Ein Schlag gegen die Tür lässt die Lampe flackern.

Vielleicht wird eines Tages jemand diese Zeilen lesen und verstehen, dass wir alle nur versuchen, nicht unterzugehen…

- Tag 1 Kapitän der Schneegans

Ich Schreibe diese Zeilen am Tag nach dem Tod des Käpt’n.

Wir verließen die Kajüte. Die Luft draußen war schwer - doch fern spürte ich ein Hauch von Wind auf der Haut. So schwach, dass man ihn fast hätte übersehen können… doch der Käpt’n hob den Kopf, als hätte er ihn bemerkt.

Er trat vor die Männer. Die Menge teilte sich nur zögerlich, Blicke voller Zorn, aber auch solche, in denen ich Zweifel sah gingen durch die Männer.

„Ihr wollt Antworten“ begann er ruhig. „Ich habe keine - doch solange dieses Schiff schwimmt, sind wir alle noch Männer der Schneegans“. Ein Murmeln ging durch die Reihen. Einer der Meuterer spuckte auf den Boden, ein anderer senkte den Blick…

Vielleicht war es ein Zeichen… mit jedem Wort des Kapitäns kam der Wind ein Stück kräftiger zurück. Als wollte er uns Mut machen oder selbst Zeuge sein. Der Kapitän hob die Stimme erneut an „Seht her! Das Meer hat uns nicht vergessen! Wer jetzt kämpft, kämpft gegen sich selbst!“.

Für einen Herzschlag glaubte ich, sie würden hören. Ein paar Männer senkten ihre Waffen, doch andere brüllten nur lauter.

Sie waren wahrscheinlich schon zu verzweifelt, um an so ein Wunder zu glauben.

Ich weiß nicht mehr, wer den ersten Schlag führte, das erste Messer schwang oder die erste Harpune warf.

Nur das Splittern von Holz, das Kreischen von Metall - Jeder Gedanke ging in diesem Lärm unter.

William stand an meiner Seite, der Kapitän vor uns, sein grauer Mantel flatterte wie eine Fahne im Sturm, den wir uns nun selbst geschaffen hatten.

Er rief, wir sollten zurückweichen - doch das taten wir nicht.

Als ein Meuterer mit erhobener Harpune auf William zustürmte, stieß der Käpt’n ihn zur Seite.

Ich hörte nur das Krachen, das Splittern - und sah den Stahl in seiner Brust.

Er fiel, noch immer mit dem Blick nach vorn, als wollte er den Horizont nicht aus den Augen verlieren.

Es war nur ein kurzer Kampf doch ausreichend, um vielen Männern das Leben zu kosten.

Als der Lärm verklang, blieb nur das Pfeifen des Windes. Er war Stärker geworden, als wolle das Meer selbst das Blut von den Planken waschen. Wir standen zwischen den Toten. Manche sanken auf die Knie, andere sahen stumm zum Horizont - als suchten sie dort Vergebung.

Der Käpt’n lag noch immer da, William kniete neben ihm, und Ich… Ich wusste nicht, ob ich beten oder fluchen sollte.

Wir hüllten die Toten in Segeltücher. Die verbleibenden Männer standen im Kreis, keiner sprach. Nur der Wind - er war endlich zurück, er blähte die Segel, als würde er sich entschuldigen.

William trat zu mir, seine Stimme heiser, aber dennoch entschlossen „Er hätte gewollt, dass du das Ruder übernimmst“.

Meine Gedanken kreisten im Kopf, sollte ich wirklich diese Last auf mich nehmen…

Ich nickte - nicht aus Stolz, sondern weil jemand es tun musste.

Das Meer hat mich die letzten Monate viel gelehrt. Geduld. Verlust. Wo ich wirklich hingehöre…

Nach Nyvalis…

Vielleicht führt mich dieser Weg auch wieder zu ihr.

Wir nehmen nun Kurs auf das nächste Festland. Die Fässer sind leer, die Hände wund, aber wir Leben.

Wenn wir die Vorräte aufgefüllt haben, werde ich sie in meine Heimat führen.

