Edward Macbeth - der Schattenmann

𝕰𝖉𝖜𝖆𝖗𝖉 𝕸𝖆𝖈𝖇𝖊𝖙𝖍

  • Geschlecht: Männlich
  • Alter: 21
  • Geburtsdatum: 22.07
  • Rasse: Mensch - Europäer
  • Größe: 183cm
  • Herkunft: Edinburgh / Schottland
  • Wohnort: Sgúdan
  • Tätigkeit: Dieb

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𝕬𝖚𝖘𝖘𝖊𝖍𝖊𝖓

Ronan Williams
Seine öffentliche Tarnung. Trägt meistens einen langen Mantel und schlichte, aber hochwertige Kleidung.

Edward Macbeth
Seine eigentliche Identität.

Edward

Edward Macbeth hat kürzere, schwarz-braune Haare, die aber rechts seitlich über seine Stirn und sein rechtes Auge fallen. Er ist leicht gebräunt und hat eine kleine Narbe, die unter dem linken Auge verläuft. Seine Augenfarbe ist Grau-Braun und sie strahlen einen Mysteriösen, aber auch einen leicht arroganten Blickt, aus. Seine Körpergröße beträgt 1.83m und sein Körper ist schlank, aber muskulös/definiert gebaut. Er trägt meist schwarze Kleidung mit Leder und Rüstungsbestückungen. Außerdem einen schwarzen Umhang mit einer lockeren Kapuze. Ebenfalls auffällig ist eine silberne Halskette, die er immer bei sich trägt. Genauso hat er sein Schwert immer um den Rücken geschnallt und einen Dolch am Gürtel befestigt.

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𝕮𝖍𝖆𝖗𝖆𝖐𝖙𝖊𝖗𝖊𝖎𝖌𝖊𝖓𝖘𝖈𝖍𝖆𝖋𝖙𝖊𝖓

  • Gelassen
  • Hochmütig
  • Intelligent
  • Humorvoll
  • Sprücheklopfer
  • Neugierig

𝕱ä𝖍𝖎𝖌𝖐𝖊𝖎𝖙𝖊𝖓:

  • Lesen, Schreiben, Rechnen
  • Geschicklichkeit
  • Nahkampf
  • Anpassungsfähigkeit

𝕾𝖙ä𝖗𝖐𝖊𝖓:

  • Hohe Geschicklichkeit im Nahkampf und im Parkour.
  • Erfasst sofort das Wesentliche.
  • Behält stehts die Ruhe

𝕾𝖈𝖍𝖜ä𝖈𝖍𝖊𝖓:

  • Überschätzt sich selbst oft.
  • Verärgert schnell andere durch seine Sprüche.
  • Manchmal ein Tagträumer.

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𝕾𝖆𝖔𝖗𝖘𝖆

𝕯𝖎𝖊 𝕸𝖆𝖈𝖇𝖊𝖙𝖍-𝕲𝖊𝖘𝖈𝖍𝖜𝖎𝖘𝖙𝖊𝖗

Prolog

Ich erinnere mich noch genau an die Tage unserer Kindheit, als Caitlyn und ich durch die üppigen Wälder unserer Heimat streiften, ein kleines Dorf vor den Toren Edinburghs. Wir waren unzertrennlich, meine Schwester und ich, verbunden durch das Blut unserer Familie und die Abenteuerlust, die in unseren Herzen brannte. Das Dorf lag in einem schönen Wald mit einem seichten Fluss. Caitlyn und ich haben dort schon als Kinder eine Menge Zeit verbracht. Unsere Eltern waren immer für uns da. Nie hat es uns an etwas fehlen müssen. Wir waren frei und unbeschwert, ahnungslos gegenüber dem Schatten, der sich noch über unser Leben legen sollte. Dies ist der Beginn unserer Geschichte – die Geschichte von Caitlyn und mir, von unserer Trennung und der gestohlenen Freiheit. Es ist eine Geschichte von Mut, Hoffnung und dem unerschütterlichen Band zwischen Geschwistern, das auch in den dunkelsten Stunden nicht zerbricht.

Kapitel 1. Licht vor dem Dunkel

So war eine von den vielen Geschichten, die uns oft abends am Ofenfeuer erzählt wurden, jene über unsere Geburt. Wie Mutter und Vater uns mit Liebe und Hoffnung in dieser Welt begrüßten. Meine Mutter sagte stets, dass die Augen meiner Schwester im selben Moment leuchteten, als sie das erste Mal das Licht der Welt erblickte, als ob sie das Feuer der Familie Macbeth in ihr trüge. Ich, nur wenige Minuten nach ihr geboren, schien ruhig und gelassen, doch mein fester Griff an Vaters Finger verriet die Stärke, die in mir schlummern sollte.

Unsere Eltern, Gawyn und Nialla Macbeth, waren die Säulen unseres Lebens. Vater war ein Mann mit einem warmen, beständigen Lächeln. Er arbeitete als berüchtigter Kartograf und hatte in diesem Metier schon viele Erfolge erzielen können. „Schaut her, Kinder“, sagte Vater oft, während er uns über eine Karte gebeugt seine neuesten Entdeckungen zeigte. „Diese Linien hier führen zu den Bergen, die ich euch eines Tages zeigen werde.“ Mutter, mit ihren sanften Händen und weisen Augen, war das Herz unseres Hauses. „Egal wohin ihr geht“, pflegte sie zu sagen, „ihr werdet immer hierher zurückkehren, zu eurem Heim.“ Sie wusste immer, wie sie uns trösten konnte, und ihre Geschichten und Lieder waren der Stoff unserer Träume. Es fühlt sich noch oft heute so an, als wäre Mutter direkt neben mir und singt „Die Sterne am Himmel“ kurz bevor ich in den Schlaf falle.

Sie brachte mir stets den Umgang und die höflichen Sitten bei, die man beherrschen sollte, wenn man einer Dame begegnen sollte.
Schon früh lehrte Vater uns den Umgang mit Karte und Kompass sowie auch das Orientieren an Sonne und Sterne. „Hier, halt den Kompass gerade“, sagte er, als wir das erste Mal durch den Wald wanderten. Mutter hingegen gab Caitlyn und mir die benötigte Erfahrung, um ein Feuer zu entfachen oder sich mit etwas Stoff Kleidung herstellen zu können. „Seht ihr diese Nadel und diesen Faden?“, fragte sie, als sie uns zeigte, wie sie einen Riss an meiner Hose flickte. Ebenso haben unsere Eltern einen Lehrmeister damit beordert, uns das Lesen und Schreiben sowie das einfache Rechnen beizubringen.

Meine Schwester und ich waren seit den ersten Sekunden unseres Lebens unzertrennlich. Wir verbrachten unsere Tage im Wald, lauschten dem Gesang der Vögel und erlebten immer neue spannende Abenteuer. Ich erinnere mich noch genau an den einen Nachmittag, als wir uns vorstellten, wir wären die mutigsten Entdecker. Ich konnte die Aufregung in Caitlyns Augen sehen und fühlte dasselbe Kribbeln der Abenteuerlust wie sie in meinem Bauch.
Diese Momente waren unsere kleine Welt, eine Welt, die nur uns gehörte und in der wir uns sicher und geborgen fühlten. In jenen frühen Jahren waren Caitlyn und ich unschuldig und unbesorgt. Wir hatten noch keine Ahnung von den Herausforderungen und Kämpfen, die uns bevorstanden. Doch eines war gewiss: Solange wir unsere Eltern hatten, fühlten wir uns sicher, geliebt und bereit, alles zu meistern, was das Leben uns entgegenwerfen würde.
Als wir beide nun unser vierzehntes Lebensjahr erreichten, hatte der britische König, Wilhelm II. ein Erlass an alle Großstädte und Dörfer der Länder gestellt, dass jeder Junge ab dem Alter von zwölf Jahren in eine militärische Einrichtung geschickt werden sollte, um das Soldatenleben zu erlernen. Denn ein Krieg mit den Franzosen stand bevor. Irgendwie hatte der französische König den britischen verärgert, weshalb er zum Aufrüsten ausrief. Die Mädchen im Alter von Zwölf sollten ebenfalls auf eine Schule gehen, wo sie das versorgen und behandeln, kranker und verletzter Soldaten erlernen sollten. Somit kam es zu der dunklen Nachricht, als zwei Soldaten an der Tür von unserem Haus klopfte. Mein Vater machte vorsichtig die Tür nur einen Spalt auf. Immer wenn Soldaten oder Sheriff in der Nähe waren, war er nervöser und vorsichtiger, als sonst. Ich habe nie verstanden, weshalb, aber es fiel mir auf. Wer weiß, ob mein Vater etwas zu verheimlichen hatte.

Schließlich atmete er kurz durch und öffnete die Tür schließlich komplett, um normal zu wirken. Die Soldaten lasen den Erlass vor und fragten nach, ob Kinder im Alter von zwölf oder älter im Haus wären. Meine Mutter kam während des Gesprächs dazu und war schockiert. Sie konnte es gut verstecken, doch mein Vater spürte es. Sie machte sich Sorgen um uns beiden, um die Kinder, die schon zwei Jahre über der Grenze waren und höchstwahrscheinlich sofort mitgenommen werden würden. Die beiden erzählten, sie hätten keine Kinder und versuchten sich irgendwie herauszureden. Die Gesichter der Soldaten wirkten unglaubwürdig. Sie gingen fort und drohten den beiden noch hinterher, einen Untersuchungsbefehl stellen zu lassen.
Die Tür ging zu, eine nachdenkliche und besorgniserregende Stille trat im Raum ein. Wir kamen gerade von oben hinunter, als wir merkten, dass die Soldaten fortgingen.

Die beiden liefen direkt uns entgegen und beugten sich zu uns runter.
„Packt eure Sachen, ihr müsst fort von hier, fürs Erste“, kam von unserer Mutter. Vater kam dann zu uns und legte seine Hände auf unsere beiden Schultern. „Passt bitte auf euch gegenseitig auf und zieht los in den Norden zu eurem Onkel. Er wird für eine Zeit auf euch aufpassen.“
Meine Augen schauten zu beiden wild hin und her. Ich atmete schneller und mein Herz raste. Mir überkam die Angst. Die Angst vor der Ungewissheit. „Aber Vater, ich will euch nicht verlassen.“
Mutter gab uns beiden einen Kuss auf die Stirn und erklärte uns die gesamte Wahrheit. Jedenfalls glaubten wir, es sei die gesamte Wahrheit. Vater beugte sich zu mir nochmal runter und sprach mit mir unter vier Augen: „Denk immer daran, bleib stark und gib nie auf. Und das Wichtigste ist, benutze das hier oben mehr, als das hier unten.“ Er tippte dabei nacheinander auf meine Stirn und meinen Bauch. Er wusste genau, wie er etwas mir vermittelte, dass ich es verstand. Ich sollte mehr auf mein Denken achten, als auf mein Bauchgefühl.

