Die Chronik der Nyavellae en lúmarthal

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„Wenn das Meer atmet, hört man ihr Lied.“

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Dort, wo das türkisgrüne Wasser in tiefes Blau übergeht, leben sie – die Walhaie von Eldoria. Entdeckt wurden sie von Richard, der weiter hinaus segelte, als je jemand zuvor aus der kleinen Siedlung Nyvalis. Doch neben verspielten Fischschwärmen und bunten Riffen fand er etwas weit Wertvolleres: ein majestätisches Schauspiel der Natur.

Die Nyavellae – bis zu zehn Schritt lang, friedlich, uralt – ziehen gemächlich durch die Strömungen der Küste. Ihre Haut trägt Muster, die an Sternenkarten erinnern, als hätte der Himmel selbst sie berührt. Ihre Bewegungen sind langsam, bedächtig, als folgten sie einer Melodie, die nur sie hören können.
Man sagt, wer still über dem Wasser verweilt, kann sie summen hören – ein tiefes Brummen, wie das Wispern des Meeres selbst.

Für die Einwohner von Nyvalis sind sie mehr als Tiere. Sie gelten als Zeichen, dass das Meer einen nicht abweist – sondern duldet. In den späten Abendstunden kann man sie oft von den Feldern aus sehen, wenn das Licht der Sonne in ihren Rücken fällt und das Wasser um sie herum in Gold getaucht wird.

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(Woche 1–2)

beinahe 2 Jahre nach der Gründung von Nyvalis

Ort: Küste von Nyvalis, Gärten der Sinne

Die Geschichte beginnt in Stille. Nicht der Stille der Einsamkeit, sondern jener vibrierenden, lebendigen Stille, die nur dort existiert, wo das Meer atmet und die Welt noch unverändert ist.

Xolaani saß am Rand der Felsen, die ihre Wurzeln tief in die Küste senkten. Seit Tagen schon hatte sie gespürt, dass etwas kam, als hätten die Varna es ihr zugeflüstert. Nicht durch Zeichen, sondern durch ein inneres Flüstern, das sie seit der Ankunft in diesem Land oft begleitete.

Grak war bei ihr. Der Krieger, dessen Hände einst den Streitkolben trugen, hielt nun ein geschnitztes Stück Holz in der Hand – ein Symbol, das Schutz bieten sollte, falls die Tiefe feindlich gesinnt wäre. Er glaubte nicht an Nascimyr, aber er glaubte an Xolaani.

Sie kommen hierher.“, flüsterte Xo’ra.

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𝔇𝔦𝔢 𝔈𝔫𝔱𝔡𝔢𝔠𝔨𝔲𝔫𝔤 𝔡𝔢𝔯 𝔑𝔶𝔞𝔳𝔢𝔩𝔩𝔞𝔢 – ℜ𝔦𝔠𝔥𝔞𝔯𝔡𝔰 ℭ𝔥𝔯𝔬𝔫𝔦𝔨 𝔡𝔢𝔰 𝔐𝔢𝔢𝔯𝔢𝔰

einige Tage vor der Ankunft der Schneegans

Ort: Vulkanische Gewässer, nördlich der Caelithis-Inseln

Die Sonne stand tief über dem westlichen Horizont, als Richard mit der Schneegans bereits kurz vor der Küste Nyvalis’ war. Das Meer war an diesem Tag ungewöhnlich still – kein Wind, kein Wellenschlag, nur das leise Knarren des Holzes unter seinen Füßen.

Er hatte ein Ziel – Nyvalis, wo er wirklich hingehört – doch was er an jenem Abend erblickte, sollte sein Verständnis von Leben und Gleichgewicht für immer verändern.

Zunächst war es nur ein Schatten unter dem Wasser – gewaltig, lautlos, begleitet von einem schimmernden Leuchten, das sich wie flüssiges Silber durch das Dunkel zog. Richard hielt den Atem an, während sich die Form näherte. Dann sah er sie – einen Koloss von unbegreiflicher Anmut. Langsam, fast ehrfürchtig, glitt das Tier an seinem Schiff vorbei, begleitet von zwei weiteren, die in harmonischen Wellenbewegungen folgten.