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Tag – der Rückkehr

der Tag war klar, das Wasser schimmerte in einem sanften Türkis, als die Schneegans in die Bucht von Nyvalis einlief. Ich ließ die Männer erstmal an Bord, nahm eines unserer Beiboote und ruderte allein ans Ufer meiner Heimat.

Der erste Schritt auf festem Boden fühlte sich schwer an. Nach so langer Zeit auf See war das kaum verwunderlich – und doch lag etwas in der Luft. Eine leise Sorge, ein Zögern. Ich wusste nicht, wie sie auf mich reagieren würden.

Ich machte mich auf den weg zur Taverne.

Über dem Dach stieg ein dünner Rauchfaden auf – ein Zeichen, dass jemand dort war, Für einen Moment blieb ich vor der Tür stehen, spürte das Pochen meines Herzens, dann legte ich die Hand auf das alte Holz und öffnete sie langsam.

Drinnen saß Xolaani – Allein, mit einem Becher in der Hand und einem Blick, der irgendwo zwischen Müdigkeit und Ruhe lag. Als sie mich Sah, stand sie auf, erst zögernd, dann mit einem Schritt nach vorn. Ein Lächeln, das vorsichtig seinen Weg bahnte. „Ich weiß, Ich weiß…war kein besonderes eleganter Abgang“ sagte ich, und sie musste lachen.

Es war ein Augenblick, ein Lachen – und all die Monate auf See schienen zu verfliegen.
Dann ging die Tür auf. Grak trat herein, blieb kurz stehen, als könnte er es nicht glauben was er sah – er kam mit großen Schritten zu uns. Ohne ein Wort legte er die Arme um uns beide, lachte leise und schüttelte den Kopf.

*Eine kleine Notiz hängt darunter: „Das nächste Mal sollte ich Blumen mitbringen“

Es fühlte sich so an wie früher. Wir Lachten, sprachen über die Schneegans, über die Männer, die sie trug, über Handel und Hoffnung.

Es tat einfach gut wieder hier zu sein – unter Freunden, im warmen Licht der Taverne, fern von den schweren Monaten.

Doch dann kam das Gespräch auf Thyma Dorei. Ich sagte ich wolle bald dorthin reisen… Ich musste einfach Azula nach all der Zeit wiedersehen, ihr in die Augen blicken, ihr sagen, dass ich zurück bin.

Doch in den Blicken von Xolaani und Grak lag etwas, das mich sofort innehalten ließ.
Als sie sagten, Thyma Dorei sei gefallen, da war es, als hätte jemand den Wind aus meinen Segeln genommen. Für einen Momentstand alles still. Der Klang der Taverne, das Knistern des Feuers, selbst das leise Knarren der Dielen – alles wurde dumpf, fern. Ich suchte nach einem Wort.

„Weiß man, ob jemand überlebt hat?“, fragte ich schließlich. Sie antworteten mir leise “Einige sollen auf Schiffen sein.“

Ein schwacher Funke Hoffnung. Mehr war es nicht, und doch hielt ich mich daran fest, als hinge mein ganzes Herz daran.

Ich trat ans Fenster blickte hinaus aufs Meer, das in der ferne nur noch glitzerte wie Glas „Dann werde ich sie finden“ schwor ich mir.

Xolaani meinte nur zu mir „vielleicht hilft dir Liannon“ dies sagt sie mit einer Hoffnungsvollen stimme „Dort soll Heute ein Fest stattfinden. Händler, Reisende – vielleicht hörst du dort etwas.“
Ich nickte nur.

Vielleicht, dachte ich, bringt mich der Wind diesmal nicht fort, sondern dorthin wo sie ist.

Später am Tag – Liannon

Die Straßen von Liannon waren erfüllt von Stimmen, Musik und dem Duft nach Gewürzen und gebratenem Fleisch. Überall flatterten bunte Fahnen, Händler priesen ihre waren an, und zwischen den Menschen liefen Kinder mit Lichtern in den Händen. Es war das erste Mal seit Langem, dass ich wieder so viele Gesichter sah.