Wir packten also die nötigsten Dinge und zogen hinaus. Immer wieder blickten wir unseren Eltern hinterher. Sie taten das Gleiche mit Tränen in den Augen. Wir zogen weiter durch das Dorf, immer versteckt in den schmalen Gassen und hinter den Mauern. Immer wieder hatten wir knappe Begegnungen mit Soldaten. Wir hatten reine Luft und rannten durch das Tor des Dorfes, hinaus ins Land und durch die Wälder. Zu schnell ging schließlich die Sonne unter und unsere Sicht trübte, durch den abendlichen Nebel, der durch die Wälder zog. Unser Hunger plagte uns und unsere Beine machten es auch nicht mehr lange. Wir waren gezwungen, eine Pause zu machen und suchten uns Holz und Feuersteine, um ein Feuer in der viel zu feuchten Luft zu entfachen. Als es schließlich entfachte und wir in die leuchtenden Flammen starrten, vergaßen wir kurz, in was für einer Situation wir eigentlich geraten sind. Alle unsere Sorgen waren verschwunden und unsere Gedanken schwebten in den vergangenen Wochen und Monaten des Friedens.
Langsam im Mondschein der Nacht schliefen wir beide an der Glut des Lagerfeuers ein. Eingedeckt in unseren Mänteln, nutzten wir unsere Armbeugen als Kissen. Doch die Ruhe hielt nicht lange an. Lautes Knacken und Knistern vernahm ich, wodurch ich direkt wach wurde. Ich schaute um mich durch das Labyrinth der Bäume und fokussierte meinen Blick. Etwas weiter hinter mir, vielleicht nur 100 m, entdeckte ich das Flackern von Fackeln. Ich drehte mich direkt zu Caitlyn und weckte sie. Ich deutete direkt zu den näher kommenden Fackeln und bedeckte sofort die Glut des Lagerfeuers mit Erde. Wir nahmen sofort und Sachen und sprangen auf, versteckten uns hinter Bäumen und Büschen und warteten ab, was an uns vorbeigehen möge. Mein Atem blieb stehen. Meine Glieder wie erstarrt. Ich wollte nicht die geringsten Anzeichen geben, dass hier jemand sich verstecken würde. Als ich zu Caitlyn rüber sah, merkte ich, dass sie dasselbe tat.

Nach einer kurzen Weile hörten wir raschelnde Kettenhemden und klappernde Eisenschuhe. Soldaten nahmen diesen Weg wohl, um nach Edinburgh zu kommen. Sonst haben sie doch immer den Handelsweg genommen und keinen schmalen Pfad durch den Wald. Außer…
Ich tippte auf Caitlyns Schulter und deutete an, dass wir uns langsam weiter bewegen, an den Soldaten vorbei und vor allem, weg von denen. Sie waren wohl auf der Suche nach Kindern. Kinder wie uns, die sich davor verstecken, mitgenommen zu werden. Wir sind wohl nicht die Einzigen oder die Ersten, die so etwas tun. Als wir uns gerade von denen wegschleichen konnten, rief ein Soldat auf. „Ich habe etwas gefunden!“ Die eine Fackel ging näher zu Boden, genau dort, wo wir unser Lagerfeuer entzündet hatten. „Hier waren welche und dies ist nicht lange her. Schwärmt aus und sucht das gesamte Waldgebiet ab!“

Uns überkam die Panik und unsere Schritte beschleunigten sich. Trotzdem versuchten wir leise und unbemerkt davonzukommen. Doch als wir an einer großen Eiche vorbeigingen, sahen wir nicht, dass sich dort eine schlafende Eule auf einem Ast verbarg. Durch unseren Schritt weckten wir sie auf und sie flog davon durch die Baumkrone, was ein lautes Rascheln der Blätter verursachte. Die Aufmerksamkeit dreier Soldaten fiel direkt auf das Rascheln und sie kehrten direkt in unsere Richtung. Unsere Angst wurde größer und unsere Handlungen unüberlegter. Wir begannen zu laufen und traten auf trockenes Laub und Äste. Schließlich entdeckten uns die Soldaten und rannten uns direkt hinterher. „Dort drüben, ich habe zwei entdeckt. Hinterher!“

Noch nie hatte ich mich so schnell bewegt. Meine Gedanken waren durcheinander, doch ich hatte ebenfalls diesen Tunnel im Auge, sodass ich wie die Füchse durch den Wald raste. Ich lief in Schlangenlinien um die Bäume herum, sprang über umgefallene Stämme und weichte große Felsen aus. Jedes Mal, wenn ich hinter mir blickte, sah ich, wie die Fackeln sich immer weiter entfernten. Ich schien ihnen zu entkommen. Jedoch als ich weiter um mich blickte, sah ich etwas nicht. Meine Schwester. „Wo ist sie? Ist sie den Soldaten auch entkommen? Wie finde ich sie wieder?“, nur ein paar von vielen Gedanken, die mir gleichzeitig durch den Kopf gingen, als ich wie wild um mich sah und nach Caitlyn suchte. Die Suche endete leider, als ich ein helles Kreischen in der Ferne vernahm. Ich rannte dem Geschrei hinterher und sah aus der Ferne, wie zwei Soldaten Caitlyn fassten. Sie stolperte wohl über etwas und landete auf ihren Knien, denn ihre Knie waren ganz aufgeschürft. Der Felsen, der mich noch vor den anderen Soldaten tarnte, war aber kein Versteck, das lange hielt. Hinter mir näherten sich Schritte und eine große kräftige Hand packte nach mir. Ich drehte mich um und die beiden anderen Soldaten blickten mich mit schwerem Atem an.

Wir beide, Caitlyn und ich, versuchten uns zu wehren. Wir schlugen und traten um uns. Jedoch machte das die Soldaten noch zorniger und sie griffen uns jeweils zu zweit an beiden Armen und Beinen und trugen uns davon. Ich bemerkte nur noch, wie ich auf eine Pritsche geworfen wurde und neben zwei anderen Jungen landete. Caitlyn wurde auf eine andere verladen. Die Wege der Wagen trennten sich und der Abstand zwischen uns wurde immer größer. Wir strecken unsere Arme noch verzweifelt zueinander aus, doch das Letzte, was wir von uns erblickten, waren die ängstlichen und traurigen Mienen des jeweiligen anderen. Also war es wohl so weit. Das erste Mal waren Edward und Caitlyn getrennt voneinander und wussten nicht, was alles auf sie zukommen möge.

Kapitel 2. Konsequenzen des Krieges

Meine Augen öffneten sich schlagartig, als ich den Klang der Dudelsäcke auf dem Hof der Kaserne hörte. Um mich herum war direkte Reaktion. Alle standen auf und zogen sich an, um in Reihen sich auf dem Hof zu versammeln. Ich war mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache, weshalb meine Geschwindigkeit und Konzentration darunter litt. So schnell wie ich jedoch konnte, zog ich meine schwarze Tunika und braune Lederrüstung an, nahm meinen Speer und Schild und stellte mich leider zu auffällig als letzter in die Reihen. Der Hauptmann lief hin und her, mit seiner strengen, kalten Miene musterte er jeden in den Reihen. Schließlich fiel ich auf und sein letzter Blick, fiel auf mich. Ich stand stramm und versuchte mich nicht aus der Rolle fallen zu lassen. Die Rolle des Soldaten.

„Macbeth!“, brüllte aus nächster Nähe, der stinkende Mund des Hauptmanns. Ich hob mein Kinn und blickte starr gerade aus. „Aye Sir.“
„Ihr seid wohl ein Langschläfer. Ihr werdet bei dem heutigen Marsch den Proviant Wagen schleppen, alleine.“ In seinem strengen Blick verbarg sich auch ein Hauch Narzissmus. Mein Herz klopfte, einerseits wegen Angst, andererseits wegen Wut. Ich hasste diesen Ort, dieses Leben. Als wir dann mit der Gruppe zum Marsch vorrückten, lachten mich meine Kameraden aus. Sie spotteten über mich und schubsten mich, als sie an mir vorbeigingen. Ich nahm den Wagen mit verzehrtem Gesicht. Das Gewicht der Ladung war schwer und klobig. Während die anderen stetig Schritt hielten, schlich ich dahinter und quälte mich durch den matschigen Boden der Landstraßen.

Ein weiterer Offizier peitschte mich, wenn ich zu langsam für sie wurde. Bei jedem Peitschenknall zuckte ich zusammen, meine Beine hatten immer weniger Kraft. Nach einem ganzen Tagesmarsch ließ meine Kraft nach. Mit jedem Schritt folgte auch ein Peitschenhieb. Mein Rücken war trotz der Panzerung voller Blutergüssen und tiefen Kratzern. Doch trotz dieser Qual waren meine Gedanken stets in der Vergangenheit. Ich vermisste mein altes Leben, mein zu Hause und meine Familie. Ich machte mir Sorgen, wie es meinen Eltern und Caitlyn zurzeit erging. Was ist, wenn man herausfand, dass meine Eltern geblufft haben. Damals, als die Soldaten, Caitlyn und mich einsammeln wollten, um uns genau hier herzuschicken, in die Hölle auf Erden.

Irgendwann kam der Befehl. „Wir lagern hier. Zelte aufschlagen!“ Ein erleichtertes Lachen fiel über mein Gesicht. Ich ließ den Wagen fallen und fiel gleichzeitig, erschöpft auf meine Knie. Eine kräftige Hand griff an meine Schulter. Ich drehte mich um und sah zu dem Mann hoch. Es war der gleiche Mann, der mich damals einfing, im Wald und mich auf die Pritsche in die Kaserne brachte.
Sein Blick war ebenso dunkel, wie früher. Meine Wut kam wieder hoch. Der Zorn, der mich überwältigte, als sie mich nicht nur von meinen Eltern, sondern dann auch noch von meiner Schwester trennten. Sein fieses grinsen, verging nach kurzer Zeit und er sagte mir. „Du bleibst draußen, jemand muss die Pferde überwachen.“ Somit kehrte sein fieses Grinsen wieder zurück und wandelte sich in ein Lachen um, als er fort ging. Ich atmete durch und sah auf die kleine Herde an Pferden. Wieder eine Nacht draußen in der Kälte verbringen und dieses Mal so nah an der Grenze der französischen Fronten.