„Diese Wesen scheinen nicht nur im Meer zu leben – sie sind das Meer. Ihr Atem ist die Strömung, ihr Gesang das Herz der Tiefe.“

Einer von ihnen fiel besonders auf – ein großes Männchen mit einer geknickten Rückenflosse. Trotz dieser Verletzung bewegte es sich kraftvoll und stolz, als trüge es seine Narbe wie ein Zeichen des Lebens.

Am nächsten Morgen suchte Richard Xolaani und Grak auf. Er fand sie im Haupthaus der Stadt, wo sie den weiteren Bau des Wochenmarktes besprachen. Noch bevor er sich setzte, sprach er:
„Ihr müsst es selbst sehen. Das Meer lebt – nicht so, wie wir es kennen, sondern anders. Sie singen, Xolaani. Sie singen tief unter der Oberfläche.“

Xolaani sah ihn lange an, in ihren Augen lag keine Skepsis, nur eine ruhige Neugier.
Zeig uns, was du gesehen hast.

Gemeinsam fuhren sie hinaus, und als der Mond aufstieg, tauchten die Schatten erneut auf – lautlos, majestätisch, in silbernem Glanz. Xolaani stand am Bug, Grak hielt die Takelage des Hauptsegels fest in seinen Pranken und folgte Richards Anweisungen um sie mit einem Knoten am Mast zu fixieren .

Dann erklang es: ein tiefer, vibrierender Laut, kaum hörbar, aber spürbar bis in die Knochen. Die Luft selbst schien zu atmen.
Sie singen.“, flüsterte Xolaani.
Grak nickte nur. Möglicherweise erkennen sie uns als Teil dessen, was sie beschützen.

Als sie zurückkehrten, übergab Richard Xolaani sein Notizbuch – gefüllt mit Skizzen, Karten und Beobachtungen.
Schreib ihre Geschichte, bevor wir sie vergessen. Nicht als Jäger oder Fischer, sondern als jene, die gesehen haben.

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(Woche 3–4)

zurück an der Küste Nyvalis’

Ort: Vier-Felder-Eck im Westen (Feld 18,19,21 und 22)

Sie kamen näher. Drei Walhaie, groß wie Häuser, die Flossen breiteten sich wie Flügel aus. Die Bewohner von Nyvalis hielten inne. Xolaani ließ alles stehen. Tagelang saß sie am Rand der Klippen, meditierte, beobachtete, zeichnete.

Richard erkannte als Erster die Regelmäßigkeit ihrer Bewegungen – eine Wanderung, zyklisch, rhythmisch wie ein Herzschlag. Vom offenen Ozean kommend, verweilten sie in der Bucht, auch Vaenmeer genannt, und zogen dann entlang der Küste nach Norden.

Grak, schweigsam und wachsam, war es, der den verletzten Wal zuerst sah – einen massigen Bullen mit gebrochener Flosse. Er nannte ihn Kriv – den „gebrochenen Schild“.

So begannen die Chroniken der Nyavellae – nicht als Jagdgeschichte, sondern als ein Lied von Verbundenheit.

„𝒱𝑜𝓃 𝒹𝒾𝑒𝓈𝑒𝓂 𝒯𝒶𝑔 𝒶𝓃 𝓈𝑜𝓁𝓁 𝒿𝑒𝒹𝑒𝓇 𝓌𝒾𝓈𝓈𝑒𝓃, 𝒹𝒶𝓈𝓈 𝒹𝒶𝓈 𝑀𝑒𝑒𝓇 𝓈𝓅𝓇𝒾𝒸𝒽𝓉 – 𝓊𝓃𝒹 𝒹𝒶𝓈𝓈 𝓌𝒾𝓇 𝑔𝑒𝒶𝓃𝓉𝓌𝑜𝓇𝓉𝑒𝓉 𝒽𝒶𝒷𝑒𝓃.“

~ Xolaani Velqiryn

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(Monat 2)