Ich kam mit Grak und Xolaani an. Wir hatten unseren Wagen am Rande des Markplatzes aufgestellt, beladen mit Fisch, Kuchen und ein paar Flaschen Wein. Der Handel sollte für mich nur ein Vorwand sein – in Wahrheit war ich nur aus einem Grund dort.
Ich wollte wissen, ob sie noch lebt…

Während Grak und Xolaani mit den ersten Kunden sprachen entschied ich mich, mich etwas über den Markt zu laufen.

Ich weiß nicht, ob es das Schicksal war oder doch nur Zufall. Doch ich sah eine Gestalt die ihr ähnelte sie unterhielt sich in einer Gruppe mit einem Mann… als ich denn Namen „Azula“ hörte, war ich mir sicher.

Für einen Moment blieb mir der Atem weg. Ihr Haar leuchtete förmlich im Schein der Laternen, und für einen Herzschlag war alles wie früher.

Ich trat ein paar Schritte vor, zögerlich, unsicher, vielleicht machte ich mir selber nur etwas vor.

Ich sprach ihren Namen.

Sie drehte sich um.

Unsere Blicke trafen sich – und in diesem Moment schien die Welt stillzustehen. Kein Klang, kein Windzug, kein Schritt um uns herum. Nur dieser Blick – leer, weit, wie durch Glas.

Ich sah, wie die Farbe aus ihrem Gesicht wich. Ihr Gesprächspartner sprach weiter, doch sie reagierte nicht. Ihre Lippen bewegten sich nicht, kein Muskel regte sich. Es war, als hätte jemand die Zeit angehalten.

Dann – fiel die Flasche.

Das Glas zersprang, Wein spritzte über das Pflaster, rann in dünnen Linien zwischen die Steine.
Und sie stand da, erstarrt, wie aus Stein.

Ich wollte etwas sagen, doch meine Stimme blieb mir im Hals stecken.
Nur dieser leere Blick – so tief, dass ich glaubte, darin zu versinken.

Dann… sie begann zu lachen.
Zuerst leise, kaum hörbar, fast wie Zittern.

Dann lauter.

Und lauter.

Ein Ton, der nichts mit Freude zu tun hatte – eher ein Bruch, ein Laut, der sich selbst nicht verstand. Es war kein Lachen, es war ein Schrei, der wohl zu lange im inneren eingeschlossen war.

Ihre Augen blieben dabei leer, weit, kalt.
Ich machte einen Schritt nach vorn.
„Vorsicht…“, flüsterte ich, als wollte ich sie vor den Scherben warnen – oder vielleicht vor mir.

Dann etwas fester:
„Ich habe dich vermisst.“

Aber sie hörte mich nicht.

Ihre Begleiter versuchten, sie anzusprechen – vergeblich.
Sie stand einfach da, gefangen zwischen Lachen und Stille, bis einer von ihnen sie sachte an der Schulter berührte. Erst da begann sie wieder zu atmen, als würde die Welt sie mit Gewalt zurückholen.

Für einen Moment hob sie den Blick wieder zu mir.
Nur kurz – doch in diesem Blick lag alles: Erkennen, Schmerz, Fassungslosigkeit.

Dann wandte sie sich ab, als einer der Männer sie davon zog.
Schritt für Schritt, als müsste man sie tragen.

Ich blieb zurück.

Zwischen Splittern, Wein und einem Gefühl, das ich nicht Greifen konnte.

Einer ihrer Begleiter blieb kurz zurück, ich holte eine neue Flasche Wein und drückte sie ihm in die Hand. „Sag ihr… es tut mir Leid was heute passiert ist,“ sagte ich zu ihm, doch ob sie diese Worte je hören wird, weiß ich nicht.

Selbst wenn, würde es überhaupt etwas ändern?

Ich habe ihr wohl mehr Leid zugefügt, als es der schlimmste Räuber je könnte.

Einer ihrer Begleiter sagte mir noch ich solle eine Taube schreiben.

Doch sollte ich das wirklich?. Hätte ich nie nach ihr suchen dürfen?. War es ein Fehler zu glauben es könne wieder wie damals werden?

Ich setzte mich an unseren Stand, wo das Stimmengewirr langsam verklang.

Ihr blick beschäftigt mich bis jetzt.

Der Wein auf dem Pflaster trocknet rasch. Aber das, was in mir zersprang, wohl nicht so schnell.

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