Meine Schlafposition an einem kleinen Felsen war wirklich nicht bequem und die Kälte durchdrang meine Kleidung. Wenigstens lenkte mich das Zittern meines Körpers von den Gedanken ab, die wieder einmal in der Vergangenheit hingen. Trotzdem überfiel mich die Erschöpfung. Die Last des Proviant Wagen und das Marschieren durch das Gelände, war einfach viel für meinen Körper. Doch dann rüttelte mich die kalten Böen wieder wach. Meine Abneigung gegen korrupte Menschen wuchs. Immer gab es Menschen, die ihre Macht nutzten, um mir das Leben schwer zu machen. Ich hatte genug. Kurz darauf entschloss ich mich loszugehen, ein Pferd zu satteln und einfach zurückzureiten. Zurück in die Heimat, zu meiner Familie. Und Caitlyn, wollte ich aus ihrem Gefängnis befreien.

Die Dunkelheit der Nacht verbarg sich über das Land. Nur der Mond schien hell auf die Ebenen. Das Rasseln der Ketten des Geschirrs, vom Pferd, klang in der Dunkelheit viel lauter als normal. Ich war rasch durch die Wälder. Ein Glück, dass meine Eltern mir das Reiten, als Kind schon beibrachten. In der Armee hätte ich sowas nie gelernt. Wir wären nur einfache Fußsoldaten. Als die zweite Hälfte der Nacht anbrach, erreichte ich die Ländereien von Edinburgh. In der Ferne erkannten meine müden und schläfrigen Augen die flimmernden Lichter der Stadt. Die Hoffnung stieg in mir. Die Hoffnung, endlich meine Familie wiederzusehen. Ein paar hundert Meter vor den Stadttoren, war ich dann so erschöpft, dass ich mich schließlich zwischen Baum und Felsen niederließ.

Nur ein paar Stunden Schlaf später, schienen mir die ersten Sonnenstrahlen ins Gesicht und mein Gehör vernahm das Zwitschern der Vögel, die in den Zweigen der Bäume hausten und den Morgen ankündigten. Für einen kurzen Moment empfand ich inneren Frieden, jedoch kurz darauf wieder Unruhe. Die Armee würde schnell bemerken, dass ich nicht da war und das Pferd mitnahm. Sie würden mich suchen. Sobald ich meine Familie wieder zusammen gefunden hätte, dann ziehen wir los. Über die Meere und würden in anderen Ländern in Ruhe leben können.
Diesen Plan rief ich mir immer wieder ins Gedächtnis. Ob dieser Plan so gelingen würde, war meine geringste Sorge. Erstmal musste ich Caitlyn finden. Der Morgennebel zog noch durch die Straßen und Felder. Ich machte mich auf und ritt auf der Hauptstraße entlang, Richtung der Stadttore.

Kurz vor den großen steinernen Bögen machte ich wieder halt. Was ist, wenn mich die Stadtwachen sehen, die mein Gesicht kennen? Ich überlegte kurz und blickte seitlich zu mir runter. Das rote Stofftuch, das am Gürtel befestigt war, sollte uns in einer Schlacht von den französischen Soldaten unterscheiden. Die Morgen Kühle berührte noch das Land, weshalb viele auch mit einem leichten Schal unterwegs waren. Ich entschloss mich das Tuch zu nehmen und band es um meinen Hals. Schließlich schob ich die Vorderseite über meine Nase, womit ich die Hälfte meines Gesichts bedecken konnte. Somit ritt ich weiter, durch das Tor und den Straßen entlang. Ich setzte mich ab, vom Pferd und band dies an einem Pflock, am Straßenrand fest. Mein Blick ging nach oben, an einem hoch gebauten Gebäude. Ich brauchte einen Überblick, um das Hospital der Stadt zu finden.
Eine weggebrochene Mauer erlaubte mir einen ersten Schritt zu wagen, um auf das Dach des Gebäudes klettern zu können.

Geschickt schwang ich mich nach oben. Über Fensterrahmen und raus ragenden Steinziegel, hangelte ich mich immer höher, bis ich schließlich das Dach erreichte. Der Wind wehte sehr viel stärker, als in den Straßen. Der Umhang meiner Rüstung wehte wild in der Luft. Meine Augen waren geschärft und ich erkannte einen Weg bis zum Hospital. Jedoch nicht durch die Straßen. Das Risiko, dass mich welche erkannten, die wussten, dass ich eigentlich an der Front sein sollte, ließen mir keine Wahl, als über die Dächer der Stadt zu schreiten. Ich atmete kurz durch und sammelte meine Ausdauer. Kurz darauf lief ich los, sprang über die Gassen und wich den Hindernissen geschickte aus, die auf dem Weg waren.

Ich lief über den Märkten der Gassen her und beobachtete die Menschen des Armenviertels, die ihr letztes Pfund ausgaben, um nur ein trockenes Brot kaufen zu können. Ich bekam Mitleid, doch durfte ich mich nicht lange ablenken lassen. Ändern konnte eh nichts daran oder vielleicht doch?
Die Prioritäten holte ich wieder in Erinnerung. Meine Eltern und meine Schwester wieder vereinen, um aus dem Land zu ziehen. Endlich kam ich beim Hospital an. Ich konnte den kleinen Innenhof sehen, während ich auf dem Dach kniete und nach Caitlyn suchte. Viele Minuten später, als die Sonne schon ihre Wärme stark auf das Dach ausstrahlte und die Dachpfannen es spiegelten, wurde mir natürlich immer wärmer. Doch das Warten lohnte sich. Zwischen den ganzen anderen Ordensschwestern entdeckte ich eine Frau. Braune lange Haare. Die Statur, und ihre Gangart passten einfach. Es war Caitlyn.

Sie kümmerte sich wohl gerade um einen Patienten und lehrte ihm das Laufen mit Krücken. Ich beobachtete sie lächelnd. Große Hoffnung stieg in mir auf. Wenn es so einfach war Caitlyn zu finden, wieso dann nicht auch unsere Eltern? Ich überlegte mir einen Plan, wie ich sie da raus holen könnte. Und auch kurze Zeit später hatte ich einen Plan. Mit einem geschickten Sprung setzte ich mich vom Dach ab und landete auf der Hinterseite des Gebäudes, in einer Gasse. Schleichend ging ich durch einen Hintereingang in das Gebäude. Meine Haltung war gebückt. Ich versuchte so unauffällig, wie möglich zu sein. Ein großer Stapel Kisten verschaffte mir ein Versteck, aber auch einen Durchblick durch die Flure und Räume. Ein paar Ordensschwestern und Medicuse liefen durch die Gänge. Ich behielt den Plan im Sinn und machte mich sofort daran. Ich strich mit den Fingern über den dreckigen Boden und schmierte damit über mein Gesicht. Weiter ging ich durch meine Haare und verwüstete sie. Ein paar Stücke meiner Kleidung zerriss ich, doch am Ende die schwierigste Entscheidung.

Ich musste aussehen wie ein verletzter Soldat…somit nahm ich mein Messer aus meiner Tasche heraus und hielt es über die Seite meines Oberkörpers. Die Nervosität stieg in mir, doch ich biss die Zähne zusammen. Ich stieß kurz und tief in meine Seite. Mein Körper zitterte und ich kämpfte damit, die Schmerzen zu unterdrücken. Somit richtete ich mich auf aus dem Versteck und lief mitten durch die Gänge des Hospitals. Dabei verlor ich irgendwann doch mehr Blut, als erwartet. Mir wurde schwarz vor Augen und ich viel zu Boden. Ich hörte Stimmen um mich herum, die leicht undeutlich wirkten. Als meine Augen dann wieder das Licht des Tages vernahmen, sah ich jemanden an meinem Bett stehen. „Edward?….Edward!“ Ich öffnete schließlich komplett meine Augen und ich erkannte, dass Caitlyn an meinem Bett stand. „Edward, was machst du hier?“
Ich gab ihr eine Kurzfassung von allem, was mir passierte, in der Zeit, wo wir getrennt waren.

Sie schüttelte den Kopf. „Was dachtest du dir dabei, dich gleich so schlimm zu verletzen?“ Ich grinste und winkte ab. „Keine Sorge, ich habe einen Plan.“ Es hatte Vorteile, dass ich doch so eine schwere Verletzung erlitt. Zum einen konnte ich meine Schwester wiedersehen, ohne dass ich als Eindringling in das Hospital kam. Zum anderen wurde ich durch die Verletzung für längere Zeit unfähig, um als Soldat zu dienen. Jedoch bin ich trotzdem von meinem Posten geflohen, das war Hochverrat. Wir mussten uns beeilen, unsere Eltern zu finden. Nach ein paar Tagen versorgte Caitlyn mich gut. Jedoch am letzten Tag, als ich im Hospital bleiben sollte, kamen Offiziere in das Hospital. Sie gingen zum obersten Medicus. „Wir suchen einen Jungen. Er heißt Edward Macbeth und ist ein Verräter des Landes.“

Caitlyn und ich hörten dies und wir sahen uns geschockt an. Ich versuchte mich aufzuraffen und mit Schmerz verzogenen Gesicht lief ich mit ihr durch den hinteren Ausgang. Sie suchten mich viel schneller, als ich dachte. Somit fing es wieder an. Kaum sah ich meine Schwester wieder und wir mussten wieder vor englischen Offizieren fliehen. Es war dieses Mal ein regnerischer Tag. Ich war dabei wieder das Gebäude hochzuklettern, doch musste ich auf Caitlyn warten. Sie war nicht ganz so schnell, jedoch bedachter, als ich.

Somit flohen wir, wir flohen gemeinsam über den Dächern Edinburghs, zu den Toren. Doch dieses Mal schien uns niemand zu folgen. Haben wir es geschafft? Waren wir frei? Konnten wir unsere Eltern wieder sehen? Es schien wieder ein Hoffnungsfunke. Jedoch wie lange hielt dieser Funke an? Ich war skeptisch.