Im ersten Atemzug des Morgens

Ort: Vaenmeer, Osten Aelvarûns

Xolaani begann zu rudern. Allein, schweigend, mit einem Kohlestift und etwas Papier in der Hand.
Sie skizzierte die Körper der Riesen, ihre Musterung, ihre Bewegungen, bis ihre Handgelenke schmerzten. Ihre zierlichen Finger spielten im kühlen Wasser, wiederholend, bis die Schmerzen wieder erträglich waren. Das Wasser blieb regungslos – zunächst. Doch am sechsten Tag tauchte Kriv auf – langsam, vorsichtig.

Grak folgte ihr wenig später ins Wasser. Nicht, um zu jagen, sondern um zu hören.
Das Summen der Wale vibrierte durch seine Knochen – kein Laut, sondern ein Gefühl.
Er ließ seine Hand ins Wasser gleiten, und Kriv schwamm so nah heran, dass sein Auge kurz unter der Oberfläche erschien – kein Blick eines Tieres, eher wie der Spiegel eines alten Geistes.

In diesem Moment, so heißt es, verstanden beide, was Nyvalis sein wird:
Nicht Herr über Eldoria oder irgendjemanden sonst, sondern Teil ihres Herzschlags.

Von diesem Tag an kam Kriv jeden Morgen.
Grak beobachtete dies mit wachsendem Respekt, schwamm mit Xolaani bei den Walhaien, blieb regungslos, wenn sie vorbeizogen –
bis Serali, die Matriarchin, ihm so nah kam, dass ihre Stirn fast seine Schulter berührte.

„Sie prüfen uns,“ sagte er später. „Wie wir sie prüfen. Es ist eine Art Gleichgewicht.“

Bald gaben die Bewohner von Nyvalis ihnen einen Namen:

Nyavellae en lùmarthal – Sänger aus dem stillen Grund.

Es war Grak, der erkannte, dass ihre Bewegungen keine bloße Wanderung waren,
sondern ein ritueller Tanz – geordnet, rhythmisch, vom Meer selbst entworfen.
Sie blieben Tage, Wochen – immer an derselben Stelle, in der Bucht,
wo das Licht des Sonnenaufgangs das Wasser in flüssiges Gold tauchte.

𝒟𝒾𝑒 𝑅ü𝒸𝓀𝑒𝓃𝒻𝓁𝑜𝓈𝓈𝑒𝓃 𝒹𝑒𝓇 𝒩𝓎𝒶𝓋𝑒𝓁𝓁𝒶𝑒, 𝒩𝓎𝓋𝒶𝓁𝒾𝓈.

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Im dritten Zyklus kehrten die Meeresriesen zurück – diesmal in größerer Zahl.
Xolaani,Richard und Grak führten ein rituelles Fest ein: Valárieth – die Hoffnung, die wie Morgentau glänzt.

„𝑀𝒶𝓃 𝓀𝒶𝓃𝓃 𝒹𝒾𝑒 𝒩𝒶𝓉𝓊𝓇 𝓃𝒾𝒸𝒽𝓉 𝒷𝑒𝓈𝒾𝓉𝓏𝑒𝓃. 𝑀𝒶𝓃 𝓀𝒶𝓃𝓃 𝓃𝓊𝓇 𝒯𝑒𝒾𝓁 𝓋𝑜𝓃 𝒾𝒽𝓇 𝓈𝑒𝒾𝓃.“

©Nienique

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Heute weiß man in Nyvalis von sieben Walhaien, die regelmäßig zurückkehren.
Richards Aufzeichnungen gelten als Grundlage der marinen Chroniken:

Kriv
Ein alter, männlicher Walhai mit gebrochener Rückenflosse. Führt die Herde an. Seine Bewegungen sind langsam, aber bestimmend. Sein Körper trägt Spuren vergangener Kämpfe. Sein Auge ist von Weisheit getrübt. Kinder bringen ihm jedes Jahr Blumen und aus Papier gefaltete Boote, sowie Muscheln als Gaben.
Er wird als Wächter angesehen.