Kapitel 3. Gestohlene Freiheit

Als wir beide vor den großen steinernen Bögen standen und wir gerade hinausgehen wollten, hielten uns zwei Soldaten auf, die am Tor wachen standen. Caitlyn und ich sahen uns an. Wir hatten dieses Mal keinen Plan, um zu entkommen. Meine Gedanken flogen hin und her, als die beiden Soldaten uns musterten. Ein urteilender Blick erwischte uns. Mein Puls klopfte so sehr, dass man meine Adern an der Stirn hätte erkennen können. „Wieso wollt ihr aus der Stadt?“ Fragte die grummelige, raue Stimme des einen Soldaten. „W… wir …“ Mir ist nichts eingefallen. Meine Zunge löste sich kaum und mein Hals war trocken. Mir machten die Schmerzen meiner Wunde immer noch zu schaffen. Jedoch setzte der zweite Soldat das Gespräch fort. „Ihr könnt nicht mehr aus der Stadt. Die Franzosen haben die Äußeren-Ringe des Landes belagert. Die Stadt wird für die nächsten Tage verschlossen bleiben. Wer weiß, wie lange es wirklich dauern wird.“

Ein erleichtertes Ausatmen entwich aus meinem Mund. Wir bedankten uns für die Information und drehten um. Wir liefen durch die Gassen weiter und blieben in einem kleinen Hof eines Hauses stehen. „Was machen wir jetzt? Wir können nicht nach Hause. Du hast deinen Posten verlassen und ich bin aus dem Hospital geflohen.“ Ich stimmte Caitlyn zu. Ich musste mir etwas überlegen. Aber zuerst brauchte ich neue Kleidung. Am besten praktische, unauffällige Kleidung. Außerdem ein Unterschlupf, wo wir bleiben konnten, bis die Tore der Stadt wieder aufmachten. Caitlyn und ich teilten uns auf. Sie suchte nach einem Unterschlupf und ich nach Ausrüstung. Wir fühlten uns beide unwohl dabei wieder uns trennen zu müssen, doch dieses Mal ist es besser so. Falls einer von uns doch erwischt werden würde, dann ist immer der andere frei um somit zu helfen.

Mein erstes Ziel war der Markt. Ich brauchte Stoff, guter, haltbarer und stabiler Stoff. Vielleicht auch Leder vom Gerber, denn dies schützte mich zusätzlich und schränkte meine Bewegung nicht ein. Ich schlich durch die Menschenmengen an den Ständen vorbei. Direkt vor mir ein Stand, der Stoff verkaufte. Da ich natürlich kein Geld hatte, stahl ich es. Mit guter Ablenkung und Geschicklichkeit nahm ich den hochwertig verarbeiteten, schwarz gefärbten Stoff. Meine Kapuze und meine Maske ließ ich ständig auf. Es war vielleicht auffälliger, jedoch konnte keiner mein Gesicht erkennen. Meine Fähigkeiten als Dieb waren wohl doch noch nicht so gut, wie ich erwartete. Der Verkäufer bemerkte, als ich gerade wieder wegging, dass eine Rolle Stoff fehlte. Zu meinem Pech ragte aus meinem Umhang ein kleiner Fetzen von dem schwarzen Stoff heraus, was der Verkäufer natürlich sah. „Haltet den Dieb!“ Vernahmen meine Ohren und war für mich ein Zeichen um loszurennen.

Der Verkäufer rief eine Gruppe von Stadtwachen herbei, die direkt die Verfolgung aufnahmen. Die Menschen auf dem Marktplatz rauschten an mir vorbei. Mein Blick ging immer wieder hinter mich, um nach den Wachen zu sehen. Ihr Abstand vergrößerte sich nur langsam. Als sich mein Blick wieder nach vorne richtete, merkte ich, wie ein Heuwagen sich direkt vor mir stellte. Ich sprang hindurch und das aufliegende Stroh flog wie Schnee durch die Luft. Der Abstand vergrößerte sich. Jedoch gerade voraus, als ich einen Ausweg erblickte, kamen noch zwei weitere Wachen entgegen, die mir den Weg versperrten. Mein Weg wich nach rechts aus, wieder durch die Stände. Immer wieder musste ich links und rechts an den bunten Marktständen vorbei. Rüber springen, darunter durch Sprinten. Ich wurde auf jegliche Art auf die Probe gestellt.

Ein Glück rannte ich gerade an dem Gerber vorbei. Ich sprang auf den Armen gestützt über die Werkbank und griff im Flug eine große Rolle an fertig gegerbten Leder. Eine Wache sprang von der Seite direkt vor mir. Ich wich ihm aus, doch seine Hand ergriff meine Kapuze. Ich wurde etwas zurückgezogen und die Menschen konnten mein Gesicht erkennen. Schnell hielt ich die Hand vor meinem Gesicht und rannte weiter. Jetzt wusste jeder, wer ich war. Ein Dieb.
Die Waffen und Werkzeuge des Schmieds waren auf dem Boden verteilt. Der Verkäufer blickte in seine Truhe, in der die wertvollsten Schmiedestücke drin waren. Als er die Truhe öffnete, waren alle Schwerter, Messer, Werkzeuge und weiteres verschwunden. Nun, nicht ganz verschwunden, eher gesagt transportiert, in meiner Tasche.

Mein Grinsen verging nicht, als ich den Blick des Verkäufers sah. Ich ging meinen Weg weiter über die Dächer der Stadt, bis zur Dämmerung. Ich suchte nach Caitlyn und fand sie schließlich in einem hohen Turm einer alten Kapelle. Im Laufe der Tage richteten wir uns diesen Turm ein. Es wurde wie eine Wohnung für uns. Verschiedener Stoff, Teppiche, und alte Möbel verzierten den alten Raum der Ruine. Wir haben unsere Kleidung fertiggestellt und unsere Ausrüstung gefertigt. Es konnte jeden Tag so sein, dass wir von der königlichen Garde erwischt werden und sie uns umbringen wollten. Wir mussten vorbereitet sein, solange der Krieg nicht vorbei ist. Auch wenn wir tun und lassen konnten, was wir wollen, waren unsere Sorgen nie verflogen. Jedoch nicht, dass wir immer auf der Flucht waren, sondern, weil unsere Eltern uns immer noch so fern waren.
Wir haben uns fest vorgenommen, sobald die Tore wieder geöffnet werden, sehen wir sie wieder.

Tage, Wochen, Monate, Jahre. Caitlyn und ich waren inzwischen 21 Jahre alt. Ich war wie jeden Morgen dabei über die Dächer der Stadt zu preschen und das Gewimmel der Menschen zu beobachten, und auch um das Lebensnotwendige zu beschaffen. Ich sah die alle arten von Menschen in meiner Zeit, als einfacher Dieb. Die Menschen konnte ich aus einem ganz anderen Winkel betrachten und dadurch viel mehr beobachten. Somit sah ich prächtige Hochzeiten, stolze Straßenfeste, aber auch tot, hunger und Armut. In so einer großen Stadt wurden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer. Dies schmerzte in meinem Herzen. Ich erkannte, dass so viele noch viel schlechter lebten, als meine Schwester und ich. Auch sie verdienten es zu feiern, zu essen, zu trinken, zu leben.

Somit fing ich an zu stehlen, um es denen zu geben, die es wirklich benötigten. In einigen Winkeln der Stadt wurde ich geliebt und in anderen gehasst. Es gab sogar welche, die mir einen Namen gaben. Somit wurde bekannt als Fear sgàile, das Schattenman bedeutet. Dieser Name gelangte sogar bis in das Haus des Königs. Jedoch erfreute er sich nicht, wenn er diesen Namen hörte. Er hasste ihn. Er hasste mich und meine Taten. Ich würde die Menschen gegen die Reichen, zum Auflehnen manipulieren und dabei seine brutale Ordnung durcheinander werfen. Schon seit einem Jahr war der Krieg zu Ende. Die Tore waren wieder offen, doch unsere Konzentration war die Stadt. Fear sgáile, war mein neues Leben. Ständig stiehl ich, um für mich und meine Schwester zu sorgen, und um für die Armen zu sorgen. Häufig war ich so auf die Bewohner konzentriert, dass Caitlyn die einzige war, die für uns Nahrung besorgt hatte. Häufig haben wir uns gestritten, aber immer wieder hielten wir zusammen.

Und dieser Zusammenhalt wurde schon bald stark auf die Probe gestellt.

Eines Nachts, schwebte ich in Erinnerungen. Ich sah meine Familie. Und vor allem meine Eltern, als ich sie das letzte Mal sah. Caitlyn und ich waren so sehr abgelenkt mit unserem Leben als Schatten, dass unser Plan, die beiden wiederzusehen, zu Grunde ging. Also sprach ich mit Caitlyn und wir entschlossen uns, für ein paar Tage unsere Eltern zu finden. Wir wollten auch nicht die Bürger der Stadt in Stich lassen. Also sprangen wir rasch über die Dächer und schließlich über das Stadttor, hinaus aufs Land. Dabei stahlen wir zwei Pferde aus den Ställen und ritten gemeinsam in das Dorf unserer Heimat. Jedoch schlich uns ein Gefühl ein, dass wir kannten. Wir hatten das Gefühl, beobachtet und verfolgt zu werden. Schließlich, als die Sonne langsam aufging, kamen wir in unser Dorf an. Am Ende der Straße war es. Unser Haus, in dem wir aufwuchsen.

Wir schauten uns an und ein glückliches Lächeln kam über unser beider Gesichter. Rasch stiegen wir von unseren Pferden und rannten zum Haus. Wir lachten und glaubten nicht, dass wir es doch geschafft hatten. Wir waren wieder zu Hause. Jedoch stieg wieder mein Gefühl der Verfolgung. Bevor ich wirklich darüber nachdenken konnte, bemerkte ich nur ein helles Licht, Flammen und Rauch. Das Haus, unsere Heimat und Zuhause, explodierte direkt vor unseren Augen. Das Feuer stieg schnell in die Höhe, dass man es meilenweit erblicken konnte. Der Rauch verdunkelte noch mehr die kalte Nacht. Neben den Flammen ertönte ein lautes verzweifeltes „Neiiin!“ von Ciatlyn, die mit Tränen vor dem Haus hockte und in das Feuer blickte. Ich stand hinter ihr. Mein Herz pochte, meine Tränen liefen über die Wangen. Mein „Neiin“ war genau so verzweifelt, jedoch bekam ich kein Laut aus meinem Mund.

Die Bewohner des Dorfes gingen aus ihren Häusern. Sie blickten auf die riesige Feuersbrunst und wahren geschockt. Dazu hörte ich auch noch das Rascheln von Kettenhemden, die hinter uns immer lauter wurden. Ich schloss meine Augen und atmete durch. Mir wurde klar, wer dahinter steckte und ich wusste, dass wir nicht davon kamen, diese Person zu stoßen, ob lebend oder tot. Ich blickte nur mit einem ernsten Nicken zu Caitlyn. Währenddessen ertönte ein strenger Befehl, von einer Stimme, die ich schon kannte. „Ergebt euch Sgáile oder soll ich eher sagen, Macbeth.“ Wir blickten verwundert an und drehten uns um. Es war der gleiche Soldat, der Caitlyn und mich trennte und der mir den Befehl der Nachtwache an der Front gab. „Ganz genau, wir wissen, wer ihr seid. Wir wissen alles von euch.“
Mit Wut getränkter Stimme gab ich mich zu Wort: „Du hast unsere Eltern umgebracht!“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, sie sind nicht tot. Sie leben.“
„Wo sind sie?“
„Sie sind an dem Ort, den sie verdient haben. Im Kerker des Castles“, antwortete der Soldat mit einem fiesen Grinsen.

Die Flammen wurden immer größer und verschlangen das komplette Haus. „Du Monster“, ertönte weiterhin verzweifelt und zornig von Caitlyn. Der Soldat lachte. „Kommt auf die Perspektive an. Also, wenn ihr euch jetzt ergebt, dann werdet ihr eure Eltern wieder sehen.“
„Niemals werden wir uns ergeben.“ Ich behielt den Griff meines Schwertes fest in der Hand. Dies ließ den Soldaten nicht bedrohlich wirken. „Nun, dann wird der Befehl erteilt, eure Eltern dem Henker zu übergeben. Dann könnt ihr sie auf dem Friedhof wieder sehen, während ihr in Ketten vor ihnen kniet“ Mein Blick war von Zorn erfüllt, doch war ich ebenfalls nachdenklich. Niemals will ich mich denen ergeben. Ich wusste, dass dies eine Falle sein würde. Doch blieb uns keine andere Wahl. Wir gingen mit denen mit. Jedes Mal, wenn wir zurückblickten, sahen wir, wie das Haus immer weiter abbrannte. Die Tränen flossen weiter unsere Gesichter hinunter.

Es war dunkel, kalt und nebelig in den Straßen Edinburghs. Die Stadt wirkte so düster, wie noch nie. Die Kettenhemden der Soldaten klimperten laut, ebenso die Ketten an unseren Händen. Ich dachte nach, ich brauchte einen Plan. Falls wir doch unsere Eltern sehen sollten, dann mussten wir irgendwie entkommen. Es würde viel härter sein, als wir erwarteten. Wir gingen die Ebenen hinauf, in Richtung des Edinburgh Castle. Donner und Blitze einstanden in der Ferne, das ein Gewitter vorhersagte. Der Wind wurde stärker und kühler. Wir wurden weiter in die Burg hinein gezerrt, weiter in den großen Thronsaal. Der Saal wurde nur von Kerzen erleuchtet und der Mond schien mit seinen Strahlen, direkt auf den Thron. Der König saß dort wartend. Sein Ausdruck war düster, zornig und kalt. Mit seinem Zepter in der Hand und dem großen weißen Pelzumhang. Dem edlen Gewand und der auffälligen Krone wirkte er majestätisch und zugleich furchteinflößend.

So sollte kein Man aussehen, der ein Land regiert. Niemals sollten schlechte Menschen Macht über andere Menschen haben. Wir wurden direkt vor der kleinen Treppe vor dem Thron gezerrt und zu Boden geschlagen. Sie rissen unsere Masken und Kapuzen hinunter und hielten unsere Gesichter direkt in die Richtung des Königs. „Na endlich habe ich euch bei mir. Die Schatten von Schottland. Seid ihr also bereit, endlich mit eurer Schandtat aufzuhören?“
„Welche Schandtat? Wir tun das Richtige für die Menschen!“
Der König lachte, wie ein verrückter und schüttelte den Kopf, als er sprach wurde sein Blick wieder so kalt, wie ein toter. „Nein, ihr stiftet Chaos. Die Menschen lehnen sich gegen mich auf. Gegen die Adligen des Landes und die Wirtschaft leidet darunter.“
Ich versuchte mich von den Griffen der Soldaten zu lösen, doch wurde immer wieder zurückgezogen. „In diesem Land herrscht Chaos, weil ihr ein Krieg gegen Verbündete angefangen habt!“

Der König blickte spottend und belustigend zu seinen Dienern. „Habt ihr dies gehört. Er nennt mich ein Verräter. Er sollte hängen für diese Worte.“ Mein Zorn wurde immer größer. Ich wehrte mich weiter gegen die Fänge der Soldaten. „Ihr seid wahnsinnig und grausam!“
„Oh, nein, das bin ich nicht. Und das beweise ich euch.“ Er schnippte mit dem Finger und die große, schwere, mit Stahlnieten versehenden Eingangstür des Saales öffnete sich. Zwei Wachen zerrten zwei weiter Menschen hinein, die auch in Ketten gefesselt waren. „Lasst uns los, was soll das ganze?“ Caitlyn und ich blickten zu den beiden und erkannten sie. Wir waren überrascht und traurig zugleich. Abwechselnd sprachen wir beide zu den Personen. „Mutter? Vater?“
„Caitlyn? Edward?“ Von unserer Mutter kam nur ein leises, bedrücktes. „Nein“

Der Soldat sprach also die Wahrheit. Der König redete weiter und stand auf. Das Licht und die brechende Dunkelheit machte ihn größer, als er eigentlich war. Er wirkte bedrohlich. „Also nochmal zu der Aufforderung, die ihr ja immer so herzlich abgelehnt habt“, sprach er mit Zorn erfüllter Stimme und sprach durch die Zähne. „Ergebt euch und ordnet euch dem König der Schotten und Engländer unter.“ Meine Stimme, war mindestens genauso zornig, wie die, des Königs. „Ihr seid nicht der König von Schottland. Ihr habt Euch einfach den Thron an Euch gerissen und den wahren König niedergeschlagen. Eure Arroganz und Brutalität machen Euch zu dem unwürdigsten König der Insel. Und trotzdem seid Ihr einer, und warum? Weil Ihr in den Menschen nur Marionetten seht, die Ihr steuern könnt. Es geht bei Euch reichen immer nur um das Eine …. Macht!“

Der König war nicht beeindruckt und lief auf seiner Erhöhung hin und her, mit den Händen hinter dem Rücken. „Genug! Wie kannst du es wagen, so mit mir zu sprechen? Ich denke, du müsstest noch eine Lektion lernen.“ Der König winkte zu den Soldaten, die unsere Eltern festhielten und machte bestimmte Handbewegungen. Die Soldaten nickten und zogen ihre Schwerter hinaus. Sie hielten es direkt vor den Hälsen unserer Eltern. Caitlyn blickte mit leichter Panik zu ihnen. „Nein, stop … hört auf damit!“ Mir überkam die Furcht. Ich hatte Angst, er würde meine Eltern jeden Moment umbringen. Mein Blick fiel zornig auf den König. „Was tut Ihr da?“ Sein Blick wirkte nicht mehr zornig, sondern gelassen. „Das Nötige, wenn ihr nicht endlich schweigt!“
Ich wurde still und schaute zu Caitlyn, mein Blick wanderte weiter zu meinem Vater, tief in die Augen. Ich erkannte sein Vorhaben. Eine Sache, die mir beigebracht wurde, die ich nie verwenden sollte, außer das Leben andere schwebte in Gefahr. Er nickte zu mir und meine Mutter und Caitlyn wussten direkt, was wir vorhaben zu tun. Ich sammelte meine Kraft, konzentrierte mich und riss mich von den Griffen der Soldaten los. Dasselbe taten auch die anderen meiner Familie. Im nächsten Moment stürmten die Soldaten auf uns. Wir verteidigten uns, indem wir mit gekonnten Schlägen und Tritten die Soldaten zu Boden brachten. Endlich waren wir wieder vereint, weshalb wir uns auch direkt in die Arme schlossen. Tränen kamen über jedes Gesicht der Familie.

Wir waren für einen Moment überglücklich, doch das Glück musste warten, denn der König rief eine ganze Armee an Wachen in den Saal. Wir standen Rücken an Rücken und entnahmen, den zu Boden liegenden Soldaten die Schwerter ab und heilten diese entgegen der Wachen. Es folgte ein langer, harter Kampf. Wir kämpften, als würde das Leben der gesamten Stadt davon abhängen. Das Aufeinanderprallen der Klingen hallte durch den ganzen Saal und es sprühten Funken bei so manchem Aufprall. Viele Wachen gingen zu Boden, wobei wir manchmal nur knapp dem Hieben der Schwerter entkamen. Mein ganzer Körper zitterte vor Zorn und Adrenalin. Dies folgte, dass ich sogar für kurze Zeit meine Kontrolle verlor und erstaunlich viele Wachen zugleich zu Boden strecken konnte. Es war ein Sieg, doch waren wir nicht stolz darauf. Menschen sind gestorben, durch unsere Hand.

Wir konnten jedoch für einen Moment alle durchatmen, als wir den letzten der Wachen endlich niederstrecken konnten. Mit einem erleichterten Lachen blickten Caitlyn und ich uns an. Wir schauten in den Saal, voller auf dem Boden liegender Männer. Jedoch stimmte etwas nicht. In der Mitte des Saales lagen zwei weitere. Es waren unsere Eltern.
Wir rannten los und ich ließ mich direkt neben ihnen auf den Boden fallen und schliff meine Knie auf. Sie waren noch bei Bewusstsein, weshalb ich meinem Vater den Kopf stützte. Caitlyn tat dasselbe bei unserer Mutter. Ich blickte zu ihnen runter und entdeckte, wie ihre kaputte Kleidung noch weiter aufgeschnitten wurde und Blut aus ihren Bäuchen floss. Meine Hände zitterten, mein Atem stockte. Ich wusste einfach nicht mehr, was ich tun sollte. „Nein, nein, nein, nein.“ Kam leise, kratzend aus meinem Mund.