Serali
Die Matriarchin. Eine große, ruhige Walhaidame, an deren Flanken Muscheln wachsen und stets begleitet von kleinen Fischen. Wo sie schwimmt, soll das Meer friedlich bleiben.
In Nyvalis gilt sie als Symbol für Harmonie und Balance zwischen Mensch und Natur.

Miren
Die Jüngste. Spielerisch, neugierig. Ihre Flossen bewegen sich schneller, und sie neigt dazu, das Wasser zu durchbrechen. Ihre Rückenzeichnung ähnelt einer Spirale. Richard hat sie einmal direkt neben seinem Boot springen sehen – ein Moment, der ihm beinahe Tränen in die Augen trieb.
Die Kinder von Nyvalis halten sie für einen Glücksbringer.

Ulek
Ein tiefschwarzer Einzelgänger, vermutlich älter als Kriv. Er bleibt meist tiefer und wurde von Richard nur ein einziges Mal komplett gesehen. Grak nennt ihn den Hüter der Tiefe.

Tavari & Juun
Zwei Weibchen, die sich nie trennen - möglicherweise Mutter und Tochter. Ihre Bewegungen gleichen sich. Tavari hat eine große Narbe, Juun trägt eine auffällig weiße Stelle auf dem Rücken. Sie stehen für Familie und Loyalität.

Enar
Der Letzte. Er bleibt am Rand der Gruppe, zieht Kreise um die anderen und verschwindet immer wieder für Tage. Grak sagt, er sei „der Fremde unter ihnen“.
Andere glauben, er sei ein verlorener Bruder

𝐸𝓃𝒶𝓇, 𝒹𝑒𝓇 𝐿𝑒𝓉𝓏𝓉𝑒 𝒶𝒷𝓈𝑒𝒾𝓉𝓈 𝒹𝑒𝓇 𝐻𝑒𝓇𝒹𝑒.

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𝔄𝔫𝔪𝔢𝔯𝔨𝔲𝔫𝔤 𝔡𝔢𝔯 ℭ𝔥𝔯𝔬𝔫𝔦𝔰𝔱𝔦𝔫

Die hier aufgeführten Erkenntnisse über die Nyavellae gelten als die derzeit vollständigste Sammlung an Beobachtungen und Berichten, die aus Nyvalis vorliegen. Dennoch bleibt vieles im Verborgenen.
Ihre Gesänge, ihr Ursprung und die genaue Bedeutung ihres Verhaltens sind noch nicht in Gänze verstanden. Manche Gelehrte behaupten, ihre Routen verändern sich mit den Gezeiten, andere sehen darin ein Zeichen für ein tieferes, bislang unerforschtes Bewusstsein der Meereswelt.

Es ist daher zu erwarten, dass künftige Entdecker, Fischer oder Forscher neue Details hinzufügen oder bestehende Beobachtungen berichtigen werden. Diese Chronik erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit – sie ist vielmehr der erste Versuch, das Lied des Meeres zu deuten, das die Walhaie uns lehren.

„𝒮𝑜 𝓌𝒾𝑒 𝒹𝒶𝓈 𝑀𝑒𝑒𝓇 𝓈𝒾𝒸𝒽 𝓌𝒶𝓃𝒹𝑒𝓁𝓉, 𝓈𝑜 𝓌𝒾𝓇𝒹 𝒶𝓊𝒸𝒽 𝓊𝓃𝓈𝑒𝓇 𝒲𝒾𝓈𝓈𝑒𝓃 𝒻𝓁𝒾𝑒ß𝑒𝓃.“

~ Xolaani Velqiryn

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𝒪𝒪𝒞-𝐻𝒾𝓃𝓌𝑒𝒾𝓈𝑒

Weils wichtig ist: Nochmal ein offizielles Danke an @nina4lifeyk, die mit ihren Sprachen nochmal etwas Besonderes zu jeder Lore hinzufügt. Außerdem ein Danke an @Lord_Walfisch, welcher die Walhaie erst gebaut hat und ohne den sie heute so nicht existieren würden.

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