Die Wunden des Kampfes quälten mich außerdem, während ich neben meinem Vater auf dem Boden saß. „Edward, Edward. Es ist schon in Ordnung. Wir haben es geschafft. Wir haben den König verwundbar gemacht. Nur ihr beide könnt den letzten Schlag zum Frieden ausführen.“
Die Tränen tropften auf die Kleidung unserer Eltern und Caitlyn sprach: „Nein, ihr könnt jetzt nicht gehen. Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen.“
Die Hand unserer Mutter strich über die Wange von Caitlyn. „Keine Sorge, Liebling, dein Vater und ich sind auf euch so stolz, wie noch nie.“
„Aber ihr wisst nicht, was wir alles getan haben. Der ganze Weg bis hier her. Ich wollte euch alles erzählen, am Kamin, wie früher.“ Kam mit zitternder Stimme von mir. Beide lächelten uns an. „Wir wissen alles, was ihr getan habt. Wir waren immer bei euch.“

Mir wurde alles klar. Tausende Bilder gleichzeitig flogen mir durch den Kopf. Jedes Mal, wenn ich das Gefühl hatte beobachtet zu werden oder dass uns jemand verfolgt, war nicht nur ein Gefühl. Es war die Wahrheit. Und die Wahrheit waren meine Eltern. Sie haben uns immer beobachtet und unseren Lebensweg miterlebt. Ich kam wieder in den Moment zurück, mit den Gedanken und blickte zu meinen Eltern. Ihre Blicke fielen auf Caitlyn und mir hin und her. Sie lächelten uns an und sagten die gleichen Worte zu uns: „Wir lieben euch.“ Kurz danach wurde ihr Lächeln starr und ihre Blicke neutraler. Jedoch blieb die Wärme ihres Herzens in uns. Ihre Worte gaben uns leichten Trost, obwohl wir unsere Tränen nicht zurückhalten konnten und weinend unsere Eltern in den Armen hielten. Mit voller Inbrunst und Verzweiflung schrie ich meinen Zorn heraus. So voller Zorn, dass der Speichel mit dem Blut meiner Wunden heraus gespuckt wurde. Unsere Eltern, die Vorfahren der Macbeth, waren tot. Ermordet von einem unbekannten Engländer.

Kapitel 4. Rückschlag des Friedens

Mein Blick von Zorn und Trauer erfüllt, sah zu dem grausamen König, der vor seinem Thron stand und uns mit einem Arroganten und amüsierten Gesichtsausdruck ansah. Jedoch leichte Angst stieg in ihm, als Caitlyn und ich näher kamen und die Wut in uns zu spüren war. Wir hielten den König fest, schlugen ihn zu Boden und Caitlyn nahm ihr Schwert und hielt es über seinen Bauch. Er versuchte sich zu wehren, doch waren seine Arme und Beine in unseren Fängen gefesselt. „Ihr werdet für Hochverrat ermordet, wenn ihr das tut. Eine weitere Armee ist auf dem Weg hier her und die gehört nicht der Regierung. Weitaus gefährlicher und brutaler, als die britische Armee. Wenn ihr flieht, dann werden sie euch finden und euch töten.“

Mein Blick blieb zornig bestehen und blickte zu ihm einschüchternd runter. „Auch wenn sie uns finden werden, Ihr werdet es nicht mehr miterleben.“ In dem Moment stach Caitlyn gezielt und langsam mit dem Schwert in seinen Bauch. Der König schrie vor Schmerz, doch blieb er am Leben.
Wir liefen zu einem großen bunt gebauten Fenster des Thronsaales und schlugen diesen mit einem Holzstuhl auf. Mein Blick wandte sich ein letztes Mal zu meinen Eltern und zum König, der auf dem Boden lag und seine lebensgefährliche Wunde mit der Hand zu hielt. „Die Menschen, die den Frieden suchen, werden immer gewinnen. Solange man an Menschlichkeit glaubt, gibt es immer ein gutes Ende, egal, was auf dem Weg passieren wird.“ Mit diesen Worten ließen wir den König dort liegen. Er würde langsam verbluten und vielleicht gerettet werden, wenn er rechtzeitig einen Medicus aufsuchen würde. Doch wie wir erfuhren, schaffte er es nicht.
Was er jedoch noch schaffte, sind seine letzten Worte, die er dem Söldner Marcus weitergab. „Versenkt die Macbeth in die Tiefen des Meeres.“

Marcus, ein berühmter Söldner und Kopfgeldjäger des Königs. Ein Meister in seinem Fach. Er uns seine Mannschaft fanden jeden Gesuchten und brachten jeden zur Strecke, den der König auserwählt hatte. Niemand kam gegen ihn an und er kämpfte erbittert so lange, bis er sein Ziel erreichte.
Die Luft der nebeligen Nacht, war warm. Der Spätsommer begann. Catilyn und ich dachten noch lange über die Worte des Königs und der unserer Eltern nach. Langsam wurden wir innerlich ruhiger, als wir unser Heimatdorf erreichten. Unsere Finger schmerzten, das damit zu tun hatte, dass wir gekämpft hatten und auch, dass wir mit Kraft zwischen die Holzbohlen einer Pritsche uns versteckten. Der Kutscher pfiff ein keltisches Lied, dass wir von unserer Mutter kannten. Jeder Straße und jedes Haus, dass wir passierten, enthüllte Erinnerungen aus unserer Kindheit.

Nach einer schmerzvollen Fahrt unter der Kutsche ließen wir uns direkt vor dem Anwesen von der Kutsche fallen. Der Schlamm ließ unseren Aufprall ein wenig weicher wirken, doch der Anblick war schmerzvoller, als die Landung. Das Gebäude, unser Heimathaus, war eine reine Ruine. Die Fenster wurden zerstört, die Türen und Fassaden wurden eingebrochen. Das sonst so schön strahlende Anwesen aus Holz und Stein, sah nur noch aus, wie ein zusammengezimmerter Haufen Materialien, dass überzogen war mit Pech. Wir begaben uns schleichend und immer wieder mit wachsamen Umblicken in das Haus. Das Holz knarrtsche laut unter unseren Füßen. Jeder Schritt in die Erinnerung war wie ein Schwertstich in unser Herz. Ich dachte, dass wir nie wieder als Familie in Frieden in einem eigenen Haus Freude haben und lachen, essen und trinken.

Singen, tanzen und Handwerken. Alles Dinge, die wir als Familie nie wieder machen konnten. Wir hatten nur noch uns zwei, die einzigen Überlebenden der Familie Macbeth. Unsere Blicke gingen durch den Flur. Durch die Erinnerungen hörte ich sogar die Stimmen und das Kreischen von Caitlyn und mir, als wir durch diese Gänge tobten. Als ich zu ihr sah, merkte ich, dass sie ebenfalls solche Erinnerungen gerade durchging. Wir liefen weiter in die Stube hinein. Der Morgenwind zog durch die Wände und Räume des verkohlten und zerstörten Hauses. In der Stube sahen wir noch die Möblierung, die noch gut an der Stelle stand, wo sie auch zurückgelassen wurde.

Ein großes Sofa in der Mitte, wo unser Vater uns immer Geschichten erzählte. Ein Kamin, vor dem wir immer gespielt hatten und uns wärmten in der Kälte des langen Winters. Ein langer Schreibtisch, wo unser Vater seine Arbeit verrichtete und uns das Lesen und Schreiben beibrachte. Dahinter die breite Bibliothek, die beinahe eine komplette Fläche des Raumes einnahm. Dort drin, waren Sammlungen an Wissen und Weisheit. Durch diese Regale haben meine Schwester und ich uns die meiste Zeit unserer Kindheit aufgehalten. Dort haben wir wichtige Dinge gelernt, die uns in der heutigen Zeit wahrlich geholfen hatten. Jedoch was wir dort nie fanden, war ein Buch, dass uns das Töten lehrte. Dies erinnerte mich an unsere Eltern. Ich war überrascht, dass sie mit Schwertern kämpfen konnten. Ich lernte es in der Kaserne und brachte es Caitlyn bei, doch woher konnten die beiden es? Eine Frage, die mich bis heute beschäftigt.

Ich ging mit der Hand über die Bücherregale gleitend weiter den Regalen entlang. Schließlich erkannte ich, wie Staub durch eine schmale Spalte, zwischen den verkohlten Holzregalen, von einem Windzug hineingezogen wurde. Musternd lief ich darauf zu und untersuchte den Spalt. Ich zog an dem Regal und sie öffnete sich, wie eine Tür. Quietschend und über den Boden schürfend, lies sich die geheime Tür nur schwer aufziehen. Jedoch als ich sie schließlich vollständig aufstemmte, entdeckten wir beide einen Gang dahinter, ein steinernes Gewölbe, das in die Dunkelheit führte. Caitlyn nahm eine kleine Holzbohle und wickelte ein trockenes Stück Stoff drumherum. Sie zündete dies an einem noch kleinen flimmernden Feuer auf dem Boden an und hatte dadurch eine Fackel. Sie gab mir die Fackel und lief voraus, während ich den Weg erhellte. Der Tunnel war lang und gründlich gebaut, wie die alten Abwasserkanäle der römischen Städte, so roch es zumindest dort drin. Man hörte die Wassertropfen, die auf den Boden tropften, nachdem sie vom Grundwasser durch die Schlitze der Steine hindurch geflossen waren.

Der Tunnel schien zu enden und wir erreichten einen kleinen Raum, wir zündeten die Fackeln an den Wänden an und der Raum wurde vollständig mit Licht überflutet. Wir erkannten, dass dieser Raum völlig unbeschädigt war, jedoch keines Wegs aufgeräumt. In der Mitte stand ein großer Schreibtisch und drumherum viele Regale mit Schriftrollen und Karten. Es schien wie ein geheimer Arbeitsplatz von Vater. Aber wieso sollte er einen geheimen besitzen? Catilyn durchsuchte den Schreibtisch und deren Schubladen und entdeckte eine zusammengerollte Karte, auf der unsere Namen aufgeschrieben waren. Es war eine eingezeichnete Insel, jedoch ohne Wegbeschreibung. Nur ein Rätsel, das auf der Rückseite verzeichnet war. Als Überschrift war noch etwas anderes geschrieben, auf gälisch, dass wir innerhalb der Familie oft sprachen. Dort stand „Saorsa“, was übersetzt „Freiheit“ bedeutet.

Wir beschlossen, diese Insel zu finden, dort in Ruhe leben zu können. Ein Hinweis schrieb unser Vater. „Reist niemals nur allein, denn nur Glück allein, bringt keinen Frieden.“ Wir brauchten also noch weitere Menschen, die uns folgen würden. Und vor allem einen Menschen, der ein Schiff hatte. Doch wo konnten wir solche Verrückte auftreiben, die zwei Geschwistern folgen würden, die den König niedergestochen hatten und Hochverrat begannen. Außerdem wusste keiner von uns beiden, ob diese Insel wirklich existierte.

„Dying Whale“ lautete die Antwort. Diese Taverne war bekannt, dass dort nur der schlimmste Abschaum sich vergnügte. Ein Sammelbecken von Dieben, Piraten und anderem Gesindel.
Wir betraten die dunkle, verrauchte große Stube, die nur von schmutzigen Öllampen erleuchtet wurde. Der Gestank von schwitzenden Männern, Bier und Salzwasser überschwemmte das gesamte Haus. Wir saßen uns an einen Tisch am Rande des Raumes und musterten das Menschengetümmel. Die wilde Musik erklang und die alten Seeleute begannen passend dazu wild zu tanzen. Irgendwann sprach ich den Wirt an und fragte: „Sagt, gibt es hier gute Segler, die ein Schiff besitzen?“
„Wieso, wollt Ihr fliehen, Sir?“
Ich grinste nur leicht verlegen und überlegte: „Ich habe nur ein Ziel, dass ich erreichen muss.“
„Also gut, versucht es dort drüben. Käpt´n Robert. Er ist einer der Besten, jedoch nicht leicht zu überzeugen.“
„Ihr habt meinen Dank, Sir.“
Somit ging ich zurück und nickte zu Caitlyn in die Richtung des Käpt´n. Der ältere Mann saß locker zurückgelehnt an dem Tisch, während er eines seiner 10 Grogkrüge austrank.
Ein langer, buschiger Bart verdeckte einen großen Teil seines Gesichts, zudem waren die sichtbaren Stellen an seinem Gesicht mit Narben verziert.

Wir blieben vor ihm stehen und er hob nur den Finger, während er den Grog in einem Schluck austrank. „Ihr seid Käpt´n Robert, Sir?“
Er nickte langsam und sah zu uns musternd hoch. „Aye, was wollt Ihr von mir?“
Caitlyn trat vor: „Wir suchen den besten Segler mit einem Schiff, der uns zu einer Insel führt.“
Er hob eine Braue. „Welcher Insel, je nachdem wie diese Insel besiedelt ist, kann ich zustimmen oder nicht.“
„Die Insel ist nicht besiedelt. Glauben wir zumindest“, antwortete ich.
Der Käpt´n lachte: „Ihr glaubt? Junge, wenn du mich und mein Schiff dabei haben willst, solltest du überzeugt sein und nicht glauben.“

Ich atmete durch und zeigte ihm die Karte. „Ist Euch diese Insel bekannt, wenn Ihr überhaupt die Insel dieser Welt kennt?“ Der Käpt´n hob den Finger mahnend: „Es gibt keine Insel, die ich nicht kenne in den Weltmeeren.“ Ich hob grinsend eine Braue und öffnete die Rolle, nachdem ich mich vorsichtshalber umgeschaut hatte, dass keiner uns beobachtet, jedoch sind alle mit Essen, Trinken oder Tanzen beschäftigt. „Seid Ihr Euch da wirklich sicher?“ Nachdenklich untersuchte der Käpt´n die Karte und blickte verwundert. „Entweder ein Atoll oder diese Insel gibt es nicht.“ Caitlyn sah den Käpt´n mit entschlossenen Blick an. „Wir sind auf jeden Fall von eines überzeugt, und zwar, dass unser Vater, der diese Karte angefertigt hatte, niemals sich einfach eine Insel ausdenken würde. Vor allem, weil er uns dort hinschickt.“

„Wieso fragt Ihr dann nicht Euren Vater, als Kartograf hat er doch bestimmt Möglichkeiten ein Schiff zu chartern.“ Unsere Blicke verrieten alles, als hätten unsere Gesichter ein Schild, worauf unsere Vergangenheit beschrieben stand. Der Käpt´n nickte durchatmend: „Ich verstehe … also gut, mir wurde es eh zu langweilig hier. Ihr habt mich dabei.“
Ich blickte zu Caitlyn grinsend und mit freudiger Stimme: „Wir haben unser Schiff.“
Der Käpt´n stand auf und setzte seinen Hut auf. „… Mein Schiff. Außerdem wird noch einer dabei sein. Ich werde das Schiff nicht mit zwei unerfahrenen Kindern segeln. Ach übrigens, mein vollständiger Name lautet Käpt´n Henry Robert und mein Schiff ist die Seglair Dorcha.“

Wir merkten uns den Namen und wir folgten ihn schließlich zu einem anderen Mann, der an der Schenke saß. Henry stellte ihn uns vor. „Darf ich vorstellen, Jonathan Blackthorn. Er ist zwar nicht der Beste, aber ein erfahrender Seemann und ein guter alter Freund. Er war der Einzige auf meiner Seite, nach der Meuterei.“ Ich blicke überrascht: „Eine Meuterei?“
„Lange Geschichte, meine Crew wandte sich gegen mich. Ich konnte das Schiff noch retten, die Crew jedoch nicht. Na ja und jetzt sitze ich hier fest, denn man braucht mindestens drei Leute um das Schiff wirklich gut zu segeln.“

Nach einem kurzen Gespräch mit Jonathan wurden wir jedoch unterbrochen. Durch die Tür der Taverne stürmten plötzlich englische Soldaten rein und ein Mann, der nicht nach dem Militär aussah, sprach den Wirt an. „Wir suchen zwei Personen. Ein Mann und eine Frau. Sie haben den König umgebracht und wir haben einen Haftbefehl gegen sie.“ Sie zeigten Phantomzeichnungen von uns und hielten dies hoch. Der Wirt blickte überrascht, so wie die Anderen, als der Satz fiel: „Der König wurde umgebracht.“ Caitlyn und ich wurden nervös und versteckten uns hinter zwei Holzpfeilern. Wir dachten, wir wären jetzt hier in der Falle, doch danach passierte etwas, dass wir nicht erwarteten. Die Gäste der Taverne, die Diebe und Piraten, versammelten sich unauffällig vor uns und verdeckten uns. Der Mann sah in die Menge. „Wir wissen, wer ihr alle seid. Und wenn nicht einer spricht, dann hetze ich die gesamte Armee auf diese Taverne.“ Ein großer, breiter schwarzer Mann trat hervor und sprach mit seiner tiefen Stimme: „Ihr werdet nicht an uns vorbeikommen.“

Auf einmal stürmten die Soldaten und die Diebe aufeinander zu. Sie prügelten und bekämpften sich. Ich drängelte mich maskiert durch die Menge und ging zum Wirt, der sich hinter seiner Theke verstecke. „Wieso tut ihr alle das für uns?“
„Ihr habt den König umgebracht. Es sind nur noch seine Streitkräfte übrig, dann kann die Witwe des Königs die Macht übernehmen und die Zeiten für uns werden besser. Ihr beide habt eine Revolution gestartet.“
Caitlyn kam mir hinterher und rief mich zu ihr. „Wir müssen los. Komm schon Bruder!“ Ich nickte und folgte ihr durch die schlagende Menschenmenge. Den Musikern interessierte dies wohl nicht und sie spielten weiter ihre schnelle wilde Seemannsmusik. Der Käpt´n und seine Crew prügelten sich weiter durch die Taverne hinaus zu einem versteckten Hafen. Wir waren gerade dabei das Schiff abzulegen, als ich sah, wie die Soldaten gerade uns hinterherrannten. „Die Leinen los, schnell!“ Schrie Henry. Wir hatten Schwierigkeiten, die Leinen zu entwirren und abzulegen. Das Klappern der Rüstungen wurde immer lauter und sie kamen immer näher. Ich nahm das Schwert und kappte die Leine durch, als ich merkte, ich schaffte es nicht sie zu entwirren.

Die Hand von dem Mann erreichte fast meinen Umhang, doch Jonathan schlug ihn mit einem Paddel ins Gesicht, weshalb er auf den Steg zurückschleuderte und zu Boden fiel. Wir fuhren ab und ließen den Hafen und die britischen Inseln hinter uns.

Die „Sealgair dorcha“ segelte Richtung Süden, so wie die Hinweise auf der Karte es andeuten. Ich studierte die Zeilen, die unser Vater aufschrieb und ging alles im Kopf durch.
Doch eine angenehme Fahrt wurde es nicht. Ein gewaltiger Sturm zog auf. Hohe Wellen, die über das Deck schwappten und dichter Regen. Alle packten bei den Segeln an und wurden immer wieder von den überschwappenden Wellen über das Deck gespült. Stunden später legte sich der Sturm, die kleine, aber schon gut zusammenspielende Crew konnte sich eine Ruhezeit gönnen.
Doch hielt diese nicht lange an. Henry schaute stets zum Horizont und hielt Ausschau mit seinem Fernglas. Ich war immer vertieft in den Hinweisen und versuchte diese zu verstehen.
Ich musste viel mit ihm zusammenarbeiten und er verriet mir viele seiner Weisheiten. Ich erkannte in ihm nicht nur den Käpt´n, sondern einen Mentor, einen Lehrer, der mir alles beibrachte, was ich über das Segeln und Navigieren verstehen musste.

Dieses Wissen trug ich Caitlyn weiter und die Crew wurde immer eingespielter. Wir dachten in den ruhigen Abenden, während wir auf den Sonnenuntergang schauten, wir währen ohne Hindernisse. Mir kamen immer wieder meine Eltern in Erinnerungen. Ich stellte mir vor, wie sie neben Caitlyn und mir standen und mit uns den Sonnenuntergang betrachteten. Mein Gefühl war jedoch weg, dass ich nie dachte, ich würde es vermissen. Das Gefühl der Beobachtung. Seitdem ich weiß, dass die beiden uns immer beobachteten, wollte ich das Gefühl nicht mehr loslassen, doch verschwand dies, als sie in unseren Armen starben.

Während der gesamten Reise hielten wir an verschiedenen Häfen an, um unsere Vorräte aufzustocken. Caitlyn und ich lernten viele Völker und Kulturen kennen. Auch verschiedene Tierarten, die wir in unserer Heimat niemals zu Gesicht bekamen, entdeckten wir. Es waren kurze glückliche Momente, die uns wieder motivierten weiterzumachen. Nach einer langen und anstrengenden Reise von einem Jahr, wahren wir angekommen. Ich kannte alles aus dem Rätsel unseres Vaters auswendig und ich war überzeugt, wir waren genau an dem Ort, wo wir sein sollten. Doch nichts war zu sehen. Nur Felsen, auf denen Wrackteile anderer Schiffe verteilt waren, die es wohl auch schon versuchten hier entlangzufahren. „Also war die ganze Reise, die ganze Anstrengung um sonst? Wir haben kaum Vorräte noch, wir haben Flaute und keine Insel weit und breit. Ich glaube, euer Vater hatte einfach nur Fantasien oder hatte sich einfach vertan bei der Insel.“

Ich musterte die Karte. Ich kann doch nichts übersehen haben. „Das ist nicht möglich, es sollte genau hier sein.“ Der Käpt´n war enttäuscht, doch nicht wütend, im Gegensatz zu Jonathan. Caitlyn sah in die Runde und beruhigte die hitzige Situation. „Wir sollten Geduld haben. Wir warten, bis der Wind zurückkehrt und durchsuchen dann das gesamte Gebiet.“ Dies taten wir auch. Der Wind kam wieder, doch stärker als erwartet.

Kapitel 5. Die verbogene Welt

Dunkle Wolken türmten sich wie die drohenden Mauern einer Festung, und Blitze zerrissen den Himmel, als wäre dieser selbst in einem erbitterten Krieg gefangen. Der Wind peitschte über das Deck, ließ die Segel knattern und die Masten ächzen. Die See tobte, als hätte sie sich gegen die Eindringlinge verschworen. Jonathan stand am Steuer, seine Hände fest um das nasse Holz geklammert, die Augen scharf auf das tobende Meer gerichtet. Vor uns entwickelte sich ein gewaltiger Strudel, dessen Zentrum wie ein gieriges Maul alles in sich zu ziehen schien.
Plötzlich ertönte ein donnernder Kanonenschuss, und eine Kugel zischte knapp an uns vorbei. Das Kriegsschiff des Söldners Marcus, die „Judge“, war aufgetaucht und näherte sich in bedrohlichem Tempo. Die gesamte Crew eilte auf ihre Positionen, Waffen wurden gezückt. Ich stand an einer der schweren Armbrust, meine Muskeln angespannt vor Anstrengung, während Caitlyn mit scharfen Augen das gegnerische Schiff beobachtete, bereit, jeden anzugreifen, der es wagte, an Bord zu kommen.

Der erste Zusammenstoß war brutal. Die Schiffe krachten gegeneinander, Holz splitterte, und Männer wurden in die tobende See geschleudert. Ich zog mein Schwert und stürzte mich in den Nahkampf. Die Luft war erfüllt von dem Klang klirrender Klingen, dem Donnern der Kanonen und den Schreien der Verwundeten. Als die letzten feindlichen Soldaten auf uns zustürmten, wirbelten Henry und ich herum und parierten den Schlag, bevor die Gegner einen gezielten Hieb versetzten. Blut spritzte, und die Männer fielen rücklings über Bord. Henry stand inmitten des Getümmels, seine Augen funkelten vor Kampfeslust. Er schwang seinen Dolch mit einer Präzision, die seine jahrelange Erfahrung auf See verriet. Doch das Kriegsschiff war gut bemannt, und Marcus führte seine Männer mit eiserner Hand.
Danach, mitten in der Schlacht schrie Henry mit voller Inbrunst einen Satz, den ich nie vergessen werde: „Fürchtet den Tod nicht, denn er fürchtet uns!“ Es waren genau die richtigen Worte für uns und motivierte uns weiterzukämpfen.

Wir, die Crew der „Sealgair Dorcha“ kämpften verbissen, doch die Übermacht war erdrückend. Plötzlich durchzog ein entsetzlicher Schrei die Luft, und ich sah entsetzt zu, wie die Klinge des Söldners, Henry in die Seite traf. Unser Käpt´n taumelte, sank auf die Knie, doch in seinen Augen brannte immer noch das Feuer des Kriegers. Henry lag am Boden und ich eilte an seine Seite. Ich erkannte die Situation wieder. Wieder lag ein geliebter Mensch zu Boden. Schon wieder musste ich zusehen, wie ein Mensch, der mir wie ein Vater wurde, zu sterben drohte. „Edward, Edward. Ich habe viel von dir lernen können. Deine Entschlossenheit beeindruckte mich. Ebenfalls die deiner Schwester.“
„Nein, nein. Käpt´n Ihr müsst aufstehen und weiter kämpfen. Wir haben es fast geschafft. Ihr müsst uns doch weiter zur Insel führen.“

Der Käpt´n schüttelte den Kopf: „Nein, du warst es, der uns führte und du wirst es weiter tun. Als Käpt´n.“ Während er diese Worte mit gedrückter und rauer Stimme sprach, überreichte er mir seinen Kompass. „Bring alle sicher in die Freiheit.“ Ich nickte entschlossen in seine Augen und sprach mit tiefer Stimme. „Aye Sir.“ Ein seichtes Lächeln kam über seine Lippen und er schloss langsam seine Augen. Caitlyn und Jonathan bekamen das mit und waren erschüttert von dem Anblick, während sie weiter Schwert an Schwert weiter kämpfen mussten und nicht zu ihm eilen konnten.
Ich nahm seinen Hut ab und legte ihn auf seine Brust, und überkreuzte seine Hände darüber. Tränen fielen aus meinen Augen auf den rauen Stoff des Huts. Mit einem Schrei der Wut und Trauer erhob ich mich, meine Augen loderten vor Entschlossenheit. Ich musste erneut eine solche Erfahrung durchmachen und hatte genug.

„Für Henry!“, rief ich, und die Crew antwortete mit einem einheitlichen Kampfschrei. Die Crew kämpfte nun mit der Wut und Entschlossenheit derer, die nichts mehr zu verlieren hatten. Der Kampf tobte weiter, der Strudel zog die Schiffe tiefer in sein Zentrum, doch ich führte meine Mannschaft mit einer unnachgiebigen Wildheit. Plötzlich sah ich Marcus auf mich zukommen, das Gesicht des Söldners war zu einer grausamen Maske verzerrt. Er griff mit tödlicher Präzision an. Ich parierte den Schlag, und ein erbitterter Zweikampf entbrannte. Klinge traf auf Klinge, Funken sprühten, und wir beide kämpften, als hinge unser Leben – und das unserer Crews – davon ab. Marcus setzte zu einem mächtigen Schlag an. Doch ich, mit einem geschickten Manöver, wich aus und stieß meine Klinge tief in Marcus’ Seite. Der Söldner stöhnte, sein Griff lockerte sich, und mit einem letzten, hasserfüllten Blick stürzte er in die Tiefe des Strudels. Wir schrien vor Jubel und erhoben unsere Schwerter in die Lüfte.

Wir hatten wieder Hoffnung. Doch die Gefahr war noch nicht gebannt. Der Strudel zog das Schiff unerbittlich in sein Zentrum. Jonathan, Caitlyn und ich kämpften gemeinsam verzweifelt, das Schiff auf Kurs zu halten, doch die Kräfte der Natur waren zu stark. Wasser brach über das Deck, und die Welt um uns herum verwandelte sich in ein Chaos aus tosenden Wellen und stürmischen Winden. Ich weiß noch genau, welche Angst mich durchströmte, als ich die Wand des Wassers über uns fallen sah.
Die „Sealgair dorcha“ wurde von den tobenden Wassermassen erfasst und in die Tiefe gerissen.
Mit einem Ruck erwachte ich. Verwirrt lag ich im nassen Sand, das Rauschen der Wellen in den Ohren, das Licht der Morgensonne blendete mich. Benommen richtete ich mich auf und blickte mich um. Die Überreste des Schiffes lagen verstreut am Strand, und um mich herum erwachten Caitlyn und Jonathan, erschöpft, aber am Leben. Die Insel, auf der wir gestrandet waren, war fremdartig und wunderschön. Üppige Vegetation bedeckte das Land, exotische Vögel sangen in den Bäumen, und ein Fluss aus klarem, glitzerndem Wasser schlängelte sich durch das dichte Grün. Wir hatten das Paradies gefunden, doch es war nicht das Ende unserer Reise, sondern der Anfang eines neuen Lebens. Die Welt fühlte sich an wie das Paradies, doch irgendwie auch fremd. Alles sah nicht so aus, wie ich es von anderen Inseln kannte. Wir wanderten die Insel entlang und entdeckten eine große Höhle am Ende eines Fjords. Die schwüle Hitze der Insel war gewöhnungsbedürftig und erschwerten unsere Wanderung. Diese Höhle bot Schutz und war versteckt, falls noch weitere Schiffe des Söldners auf dem Weg waren.

Wir sammelten uns also die Überreste des Schiffes nach und nach zusammen und bauten uns ein neues Zuhause. Die Höhle wurde zu unserem Versteck, einem Ort von Ruhe und Frieden. Ich, nun der Kapitän, wurde von den Anderen als Anführer akzeptiert, doch war ich noch jung und musste einiges über das Führen einer Crew lernen, das ich wohl im Laufe der Zeit erfahren werde.
Wir gründeten den Orden der Schattenwölfe, eine Gemeinschaft, die in Frieden und Wohlstand leben wollte, weit entfernt von den Zwängen der Welt des Krieges. Unter meiner Führung begann ein neues Kapitel unseres Lebens, geprägt von Zusammenhalt, Mut und dem unerschütterlichen Willen, unsere Freiheit mit allen Mitteln zu bewahren und falls nötig auch unsere alten Fähigkeiten des Diebes und der Piraterie zurückzuholen.

Ich blickte am Strand auf den Horizont in den Sonnenuntergang, nachdem ich Holz für unser Versteck gesammelt hatte. Catilyn stoß dazu und stellte sich neben mich, während sie ebenfalls in den Horizont blickte. „Glaubst du, dass es zu Ende ist und wir unser Ziel erreicht haben?“
Ich atmete nachdenklich durch und schenkte meiner Schwester keinen Blick, als ich anfing zu sprechen. „Nein, es war nur das Ende einer Ära. Jetzt beginnt endlich ein Kapitel unseres Lebens, auf das wir so lange hingearbeitet haben. Es werden bestimmt weitere uns folgen, die den Frieden suchen, wie wir. Und sich das nehmen, was ihnen zusteht.“

Caitlyn nickte und legte ihre Hand auf meine Schulter. „Davon bin ich überzeugt.“ Und somit fing es an, das neue Kapitel meines Lebens. Eins, das wohl voller Überraschungen und Abenteuer beginnen wird. Wer weiß, was noch alles auf mich und meine Crew treffen wird, aber ich bin davon fest überzeugt, dass es kein langweiliges Leben für uns geben wird.

~Ende?

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Mehr über die Macbeth Geschwister

Edward und seine Schwester sind unzertrennlich.
Eine ausführliche Beschreibung zu Caitlyn Macbeth und die gesamte Geschichte aus ihren Augen, wurde von @xItsYari verfasst und kann hier gefunden werden : Caitlyn Macbeth - das Mädchen des Schattens

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